Forum: Platinen Frage zum Sockeln von ICs - Auslöten vermeiden


von Helfried W. (helfried_w)


Lesenswert?

Ich hab mal eine blöde Frage zum Sockeln von DIP/DIL-ICs.
Es geht um eine doppelseitige alte Synthesizerplatine, da ist einiges an 
ICs auszutauschen und soll gesockelt erneuert werden. Die ICs sind alle 
auf beiden Seiten verlötet.
Was spricht dagegen, die Pins der ICs einfach alle abzukneifen und an 
die in der Platine verbliebenen Beinchen die Sockel oben direkt 
anzulöten? Man kommt ja seitlich ganz gut ran. Und die alten ICs können 
eh weg.

Ich habe eigentlich ganz gute Löterfahrung (zumindest beim Einlöten :-)) 
und auch schon SMD gelötet.
Aber ich habe viel Respekt vorm Auslöten und will nichts unnötig 
kaputtmachen dabei - und das Ganze würde, gerade bei meinen 
Auslötkünsten, eine Menge Zeit sparen.
An sauber abgekniffene Pins lässt sich doch sicher ganz bequem ein 
Sockel löten, oder? Ich gehe nur davon aus, dass die Stabilität des 
Sockels geringer ist, als wäre er richtig durchgelötet und würde auf der 
Platine aufliegen - da muss dann wohl beim Einstecken oder Entfernen der 
ICs vorsichtig vorgegangen werden.
Ist denn sowas in irgendeiner Weise üblich? Klar, es sieht 
wahrscheinlich nicht so schick aus, wenn die Sockel höher stehen und 
vielleicht auch nicht alle 100% gerade sind - aber warum sollte das 
nicht funktionieren?

Hat jemand so etwas schon mal gemacht? Gibt es dabei Fallstricke - 
ausser dass es natürlich nicht die normale, elegante Profi-Lösung ist 
und gebastelt aussieht.
Ich würde mich freuen, zu hören, ob mein Absatz irgendwie denkbar oder 
völlig abwegig ist etc…
Danke!

: Bearbeitet durch User
von Alexander (alecxs)


Lesenswert?

Wenn Du es abkneifst dann kannst Du doch hinterher auch schön die Löcher 
entlöten.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Wenn die LP doppelseitig, aber nicht kontaktiert ist, eignen sich 
gedrehte DIL Sockeln, weil man an die Unterseite der gedrehten Pins gut 
herankommt und kann die oberen Lötverbindungen leicht wieder zuverlässig 
herstellen.

DIL kann man bei durchkontaktierten LP mit etwas Übung gut mit viel Lot 
etlang der Pinreihen und schnelles hin und her fahren mit der Spitze 
sehr LP schonend auslöten. Das geht ruckzuck solange die Pins nicht 
umgebogen sind.

Ich hoffe, Du machst keine exotischen ICs damit kaputt, wie z.B OTAs...

von Thomas W. (goaty)


Lesenswert?

Ich kann nur eine Entlötstation empfehlen.
Selbst die einfachste mit dem Pistolengriff geht gut.
Hab schon vieles mit Geduld ausgelötet, was mit Litze oder Handpumpe 
nicht zu machen war.

von Frank O. (frank_o)


Lesenswert?

Thomas W. schrieb:
> Hab schon vieles mit Geduld ausgelötet, was mit Litze oder Handpumpe
> nicht zu machen war.

Habe ich auch seit kurzem und das einzige worüber ich mich ärgere, dass 
ich sie nicht schon eher gekauft habe.

von Marko ⚠. (mos6502) Benutzerseite Flattr this


Lesenswert?

Kann mich nur anschliessen. Ohne Vakuum-Entloetpistole wuerde ich sowas 
nie wieder machen wollen. Die Zeitersparnis ist immens, der 
Materialverbrauch ist gleich null (Loetzinn und Litze kosten halt auch 
Geld), und die Gefahr die Leiterplatte bzw. die Durchkontaktierungen zu 
beschaedigen sinkt von "relativ hoch" auf "praktisch null". Gerade wenn 
man mit alten Boards aus den 1970ern und 1980ern zu tun hat, wo die 
Leiterbahnen und Durchkontaktierungen anscheinend mit Spucke aufgeklebt 
sind, hat sich die Anschaffung schon beim ersten Bauteil gelohnt.

