Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning 100kHz Signal analog einlesen (16bit) und verarbeiten


von Christian (Gast)


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Hallo zusammen,
ich studiere Elektrotechnik und schreibe seit kurzen an meiner 
Diplomarbeit. Bei dem Thema geht es darum, mithilfe einer Rogowskispule 
einen Stromsensor aufzubauen. Zu dem Thema gibt es bereits analog 
aufgebaute Lösungen aber mein Ansatz ist eine digitale Auswertung und 
Integration des Signals von der Rogowski Spule. In meiner Freizeit habe 
ich mich schon intensiv mit AVR Controllern beschäftigt (in C 
programmiert), welche für die jetzigen Anforderungen aber nicht mehr 
ausreichen. Ziel ist es, das Signal der Rogowski Spule erst analog zu 
verstärken und es dann mit mindestens 1MSPS abzutasten (es sollen Ströme 
bis 100kHz gemessen werden können). Die Auflösung sollte mindestens 14 
bit betragen und die Messwerte müssen auch noch weiterverarbeitet 
(gefiltert und vor allem nach der Zeit integriert werden) und dann an 
einen Computer weitergegeben werden, der dann den Stromverlauf anzeigt.
Im Moment ist mein Problem, dass ich von der vielfalt an FPGAs, DSPs und 
µControllern den Überblick verloren habe was für eine 
Entwicklungsumgebung für diese Anwendung geeignet ist. Nach einiger 
Recherche bin ich der Meinung, dass ein TMS320F282xx aus der Fixed point 
Serie den Anforderungen genügt und gegenüber den programmierbaren 
logiken den Vorteil von Hardware Schnittstellen hat (zur Kommunikation 
mit dem ADC und dem PC).
Jetzt zur eigentlichen Frage:
Liege ich mit damit richtig? Würdet ihr mir zu einer anderen Platform 
raten? Meint ihr die Abtastrate von 1MSPS ist ausreichend um ein 100kHz 
Signal abzutasten?
Bin sehr gespannt auf eure Antworten und bedanke mich schonmal fürs 
Lesen!!

Viele Grüße

Christian

von Mark B. (markbrandis)


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Christian schrieb:
> Meint ihr die Abtastrate von 1MSPS ist ausreichend um ein 100kHz
> Signal abzutasten?

Wenn das Signal sinusförmig ist, sollte das allemal ausreichen. Bei 
perfekter Sinusform sind zwei Samples pro Periode vollkommen 
ausreichend, also 200 kHz Abtastrate wären dann genug.
Weiß allerdings nicht was Dein Signal für wilde Formen hat ;)

von Ras F. (rasfunk)


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Ui, das ist jetzt aber gefährlich. Man sollte schon mit der 
industrieüblichen zehnfachen Überabtastung arbeiten. Bei 14-16 Bit kann 
man wahrscheinlich auch höherfrequente Signalanteile nicht einfach 
ignorieren sondern muss einen guten Aliasingfilter vorschalten. Unter

http://focus.ti.com/docs/toolsw/folders/print/antialiasingcalc.html

gibt's eine Exceldatei, die bei der Suche nach der richtigen 
Konfiguration von Bandbreite (hier 100kHz), Abtastrate, Filtersteilheit 
etc. hilft. (man muss aber beachten dass analoge Filter nur bis ca. 
6-8ter Ordnung realisierbar sind).

Insgesamt scheint mit die komplette Aufgabe sehr umfangreich für eine 
DA. Ich würde mich auf das analoge Frontend konzentrieren und irgendein 
DSP Eval.-Board von TI oder Analog hernehmen. Dann hat man wenigstens 
mit dem Digitalteil keinen Ärger und hat eine zuverlässige 
Entwicklungsumgebung. Favorit natürlich das neue 
http://search.digikey.com/scripts/DkSearch/dksus.dll?Detail&name=460-3483-ND

Das analoge Frontend bereitet dann schon genug Überraschungen wie z.B. 
Wahl der richtigen OPAMPS, Filterdesign, ADC-Wahl (evtl. ADS8330?), 
Layout und Bestückung. Nicht zu vergessen Schaltreglerdesign für die 
verschiedenen analogen Spannungen!

Viele Grüße und viel Erfolg!

von pomes (Gast)


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Wahrscheinlich reichen 1 MSPS aus.

Für 14 bit oder mehr und diese Geschwindigkeit brauchst wahrscheinlich 
du einen externen ADC.

