Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Problem bei Reparatur von Casio Exilim EX-V7


von Helmut W. (gx600)


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Hallo liebe mikrocontroller.net User!

Ich bin neu hier im Forum und suche nach Ratschlägen und 
Hilfestellungen.
Ich habe ein Problem mit einer Digitalkamera von Casio, welche ich für 
einen Freund reparieren will.
Zur Vorgeschichte: Es handelt sich um 2 identische Modelle der Exilim 
EX-V7 Reihe. Beide waren defekt, die erste hatte einen 
Displaysturzschaden (war ansonsten noch voll steuerbar, nur Display 
gerissen) und die zweite ließ sich nicht mehr einschalten. Darum habe 
ich beide zerlegt, das Display der zweiten in die erste gebaut und dies 
funktionierte auch einwandfrei. Bis ich feststellte, dass nicht mehr 
alle Tasten des Bedienfelds angesprochen wurden.

Nun zu meinem konkreten Problem. Ich habe festgestellt, dass der Defekt 
daran liegt, dass die Bedienplatine keinen sauberen Kontakt mehr zur 
Hauptplatine der Kamera hat. Die Signale für den jeweiligen Kameramodus 
oder den Auslöser kommen nicht mehr bei der Hauptplatine an. Die 
Bedienplatine wird über ein Flachbandkabel in eine Art Buchse (sorry 
kenne die genaue Benennung nicht; (Zip-Anhang) Anhang 1 rot umrandet) 
gesteckt. Das Problem ist, ich habe an dieser Buchse/Connector 
übersehen, dass Sie so eine Art Einrasthebel hat, weshalb ich das 
Flachbandkabel mit den goldenen Kontakten immer nur mit etwas 
Kraftaufwand hineinbekam. Dies ging beim ersten und zweiten mal gut, nur 
nach weiteren Probierversuchen ist leider durch ein Abknicken dieses 
Flachbandkabels (nur 5,5mm breit und darin sind 17 Leitungen 
untergebracht :-( siehe Anhang 2) der Kontakt verloren gegangen. D.h. 
die Leitungen sind an der Knickstelle unterbrochen. Und die Knickstelle 
befindet sich gerade da, wo die Leiterbahnen aus der Plastikhülle auf 
die Goldkontakte übergehen, welche in die Buchse gesteckt werden. Das 
dumme an der Geschichte ist, dass mir dies mit beiden Bedienteilen, also 
sowohl mit dem alten der ersten und dem neuen der zweiten Kamera 
passiert ist. Darüber rege ich mich jetzt noch tierisch auf -.-

Aber dieser flache Hebel war beim zerlegen kaum ersichtlich... Wer es 
genau sehn will auf YouTube ist unter folgendem Link:

http://www.youtube.com/watch?v=A1LdmWvzf00

das Zerlegen einer Kamera von Casio zu sehen. Was der Kerl bei 1 Minute 
und 36 Sekunden macht war der Punkt, den ich vergessen habe. Darum ließ 
sich dieses flache Kabel auch nicht leicht in die Buchse stecken und es 
kam zum Abknicken. (Hätte ich das Video doch vorher gesehen... naja aus 
Erfahrung lernt man)
Weiß mir jemand vielleicht irgendeinen Rat, wie ich die Leitungen an 
dieser Knickstelle wieder leitend bekomme? Löten wäre da zum einen, aber 
bei den Platzverhältnissen (siehe Skizze Anhang 3) Oder gibt es eine Art 
feinsten leitenden Kleber, damit ich die Knickstelle überbrücke, ohne 
aber zwei parallel liegende Leitungen miteinander zu verbinden? Ich habe 
übrigens auch probiert sanft mit einem Bleistift über diese Knickstelle 
zu fahren. Das Graphit blieb teilweise sogar haften und stellte eine 
leitende Verbindung dar. Jedoch ist diese Lösung nicht 
zufriedenstellend, da die Bedienungsführung der Kamera dann im Menü 
nicht immer das tut was Sie soll. Ist ja auch nachvollziehbar, die 
Leitungen werden nur teilweise oder falsch gebrückt.