Da faellt mir ein, ich wollte noch meine ZD-915 im Markt anbieten ...

von Bruno V. (bruno_v)


Lesenswert?

Wenn die Beinchen abgekniffen sind UND Du von beiden Seiten gut 
rankommst, DANN reicht eine Schneidpinzette und eine gut gepflegt 
Handpumpe völlig aus:

Handpumpe spannen, Loch heiß machen (notfalls Zinn dazu), Beinrest 
rausziehen, kurz mit der Spitze durchstechen, aussaugen. Wenige Sekunden 
pro Loch.

von Harald K. (kirnbichler)


Lesenswert?

Es gab auch schwallgelötete Platinen, aus denen sich Bautele überaus 
schlecht entlöten lassen, weil alle Pins auf der Lötseite umgebogen und 
abgeschnitten wurden - und erst danach verlötet wurden.

Das Umbiegen diente der mechanischen Fixierung der Bauteile. So etwas 
ist auch mit einer Entlötstation à la Weller oder den günstigeren 
"Pistolen"-Modellen nicht so einfach zu handhaben. Man kann versuchen, 
den umgebogenen Pin mit der Entlötdüse geradezubiegen, aber das ist 
Pfusch und tut der Entlötdüse nicht gut - und dem Platinenmaterial auch 
nicht.

von Hans G. (hansg)


Lesenswert?

Helfried W. schrieb:
> Es geht um eine doppelseitige alte Synthesizerplatine, da ist einiges an
> ICs auszutauschen und soll gesockelt erneuert werden.

Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ?
Ist nach dem Re-Cappen jetzt das Re-ICen en vogue ?

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Hans G. schrieb:
> Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ?

du plenkst

Vielleicht hat er 2 Platinen und eine Defekte und möchte kreuzweise IC 
tauschen um den Fehler zu finden, so hatte ich mal einem Kollegen helfen 
können am apple2, durch Kreuztausch.

von Helfried W. (helfried_w)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> Ich hoffe, Du machst keine exotischen ICs damit kaputt, wie z.B OTAs...

ne ne, es sind alles günstige Standard Logic-ICs im €1 Bereich etc. 
(74LS174,74HC174,74LS151...) und ggf. auch eh defekt.

Danke Euch, ich seh schon, ich werd mir wohl das Thema Entlötpumpe doch 
nochmal anschauen :-)
Ich hab aber nur so ein einfaches mechanisches Ding mit Feder hier, 
damit hatte es beim letzten Auslötversuch bei einer CPU mit drölftausend 
Pins allerdings Stunden gedauert und ich fand es nicht sehr hilfreich - 
daher wohl auch meine Auslötphobie :-)

Es gibt ja diese Dinger auch mit eingebauten "Lötkolben", also 
selbsterhitzend, was mir schlüssiger erscheint, allerdings sind die 
Bewertungen eher durchwachsen, hm...

https://amzn.eu/d/grPNWtj

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Helfried W. schrieb:
> ne ne, es sind alles günstige Standard Logic-ICs im €1 Bereich etc.
> (74LS174,74HC174,74LS151...) und ggf. auch eh defekt.

trotzdem, manchmal baut man sich Fehler ein

Entlöten, mal geht es gut, mit Weller Entlötstation und Lötlutsche, mal 
auch fürchterlich schief.
Gut ging immer mit viel Zinn das IC nach Zinnverflüssigung 
rauszuwackelen, links rechts. Danach die Lötaugen mit Stecknadel nach 
verflüssigen durchstoßen. Die Pins vom IC können mit reichlich 
Flußmittel und Zinn abgestreift werden.

von Hans G. (hansg)


Lesenswert?

Joachim B. schrieb:
> Hans G. schrieb:
>> Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ?
>
> du plenkst
Das ist eine Vermutung, wenn Du nichts sinnvolles beitragen kannst halt 
einfach die Finger still.
>
> Vielleicht hat er 2 Platinen und eine Defekte und möchte kreuzweise IC
> tauschen um den Fehler zu finden, so hatte ich mal einem Kollegen helfen
> können am apple2, durch Kreuztausch.
Auch das ist eine Vermutung. Da er die Beinchen abzwicken will, wird das 
mit dem Kreuztauch wohl eher nichts mehr werden.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Helfried W. schrieb:
> Und die alten ICs können eh weg.

