Ich hab mal eine blöde Frage zum Sockeln von DIP/DIL-ICs. Es geht um eine doppelseitige alte Synthesizerplatine, da ist einiges an ICs auszutauschen und soll gesockelt erneuert werden. Die ICs sind alle auf beiden Seiten verlötet. Was spricht dagegen, die Pins der ICs einfach alle abzukneifen und an die in der Platine verbliebenen Beinchen die Sockel oben direkt anzulöten? Man kommt ja seitlich ganz gut ran. Und die alten ICs können eh weg. Ich habe eigentlich ganz gute Löterfahrung (zumindest beim Einlöten :-)) und auch schon SMD gelötet. Aber ich habe viel Respekt vorm Auslöten und will nichts unnötig kaputtmachen dabei - und das Ganze würde, gerade bei meinen Auslötkünsten, eine Menge Zeit sparen. An sauber abgekniffene Pins lässt sich doch sicher ganz bequem ein Sockel löten, oder? Ich gehe nur davon aus, dass die Stabilität des Sockels geringer ist, als wäre er richtig durchgelötet und würde auf der Platine aufliegen - da muss dann wohl beim Einstecken oder Entfernen der ICs vorsichtig vorgegangen werden. Ist denn sowas in irgendeiner Weise üblich? Klar, es sieht wahrscheinlich nicht so schick aus, wenn die Sockel höher stehen und vielleicht auch nicht alle 100% gerade sind - aber warum sollte das nicht funktionieren? Hat jemand so etwas schon mal gemacht? Gibt es dabei Fallstricke - ausser dass es natürlich nicht die normale, elegante Profi-Lösung ist und gebastelt aussieht. Ich würde mich freuen, zu hören, ob mein Absatz irgendwie denkbar oder völlig abwegig ist etc… Danke!
:
Bearbeitet durch User
Wenn Du es abkneifst dann kannst Du doch hinterher auch schön die Löcher entlöten.
Wenn die LP doppelseitig, aber nicht kontaktiert ist, eignen sich gedrehte DIL Sockeln, weil man an die Unterseite der gedrehten Pins gut herankommt und kann die oberen Lötverbindungen leicht wieder zuverlässig herstellen. DIL kann man bei durchkontaktierten LP mit etwas Übung gut mit viel Lot etlang der Pinreihen und schnelles hin und her fahren mit der Spitze sehr LP schonend auslöten. Das geht ruckzuck solange die Pins nicht umgebogen sind. Ich hoffe, Du machst keine exotischen ICs damit kaputt, wie z.B OTAs...
Ich kann nur eine Entlötstation empfehlen. Selbst die einfachste mit dem Pistolengriff geht gut. Hab schon vieles mit Geduld ausgelötet, was mit Litze oder Handpumpe nicht zu machen war.
Thomas W. schrieb: > Hab schon vieles mit Geduld ausgelötet, was mit Litze oder Handpumpe > nicht zu machen war. Habe ich auch seit kurzem und das einzige worüber ich mich ärgere, dass ich sie nicht schon eher gekauft habe.
Kann mich nur anschliessen. Ohne Vakuum-Entloetpistole wuerde ich sowas nie wieder machen wollen. Die Zeitersparnis ist immens, der Materialverbrauch ist gleich null (Loetzinn und Litze kosten halt auch Geld), und die Gefahr die Leiterplatte bzw. die Durchkontaktierungen zu beschaedigen sinkt von "relativ hoch" auf "praktisch null". Gerade wenn man mit alten Boards aus den 1970ern und 1980ern zu tun hat, wo die Leiterbahnen und Durchkontaktierungen anscheinend mit Spucke aufgeklebt sind, hat sich die Anschaffung schon beim ersten Bauteil gelohnt. Da faellt mir ein, ich wollte noch meine ZD-915 im Markt anbieten ...
