Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Berechnung Druckbelastbarkeit v. Rohren - wie?


von 58008 (Gast)


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Hallo Leute, hätte gern mal gewusst, wie man auch ohne Online-Tools die 
Druckbelastbarkeit von Rohrleitungen berechnen kann.

Bin bisher davon ausgegangen, ein 1cm langes Rohrstück zu betrachten, 
dessen inneren Umfang mit dem Druck zu multiplizieren, um dieses 
Ergebnis dann durch den Querschnitt ebendieses 1cm langen Rohres zu 
dividieren.
Das Ergebnis müsste dann nur unter der Streckgrenze des Materials 
(N/mm²) bleiben.

Das haut aber nicht hin, zumindest nicht im Vergleich zu den 
Berechnungen zu diversen Tools. Diese errechnen kurioserweise einen 
höheren möglichen Druck, und reden dabei noch von weniger 
Zugebelastung...

Mir stellt sich nun die Frage, ob das Vorgehen so gänzlich falsch ist. 
Zwar wirkt der Druck ja senkrecht nach außen, aber das Rohr wird dadurch 
doch auf Zug belastet. Es muss doch die gesamte Kraft resultierend aus 
Fläche und Druck aufnehmen?! Wie kann man das korrekt berechnen?

von butsu (Gast)


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Ganz so einfach ist es nicht. Du hast eine Tangentialspannung, eine 
Radialspannung und eine Axialspannung. Daraus kann man eine 
Vergleichsspannung ausrechnen. Die muss dann unter der Streckgrenze 
bleiben.

Bei sehr dünnwandigen Rohren ist die Radialspannung vernachlässigbar. 
Hier gilt dann die Kesselformel. Da gibt's sogar eine Norm.

von Max M. (jens2001)


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Innendruck: p [N*mm^-2]
Rohrinnenradius: r [mm]
Rohrwandstärke: s [mm]
Zugspannung: σ [N*mm^-2]

σ = p*r/s

von 58008 (Gast)


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Max M. schrieb:
> σ = p*r/s

Also war es doch noch viel einfacher...;-)

Jetzt habe ich auch meinen Fehler gedanklich bemerkt. Und zwar ist es 
Quatsch, den Umfang des Rohres einzubeziehen. Man muss sich die Zugkraft 
an zwei gegenüberliegenden Stellen des Rohres vorstellen. Hier zieht 
eine Kraft aus Druck mal InnenDURCHMESSER, mehr nicht. Weil dem Druck 
nur die Angriffsfläche des Durchmessers gegeben wird. Für nur eine Seite 
kann man dann natürlich mit dem Radius rechnen.

Problem gelöst, vielen Dank!

von butsu (Gast)


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58008 schrieb:
> Problem gelöst, vielen Dank!

Die Antwort ist nur leider nicht richtig. Das Material des Rohres steht 
unter einem dreidimensionalen Spannungsfall. Wenn es um die 
Druckbelastbarkeit geht, ist die Vergleichsspannung entscheidend.

http://www.schweizer-fn.de/rohr/festigkeit/festigkeit.php

von Max M. (jens2001)


Angehängte Dateien:

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butsu schrieb:
> Die Antwort ist nur leider nicht richtig.

Unter der Annahme, dass die Wanndstärke klein ist gegenüber dem 
Durchmesser, geht die Formel von der Website (Anhang) in meine Formel
 (σ = p*r/s) über!
r = D/2
(lesen und verstehen!)


Die Axialspannung ist nur halb so groß wie die Tangialspannung und kann, 
wenn man mit einem üblichen Sichereitsfaktor arbeitet, vernachlässigt 
werden.

: Bearbeitet durch User
von 58008 (Gast)


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Mit der Axialspannung, das ist doch Mumpitz. Die ist ja fast eine 
Größenordnung geringer, als die Radialspannung. Außerdem ist das dem 
Material vollkommen egal, solange der Wert nicht den der Radialspannung 
übersteigt. Ist vielleicht bei abstrakten Aufbauten von Interesse, wenn 
man z.B. ein dünnes Rohr hat, das sich an den Enden deutlich aufweitet.

Wenn ich beispielsweise einen Edelstahldraht mit 700N/mm² belaste, dann 
ist das grenzwertig. Ob an dem Draht dann aber auch noch seitlich mit 
ganzen 600N/mm irgendwie gezogen wird, dann ist ihm das völlig einerlei.

Im konkreten Fall habe ich allerdings durch den Aufbau gar keine 
Axialspannung im Rohr.

von Max M. (jens2001)


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58008 schrieb:
> fast eine
> Größenordnung geringer

Faktor 1/2 würde ich nicht als eine Größenordnung bezeichnen.

Aber vernachlässigen kann man sie trotzdem!

von Asko B. (dg2brs)


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Max M. schrieb:
> Aber vernachlässigen kann man sie trotzdem!

Hhmmmm... mach mal alle 1cm eine Schweißnaht.
bei (zB.) DN450 liegt die eine "kante" der Schweißnaht
bereits an der "naechsten".
Das Material ist dann Thermisch gestresst....also hart.
Das verhaelt sich voellig anders als die theoretischen
Betrachtungen.
maximale Druckbelastungen geben die Hersteller uebrigens
kostenfrei zur Verfuegung.
zB. Mannesmann-Rohre
(Da hab ich immer meine Daten her)
Auch wenn es entgegen dem Projektanten ist ...

Gruss Asko

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