Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning Cordic - Sinussignal


von Maike (Gast)


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Ich stehe gerade etwas auf dem Schlauch! Ziel ist die Generierung eines 
Sinussignals mittels des Cordic-Verfahrens. Für den Winkelbereich -90° 
bis +90° liefert meine MATLAB-Implementierung korrekte Ergebnisse.

Kann mir jedoch mal jemand erklären wie man den Cordic für beliebige 
Eingangswinkel nutzen kann? Diesen MATLAB-Quellcode habe ich im Netz 
entdeckt, jedoch leider nicht verstanden:

    if angle > 90,
        tmp   =  x_in;
        x_in  = -y_in;
        y_in  = tmp;
        angle = angle-90;
    end

    if angle <-90,
        tmp   = x_in;
        x_in  = y_in;
        y_in  = -tmp;
        angle = angle+90;
    end


Vielen Dank!

von Kommentar (Gast)


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Nee, nee, so wird das nix. du hast ja nur 90 Grad Rotationen und 
keinerlei Iteration. Das muss kontinuierlich fortgesetzt werden. Guck 
Dir mal die Formel auf Wikipedia an.

von Michael K. (aemkai)


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Da ein Cordic nur 90° berechnet musst du
1) den Quadranten bestimmen,
2) den Input normalisieren,
3) den Cordic durchlaufen lassen
4) zuletzt den Winkel in den richtigen Quadranten verschieben

von W.S. (Gast)


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Maike schrieb:
> Kann mir jedoch mal jemand erklären wie man den Cordic für beliebige
> Eingangswinkel nutzen kann?

1. Winkel auf 4 normalisieren (1 Multiplikation), also 4 entspricht 
Vollkreis.
2. ganzen Teil abtrennen und für Quadrantenzuordnung merken 
(Bitoperation)
3. gebrochenen Teil zurück normalisieren (2Pi entspricht Vollkreis) oder 
Cordic so umschreiben, daß er mit dem auf 4 normalisierten Winkel 
klarkommt. (nix oder 1 Multiplikation)
4. Cordic ausführen
5. je nach ganzem Teil Ergebnis zu den Quadranten zuordnen.

Eigentlich ist alles außer Punkt 4 für beliebige Winkel erforderlich. 
Auch Reihenentwicklungen gelten nur in begrenztem Argument-Bereich.

W.S.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Durch Rundungsfehler wächst die Schwingung entweder oder klingt aus. Es 
muss noch eine Pegelregelung rein. Das DDS-Verfahren liefert dagegen von 
Natur aus konstanten Pegel.

von T.U.Darmstadt (Gast)


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Schwingungen beim Cordic?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Die Frage geht um eine Sinussignalerzeugung mittels fortlaufender 
CORDIC-Sinusberechnungen. Also Schwingungen.

https://www.mikrocontroller.net/articles/AVR-CORDIC#Sinus.2FCosinusgenerator
daher die Beschränkung auf +/-90 Grad, darüber konvergiert der 
Iterationsalgorithmus nicht mehr.

: Bearbeitet durch User
von Maike (Gast)


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Ich bräuchte doch noch einmal eure Hilfe. Ich habe mir gerade folgendes 
Video auf Youtube zum Thema Cordic angesehen:

https://www.youtube.com/watch?v=TJe4RUYiOIg (selbst ohne Verilog 
Kenntnisse im Großen und Ganzen gut verständlich)

Hier wird ab Minute 16:30 ebenfalls auf das Thema der 
Winkelbereichserweiterung eingegangen. Der Autor verwendet hier, ähnlich 
wie in meinem ersten Post, eine sogenannte Pre-Rotation durch, falls der 
Eingangswinkel außerhalb des Bereichs -90°/90° liegt:

x' = -d*y
y' =  d*x
z  = z-d(pi/2)

und d = +1 falls y > 0, ansonsten -1.

Das funktioniert bestens, trotz allem ist es mir noch nicht wirklich 
klar.

Ich bin von folgendem Szenario ausgegangen: Ich möchte einen Vektor 
[x1,y1], der sich im zweiten Quadranten befindet (angenommen der Winkel 
beträgt 150°), um -90° drehen, so dass er sich schlussendlich im ersten 
Quadranten befindet (resultierender Winkel wäre nun 60°).

