Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Schmalspur Dr. rer. soc.


von D. I. (Gast)


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Endlich ist es soweit, eine FH darf eigenständig den Dr. rer. soc. 
verleihen für Studien im Bereich der Sozialwissenschaften:

http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/fulda-erste-fachhochschule-darf-doktortitel-verleihen-a-1115948.html

von Test (Gast)


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Sozialwissenschaften... auch als Geschwätzwissenschaften bekannt. Ich 
empfehle danach mal zu googeln. Durch solche Vorgänge (wie in obigem 
Link beschrieben) werden akademische Abschlüsse entwertet!

von Ben (Gast)


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Was gibt dir das Recht darüber zu Entscheiden wie gut oder schlecht die 
Lehre an der entsprechenden FH ist?

Der akademische Grad wird schon gerechtfertigt sein...

von Gerald B. (gerald_b)


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Dazu passt ganz gut Murphys Gesetz, die Definition eines Spezialisten 
:-)

Ein Spezialist ist jemand, der viel über wenig weiß,
bis er schließlich alles über nichts weiß

von D. I. (Gast)


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Ben schrieb:
> Lehre an der entsprechenden FH ist

Was hat Lehre mit dem Promotionsrecht zu tun?

von Stay MAD! (Gast)


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Test schrieb:

> Durch solche Vorgänge werden akademische Abschlüsse entwertet!

In wessen Augen?

von Test (Gast)


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Ben schrieb:
> Was gibt dir das Recht darüber zu Entscheiden wie gut oder
> schlecht die
> Lehre an der entsprechenden FH ist?

Was hat Lehre mit akademischen Leistungen zu tun?

> Der akademische Grad wird schon gerechtfertigt sein...

"wird schon gerechtfertigt sein"? Eine eigene Meinung sieht anders aus.

Im Gegenteil zu Natur- oder Ingenieurswissenschaften bieten 
Sozialwissenschaften keinen Nutzen für die Gesellschaft. Erste haben 
entscheident zum Wohlstand und Fortschritt der Gesellschaft beigetragen. 
Sozialwissenschaften dagegen sind ein Sammelbecken für Leute, die sich 
gerne mit akademischen Titeln schmücken und sich gerne einen 
akademischen Anstreich verleihen möchten, aber völlig unnütz sind. 
Aktuell betreiben Vertreter der Sozialwissenschaften die Zersetzung der 
Universitäten.

von Test (Gast)


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Stay MAD! schrieb:
> Test schrieb:
>
>> Durch solche Vorgänge werden akademische Abschlüsse entwertet!
>
> In wessen Augen?

Schon allein, durch die Zunahme der Anzahl an Dr.-Graden. Wenn jeder 
einen Dr. hat, ist er nichts mehr Wert.
Außerdem, wenn die Anzahl dieser Schmalspurdoktoren (wie gesagt, Leute 
die sich gerne einen akademischen Anstrich verleihen) zunimmt, sinkt der 
Respekt vor Leuten, die ernsthaftig Wissenschaft betrieben haben.

von Mephisto (Gast)


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Ich vermiss die Zeiten als es noch den Faust gab.
Die ganzen Master von der Uni die noch in die Windeln scheissen und 
Hausaufgaben machen müssen erinnern eher an den Zauberlehrling als an 
einen Ingenieur aber beim Titel verstehen sie keinen Spass, wie darf ich 
euch anreden ihr Obergescheiten. Titel und Geld das sind die zwei 
grössten Sinnlosthemen hier in diesem Forum.

von Kaukas (Gast)


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Das Unheil nahm bereits vor ein paar Jahrzehnten seinen Lauf, als der 
Nobelpreis für "Wirtschaftswissenschaften" ins Leben gerufen wurde, auch 
wenn es nach wie vor kein offizieller Nobelpreis ist - aber trotzdem dem 
selben Prozedere folgt und in den Nachrichten auch so proklamiert wird.
Es gibt ja auch schon Doktoren der Wirtschaftswissenschaften. 
Hammerhart!

Vielleicht gibt es den Nobelpreis irgendwann auch für 
"Sozialwissenschaften"?

