Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik 56k-Modem Schaltung und Mythen


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

was ist eigentlich in einem 56k-Modem drin? Wo finde ich die Schaltung 
und Datenblätter zu den ICs?
So nun stelle ich hier noch einmal die Frage nach dem Modemtuning:
Also da wir sowieso bald auch UMTS oder EDGE wechseln, machts ja nichts, 
wenn der Telefonanschluss kaputte geht :)
Also ich lese immer wieder davon, dass es mit gewissen (evtl. nicht 100% 
legalen Tricks) möglich ist die Geschwindigkeit eines solchen Modems am 
normalen Telekom-Analoganschluss zu tunen. Dazu muss ja zwangsläufig die 
Bandbreite von 300 bis 3700 Hz etwas aufgedehnt werden. Ich vermute das 
geht so: Es ist doch möglich, wenn die Leitungsanzahl nicht ausreicht, 
mehrere Telefon-Kunden per Multiplexer auf eine Leitung zu schalten. 
Möglicherweise ist das bei den meisten Anschlüssen schon entsprechend 
vorkonfiguriert und das Modem kann mit bestimmten Steuerkommandos der 
Vermittlungsstelle weiß machen, es sei ein Multiplexanschluss mit 
mehreren Telefonen. Allerdings mussten die, die solche Tuningtricks 
probiert haben, nicht mehr bezahlen, also muss es wohl irgendwie anders 
gehen, evtl. wird da so eine Art Hochgeschwindigkeits-Option aktiviert, 
die in den Vor-DSL-Zeiten für TV-on-demand oder Bildtelefonie gedacht 
war, noch vorhanden ist, aber nicht mehr offiziell angeboten wird. 
Möglich sei die Geschwindigkeitssteigerung mit dem Modem: "Highscreen 
BahnBooster 56k" und mit einigen weiteren, dann allerdings erst nach 
umlöten von zwei Widerständen. Allerdings geht das wohl nur an 
bestimmten Telefonanschlüssen. So soll es einmal einen Internetprovider 
gegeben haben, der anstatt in einen DSL-Ausbau zu investieren, eben 
diese Möglichkeit anbot eine hohe Geschwindigkeit zu erreichen. 
(Wahrscheinlich Modemfirmwareupdate erforderlich) Dieser Anbieter hieß 
glaube ich "Chemtel" oder so ähnlich.
Desweiteren sei es möglich die Verbindung mit bestimmten 
Steuerinformationen (>4kHz) als kostenlose Serviceverbindung zu 
deklarieren.
Was ist denn nun an der ganzen Sache dran? Ich will es einfach wissen, 
weil ich so etwas total spannend finde. Schließlich findet man kaum 
Infos zu der ganzen Telekomtechnik.

von Roland P. (pram)


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Stefan Helmert wrote:
> Hallo,
>
> was ist eigentlich in einem 56k-Modem drin? Wo finde ich die Schaltung
> und Datenblätter zu den ICs?

Dies ist im Wesentlichen ein DSP (Digitaler Signalprozessor) welcher auf 
mehreren Trägern Informationen drauf moduliert. Vorstellen kannst dir 
das in etwa wie beim Radio: Im Bereich 88-108 MHz können mehrere 
Radiosendungen übertragen werden. Du musst nun alle Sendungen 
gleichzeitig hören und die Informationen zusammenführen.

Das Modem überträgt im Bereich 300-3700 Hz ebenfalls mehrere 'Sendungen' 
mit relativ niedriger Bitrate. Das andere Modem fasst alle Träger wieder 
zusammen und gewinnt daraus die Nutzdaten.

> Also ich lese immer wieder davon, dass es mit gewissen (evtl. nicht 100%
> legalen Tricks) möglich ist die Geschwindigkeit eines solchen Modems am
> normalen Telekom-Analoganschluss zu tunen. Dazu muss ja zwangsläufig die
> Bandbreite von 300 bis 3700 Hz etwas aufgedehnt werden.

Die Bandbreite sollte man nicht künstlich verschlechtern. Analoge 
Telefonanlagen, AWADO's, evtl auch Blitzschutzfilter können negativen 
Einfluss auf die Ü-Rate machen.

> Ich vermute das
> geht so: Es ist doch möglich, wenn die Leitungsanzahl nicht ausreicht,
> mehrere Telefon-Kunden per Multiplexer auf eine Leitung zu schalten.

Ein Multiplexer garantiert glaub ich max 14400 bps wie es für 
Faxübertragung nötig ist. Wenn du mehr schaffst, hast einfach Glück 
gehabt :-)

> ...
> Desweiteren sei es möglich die Verbindung mit bestimmten
> Steuerinformationen (>4kHz) als kostenlose Serviceverbindung zu
> deklarieren.

Dies war möglich, als noch "inband Signaling" verwendet wurde. 
(Steuerinformationen wurden im Sprachkanal übertragen).
Diese Technik wird aber (fast) nicht mehr verwendet.

