Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Defekte Komponente (Kondensator) finden


von Eddy P. (edubuntu)


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Anfängerfrage:

Ich habe hier ein Telefunken Music Center 3022 aus den 70er Jahren vor 
mir. Symptom: Starke Verzerrung bei Phono, Kassette komplett tot, Radio 
normal.
Ich vermute dass ein (oder mehrere) defekte(r) Elko(s) die Ursache sein 
könnte(n).

Glücklicherweise habe ich einen detaillierten Schaltplan und einen 
Multimeter. Wie finde ich am schnellsten das defekte Teil? Optisch sieht 
alles schön aus. Keine Blähungen oder ausgelaufene Flüssigkeit.

Mein Multimeter verfügt über einen simplen Diodentest-Modus (Pieps bei 
Kurzschluss) und eine Widerstandmessung in verschiedenen Bereichen. Was 
würdet Ihr mir empfehlen? Ist es überhaupt möglich ohne die Kondesatoren 
alle ausbauen zu müssen? Ist es OK einfach an den Beinen zu messen in 
eingebautem Zustand? Wie würdet Ihr vorgehen?

Vielleicht ist es ja auch ganz was anderes. Ich bin über jede Anregung 
dankbar.

von Carypt C. (carypt)


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"ich" kann dir nicht helfen. Aber damit andere dir helfen könnten 
solltest du auch die andere Seite der Platine fotografieren, so gut wie 
möglich alles auf dem Bild haben, beide Seiten, Ein- und Ausgänge 
sichtbar, sodaß man sich orientieren kann. Am Besten die Platine ohne 
Verdrehen, Ober- und Unterseite, daß man die Lötpunkte gedanklich mit 
den Bauteilen verbinden kann, auch ein "durchlichtbild" kann nicht 
schaden. Auch den Schaltplan schön ablichten. Tja und dann warten. An 
den Schaltern und Potis liegt es nicht ?

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Eddy P. schrieb:
> Glücklicherweise habe ich einen detaillierten Schaltplan und einen
> Multimeter.

Hallo,

die eine Variante wäre, ein Signal an den Ausgängen der Quellen 
einzuspeisen und dieses über Sahalter, Klangsteller und andere 
Schaltungteile zu verfolgen, bis es nicht mehr auftaucht oder verzerrt 
wird.

Es gibt andererseits Messgeräte, die passive Bauteile innerhalb der 
Schaltung prüfen können bei Spannungen, die unterhalb der 
Ansprechschwelle von Halbleitern bleiben. Somit ist ein Ausbau nicht 
zwingend. Neben den Schaltern können Leiterbahnen gebrochen sein je nach 
Kraftaufwand zur Betätigung.

Oxydierte Kontakte sind die erste Anlaufstelle, "Muting-Transistoren" 
vermute ich bei dem Gerät eher nicht. Rechts oben der Tastensatz 
schaltet die Betriebsarten um.

Toll, was man für Preise für ein stark ramponiertes Exemplar ausgeben 
kann, vorn verschrammt, Ecke am Deckel ausgebrochen universell staubig, 
zentel vom Neupreis nach 45 Jahren:

https://www.ebay.de/itm/186301077018?var=0&mkevt=1&mkcid=1&mkrid=707-53477-19255-0&campid=5338932991&toolid=10044&customid=005ec73abfc01b848451a11c4cf667c5

Da wäre eher 10€ oder eine bessere Tafel Schokolade symbolischer Preis 
für den Aufwand des Inserierens angesagt. Da könnte ich meine 
Schrottbrocken, die noch Kapazitätsdioden enthalten, auch noch vergolden 
lassen.

