Forum: Offtopic Elektronikbasteln die nächsten 10..20 Jahre


von Paul H. (powl)


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Ich möchte grade mal zu einem Gedankenexperiment einladen:

Wenn man sich die Inhalte diverser Bastlerseiten noch von vor 10 Jahren 
anguckt sieht man da ganz andere Inhalte als auf aktuellen Seiten. Da 
wurde noch viel mehr low-level gebastelt. Da ging es viel um 
Assemblerprogrammierung und wie man direkt einen Mikrocontroller 
programmiert. Verbreitete Developer-Hardware gab es da noch kaum, man 
hatte schon was besonders geschaffen, wenn man eine 7-Segment-Anzeige 
zusammengeschustert hat. Man konnte in aller Ruhe seine eigene Platine 
designen.

Heute jedoch gibt es Development Komponenten wie Sand am Meer. Dank 
Arduino gab es das erste mal einen Quasi-Standard zum basteln und 
mittlerweile findet man ja unzählige Devboards mit verschiedensten 
Prozessoren. Dank IoT-Hype und so hochintegrierten Geschichten wie dem 
ESP8266 kann man in kurzer Zeit beeindruckende Gadgets bauen, in dem man 
einfach nur Fertighardware zusammensteckt und ein wenig mit fertigen 
Libraries programmiert. Die Art und Weise des Bastelns hat sich also 
schon verändert. Man könnte auch sagen, das Basteln ist etwas sexyer für 
Neueinsteiger geworden, denn man kommt schnell zu sexy Ergebnissen, ohne 
sich gleich mit der harten Materie tiefgreifend auseinandersetzen zu 
müssen. Gleichzeitig gibt es aber auch vieles, was man früher nur durch 
Selberbasteln erreichen konnte, heutzutage schon Out-Of-The-Box zu 
kaufen. Früher hat man oftmals mit Basteln angefangen, um Probleme zu 
lösen, für die es einfach nirgendwo eine Fertiglösung gab. Man hat z.B. 
irgendetwas automatisiert, was vorher nur per Hand ging, und das war 
dann auch noch total innovativ. Heute gibt es für jeden Mist eine App, 
Smartwatches, massig Software, IoT und Home-Automation. Kickstarter und 
co. füllen dann auch noch die letzten Nischen auf und bieten zahlreiche 
Lösungen für Probleme, die es gar nicht gibt. Auch sind die Systeme 
flexibler geworden denn man kann vieles miteinander koppeln und 
anpassen. Wo man früher noch basteln musste kann man heute einfach in 
einer App rumklicken. Die Art der Motivation, die hinter dem Basteln 
steht wandelt sich im laufe der Zeit. Wie sieht wohl das typische 
Basteln in 10..20 Jahren aus? Erst recht wenn sowas wie KI Einzug erhält 
und man sogar, anstatt zu programmieren, einfach dem Computer sagt, was 
er tun soll.

Interessieren sich die heutigen Kids eigentlich mehr oder weniger für 
Programmieren / Basteln als damals? Immerhin wird heute viel mehr dafür 
geworben. Als ich mit 12 mein JavaScript Buch las haben mich andere nur 
angeschaut wie als käm ich vom Mond. Gehört man heute mit zu den Coolen 
wenn man programmieren kann oder in der Robotik-AG in der Schule seinen 
eigenen Roboter baut? Oder ist sowas einfach unattraktiv, weil es eh 
schon für alles ne App oder irgend ein IoT-Gadget gibt? Ist man durch 
die Vielfalt an Technik im Alltag schon völlig "technisch befriedigt", 
nahezu überfordert?

Wie seht/empfindet ihr das so? :-)

: Bearbeitet durch User
von S. M. (lichtmensch)


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Ein ähnliches Thema hatte ich gestern mit meinem Arbeitskohlegen 
diskutiert.
Ich fing an zu Basteln weil ein kleines Mittelwellen Radio mich 
fasziniert hat.
Der Aufwand und die Kosten waren für mich als Kind überschaubar. 
Reißzwecken in ein Holz geklopft und fast alle teile irgendwo 
ausgelötet. Ich habe viele Tage damit tatsächlich Musik gehört. Ein 
eigenes Radio man das war schon was.
Später baute ich u.a. Sender um die Musik von der Kassette im Haus auch 
"Mobil" im Garten hören zu können. Tragbare Musik ein Luxus. Ein Walkman 
hätte ein Vermögen gekostet. Heute hat wohl jeder ein Handy Tragbare 
Musik ist Normalität und mit einem Radio gar Mittelwelle kann man sicher 
kein Kind mehr wirklich begeistern...
Wie also wenn nicht durch Begeisterung bringt man der Jugend noch 
analoge Schaltungen bei? Stirbt das wissen um die Grundlagen damit 
langsam aus?

von Maik .. (basteling)


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Von den heutigen Verhälnissen hätte ich in meiner Jugend vor 20 Jahren 
nur träumen können.
Statt Internet gab es die Elektor im Ausleihständer der Stadtbibliothek 
- und teils arg veraltete Bücher. Dazu gottseidank einiges Wissen in der 
Nachbarschaft, im Freundeskreis und im DARC. Das Mittelwellenradio war 
natürlich auch eine meiner ersten Taten.

Zur heutigen Situation: Die schönen neuen Bastelmöglichkeiten werden 
beim Ein- oder Anderen auch Lust auf mehr Grundlagen machen. Irgendwann 
komt der Punkt den man nicht mehr aus "Shields" und Tutorien 
zusammenstecken kann.

Wenn dann durch eine gewünschte Anwendung eine intrinsische Motiviation 
vorhanden ist - wird auch gelernt - und dann auch Analogtechnik.


vg

von Gerd E. (robberknight)


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Was in Zukuft schwierig werden könnte, ist selber komplette Boards zu 
entwickeln, produzieren und bestücken ohne nur lauter Devboards und 
Breakoutboards zusammenzustecken. Denn die Gehäuse und Anforderungen 
"spannender" Teile werden immer kleiner und bastlerunfreundlicher.

Professionell gefertigte Boards sind heute günstig und auch nen TQFP-144 
bekommst Du noch von Hand da draufgelötet wenn Du Dich nicht ganz 
ungeschickt anstellst. Auch das Layout für den ist noch gut in 
Hobby-kompatibler Zeit zu erstellen.

Doch wie sieht es aus wenn neue normale, etwas bessere µCs dann nicht 
mehr in TQFP oder QFN hergestellt werden, sondern nur noch in Micro-BGA 
oder WLCSP? Selbst wenn es dann die passenden Multilayer-Platinen mit 
µVias, Via-in-Pad etc. günstig geben sollte, werden nur wenige 
Hobbyentwickler die Technik haben um das erfolgreich zu bestücken.

Während ich gerne Devboards und Breakoutboards zur Entwicklung und zum 
schnell was ausprobieren verwende, finde ich daß zu einem richtigen 
Projekt eine/mehrere dafür passend entwickelte Platine dazugehört.

von Maik .. (basteling)


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Schwieriger wird der Selbstbau von eigenen Platinen bei den mittlerweile 
verfügbaren Gehäusegrößen in der Tat. Aber die Möglichkeiten werden auch 
besser.

Kleiner Schwank: ich hatte vor ca. 6 Jahren mal ein paar Trays Spartan 3 
FPGAs billig ersteigert. Als die Dinger ankanmen - waren es alles CSP 
Gehäuse.

Damals war bei allen Platinenfertigern die dafür nötige strukturgröße 
unglaublich teuer, heute scheint sich das deutlich auch bei 
Poolanbietern gebessert zu haben. Daher würden sich heute kleine 
Musterpatinen dafür auch für den Eigenbedarf bezahlbar herstellen 
lassen.

Somit: auch für die ganz üblen Gehäuse wird es Lösungen geben.
Vor 15 Jahren hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal QFN Gehäuse im 
Pizzaofen auflöten würde, oder dass es Lötpastenschablonen umsonst zur 
Poolplatine mit dazugibt. Dazu erweitern die Musterhersteller ja ihre 
Dienstleistungen schon bezüglich Bestückung. Da wird dann bestimmt auch 
das Vorbestücken von "zu kleinen vielpoligen Bauteien" dazukommen.

Desweiteren wird die Miniaturisierung irgendwann an ihre technologisch 
sinnvollen Grenzen kommen. Moores Law soll sich doch auch dem Ende 
zuneigen.
Dazu gibt es genug Marktteilnehmer - die nicht nur ganz ganz klein haben 
wollen.

vg

Maik

von Mani W. (e-doc)


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Ich bin der Meinung, dass Elektronik nur von Grund auf erlernt werden
kann, um auch zu verstehen...


Beispiele:

URI als Grundformel?

Wissen, wozu Widerstände und Kondensatoren, Elkos dienen?

Die Zahlen oder Farbringe verstehen?

Was machen und wozu braucht man Dioden, Transistoren, LDRs?

Vorwiderstände für LEDs selbst berechnen können - URI?

Relais - wozu und wie funktionieren die Kontakte? Freilaufdiode?

Was ist TUN und TUP oder DUS?

Was sind UND/OR/NAND/EXOR Gatter?

74xx, 74HCxx, 40xx...


und vieles, vieles mehr...



Erst wenn die Funktionen verstanden wurden, kann man einen Schaltplan
erstellen und je mehr man die Grundbegriffe intus hat, desto
fehlerloser und sinniger der fertige Schaltplan samt Layout, samt
belichteter, geätzter und selbst bestückter und geprüfter Platine, die
man dann auch zu mehreren Stück reproduzieren kann samt allen
technischen Unterlagen...


Eine LED auf einem Board zum Blinken bringen liegt am erlernten oder
kopierten Programm, und das hat mit echter Elektronik NICHTS zu tun,
denn bei einem Basisvorwiderstand und Transistor scheitert es dann!


Für Elektronikbasteln sind Transistorschaltungen, teilweise mit IC
aus den 70-80ern sicher vorteilhaft, da diese Schaltungen sehr sauber
dokumentiert wurden und auch funktionieren (Hefte von Elektor, ELV,
Elrad, ELO, usw...)


Wer sich nur mit Programmieren beschäftigt wird die Einzelteile herum
nie verstehen und steht dann an der Schnittstelle an...


Und Basteln mit bedrahteten Bauteilen ist auch leichter, da bohr ich
doch glatt 150 Löcher und löte fröhlich dahin...


So long!

von Gustav K. (hauwech)


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Mani W. schrieb:
> Und Basteln mit bedrahteten Bauteilen ist auch leichter, da bohr ich
> doch glatt 150 Löcher und löte fröhlich dahin...

Bohren brauchte man nicht wirklich, zu was gab es Lochrasterplatinen.
Die Verbindungen dann gefädelt.
Und DIL-IC auf Sockel, das waren noch Zeiten.
Zur Fehlersuche einfach rausziehen und ein anderes einstecken.

Wenn ich heute was bauen will, schaue ich zuerst, ob ich die Bauteile 
noch in vernünftigen Gehäusen bekomme. Falls nicht, wird die Idee 
beerdigt.

von oldeurope O. (Gast)


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Paul H. schrieb:
> Dank
> Arduino

Ich wäre froh, wenn ich damit basteln könnte.

Mani W. schrieb:
> Was ist TUN und TUP oder DUS?

Keine Ahnung.

Wenn ich das weiss, kann ich dann Arduino?

Maik .. schrieb:
> Statt Internet gab es die Elektor im Ausleihständer der Stadtbibliothek
> - und teils arg veraltete Bücher. Dazu gottseidank einiges Wissen in der
> Nachbarschaft, im Freundeskreis und im DARC.

Es gab da auch Bücher und Kurse für Mikroprozessoren.
Was wurde da gelehrt? Analogtechnik für die Peripherie,
gähn - bekannt. Programmieren und Basic wurde vorausgesetzt
und das kann auch Jeder in meinem Alter - ausser mir natürlich.
Also keine Chance da mitzuspielen.

__

Ob die Bauteile in Zukunft noch Beine haben?
Alles wird kleiner, die Augen werden Schlechter.
Naja es gibt zum Glück Hilfsmittel.

LG
old.

von Paul B. (paul_baumann)


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Mani W. schrieb:
> Ich bin der Meinung, dass Elektronik nur von Grund auf erlernt werden
> kann, um auch zu verstehen...

Das meine ich auch.
Was nützt es, nur Baugruppen zusammenstecken zu können, wenn man mangels 
Kenntnis über die Funktionsweise der Bauelemente keine Fehler suchen 
kann.
Die Erfahrung lehrt doch: Eine Schaltung, die auf Anhieb funktioniert, 
ist kaputt! :)

Außerdem ist es doch ein ganz anderes Erfolgserlebnis, wenn man sagen 
kann:
Diese Schaltung habe ich erdacht, dimensioniert, eine Platine dafür 
sowohl entworfen als auch angefertigt und ein vernünftiges Gehäuse dafür 
gebaut.

Es wird immer Aufgaben geben, für die man sich selbst Geräte bauen 
muß, weil es entweder für diesen Zweck keine industriell gefertigten 
gibt, oder weil sie nicht genau das können, was man braucht, oder aber 
zu teuer für Einen sind.

MfG Paul

von Matthias L. (limbachnet)


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Gustav K. schrieb:
> Bohren brauchte man nicht wirklich, zu was gab es Lochrasterplatinen.
> Die Verbindungen dann gefädelt.

Lochraster - geht in der Tat recht gut, die Leiterbahnen lassen sich mit 
Draht und Lötzinn bei einfachen Schaltungen ganz ordentlich hinbekommen.

Fädeln würde ich Einsteigern aber nicht empfehlen, weil man da sehr 
leicht schlechte Lötstellen hat und die Fehlersuche mangels 
nachverfolgbarer Leiterbahnen schwierig wird.

von Paul B. (paul_baumann)


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Matthias L. schrieb:
> Fädeln würde ich Einsteigern aber nicht empfehlen, weil man da sehr
> leicht schlechte Lötstellen hat und die Fehlersuche mangels
> nachverfolgbarer Leiterbahnen schwierig wird.

Naja, wenn man die eben hergestellte Verbindung auf dem Schaltplan mit 
dem Schreibelkugler nachzieht, um sie quasi "abzuhaken" und gleich noch 
mit dem Durchgangsprüfer "durchklingelt", dann kann eigentlich Nichts 
mehr passieren. Die Zeit, die das dauert, braucht man im Nachhinein 
nicht bei der Fehlersuche zu verbraten.

MfG Paul

von Timm T. (Gast)


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Paul H. schrieb:
> Wenn man sich die Inhalte diverser Bastlerseiten noch von vor 10 Jahren
> anguckt sieht man da ganz andere Inhalte als auf aktuellen Seiten. Da
> wurde noch viel mehr low-level gebastelt.