Dann wird auch noch "Sportwissenschaften" dazu kommen und 
"Gleichstellungswissenschaften" und 
"Selbstverwirklichungswissenschaften" und und und.

Der Mensch ist eben kreativ!

von genervt (Gast)


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D. I. schrieb:
> Endlich ist es soweit, eine FH darf eigenständig den Dr. rer. soc.
> verleihen für Studien im Bereich der Sozialwissenschaften:
>
> http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/fulda-ers...

Das War doch schon seit Anbeginn eine Schmalspurpromotion,  oder soll 
das der peinliche Versuch eines FH-bash sein?

Btw, so sieht berechtigte Kritik aus:

https://blog.fefe.de/?ts=a905014b

Einen sachlichen Grund, den FHs mit eigenem Forschungsinstitut das 
Promotiosrecht zu verweigern gibt es hingegen nicht.

von Sebastian S. (amateur)


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Ich finde man sollte endlich einen Nobelpreis für Besserwissenschaften 
etablieren.

Wenn ich sehe, wie bei uns die Doktoranden reinhauen müssen, während der 
Medizinmann diesen so nebenbei (während des Normalstudiums) ins Rektum 
geschoben bekommt...

Das der Bachelor nichts als ein Light-Abschluss ist, sollte sich wohl 
mittlerweile überall herumgesprochen haben.

In diesem Sinne:
Also lasst den Würstelverkäufer nebenan, die Titel neben dem Senf 
auslegen. Oft weis der sehr genau, was er tut und ist kompetenter als 
viele der etablierten Abschreiber.

von meckerziege (Gast)


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Test schrieb:
> Durch solche Vorgänge (wie in obigem
> Link beschrieben) werden akademische Abschlüsse entwertet!

Ganz so extrem sehe ich es nicht.

Dennoch halte ich es für einen Irrweg, eine FH Doktorgrade verleihen zu 
lassen.
Der Doktorgrad bescheinigt eine WISSENSCHAFTLICHE Leistung. Die FH ist 
meist nicht-wissenschaftlich ausgelegt.

Aber Achtung! Es geht mir hier um die FH, nicht um die FHler! Diese, das 
halte ich weiterhin für sehr sinnvoll, sollen die Möglichkeit weiterhin 
haben (bzw. sollte das sogar weiter gefördert werden!), dass sie 
mithilfe einer Uni zu ihrem Doktorgrad kommen können. Aber eben nach den 
Richtlinien und Anforderungen einer Uni!

von Tasg (Gast)


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Ich bin ebenfalls der Meinung, dass das Bildungssystem so geändert 
werden soll,
dass das Abitur so schwierig gestaltet wird, dass nur noch mehr 1% ein
Abitur bzw. eine Hochschulzugangsberechtigung erhalten sollen. Das
Studium muss auch so anspruchsvoll sein, dass von diesem 1% wiederum nur
noch mehr 1% einen Hochschulabschluss erhalten. D.h., es sollten nur 1%
von 1%, also 0,01% einen Hochschulabschluss erhalten.

Der Rest sollte dann eine Ausbildung machen als Gebäudereiniger,
Friseur, Handelsfachpacker, etc..

von D. I. (Gast)


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Tasg schrieb:
> Der Rest sollte dann eine Ausbildung machen als Gebäudereiniger,
> Friseur, Handelsfachpacker, etc..

Ob uns das weiterbringt?

von Joachim B. (jar)


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D. I. schrieb:
> Ob uns das weiterbringt?

bringt uns auch nicht weiter als Doktorchens die als Dr.Ing. im Betrieb 
versagen.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Test.

Test schrieb:
> Sozialwissenschaften... auch als Geschwätzwissenschaften bekannt. Ich
> empfehle danach mal zu googeln. Durch solche Vorgänge (wie in obigem
> Link beschrieben) werden akademische Abschlüsse entwertet!

Wenn die vernünftige Arbeit liefern sicher nicht.