> Was ist denn nun an der ganzen Sache dran? Ich will es einfach wissen,
> weil ich so etwas total spannend finde. Schließlich findet man kaum
> Infos zu der ganzen Telekomtechnik.

weitere Infos findest mit google unter dem Begriff "blueboxing"

Gruß
Roland Praml

von Thomas (kosmos)


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um solche Sachen zu unterbinden wir in der Vermittlungsstelle sicherlich 
die Bandbreite begrenzt, wäre ja nur das aufschalten eines Tiefpasses 
nötig.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Also, der Grund wieso ich glaube, dass man da mehr rausholen kann (evtl. 
sogar kostenlos) ist, dass die Telekom uns einen Telefonanschluss gelegt 
hatten, ohne dass wir einen beauftragt hatte. Sie haben uns einfach 
gefragt, ob sie einen legen sollen, wir wollten zu der zeit aber noch 
keinen haben/bezahlen. Wir waren einverstanden, hatten aber keinen 
Telefonvertrag abgeschlossen.
Dann kamen die Techniker, rissen die Straße auf und legten eine 2,3 
Mbit/s SDSL/HDSL-Standleitung (2 Doppeladern, eine für hin, eine für 
zurück), die auch aktiviert wurde, es wurde nur kein Dienst 
freigeschaltet. An diesem Bus hängen normalerweise viele 
Telefonanschlüsse dran, z. B. in einem Mietshaus, für jede Mietwohnung. 
Bei uns ist das aber nur ein Analoganschluss, der da dran hängt. Als wir 
dann doch einen Telefonvertrag hatten, kamen die Techniker noch einmal 
und hatten alles korrigiert, was sie falsch angeschlossen hatten und 
habe die kaputten Netzkomponenten getauscht.
Dank PDH-Technik werden wohl die 64 kbit/s vom Telefonanschluss um viele 
Füllbits erweitert, um die gesamte Multiplexleitung voll zu kriegen.
An der SU (schließt Standleitung ab, stellt Telefonanschluss bereit) 
sind 4 separate Anschlüsse für analoge Telefone dran, die unabhängig 
gleichzeitig genutzt werden könnten, wovon aber nur einer freigeschaltet 
ist.
Wenn man DSL bestellen will, sind nur premium-Tarife mit 3 festen IPs 
und mit 16 € pro angefangenem GB möglich (bis max 2,3 Mbit/s 
symmetrisch).
Nun hatte ich halt die Idee, dass man da was Hacken kann, z. B. noch 
einen weiteren von den 4 Anschlüssen freischalten, oder bei der SU ein 
Firmware"update" machen, dass sie statt Füllbits Nutzdaten überträgt. 
Interessant ist vor allem das der gleiche SMX, den man erhält, wenn man 
einen ISDN-BA bestellt, wohl auch per Mausklick (leider nur durch die 
Telekom) zu einen ISDN-PMX umkonfiguriert werden kann. Man kann wohl 
auch die ID/Adresse dieser Box umstellen, dass die Telekom glaubt, man 
sei der Nachbar :)
Ach nochwas: die Telekom hat die Plombe vergessen, an dem Ding und 
Aufkleber ist auch keiner dran, der zerreißt, wenn man es öffnet.
OK an Telekomeigentum herumlöten ist vielleicht keine ganz so tolle 
Idee, aber vielleicht gibt es ja auch sowas wie einen Factorymode, den 
der Techniker direkt vom Anschluss aus aktivieren kann, um ihn zu testen 
und zu konfigurieren, ohne dass dieser freigeschaltet sein muss...
Ich weiß, dass man es nicht darf, aber machen könnte man bestimmt 
einiges.
Von diese Blueboxes, Whiteboxes,... hab ich auch schon gehört, aber 
modernste Telekomtechnik kann man mit einfarbigen Schachteln bestimmt 
nicht mehr beeindrucken, da muss wohl leider viel mehr Know How her. Ich 
habe versucht noch mehr über das Telekomzeug herauszufinden, aber die 
Firma, die diese Technik entwickelt hatte, wollte mir keine Datenblätter 
geben, sie seien "nur für unsere Kunden, die diese Technik einsetzen". 
War's wieder nichts - bah

von Siggi (Gast)


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@Stefan

Wie lange ist Dein Frisör noch im Urlaub?

von Alexander L. (lippi2000)


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@Stefan

Also bei einem analogen Anschluß in PDH sprichst du auf unterster Ebene 
von einem PCM 30 Rahmen der eine Datenrate von 2048kBit/s besitzt. (30 
timeslots mit 64kBit/s + Rahmenkennwort(bzw.Meldewort) + Kennzeichen).

Gestopft wird überigens erst beim DSMX 2/8.

Auch wenn du Daten in die anderen Sprachkanäle mit 64kBit/s einspeisen 
könntest, muss der Demultiplexer an der Vermittlungsstelle diese auch 
irgendwohin verschalten. Da müsstest du schon vor dem Muxer sitzen un ne 
Wegeschaltung durchführen...Zudem weißt du überhaupt nicht was danach 
noch kommt. Wahrscheinlich wird der PCM 30 auch gleich in den ersten 
STM-1 Rahmen (SDH) geschoben.

