Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Jobwechsel in sehr kleine Firma?


von Franzi (Gast)


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Moin,

ich habe Elektrotechnik im norddeutschen Raum studiert und arbeite 
derzeit in einer größeren Firma (etwa 3000 Beschäftigte). Da ich in 
dieser Firma mit den Arbeitsbedingungen (Gehalt, Jobsicherheit, 
Kollegen) sehr zufrieden bin, aber ich mit der Tätigkeit an sich 
(ausschließlich Papierkram) absolut unzufrieden und teilweise sogar sehr 
genervt bin, hab ich mich vor einem Monat in einer sehr kleinen Firma 
beworben. In dieser Firma arbeiten etwa 10 Ingenieure, das Hauptgebiet 
liegt auf der Softwareentwicklung (Protokollstacks, 
Betriebssystemintegration etc.).

Mein Problem ist jetzt, dass ich hin und her gerissen bin. Auf der einen 
Seite habe ich nen sicheren Job und wirklich kein bisschen Spass dran, 
auf der anderen Seite habe ich ein Angebot einer kleinen Firma bei der 
mir die Arbeit höchstwahrschienlich echt Spass machen würde.
Wie und nach welchen Kriterien würdet Ihr entscheiden? - Irgendwie hab 
ich Muffe vor so nem Jobwechsel, andererseits kann ich mir momentan nix 
Schöneres vorstellen.

Gruß

P.s.: Ich habe letztes Jahr mein E-Studium abgeschlossen und fühle mich 
in der Programmierung sehr wohl und habe Spass am logischen denken und 
der Mathematik. Denkt ihr ein Ing. für E-Technik kommt (nach kurzer 
Einarbeitungszeit) auch mit Betriebsystemkernprogrammierung etc zurecht? 
Ich hab da etwas bedenken - würde es aber sehr gern tun.

von ups.... (Gast)


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Wenn du von dieser Firma eingestellt wirst, dann nur weil
die erwarten, das du die gestellte Aufgabe erfüllst und
wenn du Pech hast ist es nur eine einmalige Projektarbeit
die kurz vor Ende der Projektarbeit zu Ende ist und dann
tschüß. Ohne nachhaltige Beschäftigungsgarantie würde
ich da nicht anfangen wollen weil das viel zu unsicher ist.
Ich würde dir raten, sofern die Vorteile nicht
überwiegen, bei der alten Firma zu bleiben, deine
Unzufriedenheit mit deinem Vorgesetzten zu besprechen
und versuchen Innerbetrieblich eine attraktivere Aufgabe
zu bekommen. Wenn`s nicht funzt kannst du deine Arbeits-
leistung ja verringern bis man zum Einlenken bereit ist.
Im Fall eines Wechsels wären ein paar Jahre BE dann
Vorteilhafter.

von ups.... (Gast)


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>Ende der Projektarbeit...

ups, es sollte Probezeit heißen...

von Sascha D. (saschad)


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Hallo,

ich habe nach meinem Studium in einer kleinen Firma angefangen (10 
Leute) und ich muß sagen, dass das super war. Ich habe dort sehr viel 
gelernt. Die Arbeit war sehr abwechslungsreich, da jeder mal in den 
Bereich des anderen "reingeschnuppert" hat. Nach fünf Jahren habe ich an 
ein Institut gewechselt. Ich habe nach ziemlich kurzer Zeit festgestellt 
das es mir dort gar nicht gefällt (Kollegen usw. waren ok, aber die 
Arbeit eben nicht). Nach einem halben Jahr an dem Institut bin ich zu 
einem großen Unternehmen gewechselt (3500 Mitarbeiter, weltweit 70 
Standorte). Hier bin ich im Bereich der analog Entwicklung tätig. Klar 
ist der Job in dem größeren Unternehmen wahrscheinlich sicherer, aber 
ich denke man sollte auch Spaß an der Arbeit haben, denn letztendlich 
verbringt man einen sehr großen Teil seiner Zeit damit und wenn Dir das, 
was Du derzeit machst, so gar keinen Spaß macht, dann ist es vielleicht 
eine Überlegung wert zu wechseln. Für mich hat es sich in jedem Fall 
gelohnt.

