Wenn man "verhandelt" dann muss man doch quasi irgendwas haben, was der Verhandlungspartner von einem´haben will. Dies kann beim abhängig Beschäftigten also nur die eigene Arbeitskraft sein. Wenn ich also mein Gehalt "verhandle" hab ich im Prinzip gar nichts zu verhandeln, sondern drohe meinem Chef mit der Kündigung und erwarte mehr Kohle von ihm, so dass ich bleibe. Natürlich in schönen Worten verpackt. Wenn es natürlich keine anderen Jobs gibt, denen ich meine Arbeitskraft anbieten kann, dann habe ich auch kein Gewicht irgendetwas zu verhandeln.. Liege ich da grundsätzlich falsch? Und noch eine Frage, wie kriegt man als Ing. seinen tatsächlichen Wert raus, den die Firma für einen zu zahlen bereit ist? MfG!
Im Prinzip richtig. Hinzu kommen Wechselkosten. Für eine Firma kostet es Geld und Aufwand, einen Ersatz zu finden. Für die Suche und Auswahl, aber auch für die Einarbeitung. Ein Neuer kennt die Projekte nicht usw. Andererseits kann ein Wechsel auch ein Vorteil sein, weil frische, neue Gedanken und Vorgehensweisen möglicherweise nützlicher sind, als einer, der sich im Kreis dreht. (Also beim Abwägen die Selbstkritik nicht vergessen!)
Daher besteht die Herausforderung des Angestellten in der Verhandlung üblicherweise auch darin, seine Leistungen (z.B. des vergangenen Jahres) darzustellen, die über das erwartete Maß hinaus gingen oder überdurchschnittlich erfolgreich waren. Du stellst also dar, welches Projekt Du erflogreich durchgeführt hast, oder welche zusätzlichen Aufgaben Du übernommen hast. Natürlich gewinnst Du (optimalerweise) auch mit jedem Jahr zusätzliche Erfahrungen und Kompetenzen. Das alles erhöht Deinen Marktwert und sollte dem Arbeitgeber dann auch ein höheres Salär wert sein. Diesen zu ermitteln ist natürlich nicht immer einfach. Es gibt zwar viele Statistiken (erst jüngst vom Manager Magazin), aber man muss sich da auch ein wenig selbst einordnen können. Nützlich ist es auch, die Gehaltstruktur des Unternehmens zu kennen, aber das ist nicht unbedingt üblich. Du hast insofern Recht, als Du bei Verweigerung der Gehaltserhöhung kaum "Druckmittel" hast. Anpassung der Arbeitsleistung ist ja auch kein probates Mittel. Da kann man mur sagen, evtl. päter nochmal versuchen, oder in letzter Konsequenz den Arbeitgeber wechseln. Ggf. muss man sich aber auch fragen, inwieweit man denn Mehrleistung erbracht hat, die eine Gehaltserhöhung (über der Inflationsrate) rechtfertigen könnten. Daher am besten alle Erfolge notieren und dann bei der Verhandlung geschickt vorbringen.
>...sondern drohe meinem Chef mit der Kündigung...
Dann sollte man aber auch eine Antwort auf
"Wir stehen Ihrer Karriere selbstverständlich nicht im Wege, wenn Sie
eine schnelle Kündigung wünschen."
vorbereitet haben .
> Du stellst also dar, welches Projekt Du erflogreich durchgeführt hast, > oder welche zusätzlichen Aufgaben Du übernommen hast. Warum muss ich das extra darstellen? Mein Chef weiss ganz genau was ich letztes Jahr gearbeitet habe..
> Ggf. muss man sich aber auch fragen, inwieweit man denn Mehrleistung > erbracht hat, die eine Gehaltserhöhung (über der Inflationsrate) > rechtfertigen könnten. Ich kriege nicht mal Inflationsausgleich...
