Forum: Ausbildung, Studium & Beruf So funktioniert die Aquise im Dienstleistergeschäft


von Neuling im Amigoland (Gast)


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Die Firma Brabuxis ist ein Dienstleister im Ingenieursgewerbe, die 
IT-Fachkräfte und Elektroingenieure bei namhaften OEMs plaziert und 
damit viel Geld verdient. Anders, als viele Naivlinge im Gewerbe 
glauben, sind es dabei aber nicht etwa die objektiven Fähigkeiten einer 
Person oder die Wirtschaftlichkeit für eine Besetzung eines 
längerfristigen Projektes ausschlaggebend, sondern allein das 
Beziehungsmanagement ist verwantwortlich für gute Geschäfte: Um 
sicherzustellen, daß die "eigenen" Leute reinkommen, sind gute Kontakte 
zu den Entscheidern - meistens die Projektleiter - aufzubauen und zu 
erhalten und da ist es öfters mal von Nöten, den Projektleiter von den 
Vorteilen der Zusammenarbeit mit Brabuxis zu überzeugen.

Früher, als es noch keine Compliance-Probleme, Controller, bewerteten 
Einkauf oder selbstverordneten Sauberkeitsgenote gab, war alles sehr 
einfach: Man steckte dem Projektleiter mal eben schnell einige Hunnis zu 
und der akzeptiert dann dafür den teuren und damit für beide Seiten 
lukrativen Ingenieur im Team. Eine feine Sache war das. Heute geht das 
freilich etwas anders - ist jedoch nicht minder schön:

Möchte die Firma Brabuxis z.B. einen C++-Entwickler im Bereich der 
Navigations- und Radioentwicklung beim dem Hersteller Grünstrich 
plazieren, dann muss man dem Projektleiter bei Grünstrich vorsorglich 
irgendwie etwas zukommen lassen. Da ein Scheinchen ausscheidet und 
größere Geschenke nicht mehr absetzungsfähig sind, was die schenkende 
Firma teuer käme, wird ein anderer Weg gewählt. Als Dienstleister hat 
man ja nun einmal mehrere Kunden, darunter auch Hersteller von 
sportlichen Vehikeln und eben jene bieten im Gegenzug für die preiswerte 
Beschaffung von Ingenieuren günstige Flottentarife für die 
Aussendienstler von Brabuxis. Ein dem Auto-OEM preiswerter überlassener 
Ingenieur tut nicht weh, mindert die steuerpflichtigen Einnahmen, wofür 
der Chef von Brabuxis nicht nur einen nagelneuen Y4 Sportwagen zum EK 
bekommt, sondern mal eben noch einen weiteren als "Testwagen" für seine 
Engineerung-Tests, da man ja die hausentwickelte Software für die 
Autolein irgendwie testen muss, und dies an einem schnöden 
Serienfahrzeug natürlich niemals geht.

So hat denn die Firma Brabuxis immer einen mehr oder weniger 
überzähligen Y4-Cabrio zur Verfügung, der sich hervorragend dazu eignet, 
an Projektleiter von Grünstrich ausgeliehen zu werden - offiziell 
natürlich nur deshalb, damit der PL das neu entwickelte Navi testen 
kann. Dies tut er dann gleich 2 Wochen lang während seines Urlaubes in 
Italien, womit das eigene Auto und die Reisekasste geschont werden 
können, da das Benzin für den Y4 natürlich ebenfalls von Brabuxis 
übernommen wird. Und wenn der Y4 als Zweisitzer nicht reicht, wird eben 
mal kurz eine 7er locker gemacht, damit auch die Oma noch reinpasst.

Im Gegenzug bekommt dann der im Aussendienst aktive Vermittler bei 
Brabuxis sowohl den anderweitig nicht verwendeten Y4 übers Wochende mit 
heim, als auch obendrein noch ein nagelneues, eben erst in den Markt 
gebrachtes Navi von Grünstrich im Karton für den Privawagen zuhause- nur 
zum "Testem" versteht sich, womit der Aussendienstler sich mal gleich 
die private Anschaffung eines Navis und eines Zweitwagens steuerlich 
unschädlich spart. Der Projektleiter vom Auto-OEM kriegt selbstredne 
auch eines, der soll ja nicht darben!

