Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Billig-FPGA-Entwickler wo man hinsieht


von Weltbester FPGA-Pongo (Gast)


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Ich habe das Thema schon gestern schreiben wollen, wollte mir aber nicht 
den Vorwurf des Freitagstrollens gefallen lassen.

Seit einigen Wochen wird da Forum von immer mehr Leuten bevölkert, die 
sich FPGA im Selbststudium mal so eben nebenbei beibringen wollen, aber 
kaum Ansatz haben, entweder Softwareentwicklung oder Digitalelektronik 
zu verstehen, weil sie keinem der beiden Felder eine Ahnung haben, was 
aber notwendig ist, um wenigstens die Hälfte dessen zu verstehen, was da 
passiert.

Auch wenn ich meine derzeitige Firma und die davor ansehe und mich an 
den Hochschulen umsehe, mit denen wir zu tun haben, beschleicht mich der 
Eindruck, dass massenweise dünnbrettbohrende FPGA-Experten ausgebrütet 
werden, die an die Projekte in den Firmen drangelassen werden. Wir haben 
hier derzeit 4 Studenten rumsitzen, die allesamt komplette Anfänger 
sind, aber an sensiblen Projekten bauen und dabei mittelmäßige Qualität 
abliefern - um nicht zu sagen, sehr mittelmäßige.

Ein Grund ist, dass immer mehr mit FPGAs gemacht wird, die Entwickler 
aber zu beizuschaffen sind, angeblich und wenn, viel zu teuer kommen.

Laufen wir hier in ein Problem rein?

Ich kann mich nicht mehr 100% erinnern, aber Lothar hat hier irgendwo 
man einen Kommentar zu abgesetzt, oder war es Falk, keine Ahnung. 
Jedenfalls wird von einem Problem für die deutsche Industrie gesprochen, 
das ich inzwischen auch sehe.

Bei mir ist es nämlich so, dass praktisch über die Hälfte meiner 
Arbeitszeit schon in die Korrektur von Code geht, was Konzepte 
anbelangt, die andere Hälfte ist Diskussion um Qualität. Leider setzt 
sich in den Firmen immer mehr die Haltung durch, daß man lieber 
einfachen dummen und ineffektiven Code baut, den die Entwickler noch 
verstehen und dafür mehr FPGA-Power einkauft, da die Entwickler ja 
billig genug sind.

Ich beziehe mich da auch auf eine interne Diskussion, wo sich 
Projektleiter X.Y. den Namen sollte ich hier eigentlich nennen, 
ausdrücklich dafür ausgesprochen hat, lieber alles in Software zu 
machen, also die FPGAs richtig dich und dann Linux drauf, weil er dafür 
Entwickler zum halben Preis bekommt.

Welche Tendenzen gibt es in euren Firmen?

von Weltbester FPGA-Pongo (Gast)


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Vielleicht noch Folgendes: Der Herr Projektleiter ist seit 6 Monaten in 
der Firma, macht ein bisschen auf Teamleiter und hat nach seinem 
Xing-Profil zu deuten, keine Erfahrung mit Hardware. Er hat nur C++ und 
Python als Programmiersprachen parat und dafür PL gemacht.

Ist das jetzt die Show, überall Softwareheinis einzustellen, die alles 
auf Software umstellen und dann wiederum Softwareheinis dran tun, weil 
die billig genug sind?

Das kann es nicht sein!

Wo bleiben denn eigentlich die Qualitätsstandards bei FPGAs und warum 
ist es immer noch so, dass jeder Hinz und Kunz meint, das im Vorbeigehen 
lösen zu können und zu müssen?

Bei der Hauselektronik und der Gasleitung fangen sie ja auch nicht an 
und bauen mal ein bisschen drauf los, oder basteln an den Autos beliebig 
umher, weil es Behörden gibt, die da einen Riegel vorschieben.

von Lars R. (lrs)


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@Weltbester FPGA-Pongo:

Deine Beobachtung sehe ich nicht als FPGA-spezifisch, sondern über 
nahezu alle IT-Bereiche verteilt. Aus Deiner Perspektive heraus kann man 
es auch als Chance/Vorteil sehen und nicht als Problem; ...wenn man es 
richtig anpackt/betrachtet.

von D. I. (Gast)


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Gute Zeiten für Freiberufler die den Billigschund der Anfänger 
geraderücken.

von Lars R. (lrs)


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...und für Leute, die gleich die "ganze" Leistung anbieten.

von Weltbester FPGA-Pongo (Gast)


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Der Punkt ist doch der, dass es sich eben NICHT rechnet, sondern die 
Verantwortlichen nur denken, dass dem so ist. Es ist nämlich so, dass 
sobald jemand erfahrener wird, auch mehr Geld bekommen will, was einige 
auch tun, indem sie sich abwerben lassen und dann neue geholt werden 
müssen. Das geht irgendwie nicht in die Rechnung ein und damit nicht in 
die Köpfe.

Genauso wenig geht es in die Köpfe, dass mittelmäßige Leistung immer 
irgendwo aufschlägt, sei es in der Fertigung, der Inbetriebnahme oder 
bei fertigen Produkten im Markt über die Garantierückläufer. Man sollte 
meinen, dass genau dies der Geschäftsleitung ein Dorn im Auge sein muss, 
aber leider hat es immer öfters solche seltsamen Konstrukte wie offshore 
Marketing, wobei offshore schon in den eigenen vier Wänden beginnt:

Das Produktmanagement, die selbsternannte Truppe, die die eigentlich 
Firma darstellt, beauftragt die Entwicklung mit der Herstellung eines 
Prototypen und Fertigungsunterlagen, ab da geht es in die Fertigung und 
von da zu einer Vertriebsfirma.