Akademische Abschlüsse haben wegen diverser Plagiate, "Ghostwriter" ec. 
ein Geschmäckle bekommen. Leider nicht zu Unrecht.

http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Home

Das wird sich aber in Zukunft sicher wieder ändern. Die Plagiate wurden 
ja getätigt, weil man mit den akademischen Graden für sich Werben 
wollte.
Mittlerweile findest Du viele Leute, die Führungspositionen entweder 
ohne akademischen Grad erlangt haben, oder aber diesen nicht plakativ 
vor sich hertragen.

Das ganze entspannt sich etwas, weil sich herumgesprochen hat, dass 
Werben mit akademischen Graden heutzutage oft unangemessen wirkt.
Von daher wird es dann auch nicht mehr so verlockend sein, das es sich 
lohnt, dafür Plagiate anzulegen.

Es werden also wieder mehr Leute wissenschaftliche Arbeiten verfassen, 
die sich für das Thema interessieren, und weniger, weil sie damit reich 
werden wollen. Weil letzteres kaum noch geht.
Das wird die Qualität wieder steigern.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von genervt (Gast)


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meckerziege schrieb:
> Dennoch halte ich es für einen Irrweg, eine FH Doktorgrade verleihen zu
> lassen.
> Der Doktorgrad bescheinigt eine WISSENSCHAFTLICHE Leistung. Die FH ist
> meist nicht-wissenschaftlich ausgelegt.

Es gibt an den FHs mittlerweile auch Forschungsinstitute, von daher 
trifft deine behauptung nicht (mehr) zu.

Beispiel:

http://www.hs-esslingen.de/de/forschung-transfer/institute-fuer-angewandte-forschung/institut-fuer-energetische-systeme.html

Von daher spricht nicht dagegen, diese FH mit ensprechend ausgerichteten 
Fakultäten mit einem Promotionsrecht zu versehen.

von N. N. (clancy688)


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Test schrieb:
> Sozialwissenschaften... auch als Geschwätzwissenschaften bekannt.

Ich habe an dieser Hochschule ET studiert und kann daher eine 
qualifizierte Meinung über den Fachbereich Sozialwesen verkünden:

Wir ETler haben uns immer über die lustig gemacht. :D

Wir durften mal Vorlesungen bei denen besuchen. Gott war das ein 
chaotischer Haufen...

Ich frag mich echt, was das soll. Wenn jetzt auch noch Hochschulen das 
Promotionsrecht kriegen, sollte man die Unterscheidung Uni/FH komplett 
abschaffen. Dann ist ja letztendlich alles dasselbe. Irgendwann geht 
dieser ganze Gleichstellungsblödsinn auch zu weit.

meckerziege schrieb:
> Der Doktorgrad bescheinigt eine WISSENSCHAFTLICHE Leistung. Die FH ist
> meist nicht-wissenschaftlich ausgelegt.

Das ist jetzt aber nicht abhängig von der Hochschule sondern vom 
verantwortlichen Professor. In meiner Zeit am FB ET (und vermutlich 
immer noch) waren die Automatisierungstechniker sehr aktiv im Bereich 
Klimatisierung von historischen Gebäuden. Die Forschungen dort hatten 
imho Hand und Fuß und wurden auch regelmäßig in wissenschaftlichen 
Magazinen veröffentlicht. Dem gegenüber haben wir im Betrieb jetzt einen 
Masteranden einer FH, dessen Prof in der Masterthesis der praktische 
Aufbau von irgendwas ausreicht. Keine wissenschaftliche Untersuchung, 
keine Erarbeitung neuer Erkenntnisse. Bau System X und brings zum 
Laufen. Äh, ja... das ist für mich eine Bachelorthesis mit verlängerter 
Laufzeit. Für uns als Betrieb ist das natürlich super, aber ich frag 
mich trotzdem wofür er dann den Master kriegt. ;)

: Bearbeitet durch User
von 50cent (Gast)


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Test schrieb:
> Im Gegenteil zu Natur- oder Ingenieurswissenschaften bieten
> Sozialwissenschaften keinen Nutzen für die Gesellschaft. Erste haben
> entscheident zum Wohlstand und Fortschritt der Gesellschaft beigetragen.
> Sozialwissenschaften dagegen sind ein Sammelbecken für Leute, die sich
> gerne mit akademischen Titeln schmücken und sich gerne einen
> akademischen Anstreich verleihen möchten, aber völlig unnütz sind.

wie arrogant muss man eigentlich sein, um zu einer solchen Aussage zu 
kommen?

