Forum: Offtopic KaDeWe ein Sanierungsfall? -- Was ist los mit dem innerstädtischen Einzelhandel?


von armes Würstchen (Gast)


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http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/946/465535/text/

kaum zu glauben, ich dachte so ein Teil ist relativ krisenfest

Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, es geht langsam ans Eingemachte!

kürzlich erst Woolworth und jetzt das

von kopfschüttler (Gast)


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zu dumm nur, das im KaDeWe keine Autos verkloppt werden :o(

von Beobachter (Gast)


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Woolworth- und Premium-Kaufhäuser machen halt alles falsch:

Erstere bieten nur den zu billigen Ost-Asien-Reproduktionskrempel an.

Letztere werden ihr "Premium"-Sortiment ( "es war schon immer etwas 
teurer, einen besonderen Geschmack zu haben", sogar das Typenschild ist 
in Echt-Gold-Imitation ) nicht mehr los.

( Als ich ca. 10 Jahre alt war, W.-Brandt-Regierungszeit, las ich ein 
Verkaufsschild in einer berühmt-teuren Einkaufsstrasse in D: 999,00 DM 
für ZWEI komplette Schuhe, vergesse ich nie ... )

Jetzt erkennt auch der letzte Träumer, dass wir unbedingt 
Laden-Öffnungszeiten rund um die Uhr brauchen, damit die lohngedrückte 
Massenkundschaft auch noch den Rest ihrer längst nicht mehr vorhandenen 
Kaufkraft ( "trotz Schufa" / => kaufe jetzt, zahle später, und mache 
noch später Privat-Insolvenz ) unter die Leute bringt ...

von HaJo42 (Gast)


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Was mit dem innerstädtischen Einzelhandel los ist?

Vergleich mal deinen innerstädtischen Elektronikhändler mit einem 
Versender wie Reichelt? Das geht schon mit der Anfahrt und beschissenen 
Parkplatzsuche los. Am besten noch an einem Samstag. Dann miese 
Öffnungszeiten, sowieso kein Service, überhöhte Preise. Da sind 
Internetversender und beschissene Paketdienste das kleinere Übel.

von Beobachter (Gast)


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Jedenfalls haben die wenigsten Einzelhändler Probleme, wenn ihre 
Öffnungszeit abens um 19 - 22 Uhr abläuft, ihre Eingangspforten zu 
schliessen.
Sooo lang sind dann meistens die Warteschlangen denn doch nicht mehr ...

Problem ist wohl viel mehr, dass die Kunden-Portemonnaies VOR dem 
Einkaufen schon fast leer ( bzw. die Überziehungslimits aller 
Kredit-Karten längst ausgeschöpft ) sind, erst recht bei den Leuten, die 
morgens um 7 Uhr auch schon mal da waren ...

Die jeweils eigenen Angestellten ( auf 400 € -Basis ? ) können bestimmt 
noch in irgendeiner, ab und an sowieso nicht ganz eingehaltenen Pause, 
ihren immensen Personalrabatt ausnutzen !

von Kunde (Gast)


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Das Problem der Ladengeschäfte ist relativ einfach (wenn auch regional 
unterschiedlich ausgeprägt):

   Sie sitzen in einem goldenen Käfig.

Einige Beispiele:

Kaum ein Ladengeschäft bietet z.B. ein Online-Shop mit Selbstabholung 
an, so dass man sich Porto sparen kann und die Ware fix&fertig verpackt 
abholen kann. Nicht mal das vor Ort vorhandene Sortiment ist einsehbar, 
so dass sich der gemeine Kunde schon vorher informieren kann, was es so 
gibt.

Anderes Beispiel: Beratung. Dauerd labern die Verbände, egal ob große 
nationale oder die lokalen Mini-Verbände vor Ort, wie toll doch die 
Beratung wäre. Aber wie sieht die Realität aus? Puste Kuchen! Irgend 
eine 400,- Euro Jobberin die an der Kasse sitzt oder im Laden rumsteht, 
in zwei Tagen angelernt wurde und nun möglichst viel Umsatz machen soll.

Nächste Beispiel: Service. Haben wir nicht  Gibt es nicht  Haben keine 
Lust zu bestellen  Bestellen wir nur wenn sie X-Trillionen kaufen  
etc.


Ganz viele (bis auf einige Ausnahmen) der Ladengeschäfte wurschteln wie 
vor 15 Jahren vor sich her und merken gar nicht, dass sich die Welt um 
sie herum ändern.

Nur weil sie nicht mit dem billigsten Massenversender preislich 
konkurieren können, heisst das noch lange nicht, dass sie 
Phantasie-Preise für nicht existieren Service verlangen können.

von Conlost (Gast)


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Es könnte aber auch daran liegen, das man erst eine
Umweltplakette kaufen muß um überhaupt in die Stadt
rein zu dürfen.