Das hängt neben dem Signal (siehe oben) auch von z.B. dem Rauschen ab, 
falls du z.B. viel/wenig Oversampling betreiben willst.

Ich weiß nicht wieviel und wie du Filtern und integrieren willst, evtl 
wird die Rechenleistung knapp oder sie ist mehr als ausreichend.

Evtl würde  auch ein schneller Arm 7 oder so reichen.

Weiteres:

In manchen Fällen ist die Verwendung von Floatingpoint sinnvoll.
Für die "einfache" Anzeige am Computer reicht wahrscheinlich eine 
serielle Verbindung.

von Stefan K. (syliosha)


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man sollte so ein 100kHz Signal nicht unterschätzen. Ein Alaisingfilter 
gehört sowie standartmässig vor den ADC. Aber man muss sich nicht 
wirklich an den Industriestandart richten. Das 2,5 fache für die 
Abtastfrequenz liefert auch noch brauchbare Werte für eine digitale 
Verarbeitung.

Für die Aufgabe solltest du aber defenetiv entweder ARM9 ab 200MHz oder 
DSP wählen. Wobei die Programmierung eines DSPs sich schon von der eines 
µC unterscheidet und wenn du pech hast einen spezielle 
Programmieradapter(um die 1500€) benötigt.

Auch die 16bit Auflösung ist nicht grade einfach hinzubekommen, da muss 
man schon auf einiges achten.

Für die digitale Signalverarbeitung ist noch zu erwähnen : KEINE FLOAT 
Berechnungen, da diese einfach zu langsam sind.

MfG
Stefan

von Peter D. (pdiener) Benutzerseite


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Wenn es ein TMS320 werden soll, dann würde ich an deiner Stelle auf 
jeden Fall den F28335 nehmen, Floatingpoint Arithmetik kann nie schaden, 
wenn man digitale Filter in hoher Genauigkeit rechnen will. Außerdem 
gibt es für den 335er ein Evaluationboard mit Onboard-JTAG und privat 
nutzbarem Compiler dazu:

TMDSDOCK28335

Ich habe das Board selbst, das spart wirklich eine Menge Arbeit beim 
Aufbau von Versuchsschaltungen. Allerdings nutze ich nicht den Compiler, 
der dabei ist, sondern eine Vollversion, daher kann ich bzgl. des 
beschränkten Compilers nur wenig sagen.

Der 335er hat einen onchip-adc mit 80 ns conversion time und 12 bit 
Auflösung, das sollte für erste Versuche genügen.

Grüße,

Peter

von Ras F. (rasfunk)


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Stefan Kunz schrieb:
> (...) Ein Alaisingfilter
> gehört sowie standartmässig vor den ADC. Aber man muss sich nicht
> wirklich an den Industriestandart richten. Das 2,5 fache für die
> Abtastfrequenz liefert auch noch brauchbare Werte für eine digitale
> Verarbeitung.

Das ist aber ein sehr steiler Aliasingfilter ;-)

> Für die Aufgabe solltest du aber defenetiv entweder ARM9 ab 200MHz oder
> DSP wählen. Wobei die Programmierung eines DSPs sich schon von der eines
> µC unterscheidet und wenn du pech hast einen spezielle
> Programmieradapter(um die 1500€) benötigt.

ARM9 + Float DSP für $159 im oben genannten Link. Mit Ethernet, Linux 
etc. pp, also ideal auch für den Datentransfer auf einen Rechner.

> Auch die 16bit Auflösung ist nicht grade einfach hinzubekommen, da muss
> man schon auf einiges achten.

Wird anspruchsvoll, auf jeden Fall!

> Für die digitale Signalverarbeitung ist noch zu erwähnen : KEINE FLOAT
> Berechnungen, da diese einfach zu langsam sind.

Mit dem DSP-Core oben gar kein Problem :-D

von Stefan K. (syliosha)


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Ich bin kein Fan von Floatingpoints. Floats gaukeln einem nur eine 
Genauigkeit vor die nicht da ist. Außerdem ist ein DSP mit Integerwerten 
nochmal schneller.
Aber ich würd defenetiv auf ein Betriebssystem verzichten, die machen 
bei sowas mehr Ärger, als das sie nützen.
Gut meine Bachelorarbeit handelte auch über ein Modul mit 500kHz 
Abtastrate und ditigaler Signalverarbeitung und mit Betriebssystem ;-) 
daher mein Vorschlag das Betriebssystem wegzulassen.

von Stefan K. (syliosha)


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^^ wegemn dem Antiailaisingfilter, die 2,5 beziehen sich auf die 
Abtastfreuqnz des ADCs zu dem Abzutastenen Signal. Dabei gilt dann 
natürlich das der analoge TP das Signal auch dahin begrenzt

von float (Gast)


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Evtl ist es sinnvoll für diese Aufgabe ein uC mit 64bit Floating Point 
FPU zu verwenden. z.B. Arm 9 mit VFP oder SH2A von Renesas.