Irgendwer muss sich doch mal mit den Ursachen und Auswirkungen der 
Selbstverherrlichung von Natur- und Ingenieurswissenschaftler sowie dem 
Zeugs, welches sie auf die Menschheit loslassen, beschäftigen.

von Student (Gast)


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"Junge, was möchtest Du denn eigentlich studieren ?"

"Ganz klar, Veterinärtheologie !"

"Und was kannst Du später damit anfangen ?!?"

"Na ich werde SCHWEINEPRIESTER !!!"

von Benji (Gast)


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Lu R. schrieb:
> Bau System X und brings zum
> Laufen. Äh, ja... das ist für mich eine Bachelorthesis mit verlängerter
> Laufzeit. Für uns als Betrieb ist das natürlich super, aber ich frag
> mich trotzdem wofür er dann den Master kriegt. ;)

Nun gut, dass ist aber genau das was die Industrie will und braucht und 
womit das Gros der Absolventen später sein Geld verdienen wird.
Die Uni-Abgänger die später wirklich wissenschaftlich arbeiten und an 
Instituten forschen liegen gefühlt eher im niedrigen einstelligen 
Prozentbereich.

Wieso also nicht gezielt auf die spätere Karriere ausbilden?
Du beweist, dass du ein fachliches Thema, z.B: eine Neuentwicklung 
selbstständig umsetzen und dir notwendiges Wissen gezielt aneignen 
kannst.
Genau das was du brauchst.

Ich hab eh nie verstanden was dieser "Wissenschaftliche Anspruch" immer 
soll. Damit lügt man sich doch selbst in die Tasche.
Ein Ingenieur ist heute kein Wissenschaftler sondern ein technischer 
Spezialist in der Industrie.
Vor 100 Jahren mag das anders ausgesehen haben...

(Jaja ich weiß, es gibt Einzelfälle wo's anders aussieht. Ich rede hier 
von der breiten Masse)

von ISEWEWI (Gast)


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von Thomas1 (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Mittlerweile findest Du viele Leute, die Führungspositionen entweder
> ohne akademischen Grad erlangt haben, oder aber diesen nicht plakativ
> vor sich hertragen.


Ohne Studienabschluß bekommt man keine Stelle als Sachbearbeiter. 
Komisch was?

von Kaukas (Gast)


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Blödsinn!

von S. R. (svenska)


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Gerald B. schrieb:
> Ein Spezialist ist jemand, der viel über wenig weiß,
> bis er schließlich alles über nichts weiß

Der Bundestag hat nach vielen Klagen und Anfragen mal definieren müssen, 
was ein "Experte" ist - und ist zu dem Schluss gekommen, dass ein 
Experte jemand ist, der nicht im Bundestag sitzt.

Denn sonst hätten sie begründen müssen, wen sie als Experten einladen 
und warum.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Thomas1 schrieb:

> Ohne Studienabschluß bekommt man keine Stelle als Sachbearbeiter.
> Komisch was?

Ich kenne genug, die den nicht haben.
Und ich hatte auch genug Cheffs, die lediglich Hauptschule hatten.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Jack (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Thomas1 schrieb:
>
>> Ohne Studienabschluß bekommt man keine Stelle als Sachbearbeiter.
>> Komisch was?
>
> Ich kenne genug, die den nicht haben.
> Und ich hatte auch genug Cheffs, die lediglich Hauptschule hatten.
>
> Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
> http://www.l02.de

Die Zeiten ändern sich. Ohne duales Studium Foodmanagement hast du es 
heute schon langsam schwer bei McDonalds Restaurant-"Manager" zu werden.

von Mark B. (markbrandis)


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Test schrieb:
> Im Gegenteil zu Natur- oder Ingenieurswissenschaften bieten
> Sozialwissenschaften keinen Nutzen für die Gesellschaft.