Was ist passiert, Netzteil verpolt angeschlossen und sämtliche 
Halbleiter defekt ?

Helfried W. schrieb:
> Was spricht dagegen,

Alles.

Das abkneifen führt zu enormer (quasi 3-facher) Hebelwirkung auf die 
anderen Pins, besser wäre die Trennscheibe am Dremel.

Das Einlöten auf die Stumpfe wird dir nicht gelingen und wird mechanisch 
wieder aufbrechen beim Einstecken der ICs.

Und das alles bloss, weil du dir kein ordentliches Werkzeug kaufen 
willst ?

DIL Entlötspitzen oder zumindest Spatelspitzen oder Heissluft oder 
Vakuum -Entlötpistole.

https://de.aliexpress.com/item/1005006086271599.html

https://www.weller-tools.com/consumer/CHINA/en/Professional/Soldering+technology/Soldering+tips+_+nozzles/Desoldering+tips_desoldering+heads

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Hans G. schrieb:
> Joachim B. schrieb:
>> Hans G. schrieb:
>>> Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ?
>>
>> du plenkst
> Das ist eine Vermutung

nö bewiesen!

Sinnvoll sind meine Beiträge schon, wer sie versteht.

Hans G. schrieb:
> Joachim B. schrieb:
>> Vielleicht hat er 2 Platinen und eine Defekte und möchte kreuzweise IC
>> tauschen um den Fehler zu finden, so hatte ich mal einem Kollegen helfen
>> können am apple2, durch Kreuztausch.
> Auch das ist eine Vermutung. Da er die Beinchen abzwicken will, wird das
> mit dem Kreuztauch wohl eher nichts mehr werden.

deswegen ist Beinchen abkneifen ja eine schlechte Idee

: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


Lesenswert?

Hans G. schrieb:
>> du plenkst
> Das ist eine Vermutung, wenn Du nichts sinnvolles beitragen kannst halt
> einfach die Finger still.

Plenken ist eine schlechte Umgangsform, die fehlendem Respekt dem 
Gegenüber zeigt.
Das ist wie im Restaurant jemandem gegenüberzusitzen und ihn mit 
geöffnetem Maul anzukauen.

--

Zurück zum Thema:

Helfried W. schrieb:
> ne ne, es sind alles günstige Standard Logic-ICs im €1 Bereich etc.
> (74LS174,74HC174,74LS151...) und ggf. auch eh defekt.

Zeig mal ein Bild der Platine, auf der man erkennen kann, wie genau die 
ICs eingelötet sind (d.h. die Lötseite).

von Bruno V. (bruno_v)


Lesenswert?

Helfried W. schrieb:
> Ich hab aber nur so ein einfaches mechanisches Ding mit Feder hier,
> damit hatte es beim letzten Auslötversuch bei einer CPU mit drölftausend
> Pins allerdings Stunden gedauert und ich fand es nicht sehr hilfreich

Eigentlich sind die ganz gut, wenn sie gut gepflegt sind, d.h. 
ausgeschüttet und leichtgängig. Mit Finger unten dran darf sie sich 
nicht mal halb bewegen. (Und natürlich keine Mikro-Pumpe aus einem 
Starterset)

Wenn Du die Pins nicht abschneiden kannst, ist es ein bisschen fummelig: 
Das Lötzinn muss in einem "Schwall" aus dem Loch rausgesaugt werden 
können. Also komplett geschmolzen, Pin "freigängig" und eine fließende 
Bewegung Lötspitze weg --> Saugspitze bündig aufsetzen --> feuern. 
Falls der Pin am Rand klebt, kurz freilöten und bis zum Erkalten 
bewegen.

Was (bei mir) nicht funktioniert: das Loch in kleinen Schritten 
freisaugen.

: Bearbeitet durch User
von Helfried W. (helfried_w)


Lesenswert?

Hans G. schrieb:
> Joachim B. schrieb:
>> Hans G. schrieb:
>>> Nur rein Interesse halber, warum willst Du die austauschen und sockeln ?

