Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Temperatur-Regelung bei Ersa Analog 80?


von Fisch (Gast)


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Hallo,

ich habe gerade versucht, die Temperatur an der Lötspitze meiner
Lötstation Ersa Analog 80 zu messen. Dazu habe ich dieses runde
Metallkügelchen des Temperaturfühlers meines Multimeters (Peaktech
2010) mit Alufolie an das vordere Ende einer unbenutzten
Bleistift-Lötspitze geklemmt. Anschließend habe ich die
Temperatur-Marken der Analog 80 ausprobiert und jeweils
Sollwert, Spitzenwert und den Endwert, um den die Temperatur
dann am Ende um einige Grad C schwankte, notiert. Die Genauigkeit
beträgt laut Bedienungsanleitung bis unter 400 Grad C +- 1% v.M. + 4 St.
und über 400 Grad C +- 1,5% v.M. + 15 St.

Hier ist die Tabelle:
1
Soll, Spitze, Ende
2
150    180    140
3
200    225    195
4
250    263    240
5
300    293    275
6
350    328    315
7
400    367    355
8
450    415    405

Wie man sieht liefert die Messung bei 150, 200 und 250 Grad
Solltemperatur noch akzeptable Ergebnisse, ab 350 Grad wird
es meiner Meinung nach jedoch ziemlich ungenau.

1. Ich komme bis unter 400 Grad C auf eine Toleranz von 14 Grad
(1000 * 1% + 4) und über 400 Grad auf eine Toleranz von 30 Grad
(1000 * 1,5% + 15). Habe ich das richtig verstanden?

2. Sind meine Messungen überhaupt zu gebrauchen, oder ist
für so etwas ein spezielles Lötspitzentemperatur-Messgerät
erforderlich?

3. Ist dieses rote Kabel am Teperaturfühler wirklich bis
1000 Grad C hitzebeständig? Ich nehme es an, da der
Messbereich des Peaktech bis 1000 Grad geht, aber ob
ich nun den Mantel des Kabels direkt an den Lötkolben
pressen darf, oder nur diese Perle an der Spitze des
Temperaturfühlers, ist mir nicht klar.

4. Ist es normal, dass die Spitzentemperatur bei den ersten
drei Messungen so weit über das Ziel hinaus schießt? Ich
dachte immer, Ersa hat so eine präzise und intelligente
Regelung!?!

5. Lassen sich die starken Abweichungen der Endtemperatur von
der Solltemperatur bei den nachfolgenden Messungen irgendwie
erklären, obwohl es bei den ersten drei ja recht genau hinkommt?
Der Lötkolben wurde während der Messungen nicht bewegt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mit einfach nur drauf legen wirst du kaum einen vernünftigen
Wärmekontakt erzeugen können.  Der entsprechende Messfehler (da
der Fühler ja selbst wieder Wärme ableitet) wird bei hohen
Temperaturen naturgemäß größer.

Ich würde es mal mit ein wenig Wärmeleitpaste o. ä. probieren.

von Peter .. (solderingexpert)


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Fisch wrote:
> 2. Sind meine Messungen überhaupt zu gebrauchen, oder ist
> für so etwas ein spezielles Lötspitzentemperatur-Messgerät
> erforderlich?
Die Sensorbefestigung ist ungenügend. Die Alufolie verfälscht 
zusätzlich.
Eine hobbytaugliche Befestigung ist z.B. mit Hartlot oder rein 
mechanisch möglich. Beispiel: Soldering Iron Wattage vs. Temperature 
http://www.youtube.com/watch?v=Vh9pWu6K6tc

> 3. Ist dieses rote Kabel am Teperaturfühler wirklich bis
> 1000 Grad C hitzebeständig?
Das hängt vom Material ab.
Aramidfaser bis 500°C, Basaltfaser bis über 1000°C, Glasfaser bis 1200°C 
(ab ca. 600°C (?) Aufweichung), Silicafaser bis über 1000°C, 
Bornitridfaser bis 3000°C.

> 4. Ist es normal, dass die Spitzentemperatur bei den ersten
> drei Messungen so weit über das Ziel hinaus schießt? Ich
> dachte immer, Ersa hat so eine präzise und intelligente
> Regelung!?!
Die Elektronik der RDS-80 stammt lt. der Fotos und Platinenaufdruck von 
ELV und wird in China gefertigt:
Beitrag "RDS-80 verhält sich seltsam"
Und:Du hast durch den Versuchsaufbau und dein Messgerät systematische 
Messfehler.

> 5. Lassen sich die starken Abweichungen der Endtemperatur von
> der Solltemperatur bei den nachfolgenden Messungen irgendwie
> erklären, obwohl es bei den ersten drei ja recht genau hinkommt?
Siehe Anhang, ein systematischer Fehler der die Ursache in der 
Temperaturfühlerbefestigung haben könnte.

Die Genauigkeit der gewählten Temperatur ist für bleifreies löten eher 
weniger wichtig als schnelle Regelgeschwindigkeit (=sehr kurze 
Aufheizzeit), Überschwingverhalten etc.

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