Hallo zusammen, bin in ein paar Monaten Dipl.-Ing. (FH) Elektrotechnik und überlege danach noch 3 / 4 Semester an der Uni den Master of Education zu machen und dann an die Berufsschule zu wechseln. Ist sowas Eurer Meinung nach sinnvoll oder zur Zeit völliger Quatsch. Ein paar Fragen und Anregungen zur Diskussionsgrundlage: - Wie sieht es momentan mit der Verbeamtung aus? - Gehaltsmäiger Unterschied Industrie vs. Höherer Dienst. - Arbeitsplazsicherheit Industrie vs. Höherer Dienst. - Arbeitsstuden bzw. Stressfaktor umgerechnet auf Lohn Industrie vs. Höherer Dienst. - usw. usf. Gruß, Maik
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habs mir auch damals überlegt, bis ich dann mit einem Berufsschullehrer gesprochen habe: - verdienst als BERUFSSCHULlehrer ist kein Vergleich zur Insdustrie, gleiches Niveau gibts höchstens an Unis oder vlt. noch an Gymnasien. - Stress: Glaub mir, die ersten Jahre als "Frischling" werden stressig. Du musst Dich ersteinmal auf den Unterricht vorbereiten und den Stoff vorbereiten, es wird ein paar Jahre dauern bis Du für Deine Klassen den optimalen Lehrplan hast, und noch viel länger bis Du dann auf alle Fragen der Schüler zum beigebrachten Stoff eine Antwort hast. Wenn Du mal 10, 15 Jahre dabei bist sieht es anderst aus: Schublade auf, Klassenarbeit von vor 4 Jahren raus und los gehts! - Verbeamtung? - z.z. ist der Staat um jeden froh, den sie los bekommen! bis zur verbeamtung kann es seeehhhrrr lange dauern! -Arbeitsplatzsicherheit? kommt wohl auf das Bundesland an, hier in Süddeutschland sieht es nicht schlecht aus. Aber als Berufsanfänger kannst Du Dir die Schule an der Du unterrichtest nicht aussuchen. Womöglich muss Du zwei- dreihundert Kilometer von zuhause weg ziehen! - Muss aber nicht immer sein! = regional bedingt. Ich bin für mich damals (vor gut 2 Jahren) zum Entschluß gekommen dass ausser den Sommerferien ein Lehrerjob nur Nachteile gegenüber einem in der Industrie hat - Nach der einarbeitung hat man einen halbwegs sicheren job, man bekommt gutes geld und die arbeit macht einem Spaß!
Mal abgesehen von den Schülern die an Berufsschulen rumlungern - ein Großteil hat null Sozialverhalten und du bist für sie auch keine Respektsperson sondern eine Lachnummer, wenn du nicht aufpasst.
In den technischen Bereichen ist es nicht so schlimm mit den asozialen Jugendlichen. Mein Bekannter hat das vor 10 Jahren angefangen, weil es sonst keine JOBs für Ingenieure gab. (Uninote 2,1 !)
>Mal abgesehen von den Schülern die an Berufsschulen rumlungern - ein >Großteil hat null Sozialverhalten und du bist für sie auch keine >Respektsperson sondern eine Lachnummer, wenn du nicht aufpasst. Full ACK! Wenn du in wenigen Jahren ein nervliches Frack sein willst, dann lehre an der Berufsschule.
Hallo Maik. >bin in ein paar Monaten Dipl.-Ing. (FH) Elektrotechnik und überlege >danach noch 3 / 4 Semester an der Uni den Master of Education zu machen >und dann an die Berufsschule zu wechseln. Ist sowas Eurer Meinung nach >sinnvoll oder zur Zeit völliger Quatsch. Das ist nur sinnvoll, wenn Du viel "Vitamin-B" hast. Es werden nur wenige Berufsschullehrer voll eingestellt (der große Rest ist Aushilfe). Und bist auf einige Vorzeigeexemplare bleibt wie üblich alles in der öffentlichen Familie. Sieh zu, das du irgendwie als Elektrikergehilfe unterkommst. Hätte ich von Anfang an machen sollen, statt Jahrelang erfolglos zu versuchen einen Job als Ingenieur oder Techniker zu bekommen. Wenn du viel Geld brauchst und körperlich so richtig fit bist, versuch bei einer Ölbohrgesellschaft als Hilfsarbeiter unterzukommen. Ein Studienkollege verdient sich mit dem Job in Sibirien eine goldene Nase. Ok, es fehlen schon zwei Finger und zwei Zehen, aber bei 40000 Euro im Jahr würde ich da auch nicht nach fragen. Und bei Firmen mit Betriebsrat erzähl nicht rum, das Du ein Diplom hast. Der Betriebsrat schmeisst dir sonst einen Knüppel zwischen die Beine. Ijt mir mehrmals passiert. vollversager