Fertigung und Marketing machen Gewinne, die Entwicklung nur Verluste. 
Komischerweise macht auch die IT der gesamten Firma Gewinne.

Die Vertriebseinheit ist eigenständig und handelt auf eigene Rechnung 
und damit ist es der Entwicklung egal, ob die viele Gewinne machen oder 
nicht. Im Gegenteil: Da die Holding in St Nimmerlein sitzt und dort die 
Gewinne versteuert, ist es nur gut, wenn das deutsche Marktsegment, das 
den Service macht, Miese erwirtschaftet,  die man hier verrechnen kann.

Komisch ist, dass die ausländischen Vertriebseinheiten enorme Gewinne 
machen, weil die keinen Service bieten müssen. Der läuft ja im deutschen 
Headquarter. Besonders viele Gewinne macht die Niederlassung in 
Liechtenstein und in Luxemburg und seit einigen Jahren die in den 
Niederlanden. Wenn eine VTE schlecht ist, weil deren Produktlinien nicht 
laufen, wird sie zugemacht.

Das Ergebnis: Die von den Billigheinis entwickelten Gerätelinien werfen 
immer weniger ab und werden aussortiert.

Es könnte mir ja egal sein, könnte man meinen, weil ich ja mein Gehalt 
kriege. Dummerweise habe ich aber auch noch eine Firmenpension, die von 
den Gewinnen abhängt, die immer kleiner werden und auch Aktien des 
Konzerns. Noch!

Mein Tipp. Kauft keine Aktien von eurer eigenen Firma.

von Gerd E. (robberknight)


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Weltbester FPGA-Pongo schrieb im Beitrag #4665450:
> Ich beziehe mich da auch auf eine interne Diskussion, wo sich
> Projektleiter X.Y. den Namen sollte ich hier eigentlich nennen,
> ausdrücklich dafür ausgesprochen hat, lieber alles in Software zu
> machen, also die FPGAs richtig dich und dann Linux drauf, weil er dafür
> Entwickler zum halben Preis bekommt.

Wenn es um eine geringe Stückzahl geht, der Stromverbrauch und 
Wärmeentwicklung keine Rolle spielen und es hinterher läuft - warum 
nicht?

Dumm wirds nur, wenn Du am Ende der geplanten Entwicklungszeit merkst, 
daß da ein dicker Fehler im Konzept ist der nicht durch ein paar Hacks 
zu beseitigen ist. Dann brauchst Du einen Vollprofi der Feuerwehr 
spielen muss und die Karre noch einigermaßen rechtzeitig aus dem Dreck 
gezogen bekommt. Der dürfte alles andere als billig sein und wenn das 
öfter nötig wird den finanziellen Erfolg dieser Strategie zunichte 
machen.

Die Folge ist leider bei so mancher Firma daß dann nicht etwa wieder auf 
qualifiziertes Personal umgestellt wird, sondern die Produkte mit 
eklatanten Mängeln auf den Markt gebracht werden und diese auch später 
nicht über Updates beseitigt werden.

von Strubi (Gast)


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Moin,

ich drücks mal ähnlich aus: Ich wollte mich zu dem Thema eigentlich gar 
nicht mehr äussern, aber es gibt eben auch leider zuviel zu bestätigen.
In der Schweiz ist es leider auch nicht besser.
Um sich von der breiten Masse der Bachelor/Master bis Xing/Linked-In 
Bullshit-Bingo-Vertreter abzuheben, scheinen aber immer mal wieder gute 
Leute einzuwandern. Die trifft man dann in kleinen kurzlebig-innovatigen 
Firmen recht oft an.

Zum Problem für die Industrie: Es ist schon längst da und ist auch nicht 
auf FPGA oder Software beschränkt.

Mal so ein paar Punkte:
a) Ausbildung hinkt hinterher oder die Lehrmittel sind veraltet, gerade 
wenn's um FPGA-Technologien geht.
b) Studentenverzärtelung: Disassemblierung und Fehlersuche mit Oszi 
scheint "out". Kein Raum mehr für tiefgehenderes Verständnis. Das 
spiegelt sich auch in der Tat an den im hiesigen Forum gängigen Fragen 
wider.
c) Die HR-Abteilungen der schon mittelgrossen Firmen machen einem 
laufend vor, dass man mit Bullshit-Bingo und einer Menge Freunde bei 
LinkedIn usw. optimal weiterkäme. Ergo bedient jeder mit gerade 
ausreichendem Halbwissen ausgestatteter Master dieselbe Masche.

Das Problem ist so akut, dass Firmen in der Hightech-Branche sich schon 
fast symptomatisch in Rekordzeit ganze Zweige kaputtmanagen, was für die 
Technik-Entwicklung fatal ist, denn diese "Fails" gehen dann bei den 
Investoren als generisch ein, dementsprechend wird dann auf Schwachsinn 
(z.B. den "Big Data" Hype) gewettet und der Geldhahn bei nachhaltigen 
Technologien zugedreht. Solche grandiosen Fehleinschätzungen werden dann 
im Management durch tolle Optimierungsideen kompensiert, die in den oben 
beschriebenen Szenarien enden. Und Spezialisten schliesslich den 
Schutthaufen idealierweise kurz vor der Deadline aufräumen (oder von 
vorne machen) müssen. Das ist dann richtig angenehm, als Externer unter 
Preisdruck zu performen, weil man ja schon fast alles Budget im 
akademischen Xing-Bingo verzockt ist.