Gruß

Sascha

von Joel S. (hansjoerg)


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moin franzi,

ich denke die Antwort hast dir selbst gegeben!

Ich kann jedem nur raten das zu tun wo er wirklich Spass hat -- eine 
Alternative gibts nicht.
Es gibt keine Firma die eine absolute Sicherheit geben kann. Was 
letztendlich zählt ist deine Fähigkeiten in dem Fachgebiet welche auch 
letztendlich deine Berufserfahrung ausmacht.

Du bist als Ing. nur interessant wenn du technisch am Ball bleibts! Das 
gilt auch innerhalb deiner jetzigen Firma. Mit 'Papierkram' hast du 
keine Changse.



grüssle

von David (Gast)


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@ups
extreme ängstliche besitzstandshalter verlieren auf dauer immer, die 
welt ist im wandel, gerade als ingenieur sollte man das eigentlich 
begriffen haben...

@Franzi
spass an der arbeit ist wohl etwas vom wichtigsten, meine wenn's dir 
schon nach einem jahr absolut keinen spass macht, dann bist du am 
falschen ort, sichere stell hin oder her...
wechseln ist grundsätzlich sowiso zu empfehlen, meine sorry, wenn du an 
der arbeit keinen spass hast, kannst du dann auf dauer überhaupt ein 
guter ingenieur sein?

vielleicht bin ich altmodisch, aber für mich ist es wichtig, dass ich in 
einer firma arbeite, wo ich spass daran habe, wo ich mich mit der firma 
halbwegs idendifizieren kann, überzeugt bin dass top produkte 
hergestellt werden, wo das betriebsklima und die arbeitskollegen 
stimmen, finanziell sollte es auch passen, alles andere würde ich 
persönlich als nicht nachhaltig bezeichnen...
und wohin nicht nachhaltiges verhalten führt, sehen wir ja bei den 
banken...

von Franzi (Gast)


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ich hab vergessen zu erwähnen, dass diese Firma auf Grund ihrer Größe 
sowohl Entwicklungsdienstlungen anbietet (aussschließlich hausinterne 
Arbeit) als auch eigene (wenige) Produkte anbietet.

Was meint Ihr zu der Tatsache, das ich mit Betriebssystemprogrammierung 
bis jetzt noch nix zu tun hatte, also keinerlei Erfahrung habe - kann 
man sich das in nicht allzu langer Zeit aneignen wenn man sich 
eigentlich eher mit hardwarenaher Programmierung während des Studiums 
beschäftigt hat?

Gruß Franzi

von Gast (Gast)


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Hallo,

ich ich kann Deine Bedenken durchaus verstehen. Ich habe mein 
Praxissemester in einer kleinen Klitsche gemacht und meine Diplomarbeit 
bei einem sehr großen Unternehmen im Bereich der Luftfahrt. Beide 
Firmengrößen haben Ihre Vor- und Nachteile. Insgesamt hat die Arbeit in 
der kleinen Firma mehr Spaß gemacht, aber ich denke es ist wichtig wie 
groß das Eigenkapital ist und wie der Chef drauf ist. Mir gefiel in der 
kleinen Frima überhaupt nicht, dass die Umsetzung der Projekte immer von 
der Laune des Chefs und dem momentanten Kontostand abhängig war. Leider 
zählten dort auch Überstunden nichts, da es eh Gleitzeit war, aber die 
meisten Mitarbeiter bei 300+ waren und es quasi keine Möglichkeit gab 
diese abzufeiern. Mit anderen Worten es wurde einiges an Arbeit gemacht, 
die nicht unbedingt Ingenieure machen müssen (alleine aus 
Kostenfaktoren) sondern eigentlich die Leute aus der Produktion oder dem 
Büro. Aber man lernt einiges, weil man in alle Bereich reingucken kann. 
Vorausgesetzt man kann von älteren, erfahreren Kollegen lernen.
Ich bin jetzt in einem Mittelständigen Unternehmen mit über 150 
Mitarbeitern und dort sind die Vorteile von Klein- und Großunternehmen 
vereint.
Zusammengefasst wäre mir wichtig:
- Familienunternehmen? Wie ist die Unternehmensleitung?
- Eigenkapital der Firma? (ich weiß schwer zu beurteilen)
- erfahrene Kollegen, von denen man lernen kann.
- das Gehalt wird natürlich nie dem eines Großunternehmens betragen, 
aber unter Wert sollte man sich auch nicht bezahlen lassen

von Max (Gast)