> Das ist nur sinnvoll, wenn Du viel "Vitamin-B" hast. Es werden nur > wenige Berufsschullehrer voll eingestellt (der große Rest ist Aushilfe). > Und bist auf einige Vorzeigeexemplare bleibt wie üblich alles in der > öffentlichen Familie. Das dachte ich mir schon. Die Aussage, Berufsschullehrer würden händeringend gesucht, ist also genau so ein Märchen, wie die Aussage Ingenieure/Absolventen für die Industrie würden gesucht. Wobei ich das Märchen mit den Berufsschullehrern eher glaube als das mit den Ingenieuren für die Industrie. Klar, Spezialisten braucht die Industrie immer. Aber Anfänger einarbeiten, das ist zu teuer. > Sieh zu, das du irgendwie als Elektrikergehilfe unterkommst. Hätte ich > von Anfang an machen sollen, statt Jahrelang erfolglos zu versuchen > einen Job als Ingenieur oder Techniker zu bekommen. Du sprichst mir aus der Seele. Ich hätte besser einen "anständigen" Beruf gelernt, als zu studieren. Nun habe ich meinen Dipl.-Ing. und stehe seit Abschluss schon ein paar Jahre auf der Straße, während viele meiner Bekannten schon seit ihrem 16ten Lebensjahr Geld verdienen. > Wenn du viel Geld brauchst und körperlich so richtig fit bist, versuch > bei einer Ölbohrgesellschaft als Hilfsarbeiter unterzukommen. Das ist doch dummes Zeug. Diese Jobs bekommt man nur mit viel Vitamin B und nur mit speziellen Kenntnissen. Erfahrungen als Seefahrer sind da gern gesehen. Und die ganz billigen Arbeitskräfte nehmen die nur aus Ländern in der Nähe der Bohrstation. Habe mich auch schon um solche Jobs bemüht. Die Ölfirmen blocken da ab und unseriöse Arbeitsvermittler wollen dir nur das Geld aus der Tasche ziehen. > Ein > Studienkollege verdient sich mit dem Job in Sibirien eine goldene Nase. Die Zeiten sind auch da vorbei, wo man das große Geld gemacht hat und sich nach 20 Arbeitsjahren zur Ruhe setzen konnte. > Ok, es fehlen schon zwei Finger und zwei Zehen, ;-) > aber bei 40000 Euro im > Jahr würde ich da auch nicht nach fragen. Das lohnt dann aber nur auf einer Bohrinsel auf hoher See (also "Niemandsland"), denn da bezahlt man keine Steuern. Aber immerhin besser als alle halbe Jahre bei einer anderen Firma als Praktikantensklave. Und wenn du mal älter als 33 bist, stellt dich auch keiner mehr als Praktikant ein, jedenfalls nicht in Deutschland.
Hallo, der zeitliche Abstand zum Originalposting ist zwar einige Jahre her, vielleicht interessiert es doch den einen oder anderen. Nachdem ich ein Studium Lehramt an Berufsschulen und Ref. abgeschlossen habe, würde ich dieses Risiko nicht mehr eingehen. Innerhalb des Aufbaustudiums, das mindestens 4 Semester kostet, sind Veranstaltungen enthalten, die viele meiner Bekannten als überflüssig bezeichnen würden. Dieses sagen auch erfahrene Lehrkräfte, die ich kennengelernt habe. In der zweiten Ausbildungsphase sieht es wohl häufig ähnlich aus. Man freut sich, dass Leute aus der Industrie Wissen mitbringen. Dieses Wissen ist jedoch, wenn man mit seiner Ausbildung fertig ist, häufig bereits veraltet. Ob dann ein Zurück in die Industrie jetzt noch gelingt, wage ich zu bezweifeln. Denn in den Jahren, in denen du draußen bist, hättest Du weiter Erfahrung sammeln können. Auch ist aufgrund des demographischen Wandels ein Rückgang der Geburtenraten und der Schülerzahlen zu beobachten. Die Stellen sind wohl vorhanden, werden aber häufig vermutlich aufgrund dieser Unsicherheit nicht neu besetzt. Als Variante bietet sich dann das Angestelltenverhältnis an, bei dem die Lehrkraft aus Kostengründen für die Zeit der Sommerferien arbeitslos gemeldet werden kann. Anschließend stellt man dann nach den Ferien wieder ein. Auch hier dürfte wie in der freien Wirtschaft das Gesetz von Angebot und Nachfrage gelten. Wenn nicht für jede Stelle 20 Bewerber vorhanden sind, dann wird über Ingenieurmangel geklagt (Vorsicht: Das ist sicherlich übertrieben, aber wenn man ein Überangebot hat, dann sind die Löhne niedriger)
Neben den ganzen Fragen zur Besoldung, Berufserfahrung etc. Grundfrage sollte sein, ob dir wirklich was daran liegt, den jungen Leuten die Themen beizubringen. Das kannst du rausfinden, indem du mal bei einer Berufsschule nach der Möglichkeit eines Praktikantenplatzes nachfragst. Du gehst dann in einige Stunden eines Lehrers mit, schaust zu und darfst dann vielleicht auch selber ne Stunde vorbereiten und unterrichten. Da kriegst du dann schon raus, ob das was ist. Bedenke: Bei nem Bürojob kann man mal ne kreative Pause einlegen, mal nen Kaffee holen oder sich nen Tipp vom Kollegen geben lassen (oder umgekehrt). Unterricht ist quasi jeden Tag ne Live-Show, die du voll durchziehen musst. Ausruhen zwischendrin ist da nicht. Muss kein Nachteil sein, aber über diese grundsätzlichen Dinge sollte man sich vorher Gedanken machen.
