Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Anekdoten aus dem Beruf: Bestellvorgang bei Siemens


von Wolkan (Gast)


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Tag 0: Ich will ein Eval board!
Tag 1: Der Projektleiter will auch, dass ich es will
Tag 2: Der Abteilungsleiter ist mal da und unterzeichnet sofort die BANF
Tag 3: nichts passiert, da Bestellerin / Sekretärin Freitags nicht da 
und ich nicht selber bestellen darf, damit ich entlastet bin
Tag 4: Wochenende
Tag 5: Wochenende
Tag 6: nichts passiert,  ausser dass ich um das fehlende Teil 
"herumarbeite" und ausprobiere
Tag 7: Die Abeilungssekretärin braucht ein Angebot, darf ohne nicht 
bestellen, obwohl alles klar
Tag 8: nichts, da Hersteller nicht erreichber, obwohl dreimal kontaktet
Tag 9: Der Hersteller sendet mir ein formelles Angebot mit demselben 
Preis den ich schon in der Banf hatte
Tag 10: nichts, da Projektleiter weg
Tag 11: Wochenende
Tag 12: Wochenende
Tag 13: Projektleiter unterschreibt neue Banf, die der alten entspricht
Tag 14: Abeilungssekretärin findet einen formellen Fehler, braucht eine 
neue Banf
Tag 15: neue Banf angefertigt und unterschreiben lassen
Tag 16: Banf ist durch und liegt als FAX beim Hersteller
Tag 17: Hersteller vermeldet, dass das letzte EVAL board LETZTE WOCHE 
verkauft wurde
Tag 18: Wochenende
Tag 19: Wochenende
Tag 20: Ich ordere beim Hersteller ein anderes EVA board, es ist 
dasselbe, nur ohne RoHS!
Tag 21: Die Abeilungssekretärin braucht dafür ein neues Angebot, obwohl 
sich nur ein Buchstabe ändert
Tag 22: Neue Banf mit altem Preis, unterschreiben lassen, hingefaxt
Tag 23: Hersteller vermeldet 4 Wochen Lieferzeit, Ersatzboard gesucht 
und umbestellt
Tag 24: Neue Banf mit neuem Board losgetreten
Tag 25: Wochenende
Tag 26: Wochenende
Tag 27: Der Hersteller korrigiert die Falschmeldung: 4W bezog sich auf 
das RoHS-board
Tag 28: Das nicht-RoHs-board wird überraschend geliefert
Tag 29: Die Abeilungssekretärin braucht nochmal das Angebot für den 
Einkauf
Tag 30: Der Einkauf meldet, dass er das board nicht bestellen kann, weil 
der Preis zu gering, will sammeln um Kosten zu sparen
Tag 31: Ich erhalte eine Bestellbestätigung für das RoHS-Board, nichts 
zu machen, da alle weg
Tag 32: Wochenende
Tag 33: Wochenende
Tag 34: Ich erhalte den Lieferschein für das nicht-RoHS-board, 
unterzeichne
Tag 35: Der Einkauf meldet sich, dass er die Bestellung für das 
Alternativboard gecancelled hat
Tag 36: es passiert nichts
Tag 37: Es wird ein RoHS-kompatibles board geliefert, per Express 
geliefert (???)
Tag 38: Wochenende
Tag 39: Wochenende
Tag 40: Ich erhalte den Lieferschein für das RoHS-board, unterzeichne 
nicht, will zurückschicken
Tag 41: Die Abteilungsekretärin verkündet mir, das sie nun das 
Alternativboard bestellt hat
Tag 42: Die Abteilungsekretärin versucht, die Bestellung rückgängig zu 
machen und verpackt das RoHs-board
Tag 43: das nicht RoHS board ist defekt gegangen und muss getauscht 
werden, Das RoHS-board ist aber schon weg,
Tag 44: Es ist Freitag und niemand ist da
Tag 45: Wochenende
Tag 45: Wochenende
Tag 46: Der Einkauf meldet sich, dass er die Bestellung für alle boards 
gecancelled hat, da kein Budget mehr!
Tag 47: Ich bekomme das Alternative board geliefert
Tag 48: Die Abteilungsekretärin verkündet mir, dass sie mit uns 
Ingenieuren viel Arbeit hat
Tag 49: Ich bekomme ein neues nicht-ROHS board, dass aber vom Einkauf 
nicht bezahlt werden wird
Tag 50: Ich schicke alle boards zurück, weil ich inzwischen ein anderes 
Projekt machen soll

