Forum: Offtopic Früh übt sich was eine richtige Pfeife werden will


von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Wer nichts wird, wird Wirt. Wer zum Wirt nicht taugt wird BWLer.

http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,622040,00.html

von Thilo M. (Gast)


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Tja, nur ein großes Unternehmen verkraftet die Verluste, die ein BWLler 
mit sich bringt. :-)

von Hartmut Kraus (Gast)


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Thilo M. wrote:
> Tja, nur ein großes Unternehmen verkraftet die Verluste, die ein BWLler
> mit sich bringt. :-)

Aber auch nicht jedes. <:-)

von isbn 978-3-404-60596-5 (Gast)


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Der Einzelfall eines Visionärs ?

von Rüdiger K. (sleipnir)


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Die Ursache?
 Die Hälfte des Geldes ging für einen Verwaltungspalast mit viel Glas 
und der vierfachen Größe der Bar drauf, zusammen mit Nebenkosten wie 
Golfclubkarten, einheitlicher Fuhrpark für die Verwaltung etc. 
ausgegeben.
 Ein Viertel des Geldes ging für "corporate identity" drauf, d.h. 
Sitzmöbel eines anerkannten Designers, welche so extravagant gewagt sind 
daß orthopäden das Sitzen darauf schlichtweg verboten haben.
Auch die neuen Gläser waren so chic das man sich unweigerlich beim 
Trinken mit dem Bier übergoß, zumal sie nur 0.1 l Bier fasten.

 Auch die alte Stammkundschaft gehörte nicht mehr zur neuen 
"Unternehmensphilosophie", soviel stand schon mal fest.
 Über eine neue Stammkundschaft oder überhaupt die Möglichkeit einer 
solchen werden dann mittelfristig Studien angestellt.

Das letzte Viertel ging dann für externe Berater drauf, welche erklären 
sollten warum keiner kommt. Diese fanden aber weder mit Excel noch mit 
PowerPoint noch mit internationaler Marktanalyse die Ursache des 
Problems.

Da hätte man nur mal die alte Tresi fragen müssen: Sie hätte nur zwei 
Sätze gesagt: Erstens hatte man vergessen auch noch Bier und 
Nahrungsmittel zu kaufen, zweitens hatte man vergessen Kellner und 
Thekenpersonal anzustellen.

Leider hatte man die verbliebenen Spirituosen schon bei internen "social 
events" verdonnert - aber selbst wenn man noch etwas Geld gehabt hätte - 
man hat ja keinen brauchbaren Lieferwagen.....

von _Patrick_ (Gast)


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Ein E-Technik Student der eine Hand voll Bauteile himmelt lässt sich 
leider nicht so populistisch ausschlachten

von Morin (Gast)


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> Ein E-Technik Student der eine Hand voll Bauteile himmelt lässt sich
> leider nicht so populistisch ausschlachten

Das hängt evtl. damit zusammen dass eine Handvoll Bauteile meist nicht 
mehr als 100 Euro kosten.

von Thomas (Gast)


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Den hier zugrundeliegenden Fehler (Konzentration auf coole Features des 
Produktes (riesige Bier-Karte, Einrichtung, ...) statt auf das 
Projektziel (Geld verdienen)) haetten Informatiker (Entwurf eines 
riesigen neuen Frameworks, mit dem man unter anderem eine 
Kneipenverwaltung realisieren koennte, statt mit VB mal eben eine 
funktionierende Finanz- und Vorratsverwaltung mit Kassenanbindung 
zusammenzuklicken oder was passendes zu kaufen) wahrscheinlich genauso 
gemacht. E-Techniker sicher auch, aber dazu faellt mir kein 
Kneipen-Beispiel ein ;).

Das Phaenomen kann man in vielen studentischen Projekten, denen ein(e) 
LeiterIn mit Ueberblick fehlt, beobachten. Alle spielen fleissig mit 
ihren Lieblingstools (Biersorten, Website, Inneneinrichtung, FPGAs, UML) 
und optimieren an irgendwelche Randaspekten herum, und am Ende gibt es 
viele neue Ideen und Erkenntnisgewinn, aber keine funktionierende 
Kneipe/Software/Hardware.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Thomas schrieb:
> Den hier zugrundeliegenden Fehler (Konzentration auf coole Features des
> Produktes (riesige Bier-Karte, Einrichtung, ...) statt auf das
> Projektziel (Geld verdienen)) haetten Informatiker (Entwurf eines
> riesigen neuen Frameworks, mit dem man unter anderem eine
> Kneipenverwaltung realisieren koennte, statt mit VB mal eben eine
> funktionierende Finanz- und Vorratsverwaltung mit Kassenanbindung
> zusammenzuklicken oder was passendes zu kaufen) wahrscheinlich genauso
> gemacht. E-Techniker sicher auch, aber dazu faellt mir kein
> Kneipen-Beispiel ein ;).

