Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Optimum BF20L / Wabeco F1210 Pinolenspiel


von Ulli (Gast)


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Moin,

Ich habe kürzlich bemerkt, dass die Pinole meiner Optimum BF20L (ca. 1 
Jahr alt)  gewaltiges Spiel hat. Bei ca. 40mm vertikaler Zustellung 
horizontal in alle Richtungen 800µm.

Es wurde zu 99% POM zerspant, ansonsten etwas Messing und Alu, die 
Maschine wurde nie gequält.

Aufgefallen ist es mir erstmals deutlich, nachdem ich mir einen Plan- 
und Ausdrehkopf (a.k.a. "Wohlhaupter") gegönnt habe, der tanzt 
regelrecht und erzeugt mit zunehmender Tiefenzustellung regelrechte 
Koni. Bei Benutzung der Z-Achse ist das besser.

Im Netz fanden sich schnell Berichte über das Problem, scheint öfters 
vorzukommen und ist praktisch nicht zu beheben. Da ist nichts 
einzustellen.
Einzige Chance ist ein Materialauftrag auf die Pinole und anschließende 
neue Endbearbeitung. Kommt für so eine Billigmaschine nicht in Frage 
meine ich.

Meine eigentliche Frage ist nun, ob hier jemand eine Wabeco F1200, F1210 
oder ähnlich besitzt und mal über seine Erfahrungen bezüglich der 
Pinole, gern aber auch insgesamt berichten kann.

Ich suche nun natürlich dringend eine vernünftige Alternative, und 
Wabeco behauptet ja zumindest besser zu sein als die Chinamaschinen.

Eine "richtige, große" Industriemaschine ist bereits vorhanden, ich 
benötige aber eine kleine Tischmaschine für Kleinteile.

Danke!

von KOhlee (Gast)


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Ulli schrieb:
> Wabeco F1200

Kann es sein das die Wabeco auch etwas teurer ist als die BF20L?

Kann man die Pinole nicht selber irgendwie reparieren ? Greift die 
Garantie noch ?

von Ulli (Gast)


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Ja, die Wabeco sind deutlich teurer, über die Qualität wird wie immer im 
Netz gestritten.

Die Garantie wird kaum greifen, da das bei diesen Maschinen anscheinend 
"normal" ist, wenn auch mal schlimmer, mal weniger.

Eine Behandlung mit Moglice 
http://shop.diamant-polymer.de/produkte/moglice.html
sollte helfen, ist aber sehr aufwändig und mir einfach nicht wert. Da 
kaufe ich mir lieber eine insgesamt bessere Fräse.
Die zu finden ist aber nicht ganz ohne...

von KOhlee (Gast)


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Wollte mir auch die BF20L kaufen. Was willste für Deinen haufen Schrott 
den haben ? ;-)

Habe sogar gelesen das mit der BF20 Edelstahl drin wäre.

CNC-Kit scheint für die Wabeco übrigends auch viel teurer zu sein.

von MaWin (Gast)


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Ulli schrieb:
> Meine eigentliche Frage ist nun, ob hier jemand eine Wabeco F1200, F1210
> oder ähnlich besitzt und mal über seine Erfahrungen bezüglich der
> Pinole, gern aber auch insgesamt berichten kann.

Das Pinolenspiel ist bei Wabeco einseitig mit einer Keilleiste 
einstellbar. Richtig klappern tut es dann bei leichter Berührung nicht, 
zerrt man mit aller Kraft (20kg) an der auf 40mm maximal ausgefahrenen 
Pinole lässt sie sich um 0.08mm seitlich verbiegen, kehrt dann auf 15um 
auf ihre ehemalige Position zurück.

Die Pinole wird zum Fräsen geklemmt, sicher auch bei der BF20 und damit 
ist das Pinolenspiel 0.
Beim Bohren darf ein Pinolenspiel vorhanden sein, das gleicht eine 
leichte Unwucht der Bohrer aus, sonst würde ein 5mm Bohrer mit 100um 
Schlag ein 5.1mm Loch bohren, seitlich aufgerieben.
Beim Ausbohrkopf kann man entweder den Vorschub per Pinole oder durch 
Runterfahren des Kopfen machen. Meine CNC fährt den Kopf herunter. Auf 
andere Art könnte ich auch keine Löcher tiefer als 40mm ausspindeln. Ich 
habe in Alu aber auch schon per Hand und Pinolenvorschub kleinere Löcher 
gemacht. Kein Problem, da misst man sowieso aus wie gross es geworden 
ist.