von Andreas W. (Gast)


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:-)
nicht schlecht. Zwischendurch war ich etwas verwirrt.

von Panzer H. (panzer1)


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Hey, Du hast ja effektiv richtig was geschafft in den 7 Wochen ;-)

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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Siemens halt...

von Random .. (thorstendb) Benutzerseite


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Waaaahhhhnsinnn :-)

Ein Kumpel erzählte mir, dass er Minuten / Stunden bei einer Person 
buchen muss, die auch unter den Abteilungen verrechnet werden, wenn 
die Person, mit der er sprechen will (Infos holen z.B.) in einer anderen 
Abteilung sitzt!

Zum Glück ist das in unserer Firma nicht so, da wird (ganz im Gegenteil) 
die Kommunikation gross geschrieben!

Ähnlich bei nem anderen Kumpel, da ist die Kaffeemaschiene im am weitest 
entferntesten Raum, damit sich unterwegs möglichst viele Leute treffen 
:-)


VG,
/th.

von Ohoh (Gast)


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Damit ist wohl klar warum es Siemens nicht mehr so gut geht wie früher 
:P

von Bernd G. (Gast)


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Und wo ist jetzt dein Problem gewesen? Hast du das Gehalt nicht 
pünktlich überwiesen bekommen?

von Da D. (dieter)


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lol,  Bernd G., du Turbopragmatiker :D

von Reinhard S. (rezz)


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Bernd G. schrieb:

> Und wo ist jetzt dein Problem gewesen? Hast du das Gehalt nicht
> pünktlich überwiesen bekommen?

Das es nervt für "umsonst" (nicht im Sinne von "kein Geld") zu arbeiten 
und sich mit ewiger Bürokratie auseinanderzusetzen. Gewürzt mir ein paar
Gewährleistungsgeschichten ;)

von Tobias (Gast)


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Habe eben 1 Stunde versucht einem Mitarbeiter aus dem Prüffeld, der
Software in LabView erstellt den Unterschied zwischen einer Darstellung
eines Strings bestehend aus 6 chars wie es eigentlich sein sollte
und optisch in Form von 12 ASCII Zeichen zusammengefasst in einem String
den er mir aus LabView herraus sendet, zu erklären.
Obwohl ich ihn zwei Blätter zur Erklärung vollgewutzt habe hat
er es pertu nicht verstehen wollen ... ich geh jetzt dann ins
Wochenende und geb mir die Kugel ...

von Ollz (Gast)


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> geb mir die Kugel

Geht nicht. Diese Prozess ist im Qualitätshandbuch nicht beschrieben. 
Daher darf er nicht eigenmächtig ausgeführt werden.

von Pirat! (Gast)


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> hat er es pertu nicht verstehen wollen ...

HÄ?
Ich verstehs auch nicht ;-)

von Sven '. (--j)


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Wolkan schrieb:
> Tag 32: Wochenende
> Tag 33: Wochenende
> Tag 34: Ich erhalte den Lieferschein für das nicht-RoHS-board,
> unterzeichne
> Tag 35: Der Einkauf meldet sich, dass er die Bestellung für das
> Alternativboard gecancelled hat
> Tag 36: es passiert nichts
> Tag 37: Es wird ein RoHS-kompatibles board geliefert, per Express
> geliefert (???)
> Tag 38: Wochenende
> Tag 39: Wochenende

Hä?

von Dieter W. (dds5)


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Naja, war halt mal 'ne  kurze Woche mit nur 4 Arbeitstagen  ;-))

von Wolkan (Gast)


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>Und wo ist jetzt dein Problem gewesen? Hast du das Gehalt nicht
>pünktlich überwiesen bekommen?

