Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Hat ein IC mehrere Siliziumschichten?


von Daniel R. (daniel_r)


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Hallo,

mich würde einmal interessieren, ob ein IC nur eine oder sogar mehrere
Siliziumschichten hat. Wie werden diese im letzteren Fall miteinander
verbunden und wie arbeiten sie gemeinsam?

Vielen Dank

Daniel

von A.K. (Gast)


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Eine Schicht.

von Nik B. (nikbamert)


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Dann wunderts mich aber wie die riesige Speicherarrays oder wie auch
immer machen, wo dann leitungen ja sozusagen 'gekreuzt' verlaufen
müssen.

Ich war vor einem Jahr mal an einem Schnuppertag an der ETH Zürich und
dort haben die uns das in etwa so erklärt: Die Schichten werden
belichtet und herausgeäzt - eigentlich genau wie eine Platine, dann
wird eine nicht leitende Zwischenschicht aufgebracht, die an den
Stellen, an welchen durchgänge zur nächsten Schicht sein müssen,
jeweils rausgeäzte Löcher haben, die dann mit einem leitenden Material
aufgefüllt werden. Im Prinzip genauso wie eine Platine mit mehr als 2
Schichten, falls ich denn alles richtig verstanden habe. Kann aber auch
sein, dass das mit einem Laser gemacht wurde und nicht geätzt, so genau
kann ich mich nicht mehr erinnern...

von Frank (Gast)


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Man muss unterscheiden. Heutiger Stand der Technik ist AFAIK eine
Schicht Si, die dotiert wird. Die Leiterbahnen werden dann aus Kupfer
(früher noch Aluminium oder Polysilizium) aufgebracht. Da können
durchaus mal zehn oder mehr Schichten an Ver"draht"ung
zusammenkommen.

von guelcki (Gast)


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Naja, die Frage war wieviele Siliziumschichten ein IC hat, und das sind
nun mal eine.

Die gekreuzten Leiterbahnen darüber (zur Verbindung der einzelnen
diskreten Bauteile; teilw. über zehn Lagen) sind meistens aus
Aluminium.

guelcki

von da_user (Gast)


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Eine Schicht Si. Diese wird Dotiert.
Danach wird eine Schicht Metall aufgesputtert. Alu, Kupfer, Titan,
Tantal,...
Dann wird belackt, belichtet, geätzt, wie bei Platinen nur um einiges
genauer.
Anschließend kommt eine Isolationsschicht nach dem selben prinzip
drauf, Kontaktlöcher werden geöffnet (belacken, belichten, ätzen) und
wieder ne Schicht Metall.

Prinzip wie bei ner mehrschichteigen Platine. Auf diese Art und Weiße
können schonmal über 200 Layer zusammenkommen.

Das SI wird dann von der nicht aktiven seite her auf ca. 500µ
heruntergeschliffen.

von A.K. (Gast)


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Der Vergleich mit der Platine hinkt. Denn bei Multiplayer-Platinen
können die Schichten getrennt hergestellt und danach zusammengesetzt
werden.

In ICs werden jedoch, wie von da_user schön beschrieben, die
Metall/Isolator-Schichten hübsch eine nach der anderen übereinander
hergestellt. Drum dauert es insgesamt mehrere Monate, bis das IC fertig
ist. Lässt sich nicht parallelisieren.

von Benedikt (Gast)


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Ich glaube mich an einige Speicher ICs erinnern zu können, bei dem
tatsächlich mehrere ICs übereinander in einem Gehäuse untergebracht
waren.

Wenn man sich z.B. DRAMs anschaut, dann merkt man dass hier das Gehäuse
wirklich komplett ausgenutz wird:
Bei einem AVR ist das eigentliche IC nur etwa 4x4mm groß, der Rest ist
Pins und Bond Drähte außenrum.
Bei größeren DRAMs liegen die Pins über dem Speicher und die Bonddrähte
sind nicht außen, sondern in der Mitte der Siliziumplatte angeschlossen.

von Magnus Müller (Gast)


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>>Ich glaube mich an einige Speicher ICs erinnern zu können, bei dem
>>tatsächlich mehrere ICs übereinander in einem Gehäuse untergebracht
>>waren

Wenn ich mich recht erinnere, sind das die sogenannten "stacked"
ICs... oder?

Gruß,
Magnetus

von Jadeclaw D. (jadeclaw)


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Korrekt, kann mich an eine Anzeige im IC-Master von 1990 erinnern.
Macht heute keiner mehr, weil schlicht zu teuer und problematisch, da
die innenliegenden Chips die Wärme nicht loswerden. Die Speicherchips
nebeneinander auf ein Platinchen zu löten, ist merklich billiger und
einfacher handzuhaben.