Wie kommst Du auf das schmale Brett?

Pädagogik zum Beispiel gehört auch in diesen Bereich. Zu erforschen, wie 
man Wissen (besser) vermitteln kann, kann man doch wohl nicht im Ernst 
als nutzlos bezeichnen.

von Paul B. (paul_baumann)


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Student schrieb:
> "Junge, was möchtest Du denn eigentlich studieren ?"
>
> "Ganz klar, Veterinärtheologie !"
>
> "Und was kannst Du später damit anfangen ?!?"
>
> "Na ich werde SCHWEINEPRIESTER !!!"

:)))

+50

Danke für diesen Lichtblick!

mfG Paul

von Gerd L. (Gast)


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> Ich behaupte mal, dass viele Ingenieure an einem Studium im sozialen
> Bereich eiskalt scheitern würden.

Es gibt aber auch zahlreiche Ausnahmen. In meinem Freundeskreis hängten
immerhin zwei Leute nach einem abgeschlossen Ingenieursstudium (FH)
noch ein erfolgreiches Zweitstudium dran: Sozialpädagogik bzw Theologie.

> Der Anteil sozial behinderter Autisten ist offenbar auch nicht
> gering.

Autisten weisen grundsätzlich immer massive Defekte in ihrem Sozial-
verhalten auf. Dies macht ja das Wesen dieser Behinderung aus. Manche
haben es aber ganz gut im Griff, wie bisweilen intelligente 
Asperger-Austisten.

von Test (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Test schrieb:
>> Im Gegenteil zu Natur- oder Ingenieurswissenschaften bieten
>> Sozialwissenschaften keinen Nutzen für die Gesellschaft.
>
> Wie kommst Du auf das schmale Brett?
>
> Pädagogik zum Beispiel gehört auch in diesen Bereich. Zu erforschen, wie
> man Wissen (besser) vermitteln kann, kann man doch wohl nicht im Ernst
> als nutzlos bezeichnen.

Selbstverständlich ist Pädagogik, wenn es denn richtig betrieben wird, 
gut und nützlich. Und natürlich gibt es überall und in jeder 
sozialwissenschaftlichen Disziplin auch anständige Leute, die ordentlich 
Wissenschaft betreiben und die auch von Nutzen sein können. Im Vergleich 
zu den großen Errungenschaften der Natur- und Ingenieurswissenschaften 
in der Vergangenheit ist dieser Nutzen für die Gesellschaft aber einfach 
nur minimal. Was sind denn die großen Erfindungen, die das menschliche 
Leben und Zusammenleben revolutioniert haben? Letzteres ist meine 
Meinung und man kann selbstverständlich auch eine andere Meinung darüber 
haben. Was mich aber an den Sozialwissenschaften und der Möglichkeit 
eines Schmalspurdoktors stört, sind folgende Sachen:

1. Sozialwissenschaften ist für viele Leute ein Sammelbecken, um auch 
irgendwie beschäftigt zu sein. Die Karrierechancen sind nicht wirklich 
gut. So viele Leute in die Sozialwissenschaften zu pumpen, stellt also 
einen echten volkswirtschaftlichen Schaden dar. Es gibt doch 
Wohnungsmangel? Warum bildet man die Leute nicht entsprechend aus?

2. Die ganze Entwicklung wird "richtige" Doktorgrade immer mehr 
entwerten, genauso wie es teilweise schon mit dem Diplom (jetzt Master) 
passiert ist, weil einfach eine zu hohe Anzahl diesen Titel führt. 
Genauso werden auch im gleichen Maße immer mehr Leute in den 
Naturwissenschaften promovieren und dadurch das Niveau senken. Es ist 
heutzutage schon teilweise erschreckend niedrig!

3. Am Ende führt es dazu, dass sich exakte Wissenschaften nicht mehr vor 
Leuten schützen können, die meinen durch Reden und Worte Realität 
erzeugen zu können (Stichwort "Kompetenzen"). Quotenprofessorinnen sind 
die ersten Auswüchse dieser Entwicklung, die eine Vielzahl an weiteren 
Problemen nach sich ziehen. In jedem Fall, die Leistung und 
Wettbewerbsfähigkeit wird sinken.