Nix besonderes - es geht hierbei nur um ein Spassprojekt:
bei einem Korg Poly-800 spinnt plötzlich der „Detune-Circuit“, eine 
Schaltung, die eine zweite Clock für das Verstimmen des zweiten 
Klangerzeugungsstranges generiert. Das Detune-Intervall ist 
normalerweise in 4 Stufen einstellbar, auf einmal waren es nur noch 
zwei. Es sieht so aus , als wenn von den 2 Bit, die hierzu benutzt 
werden, nur noch eins „funktioniert . Da hängen halt ein paar ICs dran, 
und ich hab auch schon einen Hauptverdächtigen. Vielleicht wird das 
Ganze nach dem nächsten Durchmessen und Oszi-Gucken klarer (das hatte 
ich bisher nur grob getan), dann muss ich vielleicht doch nur einen 
einzigen 74HC174 tauschen.

edit: eben gemessen, der isses schonmal nicht, die beiden betreffenden 
Pins schalten korrekt H und L wie es sein sollte, also irgendwas 
dahinter - weiterforschen. Jetzt müssen eh erst die ganzen ICs ankommen. 
Dann hab ich etwas Zeit, weiter über das Entlöt-Thema nachzudenken :-) 
die ganzen Hinweise waren schon mal hilfreich, merci!

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Helfried W. schrieb:

> Ich hab mal eine blöde Frage zum Sockeln von DIP/DIL-ICs.

Stimmt. :-)

> Es geht um eine doppelseitige alte Synthesizerplatine, da ist einiges an
> ICs auszutauschen und soll gesockelt erneuert werden. Die ICs sind alle
> auf beiden Seiten verlötet.
> Was spricht dagegen, die Pins der ICs einfach alle abzukneifen und an
> die in der Platine verbliebenen Beinchen die Sockel oben direkt
> anzulöten?

Solange Du genug Platz hast und weniger als 1MHz verarbeitest, spricht
eigentlich nichts dagegen. Es ist eben die "Quick and dirty"-Lösung,
die nicht unbedingt schön aussieht.

von Helfried W. (helfried_w)


Lesenswert?

Harald W. schrieb:

>> Was spricht dagegen, die Pins der ICs einfach alle abzukneifen und an
>> die in der Platine verbliebenen Beinchen die Sockel oben direkt
>> anzulöten?
>
> Solange Du genug Platz hast und weniger als 1MHz verarbeitest, spricht
> eigentlich nichts dagegen. Es ist eben die "Quick and dirty"-Lösung,
> die nicht unbedingt schön aussieht.

Ah, Danke - guter Hinweis. Die Masterclock, die da unter anderem 
verarbeitet wird, beträgt genau 1MHz. Ich hab's im Hinterkopf!

von Helfried W. (helfried_w)


Lesenswert?

Danke Euch allen, ihr habt mich vor Murks bewahrt.
Der Poly-800 ist erfolgreich repariert - und es war nicht im 
entferntesten so eine grosse Aktion, wie ich befürchtet hatte.
Ich hab nochmal alles genau durchgemessen und mit dem Oszi geschaut, 
daraus ergab sich ein klarer Kandidat - ein 74LS151.
Das Abkneifen des ICs und Rauslöten der Beinchen war tatsächlich mega 
easy, was dann fast eine ganze Stunde dauerte war das Freibekommen der 
Löcher. Die Pumpe hat mir da garnix genutzt (ich benutz die vielleicht 
nicht richtig?), hilfreich waren angespitzte Holzzahnstocher und auch 
eine Stecknadel - diese ins erhitzte weiche Zinn zu stecken und 
vorsichtig wieder rauszuziehen hat es dann schliesslich gebracht.

Na, jedenfalls sitzt da jetzt ein ordentlich eingebauter Sockel mit 
neuem IC drin und es funktioniert alles. Gut auch, dass ich nachgemessen 
und nochmal überlegt hab. Im Übereifer 7 ICs auf Verdacht zu tauschen, 
und das noch auf schlampige Methode, wäre echt Quark gewesen!
Merci in die Runde!

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Ich würde da doch die Abzwick Methode bevorzugen, das kann ja direkt am 
Gehäuse passieren, dann ist der mechanische Stress nochmal geringer.
Den ich aber so oder so nicht sehe. Dann jedes Beinchen mit der Pinzette 
rausziehen während man die Lötstelle warmmacht. Und zuletzt dann noch 
verbliebene Zinnreste absaugen, notfalls falls man rankommt, links die 
Pumpe rechts den Lötkolben, bzw andersrum, falls Linkshänder.

Und wurde ja schon gesagt, kauf die Fassungen mit gedrehten Kontakten, 
nicht die mit den Dünnblechfedern.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.