Ich multipliziere folglich meinen Vektor mit der zweidimensionalen 
Roationsmatrix R(-90°). Wenn ich nun diese ausrechne lande ich bei
folgendem Ausdruck:

x2 = x1*cos(-90°)-y1*sin(-90°) =  y1
y2 = x1*sin(-90°)+y1*cos(-90°) = -x1

Leider passt das nicht zu der oben aufgeführten 
Eingangswinkel-Korrektur!?!

Wo liegt hier mein Denkfehler?

Vielen Dank

von Kommunikator (Gast)


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Die kannst die Quadranten auch dadurch erreichen, dass Du die 4.tel 
spiegelst!

von T.U.Darmstadt (Gast)


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Christoph K. schrieb:
> Die Frage geht um eine Sinussignalerzeugung mittels fortlaufender
> CORDIC-Sinusberechnungen. Also Schwingungen.

ok, aber dass Schwingungen rauskommen, wenn man den Sinus berechnet ist 
nicht an den Algo gekoppelt sondern Charakter der Funktion. Der Satz 
hört sich so an, als ob der Algo beim Konvergieren zum Schwingen neigt. 
Das ist nicht der Fall.

Und es ist auch so, dass SIN nicht nur für Schwingungen gebraucht wird 
sondern oft einfach für Winkel. Und Cordic kann überdies auch Wurzel und 
Tangens und die sind monotin.

von Pandur S. (jetztnicht)


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>Die Frage geht um eine Sinussignalerzeugung mittels fortlaufender
CORDIC-Sinusberechnungen. Also Schwingungen.


Nee, ein DDS funktioniert anders. Ein DDS hat einen Pointer im 
Phasenraum, welcher immer eine Groesse von 2^N (zB 2^32) hat, also 
periodisch rundrum laeuft. Durch (rechts) Bits weglassen skaliert man 
auf 2^M (zB 2^10) runter und wirft diesen Wert in eine Sinustabelle.

von Possetitjel (Gast)


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Oh D. schrieb:

>>Die Frage geht um eine Sinussignalerzeugung mittels
>>fortlaufender CORDIC-Sinusberechnungen. Also Schwingungen.
>
> Nee, ein DDS funktioniert anders.

So?

> Ein DDS hat einen Pointer im Phasenraum, welcher immer
> eine Groesse von 2^N (zB 2^32) hat, also periodisch
> rundrum laeuft. Durch (rechts) Bits weglassen skaliert
> man auf 2^M (zB 2^10) runter und wirft diesen Wert in
> eine Sinustabelle.

Ach.

Und was macht man, wenn man keine Sinustabelle will?
Hmm. Mal schauen.

Interpolationspolynom?! Hmm. Nee. Zuviel Multipliziererei.
... grübel... grübel...

...grübel...

von W.S. (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> So?

Possetitjel schrieb:
> Ach.

Tja.

Das sag ICH.

Ist doch logisch, daß ein DDS was ganz anderes ist als ein CORDIC. Muß 
ich dir das erklären? Also: ein DDS liefert bei konstanter 
Samplefrequenz den Phasenwinkel eines Ausgangssignals relativ beliebiger 
Frequenz. Deren Auflösung hängt nur von der Mantissenbreite des DDS, 
also dessen Zeigerlänge ab.

Wenn du dann aus dem Phasenwinkel, der per se einen Sägezahn ergibt, 
einen Sinus oder Cosinus oder weiß der Geier was sonst haben willst, 
brauchst du ne Umrechnung, also sin(Phasenwinkel) oder eben 
geier(Phasenwinkel).

Possetitjel schrieb:
> Interpolationspolynom?! Hmm. Nee. Zuviel Multipliziererei.
> ... grübel... grübel...

Tja, wenn du keine Tabelle für sowas haben willst, dann rechne eben. Der 
Cordic ist ein Rechenverfahren, was man mit etwas Geschick auf 
verschiedenste Funktionen zurechtschneidern kann.

Im Prinzip besteht er aus einer Pseudodivision, gefolgt von einer 
Pseudomultiplikation. Wenn du jetzt "hä?" denkst, dann guck mal:

Ein Beispiel für e^X:

e^(A+B+C+D) ist ja gleich 1 * e^(A) * e^(B) * e^(C) * e^(D)  gelle?
Nun denke dir, daß A..D so sind, daß
e^(A)= 1.1 ist,
e^(B)= 1.01,
e^(C)= 1.001 und
e^(D)= 1.0001

Wie machst du am kürzesten die obige Multiplikation aus e^(A)...e^(D) ?
Eben, du brauchst bloß zu schieben und zu addieren. Das ist die 
Pseudo-Multiplikation.