Die Antwort steckt doch schon hier drin: Warum sollte ich die 
zwölfzigste Webseite zum Anschließen einer LED machen, wenn es das schon 
elfzigmal gibt? Interessant sind doch neue Projekte, die es so noch 
nicht gibt.

Und Technik hat sich nunmal entwickelt. Ich kenne noch die "Digitaluhr" 
aus dem Schlenzig, mit TTL-IC. Da werkelten 15 IC, um 4 Ziffern 
anzuzeigen, und die Alarmeinstellung wurde über Lötbrücken gemacht. Wenn 
das jemand heute so aufbauen wollte, würde man den für bekloppt erklären 
und sagen: Nimm einen Arduino.

von Gerd E. (robberknight)


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Mani W. schrieb:
> Ich bin der Meinung, dass Elektronik nur von Grund auf erlernt werden
> kann, um auch zu verstehen...
[...]
> Eine LED auf einem Board zum Blinken bringen liegt am erlernten oder
> kopierten Programm, und das hat mit echter Elektronik NICHTS zu tun,
> denn bei einem Basisvorwiderstand und Transistor scheitert es dann!

Ich bin da anderer Meinung:

Wenn jemand z.B. eher aus der Software-Ecke kommt und dann an seinem 
RasPi  ne LED zum Blinken bringt, ist das doch ein guter erster Schritt. 
Wenn der jetzt z.B. ein Relais schalten möchte und dafür ne Schaltung 
mit Transistor sucht - was machst Du?

"Musst Du von Grund auf lernen. Hier: arbeite den Tietze Schenk von 
Anfang bis inkl. dem Kapitel Transistoren durch"?

Damit stößt Du jeden Interessierten, bis auf meinetwegen die 
allerhärtesten Hardcore-Nerds, vor den Kopf und vermiest ihnen den Spaß 
an der Elektronik. Das dauert dann nicht lange und dann hast Du hier 
einen langsam aussterbenden Altherrenclub. So ähnlich wie mancher 
Ortsverein des DARC, wo man sich auch heute noch einig ist daß die 
Abschaffung der verpflichtenden Morseprüfung der Anfang des Untergangs 
des Abendlandes war.

Ich meine dagegen man kann solche Leute problemlos auf Artikel wie z.B. 
Transistor und Relais mit Logik ansteuern verweisen.

Im ersten Schritt bauen Sie dann 1:1 die dort vorgestellte Schaltung 
nach ohne sie ganz zu verstehen. Wer dann etwas Interesse an der Materie 
hat, den wird es nach einiger Zeit ganz von selbst anfangen zu wurmen, 
daß er immer nur Schaltungen nachbaut ohne sie wirklich zu verstehen. 
Und dann eignet er sich Stück für Stück immer mehr von den Grundlagen 
an. Vielleicht nicht alles, vielleicht nicht systematisch, aber für ein 
Hobby ist das doch ok.

Die anderen, die kein wirkliches Interesse haben, lassen das ganze 
spätestens nachdem ihnen der 3. RasPi durchgebrannt ist, sein. Auch 
nicht schlimm.

von Bernd T. (bastelmensch)


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Ich denke das es in 10..20 Jahre einen Retrotrend bei der Elektronik 
geben wird.
So wie bei den Computern.
Das Basteln mit TTL-ICs und Transistoren hat seinen eigenen Reiz.
µComs sind toll und ich nehme die sehr gerne (auch für Retro Computing 
;-)), aber eine kleine Schaltung mit einer Handvoll 74xx hat einfach 
seinen anderen Charme.

von Paul B. (paul_baumann)


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Bernd T. schrieb:
> aber eine kleine Schaltung mit einer Handvoll 74xx hat einfach
> seinen anderen Charme.

...und sie wärmt den Bastler an kalten Winterabenden in seiner 
Werkstatt.
:)
MfG Paul

von Matthias L. (limbachnet)


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Gerd E. schrieb:
> Wenn jemand z.B. eher aus der Software-Ecke kommt und dann an seinem
> RasPi  ne LED zum Blinken bringt, ist das doch ein guter erster Schritt.
> Wenn der jetzt z.B. ein Relais schalten möchte und dafür ne Schaltung
> mit Transistor sucht - was machst Du?
>
> "Musst Du von Grund auf lernen. Hier: arbeite den Tietze Schenk von
> Anfang bis inkl. dem Kapitel Transistoren durch"?

Wenn der Weichwerker eine LED zum Blinken gebracht hat, dann ist das 
natürlich ein guter erster Schritt - wenn er denn die Berechnung des 
Vorwiderstandes auch verstanden hat. Das ist dann auch ein Schritt des 
"von Grund auf" Lernens. Wenn er dann ein Relais schalten möchte, dann 
kann man ihm erklären, dass der Basisvorwiderstand am Transistor ganz 
ähnlich zu berechnen ist wie der LED-Vorwiderstand und wie das mit der 
Gleichstromverstärkung des Transistors funktioniert. Dann hat er wieder 
was gelernt. Und immer so weiter, bis der Katalog vom Mani 
durchgearbeitet ist (gut, die 74er Logikfamilie kann man heutzutage 
auslassen...)

Vom Tietze-Schenk was bisher keine Rede, und der tut für den 
Digital-Bastler auch nicht not.

von Markus H. (dasrotemopped)


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früher ... heute ... morgen
In den 80ern war ein selbstgebauter Plotter für den Homecomputer der 
"geile  Scheiß" schlechthin. Kommerzielle Plotter waren unbezahlbar.
Heute sind selbstgebaute 3D Drucker des Bastlers feuchter Traum. 
Kommerzielle 3D Drucker sind teuer.
Morgen wird es vielleicht die 5-Achsen CNC Fräse des Bastlers 
Hobbyprojekt sein.
Der Unterschied :
Plotter 2 Achsen
3D Drucker 3  Achsen
Morgen wird es eine oder 2 Achsen mehr sein.

ICs und Prozessoren:
früher:
Ein 8bitter im DIL Gehäuse kann auf Lochraster zu einem 
Experimentierboard zusammengedengelt werden.
Ein Homecomputer war eine fertige Platform und konnte selbst erweitert 
werden. Mann musste etwas sparen, um sich alles leisten zu können. 
Datenblätter und Handbücher gab es für teuer Geld in Fachgeschäften.
heute:
ein 32bitter im TQFP Gehäuse benötigt einen 3 Euro Adapter aus dem 
Internet um aufs Steckbrett zu passen. Oder als preiswertes Modul gleich 
fertig. Ein ausgedienter PC reicht als Entwicklungsplattform. Die 
Werkzeuge sind mächtiger als früher und oft gratis/frei erhältlich.
morgen:
64 bit als Normalfall, Schaltkreise noch komplexer und billiger, 
Werkzeuge noch ausgefeilter. Die Preise noch weiter senken geht schon 
heute nicht mehr. Ein RPI3 kostet das selbe wie ein Arduino, da die 
Komponentenpreise schon lange nicht mehr den Preis der Boards bestimmen, 
sondern der Verwendungszweck

Den Abgesang auf die Bastelmöglichkeiten halte ich für reichlich 
übertrieben. Der Fokus änderte sich von Detektorradio zu Amateurfunk zu 
Eisenbahn zu Homecomputer zu Gaming PC zu Embedded PC. Wer nicht mit der 
Zeit geht, der geht mit der Zeit.
Aber man konnte noch nie jemand technisch nicht interessierten mit einem 
selbst gebauten Blinklicht beeindrucken. Das wird sich auch nicht morgen 
ändern. Aber auch morgen wird jeder mit einer blinkenden LED anfangen. 
Aber der Einsteiger steigt an dem technologischen Punkt ein, auf dem die 
Entwicklung gerade steht. Und heute ist die Elektronik, die  die LED 
steuert halt ein Quad Core R-PI3 statt ein NE555.
Was sich dadurch aber massiv ändert ist der Anteil der Software bei 
jedem Bastelprojekt. Und morgen wird es jedes Bastelboard mit jeder 
beliebigen Hardwarefunktion fertig geben, der Schwerpunkt wird sich in 
Richtung Programmierung und Nutzung von bestehenden Bibliotheken 
verschieben.

Gruß,
dasrotemopped.

von Mani W. (e-doc)


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MAKE TUBES G. schrieb:
> Mani W. schrieb:
>> Was ist TUN und TUP oder DUS?
>
> Keine Ahnung.
>
> Wenn ich das weiss, kann ich dann Arduino?

Klingt wie: Papa, darf ich noch ein Eis?


MAKE TUBES G. schrieb:
> Es gab da auch Bücher und Kurse für Mikroprozessoren.
> Was wurde da gelehrt? Analogtechnik für die Peripherie,
> gähn - bekannt.

Soso! Gähn! Aber mit OPs oder Gattern nicht klarkommen?
Auch keine Ahnung, warum ein Pfeil beim Transistor in eine
oder die andere Richtung zeigt, keine Ahnung von Strombelastbarkeit
oder Impulsspitzenleistung im µS-Bereich, keine Ahnung von Kühlung
usw...


Uhu U. schrieb im Beitrag #4897920:
> Was hätte wohl Ötzi gesagt, wenn man ihm die Errungenschaften der
> heutigen Technik vorgeführt hätte?

a) Den Schmorrn brauch i net

b) Wos is des fia a Schaas

c) Do muas i üba vüle Berg, um des zum kriagn

d) Wos moch i damit

e) Bringst ma wos

f) Vasteh i net

g) Kaun i net essn

h) Wos is a Strom

g) Es is zu koit

von oldeurope O. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> MAKE TUBES G. schrieb:
>> Es gab da auch Bücher und Kurse für Mikroprozessoren.
>> Was wurde da gelehrt? Analogtechnik für die Peripherie,
>> gähn - bekannt.
>
> Soso! Gähn! Aber mit OPs oder Gattern nicht klarkommen?

Text nicht verstanden?
Ich würde gerne mit Arduino PICs µPCs usw. arbeiten
können.

Timm T. schrieb:
> Wenn
> das jemand heute so aufbauen wollte, würde man den für bekloppt erklären
> und sagen: Nimm einen Arduino.

Wenn man mit dem Arduino aber nichts anfangen kann ...

Ihr sitzt auf einem hohen Roß.


LG
"bekloppter"

von Uwe G. (scd)


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Ich finde es lustig, dass ausgerechnet die Stehengebliebenen und 
Rückwärtgewandten über die Zukunft des Bastelns spekulieren, Leute, die 
anhand des demonstrierten Wissenstandes = Alters wahrscheinlich in 30 
Jahren schon tot sind. (Ich wahrscheinlich auch, Männer werden kaum 
älter als 80 Jahre)

Basteln heute ist nicht OP-Amp, THT und 555, (das ist Anfänger-Stand 
Anfang der 80-er Jahre, schon damals wurde eher mit Z80-CPU, CTC, PIO, 
SIO, DMA, ... oder Z8 bzw. 8049/39, 8052/8031 gebastelt) sondern spannt 
sich von Arduino und Steckmodulen inkl. zugehöriger Arduino-Bibliotheken 
(eher einfach) bzw. noch abstrakter mit Raspi und Konsorten bis zu TQFP, 
TSSOP, 0402, 0603, ... (eher komplex). Basis der Weiterentwicklung wird 
nicht THT, OP-Amp und 555 sein, sondern der heutige Stand.

0805-Bauelemente sind mit den heute für Bastler problemlos jederzeit 
verfügbaren Hilfsmitteln schon riesige Klötzer. Klar nutzen heute auch 
noch einige THT, DIL und Co. (ich auch, selten, nur auf dem Steckbrett 
und mit Arduino oder anderen µC auf DIL-Adaptern, um schnell einen 
Prototyp zu haben)

In der Zukunft wird die Spanne wohl noch weiter auseinandergehen, noch 
einfacher, noch komplexere Funktionen verborgen in einfach zu 
handhabenden Steckmodulen, gleichzeitig noch mehr Profitechnologien für 
Bastler verfügbar. (Es gibt ja jetzt schon genug Bastler-Versuche mit 
BGA & Co)

Sorry für die Provokation, aber ich glaube, das war nötig.

von Paul B. (paul_baumann)


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Uwe G. schrieb:
> Sorry für die Provokation, aber ich glaube, das war nötig.

Ich glaube das nicht, daß Provokationen nötig sind. ...und dann gibt es 
da auch noch die Leute, die einfach zu phlegmatisch sind, um sich an 
einem Sonntagmittag wegen eines solchen Themas aus der Reserve locken zu 
lassen.

MfG Paul

von Paul H. (powl)


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Und ich,  Uwe G., danke dir, dass du aussprichst, was offenbar mal 
gesagt werden musste. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Was ist TUN und TUP oder DUS?

DAS muss man nicht wissen. TUN und TUP war früher schon der Mist, den 
jemand aus dem Abfalleimer gekratzt hat.

Markus H. schrieb:
> Der Fokus änderte sich von Detektorradio zu Amateurfunk zu
> Eisenbahn zu Homecomputer zu Gaming PC zu Embedded PC.

Wobei das Detektorradio schon schwierig wird, mangels Sender auf MW.

von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

TUN und TUP:
https://de.wikipedia.org/wiki/Universaltransistoren_und_-dioden

Wenn ich Das hier richtig lese, sterbe ich wohl aus ...
Auch mir ist 'die Tage' ein Arduino unter gekommen und, nach einer 
Stunde oder so, bekam ich auch Text auf ein I2C-Display, trotzdem soll 
das Display an einen ATtiny und per Assembler gefüttert werden.

Alleine die Undurchsichtigkeit der ganzen verwobenen LIBs macht es sehr 
schwierig, herauszubekommen, was der Genosse Arduino wirklich mit dem 
Display anstellt.
Bei meinem Exemplar wird ein I2C Portexpander benutzt und 4 der Bits als 
Datenbus, 3 der Bits als Steuerleitungen und das letzte Bit geht auf die 
Hintergrund-Beleuchtung.

Deshalb werde ich auch, bevor ich ausgestorben bin, jetzt das AVR-Studio 
anwerfen und schauen, ob der ATtiny vll. heute Abend schon per Software 
I2C was Brauchbares auf's Display wirft (und ob Er schneller ist als der 
Arduino, Der auf knapp unter 1000 Durchläufe/Sek kommt bei 10 
Anzeigestellen und 2 Cursor-Befehlen)

MfG

von Paul H. (powl)


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Patrick J. schrieb:
> Alleine die Undurchsichtigkeit der ganzen verwobenen LIBs macht es sehr
> schwierig, herauszubekommen, was der Genosse Arduino wirklich mit dem
> Display anstellt.