Bei 32 bit Floats muss man sehr auf die Skalierung aufpassen, sonst kann 
es ungenau werden.

von Christian (Gast)


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Hallo und herzlichen Dank für die vielen und ausführlichen Beiträge!!
Der Lösungsansatz ist auf jeden Fall möglichst viele Evaluationboards 
zum Einsatz kommen zu lassen um hier nicht übermäßig viel Aufwand mit 
Schaltplanentwurf und Platinenlayout zu produzieren. Es geht lediglich 
um den Aufbau eines Demonstrators.... Wie Rasfunk schon geschrieben hat, 
bin ich auch der Meinung dass der analog Teil noch genügend 
Überraschungen birgt...
Problem bei meinem Stromsignal ist, dass es sich NICHT um einen Sinus 
handelt. Es geht darum einen möglichst allgemein anwendbaren Stromsensor 
zu bauen der laut Spezifikation (also Zielsetzung der Diplomarbeit) 
Ströme mit einem dI/dt von bis zu 10A/ns erfassen soll (sorry dass ich 
euch die Information im ersten Beitrag vorenthalten habe, aber daran 
habe ich selber nicht gedacht) Das Signal hat zwar im ungünstigsten Fall 
nur 100kHz aber wenn es ein Rechtecksignal ist muss die Flankensteilheit 
ja mit abgetastet werden? Schließlich muss die induzierte Spannung in 
der Rogowski Spule ja wieder integriert werden um auf den Strom im 
Leiter schließen zu können!
Auch der integrierte A/D Wandler vom TMS320F28235 oder vergleichbaren 
DSP'S wird vermutlich nicht reichen - ich werde einen externen A/D 
Wandler mit Eval board suchen... der ADS8330 scheint perfekt zu sein 
aber für den hab ich noch kein EVAL board entdeckt...

Was die Controllerwahl anbelangt kann ich jetzt auf ein TMDSDCDC2KIT 
zurückgreifen was mir von einem ehemaligen Diplomanden zur Verfügung 
steht. Damit hab ich schon einen programmieradapter, ein EVAL Board und 
einen Ansprechpartner der damit schon gearbeitet hat. Falls die 
Rechenleistung nicht ausreicht, lässt sich das Eval board auch noch mit 
einem höher getakteten floatingpoint controller bestücken (da sind DIMM 
Sockel drauf womit der Controller schnell getauscht werden kann).
An dieser Stelle nochmal vielen Dank für euren Input es waren wirklich 
wertvolle Informationen dabei!


Viele Grüße

Christian

von Michael (Gast)


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100kHz Rechtecksignal mit 10A/ns Auflösung ... mit 1MHz abgetastet ... 
hehe

(Du hast uns noch nicht den Fullscale Bereich genannt.)
Aber so wie Du das schilderst wird dein 1MHz wohl nicht reichen.
Du hast ein dI/dt von 10kA/us, vielleicht eine Eingangsbandbreite von 
250kHz und möchtest mit 1us Abtastung arbeiten.
Wenn sich dein Abtastzeitpunkt um 500ns verschiebt, dann hättest Du 
einen Fehler von 0.5us x 10kA / 1us = 5kA  (mangelnde zeitliche 
Auflösung).

Wie groß darf denn dein Stromfehler werden (bei diesem fetten dI/dt)?

von Michael (Gast)


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Achso - wer integriert eigentlich?

Am Besten nimmst Du einen externen Integrator, sonst hast Du keine 
Chance diese Signale zu verarbeiten.
Ich habe für eine ähnliche Applikation einen integrierenden AD-Wandler 
(DDC112 von B&B) eingesetzt. Der hat aber nur 3kHz Abtastrate bei 20Bit 
Auflösung. Sonst ist dies eine exotische Aufgabe. Vermutlich mußt Du 2 
externe Integratorchips nehmen und zyklisch zwischen denen hin und 
herschalten und deren Ausgang dann mit AD-Wandler umsetzen.

von Ras F. (rasfunk)


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Michael schrieb:
> Achso - wer integriert eigentlich?

