Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Graphitstaub in Hochspannungskabel?


von Reinhard R. (reinhardr)


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Hallo,

meine Frage passt zwar nicht mehr ganz zu Mikrocontrollern aber 
hoffentlich noch zur (Leistungs)elektronik. Ich hoffe sie ist hier nicht 
zu OT.

Ich bekam vor kurzem ein "etwas größeres" (70mm^2, 20kV) Koaxkabel in 
die Finger das mir ein wenig zu denken gab.

Das Kabel enthält zwei Lagen deren Sinn mit nicht ganz klar ist. Diese 
besteht aus zwei Schichten eines weichen Kunststoffs der relativ 
flexibel ist, ähnlich wie ein Stoffgewebe. Diese Schichten sind mit 
einem schwarzen Pulver beschichtet bei dem ich vermute dass es sich um 
Graphit handeln könnte.

Das Kabel ist dabei wie folgt aufgebaut (von innen nach außen): 
Kernleiter, "schwarze Zwischenlage", Isolation (weiß, ev. Silikon), 
"schwarze Zwischenlage", Außenleiter, Außenisolation.

Ich habe mir jetzt, wild spekulierend, zwei Theorien zusammengereimt 
wozu die gut sein könnten:
A) Das Graphit dient als Gleitmittel, was es einfacher macht das dicke 
Kabel in relativ engen Radien zu biegen.
B) Das Graphit dient dazu eine glatte leitfähige Oberfläche zu erzielen. 
Damit reduziert man die lokalen Feldgradienten direkt an der Oberfläche 
der geflochtenen Leiter.

So richtig überzeugen tut mich keine der beiden Varianten. Kennt 
irgendjemand den wahren Sinn dieser Lagen? Ist das wirklich Graphit?

Falls das wirklich Graphit ist, müsste man sich bei der Handhabung etwas 
überlegen. Wenn man nicht aufpasst versaut man sich sonst alles mit 
einer leitfähigen Staubschicht, die sich nicht vernünftig entfernen 
lässt, was man im kV Bereich ja nicht gut gebrauchen kann.

Gruß
Reinhard

von AC/DC (Gast)


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Im Kfz-Bereich(Fiat) hatte ich mal ein Zündkabel das einen 
Glasfaser-Graphit-
Leiter hatte. Das hat aber nach Jahren mucken gemacht und wurde dann
durch das übliche Kupfer-Hochspannungszündkabel ersetzt.
Was du da hast, könnte ein Hochspannungs-Hochleistungs-Koaxialkabel 
sein.
Als Schmiermittel ist Graphit im Kabelbereich fraglich was du ja auch
für unglaubwürdig hältst. Dafür nimmt man üblicherweise Talkum, es sei 
denn, man benötigt einen Leiter. Dann kann man auch Graphit nehmen. Du 
kannst doch mit nen Ohmmeter messen, ob die Schicht einen Widerstand 
hat.
Da haste wenigstens die Erkenntniss das es Graphit ist.
Ich kannte mal einen Dipl.Ing.der Kabelkonstrukteur bei einem
Kabelhersteller war. Leider ist eine Kontaktaufnahme nicht mehr möglich
um ihn zu fragen.

von ... (Gast)


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kann sich eigentlich nur um kfz-zündkabel handeln.

die sind so aufgebaut um geringere hf-störungen zu verursachen.

von Der A. (der-albi)


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hehe... das hat vllt was mit den ominösen 50 Ohm zu tun.. :-D
Wenns Impedanzmäßig nihcthinhaut, streut man Graphit in die Leitungen

liedchenpfeif

von Torsten (Gast)


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Die schwarzen Schichten dienen zur Feldsteuerung, die innere Schicht 
sorgt für ein gleichmäßiges Feld um den Leiter und die äußere begrenzt 
das elektrische Feld auf die Leiterisolierung.
Die äußere Schicht wird zusammen mit den Schirmdrähten auf beiden Seiten 
des Kabels geerdet.
Und es dürfte sich in der Tat um Graphit handeln, war früher weit 
verbreitet.

Gruß
Torsten

von Johannes M. (johnny-m)


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... wrote:
> kann sich eigentlich nur um kfz-zündkabel handeln.
...mit 70 mm²? Logo...

Die Annahme B) ist soweit korrekt. Es handelt sich um die sog. 
Leitschichten zur Feld-Homogenisierung. Da die Leiteroberfläche nicht 
eben ist, gibt es lokale Felderhöhungen, die zu Teilentladungen und 
weiteren Schädigungen der Isolierung führen können. Deshalb wird bei 
Hochspannungskabeln eine leitfähige, ebene Schicht auf die Leiter 
aufgebracht, die dafür sorgt, dass das elektrische Feld in der 
Isolierung ein reines Radialfeld ist. Bei Kunststoff-isolierten Kabeln 
wird das mit leitfähigem Kunststoff (mit Ruß versetzt) gemacht, der 
direkt beim Herstellungsprozess mit aufextrudiert werden kann. Bei 
anderen Isolierungen (Papier-Masse u.ä.) wird eine Schicht aus 
Ruß-Papier eingewickelt.

BTW: Hast Du mal ein Foto von dem Kabel? Würde mich mal interessieren. 
V.a., was das genau für eine Isolierung ist.

von Sebastian (Gast)


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Dieses Carbon- oder Rußpapier (bzw. bei PE/VPE-Kabeln auch Polymer-
Compound) dient zum Ausgleich der örtlichen Überhöhung des elektrischen
Feldes und wird auch als Leiterglättung bezeichnet.

Daneben gibts noch eine zweite leitfähige Schicht
unter dem metallischen Schirm, wobei es sich meist um eine Metall-
oder metallisierte Folie in Kombination mit Rußpapier (oder Polymer-
Compound) handelt, welche als Höchstädter-Folie oder H-Folie bezeichnet 
wird.

Gruß
Sebastian

von Reinhard R. (reinhardr)


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Danke für die Informationen. Ich werde mal versuchen ein 
aussagekräftiges Foto von dem Kabel zu machen. Dass kann aber ein paar 
Tage dauern.

Gruß
Reinhard

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