Wenn die Beinchen abgekniffen sind UND Du von beiden Seiten gut rankommst, DANN reicht eine Schneidpinzette und eine gut gepflegt Handpumpe völlig aus: Handpumpe spannen, Loch heiß machen (notfalls Zinn dazu), Beinrest rausziehen, kurz mit der Spitze durchstechen, aussaugen. Wenige Sekunden pro Loch.
Es gab auch schwallgelötete Platinen, aus denen sich Bautele überaus schlecht entlöten lassen, weil alle Pins auf der Lötseite umgebogen und abgeschnitten wurden - und erst danach verlötet wurden. Das Umbiegen diente der mechanischen Fixierung der Bauteile. So etwas ist auch mit einer Entlötstation à la Weller oder den günstigeren "Pistolen"-Modellen nicht so einfach zu handhaben. Man kann versuchen, den umgebogenen Pin mit der Entlötdüse geradezubiegen, aber das ist Pfusch und tut der Entlötdüse nicht gut - und dem Platinenmaterial auch nicht.
Helfried W. schrieb: > Es geht um eine doppelseitige alte Synthesizerplatine, da ist einiges an > ICs auszutauschen und soll gesockelt erneuert werden. Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ? Ist nach dem Re-Cappen jetzt das Re-ICen en vogue ?
Hans G. schrieb: > Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ? du plenkst Vielleicht hat er 2 Platinen und eine Defekte und möchte kreuzweise IC tauschen um den Fehler zu finden, so hatte ich mal einem Kollegen helfen können am apple2, durch Kreuztausch.
Gerhard O. schrieb: > Ich hoffe, Du machst keine exotischen ICs damit kaputt, wie z.B OTAs... ne ne, es sind alles günstige Standard Logic-ICs im €1 Bereich etc. (74LS174,74HC174,74LS151...) und ggf. auch eh defekt. Danke Euch, ich seh schon, ich werd mir wohl das Thema Entlötpumpe doch nochmal anschauen :-) Ich hab aber nur so ein einfaches mechanisches Ding mit Feder hier, damit hatte es beim letzten Auslötversuch bei einer CPU mit drölftausend Pins allerdings Stunden gedauert und ich fand es nicht sehr hilfreich - daher wohl auch meine Auslötphobie :-) Es gibt ja diese Dinger auch mit eingebauten "Lötkolben", also selbsterhitzend, was mir schlüssiger erscheint, allerdings sind die Bewertungen eher durchwachsen, hm... https://amzn.eu/d/grPNWtj
Helfried W. schrieb: > ne ne, es sind alles günstige Standard Logic-ICs im €1 Bereich etc. > (74LS174,74HC174,74LS151...) und ggf. auch eh defekt. trotzdem, manchmal baut man sich Fehler ein Entlöten, mal geht es gut, mit Weller Entlötstation und Lötlutsche, mal auch fürchterlich schief. Gut ging immer mit viel Zinn das IC nach Zinnverflüssigung rauszuwackelen, links rechts. Danach die Lötaugen mit Stecknadel nach verflüssigen durchstoßen. Die Pins vom IC können mit reichlich Flußmittel und Zinn abgestreift werden.
Joachim B. schrieb: > Hans G. schrieb: >> Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ? > > du plenkst Das ist eine Vermutung, wenn Du nichts sinnvolles beitragen kannst halt einfach die Finger still. > > Vielleicht hat er 2 Platinen und eine Defekte und möchte kreuzweise IC > tauschen um den Fehler zu finden, so hatte ich mal einem Kollegen helfen > können am apple2, durch Kreuztausch. Auch das ist eine Vermutung. Da er die Beinchen abzwicken will, wird das mit dem Kreuztauch wohl eher nichts mehr werden.