Das klingt jetzt alles bisschen sehr böse, aber leider ist das meiner 
Meinung nach der Sand in der Maschine und der Grund, warum kaum noch 
Nährboden für richtig gute Innovationen zu finden ist. Nebenbei zieht 
eine grosse Schmarotzerbranche ein gutes Geschäft mit der Vermittlung 
von Spezialisten auf, die Personalvermittlungen der halblegalen bis 
komplett illegalen Art schiessen in der Schweiz wie Pilze aus den Boden.

Da sind wir also. Irgendwann wird der Zeitpunkt erreicht sein, wo die 
guten Ingenieure unzufrieden sein werden und streiken, wenn man letzeres 
denn noch lernt, in der Resistance ist der typische Schweizer und 
Deutsche ja nicht gerade Profi.

Aber man kann ja mal damit anfangen, gewisse Praktiken zu 'leaken'.

von Falk B. (falk)


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@Weltbester FPGA-Pongo (Gast)

>Der Punkt ist doch der, dass es sich eben NICHT rechnet, sondern die
>Verantwortlichen nur denken, dass dem so ist.

Welcome to the real world Neo ;-)
Dieses Problem ist weder neu noch spezifisch. Es ist das allgegenwärtige 
Peter-Prinzip.

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

Das ist kein Witz sondern Realität. Wer den Witz zu Realität sucht, ist 
beim Dilbert-Prinzip bestens aufgehoben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Dilbert-Prinzip

Gutes Personal ist IMMER knapp, das gilt dreifach für Führungspersonal. 
Der Projektleiter hat den kleinkarierten Tunnelblick und denkt, mit 
seinem kleinen technischen Horizont praktische alle Probleme lösen zu 
können. Soll er mal. Schlechte Grundsatzentscheindungen und Designs 
werden jeden Tag geboren, nicht nur in der Politik. So what!

>Komisch ist, dass die ausländischen Vertriebseinheiten enorme Gewinne
>machen, weil die keinen Service bieten müssen. Der läuft ja im deutschen
>Headquarter. Besonders viele Gewinne macht die Niederlassung in
>Liechtenstein und in Luxemburg und seit einigen Jahren die in den
>Niederlanden. Wenn eine VTE schlecht ist, weil deren Produktlinien nicht
>laufen, wird sie zugemacht.

Das ist kleine 1x1 der BWL-Rechnungstricks.

>Das Ergebnis: Die von den Billigheinis entwickelten Gerätelinien werfen
>immer weniger ab und werden aussortiert.

Ein natürlicher und irgendwie auch sinnvoller Vorgang.

>Es könnte mir ja egal sein, könnte man meinen, weil ich ja mein Gehalt
>kriege. Dummerweise habe ich aber auch noch eine Firmenpension, die von
>den Gewinnen abhängt, die immer kleiner werden und auch Aktien des
>Konzerns. Noch!

Tja, Pech. Wenn du ernsthaft glaubst, diese Gruppendynamik der 
Unfähigkeit auch nur ANSATZWEISE zu beeinflußen, dann bist du naiv. Sieh 
zu, daß du mit dem Arsch an die Wand kommst und reg dich nicht sinnlos 
auf. Das Leben ist dafür zu kurz und zu wertvoll.

https://www.youtube.com/watch?v=RUNqDK2Ryrg#t=9m43s

;-)

>Mein Tipp. Kauft keine Aktien von eurer eigenen Firma.

Dann sind wir ja schon in der Endphase des Sozialismus, dort glaubte am 
Ende auch keiner mehr ans System und die eigene Firma. Das kommt alles 
wieder ;-)

von MaWin (Gast)


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Weltbester FPGA-Pongo schrieb im Beitrag #4665450:
> Laufen wir hier in ein Problem rein?

Nö. Ist halt wie bei Softwareentwicklung.

Aus all diesen jungen Entwicklern, ob bei dir in der Firma oder in 
China,  wird jemand, der deine Arbeit ebenso gut kann.

Und als du angefangen hast, haben die Älteren ebenso gejammert.

von FPGA-Nebenbei (Gast)


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Dass die Zeiten der überbezahlten FPGA-"Entwickler" längst vorbei sind 
haben nur sie selbst noch nicht bemerkt.

Thread kann also geschlossen.

von Lars R. (lrs)


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MaWin schrieb:
> Weltbester FPGA-Pongo schrieb im Beitrag #4665450:
>> Laufen wir hier in ein Problem rein?
> Und als du angefangen hast, haben die Älteren ebenso gejammert.

Wahrscheinlich nein, denn damals floss in diesem Bereich neues, 
wertvolles Wissen noch von den Universitäten in die Firmen.

von S. B. (Gast)


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> Ein Grund ist, dass immer mehr mit FPGAs gemacht wird, die Entwickler
> aber zu beizuschaffen sind, angeblich und wenn, viel zu teuer kommen.
>
> Laufen wir hier in ein Problem rein?
Das nennt man Angebot und Nachfrage - einerseits beklagst Du Dich über 
mangelnde Kenntnisse und andererseits dürfen die Entwickler aber nicht 
zu teuer sein, also doch wieder Niedriglohn ... ja was denn nun?
Wo sind denn Eure Entscheider?
Dann müßt Ihr in der Firma mal das "potentiell" (damit haben Personaler 
so Ihre Schwierigkeiten) geignete Personal einstellen oder aber einfach 
mal Druck machen auf die verrauchten Lehrpläne in den Unis/FHs, wenn 
Euch die zukünftigen Absolventen nicht gefallen - die können nämlich 
nichts dafür, wenn die Ausbildung veraltet ist.

von Автомат К. (dermeckrige)


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Weltbester FPGA-Pongo schrieb im Beitrag #4665450:
> die
> sich FPGA im Selbststudium mal so eben nebenbei beibringen wollen

Was soll das bedeuten?