Kauf dir lieber ne ordentliche DSL- oder Kabelleitung anstatt 
irgendwelche Sprachkanäle bündeln zu wollen.

von Christian B. (casandro)


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Stefan Helmert wrote:
> Hallo,
>
> was ist eigentlich in einem 56k-Modem drin? Wo finde ich die Schaltung
> und Datenblätter zu den ICs?

Im Prinzip macht so ein Modem folgendes: Die Gegenstelle kodiert die 
Daten und schickt die einfach auf die digitale Leitung nach der es dann, 
kurz vor Deinem Modem, wieder D/A gewandelt wird. Dein Modem wandelt das 
Signal mit einem A/D-Wandler wider in Bits um. Nehmen wir mal an, beide 
Wandler sind jetzt genau optimal abgestimmt. Jedes Byte welche Du rein 
gibst kommt, wenn man mal Rauschen u.Ä. vernachlässigt, kommt dann 
perfekt wieder raus. Somit könntest Du theoretisch 64k übertragen, durch 
die notwendige Kodierung wird das halt nur 56k, maximal.

> So nun stelle ich hier noch einmal die Frage nach dem Modemtuning:
> Also da wir sowieso bald auch UMTS oder EDGE wechseln, machts ja nichts,
> wenn der Telefonanschluss kaputte geht :)

UMTS und EDGE sind Schmalbandlösungen, wobei bei UMTS die maximale 
Bandbreite mit Tricks theoretisch beliebig hoch getrieben werden könnte.

> Also ich lese immer wieder davon, dass es mit gewissen (evtl. nicht 100%
> legalen Tricks) möglich ist die Geschwindigkeit eines solchen Modems am
> normalen Telekom-Analoganschluss zu tunen. Dazu muss ja zwangsläufig die
> Bandbreite von 300 bis 3700 Hz etwas aufgedehnt werden. Ich vermute das
> geht so: Es ist doch möglich, wenn die Leitungsanzahl nicht ausreicht,
> mehrere Telefon-Kunden per Multiplexer auf eine Leitung zu schalten.


Moment, unser Telefonnetz ist inzwischen 100% ISDN (bis auf die 
Mobilteile, die sind schrottiger). Bei ISDN hast Du nur Deinen 64k 
Kanal, mehr als 64k kannst Du da nie über einen Kanal machen.

Aber: Früher gab es mal ein System welches sich TF-System nannte. Damals 
hatte man unterschiedliche Telefonkanäle per SSB auf das Kabel gegeben. 
Firmen wie Kabel Deutschland benutzen das heute immernoch in 
abgewandelter Form. Damals hat die Bundespost den Kanalabstand einiger 
Leitungen in der Nacht verbreitert. So was gibts aber heute nicht mehr. 
Du hast heute im Festnetz immer Deine 64k Kanäle.

> Desweiteren sei es möglich die Verbindung mit bestimmten
> Steuerinformationen (>4kHz) als kostenlose Serviceverbindung zu
> deklarieren.

Über 4kHz ging, wie schon gesagt, nie wirklich was durch. Was es früher 
mal gab war folgendes. Die Gebührenzählung vom Fernamt zu Dir wurde als 
16 kHz Burst pro Gebühreneinheit übertragen. Wenn Du nun einfach ein 
lautes 16kHz Dauersignal darufgegeben hast, so hat die Spule des 
Gebührenzählers ständig angezogen und somit nur einen Impuls gezählt. 
Das geht jedoch schon seit Ewigkeiten nicht mehr.

Was Du vermutlich meinst ist folgendes: Heute hast Du bei 
Telefonleitungen in der Regel getrennte Kanäle für die Signalisierung. 
Spricht die Informationen ob ein Kanal benutzt ist und was gewählt 
wurde, etc. In Entwicklungsländern mit analogen Telefonnetzen, 
beispielsweise den USA, gibts aber ein sogennantes In-Band-Signalling. 
Bei diesem System werden Töne übertragen, welche diese Signalisierung 
machen.

Ein Ton war besonders wichtig, 2600 Hz. Dieser Ton lag auf der Leitung, 
wenn sie nicht belegt war. Jetzt kannst Du in diesen Ländern folgendes 
machen. Geb den Ton drauf, die entfernte Vermittlungsstelle glaubt, Du 
hättest aufgelegt und der Kanal ist frei. Jetzt nimmst Du den Ton wieder 
weg, und die entfernte Vermittlungsstelle glaubt, es ist ein neue Anruf 
da. Jetzt kannst Du dieser Vermittlungsstelle Deine Nummer übermitteln. 
Das musst Du mit sogenannten MF-Tönen machen. Dabei kannst Du sogar 
Nummern wählen, die Du normal nicht wählen können würdest.

> Was ist denn nun an der ganzen Sache dran? Ich will es einfach wissen,
> weil ich so etwas total spannend finde. Schließlich findet man kaum
> Infos zu der ganzen Telekomtechnik.

Ähm, es gibt da schon einige Vorträge dazu, zum Beispiel hier:
http://www.thelasthope.org/talks.html

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