> Warum muss ich das extra darstellen? Mein Chef weiss ganz genau was ich > letztes Jahr gearbeitet habe.. Hm ... klingt ja fast schon etwas naiv (no offense). Zumindest üblicherweise hat der Chef noch anderes zu tun, als die Erfolge der Mitarbeiter zu kontrollieren und protokollieren, und wahrscheinlich bist Du auch nicht der einzige Angestellte. Außerdem ist es eine Verhandlung, ind er jeder erstmal seine Interessen durchsetzten möchte. Wenn jemand kommt und sagt, "Ich brauche mehr Geld", sagt der Chef, "Wir haben keines.", und denkt sich, "Das war ja einfach". Wenn Du aber Argumente vorbringst, muss Dein Vorgesetzter sich drauf einlassen. Du wirbst für Dich. Du kannst indirekt klarmachen, dass Du in der Gruppe überdurchschnittlich viel leistest, und das wäre ja auch mehr Geld rechtfertigen. Und ich sag's nochmal: Selbst wenn Dir Dein Chef wohlgesonnen ist, Du musst ihm nach einem oder zwei Jahren seit der letzten Verhandlung auch auf die Sprünge helfen, was Du alles geleistet hast. Klappern gehört zum Geschäft. Google doch mal zu dem Thema. Da wirste überall das selbe lesen.
> Zumindest üblicherweise hat der Chef noch anderes zu tun, als die > Erfolge der Mitarbeiter zu kontrollieren und protokollieren, und > wahrscheinlich bist Du auch nicht der einzige Angestellte. Naja, mein Chef leitet die Hardwaregruppe. Da hat jeder seine Aufgabe. Also weiss er ganz genau wie der Erfolg aussieht, da er das Ergebnis der Projekte kennt. Womit soll ich also verhandeln? Warum soll ich ihm erklären was wir gemacht haben, obwohl den tatsächlichen Erfolg am besten kennt? Bei uns ist es ja so, dass wir gar nicht wissen wieviel Money die Projekte bringen. Kann es sein das die "Verhandlung" nur proforma ist?
Du verhandelst, für mehr Geld nicht zu kündigen, natürlich nur wenn du einen besser bezahlten Job bei einer anderen Firma unterschriftsreif vorliegen hast. Vorher kann man nur auf Inflationsausgleich hinweisen (blöde Sache, Inflation derzeit negativ), oder eben Gehaltsstufen wie sie sich nach der Betriebszugehörigkeit ergeben. Willst du auf andere Art mehr Geld, hilft dir nur die Gewerkschaft, also der Zusammenschluss aller Arbeitnehmer. Irgendwie habe ich den Eindruck, du bist nicht in der Gewerkschaft.
Unsere Firma hat nicht mal einen Betriebsrat. Bin auch nicht in der Gewerkschaft. Habe damals für viel zu wenig Geld da angefangen und überlege nun womit ich eigentlich Druck machen kann für mehr. Eigentlich fällt mir nicht viel ein. Wenn ich kündige findet sich ein Neuer zur Not ein Ausländer, die fangen für fast jedes Geld an.
So langsam verstehe ich, weshalb sich manche über ihr geringes Gehalt beklagen. Wenn man so an die Sache rangeht ... Dann weiterhin viel ... Glück.
Ohne Kenntnis der Rahmenbedingungen (Region / Status in der Fa. = nun bekannt Abhängigkeiten Arbeitsprofil) kann man ja nur so allgemeine Tips geben. Wenn du natürlich an der untersten Stelle in der Fa. stehst, und so leicht zu ersetzen bist, wird es wohl schwierig für dich. Dann sieh dich lieber mal gleich nach einem neuen und besser bezahlten Job um, wenn dir in deiner jetzigen Fa. kein Weg zu ordentlichem Lohn sichtbar ist. Die örtliche Lage wird dein Chef aber auch kennen, wenn er was taugt. Und verhandeln kann man nur mit Argumenten, auch wenn man die sich manchmal etwas zurechtbiegen muß. Und für den zukünftigen Job zählen die gleichen Fakten wie im bisherigen. Ohne Aussicht auf Besserung kann man dann eventuell seine Arbeitsleistung an seinen Lohn anpassen, wird aber auch nicht viel für dich bringen.
Welche Faktoren (ausser dem Vorliegen eines anderen Jobangebots) müssen erfüllt sein, damit ich wirklich verhandeln kann?