Da musst Du Dir nur die hier im Sande verlaufenden Projekte angucken: 
man startet mit machbaren Anforderungen und schaukelt sich über den 
Thread zu so vielen Features, dass nachher nichts davon umgesetzt wird 
:-)

Ich fange lieber klein an und wenn ich etwas Funktionierendes habe - 
dann gibt es zusätzliche Features.

Aber ich musste das auch lernen - Technikverliebtheit kann auch 
hinderlich sein (siehe auch Autoelektronik).

Chris D.

von O. D. (odbs)


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> Das Phaenomen kann man in vielen studentischen Projekten, denen ein(e)
> LeiterIn mit Ueberblick fehlt, beobachten. Alle spielen fleissig mit
> ihren Lieblingstools (Biersorten, Website, Inneneinrichtung, FPGAs, UML)
> und optimieren an irgendwelche Randaspekten herum, und am Ende gibt es
> viele neue Ideen und Erkenntnisgewinn, aber keine funktionierende
> Kneipe/Software/Hardware.

Sehe ich anders.

Schau hier:
http://www.akaflieg-braunschweig.de

Ein studentisches Projekt - es werden Segelflugzeuge entworfen, gebaut, 
vom Luftfahrtbundesamt zugelassen und schließlich geflogen. Die 
entstandene "Hardware" ist bisher noch immer besser gewesen als die 
Flugzeuge von der Stange. Projekte, die im Sande verlaufen wären, gab es 
bisher noch nicht. Das ganze funktioniert trotz aller 
hochschulpolitischen und wirtschaftlichen Umbrüche seit über 85 Jahren 
auf die gleiche Weise.

Nein, es gibt keine "Leitung mit Überblick", zu sagen haben nur die 
Studenten etwas. Die Organisation ist basisdemokratisch - wer macht, 
bestimmt. Kein Professor mit einem "Masterplan" kann in die Projekte 
reinreden.

Nein, es gibt keine Sponsoren, die massig Geld reinpumpen und deren 
Entwicklungsabteilung dann mitreden darf.

Alles ist echt selbst ausgedacht, selbst in der eigenen Werkstatt 
hergestellt, selbst zusammengeschraubt, und der Pilot, der den Erstflug 
macht, ist ein echter Student.

Warum klappt's?

von ach was (Gast)


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Vielleicht liegt es daran, daß das größte Interesse in diesem Fall im 
Ergebnis liegt - alle wollen nach der vielen Bauerei damit fliegen.

Beim Informatiker hingegen ist es die Ausnahme, daß er mit dem 
Endprodukt arbeiten muß - er werkelt und feilt lieber am Code 'rum.

Und der Betriebswirt?  :-)

von Charlys Tante (Gast)


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@ Oliver Döring


Ja, das projekt läuft gut.
Leider ist es die berümte Ausnahme im Tal des Jammers.

Ich kenne Berufsbedingt etliche Firmen im Lande und fast überall ist es 
das gleiche also im grunde so ähnlich wie von chris D. / Thomas oder 
Rüdiger Knörrig beschrieben.

Junge (auch ältere) Köpfe die neue Ideen haben ist ja völlig in Ordnung 
aber es bedarf einer Instanz die filtert und lenkt.

Leider ist diese fast ausgestorben.

Früher gabs den Trupp an "Eierköpfen" und jüngeren Studenten die Ideen 
lieferten,ausbrüteten und von einem erfahrenen Leiter "gelenkt" wurden.
Dieser Leiter kam aus der Praxis und hatte daher die Fähigkeit die 
Projekte in die gewünschte Richtung zu lenken und unsinniges 
auszufiltern.

Heute befinden sich in den Firmen fast nur noch Akademiker die über die 
FH's kommen also Dipl- Ing usw. und auch die leitende Schicht entspringt 
häufig dieser Quelle.
Ob man einen graduierten Ingeneur hat oder einen Diplomierten ist sehr 
oft ein gewaltiger Unterschied.
Der Lernprozess was sinvoll ist geschieht dann meist durch "Try & Error" 
was gewohnheitsgemäss sehr viel teurer ist.

Wo es noch gut klappt sind Unternehmen in denen der Gründer das Zepter 
in der Hand hält weil er selber aus dem entsprechenden Bereich kommt.






