Forum: Ausbildung, Studium & Beruf 5 Jahre Bachelor - was ist draus geworden?


von Thomas (Gast)


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Als ich vor 5 Jahren mein Studium begann wurde gerade der Bachelor
großflächig eingeführt. Im Büro des Studienkoordinators hingen
Zeitungsartikel an der Wand wie: "Industrie fordert den Bachelor"
Ich habe bei verschiedenen Praktika durchaus Ingeneure mit Dr. gesehen
die einen nicht kleinen Teil ihrer Zeit mit Tätigkeiten verbracht haben
die auch gut ein Bachelor hätte machen können (z.B. Messungen an
automatisiertem Messplatz). Einsatzmöglichkeiten gibt es also wohl. Nun
sollten die ersten Bachelors ja langsam fertig sein. Und, gibt's hier
jemand der als Bachelor arbeitet? Kennt jemand einen? Kennt jemand eine
Statistik wie viele nach dem Bachelor den Master machen?

von Delete M. (skywalker)


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Also ich bin dieses Jahr mit dem Bachelor (Nachrichtentechnik) fertig 
geworden und mache jetzt noch den Master. Aus meiner Seminargruppe haben 
sich alle für den Bachelor angemeldet, die es notentechnisch konnten.

Diejenigen die es nicht konnten, haben allesamt einen Job gefunden, 
wohlgemerkt noch vor dem offiziellen Studienende. In einem Fall weiß ich 
sogar, dass er den Bachelor mit 3 Komma Irgendwas abschloss und mehr als 
4 Jahre für den dreijährigen Bachelor brauchte (er wiederholte einige 
Semester) und nun bei einem großen deutschen 
Telekommunikationsunternehmen mit 42.000,- und Dienstwagen anfängt. 
Wohlgemerkt im Jahr der Wirtschaftskriese. Mit Master hätte er mit 
45.000,- angefangen; bei der selben Stelle.

Also zumindest bei uns kann ich nicht feststellen, dass der Bachelor für 
den Berufseinstieg nachteilig wäre. Jeder bei uns der es wollte, der hat 
auch einen ordentlichen Job bekommen. Ordentlich heißt für mich, dass 
sie nicht fachfremd arbeiten und dies eine normale Anstellung (keine 
Praktikas oder dergleichen) mit nicht weniger als 36.000,- 
Einstiegsgehalt ist.

von lol (Gast)


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im Osten kannste vergessen als Bachelor, kenne 5 Leute die schon seit 
Februar suchen (Energietechnik).
Gut man muss dazu sagen, die Suche beschränkt sich in und um Berlin (bis 
50km ausserhalb).

von Delete M. (skywalker)


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Tatsache, bei meinem Beispiel ist mir keiner bekannt, der in den neuen 
Bundesländern bleibt. Damit muss man leben können.

von Thomas (Gast)


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Interessant. Ich hatte mich damals nach dem Bachelor bei ein paar Firmen 
beworben aber nicht viele Rückmeldungen bekommen. Hatte aber eh geplant 
den Master zu machen.

von ohje (Gast)


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Freund von mir hat Bachelor Wirtschaftsinformatik dieser führte ihn 
direkt in die Arbeitslosigkeit (1Jahr) :-(

von Markus Bergmann (Gast)


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Den Bachelor kann man doch vergessen. Damit hat man kein Standing bei 
den Personalern. Es sieht dann eben so aus, daß man den Master nicht 
geschafft hat. Diese Bewerber werden darum als dritte Wahl eingestuft.