Gruss
Jadeclaw.

von Frank (Gast)


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Infineon verbaut zum Teil zwei Chips in einem Gehäuse. Dabei wird der
Leistungsteil und der Logikteil getrennt gefertigt und dann in
flip-chip Technik kombiniert.

von Magnus Müller (Gast)


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@Jadeclaw:

>> Macht heute keiner mehr, weil schlicht zu teuer und problematisch,
>> da die innenliegenden Chips die Wärme nicht loswerden. Die
>> Speicherchips nebeneinander auf ein Platinchen zu löten, ist
>> merklich billiger und einfacher handzuhaben

Räusper Atmel wendet diese Technik auch heute noch bei kombinierten
Speicherkeksen an.

www.atmel.com/products/stacked/

Gruß,
Magnetus

von Jadeclaw D. (jadeclaw)


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Das sind nur 2 chips aufeinander, dazu noch Low Power.
Was ich in der Anzeige gesehen hatte, waren 2 oder 4 Türme auf einem
gemeinsamen Keramikträger mit 5 und mehr Schichten übereinander.

Gruss
Jadeclaw.

von Dominic R. (dominic)


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Intel's PXA27x mit x > 0 macht das ebenfalls - ein Die mit dem
eigentlichen uC, dann eines fuer SDRAM und eines fuer NOR Flash.

Gruss,

Dominic

von Magnus Müller (Gast)


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Na ja... immerhin sind sie "stacked" ;)

Gruß,
Magnetus

von Daniel R. (daniel_r)


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Vielen Dank für Eure Antworten.

Ich hatte mich nämlich auch gewundert, dass die komplette
Funktionalität des ICs auf nur einer Schicht ist. Wahnsinnig, dass da
so viel draufgeht.

Soviel ich weiß sind die Metallschichten aber unterhalb der SI-Schicht
oder nicht?

Daniel

von Magnus Müller (Gast)


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>> Soviel ich weiß sind die Metallschichten aber unterhalb der
>> SI-Schicht oder nicht?

Das kommt ganz darauf an, wie du den Keks hältst... ;)

Nein, die Metallschichten sind über der SI-Schicht.

Gruß,
Magnetus

von A.K. (Gast)


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Wie herum hängt neben der Perspektive vor allem vom Gehäuse ab.

Klassische gebondet, d.h. mit Bonddrähten (dünne Golddrähte) zwischen
IC und Pins, ist das Metall oben.

Bei höheren Leistungs-, Pin- und Bestückungsdichten, wie etwa einem
PC-Prozessor, geht das nicht mehr. Wer jemals einen Athlon-Prozessor
mit Kühlkürper versehen hat, der weiss das. Da werden keine Dähte mehr
verwendet, sondern der Chip sitzt andersrum, Butterseite unten, direkt
auf dem Leiterverhau drauf ("flip chip").

von Magnus Müller (Gast)


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>> Wie herum hängt neben der Perspektive vor allem vom Gehäuse ab.

Klar. Ich bin jetzt einfach mal von der Lage ausgegangen, in der sich
der Wafer während der Herstellung befindet.

Gruß,
Magnetus

von A.K. (Gast)


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Grad bei der Herstellung würde ich keinen Pfifferling drauf geben, ob
die dabei öfter Butterseite oben oder unten zu liegen kommen. Das die
bei Fotos immer hübsch auf dem Tisch liegen, liegt hauptsächlich daran,
dass wir Menschen keine Fledermäuse sind.

von A.K. (Gast)


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Wer sich dafür interessiert, wie sowas am oberen Ende der Skala aussehen
kann: http://www.research.ibm.com/journal/rd49-45.html, unter
"Packaging".

von Daniel R. (daniel_r)


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Wenn man aber einen IC unter dem Mikroskop anschaut sieht man doch das
SI und kein Metall-Layer. Wenn das bis zu 200 Layer sein können dürfte
man vom SI ja nicht mehr viel sehen... Bitte klärt mich auf

von A.K. (Gast)


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Welches IC?

Schau mal, ob du irgendwo noch ein EPROM mit Glasfenster auftreiben
kannst. Das ist die klassische Version.

von A.K. (Gast)


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Sowas wie in http://de.wikipedia.org/wiki/EPROM. Sieht man sogar die
Bonddrähte.

von Jadeclaw D. (jadeclaw)


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@Daniel R. :
Du siehst immer 3 verschiedene Materialien. Aluminium oder bei einigen
CPUs auch eine spezielle Kupferlegierung für die Verbindungsleitungen
und Durchkontaktierungen, dann Siliziumoxyd als Isolationsschicht
zwischen den Lagen und p- oder n-dotiertes Silizium für die
Transistorstrukturen.
Es läuft für jede Lage immer gleich ab:
1. es wird eine Schicht aus dem gewünschten Material aufgebracht,
2. eine lichtempfindliche Schicht kommt darüber,
3. es wird durch eine Photomaske hindurch belichtet,
4. entwickeln. Überall, wo Licht draufkam, ist die Photoschicht weg.
5. Es wird geätzt. nur die unbelichteten Stellen bleiben stehen.
6. Nächste Schicht. --> 1.
Bei einer PC-CPU sieht man nur die Rückseite, interessanter sind Eproms
mit Glasfenster, da sieht man die Strukturen.