Dann wird man noch an den Parkuhren oder im Parkhaus
abgezockt, falls man überhaupt einen Parkplatz findet.

Wenn man dann noch die Parkzeit etwas überzieht, bekommt man
noch ein Knöllchen, oder die Karre wird gleich abgeschleppt
und man darf dann mit einem Taxi zum Abstellplatz fahren
und seine Mühle dort für viel Geld wieder auslösen.

So macht Einkaufen doch mal richtig Spass.

Oder man spart sich den ganzen Ärger mit der Eikaufsfahrt in
die City und kauft seine Klamotten gleich im Supermarkt
auf der grünen Wiese am Stadtrand.

von Der BWLER (Gast)


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wenn ne kassiererin in der stunde dem ladeninhaber 60 Euro kostet
und sie berät dich ne stunde dann müsstest du (zb Fotoapperad ) die 60 
Euro
stundenlohn dann auch bnezahlen bist du das bereit

von satt (Gast)


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Letztens wollte ich mir ein Microsoft Desktop-Set kaufen, für das es von 
MS gerade 25€ Cashback gibt. Im lokalen expert-Geschäft kostete das so 
viel, dass es mit den 25€ Bonus noch teurer war als ein bestelltes ohne 
den Rabatt.
Da bezahle ich halt für die ganze beratende Belegschaft mit, deren 
fachliche Fähigkeiten ich zumindest nach dem, was ich so beim 
Vorbeilaufen höre, stark anzweifeln muss.
Das jeweils beste Produkt für den zahlungswilligen Kunden ist dann 
sowieso immer das, was a) den meisten Profit bringt undoder b) am 
meisten vorhanden ist und wegmuss.

von P. S. (Gast)


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Das letzte Mal, als ich in einem Kaufhaus der Kategorie Hertie/Kaufhof 
war, erinnerte mich das frappierend an den Dorfsupermarkt aus den 80er 
Jahren. Das Sortiment wahllos, oft veraltet und alles irgendwie muffig. 
Alles wird zum Listenpreis verkauft, Beratung gibt es nicht - kein 
grosser Verlust.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Genau, weg damit.
Weiter so wie bisher - das hat noch nie funktioniert.
Ich war schon seit Jahren nicht mehr in solch einem Laden. Los ging das 
ganze mit ständig steigenden Restriktionen/Abzockereien für Autofahrer. 
Und, nein, ich fahre nicht mit der Bahn zum Einkaufen. Ich muss da nicht 
hin. Und wenn sie mich nicht hinlassen, bleib ich eben weg.
Abgesehen davon: Wenn ich einkaufen geh, suche ich was bestimmtes. Den 
vollen Rundumschlag mit Lebensmitteln, Anzug, Sportoutfit und Schuhen 
brauch ich nicht und mach ich nicht.

von Reinhard S. (rezz)


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Conlost wrote:

> Dann wird man noch an den Parkuhren oder im Parkhaus
> abgezockt, falls man überhaupt einen Parkplatz findet.
>
> Oder man spart sich den ganzen Ärger mit der Eikaufsfahrt in
> die City und kauft seine Klamotten gleich im Supermarkt
> auf der grünen Wiese am Stadtrand.

Das Parkplatzproblem ist bei mir gerade auf der grünen Wiese.

In der Stadt gibts genug "Hinterhöfe" wo man kostenlos parken kann :)

Abgesehen davon ist es in der Stadt gleich ein ganz anderes Einkaufen 
als auf der Wiese, wo alles lieblos dahingeklatscht wirkt.

Abgesehen davon find ich Parkgebühren nicht wirklich Abzocke. 1€/h find 
ich i.O. Die Stadt will ja auch was verdienen und bevor irgendeine 
andere Steuer erfunden/angehoben wird...

> Ich war schon seit Jahren nicht mehr in solch einem Laden.

Was für einen meinst du jetzt?

> Abgesehen davon: Wenn ich einkaufen geh, suche ich was bestimmtes. Den
> vollen Rundumschlag mit Lebensmitteln, Anzug, Sportoutfit und Schuhen
> brauch ich nicht und mach ich nicht.

Dafür gibts ja auch die "Fachgeschäfte" wie eben Schuhladen, Sportladen, 
etc., die eben meist im Zentrum sind. So ein Riesensupermarkt ist mir 
auch nix.

Zum Thema: Gerade lief in den Nachrichten das der Konzernumbau von 
Arcandor (ehemals KarstadtQuelle) eben mit Ausgliederung/Verkauf von 
Quelle-Shops & unter anderem auch KaDeWe 900 Millionen kosten soll, 
"Staatshilfe nicht ausgeschlossen". Was soll das denn? Die sind ja nicht 
erst seit der Finanzkrise in Schwierigkeiten...

von Jens P. (Gast)


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Zu den Parkgebühren:
Ich finde, dass man an KFZ- und Benzinsteuer schon genug bezahlt.
Früher bin ich am WE mit meinem Mädel gerne mal in eine der anliegenden 
Städte gegangen, aber mittlerweile wiedert es mich an.