>Welche Faktoren (ausser dem Vorliegen eines anderen Jobangebots) müssen >erfüllt sein, damit ich wirklich verhandeln kann? Frag Doch, ob Deine Mama zu der Verhandlung mitkommt! Sorry, aber wenn Du so rein gar nichts aus eigenem Antrieb hinbekommst, dann ist selbst Dein akuelles Gehalt zu hoch. Ich hoffe, Du bist auf Deiner Arbeit mit etwas mehr Eigeninitiative gesegnet, oder mußt Du Deinen Chef jedesmal fragen, wenn es ein kleines Problemchen gibt?!
"Habe damals für viel zu wenig Geld da angefangen..." Ja, das kenne ich ;-) Als Einsteiger ist man ganz schön vorsichtig, und später hat man nicht mehr viel Luft nach oben. Dumme Sache... "und überlege nun womit ich eigentlich Druck machen kann für mehr. Eigentlich fällt mir nicht viel ein. Wenn ich kündige findet sich ein Neuer zur Not ein Ausländer, die fangen für fast jedes Geld an." Sagt das Dein Chef oder hat die Gehirnwäsche hier und in den Medien bei Dir schon ganze Arbeit geleistet? Ich würde auf jeden Fall mal verhandeln, wenn Du deutlich unter den üblichen Einkommen liegst und/oder die Gehaltsentwicklung in den letzten Jahren nicht überdurchschnittlich war. Leider ist die Zeit momentan ja anscheinend nicht so optimal. Also vielleicht noch ein wenig warten, bis sich die Arbeitsplatzsituation ein wenig entspannt.
> [...] Leider ist die Zeit momentan ja anscheinend > nicht so optimal. Also vielleicht noch ein wenig warten, bis sich die > Arbeitsplatzsituation ein wenig entspannt. Das ist eine Meinung. Aber eigentlich ist es geschickter, antizyklisch eine Gehaltserhöhung zu fordern. Erstens ist eigentlich immer so viel Geld da, dass die Firma dem Wunsch eines guten Angestellten entsprechen kann. Zweitens halten sich in "schlechten" Zeiten alle mit Fragen nach mehr Gehalt zurück, und beim Aufschwung kommen alle angedackelt, und das verbessert nicht gerade die Chancen. Daher keine Scheu haben, auch in nicht so rosigen Zeiten zum Chef zu gehen.
Einmal oder zweimal morgens mit Krawatte ins Büro kommen und die dann abnehmen. Das veranlasst die Kollegen, nachzudenken.
sucher schrieb:
> und was hab ich davon?*gruebel*
Die Kollegen denken, dass du gerade vom Vorstellungsgespräch bei einer
anderen Firma kommst.
das war mir klar. aber was habe ich davon, wenn die kollegen dies denken?
>Erstens ist eigentlich immer so viel >Geld da, dass die Firma dem Wunsch eines guten Angestellten entsprechen >kann. Stimmt. Wenn es hat auf hart kommt, ist immer Geld da. Man sollte sich allerdings ein wenig positionieren. Es finden sich meistens übers Jahr ein paar Aufgaben, die keiner machen will, die aber sehr wichtig für die Firma sein können. Oder man kümmert sich mal intensiv um den einen oder anderen Kunden. Dann ist man nicht mehr so schnell ersetzbar, was so einer Gehaltsforderung deutlich mehr Würze verleiht. Gruss Axel
Da hat Axel Recht. Aufgaben, die anderen unangenehm sind, oder dem Chef einfach mehr Zeit für Wichtigeres lassen. Es kommt auch immer gut, selbständig Abläufe zu optimieren oder neue Ideen umzusetzen. Sollte sowas in einer Firma nicht möglich sein, ist es die falsche für ein hohes Gehalt. Dann muss man selbst entscheiden, was einem wichtig ist.
Um etwas verhandeln zu koennen muss man etwas mehr drauf haben wie irgendjemand von der Strasse. Das dauert seine Zeit. Nennt sich Berufserfahrung, Erfahrung mit dem Umfeld, Erfahrung mit der Firma. Es ist kein Nachteil bei den ersten paar Jobs tiefer bezahlt anzufangen. Das nimmt den Druck ultraproduktiv arbeiten zu muessen. Irgendwann muss man ja auch noch was lernen.
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