Kann ich genauso gut schreiben "die sich Auto im Selbststudium mal so 
eben nebenbei beibringen wollen"

Das Autofahren?
Wartung, Reparatur & Instantsetzung?
Fertigung?
Fahrzeugentwicklung?

von Paul B. (paul_baumann)


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Автомат К. schrieb:
> Kann ich genauso gut schreiben "die sich Auto im Selbststudium mal so
> eben nebenbei beibringen wollen"
>
> Das Autofahren?

Wahrscheinlich kommt da die Bezeichnung "Autodidakt" her. Das ist 
jemand, der sich ohne Fahrlehrer den Umgang mit seinem Boliden selbst 
beigebracht hat.

MfG Paul

von DerMacker (Gast)


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Nicht nur die FPGA-Entwicklung ist schlecht, sondern auch die 
FPGA-Hardwareentwicklung ist unterste Schublade in Deutschland.

Wenn man hier ein FPGA-Modul für tausende Euro kauft, weil es der 
neueste, beste Shit sei den je jemand in seinen Industriesteuergeräten 
eingesetzt hat, dann bekommt ein Modul, dass einfach nicht läuft und 
null Papiere, Doku, Manual, Reference usw. hat.

Das beste ist ja noch, die bauen sowieso nur die Sachen (Starterkits, 
Evaluationsboards) vom Hersteller nach. Und es läuft trotzdem nicht, am 
Telefon gehen Ahnungslose dran.

Schuster bleib bei deinen Leisten.

von Weltbester FPGA-Pongo (Gast)


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S. B. schrieb:
> Das nennt man Angebot und Nachfrage - einerseits beklagst Du Dich über
> mangelnde Kenntnisse und andererseits dürfen die Entwickler aber nicht
> zu teuer sein, also doch wieder Niedriglohn ... ja was denn nun?

Ich bin nicht derjenige, der billige Leute fordert, sondern der, der das 
kritisiert. (dass billige eingestellt werden).

Ich sehe nämlich auch, dass viele FPGA-Entwickler, sobald sie 
einigermassen erfahren sind, die Position wieder verlassen und sich in 
andere Gefile abmachen, weil die Bezahlung nicht mitwächst.

> mal Druck machen auf die verrauchten Lehrpläne in den Unis/FHs, wenn
Gegen die Lehrpläne der FHs/Unis habe ich gar nichts vorzubringen.

Meine Kritik geht dahin, dass Viele nie auf einer Uni waren und das 
vernüftig gelernt hätten. Und das Firmen junge Leute nicht vernüftig 
einarbeiten.

von Weltbester FPGA-Pongo (Gast)


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DerMacker schrieb:
> Nicht nur die FPGA-Entwicklung ist schlecht, sondern auch die
> FPGA-Hardwareentwicklung ist unterste Schublade in Deutschland.
>
> Wenn man hier ein FPGA-Modul für tausende Euro kauft, weil es der
> neueste, beste Shit sei den je jemand in seinen Industriesteuergeräten
> eingesetzt hat, dann bekommt ein Modul, dass einfach nicht läuft und
> null Papiere, Doku, Manual, Reference usw. hat.

Das ist der Punkt! Es wird den Leuten gar nicht die Zeit zugestanden, 
vernüftige Arbeit zu machen. Und es werden Leute drangestellt, die es 
nicht können. Und es wird von Leuten geleitet, die keinen Draht dazu 
haben. Geht man her und bennent reale Zeiten für eine Entwicklung, wird 
es abgelehnt. Nimmt man die kurze optimistische Angabe, läuft das 
Projekt über. Der Projektleiter lernt, dass FPGA-Entwicklung lange 
dauert und trotzdem überlauft, was Zeit und Kosten angeht. Ein 
Teufelskreis.

von Claymore (Gast)


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Hier meint sich mal wieder die geballte Kompetenz versammelt zu haben, 
ohne die die Welt zusammenstürzen würde.

Aber mit so etwas simplen wie einem vernünftigen Umgang mit Leuten aus 
anderen Fachrichtungen scheitern sie mal wieder kläglich. Und am Ende 
wundern sie sich wohl noch, dass sie schlecht bezahlt werden oder keinen 
Job mehr finden, obwohl sie fachlich doch so toll sind.

von Lars R. (lrs)


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@Weltbester FPGA-Pongo:

Ja, das ist normal und gut so. Ja, das ist im Sinne des Konzerns. Das 
wurde schnell beantwortet. Darüber hinaus hast Du eigentlich gar keine 
Frage, oder?

Zu sehen, dass etwas nicht optimal läuft, ist eine einfache Sache. Eine 
ganz andere Sache ist es, einen besseren Zustand her zustellen oder 
überhaupt erst einmal eine Idee von einem bessern Zustand zu haben. Auf 
Basis welcher Kalkulation wölltest Du sagen, dass es dem Konzern besser 
ginge, wenn er mehr Gehalt zahlen würde?

