...schaue ich gerade neidisch den Azubis in der Metallwerkstatt zu. Wie toll muss das sein: kein Ärger mit Matrizen, Entropien, Gauß-Verteilungen und dem ganzen Mist? Bin ich der einzige dem es manchmal so geht?
Jo, und sie verdienen mehr als man als Naturwissenschaftler jemals verdienen wird...
Und sie kehren das erste Jahr die Werkstatt und kochen Kaffee. Und lassen sich von jedem Trottel, der länger im Betrieb ist und bis drei zählen kann, anpöbeln.
Das verhindert vielleicht, dass sie solche Arroganz-Allüren kriegen, wie manche "Wissenschaftler".
Hättest halt was gescheits gelernt. ( sag ich als Schlossermeister )
> Bin ich der einzige dem es manchmal so geht?
Jup, wir haben keine Azubis...
> Und lassen sich von jedem Trottel, der länger im Betrieb ist und bis drei > zählen kann, anpöbeln. Das ist doch überall so. Als Neuer nimmt dich keiner ernst. Da hilft dir weder eine abgeschlossene Ausbildung, noch ein Studium.
Komisch, als ich hier angefangen habe wurde ich sehr ernst genommen und intensiv eingearbeitet. Offene Fragen wurden immer sehr ausführlich und kompetent beantwortet.
Das ist nicht zwangsläufig so. Ich habe mir das erste Jahr selbst mir Diplom Sachen anhören müssen, dafür hätte ich die Leute, wenn es keine Kollegen gewesen wären, normalerweise wegen Beleidigung verklagt. Das ist nicht bildungsgradabhängig sondern nur vom Wesen der Kollegen.
> Jo, und sie verdienen mehr als man als Naturwissenschaftler jemals > verdienen wird... nein, stimmt nicht! ... und ich freu mich drüber, auch wenns manchmal spät wird :-)
Nachtrag: Das war von mir auch eher provokant gedacht. Mag ja sein, dass ich neidisch werde, wenn ich die 'Grundschulmathematik' in der Ausbildung mit irgendeiner abstrusen, hoch theoretischen und weltfremden linearen Algebra vergleiche. Aber andrerseits eröffnet das im Nachhinein auch wider ganz neue Möglichkeiten und Wege.
milkyway schrieb: > Das > ist nicht bildungsgradabhängig sondern nur vom Wesen der Kollegen. Wie der Herr, so 's G'scherr. Die Firmenleitung hat selbst bei großen Firmen eine Menge Möglichkeiten, darauf Einfluß auszuüben.
Sven P. schrieb: > Mag ja sein, dass ich neidisch werde, wenn ich die > 'Grundschulmathematik' in der Ausbildung mit irgendeiner abstrusen, hoch > theoretischen und weltfremden linearen Algebra vergleiche. Die ist garnicht weltfremd. Sie gibt die Begründung für eine riesige Fülle von Regeln, die den Umgang Daten vereinfachen. Daß den armen Studenten mit allem und jedem das Leben zu Hölle gemacht wird, ist ein anderes Thema. Daß das dem Verständnis nicht gerade zugute kommt, wird billigend in Kauf genommen. Backsteinförmige Einheitsabsolventen sind wichtiger, als Kreativität...
Theoretische Ausrichtung beim Studium (mindestens anfangs) ist also backsteinförmiges Zuschneiden. Interessante Logik. Was wäre für dich ein stark auf konkrete Industriepaxis orientiertes Studium? Akademische Freiheit?
> ...schaue ich gerade neidisch den Azubis in der Metallwerkstatt zu. Wie > toll muss das sein: kein Ärger mit Matrizen, Entropien, > Gauß-Verteilungen und dem ganzen Mist? Die schauen dann wohl neidisch zurück, wenn du als Student mal wieder schon am Mittwoch oder Donnerstag auf Partys gehst, wenn du zweimal pro Woche bis am Mittag auschlafen kannst, wenn du mal wieder 12 Wochen Ferien hast (die man ja nicht samt und sonders zum lernen braucht...) usw.
A. K. schrieb: > Theoretische Ausrichtung beim Studium (mindestens anfangs) ist also > backsteinförmiges Zuschneiden. Interessante Logik. Nein, eben gerade nicht. Das Backsteinmaß wird durch sachfremden Streß erzeugt, der fachlich nichts bringt. Das Vehikel, mit dem der Streß produziert wird, ist völlig beliebig. > Was wäre für dich ein stark auf konkrete Industriepaxis orientiertes > Studium? Akademische Freiheit? Das Gegenteil ist es.
Geistige und handwerkliche Arbeit sollten sich als symbiotisch verstehen. Was nützen dem Architekten seine Pläne, wenn sie keiner umsetzen kann? Was nutzt dem Maurer die Fähigkeit, eine Mauer zu errichten wenn er nicht weiß, wie er Mauern zu einem belastbaren Gebäude hochziehen kann? Es ist wie bei der Elektronik: ohne Schaltplan und Löten keine Schaltung. Beides verlangt Können. Wer Schaltungen entwickeln aber nicht löten kann wird die Schaltung ebensowenig realisieren können wie jemand der nur Löten kann aber keinen Schaltplan entwerfen. Entscheidend ist doch, wie gut oder schlecht jemand auf seinem Gebiet arbeitet. Ein guter Schuster ist mehr wert als ein schlechter Doktor.
Kleines Missverständnis: ich rede nicht von "sachfremdem Streß" zu dem ich an der Uni "gezwungen" werde, sondern von durchaus konkreter und sinnvoller Forschung - die aber nun eben mal nicht so anschaulich ist wie das Arbeiten an der Drehbank und die das Hantieren mit oben genannten mathematischen Dingen mit sich bringt.
Gast (OP) schrieb: > Kleines Missverständnis: ich rede nicht von "sachfremdem Streß" zu dem > ich an der Uni "gezwungen" werde, sondern von durchaus konkreter und > sinnvoller Forschung - die aber nun eben mal nicht so anschaulich ist > wie das Arbeiten an der Drehbank und die das Hantieren mit oben > genannten mathematischen Dingen mit sich bringt. Wenn du von "durchaus konkreter und sinnvoller Forschung", dann versteh ich allerdings nicht, wo das Problem ist. Ein Forscher, der nur eine Kiste voll Matrizen, Entropie und Gaußverteilungen im Kopf hat, wird ungefähr so viel finden, wie das legendäre blinde Huhn. Die mathematischen Hilfmittel werden doch zur Verifikation oder Falsifizierung von Ideen benutzt, die man aus dem Modell generiert, das man von der Sache im Kopf hat. Das ist letztlich auch nichts prinzipiell anderes, als das, was der Handwerker macht. Nur benutzt der eben andere Hilfmittel.
Wenn das Problem mathematisch ausreichend modelliert ist, dann musst du dich eben häufig nicht mehr mit der Realität abgeben. Dafür hat man die Mathematik ja. Das Nachdenken über Bilder und Musik hätte Huffman nicht dabei geholfen seinen Codierungsalgorithmus zu formulieren, auch wenn er heute genau dafür verwendet wird.
" ...schaue ich gerade neidisch den Azubis in der Metallwerkstatt zu. Wie toll muss das sein: kein Ärger mit Matrizen, Entropien, Gauß-Verteilungen und dem ganzen Mist? Bin ich der einzige dem es manchmal so geht? " Also wenn du mal aus dem Fenster jemanden mit finsterer Miene 2x1,25m Gipsplatten schleppen siehst, komm bitte raus und sprech mich an, dann tauchen wir mal für ne Stunde. mfg wkgt
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