Hallo, ich bin aktuell dabei, meine Lötecke etwas upzugraden. Die letzten 15 Jahre habe ich fast nur THT-Platinen gelötet und dabei auf Bleilot gesetzt. Jetzt möchte ich auf SMD umsteigen (China macht es seit einigen Jahren auch für's Hobby erschwinglich) und das verpönte Bleilot hinter mir lassen. Mir ist klar, dass die Chinesen Platinen auch günstig bestücken - aber mir geht es ums Lernen und selbst machen. Beim Recherchieren mittels Suchmaschine bin ich auf viele unterschiedliche Empfehlungen gestoßen - klar, jeder hat andere Voraussetzungen und Anforderungen. Ich erhoffe mir, das richtige für mich zu finden. Ich möchte gerne mit Stencel und Lötkolben arbeiten und habe aktuell folgendes im Blick: Low-Melt-Lötzinn: https://www.amazon.de/gp/product/B0B3XMB6TR/ref=ox_sc_act_title_2?smid=A3QP7H68S88FPX&psc=1 Flussmittel: https://www.amazon.de/gp/product/B07B511DDL/ref=ox_sc_act_title_3?smid=A268EDRZ80T1C6&psc=1 Lotpaste: https://www.amazon.de/gp/product/B0BLNJMTRF/ref=ox_sc_act_title_4?smid=A1TFG9SK48CI7V&psc=1 Natürlich darf es beim Hobby nicht zu teuer werden - das allerbilligste und vermutlich minderwertigere Material möchte ich dann aber auch nicht kaufen. Kann man die drei Artikel empfehlen / gibt es deutlich bessere Alternativen zu ähnlichen Preisen? Leider fehlt mir komplett die Erfahrung, auf welche Materialzusammensetzung man achten muss. Wie steht es um Löthonig / Kolophonium, ist das sinnvoll? Beim Flussmittel ist die Menge vermutlich viel zu viel (ich plane rund 10 Platinen pro Jahr zu fertigen, mit max. 100x100mm), oder? Wie steht es um die Haltbarkeit der Produkte (ungeöffnete Lagerdauer, ohne dass es zu starke Nachteile gibt) hier würden mich praktische Erfahrungswerte interessieren, keine Angaben aus Datenblättern? Wie lange ist üblicherweise die Nutzungszeitraum (wie lange tatsächlich verwendbar, ab Öffnen der Flasche)? Was passiert bei Überlagerung? Setzen die Schaltungen vorzeitig aus (Korrosion), lässt sich alles nur schwerer verarbeiten, oder bilden sich einfach nur Schlieren (zb durch das Flussmittel)? Ich habe mir sagen lassen, Niedrigtemperaturlot lernt man spätestens beim Entlöten von größeren Controllern endgültig zu schätzen, daher hier ein etwas höherpreisiges Produkt. Bei der Lötstation habe ich im Übrigen zu Weller gegriffen (die Marke habe ich zu schätzen gelernt) - zum Entlöten habe "chinesische" Heißluft. Danke für eure Hife.
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In der Artikelsammlung gibt es was zum SMD-Löten. Kennst du das?
Tobias schrieb: > Kann man die drei Artikel empfehlen Ich würde nicht mit bismuthaltigen Loten arbeiten es sei denn, du hast wirklich extrem wärmeempfindliche Bauteile oder sehr große Flächen, auf die du mit normalen Lötwerkzeugen etwas auflöten musst. Mit dem Bismut-Kram kannst du dir ansonsten prima selbstauslötende Transistoren bauen … und wehe, du legierst doch noch aus Versehen Blei mit hinein: dann hast du dir ein ternäres System mit einer Solidustemperatur von 94 °C gebaut: https://de.wikipedia.org/wiki/Roses_Metall Nimm dir eine Lötstation, die ausreichend Wärmetransport von der Heizung bis zur Spitze hinbekommt. Wenn's auf Dauer sein soll, eine einfache JBC oder eine echte Hakko, wenn's nur für gelegentlich ist, musst du gucken, was der Kompromiss ist. Jemand hat hier neulich chinesische Hakko-Clones mit T12-Lötkolben empfohlen (auf 'ner echten Hakko sind die chinesischen Spitzen allerdings Mist). Mit ordentlichem Werkzeug sind die 30 K mehr, die "normale" bleifreie Lote brauchen, überhaupt kein Thema. PS: > Ich habe mir sagen lassen, Niedrigtemperaturlot lernt man spätestens > beim Entlöten von größeren Controllern endgültig zu schätzen Wie groß sind deine Controller denn? Ansonsten führt dafür kaum ein Weg an Heißluft vorbei. Damit wiederum kann man das auch problemlos ohne den Bismut-Kram auslöten. Außerdem: normalerweise muss man da nichts mehr auslöten. Ein Controller ist ja schließlich programmierbar, und solange man sich nicht im Pinout komplett vertan hat, bleibt der einfach drin. Vorab einfach mal an alten Platinen üben, beispielsweise von Festplattenschrott.