Und am Ende des Tages ist der Wirtschaftsstandort Deutschland erledigt, 
weil wir uns nicht mehr gegen die Konkurrenz aus dem Ausland durchsetzen 
können. Deshalb: Diese ganze Verwässerung und Inflation von Abschlüssen 
sollte man aufhalten. Wir hatten ein Bildungssystem, um das uns die 
ganze Welt beneidet hat und zerstören es momentan.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Jack.

Jack schrieb:

>> Ich kenne genug, die den nicht haben.
>> Und ich hatte auch genug Cheffs, die lediglich Hauptschule hatten.

> Die Zeiten ändern sich. Ohne duales Studium Foodmanagement hast du es
> heute schon langsam schwer bei McDonalds Restaurant-"Manager" zu werden.

Das erwähnte ist nicht lange her, und die Firmen existieren noch.

Sowas schliesst sich gegenseitig aber nicht aus. Ich kenne auch Leute, 
die heutzutage von einer Supermarktkassiererin mindestens einen Bachelor 
in Betriebswirtschaft erwarten.
Dafür arbeiten dann im benachbarten Großlager ungelernte Kräfte als 
Disponenten und Apteilungsleiter und Netzwerk/Datenbankadministrator. 
Ein Arzt fährt einen Gabelstapler, und ein Jurist zählt die Fracht. Das 
Knowhow für Sicherheitsfragen und Gefahrgut wird extern eingekauft.

Wie einer meiner Ex-Cheffs meinte: Nur die Leute, die keinen 
Ausbildungsplatz bekommen haben, müssen studieren. Der Master ist halt 
heutzutage oft eine Art Facharbeiterbrief, nur ohne Praxis.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Debattengewinner (Gast)


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Test schrieb:

> Teilweise schon mit dem Diplom (jetzt Master)
> passiert ist, weil einfach eine zu hohe Anzahl diesen Titel führt.

Weder Diplom, Master noch Doktor sind Titel, sondern akademische Grade. 
Wer das schon mal nicht auf die Reihe kriegt, sollte nicht so viel über 
Feinheiten schwadronieren.

Und bevor man irgendwas von "entwerten" schwafelt, sollte man vielleicht 
erstmal ein Maß für diesen "Wert" definieren. Allein daran scheitert es 
bei euch Schwätzern schon.
Wert im Sinne von gesellschaftlichem Ansehen? Wert im Sinne von 
Mehrverdienst? Wert im Sinne von Respekt in der Fachwelt? Wert im Sinne 
von besseren beruflichen Chancen?

Im Endeffekt ist es eh alles nur Eitelkeit. Wenn es den Leuten wirklich 
um die Wissenschaft geht, brauchen sie keinen "Namenszusatz", der aller 
Welt Können suggeriert.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo test.

Test schrieb:

> Und am Ende des Tages ist der Wirtschaftsstandort Deutschland erledigt,
> weil wir uns nicht mehr gegen die Konkurrenz aus dem Ausland durchsetzen
> können. Deshalb: Diese ganze Verwässerung und Inflation von Abschlüssen
> sollte man aufhalten. Wir hatten ein Bildungssystem, um das uns die
> ganze Welt beneidet hat und zerstören es momentan.

Das mag so sein, aber das ist auch dem geschuldet, dass sich das ganze 
Bildungssystem kaum noch finanzieren lässt.

Letztlich schaffwen wir es nicht, auf Dauer mit "Qualität" der Konkurenz 
davonzulaufen. Die Margen sinken, die Leute sind überfordert, und 
irgendwann ist dann die Leistungsgesellschaft am Ende.
Letztlich sind wir gezwungen, uns dem Standard der restlichen Welt 
anzupassen. Die werden immer besser, und wir werden uns auf Dauer damit 
überfordern, noch besser sein zu wollen.

Das Gegenteil ist der Fall, wir müssen runter mit unseren Standards.