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Franzi, ich würde nicht wechseln. Es ist ein völlig neues Gebiet in dem 
du dich seeehr lange einarbeiten musst.
Eine kleine Firma bedeutet auch immer:
- kein Wechsel der Aufgabenstellung/Projekte möglich
- hoher Kostendruck
- wenig Neueinstellungen --> du wirst lange Zeit "die Neue" sein
- kein Kündigungsschutz --> du bist die erste der wieder gekündigt wird
- möglicherweise autoritärer Chef mit altgedienten Lieblingen
- Gehalt?

von m"8 (Gast)


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In einer kleineren Firma kann es auch sehr locker zugehen. So habe ich 
es erlebt. An deiner Stelle würde ich jedoch intern eine Abteilung zu 
wechseln.

von Matthias (Gast)


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> vielleicht bin ich altmodisch, aber für mich ist es wichtig, dass ich in
> einer firma arbeite, wo ich spass daran habe, wo ich mich mit der firma
> halbwegs idendifizieren kann, überzeugt bin dass top produkte
> hergestellt werden, wo das betriebsklima und die arbeitskollegen
> stimmen, finanziell sollte es auch passen, alles andere würde ich
> persönlich als nicht nachhaltig bezeichnen...
> und wohin nicht nachhaltiges verhalten führt, sehen wir ja bei den
> banken...

fassen wir zusammen, du willst in einer firma arbeiten, in der du ...
- spaß hast
- dich mit den produkten identifizieren kannst
- betriebsklima stimmt
- kollegen stimmen
- finanziell paßt

Viel Spaß bei der Suche ! Soviele Wünschen schränken die Zahl der 
potentiellen Arbeitgeber unnötig ein.

von daniel (Gast)


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kommt wohl auf das Betriebssystem an.
ich bin mir ziemlich sicher, dass es sehr sehr wenige Linuxprogrammierer
gibt, die zB Linuxkernel an jeder Ecke kennen. In der Regel braucht
man auch nicht alles zu wissen. Vielmehr geht es um sehr viel Lesen,
und Ausprobieren.
Ein kleineres eigen(firmen)gebautes BS sollte man aber in der Lage sein
zu überblicken.

von Oliver N. (neufranke)


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Ich kann den meisten nur beiflichten! Im Prinzip muss man Dir raten 
sofort zu kündigen, weil der Spass die Hauptsache sein sollte, aber Du 
darfst momentan ...

.. AUF GAR KEINEN FALL WECHSELN!

Wie oben schon gesagt, brauchst du eine Beschäftigungsgaratie - die es 
kaum geben wird. Da es eine kleine Firma ist, wird weniger bezahlt, als 
woanders und so sind da sicher einige gegangen, die jetzt schnell 
ersetzt werden müssen. Die nehmen daher jeden, der einigermassen passt 
und da du als Anfnger billg genug bist, passt es auch automatisch!!!!

Was in 6 Monaten ist, weiss kein Aas. Die können dich bei so einer 
kleinen Firma auch lange nach der Probezeit kündigen, wenn es keinen Job 
gibt, auf den Du passt und als Fachfrender bist du sofort ohne Abfindung 
kündbar.

Fazit: Wenn Du nicht irgendwie sicher stellen kannst, dass das mal 2 
Jahre geht, dann Lass es lieber sein!

von Take it easy (Gast)


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>Fazit: Wenn Du nicht irgendwie sicher stellen kannst, dass das mal 2
>Jahre geht, dann Lass es lieber sein!
Diese Einschätzung teile ich ebenfalls.