Helfried W. schrieb: > Und die alten ICs können eh weg. Was ist passiert, Netzteil verpolt angeschlossen und sämtliche Halbleiter defekt ? Helfried W. schrieb: > Was spricht dagegen, Alles. Das abkneifen führt zu enormer (quasi 3-facher) Hebelwirkung auf die anderen Pins, besser wäre die Trennscheibe am Dremel. Das Einlöten auf die Stumpfe wird dir nicht gelingen und wird mechanisch wieder aufbrechen beim Einstecken der ICs. Und das alles bloss, weil du dir kein ordentliches Werkzeug kaufen willst ? DIL Entlötspitzen oder zumindest Spatelspitzen oder Heissluft oder Vakuum -Entlötpistole. https://de.aliexpress.com/item/1005006086271599.html https://www.weller-tools.com/consumer/CHINA/en/Professional/Soldering+technology/Soldering+tips+_+nozzles/Desoldering+tips_desoldering+heads
Hans G. schrieb: > Joachim B. schrieb: >> Hans G. schrieb: >>> Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ? >> >> du plenkst > Das ist eine Vermutung nö bewiesen! Sinnvoll sind meine Beiträge schon, wer sie versteht. Hans G. schrieb: > Joachim B. schrieb: >> Vielleicht hat er 2 Platinen und eine Defekte und möchte kreuzweise IC >> tauschen um den Fehler zu finden, so hatte ich mal einem Kollegen helfen >> können am apple2, durch Kreuztausch. > Auch das ist eine Vermutung. Da er die Beinchen abzwicken will, wird das > mit dem Kreuztauch wohl eher nichts mehr werden. deswegen ist Beinchen abkneifen ja eine schlechte Idee
:
Bearbeitet durch User
Hans G. schrieb: >> du plenkst > Das ist eine Vermutung, wenn Du nichts sinnvolles beitragen kannst halt > einfach die Finger still. Plenken ist eine schlechte Umgangsform, die fehlendem Respekt dem Gegenüber zeigt. Das ist wie im Restaurant jemandem gegenüberzusitzen und ihn mit geöffnetem Maul anzukauen. -- Zurück zum Thema: Helfried W. schrieb: > ne ne, es sind alles günstige Standard Logic-ICs im €1 Bereich etc. > (74LS174,74HC174,74LS151...) und ggf. auch eh defekt. Zeig mal ein Bild der Platine, auf der man erkennen kann, wie genau die ICs eingelötet sind (d.h. die Lötseite).
Helfried W. schrieb: > Ich hab aber nur so ein einfaches mechanisches Ding mit Feder hier, > damit hatte es beim letzten Auslötversuch bei einer CPU mit drölftausend > Pins allerdings Stunden gedauert und ich fand es nicht sehr hilfreich Eigentlich sind die ganz gut, wenn sie gut gepflegt sind, d.h. ausgeschüttet und leichtgängig. Mit Finger unten dran darf sie sich nicht mal halb bewegen. (Und natürlich keine Mikro-Pumpe aus einem Starterset) Wenn Du die Pins nicht abschneiden kannst, ist es ein bisschen fummelig: Das Lötzinn muss in einem "Schwall" aus dem Loch rausgesaugt werden können. Also komplett geschmolzen, Pin "freigängig" und eine fließende Bewegung Lötspitze weg --> Saugspitze bündig aufsetzen --> feuern. Falls der Pin am Rand klebt, kurz freilöten und bis zum Erkalten bewegen. Was (bei mir) nicht funktioniert: das Loch in kleinen Schritten freisaugen.