Es sind zuviele unnötige Schritte. Vorgesetze werden mit 
Kontrollaufgaben zugeladen, obwohl sie andere Themen zu bearbeiten 
hätten. Da sind zu viele Leute involviert. Man kann nicht reagieren, 
fasst jedes Thema 10mal an statt einmal zuzulangen, zu entscheiden und 
zu agieren.

Und was das kostet! Jede Minute, die man etwas vertut, kostet 1,50 Euro 
und eine Minute, in der 2 Leute kommunizieren und mailen 3,-! Da kommen 
schnell 200,- je Bestellvorgang hinzu und erhöhen die Kosten gleich um 
20%!

von Gast (Gast)


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Du bist ein preiswerter Mitarbeiter.

von Tobias B. (tc-soundnlight)


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Das Schlimmste finde ich -> Man bestelle z.B. in meiner Ehemaligen Firma 
einen Chip-C der grob geschätzt einen Einkaufswert von 1 Cent hat.

Allein die Abarbeitung dieser Bestellung kostet etwa 20€ (beauftragung 
im Lager - Auslagern - kontrolle - Liefern - kontrolle)

Nunja um solche wege wie sie der Thread-Ersteller gepostet hat zu 
vermeiden geht man bei uns in der Firma bei solchen sachen einfach den 
"nicht legalen" weg kauft was man braucht PRIVAT! und verrechnet es auf 
der nächsten Dienstreise einfach mit. Klar nicht der feine Weg - aber 
der schnelle und weniger nervige!

Grüße

von Tobi (Gast)


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> Und wo ist jetzt dein Problem gewesen? Hast du das Gehalt nicht
> pünktlich überwiesen bekommen?

FACK

Mann/Frau arbeitet am besten im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten 
(Siemens, IBM, Behörde,.....) und macht es wie Robinson Crusoe. 
Mann/Frau wartet auf Freitag.

von Markus -. (mrmccrash)


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Puh, ich dachte schon, nur bei uns (ein größerer dt. TK-Anbieter) geht 
das so bunt zu...

_.-=: MFG :=-._

PS: wenn das in jedem größeren Unternehmen hier so läuft, wer wundert 
sich dann noch, dass die Wirtschaft am Boden kriecht?

von Matthias L. (Gast)


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In welchem VEB Kombinat arbeitest Du? Bei uns?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Unfassbar, wenn das wirklich so abläuft.

Aber das bestätigt meine These, dass die effizientesten Unternehmen 
weniger als zehn Mitarbeiter haben. Was darüber hinaus geht, lässt die 
Verwaltung - also den unproduktiven Teil - überproportional ansteigen.

Hier läuft das etwa so ab:

Mitarbeiter: "Wir benötigen noch 'nen Linearaktuator - guckste mal eben 
- der hier entspricht genau unseren Anforderungen."
Ich: "Ja, sieht gut aus. Bestell man."
Zwei Tage später ist das Ding auf dem Labortisch.
Zeitaufwand: 1 Minute

Öfter benötigte Kleinteile (ICs, Gehäuse usw.) werden in eine 
Calc-Tabelle eingetragen und dann bei der nächsten Bestellung 
(üblicherweise von Teilen mit Dringlichkeitsstufe "gestern" ;-) 
mitgeordert.
Das macht mein Mitarbeiter aber ohne mein Zutun und ich vertraue ihm da 
voll und Ganz - so sollte es ja auch sein.

