Forum: Offtopic Gewinner und Verlierer der neuen Abgeltungssteuer


von Berater (Gast)


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Ohne groß darüber nachzudenken oder Berechungen anzustellen, kann sich 
ein jeder Mensch an zwei Fingern abzählöen, WER der Gwinner der neuen 
Abgeltungssteuer ist: Die Großverdiener und die Großanleger, richtig!

Wer des dennoch schwarz auf weis braucht, siehe Diagramm:

Der Kleinverdiener mit rund 20k Einkommen im Jahr und einem 
Spitzensteuersatz von einen 20%+Soli+Kirche, wird durch die neue 
Regelung benachteiligt, weil Freibetrag sinkt und Steuersatz steigt. 
Sparer mit rund 40k einlage kriegen nur 90% der Zinsen ausgezahlt.

Der Großverdiener mit rund 60k Einkommen im Jahr und einem 
Spitzensteuersatz von einen 42%+Soli+Kirche, hat trotz geringerem 
Freibetrag eine deutliche Verbesserung zu erwarten (grün) - besonders, 
wenn er viel angelegt hat. Dies kann man, im Gegensatz zu dem 
Kleinverdiener, wohl auch annehmen: Sparer mit rund 120k Einlage kriegen 
nun 110% der Zinsen ausgezahlt.

Die größten Verlierer der Reform sind die älteren Rentner und ehemaligen 
Freiberufler, die Geld angespart haben, um davon im Alter leben zu 
können: Sie hätten einen geringen Steuersatz, da sie wenig oder kein 
Einkommen haben und besitzen einen hohen Einlagebetrag, um deren Zinsen 
sie jetzt betrogen werden.

Nur wer wenig oder garnichts auf der Kante hat, hat keinen Nachteil - 
ergo: Ab mit dem Geld nach Liechtenstein oder in die Schweiz und eine 
Immobilie kaufen die zinsfreie Gewinne bringt.

von Berater (Gast)


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So und nun richtig zum Ärgen: Unterstellt man, dass Geringverdiener 
weniger sparen können, so besteht ein Zusammenhang zwischen Einlage und 
Steuersatz. Den habe ich eingetragen und zum Vergleich jeweils eine 
Person gegenübergestellt, die keinen Soli und keine Kirchensteuer zahlt.

Das Ganze nun für die alten und aktuellen Zinssätze von 3,xx und 4,xx.

Wer wenig spart hat heute 40% mehr Zinsertrag, wer um die 40k auf der 
Kante hat, kriegt nur 20% mehr, als damals und wer mehr als 120 spart, 
der bekommt wieder 40% mehr Zinsen raus. Hat man 200k auf der Kante, 
sind es 61% mehr Zinsen!

Ist das nicht eine toole Bunderegierung ?

von Siegfried (Gast)


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Es ist doch möglich, die zuwenig erhaltenen Zinsen bei der jährlichen 
Steuerklärung anzugeben. Oder?

von Nexus (Gast)


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Ja du hast recht. Auf die erzwungenen staatlichen Ersparnisse kann man 
sich nicht verlassen - die werden veruntreut. Selbst sparen wird auch 
zunehmend unattraktiv. Es bleibt eigentlich nur eine gewisse Summe mit 
in den Skiurlaub zu nehmen :x

Wo hast du eigentlich die Daten her, die du in deinen Tabellen 
verwendest?

von Spötter (Gast)


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"WER der Gwinner der neuen
Abgeltungssteuer ist: Die Großverdiener und die Großanleger, richtig!"

Trivial.

=> Zusammengefasst:

1.) "Kleiner" Anleger, persönlicher Steuersatz von bisher z.B. 20%:
Muss sich unbedingt (!) veranlagen lassen, damit er nicht pauschal um
25 % + Soli/Kirche abgezockt wird, das geht.

2.) ( Viel ) "besserverdienender" Anleger, persönlicher Steuersatz 
bisher von z.B. 40 %:
Bei ihm war es bisher so, dass ( wie bei jedem ) ALLE Einkünfte 
abzüglich Freibeträge usw. am Ende zusammengezählt wurden und erst DANN 
der sich für ALLES ergebende Steuersatz bestimmt wurde.

Ab 2009 wird der Kapital-Einkünfte-Anteil schon VORHER mit ( für 
Nicht-Arme eher günstige ) 25 % erledigt, sodass ggf. auch für die 
anderen Einkünfte, z.B. aus nichtselbständiger Arbeit, ab sofort ein 
GERINGERER Steuersatz herauskommt !

Die Zinsen usw. gehen eben nicht mehr in die Progression ein !

