Forum: Haus & Smart Home Fragen zu Gebäudeautom. allgemein


von Markus (Gast)


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Hallo zusammen,
ich bin gerade am Informationen sammeln für meine Diplomarbeit an der TH 
Karlsruhe, Bauingenieurwesen: "Gebäudeatomation, Stand der Technik, 
Planungsaspekte, Entwicklungstendenzen und Wirtschaftl./Techn. 
Systemvergleich"
Es soll hier nur die GA abgehandelt werden, nicht die Prozessautomation 
oder Fabrikautomation.

Es wäre sehr nett wenn mir jemand ein kurzes Statement zu meinen Fragen 
geben könnte:

Was ist als Stand der Technik in der Gebäudeautomation zu sehen ? EIB, 
LON und evtl die SPS-Geschichte?
Gibt es noch weitere Systeme die oft eingesetzt werden und somit den 
Stand der Technik wiederspiegeln?

Worin unterscheiden sich EIB und LON im Hinblick auf Kosten, Anwendung, 
Installation, Einrichtung? Was wird eher für was verwendet?

Was wird eher zur GA eingesetzt?

EIB hab ich ja mal soweit verstanden, aber mit LON da tue ich mich noch 
etwas schwer... Wie funktioniert das im Vergleich zu EIB?

Im Voraus schon mal herzlichen Dank für die Unterstützung.

Schöne Grüße
Markus

von G. L. (glt)


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Markus wrote:

> Was ist als Stand der Technik in der Gebäudeautomation zu sehen ? EIB,
> LON und evtl die SPS-Geschichte?
> Gibt es noch weitere Systeme die oft eingesetzt werden und somit den
> Stand der Technik wiederspiegeln?

State-of-art ist BACNet
gängige Subsysteme sind sowohl KNX (eh. EIB) und LON
wobei LON auch für BACNet Verwendung findet BACNet/LON

> Worin unterscheiden sich EIB und LON im Hinblick auf Kosten, Anwendung,
> Installation, Einrichtung? Was wird eher für was verwendet?
Anwendung und Installation unterscheidet sich im Grunde nicht - jedoch 
die grundsätzliche Leistungsfähigkeit. LON ist tendenziell "teurer" wenn 
es um "reine" E-Technik geht; kommt HLKS ins Spiel kann LON seien 
Vorteile eher ausspielen.

> Was wird eher zur GA eingesetzt?
Schwerpunkt HLKS -> LON, sonst KNX, wobei das eher fliessend zu 
betrachten ist, da beide Systeme zur Problemlösung herangezogen werden 
können.

Oftmals liegt es am Planer, was er ausschreibt ;-)

> EIB hab ich ja mal soweit verstanden, aber mit LON da tue ich mich noch
> etwas schwer... Wie funktioniert das im Vergleich zu EIB?

KNX kann man nur hinsichtlich LONMark vergleichen - sonst nicht.
Es gibt propitäre LON-Systeme, aber keine solche innerhalb KNX ;-)

KNX zu LONMark sind sich ziemlich ähnlich, die "Funktionsverdrahtung" 
wird im KNX mittels Verknüpfung (LON Binding+Group) realisiert, die 
KNX-Verknüpfungsobjekten stehen die NVT's (LONMark SNVT) gegenüber. Im 
KNX gibt es als Inbetriebnahmesoftware nur ein Produkt, die ETS; für LON 
gibt es mehrere z.B. LONMaker, Pathfinder, NL220,......

Auffälligster Unterschied ist für den Endkunden wohl die Lizenzierung - 
bei KNX-Produkte ist diese im Kaufpreis enthalten, bei LONMark wird die 
Lizenz bei Inbetriebnahme fällig.


Moderne Gebäudeleittechnik verwendet im Grunde nicht EIN 
Protokoll/System sondern kombiniert.

Managementebene bilden die typ. GLT-Systeme der bekannten Hersteller wie 
Siemens, Honeywell,.... - inzwischen auf BACNet.

Auf AS-Ebene werden Controller (spezialisiere SPSen) eingesetzt; 
Vernetzung/Anbindung an die Managementebene via Ethernet, BACNet/IP, 
BACNet/LON.