Dann ist es eben an der Zeit, C++ zu lernen und die Libs zu 
durchforschen. In Zukunft wird man immer mehr mit fertigen Libs zu tun 
haben. Sie zu verstehen dürfte weniger lange dauern, als sie selber zu 
schreiben.

Ich bastel jetzt schon seit ca. 10 Jahren mit Elektronik aber von TUP, 
TUN, DUG, DUS hab ich noch nie etwas gehört

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Patrick J. schrieb:
> Alleine die Undurchsichtigkeit der ganzen verwobenen LIBs macht es sehr
> schwierig, herauszubekommen, was der Genosse Arduino wirklich mit dem
> Display anstellt.

Das kommt drauf an: Ich hab nach ner Stunde Arduino gesagt: Das ist mir 
zu stark eingeschränkt, das nutzt nur 10% der Möglichkeiten des AVR. Zum 
Beispiel: Pin setzen geht, ganzen Port setzen - häh? ADC einlesen geht, 
aber dann rödelt der solange bis er das Ergebnis hat und dann geht es 
erst weiter. Das mache ich ganz anders, aber ich programmiere auch schon 
10 Jahre auf AVR.

Für einen Anfänger ist es ideal: Ich muss nicht wissen, wie ich den ADC 
einzustellen habe, und welches Bit ich abzufragen habe, ob die Wandlung 
fertig ist, ich sage einfach: Gib mir den Wert von ADC-Pin X und dann 
ist der da. Ja, ist sicher nicht optimal, aber für 90% der Anwendungen 
ausreichend.

Dein Problem ist - was ich auch habe -, dass Du wissen willst was da im 
Hintergrund passiert. Ich ärgere mich auch immer, wenn ich in den Code 
schaue, was der C-Compilere wieder für einen umständlichen Mist verzapft 
hat, wo das doch im ASM so elegant zu lösen wäre.

So schwer es uns auch fällt das einzusehen - in den meisten Fällen ist 
es irrelevant.

von Uhu U. (uhu)


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Nicht zuletzt sind Artuino Nano und Co. nette kleine handliche Module 
fürs Steckbrett und niemand hindert einen daran, die Artuino IDE nicht 
zu verwenden.

Um junge Leute für das Hobby anzufixen, sind Artuinos jedenfalls bestens 
geeignet.

von oldeurope O. (Gast)


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Patrick J. schrieb:
> TUN und TUP:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Universaltransistoren_und_-dioden

Oh nein was für schw... Kürzel.
Schreibt es doch einfach aus.

Paul H. schrieb:
> Dann ist es eben an der Zeit, C++ zu lernen

Dafür hatte ich mal einen Kurs besucht.
Da alle, außer mir, Basic konnten, baute
der Lehrer natürlich darauf auf. Ich habe den Kurs
dann abgebrochen weil ich gar nicht folgen konnte.

Diese Software-Sachen muss man mit der Muttermilch
mitbekommen. Immerhin kann ich jetzt rudimentär LTspice.
Vielleicht erbarmt sich mal Jemand meiner und bringt
mir Arduino bei.

LG
old.

von Paul H. (powl)


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MAKE TUBES G. schrieb:
> Diese Software-Sachen muss man mit der Muttermilch
> mitbekommen. Immerhin kann ich jetzt rudimentär LTspice.
> Vielleicht erbarmt sich mal Jemand meiner und bringt
> mir Arduino bei.

Och ich denke nicht. Erst lernt man vielleicht irgend eine 
Skriptsprache, mit der man heutzutage auch sehr sehr viel leisten kann, 
dann vielleicht C, dann C++. Zwischendurch vielleicht noch C# wenn man 
gerne für Windows programmiert.

Man muss ja nicht alles auf einmal machen. Bei Programmierung bekommst 
du schon sichere Erfolge ab der erste Zeile Code. Der Rest ist dann 
einfach, sich etwas damit zu beschäftigen und irgendwann sind auch die 
Arduino Libraries kein Problem mehr. Sofern man nicht eh schon 90 Jahre 
alt ist lohnt es sich immer, etwas neues dazu zu lernen. Man lernt dabei 
nicht nur etwas dazu sondern schult auch seine Flexibilität. Und die 
sollte man sein ganzes Leben lang schon immerzu schulen.

Und wie immer gilt: Von nichts kommt nichts. Kauf dir ein gutes 
Programmierbuch und arbeite das durch. Das kann auch Spaß machen.

: Bearbeitet durch User
von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


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Uhu U. schrieb im Beitrag #4897920:
> - Warum benutzt du fertige Widerstände, statt das Erz für die erforder-
>   lichen Metalle selbst zu schürfen, zu verhütten und letztendlich
>   den Widerstandsdraht selbst zu dengeln, bis der passt?

Weil es hier um das Hobby Elektronik geht und nicht um das Hobby Bergbau 
oder das Hobby Metallurgie.

zum Thema:
Ich schätze, der ganze Robotik-Bereich mit all seinen Sensoren und 
Aktuatoren und später evtl. iwelchen hardware-mäßigen Neuralchips wird 
zukünftig auch für Hobby-Bastler interessant, gepaart mit günstigen 
3D-Druckern für alle möglichen Materialien.

Also nicht nur "2 Antriebs- und ein Stützrad" gepaart mit Kamera und 
"Komm-her" und "fahr dorthin"-Kommandos.

: Bearbeitet durch User
von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

Mike B. schrieb:
> Also nicht nur "2 Antriebs- und ein Stützrad" gepaart mit Kamera und
> "Komm-her" und "fahr dorthin"-Kommandos.
Verdammt - so was fehlt hier noch ... 'hol Bier' sollte Er aber, wenn 
schon nicht verstehen, zumindest ausführen ;)
Ach ja, genau daher stammt mein Arduino (ohne jegliche Anleitung, fand 
ich nicht sooo anfängerfreundlich)

Patrick J. schrieb:
> Deshalb werde ich auch, bevor ich ausgestorben bin, jetzt das AVR-Studio
> anwerfen und schauen, ob der ATtiny vll. heute Abend schon per Software
> I2C was Brauchbares auf's Display wirft

... zumindest in Pseudo-Code schaut's schon halbwegs aus ...

von Timm T. (Gast)


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MAKE TUBES G. schrieb:
> Dafür hatte ich mal einen Kurs besucht.
> Da alle, außer mir, Basic konnten, baute
> der Lehrer natürlich darauf auf. Ich habe den Kurs
> dann abgebrochen weil ich gar nicht folgen konnte.

Ja, das ging mir bei einem Steptanz-Kurs mal ähnlich. Da hatte ich auch 
die falschen Schuhe an.

> Diese Software-Sachen muss man mit der Muttermilch
> mitbekommen.

Quatsch, da muss man sich einfach mal auf den Arsch setzen.

AmigaBasic habe ich gelernt anhand der Hilfe und eines Basic-Heftes zum 
KC-85. Die Programmbeispiele hab ich abgetippt und entsprechend 
angepasst. Trial and Error.

TurboPascal hatten wir dann rudimentär in der Schule. Hab ich dann 20 
Jahre nicht mehr gebraucht.

Als der Amiga tot war, hab ich meine Programme fürs Studium in QBasic 
geschrieben.

Da in der 4ma nix da war, habe ich Messprogramme in Quickbasic 
geschrieben. Grafische Oberflächen hab ich mit LabView gemacht.

Da der Programmierer für Mikrocontroller gegangen wurde, hatten wir 
Entwickler plötzlich das Problem, die Programme selbst schreiben zu 
müssen. Also hab ich mich reingekniet und ASM für AVR gelernt, Stück für 
Stück anhand der vorhandenen Programme.

Irgendwann ist mir dann mal GWBasic untergekommen und später Purebasic. 
Mit Purebasic hab ich viiiiel gemacht, das ist sehr mächtig und sehr 
anfängergeeignet. Gibts für Windows, Mac und Linux - aber nicht auf dem 
Raspi.

Daher bin ich nach einem kurzen Ausflug zu Qt und C++ bei Lazarus und 
Freepascal gelandet. So brauche ich nach 20 Jahren wieder mal Pascal. 
Und das funzt wunderbar.

Der Witz bei dieser mystischen Programmiererei ist: Wenn Du einmal 
verstanden hast, wie das funktioniert, kannst Du auch andere Sprachen 
recht schnell verstehen: Eine Routine von Mikrochip ASM auf AVR ASM 
übertragen: Geht. Einen C-Code in Basic oder Pascal übertragen: Geht. 
Ein JavaScript (was auch nur ein abgespecktes C ist) im HTML-Header 
anpassen: Geht.

Ja, ich weiss, dem studierten Informatiker kräuseln sich dabei die 
Fussnägel. Egal, ich hab mich dem angepasst was da war und was ich 
brauchte.

von Christian M. (Gast)


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Paul H. schrieb:
> Ich bastel jetzt schon seit ca. 10 Jahren mit Elektronik

Du meinst ERST... :-)

Paul H. schrieb:
> aber von TUP, TUN, DUG, DUS hab ich noch nie etwas gehört

denn DAS war vor Deiner Zeit... :-)

Gruss Chregu

von Patrick C. (pcrom)


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Paul B. schrieb:
> Mani W. schrieb:
>> Ich bin der Meinung, dass Elektronik nur von Grund auf erlernt werden
>> kann, um auch zu verstehen...
>
> Das meine ich auch.

Nee, da bin ich nicht einverstanden. Einsteigung mittels zB Arduino mit 
sensorshield kann auch eine gute einsteigung sein. Man bekommt die 
interesse um damit weiter zu gehen und nachdem geht man sich auch 
interessieren in wie das shield und die Arduino Platine funktioniert.

Selber bin ich auch angefangen mit Commodore 64 programmierung. Dann 
woll man wissen wieso das alles funktioniert und faengt man mal an das 
schematisch diagram zu bestudieren, computer zu oeffnen, kleine 
modifizierungen zu machen usw. Und nach eine zeit weisz man mehr und 
mehr davon. Wenn ich angefangen war zuerst zu lernen was die einzele 
Komponenten machen dann hatte ich wahrscheinlich die interesse schnell 
verliert weil man nicht soviel damit kann.

Dabei ist meiner meinung das heutzutage das Basteln mit elektronik 
einfacher geworden ist.
* Viel mehr informationen von viele komponenten auf internet
* Man kann einfach Platinen via Pooling machen lassen. Elektronik hat 
mir immer interessiert aber selber Platinen Aetzen, schrecklich...
* Die Komponenten sind einfacher zu bekommen via Internet.

Dabei hat man natuerlich ein groszes unterschied zwischen verschiedene 
typen von Elektronik-Bastler, frueher - jetzt und im zukunft :
A) Leuten die sachen nachbauen (zB kit kaufen und nachbauen)
B) Leuten die selber neue Sachen creieren (zB kit kaufen und die selber 
versuchen zu modifizieren)

Patrick

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Um mal etwas für das Phrasenschwein zu tun:

Die einzige Konstante dieser Welt ist die Veränderung. Das heisst nicht, 
dass man jeden Ausfallschritt mitmachen muss, aber klar ist: wer stehen 
bleibt, wird irgendwann abgehängt werden.

Wenn ich an damals denke, war das doch ein großer Mist: mühsam bei jedem 
Zyklus EPROMS löschen, an einen bezahlbaren Compiler war nicht 
ansatzweise zu denken. Ewig auf überteuerte Bauteile warten usw.
Debugger? Was ist das?
Kostenfreie Datenblätter? Haha, DER war gut!
Andere fragen? Vielleicht noch im OV, das war es aber auch.

Wenn ich immer zuerst mit Grundschaltungen hätte beginnen müssen, wäre 
die Lust schnell auf der Strecke geblieben.

Man startet doch meist mit der Elektronik, weil man irgendein Problem 
oder eine Idee hat, die man mit deren Hilfe lösen möchte. Und wenn das 
heutzutage mit einem Arduino schnell geht, dann ist das wunderbar (mal 
davon abgesehen, dass man die Dinger auch wunderbar ohne Arduino-Libs 
nutzen kann - dank Arduino sind komplette Platinen doch erst spottbillig 
geworden).

Und wenn dann ein Problem auftritt, dann beschäftigt man sich vielleicht 
näher mit AVRs und beginnt, sich gezielt einzulesen.

Erfolgserlebnisse sind anfangs sehr wichtig. Die reine Lehre kann dann 
später kommen.

Das unterscheidet mMn nach auch viele gute Fachbücher/Vorträge aus dem 
amerikanischen Raum wohltuend von den heimischen hier: dort wird zuerst 
ein Beispiel gebracht, auch wenn das Verständnis noch nicht da ist. Aber 
so schafft man Motivation. Hiesige Bücher kauen erstmal endlos Theorie, 
um dann diejenigen, die durchgehalten haben, ganz zum Schluß das 
Erlernte in Beispielen anzuwenden zu lassen.

von Gu. F. (mitleser)


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S. M. schrieb:
> Ich fing an zu Basteln weil ein kleines Mittelwellen Radio mich
> fasziniert hat.
> Der Aufwand und die Kosten waren für mich als Kind überschaubar.
> Reißzwecken in ein Holz geklopft und fast alle teile irgendwo
> ausgelötet. Ich habe viele Tage damit tatsächlich Musik gehört. Ein
> eigenes Radio man das war schon was.

Leuchten in den Augen :-)

von Paul B. (paul_baumann)


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Gu. F. schrieb:
> Leuchten in den Augen :-)

Mit Glühlampen oder LED realisiert?
:)

MfG Paul

von Stefan M. (derwisch)


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Der Wandel, der bereits stattgefunden hat, ist darin zu sehen, dass 
heutzutage nur noch sehr wenige echte Bastler existieren.
Die es noch gibt, sind häufig die "alten Hasen", die hier gern als ewig 
gestrige beschimpft werden.

Heute gibt es "Maker" ( Definition=? ).

Das sind aber nichts weiter als Anwender von vorgefertigten Baugruppen.

Evtl. ist es mittlerweile sinnlos, zu diskutieren, was man als 
Grundwissen mitbringen sollte.

Es gibt vielmehr zwei "Fraktionen".
Die einen programmieren gern und haben eine "Begabung" für derartige 
logische Denkweisen.
Sie beschäftigen sich mit µC lastigen Projekten, ohne im Detail wissen 
zu wollen, wie ein Transistor funktioniert.
Für ein angestrebtes Ergebnis müssen sie das auch nicht.