Ich schätze mal, dazu wird er den DSP hernehmen wollen... Bandbegrenzen 
und dann IIR TP-Filter 1. Ordnung zum Integrieren. 0dB-Punkt muss dann 
empirisch abgeglichen werden.

Noch eine kleine Anmerkung zum Analog-Frontend: die Spannung der 
Rogowskispule darf, soweit ich es verstanden habe, nicht belastet 
werden. Daher am besten einen Op-Amp mit hochohmigen JFET-Eingängen als 
Eingangsstufe verwenden (z.B. OPA132, wird wohl ein TI-only design ;-) 
).

von Michael (Gast)


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Na das Integrieren wird aber mit dem DSP erheblich zu langsam sein.
Der AD-Wandler tastet ja nur ab. Damit ergeben sich riesige Lücken 
zwischen zwei Abtastwerten in denen die induzierte Spannung nahezu nicht 
berücksichtig wird.
Sollte die Eingangsbandbreite jedoch viel zu hoch sein, dann bekommt der 
AD-Wandler während der Messung ein veränderliches Signal zum wandel - 
auch nicht gut.

von Ras F. (rasfunk)


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Michael schrieb:
> Na das Integrieren wird aber mit dem DSP erheblich zu langsam sein.

Eigentlich nicht, es ist ein eine stinknormale Faltung im Zeitbereich, 
wie jeder andere digitale Filter auch. Bei ca. 300 MHz Takt und 1MSPS 
hätte er pro Sample 300 Takte Zeit. Da lässt sich einiges Berechnen, 
insbesondere ein einfacher Integrator (Filter 1. Ordnung).

> Der AD-Wandler tastet ja nur ab. Damit ergeben sich riesige Lücken
> zwischen zwei Abtastwerten in denen die induzierte Spannung nahezu nicht
> berücksichtig wird.

Du schaust zu sehr auf den Zeitbereich. Nach dem Aliasingfilter ist das 
Signal bandbegrenzt, ohne Lücken. Spannungsänderungen oberhalb der 
Filtergrenzfrequenz sind dann natürlich gedämpft - das muss man bei der 
Verwendung des Geräts möglicherweise wissen. Aber messtechnisch kriegt 
man keine Probleme.

> Sollte die Eingangsbandbreite jedoch viel zu hoch sein, dann bekommt der
> AD-Wandler während der Messung ein veränderliches Signal zum wandel -
> auch nicht gut.

Handelsübliche ADCs haben eine Sample & Hold Schaltung integriert ;-)

von blubb (Gast)


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Integrieren im Zeitsdiskreten kann man auch etwas komplizierter machen 
mit einem 2 Zustände Integrator

"Pseudocode"

int1+=messwert
int =(int_1+int_2)/2
Ausgabe von int
int2+=messwert

int ist der integrierte Wert. Der aktuelle Messwert wird immer nur zur 
"Hälfte" berücksichtigt. Bei linearem Verlauf des Messwerts ist der 
maximale Fehler zwischen 2 "Stützstellen" kleiner als die Hälfte der 
Steigung des Messwerts.

Beim "normalen" Integrator ist der maximale Fehler gleich der Steigung..

von Peter D. (pdiener) Benutzerseite


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Ich denke nicht, dass eine Integration zeitdiskret zu langsam ist. 
Sowohl das Verfahren von Blubb als auch der Vorschlag von Ras Funk sind 
einfache Faltungsoperationen, die auf einem DSP mit 1MSps überhaupt kein 
Problem darstellen.

Ein Problem ist aber, dass die meisten Signale wohl viel viel 
niederfrequenter sein werden (z.B. 50 Hz).
Bei 14 bit Auflösung (selbst wenn man Maximalstrom fährt) sind die 
Änderungen und damit die an der Spule anliegenden Spannungen so klein, 
dass sie stark quantisiert werden. Dieser Quantisierungsfehler wird über 
die hohe Abtastrate entsprechend schnell aufintegriert. Das könnte ein 
Problem sein, dass man zuvor durch Rechnung prüfen sollte.

