Forum: Offtopic Frage an die Finanzexperten


von Faraday (Gast)


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Hallo,
ich brauche mal ein bißchen Nachhilfe.
Die Banken halten doch nur 2% ihrer Kredite als echte Geldreserve im 
Tresor (Geldschöpfung, fractional reserve banking).Der Rest, 98%, sind 
Kredite oder Buchgeld.Der Geldwert sollte doch dem Warenwert des Landes 
entsprechen?
Frage1: sind das nun die 2% oder 2%+98% ?

Ich habe mal gehört, daß Zinsen eigentlich nie vollständig zurückgezahlt 
werden können. D.h., verzinster Geldverleih führt zwangsläufig zur 
Verarmung auf der einen und Bereicherung auf der anderen Seite.
Beispiel: Eine Bank verleiht 10 Personen je 100€ mit 10% Zinsen. Am 
Jahresende verlangt sie aber 110€ von jedem, obwohl sie nur je 100€ 
ausgegeben hat. Lösung a: einer geht Pleite und gibt seine 100€ an die 
anderen 9 ab. Lösung b: der Pleite Gegangene nimmt einen neuen Kredit 
auf und damit wieder Zinsen (Konjunkturpaket).
Frage 2: Wo kommen die Zinsen her?

von wisser (Gast)


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> Der Geldwert sollte doch dem Warenwert des Landes entsprechen?

hä?

von Andreas J. (antibyte)


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von Faraday (Gast)


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@hä
dann eben die Geldmenge
wäre schön, wenn Du eine Frage beantworten könntest

@Andreas
Video läuft zu langsam bei mir.

Vielleicht kann mir ja jemand mit einfachen Worten die Fragen 
beantworten

von wisser (Gast)


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es gibt keinen echten zusammenhang zwischen geldmenge und warenwert. da 
sich währung ex nihilo schöpfen lässt ist die geldmenge schon längst bei 
einem vielfachen des warenwertes angelangt.

das geld anich hat keinerlein relevabnten wert mehr, nachgefragt ist es 
lediglich da es einziges schuldtilgungsmittel ist, und es zwangsläufig 
mindestens so viel schuld gibt wie geld....

von Weingut P. (weinbauer)


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die Zinsen können nur aus dem primären Wirtschaftssektor kommen
durc hAbbau von Rohstoffen oder Anbau von Lebensmittlen, Fischfang,
Forstwirtschaft etc., bei denen mehr Geld erwirtschaftet als aufgewendet 
wird.

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer.

von Faraday (Gast)


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>ist die geldmenge schon längst bei
>einem vielfachen des warenwertes angelangt.

also Inflation, Tendenz durch Geldschöpfung steigend ?

von wisser (Gast)


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nö, dort werden fische, rohstoffe, etc. erwirtschaftet - kein geld. die 
zinsen sind aber genau wie die schuld in geld zu tilgen, und da 
tilgungs+zins>geld kollabiert das geldsystem wenn kein aufschulden 
stattfindet.

geld kommt aus kredit / schuld. nicht aus der urproduktion. deshalb ist 
der wert des geldes auch damit die schuld tilgen zu können, nicht aber 
einen fisch kaufen zu können. das resultiert allenfalls (wenn die 
umstände passen -> der fischer hat schulden) sekundär.

von wisser (Gast)


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> also Inflation, Tendenz durch Geldschöpfung steigend ?

natürlich hatten wir in den letzten jahrzehnten inflation, schau dir die 
geldmengenentwicklung an.

im augenblick jedoch fallen kreditnehmer aus, die aufschuldung stockt. 
das ist das gegenteil von inflation.

und derzeit wird nicht unbedingt geld geschöpft, das sieht nur so aus, 
weil einer, nämlich der staat, viel kredit nimmt. ob er damit 
zahlungsausfälle + kreditnahme aus der wegbrechenden real- und 
finanzindustrie überkompensieren kann, und ob das dann überhaubt eine 
gute idee wäre, wird sich erst noch zeigen.

es besteht hier allerdings kein zusammenhang mit den waren und deren 
wert. inflation ist NICHT teuerung. teuerung KANN aus inflation 
resultieren, mehr nicht.

inflation ist zunächst geldmengenwachstum, deflation ist 
geldmengenverringerung. sagt schon der wortsinn.

