Forum: Offtopic Sicherheit ungeprüfter USB-Ladegeräte


von Max (Gast)


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Hallo zusammen,

es gibt ja bereits Berichte zu Stromschlägen (u.a. tödlich bei einer 
Frau in Australien) durch die Verwendung von unsicheren USB-Ladegeräten, 
meist von Drittanbietern aus China.
Technische Details wie es dazu kommen kann werden in solchen 
Medienberichten allerdings nicht genannt.
Aktuell habe ich selbst so ein billiges chinesisches USB-Ladegerät mit 
einem Produkt geliefert bekommen und habe Zweifel, ob das Gerät sicher 
zu betreiben ist.

Deshalb habe ich das Netzteil geöffnet und möchte euch zwei Bilder von 
dem Innenleben präsentieren. Die Leistungselektronik wirkt recht simpel, 
und die Netzkontakte sind sogar primitiv verlötet (was soweit ich weiss 
ja auch längst nicht mehr zulässig ist). Ich bezweifle auch, dass das 
Gerät wirklich die 1A liefert, steht allein auf der Platine schon im 
Modellnamen 800 während das äußere Label 1000 (vmtl. für mAh) verlauten 
lässt - das müsste ich allerdings noch testen.

Kann dennoch hier jemand die sicherheitsrelevanten Aspekte eines solchen 
Ladegeräts diskutieren? Vermutlich geht es dabei hauptsächlich um eine 
korrekte Isolation der elektrischen Bauteile?

: Verschoben durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Max schrieb:
> USB2.jpg

Leider hast du dieses Bild so gemacht, das man die wichtige netzseitige 
Platine nicht richtig sehen kann.
Es fällt allerdings sofort auf, das das Gerät weder eine Sicherung, noch 
nennenswerte Netzfilter besitzt. Auch ein Inrush Current Begrenzer ist 
nicht zu entdecken. Das geht direkt vom Netz auf den Gleichrichter.

von Tassilo H. (tassilo_h)


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Matthias S. schrieb:
> Leider hast du dieses Bild so gemacht, das man die wichtige netzseitige
> Platine nicht richtig sehen kann.

Man kann allerdings erkennen, daß der Optokoppler für die Regelung auf 
der Platine mit der USB-Buchse sitzt und die Kriechstrecken an den 
Lötaugen des Verbindungs-Flachkabels (und anderswo) VIEL zu klein 
sind...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tassilo H. schrieb:
> VIEL zu klein
> sind...

Auf jeden Fall. Lustig ist auch die nahezu kalte Lötstelle vom 
Flachbandkabel auf die USB Platine. Man kann dieses Netzteil vermutlich 
als Töter getrost wegwerfen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Das abgebildete Ding ist lebensgefährlich und gehört ohne 
Inbetriebnahmeversuche entsorgt.

von Paul B. (paul_baumann)


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von Thomas J. (tom16)


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Diese Seite ist m.E. in punkto Netzteilsicherheit immer einen Besuch 
wert:

http://lygte-info.dk/info/ChargerIndex%20UK.html

Anschauliche Fotos und man bekommt viele Hinweise, worauf zu achten ist.

von Peter ⛄ W. (Firma: Huddel und Brassel Ltd.) (jaffel) Benutzerseite


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von R. M. (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Leider hast du dieses Bild so gemacht, das man die wichtige netzseitige
> Platine nicht richtig sehen kann.

Wenn ich das richtig sehe, dann sind Primär- und Sekundärseite auf 
beiden Platinen, einschließlich Flachbandkabel,

Rufus Τ. F. schrieb:
> Das abgebildete Ding ist lebensgefährlich und gehört ohne
> Inbetriebnahmeversuche entsorgt.

Daumen hoch!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Paul B. schrieb:
> Hilfe naht:
> 
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Regulierer-zieht-unsichere-Elektrogeraete-aus-dem-Verkehr-3597285.html

Naja, sie ziehen FM Sender aus dem Verkehr, ist ja schön, aber diese 
Dinger wie hier, die die Leute einfach töten, bleiben erstmal 
ungeschoren.

R. M. schrieb:
> Wenn ich das richtig sehe, dann sind Primär- und Sekundärseite auf
> beiden Platinen, einschließlich Flachbandkabel,

Siehst du richtig, der Optokoppler sitzt auf der USB-seitigen Buchse und 
führt damit auch Netzpotenzial. Ich würde halt gern noch die netzseitige 
Platine sehen, wobei 'netzseitig' nur die Position, nicht die 
elektrische Funktion meint.
Und welcher Idiot wertet den Startbeitrag ab? Ich finds richtig gut von 
Max, das er uns sowas fragt. Habe ihn also wieder hochgeklickt.

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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Matthias S. schrieb:
> Naja, sie ziehen FM Sender aus dem Verkehr, ist ja schön, aber diese
> Dinger wie hier, die die Leute einfach töten, bleiben erstmal
> ungeschoren.

Das sieht nicht so aus...