Auf Feldebene finden sich EIB, LON, 485er-Busse; es ist auch üblich 
diese parallel zu verwenden, d.h. im selben Raum werden alle Techniken 
gleichzeitig, aber für verschiedene Aufgaben eingesetzt.

Teilweise werden die Feldbusse unterhalb der Controller eingebunden, 
aber auch OPC-Aufschaltung ist weit verbreitet/etabliert. Neu werden die 
Feldbusse auch mittels BACNet-Gateways direkt in die Managementebene 
eingebunden.

Als Beispiel eine Kälte/Lüftungszentrale:
Die Lichtsteuerung wurde mit KNX realisiert, die Lüftungsanlage selbst 
mit einer AS eines renommierten GLT-Herstellers automatisiert, die 
Kältemaschine mit eigener Steuerung wird per BACNet eingebunden und die 
Regelventile, Pumpen der NE/NK-Kreise sind mittels LON vernetzt und in 
die AS eingebunden - die Stromversorgung wird von spezialisierten 
Modulen überwacht, welche mittels eines propitären 485er-Busses 
kommunizieren und ihre Meldung via OPC-Server an die Leitstelle (Nutzer) 
abgeben; direkte Schalthandlungen werden mittels Hardwareschnittstelle 
ausgelöst.

Für KNX:
http://knx-user-forum.de/
http://www.eib-userclub.de/

von Markus (Gast)


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Vielen Dank erstmal für die Ausführungen.
Bin mittlerweile etwas weiter eingestiegen und hätte noch ein paar 
Fragen:

Warum bietet LON bei HLKS mehr Vorteile? Gibt es da eine größere Auswahl 
an LON_Geräten oder warum sonst?

Es gibt propitäre LON-Systeme, aber keine solche innerhalb KNX ;-) Was 
ist damit gemeint? Beides sind doch offene Systeme?

Was hat es mit BacNet auf sich? Kann man das als übergeordnetes 
Kommunikationsprotokoll für die ganzen Feldbusse und SPSen verstehen? 
Bedeutet dies dann ganz banal dass BacNet eine gemeinsame Sprache für 
die Komponenten darstellt? Wird dann über Gateways angekoppelt?

Zur LON-Lizenzierung? Wie ist das in der Praxis zu verstehen? Ich kaufe 
einen Lon-Knoten für x€ und bei der Inbetriebname zahle ich dann nochmal 
eine Lizenzgebühr? An wen geht diese? Zockt mir dann der Installateur 
nochmal 3,5€ pro Knoten ab und wer überwacht das dann schlussendlich?

Wäre super wenn mir nochmal jemand mit eine paar kurzen Statements 
weiterhelfen könnte. Ist doch besser man fragt die Experten und bekommt 
ein paar Tips aus der Praxis als dass man sich durch undurchsichtige 
Bücher quält... ;-)

Vielen Dank und
Grüße
Markus

von G. L. (glt)


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Markus wrote:
> Warum bietet LON bei HLKS mehr Vorteile? Gibt es da eine größere Auswahl
> an LON_Geräten oder warum sonst?
Eine grössere Auswahl an HLKS-spezialisierten Geräten (Pumpen, ERRs, 
VAV-Regler,Kühlstellenregler,Heizungssteurungen, 
Kältemaschinensteuerungen,...) und eine höhere Grundgeschwindigkeit 
(78kb/TP)
Auch einige Einschränkungen innerhalb der Programmierung von KNX kennt 
LON nicht.

Der Busaufbau bietet bei LON z.B. die Möglichkeit Ringe zu bilden - bei 
KNX strengstens verboten.

> Es gibt propitäre LON-Systeme, aber keine solche innerhalb KNX ;-) Was
> ist damit gemeint? Beides sind doch offene Systeme?
LON ist mitnichten ein System sondern eine Technologie - eine 
Kompatibilität/Interoperabilität ergibt sich dadurch nicht zwangsläufig. 
Für einen Vergleich zu KNX muss LONMark herangezogen werden.

KNX:
Ein KNX-Gerät muss mit der ETS (das ist die alleinige Standardsoftware) 
programmiert werden können und mit allen anderen KNX-Geräten 
kommunizieren können.