"Leistung" ( hier: Kapitalertragsleistung ) soll sich ja schliesslich 
wieder lohnen, hier tut sie es gleich zweifach ( für ehrliche 
Superreiche, die auch OHNE Zinsen bereits den max. Steuersatz haben, 
"nur" einfach ).

MfG.

von Ingenieur (Gast)


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>Die Zinsen usw. gehen eben nicht mehr in die Progression ein !

Stimmt! Ein weiterer Vorteil, der dem zugute kommt, der einen hohen 
Steuersatz hat. Das gilt aber nur für den, der gerade so in der Mitte 
liegt. Die Einnahmen eines Spitzenverdieners sind aber meistens so hoch, 
daß für die letzten Euros immer der Spitzensatz zu zahlen ist. Das ist 
bei Singles so um etwa 60k der Fall, je nach den persönlichen Abzügen. 
Diesen letzten Euros kommen ja die Zinsen gleich, wenn sie weggenommen 
weren oder würden, bzw wenn eine andere Einnahme hinzukäme, oder 
wegfiele.

Da die Zinsen in 2008 letztmalig mit dem vollen Steuersatz (inklusive 
Soli+Kirche = knapp 50%) belegt sind, werden sie praktisch halbiert!

Oder genauer: Der Spitzenverdiener musste auf seine Zinsen affige 
Abschläge hinnehmen, die nun wegfallen. Der Kleinverdiener hat da wenig 
davon.

>Kleiner" Anleger, persönlicher Steuersatz von bisher z.B. 20%:
>Muss sich unbedingt (!) veranlagen lassen,

Auch das ist richtig, doch auch hier gilt der Effekt des letzen Euros: 
Schon ab rund 30k Jahreseinnahmen zahlt man für die hohen Euros einen 
Satz von mehr als 25% Steuern. Nur im Mittel kommt ein Steuersatz von 
unter 20% raus, weil die Freibeträge wirken und die Steuer erst ab 
eineem Sockelbetrag einsetzt. Wenn man diese Rechnungen vergleicht 
bleibt es sich doch gleich.

Nur, wenn jemand so wenig verdient, daß er auch mit den letzten Euros 
unter den 25% liegt, holt er durch die Veranlagung was raus. Der Vorteil 
ist aber gering, würde ich mal sagen, zumal die meisten so wenig auf der 
Sparbuch haben dürften, daß sie eh unter dem Freibetrag liegen.

Oder werden die Zinsen rausgenommen und mit dem mittleren Steuersatz 
bewertet?

Wie auch immer. Die, die da tatsächlich was rausholen, stehen auch 
schlechter und sie hätten sich vor allem schon vorher längst veranlagen 
lassen müssen, da das FA ja die ganze Zeit 30% abgezogen hat. Da gibt es 
jetzt eher einige, für die sich jetzt die VA nicht mehr lohnt, weil der 
Nachteil der Pauschalversteuerung geringer wird, als vorher.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Für die meisten wird sich 
kaum bis wenig tun. Die, für die sich was tut, sind die Gutverdiener mit 
hohem Sparvermögen, die vorher viele Steuern zahlen mussten.

Nun fragt sich jeder nach dem Grund, doch auch der ist einfach zu 
durchschauen:

Die Regierung will, daß das Spargeld auf den deutschen Konten bleibt bzw 
wieder dorthin transferiert wird. Aus Kreisen der Bundesbank, die ja 
schon länger die Leitzinsen anpassen will, sind Töne zu hören, dass das 
Bundesfinanzministerium ordentlich auf die Bremse tritt und lieber eine 
Inflationsverschärfung einkalkuliert, als jetzt die Zinsen anpassen zu 
lassen, denn dann gingen die Sparzinsen runter und der 
Kapitalbremseffekt wäre nicht erreicht.

Wartet mal in 3 Monaten: Dann geht der Leitzins an die Konjunktur und 
den Geldfluss angepasst. Dann brauchen die Banken das viele Privatgeld 
nicht mehr und die Zinsen fallen in den Keller und zusätzlich, nachdem 
das GEld mal einige Jahre auf den Banken liegt und "erfasst" ist, wird 
die Pauschalsteuer wieder abgeschafft und es gilt dann wieder der 
individuelle Steuersatz, um die Besserverdienenden wieder zu belangen.

