Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Dell U2312 plötzlich defekt


von Philipp (Gast)


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Hallo zusammen,

vor ein paar Tagen hat sich mein ca. 3 Jahre alter DELL IPS Monitor 
verabschiedet. Da in diesem Forum so eine große Anzahl an Fachleuten 
aktiv ist, und mit eurer Hilfe noch keines meiner Probleme ungelöst 
blieb, möchte ich gerne versuchen in diesem Thread für eine eventuelle 
Reparatur ein paar hilfreiche Hinweise zu bekommen.

Hier zu Beginn erstmal die Daten zum Gerät:
Dell U2312HM 23" IPS Monitor
POWER BD (Netzteilplatine): L0281-1N
INTERFACE BD (Logikplatine): L0144-1

Fehlerbeschreibung:
Vor ein paar Tagen hat sich der Bildschirm beim öffnen des Webbrowsers 
kurz nach dem Hochfahren einfach ausgeschaltet. Ich habe noch das 
Windows Geräusch, das beim Ausstecken eines Gerätes ertönt, gehört. Der 
Bildschirm war daraufhin komplett dunkel (keine LEDs) und ließ sich 
nicht wieder einschalten (auch Stromkabel getrennt, gewartet, wieder 
versucht...).

Da ich mit dem Gerät bisher sehr zufrieden war, wollte ich einen 
Reparaturversuch starten. Habe den LCD also aufgeschraubt. Die 
Elektronik besteht aus zwei Platinen, eine Netzteil und eine 
"Logik"-Platine (siehe Bilder im Anhang).

Die Netzteilplatine habe ich so gut ich konnte geprüft. Dazu habe ich im 
Internet auch einen Schaltplan gefunden 
(http://s017.radikal.ru/i415/1506/b5/597130dba47c.jpg).
Geprüft habe ich alle Dioden, den Gleichrichter, Sicherungen, NTC. Auch 
der 5V und 24V Spannungsausgang des Netzteils scheint ok zu sein, an den 
mit 5V beschrifteten Ausgängen des Steckers in der Ecke messe ich ca. 
5V. Konnte auch keine Beschädigungen an den ElKos feststellen.
Meiner Meinung nach ist das Netzteil in Ordnung.
Nicht im Schaltplan aus dem Link enthalten ist der Teil links oben im 
Bild. Ich vermute dass dieser für die Erzeugung der Spannung für die 
Hintergrundbeleuchtung dient (Hauptbestandteil davon ist wohl der IC 
unter dem Kühlkörper, der trägt die Aufschrift OZ9998BDN). Wenn dieser 
Teil defekt wäre, müsste aber doch trotzdem beim Einschalten des 
Displays eine LED leuchten?

Zum Interface Board habe ich leider keinen Schaltplan gefunden. Oben 
links befindet sich ein N302 3,3V Wandler, an dessen Ausgang kann ich 
auch stabile 3,3V messen. Danach folgt ein weiterer Spannungswandler mit 
der Aufschrift LD1117AG. Dort messe ich mit dem Multimeter eine 
Pulsierende Spannung, diese ist immer kurz ca. 1,2V, fällt aber im 
Sekundentakt auf 0,3V.

Das war alles was ich bis jetzt versucht habe. Hoffe ich habe euch durch 
meinen langen Text mit allen notwendigen Infos versorgen.

Wäre super, wenn ihr ein paar Ideen hättet, wie ich dem Fehler doch noch 
auf die Schliche kommen könnte.

Messausrüstung (Oszi, Multimeter, Logic Analyzer) und Lötkolben sind 
vorhanden.

Vielen Dank schonmal im Voraus für eure Hilfe,
Gruß Philipp

von oszi40 (Gast)


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1.Zeigt er ein Einschaltbild?: ja=Hintergrund-LED leuchten noch
2.zeigt er keins: Hintergrund-LEDs sind eine Reihenschaltung wie die 
Weihnachtbaumbeleuchtung ... viel Spaß

von Philipp (Gast)


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Der Bildschirm zeigt garnichts mehr, ist wie oben im Anfangsthread 
beschrieben komplett dunkel. Er verhält sich also so, wie wenn der 
Netzstecker nicht eingesteckt wäre.

von René H. (Gast)


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Nach Deinem Fehlerbeschrieb kann das Netzteil kaum in Ordnung sein.

Grüsse,
René

von Cyborg (Gast)


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Philipp schrieb:
> Da in diesem Forum so eine große Anzahl an Fachleuten
> aktiv ist

Optimist. Vielleicht im Promillebereich. Der Rest sind nur
Besserwisser, die nur mal ein bisschen damit basteln, mehr nicht.

oszi40 schrieb:
> 1.Zeigt er ein Einschaltbild?: ja=Hintergrund-LED leuchten noch
> 2.zeigt er keins: Hintergrund-LEDs sind eine Reihenschaltung wie die
> Weihnachtbaumbeleuchtung ... viel Spaß

Da würde ich mal versuchen, ob man das Menü des Monitors aufrufen kann.