:
Bearbeitet durch User
Hans G. schrieb: > Joachim B. schrieb: >> Hans G. schrieb: >>> Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ? Nix besonderes - es geht hierbei nur um ein Spassprojekt: bei einem Korg Poly-800 spinnt plötzlich der „Detune-Circuit“, eine Schaltung, die eine zweite Clock für das Verstimmen des zweiten Klangerzeugungsstranges generiert. Das Detune-Intervall ist normalerweise in 4 Stufen einstellbar, auf einmal waren es nur noch zwei. Es sieht so aus , als wenn von den 2 Bit, die hierzu benutzt werden, nur noch eins „funktioniert . Da hängen halt ein paar ICs dran, und ich hab auch schon einen Hauptverdächtigen. Vielleicht wird das Ganze nach dem nächsten Durchmessen und Oszi-Gucken klarer (das hatte ich bisher nur grob getan), dann muss ich vielleicht doch nur einen einzigen 74HC174 tauschen. edit: eben gemessen, der isses schonmal nicht, die beiden betreffenden Pins schalten korrekt H und L wie es sein sollte, also irgendwas dahinter - weiterforschen. Jetzt müssen eh erst die ganzen ICs ankommen. Dann hab ich etwas Zeit, weiter über das Entlöt-Thema nachzudenken :-) die ganzen Hinweise waren schon mal hilfreich, merci!
:
Bearbeitet durch User
Helfried W. schrieb: > Ich hab mal eine blöde Frage zum Sockeln von DIP/DIL-ICs. Stimmt. :-) > Es geht um eine doppelseitige alte Synthesizerplatine, da ist einiges an > ICs auszutauschen und soll gesockelt erneuert werden. Die ICs sind alle > auf beiden Seiten verlötet. > Was spricht dagegen, die Pins der ICs einfach alle abzukneifen und an > die in der Platine verbliebenen Beinchen die Sockel oben direkt > anzulöten? Solange Du genug Platz hast und weniger als 1MHz verarbeitest, spricht eigentlich nichts dagegen. Es ist eben die "Quick and dirty"-Lösung, die nicht unbedingt schön aussieht.
Harald W. schrieb: >> Was spricht dagegen, die Pins der ICs einfach alle abzukneifen und an >> die in der Platine verbliebenen Beinchen die Sockel oben direkt >> anzulöten? > > Solange Du genug Platz hast und weniger als 1MHz verarbeitest, spricht > eigentlich nichts dagegen. Es ist eben die "Quick and dirty"-Lösung, > die nicht unbedingt schön aussieht. Ah, Danke - guter Hinweis. Die Masterclock, die da unter anderem verarbeitet wird, beträgt genau 1MHz. Ich hab's im Hinterkopf!
Danke Euch allen, ihr habt mich vor Murks bewahrt. Der Poly-800 ist erfolgreich repariert - und es war nicht im entferntesten so eine grosse Aktion, wie ich befürchtet hatte. Ich hab nochmal alles genau durchgemessen und mit dem Oszi geschaut, daraus ergab sich ein klarer Kandidat - ein 74LS151. Das Abkneifen des ICs und Rauslöten der Beinchen war tatsächlich mega easy, was dann fast eine ganze Stunde dauerte war das Freibekommen der Löcher. Die Pumpe hat mir da garnix genutzt (ich benutz die vielleicht nicht richtig?), hilfreich waren angespitzte Holzzahnstocher und auch eine Stecknadel - diese ins erhitzte weiche Zinn zu stecken und vorsichtig wieder rauszuziehen hat es dann schliesslich gebracht. Na, jedenfalls sitzt da jetzt ein ordentlich eingebauter Sockel mit neuem IC drin und es funktioniert alles. Gut auch, dass ich nachgemessen und nochmal überlegt hab. Im Übereifer 7 ICs auf Verdacht zu tauschen, und das noch auf schlampige Methode, wäre echt Quark gewesen! Merci in die Runde!
Ich würde da doch die Abzwick Methode bevorzugen, das kann ja direkt am Gehäuse passieren, dann ist der mechanische Stress nochmal geringer. Den ich aber so oder so nicht sehe. Dann jedes Beinchen mit der Pinzette rausziehen während man die Lötstelle warmmacht. Und zuletzt dann noch verbliebene Zinnreste absaugen, notfalls falls man rankommt, links die Pumpe rechts den Lötkolben, bzw andersrum, falls Linkshänder. Und wurde ja schon gesagt, kauf die Fassungen mit gedrehten Kontakten, nicht die mit den Dünnblechfedern.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.