Im Video wird durch eine TOP-Fachwerkstatt ein Verstärker mit 
Hochwasserschaden repariert:
https://www.youtube.com/watch?v=8bqyAOBXdg4


mfg

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Christian S. schrieb:
> Oxydierte Kontakte sind die erste Anlaufstelle
+1
War auch mein erster Gedanke.
und dann:

> die eine Variante wäre, ein Signal an den Ausgängen der Quellen
> einzuspeisen und dieses über Sahalter, Klangsteller und andere
> Schaltungteile zu verfolgen, bis es nicht mehr auftaucht oder verzerrt
> wird.
+1

> Toll, was man für Preise für ein stark ramponiertes Exemplar ausgeben
> kann, vorn verschrammt, Ecke am Deckel ausgebrochen universell staubig,
> zentel vom Neupreis nach 45 Jahren:
Daß man so etwas noch verkaufen darf, ist schon erstaunlich ;-)

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Glücklicherweise habe ich einen detaillierten Schaltplan und einen
> Multimeter.

Besorg dir ein Oszi und gehe den Schaltplan nach. Die Teile sind
heute so billig, selbst irgendeine gebrauchte Gurke fuer 20Euro
wuerde es da tun, da es einfach dumm ist es anders zu machen.

Vanye

von Eddy P. (edubuntu)


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Danke Euch allen für die Beiträge. Ich möchte in erster Linie lernen. 
Zugang zu einem Oszilloskop hätte ich. Ist die Idee für den schlechten 
Phono-Klang, dass ich ein sauberes Signal einspeise und auf der Platine 
dem Signalpfad entlang Punkte messe bis ich sehe dass Rauschen 
dazukommt?

Das Tape-Problem müsste ich dann aber wohl anders angehen, denn dort 
leuchten zwar die VU-Meter für die Aufnahme aber der Motor reagiert gar 
nicht. Müsste ich da die Spannungen messen bis ich einen starken 
Spannungsabfall feststelle, oder was mache ich in diesem Fall?

von Wolf17 (wolf17)


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Messpunkte für alle DC Versorgungsspannungen suchen und DC Werte 
überprüfen. Immer gleich auch den AC Anteil messen, dadurch verraten 
sich taube Elkos. Dafür reicht erst mal ein preiswertes DVM.
Nach ein paar dutzend Messungen bekommt man ein Gefühl, wie viel AC noch 
normal ist.

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Eddy P. schrieb:
> bis ich sehe dass Rauschen
> dazukommt?

Im ersten Beitrag war es noch Verzerrung.

von Christian M. (likeme)


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Eddy P. schrieb:
> Ich habe hier ein Telefunken Music Center 3022 aus den 70er Jahren vor
> mir. Symptom: Starke Verzerrung bei Phono, Kassette komplett tot, Radio
> normal.

Die Platine (Bild) ist 90-00iger Jahre Style! Bist du ein Troll?

: Bearbeitet durch User
von Eddy P. (edubuntu)


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Andreas B. schrieb:
> Im ersten Beitrag war es noch Verzerrung.

Es ist immernoch Verzerrung, wusste nicht dass dies eine Rolle spielt.

von Eddy P. (edubuntu)


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Christian M. schrieb:
> Eddy P. schrieb:
>> Ich habe hier ein Telefunken Music Center 3022 aus den 70er Jahren vor
>> mir. Symptom: Starke Verzerrung bei Phono, Kassette komplett tot, Radio
>> normal.
>
> Die Platine (Bild) ist 90-00iger Jahre Style! Bist du ein Troll?

Ich verstehe Deine Bemerkung nicht. Das Gerät wurde Ende 70er gekauft, 
aber was tut dies zur Sache?

von Eddy P. (edubuntu)


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Wolf17 schrieb:
> Immer gleich auch den AC Anteil messen, dadurch verraten sich taube
> Elkos.