Für jeden Tip oder Hinweis bin ich sehr dankbar und danke Euch schon 
einmal im Voraus für Eure Hilfe!

von Axel R. (Gast)


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Mein Beileid.
Hier hilft wirklich nur ebay und was defektes ersteigern in der Hoffnung 
das genau das noch geht was bei Dir nun kaputt ist oder aber die 
Leiterzüge freilegen und mit kupferlitzendraht überbrücken (löten) / 
lassen ;)

Gruß
Axelr.

ich kann das, denke ich ...:) Aber nur ohne gewähr!

von Helmut W. (gx600)


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Hallo Axel!

Vielen Dank für deine Antwort! Ich bin auch zu dem Entschluss gekommen, 
dass ich löten werde. Und zwar habe ich mir überlegt, dass ich den 
Connector von der Hauptplatine entlöte. Dabei entstehen Dann 2 
Pinreihen. Die hintere hat 8 Pins und die vordere hat 9, also insgesamt 
die 17 Leitungen. (hier muss ich mir noch etwas einfallen lassen wie ich 
den Connector sauber wegbekomme)

An Ebay und Ersatzteilspender habe ich auch schon gedacht, da hast du 
völlig recht! Nur ist dieses Modell scheinbar selten auf dem Markt... 
(Wenn jemand hier im Forum noch eine defekte herumliegen hat dann bitte 
melden! :-) Da ich ja 2 Hauptplatinen habe die funktionieren und 2 
Bedienteile, bei denen ich beide Flachbandkabel geknickt habe, gehe ich 
mit folgendem Gefühl an die Sache: Mittlerweile will ich es selbst 
irgendwie schaffen die Verbindung der Bedienplatine wiederherzustellen, 
die Sache nagt an mir :-) trotzdem danke ich dir sehr für dein Angebot.

An der Knickstelle selbst kann ich nicht löten, da dort die Leiterbahnen 
(siehe Anlage 4) jeweils breit (naja breit ist Ansichtssache... eher 
hauchdünn) dann wieder dünn und wieder breit sind. Die dünnen Leitungen 
entsprechen der Breite einer feinen Kupferlitzenfaser. Ich würde das 
glaube ich nicht hinkriegen, ohne parallel liegende Leitungen zu 
brücken. Daher will ich wie oben beschrieben vorgehen. Connector 
auslöten 17 Kupferlitzenfasern an die genannten Pins löten. Jetzt fehlt 
noch die Verbindung auf der Flachbandkabelseite. Da habe ich mir 
folgende Vorgehensweise überlegt:

Ich trenne das Flachbandkabel gemäß Bild Anlage 5 auf (in einer Art 
Dreiecksabstufung). Dadurch versuche ich zu verhindern, dass ich beim 
Löten parallel liegende Leitungen brücke.
Hier brauche ich unbedingt einen Tip von Dir in Bezug auf Leiterbahnen 
freilegen, denn sonst kann ich dort nicht löten, da Kunststoff die 
Leiterbahnen umschließt. Wenn ich das hinkriege, dann verbinde ich so 
die Hauptplatine wieder mit dem Bedienfeld. Klar ist auf die richtige 
Pinbelegung zu achten und ich dachte auch daran, dass ich die 
Kupferlitzenfasern, dann mit einer Art Lack bestreichen sollte, damit 
diese isoliert sind. Morgen werde ich zu unserem Elektronikladen fahren, 
mir den kleinsten Lötaufsatz für meine Station besorgen und den feinsten 
Zinn und eine ordentliche Lupe!

Für Tips bin ich wie immer sehr dankbar! Gruß bis morgen!

von Thomas R. (tinman) Benutzerseite


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Helmut

eventuel wird einfacher kupferlitzenfasern in der nähe der 
bedienelemente zu löten.

Der flachbandconnektor ist auch nicht ohne zu löten, bzw. die 
kupferlitzenfasern auf die pins, kannst durchmessen ob die leiterbahnen 
zu den bauteilen in der nähe gehen und falls ja da löten.

