Forum: HF, Funk und Felder Keramisches 455kHz Filter


von 6639 (Gast)


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Ich hab mir ein keramisches 455kHz Filter zugelegt, um es in einem 
Lock-in zu verwenden. Dabei wollte ich dessen Charakteristik mal schnell 
mit dem Spektrumanalyzer anschauen. Der fand nichts. Was ich erwartete : 
Die Frequenzgenauigkeit ist mit 2kHz spezifiziert, der Seriewiderstand 
mit 20 Ohm, ich haett einen Bandpass mit einigen (<10) kHz Bandbreite 
erwartet. Das angehaengte Bildchen ist in der Frequenz etwas daneben, 
und macht auch keine Aussage zu Quellen- und Lastimpedanz, die braucht 
man aber, um von Attenuation in dB sprechen zu koennen.
Weshalb konnte ich nichts messen mit Quelle und Last=50 Ohm ?

von 6639 (Gast)


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Was ich gemessen hab : -10dB konstant, sorry fuer das Vergessen.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, "6639",

anbei ein Auszug aus einem ordentlichen Datenblatt.

Die Kurve, die amn Dir da prsäentiert hat, die würde ich am ehesten als 
Diskriminatorkurve interpretieren.

Ciao
Wolfgang Horn

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

hab nur mal schnell nach der Typenbezeichnung gegoogelt, da finde ich 
dann 455kHz Ceramic Resonator...

Das Ding ist für einen Oszillator, kein Filter.

Gruß aus Berlin
Michael.

von 6639 (Gast)


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Danke, ob Oszillator oder Filter sollte wenig Unterschied machen. Ich 
hab auch mal einen Quarz als Serieelement mit dem Spektrumanalyzer 
durchgemessen.  Die Serieresonanz kommt als ein scharfer Bandbass daher, 
ein paar Hertz breit. Und dasselbe sollte ich doch auch bei einem 
keramischen Resonator sehen. Nein ?

von peter-neu-ulm (Gast)


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Ein keramischer Resonator hat eine recht mäßige Schwinggüte, die mit 
einem Quarz überhaupt nicht zu vergleichen ist und oft schlechter ist 
als die einer Ferritkernspule

Ich selbst habe zweipolige Schwinger (455 kHz) mit einem Q zwischen 80 
und 120 gemessen.

Ein Schwinger mit Q = 100 hat bei 455 kHz 4,55 kHz Bandbreite.

Dazu kommt noch, dass die Kapazität zwischen den Platten des 
ker-Schwingers recht hoch ist und einen Nebenschluss bildet.

Die Absenkung des obigen Phantasiegebildes von Durchlasskurve rechts von 
dem Maximum ist die  Parallelresonanz zwischen Schwinger und seiner 
Parallelkapazität. Neben der Resonanz entstehen nur 20..30 dB 
Weitabselektion.

Klar dass bei Quarzen deutlichere Resonanz entsteht, die fangen bei 
einer Güte von 50 000 erst an.

von rene (Gast)


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Danke fuer die spezifischen Ausfuehrungen. Eine Guete von 100 ist gut. 
Damit kann ich leben. Weshalb kann ich das nicht mit dem Spec messen ? 
Die Serieresonanzimpedanz von 20 Ohm passt doch gut in ein 50 Ohm 
System.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, rene,

Du: "Weshalb kann ich das nicht mit dem Spec messen ? (1)
Die Serieresonanzimpedanz von 20 Ohm passt doch gut in ein 50 Ohm
System. (2)"

(1): Zur Diagnose gib bitte Deine Meßschaltung und die Einstellung 
Deines NWA, insbesondere dessen ZF-Bandbreite.
(2): Nein, überhaupt nicht. Denn würdest Du die Serienresonanzimpedanz 
mit 50 Ohm beidseitig abschließen, dann klingt Dein Resonator wie 
Kirchenglocke im Schlammbad.  Schaul mal in Berd Neubig's Quarzkochbuch 
nach Filterschaltungen - und tausche den Quarz dort gegen einen 
Keramikresonator aus.