Die anderen sind "analog".
Sie können schlecht auf  µC Ebene denken, weil sie eigentlich permanent 
wissen wollen ( müssen ) was denn nun genau in dem µC abläuft ( auf 
Transistorebene ).
Sonst sind sie nicht zufrieden, weil das Ganze eher ein Fummeln an einer 
Blackbox ist, die man nie bis ins Detail begreift.
Dazu gehöre ich.
Ich möchte gern alles bis ins Detail begreifen und beschreiben können.
Alles andere macht mich kribbelig und unzufrieden.
Schaltungen, die ich nicht anhand das Schaltplanes verstehe, baue ich 
ungern, denn wenn nachher irgendwas nicht richtig geht sagt die Blackbox 
"ätsch".
Ein µC ist ( und bleibt wahrscheinlich ) für mich immer eine Blackbox, 
die anhand von bestimmten logischen Regeln definierte Eingaben braucht, 
um das gewünschte Ergebnis zu liefern.
Das ist für mich eher mit wenig Reiz verbunden, denn ich würde -wenn 
schon- dann selbst die Regeln aufstellen.
Irgendwer hat ja die Programmiersprachen erfunden.
Es nervt mich eher, mich damit auseinandersetzen zu müssen, was denn der 
Autor sich dabei gedacht hat.

Im analogen ( HF Technik z.B. ) ist das anders.
Da gibt Väterchen Physik die Regeln vor.
Die muss ich naturgegeben akzeptieren.

von Paul H. (powl)


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Stefan M. schrieb:
> Das sind aber nichts weiter als Anwender von vorgefertigten Baugruppen.

Trotzdem bringen diese "Anwender" weitaus beeindruckendere Projekte als 
ich zustande. Man gehe mal auf Instructables.com und staune. Da gibt es 
einige die durchaus Ahnung von Programmierung und Analogtechnik 
beweisen.

Deine Schubladenkategorisierung kann ich nicht so beobachten. Also 
natürlich gibt es Leute, die erst mal nur programmieren können und damit 
tolle Projekte realisieren (dank elektronischer Fertigkomponenten) und 
dann gibt es sicher auch noch die alten Hasen, die zwar keine Zeile Code 
können aber sich super mit Analogelektronik ausgkennen. Es gibt aber nur 
nahezu einen zeitgemäßen Mittelweg: programmieren können UND sich 
zumindest in Teilen mit analoger Elektronik auskennen. Dazu muss ich 
auch nicht wissen, wie die Black-Boxen (Analog-ICs, Mikrocontroller,..) 
sich intern im Detail exakt analog verhalten. Beim OpAmp kann das 
vielleicht noch ganz interessant sein aber was nützt mir das Wissen um 
die interne analoge Verschaltung des Mikrocontrollers? Ich muss das 
Blockschaltbild kennen (wenn überhaupt) und etwas über die analoge 
Verhaltensweise der Schnittstellen wissen. Auch außerhalb der 
Black-Boxen gibt es noch genug über Analogtechnik zu lernen, dass man 
sich hier erst mal sehr lange beschäftigen kann, bevor man sich teile 
eines Mikrocontrollers in Transistoren vorzustellen versucht. Natürlich 
ist es jedem Frei, womit er sich beschäftigt, aber man muss sich eben 
die Frage stellen, ob man Grundlagenforschung betreiben möchte oder ob 
man basteln und zeitgemäße Ergebnisse produzieren möchte.

Mich persönlich befriedigt es deutlich mehr, wenn meine Bastelei einen 
innovativen und zugleich zeitgemäßen Aspekt beinhaltet. Wenn ich mir 
hier eine 7-Segment-Uhr aus einzeltransistoren oder logik-ICs 
zusammenbastel habe ich in wochenlanger Arbeit einen riesigen, platz- 
und stromfressenden Apparat zusammengebaut, der schon seit 40 Jahren 
nicht mehr Stand der Technik ist. Sicher ist das eine ehrenwerte 
Leistung, aber eben nur noch Grundlagenforschung. Die Uhrzeit anzeigen 
kann ein moderner µC, rückseitig auf die 7-Segment-Anzeige verlötet und 
entsprechend programmiert auch. Sogar mit Zeitsynchronisation über WLAN.

Um mit der Zeit zu gehen werden wir immer kompliziertere Blackboxen 
miteinander verbinden müssen. Die Technik wird so komplex, dass es 
irgendwann gar nicht mehr sinnvoll ist, alles im Detail verstehen zu 
wollen.

: Bearbeitet durch User
von Le X. (lex_91)


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Stefan M. schrieb:
> Der Wandel, der bereits stattgefunden hat, ist darin zu sehen, dass
> heutzutage nur noch sehr wenige echte Bastler existieren.

Das stimmt so nicht.
Ein Bastler hat heute soviele Möglichkeiten wie noch nie.
Der kann heute Dinge umsetzen, da hättest du vor 30 Jahren nicht mal 
davon zu träumen gewagt.
Und was er vor 30 Jahren konnte kann er immer noch, wenn ihm der Sinn 
nach retro steht.
Und bis auf die unterste Transistorebene kann er immer noch runter gehen 
wenn es ihm gefällt.
Mal davon abgesehen: was ein "echter" Bastler ist bestimmst bestimmt 
nicht du.

Stefan M. schrieb:
> Die es noch gibt, sind häufig die "alten Hasen", die hier gern als ewig
> gestrige beschimpft werden.

Die sind aber auch nicht unschuldig an ihrem Ruf denn die geben sich 
allergrößte Mühe, fest in der Vergangenheit hängen zu bleiben.
Basteln ist heute nicht schlechter, nur anders.
Wer den Wandel und Neues fürchtet wie der Teufel das Weihwasser war aber 
eh nie ein "echter Bastler".

Stefan M. schrieb:
> Heute gibt es "Maker" ( Definition=? ).

Wo gibt es die?
Und selbst wenn es die gibt: ich finde es nicht weiter unlogisch dass in 
einem international vernetzten Hobby internationale Begriffe Einzug 
halten.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Stefan M. schrieb:
> Ein µC ist ( und bleibt wahrscheinlich ) für mich immer eine Blackbox,
> die anhand von bestimmten logischen Regeln definierte Eingaben braucht,
> um das gewünschte Ergebnis zu liefern.

Das ist er auch für die meisten Informatiker, denn es reicht völlig aus, 
dass man im logischen Modell des Prozessors denkt, wenn man ASM 
programmieren will/muss und bei Programmiersprachen wie BASIC, C, 
Pascal... ist noch nichtmal das notwendig.

Würde man als Programmierer auf Gatter- oder gar auf Transistorebene 
denken, käme man nie und nimmer auf einen grünen Zweig - es ist wie beim 
Autofahren: da muss man auch nicht wissen, was passiert, wenn man das 
Gaspedal drückt...

von Paul H. (powl)


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Ich möchte an dieser Stelle noch mal auf das "zweite" Thema der 
Diskussion aufmerksam machen ;-)

========================================================================

Wie bastel-affin ist die Jugend heutzutage? Ich war früher selbst ein 
nerd, meine Schulkameraden haben sich überhaupt nicht für meine Bastelei 
oder Programmiererei interessiert. Eine Hand voll Leute hat sich damals 
mal eine eigene Website programmiert aber nur weil das eben "in" war und 
es noch keine sozialen Netzwerke gab. Der Trend war dann nach 2 Jahren 
auch schon wieder vorbei. Haben heutige Kids eigentlich mehr oder 
weniger Anreiz, sich mit Programmieren und Basteln zu befassen?

Heutzutage gibt es für jeden Scheiss eine App oder irgendwelche 
anpassbare Software oder Amazon Alexa, die einem den Arsch 
hinterherträgt. Man kommt auch ohne Speziallösungen hervorragend durch 
den Alltag und es gibt immer noch viel zu entdecken. Es gibt einfach 
keinen Mangel an Vielfalt oder Möglichkeiten mehr. Haben die Kids 
überhaupt den Anreiz, noch etwas selbst zu entwickeln und sich damit zu 
beschäftigen? Oder wird deren Interesse durch die Verfügbarkeit der 
vielzähligen Bastel-Kits wie Arduino-Lernpaketen oder Lego Mindstorms 
noch viel größer als damals (vor 15 Jahren in meinem Fall)

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Le X. schrieb:
> Die sind aber auch nicht unschuldig an ihrem Ruf denn die geben sich
> allergrößte Mühe, fest in der Vergangenheit hängen zu bleiben.

Ich finde diesen Denkansatz ziemlich falsch und nicht zielführend:
Jeder setzt auf einem Niveau auf, das er sich in jungen Jahren mal 
angeeignet hat und wenn man mal die 30 erreicht hat, dann ist das eben 
Vergangenheit.

Wenn man sich dann jahrelang in dem Metier beruflich bewegt, muss man 
sich zwangsläufig weiterbilden, wenn man nicht untergehen will. Wer das 
Ganze nur hobbymäßig betreibt, der hat - außer wenn er außergewöhnlich 
gesunde Eltern hat und nicht arbeiten muss - nicht die Zeit, neben 
seiner beruflichen Fortbildung auch noch sein Wissen auf dem 
Hobby-Gebiet up to date zu halten.

Ich hatte das weiter oben schonmal angerissen, indem ich schrieb:
1
Hm, die Argumentation ist etwas naiv...
2
3
- Was ist ein Microcontroller anderes, als eine gigantische Baugruppe im
4
  Winzformat?
5
- Warum benutzt du fertige Widerstände, statt das Erz für die erforder-
6
  lichen Metalle selbst zu schürfen, zu verhütten und letztendlich
7
  den Widerstandsdraht selbst zu dengeln, bis der passt?
8
9
Was hätte wohl Ötzi gesagt, wenn man ihm die Errungenschaften der
10
heutigen Technik vorgeführt hätte?

Der Gedanke scheint so "schwierig" zu sein, dass ihn nur wenige 
begriffen, incl. eines löschwütigen Mods.

Nichts desto Trotz stecken die beiden Punkte das Terrain ab, in dem sich 
die Sache bewegt

> Basteln ist heute nicht schlechter, nur anders.

Ja, Ötzi schwor auf Birkenpech zum fixieren seiner Pfeilspitzen...

> Wer den Wandel und Neues fürchtet wie der Teufel das Weihwasser war aber
> eh nie ein "echter Bastler".

Nicht unbedingt. Einer der sich zu 100% aufs Retro-Basteln verlegt, der 
darf auch seine Pfeilspitzen mit Birkenpech kleben und dazu bei Ötzi in 
die Lehre gehen, oder seine Displays aus Nixie-Röhren zusammenbauen.

Rechtfertigen muss sich dafür keiner.

von Stefan M. (derwisch)


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Le X. schrieb:
> Mal davon abgesehen: was ein "echter" Bastler ist bestimmst bestimmt
> nicht du.

Das ist auch nicht mein Ziel.
Diese Bestimmung ist meine persönlich Meinung, das die nicht global gilt 
ist doch klar.

Le X. schrieb:
> Die sind aber auch nicht unschuldig an ihrem Ruf denn die geben sich
> allergrößte Mühe, fest in der Vergangenheit hängen zu bleiben.
> Basteln ist heute nicht schlechter, nur anders.
> Wer den Wandel und Neues fürchtet wie der Teufel das Weihwasser war aber
> eh nie ein "echter Bastler".

Hier verteufelst Du wieder das "in der Vergangenheit hängenbleiben".
Das ist schon in vielen Threads von vielen Teilnehmern hier generell zu 
beobachten.
Das ist für mich unverständlich und ebenso unflexibel.
Das "alte Zeugs" hat nämlich durchaus derartig viel Reiz, das manch 
"alter Hase" es traurig findet, dass es oft als überholt und ewig 
gestrig abgetan wird ( von jüngeren Hasen )
Das ist es nämlich ganz und gar nicht (!)
Es wird aber oft einfach so rausgebrüllt.

Evtl. wird man da auch missverstanden.
Der "alte Hase" möchte die Faszination weitergeben.
Nur weil manche Themen alt sind, sind sie deshalb längst nicht überholt.
Ein Audionempfänger zu optimieren ist für den daran interessierten 
Bastler genau so spannend, wie für den µC Freund es ist, evtl. 
nächtelang durchzuprogrammieren.

Daher meine ich, dass es rein Interessenmässig doch verschieden ist, und 
sogar mindestens zwei Fraktionen existieren, die schlecht miteinander 
diskutieren und streiten können.
Äpfel und Birnen vergleichen...
Der Hobbymässige Uhrmacher kann schlecht mit dem Hobbytischler über 
dasselbe Thema streiten ( im produktiven Sinne ).

von Icke ®. (49636b65)


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Paul H. schrieb:
> Die Technik wird so komplex, dass es
> irgendwann gar nicht mehr sinnvoll ist, alles im Detail verstehen zu
> wollen.

Es ist doch jetzt schon so weit, daß die Technik einen Komplexitätsgrad 
erreicht hat, der vom Einzelnen nicht mehr zu überschauen, geschweige 
denn im Detail zu verstehen ist. Jedenfalls nicht in annehmbarer Zeit. 
Dies betrifft sowohl Hardware als auch Software. Schon solch "einfache" 
Dinge wie ein Computer-Mainboard sind mit Hobbyausrüstung nicht mehr 
herstellbar. Und die Programmierung aktueller Mikrocontroller, z.B. 
STM32, geht sinnvoll nur mit Hochsprachen und vorgefertigten Frameworks. 
Das Problem der Baugruppentauscherei ist dabei nicht auf Hobbyisten 
beschränkt, sondern betrifft auch Profis. Letztere sogar um so mehr, 
weil sie wirtschaftlich arbeiten müssen und die Arbeitszeit nunmal den 
Hauptkostenfaktor darstellt.
Ich mache mir nix vor, die Elektronikbastelei hat bis auf wenige 
Spezialfälle längst keinen ökonomischen oder technologischen Sinn mehr. 
Aber nichtsdestotrotz macht sie weiterhin Spaß. Und den laß ich mir 
nicht nehmen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Paul H. schrieb:
> Ich möchte an dieser Stelle noch mal auf das "zweite" Thema der
> Diskussion aufmerksam machen ;-)
>
> ========================================================================
>
> Wie bastel-affin ist die Jugend heutzutage?

Glücklicherweise: sehr!

> Ich war früher selbst ein
> nerd, meine Schulkameraden haben sich überhaupt nicht für meine Bastelei
> oder Programmiererei interessiert. Eine Hand voll Leute hat sich damals
> mal eine eigene Website programmiert aber nur weil das eben "in" war und
> es noch keine sozialen Netzwerke gab. Der Trend war dann nach 2 Jahren
> auch schon wieder vorbei. Haben heutige Kids eigentlich mehr oder
> weniger Anreiz, sich mit Programmieren und Basteln zu befassen?

Natürlich.

Schau Dir nur mal die 3D-Druck-Szene an. Alles junge Leute mit pfiffigen 
(und weniger pfiffigen ;-) Ideen, die (übrigens auch mit einem 
Arduino-Board) 3D-Druck in die Wohnzimmer gebracht haben - mit 
entsprechenden tollen neuen Möglichkeiten für alle, die wiederum 
Prototypen bauen. Und es war und ist eine Menge Tüftelei dabei 
(gewesen).
Kleine Unternehmen mit jungen Bastlern schießen dort im Moment wie Pilze 
aus dem Boden.