Erst einmal die Parkgebühren, dann überall lustlose unmotivierte, 
nichtswissende Verkäufer. Gerade bei den ganz großen wie eben Kaufhof, 
Karstadt usw wie schon oben erwähnt ein super-veraltetes Sortiment 
(Spiele und DVDs z.B. zum Einführungspreis von vor 5 Jahren).

Es gibt sehr wenige gute spezialgeschäfte in den Großstädten, und die 
können sich auch halten!

Auch das online-Problem: heutzutage erwarte ich wenigstens von den ganz 
großen dass ich online sehen kann was die so haben.

In vielen Fällen gehört es dem Einzelhandel einfach nicht anders.

von Wahlanalyst (Gast)


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H.joachim Seifert (crazyhorse) wrote:

> Ich war schon seit Jahren nicht mehr in solch einem Laden.

Wie kannst du dann beurteilen was sich verändert hat? Also die 
Parkgebühren wären das letzte worüber ich mich beklagen würde. Die sind 
vereinzelt gar nicht mehr so hoch für Kurzparker. Das Problem ist eher 
das Warenangebot. Man hat irgendwie das Gefühl, es passt einfach nicht 
mehr zu einem. Man fühlt sich dort nicht mehr richtig wohl, selbst bei 
Neueröffnungen. Ist alles irgendwie komisch. Es fehlt irgendwie die 
optische Attraktivität der Umgebung. Deswegen wundert mich, dass gerade 
das KaDeWe kriselt. Das ist jetzt nicht vor meiner Haustür, aber das 
Haus hatte doch eine gewisse Aura, im Vergleich zu den Ramschläden 
unserer Innenstädte (diese vielen Läden die lauter Plunder anbieten, 
nach dem man nie gesucht hat).

"Arcandor kämpft ums Überleben"

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,620076,00.html

Vor zwei Jahrzehnten waren Warenhäuser doch das reinste Wühlparadies, wo 
man häufig im Vorbeischlendern sich was mitgenommen hat. Seit dem sich 
die Häuser immer mehr spezialisieren, die Duftabteilungen immer größer 
werden (und die Preise für das Zeug) während im Gegenzug kein 
preiswertes Hemd oder Schuhpaar mehr zu finden ist, das was taugt, 
werden die Häuser immer unattraktiver für den Spontanbesuch.

Ein Teil des Problems sind doch die Ladenmieten in den Fußgängerzonen. 
Wo früher das kleine Tabackgeschäft und gegenüber der Laden mit den 
Lederwaren zun finden war, ist heute ein Fielmann und ein Handyshop 
drinen. Einen Strassenzug weiter ist dann Apollo Optik und Arcor. Früher 
war da noch ein Vobis, heute ist da ein Kick mit Billigmode aus 
Bangladesh drin.

Was erwarten wir heutzutage von einem Kaufhaus eigentlich? Oder brauchen 
wir gar keine Kaufhäuser mehr? Was aber soll dann an deren Stelle 
treten? Noch ein Handy-Shop mehr? Vielleicht gar nichts (Grünfläche, 
Asphaltboden)? Sind wir alle am Ende nur noch Amazon?

von HariboHunter (Gast)


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Also .... wenn Du Dir das Betonkarstadt in Fulda anschaust... oder in 
Siegen.
Wiese waere wirklich wuenschenswert.

von Dr. G. Reed (Gast)


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Unsere Innenstadt wird immer unattraktiver.
Während es früher in der Fussgängerzone noch eine ganze Menge an 
wirklich brauchbaren geschäften gab , mehrere Metzgereien, Bäcker, 
Supermärkte, Schreibwaren, Haushaltswaren etc gibt es jetzt fast nur 
noch Schuhgeschäfte, Handyläden, H&M etc..




Das alles bekomm ich in grösserer Auswahl ohne Parkplatzprobleme auch 
'auf der grünen Wiese'...

von Reinhard S. (rezz)


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So auf nem Riesenparkplatz auf der grünen Wiese fühl ich mich aber noch 
weniger wohl als bei unfreundlichen Verkäufern. Auf der Wiese bist du 
auf jeden Fall nur ein Käufer, in der Stadt auch gerne Kunde.

Abgesehen davon geh ich sowieso nur in 
Schuhläden/Kaufhäuser/Klamottenläden wenn ich was brauche :) Ok, 
Kaufhäuser noch wenn ich mir die Zeit vertreiben muss.

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