Eine kleine Story aus einem benachbarten Möbelbauer. :
(Ich gehe mit einem Kollegen von dort öfters mal mittags Essen)



Man stellt dort noch eine Reihe von Tischen mit Marmorplatte her.
Wer schon mal so ein Monster hatte weiß wie schwer die sind.
Der Teilesatz ist dabei fast immer gleich.
Unter der Trägerplatte aus Holz sind 2 Blöcke angeschraubt in denen sich 
Metallplatten mit Gewinde (M10) befinden.
Da kommen die beiden Stangen hinein.
auf die Stangen kommt das Zwischenstück (Gesteckt) und unten dann der 
H-Förmige Fuß.
Im Fuß sind dann 2 vertiefte Löcher.
Auf die Stangen kommt je eine größere Unterlegscheibe 
(Karosseriescheibe) und die Mutter drauf.
Diese Scheibe war ca. 35mm im durchmesser, ca. 3mm dick und aus recht 
hartem Stahl.

Irgendwann kam einer aus der Planung auf den Trichter das man dort auch 
billigere Scheiben einsetzen könne und die Firma dadurch jährlich einige 
Hundert Euro spart.

Gesagt, getan.

Leider hat dieser Mitarbeiter wohl nicht daran gedacht das einige 
Menschen beim aufstehen vom tisch sich auf selbigen stützen.
Die Hebel haben dann jedenfalls für ein baldiges nachgeben der nun 
dünneren Scheiben gesorgt und in einem Falle sogar dafür daß das Holz 
nachgab.

Am Ende durften alle Tische wieder mit den alten Scheiben ausgestattet 
werden.
Da beinhaltete auch die Umrüstung bei den Verkäufern und einigen Kunden 
Vorort was finanziell gut zu buche schlug.

Dazu die Reklamationen der Endkunden über die Händler.
Vom rufschaden rede ich erst nicht.

Unterm Strich hat diese unüberlegte Sparmaßnahme ein vielfaches 
(Zigfaches) dessen gekostet was sie hätte bringen sollen.

Leider gab es in der Planung seit dem Abgang des letzten Leiters (Rente) 
keinen Mann aus der Praxis mehr.

Die firma hat es zwar gut verkraftet aber man hätte sich das Theater 
wirklich schenken können.

von Beobachter (Gast)


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"Tja, nur ein großes Unternehmen verkraftet die Verluste, die ein BWLler
mit sich bringt. :-)"

Der Staat allemal, wenn er "unabhängige" Experten und "Berater" à la 
Roland Berger, Otto Graf Lambsdorff, Birgit Breuel, Ackermänner und 
viele weitere zu einem symbolischen Zusatzeinkommen verhilft, auf 
Steuerzahlers Kosten ...

von Hartmut Kraus (Gast)


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Morin schrieb:
>> Ein E-Technik Student der eine Hand voll Bauteile himmelt lässt sich
>> leider nicht so populistisch ausschlachten
>
> Das hängt evtl. damit zusammen dass eine Handvoll Bauteile meist nicht
> mehr als 100 Euro kosten.

Ein paar Bauelemente nicht, aber in einer Veranstaltung an unserer 
Hochschule damals gab's mal eine Quizfrage: "Wieviele Messgeräte 
werden jährlich Opfer der Diplomphase?" Die Zahl hat keiner auch nur 
annähernd richtig geschätzt. <:-)

Oliver Döring schrieb:

> Schau hier:
> http://www.akaflieg-braunschweig.de
>
> Ein studentisches Projekt - es werden Segelflugzeuge entworfen, gebaut,
> vom Luftfahrtbundesamt zugelassen und schließlich geflogen.

Das gibt mir doch echt wieder Kraft, alte Erinnerungen zu verabeiten. 
Mit in der DDR gebauten Segelflugzeugen wurden Weltrekorde geflogen, an 
den tschechischen "Trener" - Maschinen kam in den 50er und 60er kaum ein 
Flugsportclub vorbei:

http://www.ffmc.de/Thema/2004/bernhard_z226.html

(Heinz Richter hab' ich auch noch selber fliegen sehen, und von wegen 
20m - einer, der ihn persönlich kannte, erzählte mir: In 2m Höhe über 
die Piste, aber im Rückenflug)... Und das mit Maschinen ohne jede 
Elektronik drin - was man heute so zu sehen kriegt, sind doch zum 
größten Teil auch nur noch bediente Computer...

Und die Schule, an der ich anfing zu studieren (die Ingenieurhochschule 
Dresden, die später der TU angegliedert wurde), hieß früher mal 
"Ingenieurschule für Flugzeugbau" - und ein alter Dresdner erzählte mir, 
er hat die "152" auch noch fliegen sehen - den ersten deutschen 
Passagierjet überhaupt:

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bundesarchiv_Bild_183-54953-0004,_Flugzeugwerk_Dresden,_Flugzeug_152.jpg&filetimestamp=20081204113058

Womit ich bestimmten jungen Leuten von heute ihr Fachwissen und ihre 
Kreativität nicht absprechen will - aber das "Neue" ist halt oft nur 
gründlich vergessenes Altes. <:-)

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