Oder begib Dich mal auf die "12. Koblenzer Nacht der Technik" dieses 
Jahr. Die Veranstaltung platzt aus allen Nähten. Da kommst Du kaum noch 
durch, so groß ist der Andrang von Kindern und Jugendlichen, Experimente 
zu machen, Vorträge zu hören und Technik zu "begreifen".

Es ist meiner Beobachtung nach einfach nicht richtig, zu sagen, dass 
Jugendliche heute nichts mehr mit basteln im Sinn haben.

Du schreibst es oben ja selbst: Du warst auch damals der Nerd, dessen 
Dinge fast alle anderen langweilig fanden.

Genauso sind die, die das damals langweilig fanden, auch heute in der 
Mehrheit und die ziehen sich halt ihre Apps runter, so wie sie damals 
nur in Discos abhingen (um es mal plakativ zu sagen).

Die Anzahl derer, die basten wollen, dürfte in etwa gleich geblieben 
sein, eventuell hat sie eher noch zugenommen, einfach weil man heute 
viel mehr Bastelmöglichkeiten hat.

Und diese jungen Leute finden ein Eldorado an Möglichkeiten vor!

Da muss man sich keine Sorgen machen, die Bastler würden aussterben.

Ich finde das einfach nur Klasse und freue mich auf die Innovationen, 
die da noch kommen werden.

: Bearbeitet durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Uhu U. schrieb:
> Der Gedanke scheint so "schwierig" zu sein, dass ihn nur wenige
> begriffen, incl. eines löschwütigen Mods.
Es geht hier in diesem Thread nicht darum, Widerstände selber zu 
schnitzen. Weil darauf dann eine irreführende Diskussion folgte, habe 
ich den Beitrag und alle Bezüge darauf gelöscht. Ob das jetzt "Löschwut" 
ist, das könnte am Besten ein Außenstehender beurteilen.

Aber jetzt hast du es ja wieder in deinem Sinne korrigiert und Alles ist 
gut.


Was mich an diesem Thread hier eh' wundert, ist, dass die Frage gestellt 
wird, wie Elektronikbasteln in den nächsten 10-20 Jahren aussehen 
könnte, und mehr als die Hälfte beschreibt, wie es vor mehr als 30 
Jahren ausgesehen hat...

Chris D. schrieb:
> Man startet doch meist mit der Elektronik, weil man irgendein Problem
> oder eine Idee hat, die man mit deren Hilfe lösen möchte. Und wenn das
> heutzutage mit einem Arduino schnell geht, dann ist das wunderbar
Und wenn schon einer ein Programm dafür geschrieben hat und das im 
Internet heruntergeladen werden kann, dann ist das doch optimal.
Ich analysiere ja auch nicht jedes Signal von jedem Pin eines ICs bis 
zum tiefsten Inneren und erfinde dann meine Schaltung für das IC anhand 
dieser Analyse neu. Sondern ich schaue nach, ob es schon Appnotes oder 
eine Beispielbeschaltung gibt. Und wenn die dann das tut, was ich will, 
dann baue ich die auf. Fertig.

von Wolfgang E. (Firma: janeeisklar) (whattheheck)


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Lothar M. schrieb:
> Was mich an diesem Thread hier eh' wundert, ist, dass die Frage gestellt
> wird, wie Elektronikbasteln in den nächsten 10-20 Jahren aussehen
> könnte, und mehr als die Hälfte beschreibt, wie es vor mehr als 30
> Jahren ausgesehen hat...

Ja, wenn es um die Zukunft geht, gibt es nun mal viele, die um die 
Vergangenheit der Vergangenheit weinen ;-)

Das Elektronikbasteln wird in meinen Augen zusehenst attraktiver. Bei 
der Fülle an preiswerten Bauteilen, Messgeräten und Werkzeugen, vor 
allem an Sensoren und Aktoren, werdem die Bastler garantiert nicht 
weniger.
Das Internet ist eine Fundgrube an Informationen, die ständig wächst.
Da die Bauelemente immer kleiner werden, ist es aus meiner Sicht eine 
nachvollziehbare Entwicklung, vermehrt vorgefertigte Module zu verbauen. 
Das tut zumindest meinem Spaß am Basteln keinen Abbruch.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Lothar M. schrieb:
> Was mich an diesem Thread hier eh' wundert, ist, dass die Frage gestellt
> wird, wie Elektronikbasteln in den nächsten 10-20 Jahren aussehen
> könnte, und mehr als die Hälfte beschreibt, wie es vor mehr als 30
> Jahren ausgesehen hat...

Wobei es natürlich immer verdammt schwierig ist, so weit in die
Zukunft zu sehen.

Als unser Professor uns vor 30 Jahren was von SMD vorgeschwärmt
hat, hat sich jeder von uns gedacht: „Gut und schön für die Industrie,
aber fürs Basteln wohl ziemlich irrelevant.“  Das waren SOICs mit
1,27 mm Raster und MELF oder 1206-Widerstände. ;-)  Heute sind auch
bei den Bastlern die Bauteile und -raster schon nur noch halb so
groß …

Dass man IP (und damit vergegenständlichte Arbeit) in Form von
Software aufwandslos replizieren kann, erlaubt eine viel bessere
Arbeitsteilung auch zwischen Hobbyisten, ist also durchaus ein Segen.
Eine aufwändig aufgebaute Schaltung konnte jemand anders immer nur
wieder mit relativ viel eigenem Aufwand nachbauen, eine gut
funktionierende Softwarebibliothek braucht nur noch einmal geschrieben
zu werden, schon können alle Interessierten sie benutzen.

Aber was die nächsten 20 Jahre wirklich bringen werden, trau' auch
ich mir nicht weiszusagen. :)

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Paul H. schrieb:
> Haben heutige Kids eigentlich mehr oder
> weniger Anreiz, sich mit Programmieren und Basteln zu befassen?

wenn ich schon vor 30 Jahren Internet gehabt hätte...

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Ich warte nur noch auf das leitfähige 3 D-Ddruck Filament und druckbares 
LED Filament. Dann steht das Ding auch bei mir. Von da an ist 
Prototyping auch für Hobbyisten ohne Chemiesauerei einfach und cool. ;)


Entwurf
Bauteile auf Trägerfolie ausrichten
Leiterbahnen drucken als 3 D Gerüst
Isolierräume ausgießen/Drucken

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Lothar M. schrieb:
> Was mich an diesem Thread hier eh' wundert, ist, dass die Frage gestellt
> wird, wie Elektronikbasteln in den nächsten 10-20 Jahren aussehen
> könnte, und mehr als die Hälfte beschreibt, wie es vor mehr als 30
> Jahren ausgesehen hat...

Das wundert mich überhaupt nicht:
- die Vergangenheit betrachten kann jeder, der über ein Gedächtnis
  verfügt
- Prognosen sind bekanntlich schwierig, vor allem, wenn sie die
  Zukunft betreffen.

Zudem kann man das Problem sehr gut retrospektiv ausloten - es ist 
nämlich zumindest seit den vergangenen 100 Jahren ziemlich konstant. 
Dazu darf man sich auch schon mal überlegen, dass die Altvorderen ihre 
ersten Widerstände zurecht gedengelt haben, denn das was wir heute so 
treiben, ist vielleicht für unsere Nachfolger in 100-200 Jahren - sofern 
sich die Menschheit bis dahin nicht selbst abgeschafft hat - genauso 
steinzeitlich, wie das Widerständedengeln aus unserer Sicht.

Das Problem bei diesem Thread hier sind wohl eher die Scheuklappen, die 
manchen Leuten im Laufe der Jahre aus den Jochbeinen wachsen...

: Bearbeitet durch User
von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Uhu U. schrieb:
> Das Problem bei diesem Thread hier sind wohl eher die Scheuklappen, die
> manchen Leuten im Laufe der Jahre aus den Jochbeinen wachsen...

Na ja, das kommt nicht von ungefähr, sind die Nerds zumeist doch schon 
zuvor dadurch aufgefallen, dass sie soziale Scheuklappen tragen und sich 
von der Masse durch Isolation abgrenzen und umgekehrt. Wie sollen sie da 
noch über Technologie- und Generationsgrenzen hinweg schauen.

Da fehlt halt der Draht mit dem passenden spektralen 
Widerstand/Leitwert. ;)

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Markus H. (dasrotemopped)


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der Nerd / Freak war schon immer der, der die Grenzen des Machbaren
ausgelotet hat. Das Neue und Unbekannte hat sie angezogen wie die Motten 
das Licht. Sich einen Homecomputer kaufen, obwohl teuer und weitgehend 
nutzlos, da es keine Software dafür gab. Etwas selbst machen ohne Ziel 
und Sinn außer Erkenntnisgewinn und Spass mit Gleichgesinnten.
Diese Gruppe mit den Zauderern und Zukunftsverweigerern zusammenzuwerfen 
halte ich für total unpassend. Der Zauderer hat noch nie eine Lösung zu 
einer Herausforderung gefunden.

Gruß,

dasrotemopped.

von Uhu U. (uhu)


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Markus H. schrieb:
> Diese Gruppe mit den Zauderern und Zukunftsverweigerern zusammenzuwerfen
> halte ich für total unpassend.

Die Nerds von heute sind die Zauderer von morgen...

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Markus H. schrieb:
> Der Zauderer hat noch nie eine Lösung zu
> einer Herausforderung gefunden.

Richtig aber sich oft der Erfolge der Antreiber bemächtigt um sie dann 
in stein zugießen.

Im sozialen Bereich versagen aber beide an der Isoltion zur Masse.

Namaste

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Uhu U. schrieb:
> Markus H. schrieb:
>> Diese Gruppe mit den Zauderern und Zukunftsverweigerern zusammenzuwerfen
>> halte ich für total unpassend.
>
> Die Nerds von heute sind die Zauderer von morgen...

Das nennt sich persönliche Genesis.

Namaste

von Paul B. (paul_baumann)


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Ich bin der festen Überzeugung, daß es nie so viele Elektronikbastler 
gegeben hat, wie in den 1970er-1980er Jahren. Einer der Gründe dafür war 
die GST (Gesellschaft für Spocht und Technik)

"Alles, was wir können, mein Kleiner, ham wir früher bei der GST 
jelernt!"

https://www.youtube.com/watch?v=c0O_-Ehi8ug#t=4m01s

Da ist viel Wahres dran.

Dadurch hatte man (auch ohne Internet und soziale Medien) einen großen 
Kreis von Gleichgesinnten und Freunden, sowie über die GST Zugang zu 
industriell geferigter Meß- und Prüftechnik.

Zudem gab es in jeder Stadt mindestens ein Ladengeschäft, in dem man 
Bauelemente kaufen konnte. Untereinander "kullten" (tauschten) die 
Leute, was das Zeug hielt.

So wie heute, wo jeder für sich allein "kämpft", um dann in Foren den 
großen Zampano zu geben und alle Anderen als Schwachköpfe hinzustellen, 
hätte man nicht lange mitgemischt.

MfG Paul

von Uwe G. (scd)


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Paul B. schrieb:
> Ich bin der festen Überzeugung, daß es nie so viele Elektronikbastler
> gegeben hat, wie in den 1970er-1980er Jahren.

Halte ich für ein Gerücht ... ich habe genau die selbe Sozialisierung 
und Erfahrungswelt, aber der Eindruck, der mir geblieben ist von dieser 
Zeit, ist diametral anders zu Deinem. Was alle gern bei der GST gemacht 
haben, waren die Fleppen, nichts sonst. Du hattest da einfach einen 
günstigen Mikrokosmos, kleine Inseln der Glückseligkeit aufgrund 
besonders aktiver Leute in der grauen DDR. Aber das war nicht die 
Allgemeinheit.


> Da ist viel Wahres dran.

Nein.

Die GST war eine knallharte Erziehung zum Wehrdienst und hat nur 
angeboten, was dem Wehrdienst nützlich war. Ich mußte z. B. aufgrund 
meiner Berufsschulausbildung Funker werden, hatte selbst keine Wahl, 
obwohl ich lieber zu den Kraftfahrern oder Schützen gegangen wäre.

> Dadurch hatte man (auch ohne Internet und soziale Medien) einen großen
> Kreis von Gleichgesinnten und Freunden, sowie über die GST Zugang zu
> industriell geferigter Meß- und Prüftechnik.

Natürlich unter dem Nützlichkeitsgedanken, also absolut nicht 
uneigennützig und nicht zur Förderung der Jugend. Außerdem sehr 
standortabhängig, wir hatten nur steinzeitalte russische Funken, wenn 
wir ins Gelände mußten. Brauchbare Meßtechnik war praktisch nicht da. 
Gelehrt wurde nur das Morsen, nichts sonst.

> Zudem gab es in jeder Stadt mindestens ein Ladengeschäft, in dem man
> Bauelemente kaufen konnte. Untereinander "kullten" (tauschten) die
> Leute, was das Zeug hielt.

Es gibt viele Makershops, ganz abgesehen vom Versandangebot und den 
Makerfaires, ist heute nicht anders, nur anders organisiert. ;-)

> So wie heute, wo jeder für sich allein "kämpft",

Du solltest mal zu einer Makerfaire oder in einen Makerspace gehen. Aber 
das würde Deine Vorurteile kippen ... ich kann es Dir wirklich nur 
nahelegen. Es ist eine begeisternde Welt mit vielen Gleichgesinnten, 
wenn man wirklich Basteln will.

> um dann in Foren den
> großen Zampano zu geben und alle Anderen als Schwachköpfe hinzustellen,
> hätte man nicht lange mitgemischt.

Klar gab es die, C64 oder Amiga von der Westverwandschaft, kopierte 
Programme und sie haben den kleinen Träumer, der sich Widerstände und 
Kondensatoren aus dem Röhrenfernsehermüll ausgeschlachtet hat, 
ausgelacht.

Du träumst einfach von einer Welt, die es nie gab.

von Uwe G. (scd)


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Lothar M. schrieb:
> Weil darauf dann eine irreführende Diskussion folgte, habe
> ich den Beitrag und alle Bezüge darauf gelöscht.

... und ein bißchen mehr, dafür hast Du andere Bezüge auf diese 
"irreführende" Diskussion stehen lassen: 
Beitrag "Re: Elektronikbasteln die nächsten 10..20 Jahre"

Ich finde den Beitrag gut und Du solltest ihn nicht löschen, ich wollte 
nur darauf hinweisen, dass das doch recht willkürlich war.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uwe G. schrieb:
> Was alle gern bei der GST gemacht haben, waren die Fleppen, nichts
> sonst.