Chris D.

von 3-2-1 Keins (Gast)


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>  wenn das in jedem größeren Unternehmen hier so läuft, wer wundert
> sich dann noch, dass die Wirtschaft am Boden kriecht?

Es läuft so. Idealerweise mit SAP zementiert, damit der kleine 
unbürokratische "Dienstweg" ausgeschlossen ist.

von det (Gast)


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Kann ich auch von einem der groessten Automobilkonzerne bestaetigen. Im 
Praktikum habe ich ein spezielles Bauteil benoetigt, Preis so um die 100 
Dollar, einfach ueber die Homepage zu bestellen, sofort lieferbar. Der 
Haken? Der Lieferant war nicht im "System".
Am Ende hatte ich das Teil nach 8 (acht) Wochen, nach mehreren Anfragen 
vom Einkauf, ob man das Teil denn auch wirklich braucht...

In der Vergangenheit hat man sowas einfach mit ner Kreditkarte der 
Abteilung geregelt. Nachdem aber diverse Vorstaende Millionenbetraege 
veruntreut hatten, wurde eine neue Policy erlassen, nach der ab jetzt 
ALLES durch $System laufen muss. Muss man sich echt mal durch den Kopf 
gehen lassen...

von Christian R. (supachris)


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Oha, ich dachte schon bei Fraunhofer ist sowas kompliziert. Sowas gibts 
aber bei uns auch, nämlich, wenn der Warenwert 1000€ überschreitet. Dann 
wirds echt haarig mit 3 Angeboten und vielen vielen Formularen.

von Jürgen W. (lovos)


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Ich denke, das muss so sein.
Einfach Ablaeufe wie in einem Kleinunternehmen funktionieren in einem 
Grossunternehmen nicht, da bei hoeherem Bestellvolumen einer leicht das 
unbemerkt ausnuetzt und sich selbst bereichert.
Deshalb brauchen die grossen Konzernen die Haufen Regeln und 
Bestimmungen, die die Ablaeufe erschweren.
So wie im Staat, Krankenversicherung, ...

Der Nachteil durch die ueberproportionale Buerokratie wird durch die 
Vorteile der hoehern Machtposition am Markt ausgeglichen.

von Gerhard (Gast)


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Das ERSTE, was ich als Diplomarbeiter in einer großen, staatlichen, 
SAP-verwalteten Forschungsinstitution gelernt habe:

"Paß auf. Es gibt hier einen offiziellen Laden. In dem geht alles mit 
rechten Dingen zu, wir machen einen offiziellen Einkauf, kriegen einen 
offiziellen Lieferschein und eine offizielle Rechnung. Ok? Dann gibt es 
den inoffiziellen Laden. In dem wird gearbeitet. Das funktioniert so, 
daß wir (...interessante Erläuterungen...). Der Abteilungsleiter weiß 
offiziell nichts von unserem inoffiziellen Laden."

Da kann es schon mal sein, daß man bei einem externen Ingenieurbüro, 
dessen Inhaber der Bruder des Abteilungsleiters ist, eine Rechnung in 
Auftrag gibt, in Wirklichkeit macht der aber für uns eine 
Reicheltbestellung.

Schon schade, daß das so laufen muß.

von Paul Reichelt (Gast)


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Schick mir die Bestellung, ich machs fuer die Hälfte.

von Florian *. (haribohunter)


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Mir ist aufgefallen das Bestellungen erst ab einem 5-stelligen 
Rechnungsbetrag von den Nasen zuegig bearbeitet werden.

Wenn ich also eine Notebookmaus brauche,
bestelle ich ein Notebook und ein wenig (viel!) Spezialsoftware auf 
irgendein Projekt dazu und bekomme dies komischerweise recht zuegig 
geliefert.
Das Notebook und die CD's wandern in den Schrank und die Maus wird an 
mein altes, gut eingefahrenes Lapi angeschlossen.

-Alternative waere wahrscheinlich nur Selbstkauf gewesen.

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