Grüße,

Peter

von Christian (Gast)


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Hallo zusammen,

nochmals besten Dank für die ganzen Ideen und Vorschläge die gebracht 
wurden!! Es freut mich wirklich sehr dass aus meiner Frage eine 
interessante Diskussionsrunde geworden ist!!
Mittlerweile habe ich auch gemerkt, dass die Aufgabe weit aufwändiger 
ist wie anfangs gedacht.
Um besser Abschätzen zu können welchen Einfluss Faktoren wie Abtastrate, 
Frequenz des zu messenden Stroms, die Stromänderung oder die 
Induktivität der Rogowskispule aufeinander haben, bin ich gerade dabei 
das Gesamtsystem in Simplorer zu simulieren um dann zu wissen, welche 
Strombereiche realistisch gemessen werden können und welche Messfehler 
sich nach welchen Integrationsdauern einstellen...
Wenn das gemacht ist, werde ich den Controller möglicherweise nochmal 
neu wählen müssen.
@Peter: da hast du ziemlich sicher recht ;-) !!
Es ist in der Tat eine große Herausforderung die induzierte 
Spulenspannung mit dem A/D Wandler einlesen zu können!
Einige Beispiele (für eine gängig 1µH Rogowski Spule):
bei einem 50Hz Sinus mit 1A wird in der Spule 314µV induziert
bei einem 100kHz Sinus mit 10A sind es 6.28V
bei einem dI/dt von 10A/ns (was kommerzielle Rogowskispulen basierend 
auf Analog Integratoren leicht schaffen Bsp: PEMUK) sind es 10000V 
(U_ind=L*dI/dt)

Der jetzige Lösungsansatz sieht daher vor, die Spulenspannung erst auf 
einen passiven RC Integrator zu geben der hohe Frequenzen integriert, 
dann über einen OPamp ein niederohmiges Signal zu gewinnen, welches 
entweder auf einen PGA (zum Beispiel AD8369) geht oder direkt vom A/D 
Wandler eingelesen wird.

Soweit zum Konzept - die Simulation wird hoffentlich bald zeigen ob es 
was taugt :-)

Viele Grüße!!
Christian

von Michael L. (Gast)


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Hallo Christian,

worin besteht der Pfiff Deiner Arbeit? In der Hardware, in der Software 
oder in den mit dem Aufbau gemachten Messungen?

Ich würde zunächst zunächst den Analogteil aufbauen und über eine 
Meßkarte oder ein Digitaloszilloskop die Meßdaten in den Computer laden.
Wenn Du die Signalverarbeitung dann in Matlab hinbekommen hast, kannst 
Du weiter überlegen, wie Du sie in den DSP/FPGA/µC bringst.

Gruß,
  Michael

von Thomas B. (detritus)


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Evtl. wäre auch eine "Frequenzumschaltung" sinnvoll. Niederfrequente 
Signale "normal" abtasten, hochfrequente inkl. einigen Oberwellen durch 
Unterabtastung in angenehmere Bereiche verschieben. Setzt allerdings 
variable oder zumindest umschaltbare Anti-Aliasing-Filter vorraus.

Damit wird die Dynamik herabgesetzt und damit die Auflösung bei der 
Quantisierung verbessert.

von Christian (Gast)


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Hallo allerseits,
mein erster Lösungsansatz war auch ein PC Oszilloskop zu verwenden (Bsp 
piccoscope - die sind verhältnismäßig günstig), es geht bei der Arbeit 
jedoch darum zu zeigen, ob die Controller, PLD'S oder sonstigen 
Bausteine, welche ohnehin schon in jedem Wechselrichter und DC/DC 
Wandler drin sind noch in der Lage sind nebenher den Strom zu messen. 
(die dort verbauten Controller sind teilweise stark überdimensioniert) 
Wenn ich jetzt noch den Zwischenschritt über ein digitaloszi (was 
zweifelsohne Sinn machen würde) läuft mir am Ende noch meine ohnehin 
schon knapp bemessene Zeit davon... ich habe nur noch 5 Monate 
Vollzeit!!
@Thomas - vielen Dank für deinen Hinweis!! Muss mich mit dem Thema 
Aliasing und Filterung noch beschäftigen - vielleicht kann ich deine 
Idee mit einbauen!!