Es wird zwar wie eine wilde baustelle aussehen, es soll aber 
funktionieren und nicht innerlich-schön sein.

von Axel R. (Gast)


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Ich würde die Abdeckung des Flexprints unterm Mikroskop runterfräsen und 
die einzelnen unterbrochenen Knickstellen an den rechts und links 
freiliegenden Kupferflächen mittels eines Kupferdrähtchens schienen und 
zusammenlöten. Abschließend kommt wieder was obendrauf zur mech. 
Stabilisierung (2K-Harz oä.)
Was soll ich da groß erzählen?
Wenn Du das selbst machen willst, scheint mir der Weg, den Du 
beschreibst schonmal der richtige zu sein. Ich wünsche dir viel Erfolg.

Das Flexprint geht mit Heisluft einfach runter. Wenn Du keine Heisluft 
hast, nimmstr du einen Kolben mit einer großen, aber nicht schrfkantigen 
Spitze und fährst von oben über die kontakte. Gleichmäßig durchwärmen 
eben. OHNE Gewalt!!

Viele Grüße
Axelr.

von lightninglord (Gast)


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hatte exact das selbe Problem bei einer Digitalen Messuhr, die ich 
zerlegt hatte um die Daten direkt vom Sensor abzugreifen, leider war der 
Deckel mit einem O-Ring auf das Gehäuse gepresst. Diesen musste man 
unter Drehen und Zeihen lösen, leider ist in dem Deckel das LCD und 
dieses WAR mit diesem Folienleiterzeug mit der Platine verbunden, durch 
das drehen und ziehen gings da kaputt. Dann hab ich einfach die 
Leitungen via Kabel nachgezogen und den Folienleiter entfernt, geht 
wieder wunderbar, ist nen bissle arbeit aber geht.

von Helmut W. (gx600)


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Hallo Jungs!

Danke für Eure tollen Ratschläge, Tips und Mutzusprüche. Gestern Nacht 
habe ich mich an die Sache gewagt und in Schritt 1 den Connector von der 
Hauptplatine via Entlötlitze entfernt. (Bild Anlage 6) Habe mir dafür 
viel Zeit genommen und immer Pausen zwischendurch gemacht. Man braucht 
echt ein ruhiges Händchen dabei und muss stets darauf achten, dass man 
beim sanften Anhebeln keine Kontaktflächen, bzw. Pads mitreißt. In 
Schritt 2 habe ich dann die Kupferlitzenfasern an diese Kontaktflächen 
gelötet (Bild Anlage 7) Insgesamt also die 17 Leitungen, welche ich 
später noch mit einem Platinenlack besprüht habe um sie zum einen etwas 
auf der Oberfläche der Platine zu stabilisieren und zum anderen auch um 
sie zu isolieren.
In Schritt 3 habe ich mich dem Flachbandkabel gewidmet. Hier nochmals 
ein herzlicher Dank an Axel, mit dessen Tip sich die Isloierschichten 
nach längerem Erwärmen gut haben trennen lassen. (Anlage Bild 8) Die 17 
Leiterzüge liegen nun frei und es gilt A und B miteinander zu verbinden.
Ich denke ich werde die freien Leiterzüge des Flachbandkabels wieder auf 
einer Art Klebeband fixieren, damit sie nicht mehr verrutschen können 
und stabil liegen. Sie sind übrigens reißfester und stabiler, als ich 
zuvor angenommen hatte. Trotzdem gehe ich aber sehr sorgsam mit ihnen 
um.
Zuerst muss ich mir noch gut überlegen, wie ich die Leitungen zueinander 
führe und dann sauber verlöten. Wenn das klappt, dann kann ich den 
ersten Testlauf wagen.

Ich halte Euch auf dem Laufenden und danke nochmals für Tips und Tricks!

von Axel R. (Gast)


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auwei

hättests mal hergeschickt - aber nungut. Es geht ja voran.
Sind das Kuperlackdrahtenden oder blanke Drähtchen?

Gruß und großen Respekt für deinen Mut
Axelr.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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> in Schritt 1 den Connector von der Hauptplatine via Entlötlitze entfernt.
Glückwunsch: jetzt ist die Hauptplatine auch noch kaputt....