Weltbester FPGA-Pongo schrieb im Beitrag #4665807:
> Geht man her und bennent reale Zeiten für eine Entwicklung, wird
> es abgelehnt.

Warum wohl? Das interessiert Dich scheinbar gar nicht. Natürlich gibt es 
im Konzern viel Reibung. Aber denkst Du, man will prinzipiell 
absichtlich keinen Gewinn machen und lehnt deswegen das tolle Projekt 
ab?

> Nimmt man die kurze optimistische Angabe, läuft das
> Projekt über. Der Projektleiter lernt, dass FPGA-Entwicklung lange
> dauert und trotzdem überlauft, was Zeit und Kosten angeht. Ein
> Teufelskreis.

Passt doch. Warum Teufelskreis?

Weltbester FPGA-Pongo schrieb im Beitrag #4665807:
> DerMacker schrieb:
>> Wenn man hier ein FPGA-Modul für tausende Euro kauft, weil es der
>> neueste, beste Shit sei den je jemand in seinen Industriesteuergeräten
>> eingesetzt hat, dann bekommt ein Modul, dass einfach nicht läuft und
>> null Papiere, Doku, Manual, Reference usw. hat.
>
> Das ist der Punkt!

Ein Stück weit kritisiert Ihr Euch als Entwickler durch das gegenseitige 
Stammtisch-Schulterklopfen schon gegenseitig, ohne es zu merken.

Denn Ihr kauft dann eben immer noch zu billig. Billig, billig, billig. 
Genau das, was der TO kritisiert. Wenn es der "neuste Shit" ist, dann 
ist ein 4-stelliger Betrag nicht teuer, sondern günstig. Die ICs kosten, 
PCB kostet, Geräte, Bürofläche und nicht zu letzt ganz besonders in 
Deutschland die Arbeitszeit (Entwickler, Buchhaltung, ...). Getestet 
werden soll die HW auch noch? Support vom gutbezahlten Entwickler auch 
noch? Und wer keine Vertriebsmachine hat, von dem bekommst Du gar nicht 
erst etwas mit...

Verschont mich mit "Vertrieb ist zu teuer". Wer meint, es ginge anders, 
der möge anpacken. Aber hier wird nur gejammert; nicht nur in diesem 
Thread und Forum, sondern in Deutschland prinzipiell. Meistens geht es 
viel zu gut, als das man an das Anpacken auch nur denken würde.

Letztlich ist das alles doch Getrolle. Nicht im klassischen Sinne, 
insofern ist das Wort nicht ganz passend. Jedoch so, dass sich aus einer 
bequemen Position heraus über Dinge beschwert wird, von denen man keine 
Ahnung hat.

Zu Beginn kommt es noch als sehr analytische Problembeschreibung daher. 
Das löst Interesse und den Verstehenwollen/Helfenwollen-Komplex aus. 
Dann offenbart sich das Ausmaß der Kurzsichtigkeit und der Unwillen.

Der Unterschied zwischen Jammern und Kritik ist, dass man bei Kritik 
einen gangbaren, realistischen Weg aufzeigen kann und aufzeigt, wie es 
besser geht. Die Umsetzung bis ins letzte Detail muss das noch nicht 
beinhalten. Aber wenigstens die Beschreibung eines Zustandes, von dem 
man mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass er besser ist.

"Einfach mehr Gehalt für alle, dann funktionierts. Glaubt mir einfach." 
Das ist wohl kaum ein seriöser, durchkalkulierter Vorschlag.

: Bearbeitet durch User
von Nop (Gast)


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Weltbester FPGA-Pongo schrieb im Beitrag #4665807:
> Das ist der Punkt! Es wird den Leuten gar nicht die Zeit zugestanden,
> vernüftige Arbeit zu machen. Und es werden Leute drangestellt, die es
> nicht können. Und es wird von Leuten geleitet, die keinen Draht dazu
> haben. Geht man her und bennent reale Zeiten für eine Entwicklung, wird
> es abgelehnt. Nimmt man die kurze optimistische Angabe, läuft das
> Projekt über.

Das ist bei Software ganz genauso. Da werden Projekte von vornherein mit 
100% Auslastung angesetzt, so daß die kleinste Unregelmäßigkeit den 
Projektplan kippen läßt. Krankheit, Urlaub (wer rechnet denn damit?!), 
unerwartete Schwierigkeiten. Wenn das bei allen Projekten so gemacht 
wird, bestehen dann auch keine Kapazitäten zum "Einspringen".

Dann hat man auch noch feature creep, weil das change management dem 
Kunden nicht klar sagen mag, daß irgendwo einfach mal die Anforderungen 
eingefroren werden müssen und eventuelle Änderungen erst in der 
Folgeversion kommen werden.

Zudem kommen Anforderungen, von denen zuvor nie die Rede war, daß sowas 
in die Richtung gehen könnte. Weil die Experten, die wissen, was künftig 
gefragt sein wird (Produktmanagement, Marketing, Vertrieb) sowas nicht 
vorher wissen. Oder sie wissen es, kommunizieren es aber nicht, weil sie 
es für selbstverständlich halten. Man soll idealerweise von der 
Architektur her die eierlegende Wollmilchsau entwerfen, die potentiell 
alles können sollte. Das beißt sich dann natürlich mit den Zeit- und 
Ressourcenplänen.

Sowas wie "Sicherheit" kann man ja nicht verkaufen, weil die im 
regulären Anwendungsfall nicht zu bemerken ist. Dann kommt sowas wie BMW 
connected drive raus, löchrig wie ein Schweizer Käse. Oder sowas wie bei 
Chrysler, wo man ein Auto während der Fahrt von außen hacken konnte, so 
daß es im Versuch im Graben landete.