>Auf der einen
>Seite habe ich nen sicheren Job und wirklich kein bisschen Spass dran,
dann würde ich langfristig wechseln, zumal Du ja die Qualifikationen + 
BE hast.

>Wie und nach welchen Kriterien würdet Ihr entscheiden?
mache Dir doch selbst eine Auflistung mit Gewichtungen

>auf der anderen Seite habe ich ein Angebot einer kleinen Firma bei der
>mir die Arbeit höchstwahrschienlich echt Spass machen würde
das weißt Du ja noch gar nicht, sondern vermutest es nur.
An Deiner Stelle würde ich zwar wechseln, aber aufgrund Deiner guten 
Ausgangslage (und da verstehe ich Dich nicht), würde ich mir bei der 
Suche Zeit lassen. Du mußt Dich aber insgesamt verbessern (m.E. auch 
gehaltsmäßgig), sonst macht ein Wechsel kaum Sinn.

>Viel Spaß bei der Suche ! Soviele Wünschen schränken die Zahl der
>potentiellen Arbeitgeber unnötig ein
na wenn schon, er hat ja aufgrund seiner Qualifikation und 
Berufserfahrung auch die Möglichkeit Forderungen zu stellen.
Viele (mich eingeschlossen) sind da in wesentlich schlechteren 
Positionen.
Hauptsache nicht arbeitslos!

>Was meint Ihr zu der Tatsache, das ich mit Betriebssystemprogrammierung
>bis jetzt noch nix zu tun hatte, also keinerlei Erfahrung habe - kann
>man sich das in nicht allzu langer Zeit aneignen wenn man sich
>eigentlich eher mit hardwarenaher Programmierung während des Studiums
>beschäftigt hat?
Du wirst u.U. nicht zur Creme de la Creme aufsteigen (da muß man schon 
jahrelang dabei sein), aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
Und es reicht ja auch aus, wenn Du die geforderten Leistungen erbringst 
- da Du das Zutrauen hast, wird das auch gelingen - man kann sich selbst 
am besten einschätzen.
Dann dürfte ja kein Mensch mehr den Studiengang wechseln oder was 
anderes machen, als er irgendwann mal in der Lehre, Studium,etc. gelernt 
hat.
Ich würde mir allerdings die Zeit nehmen und auch mal ein vermeindlich 
gut passendes Angebot ausschlagen - man muß viele Dinge abwägen.
S.o., Du hast Zeit und kannst in Ruhe agieren.

von fritz (Gast)


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> Fazit: Wenn Du nicht irgendwie sicher stellen kannst, dass das mal 2
> Jahre geht, dann Lass es lieber sein!
Mal eine Frage zu dieser Aussage: Wie kann man sowas sicherstellen?
Ich würde sagen gar nicht, denn man kommt an solche Infos nicht ran,
in den Firmenpräsentation (Internetseite, Broschüren, Messen etc) ist
immer alles toll und jeder der absolute Weltmarktführer.
Ich will nicht provozieren, mich interessiert das wirklich.

von Oliver N. (neufranke)


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Lass Dir in den Vertrag etwas reinschreiben, gute Leute machen das so. 
Wahrscheinlich bist du aber nicht in der Position, das fordern zu 
können.

von fritz (Gast)


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> Lass Dir in den Vertrag etwas reinschreiben, gute Leute machen das so.
Was denn? Eine lange Kündigungsfrist?
> Wahrscheinlich bist du aber nicht in der Position, das fordern zu
> können.
Nö, habe ich auch nicht behauptet, sonst würde ich das ja auch wissen.

von Vorgängerfrage (Gast)


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Falls es einen Vorgänger gab, sollte man wissen, warum er gegengen ist.
Das kann man etwas auf seine Zukunft schließen. Drehtür-Effekt?

von gast (Gast)


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>Falls es einen Vorgänger gab, sollte man wissen, warum er gegengen ist.
Das werden die Dir gerade sagen - vor allem, wenn einer tatsächlcih 
wegen der Zustände in der Firma geflüchtet ist.

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