das eine ensteht durch aufschulden, das andere durch zahlungsausfall.

den wert der waren der geldmenge gegenüberstellen kann man nicht, da 
deren preis eben variabel ist. geld ist zunächst einmal kein 
bezahlmittel für waren, es ist schuldentilgungsmittel, wobei auch 
steuern eine art schuld sind. die kaufbarkeit von waren und deren 
preisbidlung resultiert folgend  - mit glück jedefalls.

von Timbo (Gast)


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Ja was denn nun? Durch Kredite und geforderte Zinsen wird doch mehr Geld 
gefordert als jemals in Existenz gebracht wurde. Wie soll das gehen ohne 
dass es irgendwann einen Zahlungsausfall (oder gar Staatsbankrott) gibt?

von wisser (Gast)


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- es geht solange gut wie die schuldenmenge wächst

- wer hat gesagt das es keinen zahlungsausfall oder staatsbankrott geben 
wird? so selten ist sowas garnicht. oder zahlen wir immer noch in 
römischen sesterzen?

von Dr. ökon. Brinkmann (Gast)


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>- wer hat gesagt das es keinen zahlungsausfall oder staatsbankrott geben
>wird? so selten ist sowas garnicht. oder zahlen wir immer noch in
>römischen sesterzen?

Es geht so lange gut, wie Vertrauen in das Geld besteht. Solange ich 
weiß, dass ich für dieses eigentlich wertlose Papier meine Brötchen 
kaufen kann, vertraue ich darauf und setze es ein. Merke ich, dass ich 
für mein Geld immer weniger bekomme, schwindet das Vertrauen, ich 
versuche das Geld in reale Werte zu tauschen, die überdauern.

Die Geldmenge entspricht nicht dem Warenwert. Wenn alle Kredite zu mehr 
produzierten Waren führen würden, wäre das vielleicht so. Aber da viele 
Kredite auch platzen, und das geliehene Geld auch nicht immer in den 
produzierenden Sektor fließt, besteht eine Diskrepanz.

Wird diese Diskrepanz zu groß, wird der Wert des Geldes einfach 
zurückgesetzt  -> Währungsreform. Die Hyperinflation in den 20ern 
entstand, weil der Staat unablässig Geld druckte, um die Kriegsschulden 
bezahlen zu können. Gleichzeitig lag die Wirtschaft darnieder, ergo war 
viel mehr Geld als Warenwert vorhanden, was zum Kollaps und zur 
Rentenmark führte.

In früheren Zeiten waren Geldmünzen aus Edelmetallen, so dass die 
Menschen automatisch Vertrauen hatten. Später, mit Einführung des 
Papiergeldes, hat die Regierung garantiert, dass man dies jederzeit in 
eine bestimmte Menge Gold umtauschen konnte (Golddeckung der Währung). 
Auch dies schaffte Vertrauen.

Durch den Kapitalismus und die steigenden Produktionsmöglichkeiten, was 
zu mehr Kapitalbedarf (Kredite) führte, konnte die Golddeckung aber 
nicht aufrecht erhalten werden. Zunächst lagerten die Zentralbanken nur 
noch einen Teil der eigentlich äquivalenten Goldmenge ein (z.B. 10% der 
Geldmenge), später wurde es ganz abgeschafft.

Im Grunde hat man früher darauf vertraut, dass Gold und Edelmetalle 
immer wertvoll sein werden, also dass Menschen diese Metalle immer 
nachfragen werden. Alles Psychologie. Heute hofft man, dass die Menschen 
in die Wirtschaft und die Banken soviel Vertrauen haben, dass sie das 
kreditgestützte Geldsystem akzeptieren.

von Faraday (Gast)


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>es geht solange gut wie die schuldenmenge wächst

also Lösung b?

na toll, die Banken werden immer reicher, die Schuldenlast und damit die 
Steuern immer mehr. Und uns erzählt man, daß es uns noch nie so gut 
ging, wie jetzt.

was ist mit Lösung a?, ohne Neuverschuldung

von Dr. ökon. Brinkmann (Gast)


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>Beispiel: Eine Bank verleiht 10 Personen je 100€ mit 10% Zinsen. Am
>Jahresende verlangt sie aber 110€ von jedem, obwohl sie nur je 100€
>ausgegeben hat. Lösung a: einer geht Pleite und gibt seine 100€ an die
>anderen 9 ab. Lösung b: der Pleite Gegangene nimmt einen neuen Kredit
>auf und damit wieder Zinsen (Konjunkturpaket).