So sind der Chef von Brabuxis, der PL vom Auto-OEM und der PL bei 
Grünstrich zufrieden und wenn sie nicht gestorben sind, dann helfen sich 
sich noch heute, beim Testen ihrer Geräte.

Hinweis: Die Geschichte ist natürlich ein Märchen, vollkommen erfunden 
und hat sich in der Realität niemals abgespielt, schon garnicht im 
süddeutschen Raum, wo die Amigos wohnen.

von Marc Blessing (Gast)


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Hi,

ich habs zwar nicht 100% verstanden aber so oder so ähnlich funktioniert 
das! Wo ist Dein Problem ?

Gruß

Marc

von Bernd G. (Gast)


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Na und? Der Unternehmer unternimmt alles, um an Geld zu kommen. Dazu 
bedient er sich aller verfügbarer Mittel. Dazu gab es mal ein passendes 
Zitat von Karl Marx. Wo ist dein Problem?

von Gast (Gast)


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Finde ich schon interessant, dass hier einige kein Problem damit haben, 
wenn angeblich nicht nach Qualität besetzt wird, sondern als Gefallen.

Nennt sich übrigens Vorteilsannahme, soweit ich informiert bin. Ich 
denke auch, daß ein von der Firma überlassenes Auto versteuert werden 
muss, oder?

von Karl-heinz S. (cletus)


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Wähle 0800-KORRUPT !

Kein Scherz, die Nummer gibts wirklich und ist vom LKA NRW.

Aber bewusst als Hotline dafür ausgewählt.

von Volkswirtschaftler (Gast)


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> ...wenn angeblich nicht nach Qualität besetzt wird

Darüber kann man sich natürlich unterhalten. Aber bedenke: Mann kann 
nicht jede Stelle mit bester Qualität besetzen, denn soviel gute Leute 
gibt es nicht.(Gauss'sche Normalverteilung).

Andererseits, nur die Deutschen glauben, das die Wirtschaft ohne 
Schmiermittel funktioniert.

von Chauvi (Gast)


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Das ist noch keine Korruption!

von Bernd G. (Gast)


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> Finde ich schon interessant, dass hier einige kein Problem damit haben,
> wenn angeblich nicht nach Qualität besetzt wird, sondern als Gefallen.

Nicht, dass ich es undedingt gutheißen würde, aber die Realität sieht 
nun mal so aus. Meine Frage sollte also nicht lauten, wo das Problem 
ist, sondern "Und das ist euch völlig neu, und ihr hättet euch das 
wirklich nie vorstellen können?".

Ist doch kalter Kaffee, dieser Betroffenheitszirkus, der an der 
Lebenswirklichkeit voll vorbeigeht!

von XXX (Gast)


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>der akzeptiert dann dafür den teuren und damit für beide Seiten
>lukrativen Ingenieur im Team

Heute ist es ja so, daß alle Dienstleister im Prinzip dasselbe kriegen, 
weswegen das Toleranzband eigentlich eng ist, aber es reicht ja schon, 
wenn der Projektleiter einen Tipp gibt, wieviel die Konkurrenz für einen 
gleichwertigen haben will, damit sein Gegenüber das Angebot nachziehen 
kann und jedenfalls nicht zu billig wird.

Da oft die Controller im Einkauf entscheiden, wird bei gleichem Preis ja 
auch der genommen, den der Projektleiter haben will. Noch einfacher ist 
es, eine überhöhte Summe durchzusetzen, wenn sich PL und DL darüber 
einig sind, dass es der Mann unbedingt rein soll und man dann einfach 
das Profil des Bewerbers, das dem Controller vorliegt, passend 
modifiziert, sodass er in einer höheren KAT liegt und der Controller 
nicht murrt. Dann kommt der Richtige schon durch. Geht alles!

Betrogener ist am Ende die Firma.

von FPGA-Vollprofi (Gast)


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> Noch einfacher ist es, eine überhöhte Summe durchzusetzen, wenn sich
> PL und DL darüber einig sind, dass es der Mann unbedingt rein soll
> und man dann einfach das Profil des Bewerbers, das dem Controller
> vorliegt, passend modifiziert,

Das wird doch eh gemacht. Die Profile sind sowas von überzogen, ohne 
eigene Übertreibung und Lügen geht man total unter,

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