Interessante Seite: Silicon Zoo:
http://micro.magnet.fsu.edu/creatures/index.html

Gruss
Jadeclaw.

von A.K. (Gast)


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Das englische Bild ist noch schöner:
http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Eprom.jpg.

von Daniel R. (daniel_r)


Angehängte Dateien:

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>Bei einer PC-CPU sieht man nur die Rückseite, interessanter sind
Eproms
>mit Glasfenster, da sieht man die Strukturen.

Im Anhang kann man auch Strukturen sehen. Was es für ein IC ist sieht
man auf dem Bild.

@Jadeclaw
Danke für die Erklärung des Aufbaus :)

von da_user (Gast)


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so...
in zwei Dingen muss ich nachbessern:

1.) zwischen dem Si und der ersten Metallschicht kommt noch ne
Isolationsschicht (wurde ja bereits schon korrigiert)

2.) der Wafer wird nicht auf 500µ heruntergeschliffen, sondern um
einiges dünner (bis zu ca. 250µ und z.T. noch dünner)

In manchen Dingen muss ich meine Vorreder ein bisschen nachbessern ;-)

Die sog. 3D-Chips (mehrere Chips in einem Gehäuse) werden bald wieder
verstärkt auf den Markt kommen. Probleme sind z.b. WireBond. Wenn der
obere Chip z.B. größer als der Untere ist, wirds für den WireBonder
relativ schwer, an die BondFlächen ranzukommen ;-)

Chips ohne WireBond (zu vernüftigen Preisen) sind mir derzeit keine
bekannt (zumindest auf dem Markt psst ;-) )

von Daniel R. (daniel_r)


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Was ist jetzt auf meinem Bild zu erkennen? Die SI-Schicht oder die
Metall-Layer oder beides?

von Axel (Gast)


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"Die sog. 3D-Chips (mehrere Chips in einem Gehäuse) werden bald wieder
verstärkt auf den Markt kommen. "

Yep.

Besonders bei Funksystemen wie z. B. Zigbee wird das interessant, weil
sich der RF Teil nur schlecht auf demselben Silizium wie dan Micro
bringen lässt und man wenig Platz hat.

Und bei Chips für Mobiltelephonen ist schlicht nicht genügend Platz, um
die nebeneinander anzubringen.

Aber generell ist das derzeit teurer als die klassische Lösung,
weswegen man das nur macht, wenn es z. B. keinen Platz gibt oder es
andere Gründe gibt (Know How Schutz z. B., weil die Busse verborgen
sind).

Gruss
Axel

von arc (Gast)


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Gerade bei Funksystemen wird z.Z. alles integriert
Z.B. Single-Chip GSM/GPRS
http://www.silabs.com/tgwWebApp/public/web_content/products/Wireless/AeroFone/en/Si4905.htm

oder Low-Cost 8051 + 2.4GHz Transceiver
http://nvlsi.no/index.cfm?obj=product&act=display&pro=79

oder z.B. div. Bluetooth und WLAN-Lösungen von csr.com

von Axel (Gast)


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Also der GSM Chip ist eben NICHT Single Chip, der Speicher ist extern.
Das ist aber genau der Teil, bei dem eine stacked Lösung erst Spass
macht.

Und ein 8051 lohnt auch nicht als extra Die, das ist ja in einer
modernen Technologie nur noch ein Fliegenschiss.

Gruss
Axel

von Matthias H. (Gast)


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@ Daniel R.

auf deinem Bild sind die Leiterbahnen zu erkennen. Silizium wird wohl
auf der Oberseite nicht mehr sichtbar sein, da die ganzen Prozesse
ganzflächig wirken.

von Matthias H. (Gast)


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Hab noch einmal nachgeschaut. Ein IC kann doch mehrere Siliziumschichten
haben. Durch chemische Abscheidung wird Polykristallines Silizium auf
den Wafer aufgebracht. Sowas wird zum Beispiel für Gates und
Gateanschlüsse bei MOS-Transistoren gemacht.

von Daniel R. (daniel_r)


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Was stimmt nun? Eine oder mehrere Schichten?

Daniel

von A.K. (Gast)


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Kommt drauf an, was du unter Schicht verstehst. Von "stacked" ICs
abgesehen, gibt es genau eine aktive Schicht. Alles darüber/darunter
ist Verbindung (PolySi, W, Al, Cu, ...) oder Isolator+Träger.

Die Sache ist natürlich etwas komplizierter, da noch allerlei
Verarbeitungsschritte dabei sind, die beispielsweise im ursprünglich
einschichtigen Silizium Strukturen entstehen lassen, die man hinterher
wiederum als mehrere Schichten verstehen kann.

Du musst dich also entscheiden, wie exakt du es wissen willst.

von Daniel R. (daniel_r)


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Ich meine mit "Schicht" einfach diejenige Lage Silizium, auf der die
Transistoren sind, welche durch geeignete Anordnung die gewünschte
Funktionalität herstellen.
Beispiel AVR: Ich meine also diejenige Schicht, auf der Flash, Ram,
ALU, Register, Timer, EEPROM usw. aufgebracht sind.


Daniel

von A.K. (Gast)


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Eine.

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