Bestrebungen gibt es ja schon jetzt: Eine Reihe von Verbänden fordert 
heftigst den Rückkehr zur alten Besteuerung bei höheren Freibeträgen, um 
die Kleinsparer zu schonen. Dies wird nunr von der Regierung blockiert!

noch ... !

von UBoot-Stocki (Gast)


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Hallo,

was ich nicht verstehe: Wenn man im Jahr weniger als 801€ Zinsen 
bekommt, dann kiegt man doch unter dem Freibetrag und bezahlt keine 
Abgeltungssteuer ?! Man müsste als 16021€ zu 5% Zins auf der Bank liegen 
haben um überhaupt Abgeltungssteuer zu bezahlen ?!

Ist das nicht ein Luxusproblem ?

Gruß

Andreas

von Uhu U. (uhu)


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UBoot-Stocki wrote:
> Ist das nicht ein Luxusproblem ?

Sind 16021 € schon Luxus?

von Gast (Gast)


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> veranlagen lassen

was ist damit gemeint?

von Uhu U. (uhu)


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Gast wrote:
>> veranlagen lassen
>
> was ist damit gemeint?

Er meint, daß man eine Einkommensteuererklärung abgibt.

Veranlagung bedeutet, daß das Finanzamt eine geforderte, aber nicht 
abgegebene Steuererklärung duch eine - i.d.R. für den Steuerpflichtigen 
nicht vorteilhafte - Schätzung ersetzt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Veranlagung_(Steuerrecht)

von Spötter (Gast)


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Veranlagung:

Ich meinte damit, die Zins-(usw.) Erträge so wie bisher in der 
Steuererklärung ( Anlage KAP ) anzugeben, ist u.U. günstiger, s.o.

[ Diese Möglichkeit ist im aktuellen Gesetz als "Veranlagungsotion" 
bezeichnet (?). ]

J. Ackermann und Co. haben vermutlich etwas mehr auf ihren Sparkonten 
als 16 k€ ..., und daher noch viel grössere Probleme !

Gruss

von Gast (Gast)


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Ackermann und Co bekommen auf ihr Festgeld auch höhere Zinsen. Ab 
1.000.000 kannst Du mit der Bank handeln.

Die Zinsen sind eh Betrug! Erst ab 4.00% kriegt man überhapt was ruas, 
Danke Abgeltung und Teuerungsrate

von John S. (Gast)


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Mal den populistischen Unsinn ins rechte Licht rücken.

1.)
>Die Großverdiener und die Großanleger, richtig!

Diese Aussage ist unsinnig, da nicht der Verdienst extra versteuert 
wird, sondern die Erträge der Anlagen.

2.)
>Der Kleinverdiener mit rund 20k Einkommen im Jahr und einem1
>Spitzensteuersatz von einen 20%+Soli+Kirche, wird durch die neue
>Regelung benachteiligt, weil Freibetrag sinkt und Steuersatz steigt.
>Sparer mit rund 40k einlage kriegen nur 90% der Zinsen ausgezahlt.

Dann beantragt er eine normale Veranlagung der Kapitaleinkünfte. Dadurch 
erhält er zuviel gezahlte Abgeltungssteuer zurück.

3.) Es wurden nur Zinsen betrachtet und das nicht ohne Grund. Während 
Zinsen vorher zu 100% zum EkStsatz versteuert wurden, werden sie jetzt 
bei Verdienern mit einem Steuersatz über 25% (Einkommen ca. 45.000) 
besser gestellt. Aber das ist ausschließlich bei Zinsen so.

Die Mehrheit hat jedoch in Aktien, Fonds und Zertifikaten investiert. 
Deren laufende Erträge wurden vorher über das Halbeinkünfteverfahren nur 
zu Hälfte zum persönlichen Steuersatz versteuert. Realisierte 
Kursgewinne waren nach Ablauf der Spekulationsfrist von 12 Monaten 
STEUERFREI! Jetzt werden alle Einkünfte gleich behandelt, also zu 25% 
versteuert.

4.) Wurden vorher Zinsen zu 100% zum EkSt-Satz versteuert, hatte das 
wesentlich weniger Auswirkungen bei Personen, die von den Zinsen leben 
wollen. Bis ca. 45.000 EUR Zinsen! (Einlage bei obigen Steuersatz 
geschätzt 1.2 Mio) war man besser gestellt.

Fazit: Verlierer sind besonders diejenigen, die hohe Beträge in Aktien 
investiert haben. Das sind i.d.R. keine Kleinverdiener. Die so 
verhassten Reichen würden liebend gerne wieder die alte Regelung 
zurückhaben.

von aha (Gast)


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Die deutsche Wirtschaft laeuft mit angezogener Handbremse. Das 
Wichtigste ist aber Sicherzustellen dass sicher jedes Rad einzeln 
maximal gebremst wird. Dies wird den "der andere bekommt mehr" 
Funktionalismus angetrieben.

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