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Hier im Forum gab es mal eine Sammelbestellung verschiedener Bleifrei Lote von Almit. Ich finde die löten sich alle gut, da ist kein großer Unterschied mehr zu den verbleiten.
J. S. schrieb: > da ist kein großer Unterschied mehr zu den verbleiten. Naja, die 30 K mehr Temperatur sind es halt noch, daher braucht man Lötwerkzeug, das die Wärme gut zur Spitze transportieren kann. Wenn man versucht, schlechtes durch weiteres Aufdrehen der Solltemperatur auszugleichen, dann gibt es nur Frust, weil das Flussmittel durch die viel zu heiße Spitze ratz-batz weg ist, und danach lötet es sich besch***en.
Alexander schrieb: > https://www.youtube.com/watch?v=zoxRJYrzD1s Ich kann solche Videos nicht mehr sehen. Fast alle betreiben irgendeinen (gefährlichen) Müll, oder geben einfach falsche Ratschläge. Wieso Heißluft bei dem Modul? Als Beispiel... Ich weiß nicht, was Leute für riesen Masseflächen löten auf dicken Boards. Ich habe mir mal eine 48W Lötstation geholt, mit dem Gedanken, bei Bedarf oder defekt aufzurüsten. Dazu kam es noch nie. Ich löte bleifrei, beim Entlöten benutze ich je nach Situation etwas Bismut-Lot, wenn ich nicht zu viel Wärme einbringen möchte. Ich hatte auch noch keine Probleme mit bleifreiem Lot und meiner Lötstation. Es reicht für das Verlöten eine ausreichend große Spitze zu nehmen und die mit Lot zu benetzen. Wenn man in das Territorium kommen sollte, wo die Leistung nicht reicht, ist es aus anderen Gründen lohnenswert eine billige Heißluftstation zu holen und die auch dafür zu benutzen. Wofür brauche ich viel Leistung beim Verlöten? -Wenn man beim Aufheizen nicht warten will -Verlötung sehr großer Wärmefresser ohne Vorheizen (und ohne Heißluft) Jörg W. schrieb: > dann gibt es nur Frust, weil das Flussmittel durch die viel zu heiße > Spitze ratz-batz weg ist, und danach lötet es sich besch***en. Ich finde man darf auch noch etwas Flussmittel selber aufbringen. Das stellt auch bei bleifreiem Lot die Glanzfetischisten zufrieden und sorgt auch dafür, dass "mir verbrennt das Flussmittel im Lot" egal ist.
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Keks F. schrieb: > Ich finde man darf auch noch etwas Flussmittel selber aufbringen. Muss man sowieso. Je besser aber der Wärmenachschub des Werkzeugs ist (also sowohl die Wärmeleitung als auch die Qualität der Regelung), um so mehr profitiert man vom schon enthaltenen Flussmittel – und um so mehr Spaß macht das am Ende, bis hin zum schon genannten Satz: "benimmt sich kaum anders als Bleilot".
Vorsicht mit Flussmitteln. Bei zig no clean fängt es nach Jahren an zu reagieren. Auch in der Industriellen Produktion mussten wir lernen und reinigen auch nach mehreren Jahren die alten Platinen trotzdem um einem Ausfall vorzubeugen. Wir haben schon zig bleifreie Pasten mittlerweile getestet, aber den "Idealen" Kandidaten noch nicht gefunden.
