Forum: Offtopic Warum soll bei Einsatz von Glasfasern DSL nicht möglich sei


von Wolfgang (Gast)


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Man hört immer wieder, dass dort, wo Glasfasern verlegt wurden, ein DSL- 
Anschluss nicht möglich sei. Letzte Wochen standen zwei „Schlitzohren“ 
vor der Tür und wollten mir (z. Zt.  Versorgung mit Telefon über 
Glasfaser) einen Vertrag für DSL aufschwatzen, da  ihre Firma angeblich 
die Voraussetzungen für einen DSL Anschluss geschaffen hätte.
Meine Frage: Was muss technisch verändert werden, (evtl. sende- und 
empfangsseitig) um die geforderte Datenübertragungsgeschwindigkeit zu 
erreichen bzw. einen DSL- Anschluss zu ermöglichen?
Wolfgang

von Ulrich (Gast)


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Für DSL müssen die Anbieter in Glasfasergebieten die bereits neue 
Technik rauswerfen damit sie DSL anbieten können. Und das ist denen zum 
Teil zu teuer....erst muss das vorhandene abgeschreiben werden...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Technisch wäre es gar kein Problem, DSL- (und höhere) Datenraten über
eine Glasfaser abzuwickeln.  Du bekommst dort locker eine E1-Leitung
darüber angeboten, wenn du das willst (2 x 2 Mbit/s, auch also ISDN
Primärmultiplexanschluss bekannt).

Wäre.  Aber: die Glasfaser ermöglicht eine reine Digitalübertragung
mit großer Bandbreite, statt der aufwändigen Digital-Analog-Digital-
Wandlung, die man bei DSL braucht.  Also wäre eigentlich der Transport
via Glas billiger.  Jedoch gibt es seit Jahren ein Preiskartell für
echte Digitalleitungen, da derartige Wünsche in der Vergangenheit
eigentlich nur von zahlungskräftigen Kunden kamen, für die man das
Prinzip "Melkende Kuh" angewandt hat.

Da an diesen schweineteuren Preisen keiner rütteln will (all die gut
zahlenden Kunden, die hinter Glas hängen, würden dann vielleicht mal
nachfragen, ob sie die Leitung nicht auch wie die "DSL über Glas"-
Kunden für ein Zehntel des Preises bekommen könnten), lässt man es
lieber ganz sein und überlässt das Feld den Luftanbietern wie WiMax.

Wenn 50 % der Privatkunden hinter Glas säßen, wäre das sicher anders,
aber so scheint es nur ein so verschwindend geringer Teil zu sein,
dass der die Telcos nicht interessiert.

von Feadi F. (feadi)


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Das Netz sieht ja ungefähr so aus:
Telefon -> Kupferkabel -> Kupfer-zu-Glas-Wandler -> Glasfaser -> ...

Das Telefon steht in der Wohnung. Das Kupferkabel fürt in den 
Keller(oder nach draussen). Der Kupfer-zu-Glas-Wandler steht entweder 
draussen auf dem Bürgersteig (in so einem Kasten) oder sitzt direkt im 
Keller des Gebäudes.

Jetzt ist DSL über Glasfaser nicht möglich*, weil der 
'Kupfer-zu-Glas-Wandler' nur 0-4 kHz vom Kupferkabel wandelt und über 
Glasfaser weitersendet. DSL braucht aber bekanntlich die höheren 
Frequenzen. Eine 'Leitung' wird auf 4 kHz begrenzt weil man dadurch auf 
die Glasfaserbandbreite viel mehr Telefone schalten kann.

* Aber das ist ja jetzt (oder bald) Vergangenheit.

> Was muss technisch verändert werden, (evtl. sende- und
> empfangsseitig) um die geforderte Datenübertragungsgeschwindigkeit zu
> erreichen bzw. einen DSL- Anschluss zu ermöglichen?

Die Bandbreite der Glasfaserleitung muss drastisch erhöht werden, um DSL 
darüber schalten zu können. Das wird IMHO so erreicht dass man nicht nur 
eine 'Sorte' von Licht durchschickt, sondern einen Lichtleiter in viele 
Kanäle aufteilt, indem man Licht mit verschiedener Wellenlänge 
durchschickt.

Gruß,
Feadi

von Wolfgang (Gast)


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Wenn ich die beiden letzten  Aussagen vergleiche, dann widersprechen 
sich beide teilweise.
Wenn die Bandbreite von Glasfasern so gering ist, dann stellt sich mir 
die Frage, welchen Vorteil hat die Glasfaser gegenüber Kupfer.
Bei der Verwendung von Kupfer brauchte man auch nicht die Umwandlung 
Strom-Licht-Strom.
Oder gibt es noch weitere Gründe, warum man DSL nicht über Glasfaser 
betreiben kann?
MfG
Wolfgang

von Timo (Gast)


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>Wenn die Bandbreite von Glasfasern so gering ist,

Wo steht denn das? Im Post von Feadi steht nur, dass die Bandbreite für 
eine einzelne Telefonverbindung auf 4kHz begrenzt wird. Aber es können 
etliche Telefonverbindungen über ein Glasfaser übertragen werden, die 
Bandbreite liegt "deutlich" über den 4 kHz.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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http://de.wikipedia.org/wiki/Glasfaserkabel
Da steht was von vielen 100 km Reichweite und Terabits, das sind 
natürlich die Spitzenwerte mit entsprechendem Aufwand z.B. für 
Unterseekabel. Ich denke auch, es liegt weniger an der Kapazität der 
Faser als der Elektronik davor und dahinter. Die muß eben komplett 
ausgewechselt werden, bei Investitionen die erst in den Neunzigern 
gemacht wurden - es geht ja vor allem um Leitungen in den neuen 
Bundesländern.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Timo wrote:

> Wo steht denn das? Im Post von Feadi steht nur, dass die Bandbreite für
> eine einzelne Telefonverbindung auf 4kHz begrenzt wird.