Das stimmt so nicht ganz.

Die „ursprüngliche“ GST hatte nicht nur die Funkamateure, sondern
auch Segelflieger, Flugmodellsport, Sportschützen etc. vereint.
Ursprünglich wollte man die Funkamateure bspw. beim Kulturbund
unterbringen, aber der mochte wohl nicht so recht. ;-)

Die Umfunktionierung des Ladens zur vormilitärischen Drilleinrichtung
kam erst einiges später, und auch wenn die Politik sich große Mühe
gab, das Ding als eine Einheit darzustellen, lebte beides mehr oder
minder stark nebenher in der gleichen Organisation.  Hing natürlich,
wie so oft, auch von den jeweiligen Leuten vor Ort ab.  Und naja, mit
der ES-125, auf der ich meine Motorrad-Fahrprüfung gemacht habe, hätte
wohl keiner einen militärischen Gegner beeindruckt. :-)  Vor der
Prüfungsfahrt mussten wir die Elektrik erstmal reparieren …

Aber Pauls Meinung, dass nun nur deshalb eine Vielzahl von Bastlern
existiert hätte, mag ich auch nicht teilen.  Die 1970er und 1980er
waren offenbar in Ost und West geprägt von einer sich immer mehr
vergrößernden Zahl mehr oder minder gut und allmählich preiswert
erhältlicher Halbleiter bis hin zu schönen „Alltags-ICs“, sodass das
Basteln einfach Spaß gemacht hat.

: Bearbeitet durch Moderator
von Uhu U. (uhu)


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Markus H. schrieb:
> Der Zauderer hat noch nie eine Lösung zu einer Herausforderung gefunden.

Das halte ich für ein Gerücht... Manche Probleme lassen sich sehr gut 
mit althergebrachten Methoden lösen, wo das Jungvolk zu irgend welchen 
Gimmics greift, die zwar das Problem nicht lösen, aber dafür 20 neue 
schaffen...

von Uwe G. (scd)


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Jörg W. schrieb:
> Die „ursprüngliche“ GST hatte nicht nur die Funkamateure, sondern
> auch Segelflieger, Flugmodellsport, Sportschützen etc. vereint.

Ja, die mußten mit unters Dach, eigenständige Verbände wurden nicht 
geduldet, Du hast recht, die hatte ich vergessen. Die waren 
staatlicherseits aber mehr geduldet als geliebt. ;-)


> Gelehrt wurde nur das Morsen, nichts sonst.

und natürlich der ganze militärische Teil, Funkbetriebsdienst und was es 
da so alles gab.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uwe G. schrieb:
> Ja, die mußten mit unters Dach,

Nein: um für all diejenigen eine Organisation zu haben (hast schon
Recht: ohne ging gar nicht …), wurde eigens die GST gegründet.

Wie gesagt, der vormilitärische Salat kam erst zwei Jahrzehnte danach.

von Uwe G. (scd)


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Jörg W. schrieb:
> Wie gesagt, der vormilitärische Salat kam erst zwei Jahrzehnte danach.

Na ja, wir reden ja von den 70-er, 80-er Jahren. Da war das so.

von Timm T. (Gast)


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Uwe G. schrieb:
> und sie haben den kleinen Träumer, der sich Widerstände und
> Kondensatoren aus dem Röhrenfernsehermüll ausgeschlachtet hat,
> ausgelacht

Ich hab auch die Widerstände und Kondensatoren aus dem Röhrenfernsehmüll 
ausgeschlachtet. Weil die Westverwandschaft leider keinen C64 hat 
rüberwachsen lassen. Und weil die GST ein Haufen militaristischer 
Befehlsgeber war, die nur ihren Stiefel durchziehen wollten.

Paul B. schrieb:
> einen großen
> Kreis von Gleichgesinnten und Freunden, sowie über die GST Zugang zu
> industriell geferigter Meß- und Prüftechnik

Da ist es wieder, das Märchen von den lieben Onkels, die den jungen 
Pionieren die Technik erklärten. Hör doch auf. Hier haben die lieben 
Onkels die jungen Pioniere vom Müllplatz gejagt mit den Worten: Hau ab, 
das ist mein Fernseher. Das waren schon damals die alten Knacker, die in 
der Jugend nur das Böse und den Niedergang des Abendlandes gesehen 
haben.

von Uwe G. (scd)


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Jörg W. schrieb:
> Und naja, mit
> der ES-125, auf der ich meine Motorrad-Fahrprüfung gemacht habe, hätte
> wohl keiner einen militärischen Gegner beeindruckt. :-)

Du wärst ein guter Kurierfahrer geworden im nächsten (Welt-)Krieg. Sorry 
für den Sarkasmus ...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uwe G. schrieb:
> Jörg W. schrieb:
>> Wie gesagt, der vormilitärische Salat kam erst zwei Jahrzehnte danach.
>
> Na ja, wir reden ja von den 70-er, 80-er Jahren. Da war das so.

Schon richtig, die GST wurde ja 1952 gegründet.

Aber auch in den 1970er/80er Jahren existierten nach wie vor „beide
GSTs“ so ziemlich nebeneinander her.  Man konnte dort also durchaus
sich mit Technik befassen, und wenn der lokale Leiter kein „1000%iger“
war, blieb man vom vormilitärischen Mist dabei weitgehend unbehelligt,
konnte sich also wirklich der jeweiligen Technik widmen.

Aber nun back to topic.

von Uwe G. (scd)


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Jörg W. schrieb:
> back to topic

Ja, Du hast recht. Ich freue mich auf die nächsten 30 Jahre Basteln. :-) 
Die werden noch mal viel besser als die letzten 40 Jahre.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uwe G. schrieb:
> Ich freue mich auf die nächsten 30 Jahre Basteln. :-)

Ich mich auch.  Ich hoffe, dass ich in 30 Jahren noch nicht zu sehr
zittere, um die 01005er Widerstände, die dann Stand der Technik sind,
noch verlöten zu können. :-))

von Timm T. (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Die 1970er und 1980er
> waren offenbar in Ost und West geprägt... sodass das
> Basteln einfach Spaß gemacht hat.

Da würde Dir sicher Martin Selber widersprechen, der schon 53 in "Mit 
Spulen, Draht und Morsetaste" sehr vielseitige Basteleien vorgestellt 
hat, einschießlich des Aufbaus eines dorfeigenen Telefonnetzes.

Aber sicher gab es auch damals genug Leute, die die "modernen" 
Spinnereien der Jugend misstrauisch beäugten und als wertlos abtaten, 
und in den Erinnerungen schwelgten, wie sie noch selbst Dampfmaschinen 
gebaut haben.

von Uwe G. (scd)


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Jörg W. schrieb:
> Ich hoffe, dass ich in 30 Jahren noch nicht zu sehr
> zittere, um die 01005er Widerstände, die dann Stand der Technik sind,
> noch verlöten zu können.

Da gibt es dann für den Bastler erschwingliche Bestückungshilfen. 
(Pick&place Manipulatoren)

von Paul B. (paul_baumann)


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Timm T. schrieb:
> Und weil die GST ein Haufen militaristischer
> Befehlsgeber war, die nur ihren Stiefel durchziehen wollten.

Aha -da erklärt mir jemand mein Leben. Danke.

Timm T. schrieb:
> Da ist es wieder, das Märchen von den lieben Onkels, die den jungen
> Pionieren die Technik erklärten. Hör doch auf.

Das möchtest Du gerne, dabei habe ich gar noch nicht angefangen. Der 
liebe Onkel, der gerade diese Zeilen verfasst, hat jede Menge seiner 
Freizeit -Nein, nicht geopfert, sondern gerne dafür verwendet, 
interessierten Kindern und Jugendlichen einen tieferen Einstieg in die 
Elektronik zu vermitteln.

Das halte ich nach wie vor für gut und richtig. Ich sehe aber: 
Pauschalen Anschuldigungen werde ich nicht Paroli bieten können und auch 
nicht wollen, weil ein Streit darüber nicht mehr lohnt- -> Es ist 
vorbei.

MfG Paul

von Uwe G. (scd)


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Paul B. schrieb:
> Der
> liebe Onkel, der gerade diese Zeilen verfasst, hat jede Menge seiner
> Freizeit -Nein, nicht geopfert, sondern gerne dafür verwendet,
> interessierten Kindern und Jugendlichen einen tieferen Einstieg in die
> Elektronik zu vermitteln.
>
> Das halte ich nach wie vor für gut und richtig. Ich sehe aber:
> Pauschalen Anschuldigungen werde ich nicht Paroli bieten können und auch
> nicht wollen, weil ein Streit darüber nicht mehr lohnt- -> Es ist
> vorbei.

Es ist nicht vorbei. Es gibt immer noch eine Unmenge an Möglichkeiten, 
Jugendlichen die Freude am Basteln zu vermitteln und selbst dabei Spaß 
zu haben. Aber man muss die Jugendlichen schon bei ihren Vorstellungen 
abholen, sie kommen nicht in die Vergangenheit.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Paul B. schrieb:
> Timm T. schrieb:
>> Und weil die GST ein Haufen militaristischer
>> Befehlsgeber war, die nur ihren Stiefel durchziehen wollten.
>
> Aha -da erklärt mir jemand mein Leben. Danke.

Leider kann ich Tim da nicht widersprechen. Da genau so selbst erlebt.
Mein Glück war der Chef der zivilen Patenbrigade (Sternradio). Der hat's 
rausgerissen. Der hat mich mehr gelehrt als zig Lehrer.

Namaste

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Paul B. schrieb:
> Es ist vorbei.

schön wärs, es kommt schon wieder.

Namaste

von Uhu U. (uhu)


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Tja, offensichtlich war es auch im Arbeiter- und Bauernparadies so, dass 
solche Sachen von den gerade zufällig greifbaren Personen abhingen.

Gegenüber dem Westen, wo es in den 60ern und 70ern im Wesentlichen von 
Kirchgemeinden organisierte Jugendtreffs gab, waren in der DDR wohl die 
Möglichkeiten deutlich besser, weil in der GST wenigsten der religiöse 
Schwachsinn den Jugendlichen erspart blieb und der Begriff "Technik" 
schon im Namen stand. (Es mag aber sein, dass es dafür anderes gab, was 
diese Rolle einnahm.)

Im 1000jährigen Reich hat wohl die HJ ähnliche Effekte gehabt, wie die 
GST, nur mit anderer ideologischer Ausrichtung. Von meinem Alten weiß 
ich jedenfalls, dass die sich seinerzeit mit ähnlichen Dingen befasst 
haben, wenn sie nicht gerade den GröFaz angebetet haben.

Letztlich haben aber die Nazis in solchen Dingen die KPD plagiiert, 
nicht umgekehrt.

: Bearbeitet durch User
von Uwe G. (scd)


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Uhu U. schrieb:

> weil in der GST wenigsten der religiöse
> Schwachsinn den Jugendlichen erspart blieb und der Begriff "Technik"
> schon im Namen stand. (Es mag aber sein, dass es dafür anderes gab, was
> diese Rolle einnahm.)

Die GST war alles andere als indoktrinationsfrei. Ideologien sind immer 
scheiße, ob Du sie nun Religion oder sozialistische Weltanschauung 
nennst. Aber das geht jetzt weit in die Politik. Hat mit dem Thema auch 
nichts mehr zu tun.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Uhu U. schrieb:
> Letztlich haben aber die Nazis in solchen Dingen die KPD plagiiert,
> nicht umgekehrt.

Weltherrschaft hatten beide im Blick nur die Feinde waren anders 
definiert.
Die gemeinsamen Methoden die Jugend zu ködern haben beide nicht erfunden 
aber in gleicher Weise pervertiert.

Der einzelne Menschen ist beiden nichts Wert. aber auch das ist kein 
Novum des 20. Jh.

Aber bitte, wir sind weit vom Toppic entfernt.

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Winfried J. schrieb:
> Weltherrschaft hatten beide im Blick nur die Feinde waren anders
> definiert.

Joseph Wissarionowitsch sah das anders...

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Uhu U. schrieb:
> Winfried J. schrieb:
>> Weltherrschaft hatten beide im Blick nur die Feinde waren anders
>> definiert.
>
> Joseph Wissarionowitsch sah das anders...

Der ist noch mal ein besonderes Kapitel, das hier aber auch fehl am 
Platze ist.

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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Ich überlege gerade, wie es jetzt wäre, wenn man so eine Möglichkeit 
in der heutigen Lage auf die Beine stellen wollte: Es müßten 
Versicherungen abgeschlossen werden, deren Prämien dem Gutwilligen die 
Hosenträger bluten lassen würden. Vor der Tür fänden Demonstrationen 
von Bedenkenträgern statt:
"Nieder mit der Hochspannung!"
"Unsere Kinder sind wie /elektrisiert/"
"In meine Buchse kommt kein Stecker!"
:)
MfG Paul

von Bernd T. (bastelmensch)


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Uhu U. schrieb:
> es ist wie beim
> Autofahren: da muss man auch nicht wissen, was passiert, wenn man das
> Gaspedal drückt...

Nein, man muss es nicht wissen.
Aber wenn ich weis warum das passiert was passiert und vor allem was 
sonst noch so alles im Fahrzeug vor sich geht wenn ich das Pedal 
runterdrücke, was schief gehen kann oder je nach Situation sich ändert 
(und das Auto eben nicht beschleunigt), erst dann kann ich das Auto 
wirklich in den Griff bekommen.
Wer nur weis das die Kiste schneller wird, der wird nie ein guter 
Autofahrer werden.

Und das ist in der Elektronik nicht anders.

von Uhu U. (uhu)


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Bernd T. schrieb:
> Aber wenn ich weis warum das passiert was passiert und vor allem was
> sonst noch so alles im Fahrzeug vor sich geht wenn ich das Pedal
> runterdrücke, was schief gehen kann oder je nach Situation sich ändert
> (und das Auto eben nicht beschleunigt), erst dann kann ich das Auto
> wirklich in den Griff bekommen.

Du weißt nicht wirklich, was passiert, du stellst nur fest, dass sich 
die Karre gemäß dem Modell verhält, das du von ihr im Kopf hast - genau 
so geht das bei der µC-Programmierung.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Es wird hier manchmal kritisiert, dass viele Hobbyisten sich scheinbar 
mit Projekten beschäftigen die nicht unbedingt mehr dem Stand der 
Technik entsprechen und nicht willig sind Neues zu lernen. Das mag wahr 
sein, oder auch nicht.

Man sollte aber mit solcher Kritik fairerweise eher vorsichtig sein weil 
man nicht immer deren persönlichen Umstände kennt. Ich habe den 
Eindruck, manche professionelle Spezialisten hier verlieren manchmal die 
Perspektive, dass nicht jeder hier im Forum unbedingt dieselben 
Qualifikationen hat und sehen nicht immer über den Tellerrand.