Also auf jeden Fall den Master draufsatteln, wenn man nicht 
drittklassige Jobs machen will.

von Delete M. (skywalker)


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Es ist auf jeden Fall sinnvoll den Master zu machen, wenn man das kann. 
Zum einen bekommt man dann später (wenn man denn mal arbeitet) eh nicht 
mehr der Arsch zum Studieren hoch und andererseits hat man mit Master 
bessere Chancen irgendwo unterzukommen. Hab schon öfters 
Stellenbeschreibungen gelesen, wo explizit ein Diplom oder ein 
Masterabschluss verlangt wurde. Und bei großen Firmen die nach Tarif 
zahlen wird man als Berufseinsteiger mit Master manchmal etwas besser 
eingestuft als mit Bachelor.

von Thomas (Gast)


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Das der Master/Diplom besser ist als der Bachelor ist ja klar. Aber es 
gibt ja vielleicht auch Leute die nicht lange studieren wollen und gerne 
etwas machen wollen was vom Anspruch irgendwo in der Mitte zwischen 
Dipl. Ing. / MSc und einem Ausbildungsberuf liegt.

von blup (Gast)


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Nicht die BA vergessen :)
Hier gibts jetzt auch nur den Bachelor (bin gerade fertig geworden), 
obwohl es mehr Stoff gibt.
Aber BA hat ja auch eine Sonderstellung :=) Grundsätzlich sind die 
Firmen aber auch forh Bachelors zu haben, weil es eben viele Stellen 
gibt, für die selbst die ersten 3 Semester ausreichen. Und schon kann 
mna den Leuten weniger zahlen. Wobei das widerum für die Ba nicht gilt, 
da man direkt arbeiten kann und nciht nch 0,5-1 Jahr sich einarbeiten 
kann. Zumindest die Einstiegsgehälter von unserem Kurs liegen über den 
uni-Absolventen. Was aber auch daran liegt, dass man idR bei dem 
Unternehmen bleibt. Soweit meine Erfahrung.

von Paul (Gast)


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"Hier gibts jetzt auch nur den Bachelor (bin gerade fertig geworden),
obwohl es mehr Stoff gibt."

Bitte diese Aussage noch mal durchdenken. Die BA ist so ein Fall, wo man 
sehr schwer Quervergleiche ziehen kann. Ein Unibachelor hat Vollzeit 3 
Jahre Theorie, der FH-Bachelor geht meist 6-7 Semester mit einem 
Semester Praxis. Und es ist ein Irrglaube der BA-Studenten, daß man an 
der Uni oder FH nur Zeit verplembert. Hier wird mehr Wert auf 
Eigenstudium gelegt. Das sieht man schon an den SWS zu 
ECTS-Verhältnissen.

Ich halte die BA für überholt. Dasselbe Lehrangebot bieten heute viele 
FHen in 4jährigen dualen Bachelor-Studiengängen. Wohlgemerkt dauert es 
also ein Jahr länger bei gleichen Titeln!

von blup (Gast)


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Hallo,

ich habe auch schon an der Uni Mathe-Vordiplom gemacht, war mir dann zu 
abstrakt und habe dann Interesse verloren. Die 2 Semester an der FH zähl 
ich nicht, da ich zu wenig da war wegen Zeitmangel (Selbständigkeit).
Trotzdem würde ich behaupten, dass ich schon durchaus die 3 
Studienformen vergleichen kann.

Hast Du Dir mal BA-Pläne angeschaut? Seit der Einführung vom Bachelor 
sind sie ganz stolz offiziel eine hochschule zu sein (auch 
international). Und dann war ja da noch die 210 
Credit-Points-Geschichte. Also hat es damit geendet, dass wir wirklich 
1:1 FH Stoff von 1,5 Semestern in 3 Monaten hatten.
Man hat auch jeden Tag Vorlesungen und das auch mal bis 18.30. Des 
öfteren bis 17 Uhr. Wenn man die Zeiten addiert kommt man auch auf die 3 
Jahre Theorie ;) Jemand der sagt, dass das unmöglich ist soll es einfach 
selber versuchen. An der BA sind die Kurse viel kleiner (maximal 25-30 
Leute), die Dozenten sind motivierter (persönlcihe Erfahrung) und das 
durchschnittliche Niveau der Studierenden durch die Vorauswahl der 
Firmen deutlich höher. In technischen Bereichen liegt der Abi-Schnitt 
der BA-Studenten knapp über 1,6 zB. Ist natürlich kein Rückschluss auf 
einzelne Personen, aber trotzdem eine statistisch signifikante Aussage. 
Des Weitereb verliert man keine Zeit durch unterschiedliche 
Kursbelegungen usw.