Eine Leistungsgesellschaft ist in erster Linie immer eine 
Verlierergesellschaft, weil die meisten Leute eben nicht zur Spitze 
gehören, sondern "normal" sind. "Gewinner" sind nur die oberen 10%. Wie 
groß ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass man selber dazugehört?

Ein Drittel unserer Gesellschaft findet letztlich überhaupt keine Arbeit 
mehr, und muss mühsam in der Statistik versteckt werden, damit das nicht 
auffällt.

Es gibt die Todesspirale der Leistungsgesellschaft:
Es muss die Leistung gesteigert werden, um Konkurenzfähig gegenüber dem
Ausland zu bleiben
Dadurch fallen Leute weg, weil sie nicht Leistungsfähig genug sind.
Die Leistung muss von den verbliebenen alleine geschafft werden.
Zusätlich müssen über Staat und Sozialabgaben die schon ausgefallenen
finanziert werden, um politische Ruhe zu garantieren.
Wegen der höheren Leistungsanforderungen fallen noch mehr Leute Weg...
Und so dreht sich das ganze im Kreis.

Ich persönlich habe das füher auch mal anders gesehen, und es war ein 
langer und schmerzvoller Reifeprozess, die bittere Realität zu 
aktzeptieren.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Debattengewinner.

Debattengewinner schrieb:

> Im Endeffekt ist es eh alles nur Eitelkeit. Wenn es den Leuten wirklich
> um die Wissenschaft geht, brauchen sie keinen "Namenszusatz", der aller
> Welt Können suggeriert.

Daumen rauf! Einen Pluspunkt für Dich!

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Wühlhase (Gast)


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Im Gegensatz zu so manchem Kommentar hier gefällt mir der Kommentar von 
Danisch sehr gut. Ich weiß daß es gute und fähige Sozialwissenschaftler 
gibt (die auch mit Fug und Recht so genannt werden), auch wenn es von 
allen im Sozialwissenschaftsbetrieb Tätigen nur ein paar ganz wenige 
sind.
Die Tatsache, daß sich vor allem die Grünen (die, die mit ihrem 
"Gymnasium für alle" das heutige Chaos erst herbeigeführt haben) 
besonders darüber freuen spricht für sich.

von Wühlhase (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Letztlich schaffwen wir es nicht, auf Dauer mit "Qualität" der Konkurenz
> davonzulaufen.

Doch...würden wir schaffen, da bin ich gewiß. Das Problem ist vielmehr, 
daß es heute nicht mehr notwendig ist, mit den ersten Schritt zu halten.

Für den größten Teil der Menschheit sind unsere Technisierung eher ein 
Problem als ein Segen. Wenn ich mir ansehe wie in vielen Teilen der Welt 
mit den negativen Seiten des Fortschritts umgegangen wird...in Gegenden 
wie Afrika oder Osteuropa wären die Menschen besser auf den Bäumen 
geblieben bzw. man hätte ihnen verpackte Lebensmittel, Autos, 
Elektrogeräte und dergleichen lieber vorenthalten.
Zugegeben, auch in unseren Breiten ist ein Umweltbewußtsein noch nicht 
alt, aber das ist ein anderes Thema.

In der Zeit, wo die meisten Entdeckungen und Entwicklungen gemacht 
wurden, wurde die Entwicklung noch nicht so stark von der Wirtschaft 
geprägt-so denk ich mir zumindest. Früher wurde vieles weitaus 
aufwändiger gebaut als man es heute tut...weil viel Entwicklungswissen 
eben "Allgemeingut" geworden ist. Was wir früher alleine konnten, kann 
heute jeder. Und gerade heute ist ein hohes Maß an Qualität so schwer 
wie nie zuvor zu erreichen...weil es heute kaum noch jemand bezahlen 
will. (Siehe typische, vor allem staatliche, Ausschreibungen.)

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Wühlhase.

Wühlhase schrieb:

> Für den größten Teil der Menschheit sind unsere Technisierung eher ein
> Problem als ein Segen.

Eigentlich ist es für alle ein Problem. Weil die kulturelle Entwicklung 
der Menscheit nicht mit der technischen Schritt gehalten hat. Wir 
verpassen uns selber einen Kulturschock.