Viele Hobbyisten beschäftigen sich mit älterer Technik weil sie 
(vielleicht):

- Noch eine gut ausgerüstete Bastelkiste mit vielen interessanten Teilen 
besitzen.
- Keinen Grund haben sich mit dem letzten Schrei der Technik vertraut zu 
machen.
- Freude an diskreter Analog oder Digital Technik haben.
- Sich gerne selber die Platine ätzen.
- Faszination mit historische Bauelementen haben.
- Beim Hobby eine Abwechslung suchen. Wer den ganzen Tag (wie ich) mit 
SMD in der Firma entwickelt, will daheim manchmal lieber mit 
"gemütlicher" Technik umgehen.
- THT oft besser wartbar und für Messzwecke besser zugänglich ist. ICs 
mit 0.3mm sind nicht mehr bequem für Messstifte zugänglich.
- Viele interessante neue ICs sind nur mehr in unnötig kleinen SMD 
Gehäusebauformen erhältlich. Ein 3x3mm QDFN ist nicht meine 
Idealvorstellung von zugänglicher Bauweise.
- möglicherweise nicht mehr so gute Augen haben oder mit anderen 
körperlichen Herausforderungen kämpfen müssen.
- Und, und, und...

Die Gründe können sonst noch von vielerlei Natur sein.

Nicht jeder will unbedingt hunderte Stunden an komplizierten Software 
Projekten wie in der Firma verbringen und entwickelt deswegen lieber 
einfachere uC Projekte (a la Arduino & Co.) die sich ein paar Abenden 
fertigstellen lassen. Und fertige uC Bibliotheken zu verwenden wollen 
sind auch nicht unbedingt Kardinalsünden. (Man kann auch Arduino Bibs. 
studieren)

Manche sind einfach glücklich einfachere Sachen zum Laufen zu bringen.

Manch einer vergisst auch leicht, dass z.B. Elektronik wie ein 
Smartphone die Arbeit vieler professioneller Entwickler repräsentiert, 
viele Millionen Codezeilen enthält und von Firmen mit Milliarden Dollar 
Budget entwickelt wird. So etwas kann man als Hobbyist glatt vergessen. 
Da ist ein kleines uC schon viel näher am Boden der Realität.

Jedenfalls bitte ich um ein bisschen Toleranz weil jeder Einzelne 
bestimmt  gute Gründe für seine Situation hat.

mfg,
Gerhard

von Richard H. (richard_h27)


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Jörg W. schrieb:
> Und naja, mit
> der ES-125, auf der ich meine Motorrad-Fahrprüfung gemacht habe, hätte
> wohl keiner einen militärischen Gegner beeindruckt. :-)

Das war wohl ähnliche Vorderlader-Technologie wie die 12-PS-Herkules der 
Bundeswehr.

von Paul H. (powl)


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Dieser Thread ist ja echt eine Katastrophe, ich klink mich hier aus.

: Bearbeitet durch User
von K. J. (Gast)


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@ Gerhard O.

Sehe ich genau so auch die Möglichkeiten sind entscheidend, keiner wird 
am Anfang einen LA/Ossi ... zu hause haben oder nen 150€ Lötkolben oder 
das Geld dazu ist ein Schweine Teures Hobby am Anfang jedenfalls auch 
wen Bauteile günstig sind die Mänge machst es und die Messmittel sind 
Teuer.

Und es ist eigentlich auch nicht wichtig wie Programmiert wird (asm, 
Arduino Libs, ST-Libs ...), sondern das was am ende Fertig da steht ist 
wichtig.

Auch das Gemecker über die Arduino Libs finde ich recht unangebracht, 
die meisten Benutzen was ähnliches wie die ST-Libs oder von anderen 
Herstellern fertige Libs, alles von Grund auf selber zu machen mag beim 
µC noch funktionieren in einer Brauchbaren zeit bei anderen Sachen ist 
es aber nicht mehr Praktikabel.

Jeder hat da eigene Präferenzen einige legen wert auf die Software und 
die anderen auf die Hardware die meisten werden nicht beides Optimieren 
bis es nicht mehr geht, und das war auch frühr schon so das einzige was 
sich Dramatisch geändert hat ist die Nachbaubarkeit, bessere Dokus und 
die Sachen werden nicht mehr so gebaut das es grade so Funktioniert 
sondern das sie wirklich Nachbaubar sind, die Qualität der Schaltungen 
an sich steigt in den letzten Jahren ständig.

von Max S. (maximus-minimus)


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"Viele Hobbyisten beschäftigen sich mit älterer Technik weil"
es für die meisten hier ein HOBBY!!! ist!?
Daher sind die häufigen dämlichen Kommentare hier meist völlig fehl am 
Platz nur verstehen das einige in ihrer kleinen Welt nicht.
Es ist halt eine Gruppe von Nerds und Möchtegern Nerds...und das 
Verhalten solcher Menschen ist hinlänglich bekannt..das macht den Umgang 
in diesem Forum mit anderen so schwierig....
Traurig daran ist nur, das die auch noch stolz drauf sind...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Paul H. schrieb:
> Dieser Thread ist ja echt eine Katastrophe, ich klink mich hier aus.
Ich schlage vor, wie benennen den Thread um in "Elektronikbasteln vor 30 
Jahren". Dann wird wenigstens keiner in die Irre geführt und liest diese 
Haudegengeschichten alle durch. Eines ist klar: ich könnte da auch was 
dazu beisteuern, tue das hier aber ganz bewusst nicht.

Uwe G. schrieb:
> ich wollte nur darauf hinweisen, dass das doch recht willkürlich war.
Richtig. Und ich hoffe doch sehr, dass ich Posts tatsächlich 
willkürlich lösche. Es wäre schlecht um mich bestellt, wenn ich es 
unwillkürlich machen würde.

Meiner Ansicht nach wird "Elektronikbasteln" die nächsten Jahre immer 
mehr zum "Modulassemblieren". So wie heute ja auch die meisten 
Funktionen in fertigen "Modulen" aka IC untergebracht sind, die dann von 
den Bastlern miteinander verbunden werden.
Solche Module werden von den erfahreneren Entwicklern oder gleich von 
den Entwicklungsabteilungen der Halbleiterhersteller gemacht und von den 
übrigen Bastlern eingesetzt. Dieser Trend ist heute ja schon klar zu 
erkennen. Wozu soll ich für meine einmalige Bastelei einen Stepdown oder 
einen USB-Wandler designen, wenn es die Dinger für kleines Geld zu 
kaufen gibt.
In den Schubfächern, in denen ich mal 74er ICs hatte, finde ich heute 
fertige Verstärkermodule, Stepup, Stepdown, Wandler, usw.
Und wenn ich einen kleinen Timer oder ein Monoflop oder einen 
Ereigniszähler brauche, dann nehme ich natürlich einen Tiny85, weil ich 
den nebenher auch noch für alles mögliche Andere nehmen kann. Und der 
ist nicht größer als ein 555er und auf jeden Fall kleiner als ein 74123 
oder ein 4520...

von Christian M. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> ich hoffe doch sehr, dass ich Posts tatsächlich
> willkürlich lösche. Es wäre schlecht um mich bestellt, wenn ich es
> unwillkürlich machen würde.

Ich hoffe doch sehr, dass es genau umgekehrt ist! Du kennst den 
Unterschied willkürlich/unwillkürlich?

https://de.wiktionary.org/wiki/willk%C3%BCrlich
https://de.wiktionary.org/wiki/unwillk%C3%BCrlich

Gruss Chregu

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Christian M. schrieb:
> Du kennst den Unterschied willkürlich/unwillkürlich?
Ja.
Ich habe das Wort "willkürlich" im Sinne von "wissentlich" (siehe im 
Link die Bedeutung [3]) und im Besonderen als Gegensatz zu 
"unwillkürlich" im Sinne von "unbewusst, zufällig" verwendet. Also 
definitionsmäßig alles im grünen Bereich.

Aber das war jetzt OT. Falls hierzu weiterhin Diskussionsbedarf besteht: 
bitte einen neuen Thread aufmachen. Am Besten in einem Linguistikforum.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Lothar M. schrieb:
> Meiner Ansicht nach wird "Elektronikbasteln" die nächsten Jahre immer
> mehr zum "Modulassemblieren". So wie heute ja auch die meisten
> Funktionen in fertigen "Modulen" aka IC untergebracht sind, die dann von
> den Bastlern miteinander verbunden werden.

Auch dazu kann ich mich an meine Kinder-/Jugendzeit erinnern: Klaus
K. Streng stellte als letztes Kapitel in seinem „abc von
Elektronenröhre und Halbleiterbauelement“ die
„Halbleiterblockschaltungen“ vor, also die ICs, wie wir sie heute
vornehmlich kennen.  (Damals rangierten mental auch noch Dick- und
Dünnschichtschaltungen unter dem Sammelbegriff „IC“, daher die
Unterscheidung.)

Dabei stellte man sich schon irgendwie die Frage: „Das soll die Zukunft
sein?  Wenn darin nur ein einzelner Transistor kaputt geht, muss man
alles gleich wegwerfen?“  Heute lächelt man über solche Gedanken. ;-)

So gesehen wirst du da wohl Recht haben: eigentlich ist es auch eine
Art Renaissance dessen, was damals als Dünn- und Dickschicht-Schaltungen
konzipiert worden ist, nur dass statt einzelner Transistoren dann ganze
„Halbleiterblockschaltungen“ drauf sind, und dass die teuren Glas- und
Keramiksubstrate am Ende doch wieder preiswertem FR4 gewichen sind,
allerdings mit Platinen-Strukturgrößen, wie sie damals bei Dünn- und
Dickschicht üblich waren.  Am Ende packt man da rundrum alles drauf,
was sich nicht auf dem Silizium selbst integrieren lässt (große Cs,
Trimmer, Spulen etc.).

von Uhu U. (uhu)


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Lothar M. schrieb:
> Ich schlage vor, wie benennen den Thread um in "Elektronikbasteln vor 30
> Jahren". Dann wird wenigstens keiner in die Irre geführt und liest diese
> Haudegengeschichten alle durch. Eines ist klar: ich könnte da auch was
> dazu beisteuern, tue das hier aber ganz bewusst nicht.

Aber rummaulen...

von E. D. (e-d)


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Uhu U. schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Ich schlage vor, wie benennen den Thread um in "Elektronikbasteln vor 30
>> Jahren". Dann wird wenigstens keiner in die Irre geführt und liest diese
>> Haudegengeschichten alle durch.

Vielleicht werden die Bastler in 30 Jahren doch wieder zu Diggern auf 
Müllhalden, dann, wenn die chin. Zentralregierung beschliesst, die 
Preise für Zuliefer-Elektronik als alleiniger Marktführer anzupassen 
..

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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In den nächsten 20 Jahren könnte die Programmierung ziemlich radikal 
ändern durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz.

Für Hardware wäre sowas auch denkbar.

Natürlich würde das auch Auswirkungen auf die Bastlerszene haben, wenn 
die Software Open Source ist - was im Trend liegt. (Compiler waren vor 
40-30 Jahren auch noch ziemlich teuer...)

von Heinz V. (heinz_v)


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Lothar M. schrieb:
> Ich schlage vor, wie benennen den Thread um in "Elektronikbasteln vor 30
> Jahren"

Walk the Talk!

von Mani W. (e-doc)


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Max S. schrieb:
> "Viele Hobbyisten beschäftigen sich mit älterer Technik weil"
> es für die meisten hier ein HOBBY!!! ist!?

Oder auch nicht!

Denn wer sich mit Vorverstärkern und Endverstärkern befasst,
der wird wohl in das "alte Nichts" eintauchen müssen, wie es viele
hier ja sehen...

Und es gibt tausende Anwendungen von ein paar Transistoren, 
Widerständen,
Kondensatoren, Dioden - um ganz ohne Board, Programmieren und mehr Platz
und Zeit zu verschwenden...


Ich möchte mal sehen, wie viele Schaltungen aus Elektor und Co aus
früheren Jahren heute mit einem Arduino etc. realisiert werden sollten 
bei
gleichzeitig geringerem Aufwand und Störsicherheit!

Nicht alles ist zu ersetzen durch "neue Technik"...


Und ich denke, dass viele "alte" Bauteile in 10,20.30 Jahren erhältlich
sind, zumindest im Analogbereich...

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Ich möchte mal sehen, wie viele Schaltungen aus Elektor und Co aus
> früheren Jahren heute mit einem Arduino etc. realisiert werden sollten
> bei gleichzeitig geringerem Aufwand und Störsicherheit!

Also Elektor und Störsicherheit in einem Satz zu erwähnen - das ist 
mutig.

Elektor - und ELV war da auch groß drin - hat viele Schaltungen mit 
"Spezial-ICs" realisiert, die auch nur Mikrocontroller mit 
abgeschliffener Bezeichnung und geheimen Programm waren. Klar kann man 
die durch einen Arduino ersetzen.

Oder oben erwähnte Digitaluhr mit TTL-ICs. Die ersetze ich liebend gern 
durch einen Mikrocontroller.

von Mani W. (e-doc)


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Timm T. schrieb:
> Also Elektor und Störsicherheit in einem Satz zu erwähnen - das ist
> mutig.
>
> Elektor - und ELV war da auch groß drin


Ich rede immer noch von Analogtechnik...

Und was man mit ein paar "alten" Bauteilen, die noch in vielen Jahren
vorhanden sind auch realisieren kann...


Ich denke, jeder Einzelne der Interesse an Elektronik hat, der wird
dort beginnen, wo sein Interesse geweckt wurde, ob Transistor oder
PC -

trotzdem ist das Verständnis von URI sehr vorteilhaft...

von Timm T. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Und was man mit ein paar "alten" Bauteilen, die noch in vielen Jahren
> vorhanden sind auch realisieren kann...

Kann man auch mit neuen Bauteilen realisieren. Also man muss keinen 
Germaniumtransistor verwenden, es gibt mittlerweile Silizium.