LONMark:
Derlei Geräte müssen mit anderen LONMark-Geräten kommunizieren können - 
wie bei EIB.

LON:
Die Geräte besitzen eine LON-Schnittstelle und sind somit ohne Probleme 
mit einem derartigen Bus verbindbar (elektrisch); sie müssen aber 
nicht!! zwingend in der Lage sein, mit anderen, nach 
LONMark-spezifierten Geräten kommunizieren zu können, der Hersteller ist 
nicht verpflichtet entsprechende Plugins an andere auszuhändigen, er 
kann eine, nicht auf dem Markt erhältliche SW verwenden, seine 
Wertesendungen über den Bus müssen keiner Norm entsprechen,.... eben 
propitär.

Wird jede(s) Anwendung(System) "offen" nur weil sie Ethernet, USB, V24, 
RS485,... unterstüzt?


> Was hat es mit BacNet auf sich? Kann man das als übergeordnetes
> Kommunikationsprotokoll für die ganzen Feldbusse und SPSen verstehen?
> Bedeutet dies dann ganz banal dass BacNet eine gemeinsame Sprache für
> die Komponenten darstellt? Wird dann über Gateways angekoppelt?
BACNet ist ein spezifiziertes Protokoll für GLT-Anlagen welches für alle 
3 Ebenen der GA vorgesehen ist, derzeit aber nur auf 
Management-/Automationsebene zu finden ist. Die Feldebene (unterste 
Schicht) wird derzeit von LONMark und Konnex dominiert.

Feldbusse mit eigenen Protokollen können auf BACNet per Gateways 
aufgeschalten werden - dies wird in der Praxis so auch gemacht, wobei 
nie alle Informationen der Feldbusse, sondern nur die benötigten, 
umgesetzt werden z.B. für eine Visualisierung, Störmeldewesen,...

> Zur LON-Lizenzierung? Wie ist das in der Praxis zu verstehen? Ich kaufe
> einen Lon-Knoten für x€ und bei der Inbetriebname zahle ich dann nochmal
> eine Lizenzgebühr? An wen geht diese? Zockt mir dann der Installateur
> nochmal 3,5€ pro Knoten ab und wer überwacht das dann schlussendlich?
Genau so ist das - bei Inbetriebnahme wird die Lizenz fürs Binding 
fällig.
Installateur wird das sicherlich nicht machen, aber der Systemintegrator 
;-)
Die Lizenz(en) werden als Paket vom Integrator gekauft, an den Kunden 
verkauft und überwacht wird das von der Inbetriebnahmesoftware (die 
zählt vom freigeschaltenen Lizenzvolumen rückwärts runter). Die Lizenzen 
werden (über den Toolhersteller) an die Fa. Echelon abgeführt, wenn das 
LNS-Betriebssystem (nennen die so) verwendet wird. LNS ist übrigens 
Grundlage bei öffentlichen Ausschreibungen LONMark-konformer GA.

von Paul (Gast)


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Ich hoffe ich stör nicht. Beschäftige mich auch mit der Materie, jedoch 
eher auf der Anwenderseite.
Hab auch alles soweit verstanden. Eine Frage hätte ich jedoch.
Was ist unter dem LNS-Betriebssystem zu verstehen? Ist damit die 
LNS-Datenbank gemeint, die zur LON Einrichtung empfohlen wird? Oder ist 
das ein extra Tool?
Ich hebe gelesen, das das LNS-Betriebssystem bereit beim LonMaker 
enthalten ist. Heißt das, ich kann mit dem LonMaker direkt loslegen und 
ein LON-Netzwerk einrichten?

Danke schon mal im voraus
Paul

von G. L. (glt)


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Paul wrote:
> Was ist unter dem LNS-Betriebssystem zu verstehen? Ist damit die
> LNS-Datenbank gemeint, die zur LON Einrichtung empfohlen wird?
Ja
> Ich hebe gelesen, das das LNS-Betriebssystem bereit beim LonMaker
> enthalten ist. Heißt das, ich kann mit dem LonMaker direkt loslegen und
> ein LON-Netzwerk einrichten?
Benötigt werden noch ausreichend Lizenzen ->Credits

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