Das Beispiel zeigt ganz gut, dass das Wirtschaftssystem auf Umverteilung 
basiert. Damit ich Gewinne erwirtschafte, muss irgendjemand anderes den 
Bach runter gehen.

von Dr. ökon. Brinkmann (Gast)


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>was ist mit Lösung a?, ohne Neuverschuldung

Passiert doch auch oft genug. Irgendwann gibt die Bank dir eben keinen 
Kredit mehr wenn du die Zinsen nicht aufbringen kannst, weil dein 
Geschäftsmodell nicht funktioniert.

von Axel (Gast)


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>Beispiel: Eine Bank verleiht 10 Personen je 100€ mit 10% Zinsen. Am
>Jahresende verlangt sie aber 110€ von jedem, obwohl sie nur je 100€
>ausgegeben hat. Lösung a: einer geht Pleite und gibt seine 100€ an die
>anderen 9 ab. Lösung b: der Pleite Gegangene nimmt einen neuen Kredit
>auf und damit wieder Zinsen (Konjunkturpaket).
<Frage 2: Wo kommen die Zinsen her?

Aus dem, was der Zinszahler mit dem Geld erwirtschaftet hat.

Wenn der z. B. ein Haus gebaut hat und dieses Haus nun mehr wert ist, 
als er an Schulden hatte, kann er das Haus verkaufen und den Kredit 
inklusive Schulden zurückzahlen.

Das Haus ist dann z. B. mehr wert, wenn er für 100 € Material gekauft 
hat, und für 20 € Arbeit reingesteckt hat. Dann ist das Haus 120€ wert 
und er hat nach Abzug der Zinsen noch 10 € Gewinn gemacht.

Die zusätzlichen 10€ an Geld (die ja zusätzlich in Umlauf sein müssen) 
kann die Notenbank zusätzlich rausgeben, weil dem ja jetzt auch mehr 
Werte entgegenstehen.

Bei der ganzen Kalkulation mit Inlfation etc. wird immer genre 
vergessen, dass die Leute ja auch arbeiten und diese Arbeitsleistung ja 
auch einer realen Wertsteigerung entsprechen. Ein Haus ist eben viel 
mehr wert als die Summe seiner Rohstoffe.

Gruss
Axel

von Faraday (Gast)


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>Dann ist das Haus 120€ wert
>und er hat nach Abzug der Zinsen noch 10 € Gewinn gemacht.

die Frage ist nun, wer gibt ihm die 120€? Jeder hat nur 100€ erhalten + 
die 10€ Zusatzgeld im Umlauf.

von Axel (Gast)


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>die Frage ist nun, wer gibt ihm die 120€? Jeder hat nur 100€ erhalten +
>die 10€ Zusatzgeld im Umlauf.

Na von dem, den die Bank dafür bezahlt, dass er das Geld eintreibt. 
Dadurch bekommt der was von den Zinsen ab, die die Bank bekommt.

Gruss
Axel

von Dr. ökon. Brinkmann (Gast)


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>>die Frage ist nun, wer gibt ihm die 120€? Jeder hat nur 100€ erhalten +
>>die 10€ Zusatzgeld im Umlauf.

>Na von dem, den die Bank dafür bezahlt, dass er das Geld eintreibt.
>Dadurch bekommt der was von den Zinsen ab, die die Bank bekommt.