Jetzt brauchst du eine Zahl X bloß nach A..D zu zerlegen. Das ist die 
Pseudo-Division. Sie besteht nur aus tentativen Subtraktionen, also so 
etwa:
 if X >= A then ( X-A, merke A für später)
 if X >= B then ( X-B, merke B für später)
 .. usw.
Jetzt hast du Merker für A..D, womit du
Erg = 1
if merk(A) then Erg = Erg + Erg*0.1
if merk(B) then Erg = Erg + Erg*0.01
if merk(C) then Erg = Erg + Erg*0.001
usw.

Da wir sowas nicht dezimal, sondern binär tun, braucht es da nur 
Additionen und Schiebereien. Klaro?

Ach, nochwas:
Mit jedem Schritt wird bei der Zerlegung der Rest ja immer kleiner und 
bei der folgenden Pseudomultiplikation verschwindet (binomische Regeln) 
das quadratische Glied in Richtung null. Was übrig bleibt, ist ein immer 
lineareres stück, so daß man z.B. beim Sinus den schieren Rest einfach 
so verwenden kann - ohne weitere Pseudodivision.

Soweit ich das mal gehört hab, wurde dieses Verfahren zum Berechnen 
transzendenter Funktionen per Subtraktionen, Verschiebungen und 
Additionen in frühen Taschenrechnern von HP benutzt.

W.S.

von Rechenkönig84 (Gast)


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W.S. schrieb:

> Soweit ich das mal gehört hab, wurde dieses Verfahren zum Berechnen
> transzendenter Funktionen per Subtraktionen, Verschiebungen und
> Additionen in frühen Taschenrechnern von HP benutzt.

So ist es. Das ist auch mein Kenntnisstand. Der Cordic-Algorithmus ist 
schon sehr gebrauchsfähig, braucht aber im Einzelfall sehr hohe 
Auflösungen der Vektoren.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Man kann mit dem Cordic auf zwei Arten ein Sinussignal erzeugen.

Entweder wie ich es gemeint habe durch (relative) Winkelberechnungen 
bezogen auf den vorherigen, mit einem sehr kleinen Winkelvorschub. Das 
läuft schnell aus dem Ruder.
Ähnlich sind auch schwingende IIR-Filter, die können auch als 
Sinusgenerator parametriert werden, man muss dort aber auch die 
Amplitude nachregeln.
Oder man nimmt den Addierer eines DDS und ersetzt die Sinustabelle durch 
eine (absolute) Sinusberechnung, also im Bereich 0 bis 360 Grad. Das hat 
keine bleibende Amplitudenänderungen. Der Cordic ersetzt nur die 
Tabelle.

von Rechter Winkel (Gast)


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Christoph K. schrieb:
> Der Cordic ersetzt nur die Tabelle.

So ist es und das erzeugt somit zunächst keinerlei Schwingung sondern 
nur einen einzelnen Wert. Ob das einen Sinus gibt, hängt von den 
Argumenten ab. Man kann auch mit einer Parabelgleichung eine Schwingung 
erzeugen, wenn man die Argumente entsprechend vorgibt.

Beispiel: x = MOD7(x + y/2)    y = 3x*x - 3x - 1

von René D. (Firma: www.dossmatik.de) (dose)


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Der Cordic algorithmus ist die Bestimmung des Sinuswertes aus einem 
Winkelwert.

Wenn man dein Winkelwert kontinuierlich hochzählt und den Sinus bestimmt 
hat man eine Schwingung das ist bereits eine Anwendung des 
Cordicalgorithmuses und wird auch in der Literatur NCO (numeric 
controlled oscilator) bezeichnet.

Zurück zum Cordic. Die eingentliche Genialität bestäht darin mit 
einfachen Digitalen Gatern dies aufzubauen. Die Grundidea ist, von einem 
bekanntem Startpunkt nähert man sich dem zu ermittelnden Wert. Wie kann 
man sich entlang der Sinusfunktion langhangeln? Mit der 1.Ableitung und 
bei einem Sinus ist die 1.Ableitung der Kosinus. Deshalb wird der Sinus 
uns der Kosinus immer parallel ermittelt.

von Staun (Gast)


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wie ermittelt man dann den Cosinus? Erst einen Sinus berechnen? Da 
beisst sich aber die Henne ins Ei, oder?

von T.U.Darmstadt (Gast)


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Nein, man kann beide parallel berechnen und die Zwischenergebnisse 
kreuzweise benutzen.

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