> Wenn ich mir ansehe wie in vielen Teilen der Welt
> mit den negativen Seiten des Fortschritts umgegangen wird...in Gegenden
> wie Afrika oder Osteuropa wären die Menschen besser auf den Bäumen
> geblieben bzw. man hätte ihnen verpackte Lebensmittel, Autos,
> Elektrogeräte und dergleichen lieber vorenthalten.

Naja, das ist wohl eine etwas elitäre Denkweise. Hier ist das eigentlich 
auch ein Problem. Unsere westliche Zivilisation ist der bei weitem 
größte Energie- und Ressourcenverbraucher.

Eigentlich haben wir kein Recht, fast alles alleine zu Verbrauchen, und 
dann dem Rest der Welt das verbieten zu wollen, weil er (noch) nicht so 
effizient ist. Mal abgesehen, das beim Abschätzen des ökologischen 
Footprint und von Technikfolgen viele "Trade offs", die man hinterfragen 
kann und Unklarheiten sind.

> Zugegeben, auch in unseren Breiten ist ein Umweltbewußtsein noch nicht
> alt, aber das ist ein anderes Thema.

Genaugenommen sind wir Menschen von der Evolution her auch nicht für die 
Ökologie gemacht. Naturvöker sind eigentlich Wegwerfgesellschaften 
reinsten Wassers. Zum Einpacken wickeln die z.B. vieles einfach in große 
Blätter, die sie anschliessend einfach wegwerfen.
Bei einem Blatt ist das aber auch kein Problem, bei einer Plastiktüte 
schon.
Wir sind aber auch nicht viel besser. Scharfe Umweltgesetzgebung wird 
auch von mir als unzulässiger Eingriff in die Privatsphäre empfunden.

> Früher wurde vieles weitaus
> aufwändiger gebaut als man es heute tut...weil viel Entwicklungswissen
> eben "Allgemeingut" geworden ist.

....und wieder vergessen wurde. Bei dem ganzen Kram, den man z.B. als 
Gartenmögel im Baumarkt kaufen kann, meint man, die Konstrukteure 
könnten sich unter dem Begriff "Korrosionsreserve" nichts vorstellen.

Abgesehen davon ist es lange vor durchrosten nicht mehr "hip" und muss 
ersetzt werden. Statussymbol eben.

Ausserdem kommen kürzere Produktlebenszyklen hinzu. Ich habe mal eins 
der ersten Wählscheibentelephone aus den 20ern (W28 Wandausführung) mit 
einer Ersatzwählscheibe repariert, die ich einem FeTAp 611 oder FeTAp 
615 entnommen habe. Passte alles, mechanisch und elektrisch, nur für die 
Verbindungsstecker musste ich mir was einfallen lassen.
Wo gibt es das sonst, das man über 70 Jahre "Ersatzteile" kriegen 
konnte?
Die meisten Handys gehen heute voll funktionsfähig in den Müll. Die 
"geplante Obszoleszenz" kann man sich dabei schenken.

> Was wir früher alleine konnten, kann
> heute jeder. Und gerade heute ist ein hohes Maß an Qualität so schwer
> wie nie zuvor zu erreichen...weil es heute kaum noch jemand bezahlen
> will. (Siehe typische, vor allem staatliche, Ausschreibungen.)

Nach "Hanlons Rasiermesser" soll man nie Böswilligkeit unterstellen, 
wenn Ungeschick und Dummheit ausreichen, das etwas schiefläuft. ( 
https://de.wikipedia.org/wiki/Hanlon%E2%80%99s_Razor ). Wenn es aber um 
viel Geld oder Macht geht, meine ich dagegen, dass man dieses Prinzip 
umdrehen müsste, und vermutlich eher Absicht dahinter steht.
Anders kann ich mir vieles nicht erklären.
https://de.wikipedia.org/wiki/Imtech_Deutschland#Kritik

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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wenn jeder einen Dr. hat ist er eben nichts mehr wert, es gibt IMHO 
schon zu viele, gekaufte, h.c. und was weiss ich welche noch.

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