>Innerhalb des Aufbaustudiums, das mindestens 4 Semester kostet, sind >Veranstaltungen enthalten, die viele meiner Bekannten als überflüssig >bezeichnen würden. Das kann ich bestätigen. Ich hatte Informatik als Nebenfach und habe festgestellt, dass theoretische Informatik mit formalen Sprachen und Komplexitätstheorie super interessant, aber eben nicht im Schulalltag zu gebrauchen sind. Informatik ging zu 80% am Schulgeschehen vorbei. >Man freut sich, dass Leute aus der Industrie Wissen mitbringen. Das ist aus meiner Sicht absolut nebensächlich. Die zwei Schulleiter, mit denen ich zu tun hatte, interessierte meine 17 Jahre Berufserfahrung nicht im geringsten. Hauptsache man hatte einen geordneten Abschluss. Aber gerade die Berufserfahrung ist für Berufsschüler sehr wertvoll. >Die Stellen sind wohl vorhanden, werden aber häufig vermutlich aufgrund >dieser Unsicherheit nicht neu besetzt. Die Tendenz steht ausser Zweifel. Wie sich das auf die Lehreranzahl in Zukunft übertragen lässt, ist fraglich. In Hannover im Referendariat Informatik/Elektrotechnik sind mittlerweile nicht alle Jahrgänge besetzt heißt, es kommen nicht jedes halbe Jahr neue Leute aus dem Ref. Die ein oder andere Berufschule hat damit ein massives Problem. Darüber hinaus hat der Berufsstand immer noch ein großes Image-Problem. "Wer will denn schon mit verzogenen Bälgern zu tun haben?" hört man immer wieder. Es wird aber von Seiten der Schulministerien nicht an dem Image gedreht. Entsprechend wenige Studenten gibt es gerade im technischen Berufsschulbereich. Ein Teufelskreis? Rosa
ich war selber nie auf einer Berufsschule, hab nur studiert... Ist es an einer Brufsschule wirklich so schlimm, dass man dort als Lehrkraft wenigstens über den Schwarzen Gürtel in Karate und rudimentäre Kickboxfähigkeiten verfügen muss?
Zweifler schrieb: > Ist es an einer Brufsschule wirklich so schlimm, dass man dort als > > Lehrkraft wenigstens über den Schwarzen Gürtel in Karate und > > rudimentäre Kickboxfähigkeiten verfügen muss? Ich bin momentan auf einer Berufsschule. (als Schüler) Meiner Meinung nach dürften die technischen Klassen ehr weniger ein Problem sein. In den Klassen der handwerklichen Berufe sieht es dann schon etwas anders aus, oder bei der Betreuung von Jugendlichen ohne Ausbildung. Dort zu unterrichten wird warscheinlich schon Karate-Fähigkeiten voraussetzten. Es kommt immer darauf an was man machen möchte. Informatik oder Elektrotechnik wird aber, so denke ich jedenfalls, nicht so schlimm sein.
J. Ad. schrieb: > Unterricht ist quasi jeden Tag ne Live-Show, die du voll durchziehen > musst. Ausruhen zwischendrin ist da nicht. Muss kein Nachteil sein, aber > über diese grundsätzlichen Dinge sollte man sich vorher Gedanken machen. Lehrer besitzen naturgemäss enorme Freiheiten bei der Gestaltung ihres Unterrichtes. Sie alleine bestimmen, wie viel Arbeit und Engagement sie hierfür investieren. Schon während meiner Grundschulzeit gab es beispielsweise in einer Parallelklasse einen faulen, prügelnden Pädagogen. Der las morgens über ein bis zwei Unterrichtsstunden hinweg die örtliche Tageszeitung und beschäftigte seine Schüler währenddessen mit sinnlosem Kram. Auch ein Fachlehrer an der Berufsschule hat heutzutage so seine Tricks, um sich Luft zu verschaffen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Statt Inhalte im Unterrichtsgespräch zu vermitteln, lässt man die Schüler einfach mal eine halbe Stunde lang ein Kapitel im Lehrbuch selbständig durcharbeiten... Viele Lehrer sind aber definitiv für ihren Beruf ungeeignet aufgrund ihrer Persönlichkeit und besonders ihres ausgeprägten pädagogisch-didaktischen Unvermögens. Auf ARTE läuft in diesen Tagen ein anspruchsvoller Spielfilm, der erschreckend realistisch zeigt, wie eine überforderte, depressive Lehrerin durchdreht und Amok läuft. Bester französischer Sozialrealismus in der ARTE-Mediathek (HD 720p): http://www.arte.tv/guide/de/039504-000/heute-trage-ich-rock?autoplay=1