Er meint, wo das Geld für den Hauskauf herkommt, wenn nur 110 Euro pro 
Person vorhanden sind.

von Faraday (Gast)


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>Er meint, wo das Geld für den Hauskauf herkommt, wenn nur 110 Euro pro
>Person vorhanden sind.

kleine Korrektur:

Bank gibt aus:  10 x 100€  + 10€ (oder 20€)Zusatzgeld wegen 
Arbeitsleistung

Bank fordert:  10 x 110€  + 11€  ( 22€ )

von wisser (Gast)


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> Es geht so lange gut, wie Vertrauen in das Geld besteht. Solange ich
> weiß, dass ich für dieses eigentlich wertlose Papier meine Brötchen
> kaufen kann,


es geht solange gut wie es nicht zum deflationären collaps kommt oder 
zur hyperinflatorischen geldentwertung kommt. beides ist dem system 
immanent.

von "wissen" das man morgen etwas für sein geld bekommt kann kaum die 
rede sein, es ist eher ein "glauben".

so wie in der religion.

das die leute vertrauen und glauben in einem maße jenseits jeder 
vernunft lässt sich schon in diesem thread beobachten, über die häfte 
der poster kommt schlicht nicht mit zu kapieren das sie mit arbeit, 
investition etc. kein geld schöpfen um eine schuld zu tilgen die größer 
ist als die vorhandene geldmenge. jede neuschöpfung des zur tilgung von 
schuld+zins notwendigen geldmenge geht mit der erzeugung einer noch 
größeren schuld einher.

die menschen sind ganz generell zu dumm um geld zu verstehen, deshalb 
funktioniert es. ein schritt vom mikroökonomischen denken, dem 
betrachten einen einzelnen wirtschaftssubjekts, hin zu der 
volkswirtschaftlichen gesamtbetrachtung ist für den durchschnittlichen 
ingenieur und mikrocontrollerfreak wohl zu hoch.

von gast (Gast)


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Dieser Filmbeitrag erklärt die Zusammenhänge recht gut:
http://www.infokrieg.tv/Vortrag_Mannheim_Geldordnung_2008_03_15.html

von Faraday (Gast)


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>die menschen sind ganz generell zu dumm um geld zu verstehen

sei nicht so hart, viele haben sich einfach noch nicht genug damit 
beschäftigt.

>Durch den Kapitalismus und die steigenden Produktionsmöglichkeiten, was
>zu mehr Kapitalbedarf (Kredite) führte, konnte die Golddeckung aber
>nicht aufrecht erhalten werden.

kann man das so deuten: Der Kredit, den ich aufnehme existiert nur auf 
dem Papier oder als Zahl im Bank-PC. Dafür verschulde ich mich bei der 
Bank mit Eigentum oder Arbeitsleistung über den Lohn. Der Lohn wird vom 
Unternehmer bezahlt, der dafür auch wieder einen Kredit aufgenommen hat, 
natürlich mit Zinsen. Die Banken machen eigentlich nur ein intelligentes 
Schuldenmanagement  und je mehr die Wirtschaft boomt, desto mehr 
Schulden (Kredite) und Zinsen.

von Faraday (Gast)


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irgendwie verstehe ich das immer noch nicht ganz:
Die kapitalistische Produktion führt zu erhöhtem Kapitalbedarf. Wenn es 
noch keine Bank gäbe, müßte sie jetzt erfunden werden, oder ? 
Andererseits führen Zinsen immer zu Geldmangel und damit Pleiten, damit 
der Rest seine Zinsen bezahlen kann. Das dadurch die effektiven 
Unternehmen belohnt werden oder die uneffektiven vom Markt verschwinden 
klingt ja erstmal nicht schlecht.
Wenn man jetzt eine ehrliche Bank hätte, die nur ihre 
Aufwandsentschädigung als Zins berechnen würde, wäre dann die Welt 
wieder in Ordnung? Die würde dann aber genau wie die reale Bank auch nur 
Zahlen oder bestenfalls Geldscheine hin-und herschieben. Und auch die 
Pleiten würde es entsprechend dem Zinssatz geben, wenn auch weniger.

Wenn das so richtig ist, kann man den realen Banken eigentlich "nur" 
vorwerfen, daß der Zinssatz in keinem Verhältnis zum realen Aufwand mehr 
steht. Noch dazu wo dieser Aufwand sich vom Goldschmelzen über 
Gelddrucken auf einen Mausklick reduziert hat.

von Zardoz (Gast)


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> Andererseits führen Zinsen immer zu Geldmangel und damit Pleiten,
> damit der Rest seine Zinsen bezahlen kann.

Gäbe es keinen Mangel, müsste nicht gewirtschaftet werden. Flögen mir 
die gebratenen Täubchen in den Mund, bräuchte ich nicht zu arbeiten. 
Insofern passt das schon alles ...