Manchmal sterben deswegen sogar Leute, wie bei der Sache mit Toyota und 
der ungewollten Beschleunigung der Fahrzeuge, wo es ein unglaubliches 
Ausnaß an geballter Inkompetenz gewesen ist. Oder wie beim Absturz des 
A400M in Spanien, wo die Software der Triebwerke fehlerhaft aufgespielt 
war - und sie offenbar keine ausreichende Integritätsprüfung gemacht 
hat, sondern den Triebwerkstart trotzdem zugelassen hat.

Wenn's am Ende eng wird, wird an der letzten Projektphase gespart, dem 
Testen. Was dabei rauskommt, ist natürlich die übliche Bananensoftware. 
Zig Features, die man eigentlich nicht wirklich braucht, die aber 
trotzdem Probleme machen, weil sie fehlerhaft implementiert wurden.

Richtig toll, wenn aufgrund des Zeitdrucks nichts dokumentiert wurde und 
das auch nicht nachgeholt wird, weil das nächste Chaosprojekt schon in 
der Pipeline ist. Mit solchem Spaghetticode dauert das nächste Projekt 
dann noch länger, wenn die ursprünglichen Hacker nicht mehr in der Firma 
sind.

Die Firma häuft haufenweise technische Schulden an. Da diese sich aber 
erst später real äußern, können die "Entscheider" sich zunächst mal auf 
die Schulter klopfen, die Boni einsacken und sich rechtzeitig 
wegbefördern lassen.

Ist zum Glück nicht in allen Firmen und bei jedem Projekt so - aber bei 
viel zu vielen eben schon.

von Lars R. (lrs)


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Nop schrieb:
> Die Firma häuft haufenweise technische Schulden an. Da diese sich aber
> erst später real äußern, können die "Entscheider" sich zunächst mal auf
> die Schulter klopfen, die Boni einsacken und sich rechtzeitig
> wegbefördern lassen.

Wie sollte es denn sonst sein?
Projekt machen? Ja? Nein? Projekt abbrechen? Ja? Nein?

Angestellte Projektleiter werden "nur" dafür bezahlt, die erste Frage 
hinreichend oft mit ja und die zweite mit nein zu beantworten. Schön, 
falls man genug Projekte zur Auswahl hat. Und wenn nicht, dann nicht.

Gratulation, auch Du hast erkannt, wie es läuft. Irgend einen Hinweis 
dafür, dass dies aber NICHT bereits der beste mögliche Vorgehensweise 
ist, bringst Du aber nicht.

von Nop (Gast)


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Lars R. schrieb:
> Wie sollte es denn sonst sein?
> Projekt machen? Ja? Nein? Projekt abbrechen? Ja? Nein?

Spätestens beim nächsten Projekt SOLLTE man wissen, daß die Zeit vorher 
zu knapp angesetzt war. Und Du meinst ernsthaft, das sei schon die beste 
Vorgehensweise? Auch wenn Leute dabei sterben, so wie in den Beispielen?

Einstein: "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu 
lassen und gleichzeitig zu hoffen, daß sich etwas ändert."

von Claymore (Gast)


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Nop schrieb:
> Spätestens beim nächsten Projekt SOLLTE man wissen, daß die Zeit vorher
> zu knapp angesetzt war. Und Du meinst ernsthaft, das sei schon die beste
> Vorgehensweise?

Spätestens wenn man das zum zweiten Mal erlebt hat, sollte man 
vielleicht auf die Idee kommen, dass das vielleicht Absicht sein könnte. 
Und mit etwas Recherche kommt man auch ganz schnell drauf, welches 
Prinzip dahinter steckt.

von Michael W. (Gast)


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D. I. schrieb:
> Gute Zeiten für Freiberufler die den Billigschund der Anfänger
> geraderücken.

Auf den ersten Blick ist das die Quintessenz, richtig. Aber oft gehen 
die Firmen den Weg und lagern dann das komplette Projekt aus, ohne es 
zunächst von den eigenen Leuten probieren zu lassen. Und das führt 
wieder zu einem gnadenlosen Preiskampf der uns Anbieter zwingt, kein 
Stück mehr zu machen, als beauftragt war, als rücksichtslos alles nur so 
zu stricken, das es in DIESEM Projekt passt und nicht auf zukünftige 
Projekte zu achten, was eigentlich bei FPGA Themen notwendig ist, um 
eine Wiederverwertbarkeit zu erreichen.

Das Problem sehe ich vor Allem bei der Dokumentation und der 
Aufgabenbeschreibung: Was einem da von den Firmen an knappen Texten 
vorgelegt wird, spottet jeder Beschreibung.

von Lars R. (lrs)


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Nop schrieb:
> Und Du meinst ernsthaft, das sei schon die beste
> Vorgehensweise?

Das habe ich nicht geschrieben.

> Auch wenn Leute dabei sterben, so wie in den Beispielen?

Einerseits ist das relativ und andererseits interessiert das keinen. Wie 
viele Entwickler haben bei den von Dir weiter oben genannten drei 
Beispielen ihren Job aus moralischen Gründen gekündigt, weil sie die 
Freigabe der SW nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten? Nein, 
damit wollte ich jetzt kein anderes Thema anschneiden!