Es ist eine andere Ausrichtung, so viel ist klar. Man lernt, "Wie" es 
funktioniert, das "Warum" wird erklärt ohne groß etwas zu beweisen 
(womit man die meiste Zeit an der Uni verbracht hat). Einen BA-ler wird 
man selten in der Forschung finden, aber um so öfter in der Praxis als 
Projektleiter zB (Prozentual gesehen).

BA ist überholt schließlich heisst es jetzt je nach Bundesland anderes 
:)
Das Konzept findet aber immer mehr Zustimmung und Akzeptanz. Und das vor 
alem in der Industrie. Auch in der Wirtschaftskrise hat jeder von uns 
einen Job erhalten, was man von anderen Absolventen leider nciht 
behaupten kann. Aber auch das liegt am Praxisbezug. Ein BA-Student hat 
schon praktisch 1,5 Jahre Erfahrung im Betrieb.

Ich werde für meinen Teil auf jeden Fall später einen Master machen und 
auch eventuell promovieren, um später unterrichten zu können. Spätestens 
seit der ERA-Einführung ist der höhere Abschluss wirklich selten 
rentabel.

In diesem Sinne schöne Grüße aus dem Schwabenland

von Paul (Gast)


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"Ich werde für meinen Teil auf jeden Fall später einen Master machen und
auch eventuell promovieren,"

Spätestens dann wirst Du sehen, wie es mit der Akzeptanz der BA-Bachelor 
(natürlich gleich 210 ECTS!) an einer FH oder Uni bestellt ist.
Die BAen tun immer so, als wären die Uni- oder FH-Studenten nur Deppen 
oder faul, weil sie etwas länger brauchen. Das wäre noch einleuchtend, 
wenn man 3 Jahre ohne Praxis in Trimestern unterrichtet, aber so werden 
1,5 Jahre in Trimestern unterricht! Zeit ist Stoff.

Zu den Vorlesungen bis 18.30 Uhr: Ich sagte bereits, an der Uni oder FH 
ist der Anteil des Selbststudiums höher.

von Gast (Gast)


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Aha, jetzt weiß ich auch warum einige Techniker denken sie könnten sich 
mit Ingenieuren gleichsetzen. Damit meinen die nicht die FH oder Uni 
Leute, sondern die von der BA.

von blup (Gast)


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>Spätestens dann wirst Du sehen, wie es mit der Akzeptanz der BA-Bachelor
>(natürlich gleich 210 ECTS!) an einer FH oder Uni bestellt ist.

Der große Vorteil an dieser allgemeinen Bachelor-Einführung ist, dass 
man ein Recht auf die Anerkennung hat. Kann sein, dass man sich das 
einklagen muss, aber ein Recht darauf hat man :)

>Die BAen tun immer so, als wären die Uni- oder FH-Studenten nur Deppen
>oder faul, weil sie etwas länger brauchen.
Das sehe ich auf keinen Fall so! Es hat einfach mit dem von Dir 
erwähnten Mehrstudium zu tun. Daher auch der höhere Zeituafwand und als 
Belohnung auch der höhere theoretische Gehalt.
Man bekommt die gleiche Menge an Stoff vermittelt wie an der FH, aber 
man muss/kann es nicht in der gleichen Weise durcharbeiten. Wichtig ist 
nur, dass man das Prinzip verstanden hat und seine Arbeit ausführen 
kann.
Ein ET-BAler kann ohne Weiteres Schlatungen entwickeln. Zum Entwicklen 
der Schaltungselemente braucht es widerrum mehr Theorie :)

Es gibt in allen Bereichen Ignoranten (wie zB Autor: Gast (Gast) Datum: 
02.10.2009 10:54), die immer drauf pochen den besten Weg genommen zu 
haben. (Das kommt mir gleich einer Dikussion um die bessere Religion :))

Nichts liegt mir ferner ;) Ich kenne übrigens auch Techniker, die 
wirklich deutlich besser sind, als die meisten Ing`s. Nur das Wissen ist 
dann auch da.

Aber lasst uns mal Threadnapping beenden und zum eigentlichen Thema 
zurückkommen :)

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