Chris K. schrieb: > Auch in der Industriellen Produktion mussten wir lernen und reinigen > auch nach mehreren Jahren die alten Platinen trotzdem um einem Ausfall > vorzubeugen. Völlig logisch. Ein Flussmittel muss reaktiv sein, damit es seine Arbeit erledigen kann. Haben wir schon damals im Studium gelernt. ;-) Es ist halt nur die Frage, wie herausfordernd die Umgebung ist, in der die Baugruppe am Ende betrieben wird. "Normales Büro" interessiert keinen, da kannste auch ein nicht "no clean" Flussmittel drauf lassen. "dauerhaft draußen" – da hilft nichts mehr, außer möglichst gut waschen und am Ende noch einen Schutzlack drauf¹. Dazwischen kann man sich beliebige Abstufungen aussuchen. ¹ Nur damit funktioniert mein Temperatur-Funk-Sensor überhaupt noch und verbraucht seine 2xLR03 lediglich innerhalb von 5+ Jahren. Trotzdem gibt es selbst da auf der Platine einige kleine Gammelstellen. Alle anderen Versuche einschließlich fertig gekaufter Funkmodule haben früher oder später den Geist aufgegeben.
Tobias schrieb: > Kann man die drei Artikel empfehlen Würde ich nicht. Nimm normales SAC bleifreies Lot, vergiss Lötpaste, die vergammelt selbst im Kühlschrank schnell, vergiss Stencils, vergiss (epoxyhaltiges) noclean Flussmittel nimm pures Kolophonium. Löte also per Handlötkolben, damit bekommt man zumindest ab 0603 über TQFP bis SOT3x3 SMD gelötet. Heissluft oder gar Galden überlässt man der Industrie. Wobei man klar sagen muss: bedrahtete Bauteile sind für Handbestückung entwickelt und ideal, SMD Bauteile sind für Automatenbestückung und dafür ideal. Schick wäre eine Fräse wie Sainsmart 1810 verheiratet mit P&P wie CHMT36VA mit Fräser zum ausfräsen der Platine, Dispenserkopf zum aufbringen von Lötpaste und Bestückerkopf zum platzieren der Bauteile und dann ein Galdenbad, aber als funktionsfähiges Fertigprodukt habe ich das noch nicht gesehen.
Jörg W. schrieb: > "Normales Büro" interessiert keinen, > da kannste auch ein nicht "no clean" Flussmittel drauf lassen. > "dauerhaft draußen" – da hilft nichts mehr, außer möglichst gut waschen > und am Ende noch einen Schutzlack drauf¹. Ich rede nicht von Geräten für draußen sonder für Entwicklung mit Betriebszeiten > +10 Jahren im Entwicklungsbereich Preisklasse 50k+ . Deßhalb waschen wir auch Baugruppen nach mehreren Jahren auch noch da wir meinten no clean ist ja so gut. Ist zum Glück in der Historie der BG vermerkt. Aber bei jeder Rep schauen wir nach und machen das vorsorglich. Wie schon gesagt und du das bestätigst das Flussmittel ist reaktiv. Also vorsoglich reinigen wenn das Gerät mehrere Jahre funktionieren soll. BG für Flugfunk können noch immer mit Bleihaltigem Lot gelötet werden. Bisher wurde noch nicht ein zuverlässiges Lot gefunden das einen mechanischen Stress für den Bereich aushält. Und jegliche Änderung der Prozesse würde eine komplette "Neu" Zertifizierung benötigen für Technik die schon seit über 10 Jahren in zig zivilen Flugzeugen im Einsatz ist.
> vergiss Lötpaste, die vergammelt selbst im Kühlschrank schnell,
Bei mir nicht. :)
Dabei hab ich das Zeug sogar extra die letzten Monate normal auf
dem Schreibtisch stehen gehabt.
Ich hab die Paste in eine kleine Weithalsglasdose mit eingeschliffenem
Deckel
umgefuellt. Sowas ist, mit Schlifffett, wirklich dicht. Ein wahre
Freude bei regelmaessigem aber seltenem Umgang damit!
Ansonsten moechte auch ich vor diesem Wismutloten warnen.
Ich hab davon auch so 2-3 rumliegen. Die haben alle ein echt
beschissenes Fliess und Benetzungsverhalten. Nur einsetzen
wenn es wirklich nicht anders geht.
Vanye
p.s: Da ich, wie vermutlich die meisten die nicht im Labor sozialisiert
sind, normalerweise kein Schlifffett rumliegen habe, habe ich einfach
hauchduennes Silikonfett genommen. Nu ganz wenig so das der Schliff
gerade durchsichtig wird beim auftragen.
Chris K. schrieb: > Betriebszeiten > +10 Jahren Solange die Umgebung halbwegs trocken ist, ist das auch mit Flussmittelresten drauf kein Thema. Feuchtigkeit ist das A und O, welches dazu führt, dass das Flussmittel auch jenseits seiner eigentlichen Bestimmung aktiv wird.
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