Insgesamt würde ich der F1200 keine höhere Qualität als der BF20 
zugestehen. Die Schwalbenschwänze sind ungenau gearbeitet und tragen nur 
auf einem Bruchteil der Fläche. Die Stabilität ist unzureichend, der 
(geklemmte) Fräser lässt sich mit den 20kg (200N) um 0.1mm nach links 
und rechts (aber nur 0.015mm nach vorne und hinten) verbiegen. Damit 
rappert es beim Fräsen von Stahl doch gewaltig und es sind nur 5mm2 
Zerspanvolumen möglich. Beides sind nur Hobbymaschinen.
Der Rundlauf der MK2 ist aber immerhin 5um.

von G. O. (aminox86)


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Ulli schrieb:
> Meine eigentliche Frage ist nun, ob hier jemand eine Wabeco F1200, F1210
> oder ähnlich besitzt und mal über seine Erfahrungen bezüglich der
> Pinole, gern aber auch insgesamt berichten kann.

Naja, ich besitze seit einigen Jahren eine F1210 mit NC-Steuerung und 
Komplettausstattung, die ich neu von Wabeco erworben habe.
Nachdem ich dann einige Zeit mit der Maschine gearbeitet hatte, habe ich 
allerdings einen ziemlich durchwachsenen Eindruck von der Maschine 
gewonnen.

Was mir an der Mechanik gefällt:
Maschine solide verarbeitet, keinerlei Fertigungsrückstände wie Gusssand 
oder Späne.
Lackierung sehr gut, braucht den Vergleich mit professionellen Maschinen 
nicht zu scheuen.
Maschinentisch aus einem Stück gegossen.
Leistungsfähige Kühlmitteleinrichtung.
Trotz NC-Ausstattung manuell bedienbar, alle Achsen manuell klemmbar.
Anständiger Pinolenhub, kann auch mit kleinen Werkzeugen Tischoberfläche 
erreichen, kräftiger Klemmhebel

Was mir an der Mechanik nicht gefällt:
Z-Säule unterdimensioniert
Spindelmotor im unteren Drehzahlbereich nur geringes Drehmoment, es 
fehlt ein Vorgelege.
Mangelhafte Kühlung des Fräsmotors
Nur ein Hebel zum Betätigen der Pinole, ein ziemlicher Umstand bei 
großen manuellen Hüben
Achsklemmungen (x,y)ungünstig plaziert (x-Klemmung nach 10 Minuten 
abgerissen)
Der Späneschutz behindert den Werkzeugwechsel (ich habe ihn sofort 
abgebaut)

Was die NC-Ausstattung angeht, auch hier Licht und Schatten.
Die Steuerelektronik scheint solide zu sein, aber Kabel, die mit 
Kühlmittel in Berührung kommen, scheinen nicht ölfest zu sein, so dass 
ich hier bald ein Problem haben werde. Die Vorschubmotoren sind sehr 
kräftig und nutzen die mechanisch möglichen Verfahrwege gut aus. Leider 
verfügen die Achsen, ausser Referenzschaltern, über keinerlei weitere 
Einrichtungen zur Begrenzung der mechanischen Verfahrwege, was ich 
unmöglich finde. Das Handrad funktioniert sehr gut, allerdings ist die 
Verfahrrichtung der Achsen nicht einheintlich, y- und x-Achse fahren 
frei, die z-Achse stellt zu (bei gleicher Drehrichtung des Handrads). 
Die mitgelieferte Software benutze ich nur noch zum Einrichten der 
Maschine, alle anderen Funktionen des Programms sind entweder häufig 
umständlich zu bedienen oder so fehlerhaft, dass ich die Arbeit damit 
aufgegeben habe.

Fazit: Die F1210, ob konventionell oder NC, ist eine ausgesprochene 
Hobbymaschine, auch wenn Wabeco Anderes glauben machen will. Besonders 
die schwache z-Säule meiner Maschine im Verein mit den problematischen 
Eigenschaften des Spindelmotors machen das Bearbeiten von Metall, 
besonders Stahl, zur Geduldsprobe; bei Kunststoffen sieht es besser aus.
Die zur NC-Erweiterung mitgelieferte Software wurde, wie man sich leicht 
überzeugen kann, für eine andere Hardware entworfen und dieser Maschine 
offensichtlich nur aufgepfropft (die neueste Softwareversion ist einfach 
nur haaresträubend). Nicht ohne Grund kann man jetzt bei Wabeco andere 
oder keine Software wählen.

