Forum: Platinen Eisen III oder Natriump?


von Matthias (Gast)


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Ich weiss, die Frage wurde bestimmt schon öfters gestellt, aber ich 
konkretisiere sie noch ein bisschen ;-)

Wir haben eine neue Sprühätzanlage gebaut und möchten nun, nachdem wir 
das Sprühbild mit Wasser betrachtet haben, die Chemie einfüllen und dann 
die ersten Ätzversuche durchführen.

Nun habe ich bisher in einem Blubberbad immer mit Natriump. geätzt und 
das hat mit dem Proma Schrott Ding immer so 10 Minuten gedauert, wenn 
die Suppe warm war. Mit der neuen Anlage erwarte ich mir natürlich 
wesentlich schnellere Zeiten. Uch erwärme die Suppe nun über eine 
Bodenheizung, die maximal bis 35° das ganze Erwärmen kann. Nun stellt 
sich mir die Frage, was ich zum Ätzen diesmal hernehmen.

Für Eisen III Chlorid spricht:

-> geht schneller
-> muss nicht so hoch erwärmt werden

Jetzt hört man immer wieder, dass es zu Schlamm Bildung neigt.

Da ist die Frage wie lange die Soße ohne Bewegung rumliegen muss, bis 
sie schlamm bildet? Wenn ich einmal in der Woche, ohne eine Platine 
drinen zu haben, die Kiste 5 Minuten laufen lasse, kann ich dadurch die 
Schlammbildung auf Dauer verhindern?

Ausserdem habe ich keine Ahnung, wie gesundheitlich gefährlich Eisen III 
ist. Wir haben natürlich eine dichte Kammer zum Sprühen, ausserdem haben 
wir einen Lüfter mit Abluft angebracht, der im Dauerbetrieb läuft und 
über ein Fenster an die Frischluft verbunden ist. Da wir sprühen, 
benötigen wir auch nicht viel Flüssigkeit, ca. 1 Liter. Ich gehe also 
mal davon aus, dass man in einem Raum, wo diese Flüssigkeit mit den 
beschriebenen Gegebenheiten steht auch arbeiten kann, oder liege ich 
falsch?

Welche Lösung hält eigentlich länger, 1 Liter mit Eisen III oder mit 
Natriump. 1 L ?

Vielen Dank für eure Antworten.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Der Schlamm setzt sich nach meiner Beobachtung recht schnell ab,
aber das muss ja kein Problem sein.  Wenn das Bad wieder in
Bewegung kommt, wird er wieder aufgewühlt.

Haltbarkeit?  Keine Ahnung, ich glaube, beide erschöpfen sich nur
über die Menge des aufgenommenen Kupfers.

FeCl3 dünstet HCl aus, damit sollte deine Umgebung klar kommen (falls
der Abzug nicht die ganze Zeit aktiv ist), ansonsten korrodieren
Metallteile in der Umgebung ganz schnell.  Bei Na2S2O8 dünstet nach
meiner Erfahrung nicht ganz so viel aus, d. h. das zeugt dampft nicht
in Mengen durch jede ach noch so kleine Ritze.  (HCl neigt zu dieser
Eigenschaft; aus diesem Grunde stellt man Flaschen mit Salzsäure und
Ammoniaklösung möglichst weit auseinander, sonst überzieht sich in
deren Umgebung alles ganz fix mit einer weißen Ammoniumchloridschicht.)

Wenn du aber auf 35 °C limitiert bist, ist das eigentlich ein Grund
gegen Na2S2O8, denn damit wird man eigentlich erst über 40 °C so
richtig glücklich.

(OK, ich lese gerade, dass der Abzug im Dauerbetrieb arbeitet, dann
ist das sicher praktikabel.)

von Matthias (Gast)


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Danke Jörg,

nun noch eine Frage:

Welches der beiden Mittel schäumt beim Spritzen eigentlich mehr?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias schrieb:

> Welches der beiden Mittel schäumt beim Spritzen eigentlich mehr?

Spritzen weiß ich nicht, habe ich noch nicht gesehen.  FeCl3
schäumt wie Sau, daher ist es auch ungeeignet für eine Blubber-
Anlage, es sei denn, man baut eine solche gleich als Schaumätzer
auf. ;-)  Na2S2O8 schäumt wenig bis gar nicht.

von Matthias (Gast)


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Naja "wie Sau" ist jetzt nicht so die Angabe, an der ich mich 
orientieren kann.

Wenn ich mit der doppelten Höhe vom Wasserstand rechne, fahre ich dann 
gut oder ist das untertrieben?

von Teplotaxl X. (t3plot4x1)


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>FeCl3 dünstet HCl aus

Woher soll denn das kommen?
Der Wasserstoff ausm Wasser und das Chlor ausm FeCl3?

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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Eisen-III-Chlorid is halt ne ziemliche Dreckspampe, ich wuerd's hier 
nich haben wollen. In einem entsprechend ausgestattetem Labor hingegen 
mag das kein grosses Problem sein.

von Mops (Gast)


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Teplotaxl X. (t3plot4x1) zitierte und antwortete sehr schlau:
>>FeCl3 dünstet HCl aus
>Woher soll denn das kommen?
>Der Wasserstoff ausm Wasser und das Chlor ausm FeCl3?

Also, DAS ganz BESTIMMT NICHT. Natürlich liegt nichts liegt ferner als 
das.