Danke für den Hinweis.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Beim Phonoverstärker handelt es sich um einen Verstärker mit hohem 
Verstärkungsfaktor, so etwa 100 fach. Wenn da ein Arbeitspunkt nicht 
mehr stimmt, weil ein Widerstand seinen Wert geändet hat, ein 
Kondensator nicht mehr richtig isoliert, z.B. ein Elko, dann stimmt auch 
die GEgenkopplung nicht mehr und es wird eine Verzerrung geben. Hat man 
schon einen Schaltplan, kann man Spannungswerte prüfen. Ansonsten das 
Signal verfolgen und einzelne Bauteile einseitig ablöten und prüfen.

Der KAssettenmotor kann im dümmsten Fall defekt sein, im besten Fall 
fest von verharztem Fett oder keinen Strom bekommen von den mürben 
Schaltern. Man könnte andererseits seine Stromaufnahme messen, sofern er 
überhaupt Strom zieht mit dem Amperemeter. Es können auch innen die 
Bürsten oxydiert sein wie die Kontakte in den Schaltern.

Ein Oszilloskop jedweder Einsteigerklasse ist Gold wert dafür. 
Heutzutage sind die analogen fast "Abfall". Vor 24 JAhren hatten sie 
noch ordentlich gekostet und waren mangels bestens ausgebautem Internet 
schwer zu finden gewesen. Ein einfacher Signalgenerator ebenso.

mfg

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von Joachim B. (jar)


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Andreas B. schrieb:
> Christian S. schrieb:
>> Oxydierte Kontakte sind die erste Anlaufstelle
> +1

+2

Eddy P. schrieb:
> Ich vermute dass ein (oder mehrere) defekte(r) Elko(s) die Ursache sein
> könnte(n).

keine Vermutungen, messen und vor ALLEM keine wilden Elkotauschaktionen.

von Eddy P. (edubuntu)


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Joachim B. schrieb:
> keine wilden Elkotauschaktionen

Ja, das möchte ich auch nicht, da mein Vorrat an Ersatzteilen auch nicht 
endlos ist. Ich will lernen die richtigen Schritte durchzuführen um die 
Ursache festzustellen. Denke mit Hilfe der Beiträge habe ich schon eine 
gute Idee wie ich das Problem angehen kann. Mir hilft es schonmal sehr 
zu wissen, dass es keinen "einfachen" Weg zu geben scheint. Ich werde 
die Empfehlungen berücksichtigen. Danke an alle die etwas sinnvolles 
beigetragen haben.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Joachim B. schrieb:
> keine Vermutungen, messen

Früher hatte man einen Signalverfolger, ein kleines Verstärkerchen, mit 
dem man den Signalpfad akustisch abklappern konnte.

> und vor ALLEM keine wilden Elkotauschaktionen.

Ja!

von Eddy P. (edubuntu)


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Ich habe den Signalpfad versucht vom Ursprung her zu verfolgen (sowohl 
rechts als auch links) und habe festgestellt, dass das Signal schon sehr 
früh nach den beiden Amplifikatoren verzerrt wird, dies für beide Kanäle 
mehr oder weniger gleich. Die beiden TA7122AP weisen auch ähnliche 
Spannungen auf wobei sie sich bis auf die 2V an Pin 1 stark von dem 
Schaltplan unterscheiden. Ich habe auch an anderen Stellen gemessen wo 
ich Angaben gefunden habe und festgestellt, dass die Spannungen nicht 
korrekt sind. Worauf kann das hindeuten? Wie finde ich nun heraus warum 
die Verstärker nicht mit genügend Spannung versorgt werden. Muss ich nun 
den Weg von der "Versorgung" her gehen, also in umgekehrter Richtung?

von Wolf17 (wolf17)


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Wolf17 schrieb:
> Messpunkte für alle DC Versorgungsspannungen suchen und DC Werte
> überprüfen.
Und da waren alle Spannungen und Ripplewerte in Ordnung?
Wenn die einwandfreie Netzteilfunktion nicht gegeben ist, ist es kein 
Wunder wenn was nicht richtig funktioniert.

Wenn da eine Spannung passt, in der Schaltung aber nicht mehr, muss man 
auf dem Verbindungsweg messen, wo es hakt.