Ich bin sehr technikkonservativ und nicht gerade das, was man einen 
early adopter nennt. Dennoch ist meine Laufbahn von einigen 
"Quantensprüngen" gekennzeichnet:

- Angefangen mit Germaniumtransistoren, weil das das war, was ich auf 
dem Dachboden gefunden habe => erste einfache Verstärker, 
Blinkschaltung... => Silizumtransistoren waren mir ungeheuerlich, sowas 
Exotisches ist nix für mich

- Auf dem Schrott aus einem nicht ganz so alten Fernseher ein paar 
Siliziumtransistoren erbeutet, gleichzeitig ein jugendgemäßes Bastelbuch 
in die Hand bekommen => ok, Batterie umgepolt, erste Lichtschranken, 
Tongenerator, Einschlaflicht, Bewässerungssensor (der ansprach als ich 
in der Schule war und bis zum Nachmittag die Batterie leergesaugt hat), 
Silizium geht auch => aber integrierte Schaltkreise, sowas können nur 
Experten verwenden, schon allein die vielen Beinchen

- Ich bekommt ein Radiobastelbuch in die Pfoten und baue die einzelnen 
Teile nach => HF-Verstärker, Demodulator, NF-Verstärker, KH-Verstärker 
und... ja scheisse, irgendwie muss da ein Lautsprecher dran. Und DAS 
BUCH sah dafür nur eine Option vor: der A210K. Für eisenlose Endstufen 
fehlten mir die passenden Leistungstransistoren, für eisenbehaftete das 
passende Eisen.

- Ich - kaufe - einen - A210K. Für unglaubliche 5 Mark 50 EVP. 
Platinenätzen mit FeCL3, handgemalt mit Nitrolack ging inzwischen, im 
5mm Raster. Der A210K hatte aber soooo enge Pinabstände. Ging trotzdem 
irgendwie. Und hat auf Anhieb funktioniert. Mein Radio, welches 
jahrelang dudelte, aber nie ein Gehäuse bekam.

- Nebenbei bekomme ich einige Funkbummies in die Hand und baue die 
Schaltungen darin nach. Mehr oder weniger erfolgreich. Da gab es Leute, 
die komische Listen mit Zahlen abdruckten, die angeblich ein "Programm" 
waren, und die man in "Eproms" brennen kann. Und dann machen die 
irgendwas. => Teufelszeug, nichts für mich.

- Dadurch hab ich die ganze Phase Z80, die 8051er und so verpasst. Gut, 
ob ich da wirklich was verpasst habe, das war ja anscheinend seeehr 
unkomfortabel zu handhaben. Computer und "richtiges" Programmieren war 
in der Zeit wichtiger.

- Notgedrungen - war grad kein anderer Depp da - musste ich mich mit 
Mikrocontrollern beschäftigen. Und siehe da, so schlimm ist das auch 
nicht, und wenn man bißchen verstanden hat was die können, kann man 
damit auch tolle Sachen machen.

Aus dem ganzen Kram leite ich für mich 3 Sachen ab:

1. Überhebe Dich nicht über Anfänger, Du hast auch mal klein angefangen 
(was nicht heisst, dass man Erkenntnisresistenz oder Lernunwillen 
hinnehmen muss).
2. Sei aufgeschlossen neuen Technologien gegenüber, sonst wirst Du 
abgehängt (aber lass erstmal die anderen probieren).
3. Know your tools. Nimm das, was für die Aufgabe geeignet ist. Wenn es 
sich mit einer einfachen Analogschaltung erfolgreich erschlagen läßt, 
mach es nicht unnötig kompliziert. Wenn der Mikrocontroller Dir einen 
Haufen Einzelbausteine ersetzt, nimm den.

Ja, im Nachhinein erscheint das lächerlich, aber: Wir hatten ja damals 
nix.

von oldeurope O. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Und wenn ich einen kleinen Timer oder ein Monoflop oder einen
> Ereigniszähler brauche, dann nehme ich natürlich einen Tiny85, weil ich
> den nebenher auch noch für alles mögliche Andere nehmen kann. Und der
> ist nicht größer als ein 555er und auf jeden Fall kleiner als ein 74123
> oder ein 4520...

Nur leider muss der Tiny erstmal programmiert
werden, ein 4541 funktioniert sofort.
Das programmieren eines solchen Bauteils ist
schon eine sehr hohe Hürde. Respekt, dass Du
das kannst.
Wie lange der Tiny macht was er soll, steht
in den Sternen. Softwareleichen gibt es leider
immer häufiger

LG
old.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Timm T. schrieb:
> Know your tools. Nimm das, was für die Aufgabe geeignet ist.

jap.
Da krebst man mit einem Setup rum und wenn es fertig ist sieht man:

waaas das ginge auch noch?

Timm T. schrieb:
> Überhebe Dich nicht über Anfänger, Du hast auch mal klein angefangen

full ack!
-erzähl das mal 70% meiner Kollegen...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mani W. schrieb:
> Denn wer sich mit Vorverstärkern und Endverstärkern befasst,
> der wird wohl in das "alte Nichts" eintauchen müssen, wie es viele
> hier ja sehen.

Warum?  Wenn es vor 40 Jahren reizvoll war, 100 W überhaupt aus
Transistoren rauszubekommen, dürfte der Reiz heute darin bestehen,
die 100 W bei 80 bis 90 % Endstufenwirkungsgrad zu erreichen. ;)

Da hilft der alte Analogkram dann nur auch nicht weiter.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Ich wage mal eine Prognose aufbauend auf der Rückschau und der Grenzen 
unserer kognitiven Fähigkeiten.  Obwohl wir bei der Verarbeitung von 
Informationen im Allgemeinen sehr effizient sind, ist unsere Fähigkeit 
mit komplexen und umfangreichen Informationsmengen umzugehen doch sehr 
begrenzt. Das führt zwangsläufig wieder zur Vereinfachung. So musste der 
Kutschenbauer nicht auch Kenntnisse der Stellmacherei oder die eines 
Schmiedes haben, er verwendete einfach das Rad mit dafür festgelegten 
Übergabeschnittstellen. Der Elektroniker der Frühzeit verwendete in 
diesem Sinne die Elektronenröhre ohne Ahnung von der Glasbläserei, der 
Vakuumtechnik oder der Metallverarbeitung zu haben. Heute verwenden wir 
ein IC auch nur unter der Nutzung der spezifischen 
Übergabeschnittstellen. Daran wird sich auch in der Zukunft nichts 
ändern. Komplexe Sachverhalte werden also immer so aufgearbeitet werden, 
dass der Anwender ohne Kenntnis der Komplexität mit dem 
Bauelement/Prozess/Sachverhalt umgehen kann.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Hobby != job

Namaste

von Mani W. (e-doc)


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Timm T. schrieb:
> Kann man auch mit neuen Bauteilen realisieren. Also man muss keinen
> Germaniumtransistor verwenden, es gibt mittlerweile Silizium.

Ich habe nichts von Germanium geschrieben - Logo, dass wir seit
zig Jahren mit Silizium arbeiten...

Timm T. schrieb:
> Überhebe Dich nicht über Anfänger, Du hast auch mal klein angefangen
> (was nicht heisst, dass man Erkenntnisresistenz oder Lernunwillen
> hinnehmen muss).

Würde ich nie tun...

Jörg W. schrieb:
> Wenn es vor 40 Jahren reizvoll war, 100 W überhaupt aus
> Transistoren rauszubekommen, dürfte der Reiz heute darin bestehen,
> die 100 W bei 80 bis 90 % Endstufenwirkungsgrad zu erreichen. ;)
>
> Da hilft der alte Analogkram dann nur auch nicht weiter.

Ack! Wer es trotzdem anders will, muss sich allerdings mit der
"alten" Technik befassen...

Joe G. schrieb:
> Heute verwenden wir
> ein IC auch nur unter der Nutzung der spezifischen
> Übergabeschnittstellen.

Haben doch Viele mit 40xx, 74xx, FLHxx immer gemacht und tun es heute
noch zum Teil - Logik...

von Timm T. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Haben doch Viele mit 40xx, 74xx, FLHxx immer gemacht und tun es heute
> noch zum Teil - Logik...

Ich habe Kunden mit alten Kodak-Diaprojektoren. Die Projektoren können 
gezielte Dias anfahren, Schritte vorwärts und rückwärts, Nullposition im 
Karussell suchen, dimmen, Steuerung per Tasten oder RS232. Das ist mit 
einem Friedhof aus TTL-Gräbern mit Logikgattern, Zählern, 
Schieberegistern realisiert, dazu ein paar Motortreiber und ein 
Triacdimmer.

Heute würde man das mit einem einzigen µC und ein paar Treibern für die 
Motoren und den Triac aufbauen. Und womit? Mit Recht!

Reparierbarkeit ist hier auch kein Argument: Geht der Leistungsteil 
kaputt, kann man den nach wie vor reparieren. Geht der Logikteil kaputt, 
kann man den mangels Dokumentation auch in der alten Version nicht 
reparieren. Häufigste Ausfallursache ist übrigens das billige 
Kunststofflager der Lüftermotoren.

Dito alte Gerätesteuerung mit TTL und Schieberegistern. Wenn die mal die 
Hufe reist wird da nichts repariert, da kommt ein µC rein und fertig.

von Claus H. (hottab) Benutzerseite


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Ich sag mal einfach, Elektronikbasteln wird in 10 und 20 Jahren noch 
genauso aussehen wie heute oder damals. Ein erfahrener Bastler kann 
elektrische und elektronische Geräte bauen und die restaurieren, die 100 
Jahre alt sind. Nur ein Motto zählt: Es gibt kein Gerät, das nicht 
repariert werden kann. Das geht natürlich nicht mit zwei linken Händen 
und alles voller Daumen. APPen mit IoT bringt dabei sehr wenig, wenn man 
nicht die eigene Birne anstrengt.

 Dennoch, alt wie eine Kuh, lerne ich immer noch dazu. Der Tipp hier im 
Forum zum Aufknacken defekter Steckernetzteile mit dem Schraubstock vor 
einigen Jahren, war Gold wert. Auch wenn ein Neues nur 1 oder 2 EUR 
kostet, reinsehen muss ich erst und den madigen Elko finden.

 Der Weg von der Goebbels-Harfe über den Stimmgabel- Generator als 
Frequenznormal bis zum Smartphone mit ElektroDroid und einem 
Funktionsgenerator war und ist kein leichter, aber immer hoch 
interessant. Bastler-Hobby und Beruf werden immer weiter 
auseinanderdriften.  Es gibt mehr  und mehr Spezialgebiete in der 
Elektrotechnik und Elektronik. Zum Erlernen der Grundlagen scheint mir 
das Basteln fast unentbehrlich zu sein.

Allen viel Spaß dabei und unvergessliche Aha-Effekte :-)))

von Mani W. (e-doc)


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Claus H. schrieb:
> Es gibt mehr  und mehr Spezialgebiete in der
> Elektrotechnik und Elektronik. Zum Erlernen der Grundlagen scheint mir
> das Basteln fast unentbehrlich zu sein.
>
> Allen viel Spaß dabei und unvergessliche Aha-Effekte :-)))

a) Falsch gepolt

b) Zu viel Spannung

c) Zu viel Strom

d) Zu wenig Leistung

e) Falsche Bauteile (Werte)

f) Fehlerhafter und unlogischer Schaltplan

Aha-Aha?!


Passt a) bis f) dann wird es eher ein "Pfauuuh" ...


Nur Baugruppen zusammen zu stecken bedeutet nicht, gleichzeitig
auch Elektroniker zu sein, auch nicht wenn man diese programmieren
kann...

Elektronik beginnt mit URI und Grundlagen der Bauteile usw...


In welche Richtung der Elektronik man sich begibt braucht man dann mehr
oder weniger dieses Grundwissen...

von Claus H. (hottab) Benutzerseite


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Diese Effekte,a - f, und defekter oder fehlender Schirmgitter-Widerstand 
hat wohl jeder mal durch, bzw. war bei jeder Prüfung Standard. Doch 
erinnere ich mich mehr an das folgende Erlebnis 1980. Mit meinem 
drahtlosen Eigenbau-Mikrofon (GF145, etwa AF139), auf VHF TV-Kanal 3 
eingestellt, quatschte ich unter dem Fenster meines Kumpels in seinen 
Empfang, mach den Fernseher aus und komm mit in die Kneipe. Er brüllte 
sofort aus dem Fenster, Claus, du Sauhund, wo steckst du, lass das sein. 
Wir kannten unsere Hobbys gegenseitig zu gut.

von Uhu U. (uhu)


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Claus H. schrieb:
> Nur ein Motto zählt: Es gibt kein Gerät, das nicht repariert werden kann.

Da wäre ich nicht so optimistisch. Eine kaum zu überwindende Grenze wäre 
z.B. der Ausfall eines Microcontrollers ohne Möglichkeit, an die 
Software zu kommen.

von Timm T. (Gast)


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Uhu U. schrieb:
> Eine kaum zu überwindende Grenze wäre
> z.B. der Ausfall eines Microcontrollers ohne Möglichkeit, an die
> Software zu kommen.

Einen anderen µC einsetzen und die Software selber schreiben.

Den Fall habe ich hier in spe: Ein Gerät mit recht komplexen Funktionen 
läuft mit einem Z80 und diverser Peripherie. Stirbt der Z80 oder der 
Programmspeicher, was irgendwann passieren wird, kommt da eine komplett 
neue Steuerung rein, die die alten Funktionen mit einigen Verbesserungen 
nachbildet.

Das Gerät ist aber auch in einer Preisklasse, wo sich das definitiv 
lohnt. Und der Hersteller hat da nix, die neuen Geräte funktionieren 
komplett anders.

von Claus H. (hottab) Benutzerseite


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Uhu, ein Motto dient der eigenen Motivation und lässt sich nicht immer 
100 %ig umsetzen. Mir ist schon klar, dass man beim PC, Smartphone, Auto 
und bei einer hochintegrierten Industrieanlage schnell an seine Grenzen 
kommt. Beruflich muss man einfach Aufwand und Nutzen abwägen, so wie 
Timm schreibt.

Privat und hobbymäßig sehe ich es als die Pflege von "Oldtimern", die 
man am Sonntag 1 km fährt, vor die Haustür stellt und poliert, eben 
Hobbyschrauber und Bastler. Neue Projekt empfehle ich der Jugend, damit 
sie in 40 Jahren auch erzählen können, welche tolle Elektronik sie 
damals hatten.

von Uhu U. (uhu)


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Claus H. schrieb:
> Uhu, ein Motto dient der eigenen Motivation und lässt sich nicht immer
> 100 %ig umsetzen.

Man sollte auch als Bastler seine Grenzen kennen...

von Matthias L. (limbachnet)


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...und maßvoll(!) zu erweitern versuchen.

von Uhu U. (uhu)


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Matthias L. schrieb:
> ...und maßvoll(!) zu erweitern versuchen.

Das Eine bedingt das Andere ;-)

von Claus H. (hottab) Benutzerseite


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... und findet seine natürlichen Grenzen, z.b. darin, dass die Brille 
jedes Jahr stärker wird :-(

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Claus H. schrieb:
> ... und findet seine natürlichen Grenzen, z.b. darin, dass die Brille
> jedes Jahr stärker wird :-(

Das ist oft genug ein Problem, vor allem weil man dann meist mehrere
Brillen, Lupen usw. braucht...

Das ist für mich das Störendste!

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