Ich hätte da erst mal Schritt 2 versucht, Drähte an den .35mm Pitch 
Flatfoil anzulöten...
Und wenn das geklappt hätte, dann wäre die Buchse eine einfache Übung 
gewesen.

von Axel R. (Gast)


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Lothar Miller schrieb:
>> in Schritt 1 den Connector von der Hauptplatine via Entlötlitze entfernt.
> Glückwunsch: jetzt ist die Hauptplatine auch noch kaputt....
>
> Ich hätte da erst mal Schritt 2 versucht, Drähte an den .35mm Pitch
> Flatfoil anzulöten...
> Und wenn das geklappt hätte, dann wäre die Buchse eine einfache Übung
> gewesen.

Soo in etwa...

von Helmut W. (gx600)


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Danke für die Glückwünsche Lothar, hast wohl kommen sehen, dass ich die 
Cam wieder hinkriege ^^

Ja, mir ist schon klar, dass die Arbeit für einen Profi etwas wüst 
ausschaut, aber ich habe für meine Verhältnisse, das Möglichste 
rausgeholt.
Ich habe eigentlich versucht mich auf das Einfache zurückzuberufen und 
zwar wie bekomme ich die unterborchenen Leitungen wieder leitend. Viele 
Wege führen nach Rom und ich hatte mich für diesen mit den 
Kupferlitzenfasern entschieden. (sind vorher übrigens mehrfach mit Lack 
besprüht worden, Axel)
Und Thomas dir gebe ich vollkommen recht, auf innerliche Schönheit kam 
es hier wirklich nicht an, denn die Funktion allein zählt.

Bin vor 20 Minuten erfolgreich fertig geworden. Ich habe die Fasern aus 
Platzgründen in 2 Lagen übereinander verlötet. Getrennt und isoliert 
sind sie zum einen durch Platinenlack und zum anderen durch 
Kreppklebeband. Auf der unteren Schicht befinden sich 11 Leitungen und 
auf der oberen Schicht 6 die von den vorderen Pads der Hauptplatine 
kommen. (Bild Anlage9 und 10) Dabei habe ich stets darauf geachtet 
genügend Abstand zwischen den Leitern zu lassen. Zu guter letzt wurden 
die oberen Leiter dann noch abgeklebt und die Kamera wieder 
zusammengebaut.
Ein bisschen Bammel beim ersten Startversuch war dabei, doch als ich 
dann sah, dass sowohl die Funktions-LED und ALLE weiteren Tasten (vor 
allem der Auslöser, welcher übrigens der erste war, der damals defekt 
ging... "Murphy’s Law") und Modi funktionierten war ich total aus dem 
Häuschen :-)

(Beweisfotos: Anlage11,12,13) sind wegen der Beleuchtung nachts um 3 
nicht ganz so schön aber hey sie funktioniert!

Ist echt klasse so, denn mein Kumpel dem die Cam gehört, fährt morgen 
damit zur Nature One und kann sie da perfekt testen.
Danke Euch nochmals für Eure guten Ratschläge und Tips und für alle die 
ein Ähnliches Problem bei einer Reparatur haben: Nicht den Kopf hängen 
lassen, sich immer sauber eine Vorgehensweise überlegen und sich von der 
Detailstufe nicht abschrecken lassen. Durch ein bisschen Kreativität, 
Sorgfalt und gute Ratschläge und Tips lässt sich so einiges realisieren.

Gruß und machts gut!
Helmut

von Axel R. (Gast)


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Sehr gut gemacht! Herzlichen Glückwunsch ;-)

Axelr.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Glückwünsche!

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Also gut, nochmal:
>> Glückwunsch
Jetzt aber echt   ;-)

von Marius S. (lupin) Benutzerseite


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Hallo Herr W.,

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer reparierten Kamera! Ich wünsche Ihnen 
für Ihren weiteren Lebensweg alles Gute und viel Erfolg für Ihre 
weiteren Reperaturen!

Mit freundlichen Grüßen,
Marius S.

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