M. W. schrieb:
> Auf den ersten Blick ist das die Quintessenz, richtig. Aber oft gehen
> die Firmen den Weg und lagern dann das komplette Projekt aus, ohne es
> zunächst von den eigenen Leuten probieren zu lassen. Und das führt
> wieder zu einem gnadenlosen Preiskampf der uns Anbieter zwingt, kein
> Stück mehr zu machen, als beauftragt war, als rücksichtslos alles nur so
> zu stricken, das es in DIESEM Projekt passt und nicht auf zukünftige
> Projekte zu achten, was eigentlich bei FPGA Themen notwendig ist, um

Wie wäre es in einer Situation, in der typischerweise nur noch die 
Netzliste (oder noch weniger) geliefert wird? Die wird dann gegen die 
Spezifikation getestet.

von Michael W. (Gast)


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Die Netzliste gegen die SPEC testen? Die Netzliste müsste man irgenwo 
reinsynthetisieren, liefe also auf einen Endtest hinaus und die formelle 
Verfikation mit einer Netzliste ist nicht so effektiv, wenn der FPGA 
Code viele Cores enthält die rechnen, weil die in SW simuliert werden. 
Netzliste dauert. Ausserdem will der Kunde immer den Code!

von Lars R. (lrs)


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M. W. schrieb:
> Ausserdem will der Kunde immer den Code!

Schon klar, der Kunde will vieles; immer in der Hoffnung, eventuell mehr 
Nutzen zu bekommen, als wofür er bezahlt hat. Aber zum vollständigen 
Verstehen des Codes fehlen ihm ggf. ohnehin die Ressourcen, er kann dann 
nur stichpunktartig prüfen. Eine Netzliste kann günstiger sein als 
billiger Code und trotzdem kann die Netzliste das bessere Design 
enthalten.

Mit meinem Post wollte ich auch nicht andeuten, dass man als 
Freiberufler von heute auf morgen einfach sagen könne, man liefert nur 
noch Netzlisten. Vielmehr wollte ich es als theoretische Möglichkeit im 
Sinne von Entwicklern in den Raum stellen. Komplett aus der Luft ist ja 
nicht. ICs, ASICs, ganze Module und mancher mit Programmierung 
ausgelieferter uC oder einfach nur IPs sind bereits closedsource.

> Die Netzliste gegen die SPEC testen? Die Netzliste müsste man irgenwo
> reinsynthetisieren, liefe also auf einen Endtest hinaus

ja.

> die formelle Verfikation mit einer Netzliste ist nicht so effektiv

Formelle Verifikation? Meinst Du Formale Verifikation? Von 
handgeschriebenen, komplexen HDL-Designs?

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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>Billig-FPGA-Entwickler wo man hinsieht

Ich war vorhin auf einem Berg im Harz. Als ich durch das Fernglas 
blickte, erschrak ich tief: Überall Billig-FPGA-Entwickler wo man 
hinsieht...
:)
SCNR
Paul

von Michael W. (Gast)


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Lars R. schrieb:
> Formelle Verifikation? Meinst Du Formale Verifikation? Von
> handgeschriebenen, komplexen HDL-Designs?

Automatisiert mit dem Simulator und Testmustermengen, die von Kunden 
kommen,

von maggus (Gast)


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made my day thx

Paul B. schrieb:
>>Billig-FPGA-Entwickler wo man hinsieht
>
> Ich war vorhin auf einem Berg im Harz. Als ich durch das Fernglas
> blickte, erschrak ich tief: Überall Billig-FPGA-Entwickler wo man
> hinsieht...
> :)
> SCNR
> Paul

Made my day

von Paul B. (paul_baumann)


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maggus schrieb:
> Made my day

Na, da freue mich doch. Diesem Blödsinn kann man nur noch mit mit noch 
größerem Unfug begegnen.
:)
MfG Paul

von Sebastian S. (amateur)


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Irgendwie kommt mir das Problem bekannt vor - oh Wunder.

Mir ist keine Universität bekannt, die einen FPGA-Bachelor (light) oder 
-Master (minimal mehr) entlässt.

Daraus resultiert das recht einfach zu verstehende Dilemma:
Die die Ahnung haben, sitzen in irgendwelchen Firmen, oft mit gut 
gefüllten Börsen, und die anderen haben sich in die Thematik durch 
"learning by doing" eingearbeitet, oder haben während der Meditation 
ihre Erleuchtung gefunden:D

Natürlich gibt es das Problem, das überall, Leute die Ahnung haben, 
durch Leute, die wissen wie es geht, ersetzt werden. Wahrscheinlich weil 
die, die sich eingefuxt haben, wissen was sie wert sind. Die die folgen 
- na' Ihr wisst auch - sind von der Fraktion: Da braucht man doch nur...

Die prozentuale Größe der Fraktion: Da braucht man doch nur... könnt Ihr 
mit einem einfachen Spaziergang durch Euer Viertel ermitteln.
Macht einfach mal am Abend einen Rundgang und achtet darauf, wie viele 
Bewegungsmelder das Licht anschalten. Keine Ahnung, wie man die Dinger 
ausrichten muss/kann; keine Ahnung, dass die auch verschiedene 
Arbeitswinkel haben; keine Ahnung, dass man das Ansprechen in Bezug auf 
die Umgebungshelligkeit beeinflussen kann; das jede Katze die Dinger 
auslösen kann wird akzeptiert. Nur die Leuchtmittel werden immer 
schlechter:D Natürlich ist das kein Bleistift zum akademischen Bereich, 
aber relativ anschaulich.