Das Chlor kommt aus dem Wasser und dem Kupfer, und der Wasserstoff aus 
dem Stoff. Dieser wiederum aus dem Schal des Hamsters, der in die 
Ätzlösung geplumpst ist. Friede seiner Lösung.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Teplotaxl X. schrieb:
>>FeCl3 dünstet HCl aus
>
> Woher soll denn das kommen?

Es wird der Lösung zugesetzt, um das pH-Niveau vernünftig zu halten.

Ansonsten ja, die H+-Ionen und die Cl--Ionen sind da sowieso drin,
weil es ja eine wässrige Lösung ist.

von Teplotaxl X. (t3plot4x1)


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Michael G. schrieb:
> Eisen-III-Chlorid is halt ne ziemliche Dreckspampe, ich wuerd's hier
> nich haben wollen. In einem entsprechend ausgestattetem Labor hingegen
> mag das kein grosses Problem sein.

Auch ohne Labor ist es gut zu handhaben.
Bei mir ist die Brühe in einem Grukenglas drinne, das steht 
normalerweise in einem Putzeimer. Zum ätzen wird das Gurkenglas 
herausgenommen, die Platine hineingegeben (Ich hatte bis jetzt immer nur 
sehr kleine Platinen), das Glas ~2min geschüttelt und fertig. Die 
Sauerei hält sich in grenzen.

Natriumpersulfat ging mir immer zu langsam und erhitzen war zu 
umständlich.

von Visitor (Gast)


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FeCl3 ist eine sogenannte Kationssäure, d.h. das hydratisierte Fe3+ - 
Kation kann Protonen abgeben.

[Fe(H2O)n]3+ -> [Fe(OH)(H2O)n-1]2+  + H+

Darum kann FeCl3-Lösung auch nicht durch Verdampfen von H2O getrocknet 
werden, da solange HCl entweicht, bis im Endeffekt Eisenoxide 
übrigbleiben.

von Rainer (Gast)


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Hat schon jemand mit dieser Brühe gearbeitet:

http://www.polymetaal.nl/beguin/mape/edinburgh_etch.htm

Gruß

Rainer

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Teplotaxl X. schrieb:

> Bei mir ist die Brühe in einem Gurkenglas drinne, ...

Ick.  Giftige Flüssigkeiten in einem Lebensmittelbehälter.

Sowas habe ich mir abgewöhnt, noch bevor's damit zu einem Unfall
gekommen ist.  Es gibt weiß Gott genügend Chemikalienbehälter
heutzutage (und sei's ein einfacher Kanister, der mal mit DI-Wasser
gefüllt war), als dass man keine Lebensmittelgefäße für sowas
missbrauchen muss.  Diese Verpackungen eignen sich dann auch gut,
um den verbrauchten Abfall damit zur Schadstoffentsorgung zu geben.

von PJ (Gast)


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Kommt es nicht doch ein wenig darauf an, wie eindeutig und sichtbar er 
die Sachen beschriftet hat?

Bei dem Gurkenglas hätte ich eher Bedenken wegen:
1) des Metallverschlusses. Die sind ja meist unten "gummi"ert, und wenn 
die Gummierung mal kaputt ist, rottet es langsam vor sich hin, und 
vielleicht entweichen dann irgendwann irgendwelche Dämpfe mit 
chronischen Wirkungen auf Material und Personen, oder es ist auf einmal 
nicht so dicht, wie man denkt, und man kriegt es beim Hantieren auf die 
Hand oder den Teppich oder ins Auge eines Kindes. Außerdem wegen:
2) der Zerbrechlichkeit des Glases. Wenn da mal was platzt oder 
runterfällt oder man hart dranstößt (heute lief mir Milch in eine 
Tastatur, war auch nicht geplant), dann hat man womöglich die ganze 
fiese Soße überall verspritzt.

Ich nehme lieber diese Kunststoffbehälter, die man hier rechts oben 
sieht:
http://www.gazi.de/GB/produkte/ayran/ciftlik/ciftlik.html
Die schließen dicht ab (wenn man den Deckel vor dem Schließen 
runterdrückt, bleibt er wegen des Unterdrucks so stehen, ist also 
dicht), und der Deckel ist aus demselben Material, außerdem kann man da 
gut deutliche Warnungen draufbappen. Die Größe ist für 
Eagle-Umsonst-Größen ideal. Wenn man 1 kg Fe3Cl kauft, nimmt man die 
Hälfte auf einen Pott und füllt den mit ca. 1,75 / 2 l Wasser auf, was 
gut reinpasst. Die andere Hälfte der Chemikalie kommt in einen zweiten 
Pott und wartet dort wohlverschlossen auf ihren Einsatz. 1 l NaOH-Lösung 
passt ebenfalls gut in so einen Pott. Durch das hochweiße Material und 
die sehr weite Öffnung hat man darin außerdem sehr gute 
Lichtverhältnisse. Mikrowellengeeignet wäre er auch. Außerdem schmeckt 
der Joghurt. Lagerung des Materials in einer 
"Rückhaltebecken"-Kunststoffwanne, nur für den Fall, dass trotz allem 
mal unvorhergesehen was ausläuft.

Warum also viel Geld für teure "Chemie"-Gefäße ausgeben, wenn man solche 
tollen Dinger quasi umsonst bekommt?

von Bill F. (dark_star)


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Matthias schrieb:
> Naja "wie Sau" ist jetzt nicht so die Angabe, an der ich mich
> orientieren kann.
>
> Wenn ich mit der doppelten Höhe vom Wasserstand rechne, fahre ich dann
> gut oder ist das untertrieben?

Das sollte reichen, beim Sprühätzen schäumt das Zeug nicht sehr.

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