Nice week,
Zardoz

von gast (Gast)


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> Dieser Film erklärt dass ganz gut, wenn auch "Sendung mit der
> Maus"-mäßig :
>
>http://video.google.de/videoplay?docid=-2537804408218048195&ei=ZEJuSfG3GZqu2gLAysytAg&q=fabian+gib+mir+die+welt+plus+5+prozent


Dieser Fabian-Film hat prinzipielle inhaltliche Mängel. Siehe auch:
http://www.heise.de/tp/blogs/foren/S-Fabian-Warum-ueberall-Geld-fehlt/forum-149722/msg-16076117/read/

von Dr. ökon. Brinkmann (Gast)


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>Wenn das so richtig ist, kann man den realen Banken eigentlich "nur"
>vorwerfen, daß der Zinssatz in keinem Verhältnis zum realen Aufwand mehr
>steht.

Banken sind eben auch Wirtschaftssubjekte, die auf Gewinnerzielung aus 
sind. Die Bank will wachsen, Mitarbeiter wollen Lohnzuwächse.

Wenn das nicht so sein soll, müßte es eine einzige staatliche Bank geben 
die kostenneutral arbeitet. Aber auch dann hast du immer die 
zinsbedingte Diskrepanz der Gelmenge.

Der ständige Geldmangel und dadurch der Zwang zu Krediten ist 
systembedingt. Man kann aber den Kollaps, wenn man geschickt ist und 
gewisse Regeln schafft, immer weiter nach hinten schieben. Wenn es dann 
solche Verwerfungen gibt wie zur Zeit, wackelt das Haus aber bedenklich.

Also vielleicht gar keine Zinsen. Müßte man mal zu Ende denken.

Der Staat vergibt Geld an jeden, der eine (sinnvolle) Investition 
tätigen will. Der Empfänger muss dann nur die geliehene Summe 
zurückzahlen.

von Zardoz (Gast)


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> Also vielleicht gar keine Zinsen. Müßte man mal zu Ende denken.

In Japan schon seit vielen Jahren, in den USA jetzt auch. Und?

> Der Staat vergibt Geld an jeden, der eine (sinnvolle) Investition
> tätigen will. Der Empfänger muss dann nur die geliehene Summe
> zurückzahlen.

Im Prinzip wird genau das gerade gemacht. Warte das Ergebnis ab ...

Nice week,
Zardoz

von wisser (Gast)


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entweder keine zinsen, wie dieses von alles weltreligionen mal gefordert 
wurde -

oder zinsen, aber keine schöpfung von ansich wertlosem, ungedecktem geld 
gegen schuld.

das problem gibt es nicht wenn nur schon existierendes geld geliehen 
werden kann anstatt das für einen leihprozess welches ex nihilo 
geschöpft wird.

von zeta (Gast)


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>entweder keine zinsen, wie dieses von alles weltreligionen mal gefordert
>wurde -

davon halte ich nichts. Zinsen und die daraus resultierende Inflation 
sorgen dafür, dass das Geld an Wert verliert, wenn man es unters 
Kopfkissen legt. D.h. wer sich nicht um das gewinnbringende Anlegen des 
Geldes kümmert, verliert es.

>das problem gibt es nicht wenn nur schon existierendes geld geliehen
>werden kann anstatt das für einen leihprozess welches ex nihilo
>geschöpft wird.

Das Problem gibt es auch nicht, wenn immer nur so viel Geld geschöpft 
wird, wie die Produktivitätssteigerung zulässt. Also eine 
Geldmengenvermehrung im Rahmen von 2%-3% pro Jahr ( vernünftige 
Inflation )

von wisser (Gast)


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die produktivitätssteigerung ist aber leider nicht real messbar, nur 
weil ein paar bestochene wiwis, von bertelsmann gekaufte 
rankingunternehmen, korrupte ratingsagenturen ect, etwas schön und teuer 
rechnen ist noch nicht wirklich produktivität gestiegen.

was soll man z.b. von einem wirschaftswachstum in 2006 halten, dessen 
teilbereiche realwirtschaft ein wachstum von ewa einem halben %, die 
großartige 25% eigenkapitalrendite finanzbranche aber 11% beitrug?

was sollte man mit dem in 2006 nach deinem modell zusätzlich geschöpften 
geld jetzt machen ? verbrennen?

von Faraday (Gast)


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>Durch den Kapitalismus und die steigenden Produktionsmöglichkeiten, was
>zu mehr Kapitalbedarf (Kredite) führte, konnte die Golddeckung aber
>nicht aufrecht erhalten werden. Zunächst lagerten die Zentralbanken nur
>noch einen Teil der eigentlich äquivalenten Goldmenge ein (z.B. 10% der
>Geldmenge), später wurde es ganz abgeschafft.