Was also tun? Für eine konventionelle Tischfräsmaschine ist bei Wabeco 
meiner Ansicht nach eine kritische Grenze zwischen Preis und Leistung 
überschritten; ein anderes Bild ergibt sich, wenn man eine ab Werk 
komplett ausgestatte NC-Maschine in dieser Größe sucht.
Ein weiterer Hersteller konventioneller Maschinen, Marke Herkules oä, 
ist in Italien ansässig. Die Firma Emco, Österreich, eher als 
Drehmaschinenhersteller bekannt, hat früher Tischfräsmaschinen gebaut. 
Ein echter Glücksfall wäre eine Golmatic, eine Präzisionsmaschine, die 
ursprünglich für den Sportwaffenbau entworfen wurde. Der Hersteller 
sitzt im Odenwald, ob der noch produziert-??

von Ryven (Gast)


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Ja die Golmatic werden weiter verkaufen. Sind brauchbare Maschinen.
Die MD23/24 haben halt Schwalbenschwanzführung, beschichtet und 
Trapezspindeln.
Kann man mit Glasmassstäben und ne Mesakarte ganz gut korregieren.
Gewicht ist mit 250 kg angemessen.
Umrüstsatz auf Kugelrollspindeln wird auch angeboten.

Der Preis muss halt jeder selbst entscheiden.

Gruß
ryven

von Walter T. (nicolas)


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Ulli schrieb:
> Aufgefallen ist es mir erstmals deutlich, nachdem ich mir einen Plan-
> und Ausdrehkopf (a.k.a. "Wohlhaupter") gegönnt habe, der tanzt
> regelrecht und erzeugt mit zunehmender Tiefenzustellung regelrechte
> Koni. Bei Benutzung der Z-Achse ist das besser.

Womit Du die Lösung schon eingegrenzt hast: Beim Ausspindeln die 
Zustellung über die Z-Achse vornehmen und die Bohrpinole klemmen. 
Letztere ist, (wie schon der Name sagt) zum Bohren da.

Wobei beim Ausspindeln die kleine Maschine definitiv deutlich in der 
Nähe ihrer Leistungsgrenze ist. Für solche Arbeiten kann/sollte man die 
Keilleisten noch ein wenig strammer einstellen - der begrenzende Faktor 
ist dann die Drehsteifigkeit der Z-Säule.

Viele Grüße
W.T.

von Uwe Spreyer (Gast)


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Hallo du kannst deine Pinole hart Verchromen lassen .
Ansonsten Pinole mit Übergröße einsetzen  oder der Ganze Kopf muss 
ausgetaucht werden samt neuer Pinole .

Ich würde dir Empfehlen Pinole raus noch drei Führungsschienen rein 
fräsen  hart verchromen. Dann die Pinole von den anderen drei seiten 
versuchen das Spiel  durch eine Madenschrauben gleich null zu stellen 
und schwups hast eine
Präzisionsmaschine.

LG

von Uwe Spreyer (Gast)


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Hi
also ich habe noch eine BF20L Vario mit Hüfthalter halbe Jahr alt mit 
Garantie von Optimum zu verkaufen bei Ebay Kleinanzeigen.

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/optimum-opti-bf20l-vario-lieferschein-vom-04-05-2016-/556380583-249-17312

Gruß
Uwe

von Walter T. (nicolas)


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Wer verkauft im Jahr 2016 noch den Hüfthalter? Wenn ich mich richtig 
erinnere, hat K.H. Auracher damit 2012 aufgehört. Leider. Ich hätte 
nämlich auch gern einen.

von Sascha (Gast)


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Hallo Walter,

deine Aussage ist nicht richtig, ich war vor 2 Wochen bei ihm und er 
hatte noch welche da und macht auf Anfrage auch welche.


Gruß

Sascha

von Paul B. (paul_baumann)


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Walter T. schrieb:
> Wer verkauft im Jahr 2016 noch den Hüfthalter?