Ciao
Wolfgang Horn

von 6640 (Gast)


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Die Messschaltung : Naja, als Seriebauteil zwischen Trackinggenerator 
und Messeingang. Innenleiter - Innenleiter. Filterbandbreite minimal 
1kHz. Bei einem 3.68MHz Quarz konnte ich so einen Peak von ein paar 
Hundert Hertz Breite sehen, 5kHz daneben eine flache Erhebung. Mit ist 
klar, dass ich da eher das internen filter messe. Bedenkend, dass die 
Guete um einen Faktor 1000 verschieden ist, kann schon sein, dass da bei 
einem Keramikresonator wohl nichts ist. Eine Serienresonanz von 20 ohm 
gaebe ein paar dB im Resonanzfall, und die 20 Ohm wuerden groesser 
weiter weg. Da haett ich jetzt 200 Ohm oder so erwartet. Ein paar dB 
weniger Signal. Ich werds mal mit einem hochohmigen Eingang probieren.

von 6640 (Gast)


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Ich hab's gefunden. Bei 435kHz, 3kHz breit, mit einem breiten Fuss. Der 
sagt mir, dass der als Filter wohl nicht so geeignet ist, da war auch 
nichts mit 60dB weniger, nur 20-30dB ... Ich kann leider kein Bild 
posten, da der Spec schon etwas aelter ist. Wo gibt's denn die 
Keramikfilter, die Wolfgang beschrieben hat ?

von Nils (Gast)


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Sieh mal hier:
http://www.helpert.de/Ubersicht/Keramikfilter/keramikfilter.html
Diese Filter werden übrigens in der Größenordnung 1-2 kOhm 
abgeschlossen.

Wenn Du Weitabselektionen über 50-60 dB brauchst, musst Du nach besseren 
Filtern Ausschau halten (oder kaskadieren):
CFJ455K5 (2,4 kHz bei 6 dB) oder die Filter der CFS-Serie (Bandbreiten 
von 1-8 kHz), beides Murata.
Diese Filter sind aber kaum erhältlich (-> Funkbörsen, Ersatzteile für 
Scanner/Weltempfänger)
Neu kosten die Dinger um die 50-100 €.

Sehr schmalbandige Quarzfilter für 455 kHz gibt es von INRAD: Damit bist 
Du aber in der 100 bis 200 € - Gegend.

Gruß
Nils

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, rene,

Du zur Messschaltung: "Die Messschaltung : Naja, als Seriebauteil 
zwischen Trackinggenerator und Messeingang. Innenleiter - Innenleiter. 
Filterbandbreite minimal 1kHz."

Das geht auch nicht.

Die leichteste Alternative: Ein "Ladder-Filter". Ein 
Collins-Tiefpaßfilter (C-L-C), aber statt L Dein Resonator.
Die elegantere Lösung: Ein Quarzbrückenfilter, aber mit Resonator statt 
Quarz.

Bernd Neubig hat sein Quarzkoch als pdf zum Download bereitgestellt.


Ciao
Wolfgang Horn

von Peter X. (vielfrass)


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6640 wrote:
> Ich kann leider kein Bild
> posten, da der Spec schon etwas aelter ist.

Ein Handyfoto währe schon ganz nett!

von 6641 (Gast)


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Hat gedauert, ich hab's aber geschafft. Oben sieht man das Filter wie's 
vom Trackinggenerator angesteuert wird und auf den 
Spectrumanalyzereingang weitergeht.

von Dominik F. (forlix) Benutzerseite


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Keramische Filter kann man auch wunderbar als Resonator verwenden, hatte 
ich vor paar Tagen mal mit einem SFU 465 und OP-Amp gemacht. Mitte wie 
im Datenblatt (*) auf GND, Ausgang niederohmig belasten. Das 
Ausgangssignal hat bei Resonanz 180° Phasendrehung, die Frequenz bei der 
das so ist verschiebt sich allerdings je nach Belastung (bei 3k Last 
waren es schon 20° Abweichung von den 180° bei 465kHz) bei 50 oder 100 
Ohm Last klappt es aber gut und schwingt dann bei 465 +-1khz

*) http://www.murata.com/catalog/p50e.pdf  S. 51

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