Philipp schrieb:
> Dort messe ich mit dem Multimeter eine
> Pulsierende Spannung, diese ist immer kurz ca. 1,2V, fällt aber im
> Sekundentakt auf 0,3V.

Dann wird da wohl die Macke sein. Sind auf dem Logikboard weitere Elkos
in dem Stromkreis? Könnte sein, das sich da einer verabschiedet hat,
aber das kann man nicht so leicht erkennen. Die muss man ermitteln, 
auslöten und messen. Ob sich das allerdings lohnt, bezweifle ich.
Da sollte man dann andere, die da verbaut sind, auch gleich tauschen.

von Philipp (Gast)


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Siehst du oben rechts im Bild den Stecker mit den vielen Kontakten? 
Einige davon sind mit der Beschriftung "5V" auf der Platine versehen. 
Diese Spannung messe ich auch an jedem dieser Pins.

Oder hast du vielleicht eine Idee, was ich an der NT Platine noch prüfen 
kann?

von Philipp (Gast)


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Habe die beiden Elkos, die sich auf dem Logikboard direkt unter dem 
rechten der beiden Spannungsregler befinden, ausgelötet. Der linke davon 
soll die 3,3V, der Rechte die Ausgangsspannung vom rechten 
Spannungsregler stabilisieren.
Beide sollen 100µF haben, bei dem einen messe ich 97µF, beim anderen 
102µF. Das wird  wohl auch nicht das Problem sein.

von Cent (Gast)


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Philipp schrieb:
> Danach folgt ein weiterer Spannungswandler mit
> der Aufschrift LD1117AG. Dort messe ich mit dem Multimeter eine
> Pulsierende Spannung, diese ist immer kurz ca. 1,2V, fällt aber im
> Sekundentakt auf 0,3V.

Hier irgendwo muss der Fehler sein.

von Cyborg (Gast)


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Philipp schrieb:
> Beide sollen 100µF haben, bei dem einen messe ich 97µF, beim anderen
> 102µF. Das wird  wohl auch nicht das Problem sein.

Das ist noch innerhalb der Bauteiltoleranz. Kann übrigens auch ne
Macke des Spannungsreglers sein, oder ein weiterer Elko dieses
Stromkreises. Da gibts ja so einige Kandidaten. Deren Spannung
würde ich mal messen.

von Stephan (Gast)


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Philipp schrieb:
> Zum Interface Board habe ich leider keinen Schaltplan gefunden. Oben
> links befindet sich ein N302 3,3V Wandler, an dessen Ausgang kann ich
> auch stabile 3,3V messen. Danach folgt ein weiterer Spannungswandler mit
> der Aufschrift LD1117AG. Dort messe ich mit dem Multimeter eine
> Pulsierende Spannung, diese ist immer kurz ca. 1,2V, fällt aber im
> Sekundentakt auf 0,3V.

Klingt nach Überlast oder Kurzschluss.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Philipp schrieb:
> Danach folgt ein weiterer Spannungswandler mit
> der Aufschrift LD1117AG

Die Bezeichnung ist noch nicht ganz komplett, es ist ein 1A Typ und 
halogenfrei (und von der Weltfirma Unisonic Tech., wenn ich das Logo als 
UTC richtig entziffere), aber es ist noch nicht klar, ob es ein 
Festspannungsregler oder der justierbare Typ ist. Notier dir mal die 
ganze Bezeichnung und google sie. Dann ist auch die Anschlussbelegung 
klar, davon gibt es mehrere. Der Platine nach sollte es ein 
Festspannungstyp sein, aber ganz klar ist das nicht.
Wieviel misst du am Eingang dieses Reglers? Sind das die 3,3V? Ich 
vermute, das er die Kernspannung für den Scalerchip machen soll, evtl. 
1,5V oder so.

Wenn er Wärme entwickelt, ist das zumindest ein Zeichen. Wenn nicht, 
könnte er selber eine Macke haben.

: Bearbeitet durch User
von Philipp (Gast)


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Erstmal danke an alle für eure Tips!

An einen Kurzschluss im Zweig nach dem zweiten Regler habe ich auch 
schon gedacht. Könnte ich an diesen Zweig vielleicht mal mit einem 
Labornetzteil die Sollspannung von 1,2V anlegen und schauen was 
passiert? Vielleicht kann ich dann ja auch einen evtl. zu hohen Strom 
feststellen.

Der Regler IST von UTC. Hier mal die komplette Aufschrift des Chips:
UTC
LD1117AG
12A010GTG

Die 12 gibt also laut Datenblatt an, dass es sich um einen 1,2V 
Festspannungstyp handelt. Das passt auch zu der kurz messbaren Spannung 
von ca. 1,2V.
Eingangsspannung ist 3,3V, die mit dem Multimeter gemessen stabil sind.

Das Bauteil bleibt aber im Betrieb völlig kalt, es gibt keine spürbare 
Erwärmung.

von TestX (Gast)


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@Philipp

Hast du das Netzteil mal unter Last getestet, sprich ein paar 
Hochstromwiderstände dran und Leistung verbraten ?