: Bearbeitet durch User
von Eddy P. (edubuntu)


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Wolf17 schrieb:
> Wenn da eine Spannung passt, in der Schaltung aber nicht mehr, muss man
> auf dem Verbindungsweg messen, wo es hakt.

OK, danke. Und das mache ich in Richtung Netzteil -> Komponente nehme 
ich an. Das Problem ist für mich zu verstehen welche Spannungsabfälle 
legitim sind und welche nicht und wie gross die Toleranz sein darf. Ich 
habe bei den AC-Spannungen gleich nach dem Trafo angefangen. Die sind 
(wie erwartet) noch OK. Dann werde ich mich nach dem Gleichrichter in 
Richtung ICs bewegen und versuchen etwas herauszufinden.

von Wolf17 (wolf17)


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Eddy P. schrieb:
>> Wenn da eine Spannung passt, in der Schaltung aber nicht mehr, muss man
>> auf dem Verbindungsweg messen, wo es hakt.
> Und das mache ich in Richtung Netzteil -> Komponente nehme ich an.
Völlig egal. Wenn die Spannung am Netzteil passt, in der Arbeitsstufe 
nicht, dann irgendeine Verbindung dazwischen suchen. Weiter in 
Fehlerrichtung.
Man sucht immer nach einer gut zugänglichen Messmöglichkeit. Gerne an 
irgendeinem identifizierbaren Bauteil, Hauptsache zugänglich.

von Eddy P. (edubuntu)


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Ich habe an den falschen Pins gemessen, die Spannungen scheinen doch OK 
zu sein. Sorry dafür:

Update:
Pin 7: 24.2 / 24.2 Soll: 24.0

Pin 6: 13.2 / 13.1 Soll: 12.5

Pin 1:  2.0 /  2.0 Soll:  2.0

Bei Pin 6 (Ausgang) ist die stärkste Abweichung. Sind die Werte OK?

: Bearbeitet durch User
von Eddy P. (edubuntu)


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Wolf17 schrieb:
> Ripplewerte in Ordnung?

Muss noch lernen wie ich das machen kann. Dann werde ich es prüfen. Habe 
ich noch nicht gemacht.

von Wolf17 (wolf17)


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Eddy P. schrieb:
>> Ripplewerte in Ordnung?
> Muss noch lernen wie ich das machen kann. Dann werde ich es prüfen. Habe
> ich noch nicht gemacht.

Wolf17 schrieb:
> Messpunkte für alle DC Versorgungsspannungen suchen und DC Werte
> überprüfen. Immer gleich auch den AC Anteil messen, dadurch verraten
> sich taube Elkos. Dafür reicht erst mal ein preiswertes DVM.
> Nach ein paar dutzend Messungen bekommt man ein Gefühl, wie viel AC noch
> normal ist.

Der AC Anteil ist der Ripplewert.

von Uli S. (uli12us)


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Es gibt da dieses Forumteil universal Bauteiltester. Das Ding kostet 
in/aus China bloss niedrig 2 stellig, das kann auch ESR messen. 
Angeblich lassen sich damit kaputte Kondensatoren auch in der Schaltung 
überprüfen.
Das Problem dabei ist halt, den Messwert passend zu interpretieren.

von Eddy P. (edubuntu)


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Danke Uli für den Hinweis. Ist sicherlich eine gute Idee. Wie schon 
andere gesagt haben muss es ja auch nicht zwingend ein Kondensator sein, 
der Schuld ist und sowas wäre bestimmt nützlich.

von Michael B. (laberkopp)


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Eddy P. schrieb:
> Worauf kann das hindeuten?

Betriebsspannung nicht richtig ?

Eddy P. schrieb:
> die Spannungen scheinen doch OK zu sein.

Hmpf.

Eddy P. schrieb:
> Sind die Werte OK?

Ja. 13.2 statt 12.5 sind nicht ideal, aber noch ok.

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