Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Baudratenquarz


von Gast (Gast)


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Kurze Zwischenfrage:

Ich habe bei meinen bisherigen AVR - Spielerein noch nie einen 
Baudratenquarz eingesetzt, immer interner Oszillator oder externer 4 od. 
8Mhz Quarz und hatte noch nie Probleme mit RS232 - Kommuniktion mit dem 
PC.
Bin ich ein Glückspilz oder ist der Baudratenquarz für eine andere Art 
der seriellen Kommunikation gedacht?

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

mit dem internen Oszillator ist es ein Glücksspiel, der kann beachtlich 
abweichen. Allerdings benutze ich den zum Debug durchaus auch, notfall 
ändere ich die F_CPU-Definition per Versuch & Irrtum.
Bei üblichen Raumtemperaturen ist er dann durchaus stabil genug.

Bei 4 und 8 MHz sind die gängigen Baudraten mit einer ausreichend 
kleinen Abweichung einzustellen, da gibt es dann kein Problem.
Spätestens bei höheren Raten über 38400 wird der Fehler ohne 
Baudratenquarz einfach zu hoch.

Liste dazu ist ja im AVR-Datenblatt zu finden.

Gruß aus Berlin
Michael

von Pete K. (pete77)


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Ich benutze 16Mhz, 20Mhz und 22,11Mhz bei 38400 Baud ohne Probleme.

von Frank L. (hermastersvoice)


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PCs sind meist recht fehlertolerant an der seriellen Schnittstelle, da 
passiert meist nix wenn man mit "glattem" Quarz oder gar interner 
Taktversorgung bastelt. Viel schwieriger wirds aber wenn man als 
Kommunikationspartner eben keinen PC hat sondern einen weiteren µC oder 
ein anderes Gerät mit serieller Schnittstelle. Für den schnellen Pfusch 
zwischendurch mit serieller Ausgabe am PC sind die Notlösungen also 
durchaus machbar aber wenn man was haben will das an jeder Schnittstelle 
funktioniert sollte man schon ordentlich designen.

bye

Frank

von Falk B. (falk)


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@  Gast (Gast)

>Bin ich ein Glückspilz oder

Quasi.

> ist der Baudratenquarz für eine andere Art
>der seriellen Kommunikation gedacht?

Nöö, das ist schon RS232 und seine Verwandten (Midi, whatever).

Siehe Baudragtenquarz

MfG
Falk

P S Man KANN RS232 SICHER mit dem internen RC-Oszillator betreiben, wenn 
man

a) den Oszillator kalibriert (per OSCCAL und Cal. Byte)
b) den Oszillator kalibriert (per 32K Uhrenquarz und Timer)

MfG
Falk

von Falk B. (falk)


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@  Frank L. (hermastersvoice)

>PCs sind meist recht fehlertolerant an der seriellen Schnittstelle, da
>passiert meist nix wenn man mit "glattem" Quarz oder gar interner
>Taktversorgung bastelt.

Klar, was vor allem die vielen Threads mit "Hilfe, mein UART geht nicht" 
beweisen . .  .

>durchaus machbar aber wenn man was haben will das an jeder Schnittstelle
>funktioniert sollte man schon ordentlich designen.

Eben.

MfG
Falk

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Es wäre schön, wenn Atmel bei der Takterzeugung der AVR-UARTs mal bei 
anderen Herstellern abgucken würde. Die benötigen keine 
"Baudratenquarze", und können trotzdem zuverlässige und ausreichend 
genaue Baudraten erzeugen - selbst bei äußerst niedrigen Quarztakten.
Warum tut sich Atmel da so schwer?

von Sven P. (Gast)


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Und wie machen die das?

Aber was die Frage angeht: Baudratenquarze sind stinknormale Quarze. 
Lediglich schwingen die auf einer Frequenz, aus der man ohne 
Rundungsfehler den Schnittstellentakt ableiten kann :->

Mit dem internen RC kann man die Schnittstelle auch fahren. Kalibrieren 
sollte man den RC dann natürlich, aber sonderlich stabil auf Dauer ist 
das dann nicht unbedingt. Und den Temperaturdrift des RC sollte man auch 
berücksichtigen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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> Und wie machen die das?

Sieh Dir beispielsweise die USCI im MSP430F54xx an. Oder die USART des 
deutlich älteren MSP430F16xx.

Die brauchen übrigens auch keine "Fuses", mit denen die Taktquelle 
festgelegt werden muss (beliebter AVR-Fehler), sondern können dies zur 
Programmlaufzeit beliebig konfigurieren.

von Falk B. (falk)


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@  Rufus t. Firefly (rufus) (Moderator) Benutzerseite

>Sieh Dir beispielsweise die USCI im MSP430F54xx an. Oder die USART des
>deutlich älteren MSP430F16xx.

Ist recht clever gemacht, muss man zugeben. Aber auch ein Baudratenquarz 
ist keine Hexerei. Einbauen, fertig.

>Die brauchen übrigens auch keine "Fuses", mit denen die Taktquelle
>festgelegt werden muss (beliebter AVR-Fehler), sondern können dies zur
>Programmlaufzeit beliebig konfigurieren.

Ist nur ein Problem für Anfänger, die Profis schreiben die Fuses richtig 
und gut. Das interessiert Atmel verständlicherweise nicht. Wäre mir auch 
egal.

MFG
Falk

von Gast (Gast)


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Alles klar, Danke für die ausführlichen Antworten!

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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> Ist nur ein Problem für Anfänger, die Profis schreiben die
> Fuses richtig und gut.

So kann man das natürlich auch darstellen.

> Das interessiert Atmel verständlicherweise nicht.
> Wäre mir auch egal.

Und damit verschenkt man Möglichkeiten zum Stromsparen. Im 
"Standby"-Betrieb kann man einen MSP430 mit einem langsamen, intern 
erzeugten Takt versorgen (VLO); tritt ein externes Ereignis ein, und 
wird Rechenleistung benötigt, so kann mal eben schnell auf den HF-Quarz 
umgeschaltet werden, und vor dem "Schlafenlegen" wird wieder der 
langsame Oszillator verwendet.

Wollen "Profis" keine stromsparenden Anwendungen realisieren?

von pfft... (Gast)


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Doch. Die AVR erlauben ja auch einen 32k Quarz am Timer2 fuer solche 
Anwendungen.

von Sven P. (Gast)


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Rufus t. Firefly schrieb:
> Wollen "Profis" keine stromsparenden Anwendungen realisieren?

Schon, aber Profis wissen, dass es dafür dann geeignetere Controller als 
AVR gibt grins
Das richtige Werkzeug für das richtige Problem :-)

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Seit xmega gibt es auch Taktquellenwechsel on the fly und außerdem einen 
Fractional Baud Rate Divider bei jeder der 8 UARTs die zum Beispiel der 
ATxmega128A1 hat. Da reicht auf jeden Fall die Interne Taktquelle+PLL 
bzw. DFLL.

Bei den normalen Megas sollte man aufpassen, dass auch bei kalibriertem 
Oszillator man die Temperatur nicht zu sehr verändert (von der 
Temperatur beim kalibrieren).

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