Wieso geht das mit der Golddeckung nicht? Würde dann nicht automatisch 
der Goldpreis steigen,wenn mehr Kredite ausgegeben werden?
Hört man nicht immer, daß Deutschland Golddeckung hat?

Und wenn die Banken nur 10%, heute 2%, als Reserve halten müssen, 
bedeutet das für mich als Sparer, daß ich im Ernstfall auch nur 10% (2%) 
an Gold bekomme?

Da ständig ungedeckte Kredite ausgegeben werden, müßte doch der 
Gegenwert zu meinen Spareinlagen auch ständig sinken.
Und wenn es dann zum Crash kommt, was passiert eigentlich mit den 
Schulden? Werden die genullt und der, der die meisten Kredite verballert 
hat, ist der Gewinner?

von wisser (Gast)


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> Hört man nicht immer, daß Deutschland Golddeckung hat?

offenbar hast du was an den ohren.

kein land das mitglied der world trade organisation ist hat auch nur den 
ansatz einer golddeckeung.

von einer golddeckung kann man in deutschland seit ~ 130 jahren nicht 
mehr reden.

von Faraday (Gast)


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OK, ich habe mal ein bißchen nachgelesen.
http://www.moneypedia.de/index.php/Golddeckung

Hier spricht man sich ja entschieden gegen eine Golddeckung aus. Bloß 
dann gibt es ja gar keine Sicherheit mehr und die ganze Wirtschaft 
funktioniert nur noch mit Vertrauen in ein wertloses Papiergeldsystem, 
auf das die Banken auch noch unverschämte Zinsen erheben.
Und was macht nun der schlaue Sparer? Möglichst wenig Geld auf dem Konto 
und dafür Edelmetalle oder Länderreien kaufen.

von Uhu U. (uhu)


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Faraday wrote:

> Und wenn die Banken nur 10%, heute 2%, als Reserve halten müssen,
> bedeutet das für mich als Sparer, daß ich im Ernstfall auch nur 10% (2%)
> an Gold bekomme?

Es würde schon ausreichen, wenn die Zentralbank höher Mindestreserven 
von den Banken fordert.

Bei 2% können sie 50 mal so vie Geld in Form von Krediten schöpfen, als 
ihren Eigenkapital entspricht. Setzt man diese Quote hoch, dann geht das 
Spielchen nicht mehr so reibungslos.

Ebenso muß gefordert werden, daß mit Verbriefung von Forderungen, die 
die nicht mehr einfach aus der Bilanz der Bank verschwinden und sie dann 
neues Geld generieren kann.

von wisser (Gast)


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> Bloß
> dann gibt es ja gar keine Sicherheit mehr und die ganze Wirtschaft
> auf das die Banken auch noch unverschämte Zinsen erheben.


„It is well enough that people of the nation do not understand our 
banking and monetary system, for if they did, I believe there would be a 
revolution before tomorrow morning.”(„Es ist gut, dass die Menschen 
unseres Landes das Bank- und Geldsystem nicht verstehen, denn würden sie 
es verstehen, gäbe es noch vor morgen Früh eine Revolution.“)
Henry Ford

von Faraday (Gast)


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@wisser
das hilft mir jetzt ungeheuer weiter.

von wisser (Gast)


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> das hilft mir jetzt ungeheuer weiter.

dir kann keiner helfen.

die gedanken was der schlaue sparer macht haben sich schon viele, 
schlauere sparer als du gemacht, und das seit langem. und viele 
fiskalbeamte, bänker und sonstige volksblutsauger mit starkem interesse 
das düer sparer nichts schlaues tun kann auch.