Schönen Gruß

Christian

PS: Ich habe mittlerweile ein Simulationsmodell erstellt was so ziemlich 
den gesamten Aufbau berücksichtigt (von Induktivität der Rogowskispule, 
über Eigenkapazität, RC, Glieder, Rauschen auf den Leitungen, A/D 
Wandler Rauschen, begrenzte Abtastrate etc...) Nach den ersten 
Simulationen zeichnet sich schon ab, dass eine sehr hohe Abtastung der 
Signale notwendig ist um einen geringen Integrationsfehler zu erhalten. 
Außerdem bietet die Anpassung der Signalpegel nochmal genügend Arbeit 
für eine eigene Diplomarbeit ;-)

von Peter D. (pdiener) Benutzerseite


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Die Controller in einem Wechselrichter oder Umrichter bzw. DC-DC messen 
die Ströme doch bereits!? Anders wäre eine Regelung überhaupt nicht 
möglich. Nur benutzen sie keine so extremen Abtastraten und keine so 
hohe Auflösung, weil das zur Lösung der Regelungsaufgabe nicht benötigt 
wird.

Abgesehen davon ist ein Rogowski-Stromwandler für die integrierte 
Regelung eines Umrichters o.Ä. denkbar ungeeignet, da er keinen 
Gleichstrom messen kann.

Üblicherweise werden Hall-Wandler oder Shunts eingesetzt und diese 
werden bereits seit Jahren mit den umrichtereigenen CPUs ausgewertet.

Ich kann das Ziel dieser Arbeit also nicht ganz nachvollziehen.
Wozu benötigt man denn während dem normalen Betrieb diese 
hochauflösenden Daten? Alle Schutzeinrichtungen, die benötigt werden, 
lassen sich jetzt auch schon realisieren und die Regelgenauigkeit 
übertrifft bei weitem das, was die Hardware überhaupt erreichen kann.

Ich kenne Rogowski-Stromwandler eher als Werkzeug für den Entwickler, 
wenn beispielsweise der Gate-Steuerstrom von einem FET gemessen werden 
soll ohne die Schaltung zu verändern (weil die Wandlerkabel einfach um 
den Pin gelegt werden können). Das ist jedoch nicht über die integrierte 
CPU notwendig.

Gibt es irgendeinen Grund, den ich vergessen habe, warum man soetwas 
braucht? Ist das für eine sensorlose Positionsmessung des Rotors bei 
Umrichterantrieben vorteilhaft? Oder ist es einfach nur interessant, wie 
und ob es überhaupt geht?

Viele Grüße,

Peter

von Christian (Gast)


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Hallo Peter,

ich schreibe die Arbeit extern in einer kleinen Firma welche unter 
anderem leistunselektronische Systeme entwickeln (Schaltnetzteile, DC/DC 
Wandler, Wechselrichter - www.finepower.com) Die Firma setzt je nach 
Anwendungsfall in Ihren Entwicklungen, wie du sagtest, entweder shunts, 
Strommesstrafos oder die von dir angesprochenen Hall Sensoren ein.
Hauptproblem der Rogowskistrommessung ist, dass keine DC Ströme gemessen 
werden können. Theoretisch ist es aber möglich wenn der Integrator nicht 
so fehlerbehaftet wäre. Unser Lösungsansatz ist daher einen digitalen 
Integrator zu verwenden, mit dem man einen Drift des Stromsignals bei DC 
Messung vielleicht länger unter Kontrolle behalten kann.
Es ist mehr eine Art Machbarkeitsstudie die zeigen soll ob es mit 
digitalen Mitteln möglich ist, mit einer Rogowski Spule DC Ströme zu 
messen.

Auf analoger Basis gibt es von PEMUK bereits eine Stromzange, die bis 
5sek lang auch DC Ströme messen kann:
http://www.pemuk.com/dccurrent.html

Hat das deine Frage beantwortet?

Viele Grüße

Christian

von Peter D. (pdiener) Benutzerseite


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Ja, das beantwortet meine Frage.

Vielleicht könntest du ja die Messung der Rogowski-Spule mit der eines 
niederfrequenten Hallsensors kombinieren, so dass du von dem Hallsensor 
den DC-Anteil bekommst und von der Regowski-Spule die hochfrequenten 
Anteile.

Grüße,

Peter

von Christian (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo Peter,
vielen Dank für deine Idee - die Kombination von Hall Sensor und 
Rogowski Spule wurde bereits an der EEK in Zürich untersucht (siehe 
Veröffentlichung in der Anlage). Meiner Meinung nach ein sehr guter 
Lösungsansatz (aber leider nicht Ziel meiner Arbeit)!!

Viele Grüße und Danke nochmal für die interessante Diskussion!
Christian

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