Das die Spannungen im Leerlauf anliegen bedeutet nicht, dass automatisch 
das Netzteil ok ist.

Bei den paar Spannungen könntest du auch versuchen den Monitor über 
Labornetzgeräte mit den nötigen Spannungen zu versorgen

von Cyborg (Gast)


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TestX schrieb:
> Bei den paar Spannungen könntest du auch versuchen den Monitor über
> Labornetzgeräte mit den nötigen Spannungen zu versorgen

Aber mit größter Vorsicht. Liegt doch ein Kurzschluß vor, brennt man
sich mit einem Labornetzteil mitunter ne komplette Leiterbahn weg,
wenn man die Nennstromaufnahme dieses Stromkreises nicht kennt.

Schon mal die Pads von dem Spannungsregler nach gelötet?

von Philipp (Gast)


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@TestX:W
Unter "selbstgebauter" Last habe ich das Netzteil noch nicht getestet. 
Stattdessen habe ich daran gemessen während die Interface Platine 
angeschlossen war. Das Pulsieren der Spannung, wie ich es beim 
Festspannungsregler auf der Logikplatine beobachten konnte, gab es am 
Netzteil nicht.
Da ich auch nicht weiß, mit welchen Strömen ich das NT belasten kann, 
ist ein Test mit Lastwiderständen schwierig. Welche Widerstandswerte 
könnte ich denn zum Testen nehmen?

Ich werde die 5V Rails mal mit dem Oszi beobachten während das Interface 
Board angeschlossen ist, damit kann ich dann genau sehen ob die 5V 
stabil bleiben.

@ Cyborg:
Würde bei der externe Versorgung auf jeden Fall eine Strombegrenzung 
einstellen. Meine Sorge ist eher, ob ich den Regler nicht kaputt mache, 
wenn ich ihn "rückwärts" mit Spannung versorge. Geht das in Ordnung?

von Stephan H. (stephan-)


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ich würde die Last vom 1117 trennen und schauen ob er dann stabil ist.

von Philipp (Gast)


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Habe den LD1117 jetzt mal so eingelötet, dass der Ausgang frei in der 
Luft hängt. Nehme ich das Ganze so in Betrieb, messe ich am Ausgang 
stabile 1,2V.

Habe den nun offenen 1,2V Kreis ohmisch durchgemessen, ich messe mit dem 
Multimeter einen Widerstand von ca. 370 Ohm. Es dürfte eigentlich nur 
ein Strom von 3,2 mA fließen, das müsste der Spannungsregler laut 
Datenblatt locker packen?

Als nächstes habe ich den 1,2V Kreis mit einem Labornetzteil manuell mit 
ca. 1,2V versorgt. Siehe da, die Status LED beginnt zu blinken. Dabei 
habe ich den Strom genau beobachtet, dieser steigt im 2 Sekunden Takt 
auf 60mA, dabei geht das NT aber in die eingestellte Strombegrenzung.
Habe mich nicht getraut, mehr Strom einzustellen. Wie hoch kann ich das 
denn einstellen, ohne die Leiterbahn zu grillen? Vielleicht ist dieser 
hohe Peak ja normal?

von Philipp (Gast)


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Huraaaa, der Bildschirm lebt!!!!

Wollte mir gerade die Spannungen am Oszi anschauen. Dazu habe ich den 
Ausgang des LD1117 mit einem Drähtchen provisorisch wieder mit dem 1,2V 
Kreis auf der Platine verbunden. Beim Einstecken der Stromversorgung hat 
das Ding doch tatsächlich wieder funktioniert. Warum weiß ich nicht. 
Hoffe das es so bleibt!
Vielleicht hat das Erhitzen beim Auslöten den Spannungsregler wieder 
repariert??? Unglaublich!

Erstmal vielen Dank an Alle für eure Hilfe! Werde mich wieder melden 
wenn es doch nicht gehalten hat.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Philipp schrieb:
> Erstmal vielen Dank an Alle für eure Hilfe! Werde mich wieder melden
> wenn es doch nicht gehalten hat.

Kannst dir ja mal längerfristig so einen Regler bestellen. Bleibt ein 
wenig merkwürdig, denn ein 'CMOS Latchup', denn manche hier von früher 
kennen, sollte eigentlich nach einem Powerdown verschwunden sein. Vllt.

Matthias S. schrieb:
> könnte er selber eine Macke haben.
Aber schön, das es erstmal wieder geht.

: Bearbeitet durch User
von Philipp (Gast)


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So, wie versprochen gebe ich nochmal kurz Rückmeldung.

Der Monitor hat nach der vermeintlichen Reparatur nur ca. 3 
Betriebsstunden funktioniert. Danach ist er im Betrieb einfach wieder 
ausgegangen.

Habe mir daraufhin den LD1117 bei völkner bestellt. Seit dem Austausch 
funktioniert der Bildschirm nun schon mehrere Tage lang, daher denke 
ich, dass diese Maßnahme das Problem endgültig behoben hat.

Danke nochmal für eure Hilfe und Unterstützung!

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