Das passiert aber bei den über Glas angebundenen Grundstücken in der
Regel nicht.  Hab' selbst lange in so'ner Firma gearbeitet.  Da laufen
die Glasfasern bis in den Hausanschluss hinein.  DSL gab's dafür nicht,
eine E1 haben wir dagegen sofort bekommen.

Was Feadi meint, sind die DSL-Konzentratoren, die mehrere DSL-Teilnehmer
netzseitig vereinigen und deren Daten in ein ATM-Netz speisen, das dann
über Glas weitergeht.  Es spricht aber technisch nichts dagegen, statt
dieses Konzentrators (der in relativ kurzer Entfernung zum Teilnehmer
steht, da man die Cu-Kabel für DSL nicht endlos lang machen kann) die
Bündelung eines über Glas angebundenen Teilnehmers dann in der
Vermittlung vorzunehmen.  Das Einzige, wofür man technisch dabei
Aufwand braucht, ist wenn man auf der gleichen Faser neben dem
Digitalsignal noch das Telefonsignal mitführen will (das man dann
in der Vermittlung wieder trennen muss).  Sollte aber zumindest bei
digitaler Telefonie (ISDN) auch nicht sehr tragisch sein,
schlimmstenfalls muss man die Faser als ATM-P2P betreiben.

von Wolfgang (Gast)


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>Da laufen die Glasfasern bis in den Hausanschluss hinein.
Heißt das, dass für jeden Teilnehmer immer eine Glasfaser bis zur 
Vermittlung liegt?
Das würde ja auch bedeuten, dass man nur in der Vermittlung einen 
entsprechenden Umsetzer austauschen müsste, um den vorhandenen 
Glasfaseranschluss für DSL nutzen zu können.
Wolfgang

von katzeklo (Gast)


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>Heißt das, dass für jeden Teilnehmer immer eine Glasfaser bis zur
>Vermittlung liegt?

Natürlich nicht, Zeitmultiplex kann man schon machen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Das Problem bei OPAL liegt daran, daß in der Nähe der Haushalte bzw. 
sogar in den Haushalten entsprechende Glasfaser-Telephonie-Umsetzer 
verbaut sind. Diese sind für verhältnismäßig wenig Anschlüsse ausgelegt 
und werden mit den aus den Wohnungen kommenden Kupferleitungen 
verbunden.

Um nun DSL bzw. ein DSL-äquivalentes Produkt anbieten zu können, müssten 
diese Umsetzer ausgetauscht werden, was mit erheblichem 
Investitionsaufwand einherginge. Anders als beim klassischen DSL, wo die 
DSLAMs (das sind die DSL-Konverter, die das DSL-Signal in die 
Kunden-Kupferleitung einkoppeln) in der Vermittlungsstelle stehen, 
müssten hier an zig Orten und potentiell in zig Kellern von Wohnhäusern 
entsprechende Technik installiert werden.

Das Problem ist hierbei nicht so sehr die Technik, als die für den 
Betrieb der Technik erforderliche Infrastruktur, schließlich benötigt so 
ein Umsetzer Platz & Stromversorgung und muss eigens angeschlossen 
werden. Der DSLAM hingegen versorgt gleich einen ganzen Haufen Nutzer 
und muss nur als Einschub in einen entsprechenden Steckplatz der 
Vermittlungstechnik gesteckt werden.
Die Technik selbst ist natürlich auch ein gewisses Problem - die 
Stückzahlen für klassische DSLAMs sind natürlich viel höher als für 
entsprechende Glasfaserumsetzer, was sich auch auf die Preisgestaltung 
auswirkt.

Erst wenn die Telekom (oder wie auch immer der Verein heute gerade mal 
wieder heißen will) das sogenannte VDSL ausbaut, ist obige Begründung 
hinfällig. Hierbei werden die erforderlichen DSL-Komponenten in 
oberirdischen Schaltschränken auf die Straße gestellt - in einigen 
Städten wie Berlin ist der Ausbau bereits weit fortgeschritten und die 
Straßen sind mit riesigen grauen Kisten zugestellt, die bei höheren 
Außentemperaturen auch durch eine beeindruckende Lärmkulisse auffallen.


von Μαtthias W. (matthias) Benutzerseite


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Hi

auch für "normales" DSL stellt die Telekom "draussen" einen sog. Outdoor 
DSLAM

http://images.google.de/images?hl=de&resnum=0&q=outdoor+dslam&ie=UTF-8&oe=UTF-8&um=1&sa=N&tab=wi

Damit werden Gemeinden mit DSL versorgt die zu weit von der eigentlichen 
Vermittlungsstelle entfernt liegen. Typischerweise wird ein solcher 
Outdoor DSLAM dann gestellt (und Glas von der Vermittlungsstelle bis zum 
DSLAM verlegt was den Hauptteil der Kosten verursacht) wenn ein lokaler 
Anbieter kurz vor Vertragsabschluß für eine (meist) Funklösung steht.

Ergebnis:
Es kann sich durchaus lohnen mal ordentlich Gerüchte zu streuen was 
Funkinternet angeht wenn man kein DSL bekommt :-)

Matthias

von Wolfgang (Gast)


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Dank an alle, die sich soviel Mühe gegeben haben.
So, wie ich es jetzt herauslese, ist demnach entscheidend der Austausch 
der Umsetzer in unserem Wohnblock. (ca. 100 Haushalte)
Wolfgang

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