Zitat:
In kleineren Mengen waren Handfunkgeräte, QI Wireless Ladegeräte, 
Funksteckdosen und Ultraschallgeräte betroffen. Auch komme es immer 
wieder vor, dass von importierten Geräten die Gefahr eines Stromschlags 
ausgehe.

Zitat Ende.

Matthias S. schrieb:
> Und welcher Idiot wertet den Startbeitrag ab?

Das ist nicht der erste Startbeitrag, der sofort mit "Minus" versehen 
wurde. Da hat manch Einer das Hirn am Garderobenhaken hängenlassen.

MfG Paul

von Uhu U. (uhu)


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Matthias S. schrieb:
> Und welcher Idiot wertet den Startbeitrag ab?

Das ist doch hier "normal".

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Die Kriechstrecke unter dem Optokoppler ist reichlich bemessen, aber die 
Leiterbahnführung auf dem Rückweg, unter dem Gehäuse des USB-Steckers 
durch, ist viel zu gering. Wenn das Ladegerät in feuchten Umgebungen wie 
einem Badezimmer verwendet wird, genügt die erhöhte Leitfähigkeit der 
Luft, Phase auf die Schirmung zu geben, d.h. der Netzanschluss ist dann 
über alle Gehäuseteile mit GND-Anschluss direkt erfahrbar. Es fehlt 
darüber hinaus der Schutzleiter, weswegen es mit dem 
Fehlerstromschutzschalter nicht abgesichert ist.

Weiters, so gut ich es auf dem zweiten Bild erkennen kann, sind die 
Kriechstrecken auf der Platine mit dem Übertrager definitiv zu klein. Es 
gibt auch keinerlei Prüfaufdrucke, nicht einmal das CE-Zeichen. Von 
denen würde ich mich aber nicht täuschen lassen, da sie auch gefälscht 
werden (auch wenn CE nur Selbstkontrolle darstellt).

Da die beiden Platinen noch gefaltet werden, stellt auch nichts in der 
Welt sicher, dass nicht Bauteile zusammenkommen. Der Speicherkondensator 
auf Netzseite ist so ein Kandidat, da er ziemlich weit heraussticht. Die 
Wicklungen im Übertrager blank zu scheuern ist durch den Wickelkörper 
schon schwieriger.

Die beiden Bauteile rechts neben dem Übertrager interessieren mich noch, 
ein Hochspannungstransistor und Kondensator/ Varistor...? Wie diese 
kleinen Kerlchen doch immer wieder kreativ minimalistisch herangehen. 
Schwingt das von selbst, ein Flyback, Hilfswicklung...eieiei.

von Robert L. (lrlr)


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von Max M. (max1234567890)


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Wow, besten Dank für eure interessanten Beiträge zu diesem Thema!

Die dänische Infoseite lygte war wie du sagst, Thomas, sehr praktisch um 
auf einige sicherheitsrelevante Aspekte aufmerksam zu werden. 
Interessanter weise ist dort direkt das erste Netzeil in der Liste 
äusserlich baugleich zu diesem hier, unterscheidet sich aber im Aufbau 
des PCB. Robert hat in seinem Link hingegen wohl tatsächlich ein 
identisches Netzgerät gefunden.

Ich habe nochmal bessere Bilder von den Komponenten gemacht, auch die 
Bauteile neben dem Übertrager sind darauf besser zu erkennen.

Zusammengefasst lässt sich an dieser Stelle wohl bereits aussagen, dass 
dieses Netzgerät nicht nur primitiv realisiert wurde, sondern darüber 
hinaus sicherheitstechnisch keinerlei Mindestanforderungen erfüllt. Ich 
werde es entsorgen, traurig jedoch das so etwas überhaupt hergestellt 
wird!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Hier habe ich nochmal eingezeichnet, wo sich die Jungs die Isolation 
zwischen Netz und Sekundärseite gedacht haben.
Da sieht man also nichts von 6mm. @Idiot: Danke fürs Abwerten.

von Timm T. (Gast)


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Halt, bevor Du das entsorgt:

Wäre es sinnvoll, sowas an staatliche Prüfstellen einzuschicken, zum 
Beispiel an die baua oder rapex, damit die die Geräteserie aus dem 
Verkehr ziehen können?

Ich weiß, bei Chinakrachern ein Tropfen auf den heissen Stein, aber von 
nix kommt nix.

von Paul B. (paul_baumann)


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Max schrieb:
> Aktuell habe ich selbst so ein billiges chinesisches USB-Ladegerät mit
> einem Produkt geliefert bekommen und habe Zweifel, ob das Gerät sicher
> zu betreiben ist.

Was ist das für ein Produkt? Wenn sie das wüßten, dann könnten Andere 
eventuell vor Schäden bewahrt werden.
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Matthias S. schrieb:
> @Idiot: Danke fürs Abwerten.

Vorab: Ich war es nicht. Aber: Drück die Bewerterei einfach in den Skat, 
sinnlos wie sie ist.

MfG Paul

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