Hertie zum Beispiel:

http://www.hertie.de/produkt.asp?gclid=CO_wl8TiudACFRW3GwodvTMP8g&gruppe=8479_6329_6358_6948&products_id=408372&p=gad_pla_77082832982&awk=&ef_id=WDLdxgAABeUELnc2:20161121114302:s

Aber: Ob das nun gegen eine wacklige Pinole hilft  -ich weiß nicht 
recht...
;)
MfG Paul

von Weihnachtsmann (Gast)


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Sogar mit 10% Aktions-Rabatt! kaufen, kaufen, kaufennnn...

von Spreyer (Gast)


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Paul B. schrieb:
> Walter T. schrieb:
>> Wer verkauft im Jahr 2016 noch den Hüfthalter?
>
> Hertie zum Beispiel:
>
> http://www.hertie.de/produkt.asp?gclid=CO_wl8TiudA...
>
> Aber: Ob das nun gegen eine wacklige Pinole hilft  -ich weiß nicht
> recht...
> ;)
> MfG Paul

Hallo Freunde
also wenn die Pinole an 4 Stellen geführt ist wo soll die denn noch hin 
?
Alleine beim hart Verchromen wird die Pinole auf das gewünschte Maß 
geschliffen, deutsche Präzisionsarbeit kostet so 150 Euro.

LG

von Spreyer (Gast)


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Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen das eine Madenschraube hinter 
dem Messschieber genügt !!!

LG

von Walter T. (nicolas)


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Sascha schrieb:
> deine Aussage ist nicht richtig, ich war vor 2 Wochen bei ihm und er
> hatte noch welche da und macht auf Anfrage auch welche.

Das klingt gut. Dann muß ich doch einmal anfragen. Ich war davon 
ausgegangen, daß er, da sie vor Jahren nicht mehr in der Preisliste 
standen, die Herstellung aufgegeben hat - was auch mit Äußerungen in der 
CNCecke zusammenpaßt.

von Walter T. (nicolas)


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Paul B. schrieb:
> Hertie zum Beispiel:

Danke Paul! Jetzt habe ich da auch noch draufgeklickt und sofort zeigt 
µC.net Werbung mit hübschen Frauen. Es hätte schlimmer kommen können.

von Tany (Gast)


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Spreyer schrieb:
> Alleine beim hart Verchromen wird die Pinole auf das gewünschte Maß
> geschliffen, deutsche Präzisionsarbeit kostet so 150 Eur
Ob der Aufwand gerechtfertigt ist, wage ich zu bezweifeln.
Pinole ist in der erster Linie zum manuellen Bohren und Abstecken 
gedacht. Dabei spielt's keine Rolle, ob die paar zehnter Spiel hat.
Beim Fräsen soll sie aber nach Möglichkeit zurückfahren und festklemmen.

von Stefan H. (stefan_h848)


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Hallo G.O.,

auch wenn dein Beitrag schon älter ist, deine Erfahrung mit der Wabeco 
CNC Fräsmaschine deckt sich mit meiner Erfahrung. Die Wabeco ist eine 
schön anzuschauende Maschine (Optik, Ausführung), allerdings mit 
gravierenden konzeptionellen Schwächen. Daher eine eher "exklusive" 
(sprich teure) Maschine für eher bescheidene Maschinenleistung. Die 
NcCad Software ist sehr umständlich, wenig komfortabel und hat eine sehr 
eingeschränkte Funktionalität. Ich habe mir mittlerweile für Fusion 360 
(CAD/CAM Programm) einen G-Code Postprozessor entwickelt. So verwende 
ich NcCad nur noch um den generierten G-Code ablaufen zu lassen. Auch 
das Gestell der Wabeco habe ich massiv verstärkt. Allerdings führt das 
dazu, dass jetzt die labile SK30 Alu-Kopfkonstruktion (Kopf war früher 
Stahlguss) zu Tage tritt. Hier kragt auch die SK30 Spindel weit aus der 
Pinole aus, was der Steifgkeit nicht gerade gut tut! Schade.

Made in Germany wird hier nur dem "Made" gerecht, nicht jedoch dem 
Anspruch einer technisch überzeugenden und zeitgerechten 
Produktkonzeption (Hardware, Software, Leistung).

Der Wabeco und NcCad Support ist zwar gut, aber mir kommt es so vor, 
dass die erfahrungsbezogene Meinung des Kunden nicht als wertvolle 
Marktrückmeldung gesehen wird, sondern lediglich als Meiunung die mit 
der Meinung des OEM (Wabeco, MaxComputer) unter Umständen kollidiert.

Schade.

Stefan

: Bearbeitet durch User
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