gold wäre vor jahren vielleicht schlau gewesen, letztendlich hilft es 
dir nichts wenn es in einer deflationären phase an wert verliert, oder 
im crash nicht essbar ist.

länderreien kosten geld, abgaben, tragen risiken in sich, die du aus 
laufenden einnamen der bewirtschaftung tragen können musst damit es sinn 
macht. damit machen länderreien spekulativ gekauft wenig sinn desseiden 
du bewirtschaftest.

das geldsystem ist höchst zweifelhaft und trägt den charakter eines 
kettenbriefsystems in sich, das geld ansich hat keine innere kaufkraft 
(wert) lediglich die schuldentilgungsfunktion. wertaufbewahrung ist nur 
in inflationsphasen trivial, die welt böse und ungerecht.

das einzige was hilft ist arbeiten. möglichst produktiv, so das man 
direkt etwas davon hat (was man nicht kaufen muss) und nicht in 
lohnsklaventätigkeit für ein paar virtuelle zahlen auf einem girokonto 
bei einer pleitebank.

von Usus (Gast)


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>Wieso geht das mit der Golddeckung nicht? Würde dann nicht automatisch
>der Goldpreis steigen,wenn mehr Kredite ausgegeben werden?
>Hört man nicht immer, daß Deutschland Golddeckung hat?

Die Golddeckung wurde abgeschafft, weil es durch den steigenden 
Kapitalbedarf viel zu teuer gewesen wäre, soviel Gold einzulagern. 
Geschweige denn, dass das Gold ja erstmal vorhanden und gefördert werden 
muss. Das Geld "vermehrt" sich schneller, als das Gold hinterherkäme.

>Und wenn die Banken nur 10%, heute 2%, als Reserve halten müssen,
>bedeutet das für mich als Sparer, daß ich im Ernstfall auch nur 10% (2%)
>an Gold bekomme?

Natürlich. Das Gold wurde ja schon im November knapp, als einige Leute 
versuchten, einen Teil ihres Vermögens in Gold umzuschichten. Und 
aktuell herrscht ja noch keine Panik. Wenn dann der Crash kommt, kannst 
du dir ja vorstellen dass es ganz schnell überhaupt kein Gold mehr zu 
kaufen gibt. Du bekommst für dein Geld keinen realen Gegenwert.

>Und wenn es dann zum Crash kommt, was passiert eigentlich mit den
>Schulden? Werden die genullt und der, der die meisten Kredite verballert
>hat, ist der Gewinner?

Genau. Wie bei der Hyperinflation in den 20ern. Die großen Schuldner 
wurden entschuldet, die Geldvermögen waren plötzlich nichts mehr wert. 
Deswegen macht es zur Zeit keinen Sinn, massig Geld auf der Bank zu 
horten. Bau dir ein Haus, wenn du Glück hast bist du deine Schulden dann 
ganz schnell wieder los ;)

von Faraday (Gast)


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@Usus+wisser

na das waren doch mal klare Worte.
Das Problem mit dem "massig Geld auf der Bank" habe ich leider nicht, 
aber ich werde meine paar Piepen irgenwie ausgeben. Vielleicht die neue 
Küche oder das neue Auto doch jetzt schon kaufen. Dann wird der Traum 
von der Konjunktur  vielleicht doch noch wahr.

von Lasst mich durch ich bin Arzt (Gast)


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>Genau. Wie bei der Hyperinflation in den 20ern. Die großen Schuldner
>wurden entschuldet, die Geldvermögen waren plötzlich nichts mehr wert.

Ich wäre vorsichtig mit dem Schulden machen in der Krise. Wer garantiert 
denn das die Banken ihre Sollzinsen nicht der Infaltionsrate anpassen?
Selbst bei einer Währungsreform ist nicht sichergestellt das die Banken 
die alten Schulden nicht in neuer Währung eintreiben.

mfg

von Usus (Gast)


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>Ich wäre vorsichtig mit dem Schulden machen in der Krise. Wer garantiert
>denn das die Banken ihre Sollzinsen nicht der Infaltionsrate anpassen?
>Selbst bei einer Währungsreform ist nicht sichergestellt das die Banken
>die alten Schulden nicht in neuer Währung eintreiben.

Sicher, ich habe ja lediglich dargestellt wie es damals war.

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