Da viele Vorgesetzte in der gleichen Liga spielen, kann man jämmerlichen 
Code - jeder Zeit - durch gigantische Rechenpower kompensieren. Und 
keiner merkt es.

von Nils P. (torus)


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Ich hab so das Gefühl, viele Firmen haben mittlerweile richtig Angst 
sobald in einem Projekt konfigurierbare Logik auftaucht.

Hatte zum Beispiel im letzten November eine Anfrage für ein Design auf 
dem Tisch und habe meinen Vorschlag abgeliefert. Von mir eingeplant war 
ein kleines 64 Flip-Flop CPLD.

Kunde so: Kein VHDL, kein Verilog. Wir haben schlechte Erfahrung 
gemacht.
Ich so: Wir reden hier von 200 Zeilen Code. Ihr braucht halt einen Chip 
den es fertig nicht gibt.
Kunde so: Nö, ist uns zu riskant.

:-(

Selbst Schuld irgendwie. Keine Ahnung ob aus der Geschichte überhaupt 
noch was geworden ist. Mit 'nem CMOS Grab hätte ich das zumindest nur 
sehr ungern zusammengefrickelt.

von genervt (Gast)


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Weltbester FPGA-Pongo schrieb im Beitrag #4665450:
> Autor:
>
>         Weltbester FPGA-Pongo (Gast)
>       Datum: 30.07.2016 16:50

Du bist ja nun auch schon ein paar Jahre dabei, die Frage sollte sich 
eigentlich von selbst beantworten.

- FPGA-Design ist nicht grad die leichteste Kost.
- FPGA KANN man nicht von heute auf Morgen, das braucht Zeit.
- Zum einstieg mag die Entlohnung ja passen sein, aber gegen Später 
verdient man in anderen Bereichen mehr.
- FPGA hat (noch) nicht die Verbreitung, je nach Region gibts da recht 
wenig potentielle Arbeitgeber.
- FPGA ist eher ein KMU-Thema, in den Konzernen lässt man das von KMUs 
machen => Nach oben hin, werden deshalb die Gehälter dünn.
- Wenn du im FPGA-Bereich was reißen willst, dann machst du dich am 
besten nach einigen Jahren Selbständig und nimmst einen Stundensatz von 
90-100€, als Angestellter siehts da eher trocken aus, umgekehrt: Wenn du 
nur durchschnittliche Entwickler oder gar Anfänger hast, holst am besten 
einen Freiberufler ins Boot, ist am Ende billiger.

von Henry G. (gtem-zelle)


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Nils P. schrieb:
> Ich hab so das Gefühl, viele Firmen haben mittlerweile richtig
> Angst
> sobald in einem Projekt konfigurierbare Logik auftaucht.
>
> Hatte zum Beispiel im letzten November eine Anfrage für ein Design auf
> dem Tisch und habe meinen Vorschlag abgeliefert. Von mir eingeplant war
> ein kleines 64 Flip-Flop CPLD.
>
> Kunde so: Kein VHDL, kein Verilog. Wir haben schlechte Erfahrung
> gemacht.
> Ich so: Wir reden hier von 200 Zeilen Code. Ihr braucht halt einen Chip
> den es fertig nicht gibt.
> Kunde so: Nö, ist uns zu riskant.


Wie krass behindert ist das denn? Und wenn die mit einem schlechten 
Informatiker Erfahrungen machen, gibt es dann nur noch Hammer und Nagel?

von Sebastian S. (amateur)


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Der Kunde hat prinzipiell immer Recht. Auch wenn er nicht recht hat.
Das ist wie mit demjenigen, der die Musik bezahlt.

Natürlich sollte man darauf hinweisen, dass man anderer Meinung ist - 
schon um später nicht als Falschberater dazustehen - aber wie bei allen 
anderen Verkaufsgesprächen hat das seine natürlichen Grenzen.

von DrIng (Gast)


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Ein Berg im Hartz? Der hier oft genannte H4 als Höhepunkt der typischen 
Entwicklerkarriere?

von Ordner (Gast)


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DrIng schrieb:
> Ein Berg im Hartz? Der hier oft genannte H4 als Höhepunkt der typischen
> Entwicklerkarriere?

Nee, der H4 ist ein Abgrund resp. Talsohle aber kein Berg und schon 
garnicht Höhepunkt.

von Kest (Gast)


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Ich sehe das so: solange es Leute gibt, die schlechte Arbeit abliefern, 
die nicht wissen, wovon sie manchmal reden, die sich beim Aufwand eines 
Projekts verschätzen, die ohne Doku nach einer Woche nicht wissen, was 
sie da gemacht haben.... solange werde ich einen sicheren Job haben, der 
mir unendlich viel Spaß macht :-)

Und seien wir mal ehrlich, als wir angefangen haben, waren wir genauso 
überheblich, hatten auch keine richtige Ahnung gehabt. Bei diversen 
Seminaren habe ich auch LEute aus diesem Forum kennengelernt -- es waren 
solche und solche. Stille Cracks, die alles in sich aufgesogen haben. 
Aber auch laute Besserwisser, deren (nach)Fragen von Peinlichkeit nur 
strotzten. Aber hey, sie lernen dazu -- ich tue es aber auch :-D

Kest

von Der Pongo (Gast)


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Strubi schrieb:
> Irgendwann wird der Zeitpunkt erreicht sein, wo die
> guten Ingenieure unzufrieden sein werden und streiken,

Das tun sie doch schon!!! Immer weniger Leute die was drauf haben gehen 
in den Ingenieurberuf, weil sie mit der Vermittlung von Menschen mehr 
Geld machen kann.

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