Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Produktionsverlagerung ist der falsche Weg


von dr (Gast)


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Neue Studie - 40 Prozent weniger Produktionsverlagerungen

Die Zahl der Produktionsverlagerungen ist in den letzten drei Jahren um 
40 Prozent zurückgegangen. Das zeigen aktuelle Ergebnisse einer Studie 
des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im 
Auftrag des VDI, die erstmals fundierte Einblicke in das 
Verlagerungsverhalten deutscher Betriebe in Zeiten der Wirtschaftskrise 
erlauben. "Der Produktionsstandort Deutschland ist derzeit höchst 
attraktiv", kommentiert VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs (Bild) die Zahlen. 
Die Quote der Produktionsverlagerungen im Verarbeitenden Gewerbe beträgt 
aktuell nur noch neun Prozent - der tiefste Stand seit fünfzehn Jahren. 
"Wir erleben eine Renaissance des Produktionsstandortes Deutschland. 
Statt auf günstiges Personal in Niedriglohnländern zu setzen, entdecken 
Unternehmen in der Wirtschaftskrise stärker die Vorteile, die der 
Standort Deutschland bietet", ergänzt Fuchs. Mittlerweile kommt sogar 
auf jeden dritten Verlagerer ein Unternehmen, das Produktionskapazitäten 
aus dem Ausland zurückzieht. Das Hauptmotiv sind Qualitätsprobleme am 
ausländischen Standort.

Befragt wurden in der Studie knapp 1.500 Unternehmen des Verarbeitenden 
Gewerbes. "Die Ergebnisse sind insofern überraschend als dass bei 
früheren Wirtschaftskrisen, die Unternehmen verstärkt 
Produktionsverlagerungen zur Kosteneinsparung genutzt haben", sagt Dr. 
Steffen Kinkel, Projektleiter der Studie am Fraunhofer ISI. "In der 
aktuellen Absatzkrise scheint es für die Unternehmen dagegen wichtiger 
zu sein, ihre Kapazitäten an ihren inländischen Produktionsstandorten 
bestmöglich auszulasten. Dazu werden teilweise auch Produktionsumfänge 
von ausländischen Zulieferern wieder ingesourct."

Produktionsstandort Osteuropa verliert an Bedeutung
Dennoch gehen immer noch dreimal mehr Unternehmen ins Ausland als 
zurückkommen. Gegen eine kostengetriebene Verlagerung spricht vor allem, 
dass sie häufig nicht den gewünschten Erfolg bringt. "Unternehmen 
agieren hier teilweise sehr kurzsichtig und unkritisch", kritisiert 
Fuchs, "da sie schlicht und einfach viele Kosten nicht berücksichtigen." 
Das Hauptmotiv der Verlagerung, die hohen Personalkosten in Deutschland, 
erweist sich mittlerweile nicht selten als Bumerang. Für jeden dritten 
Betrieb sind sie ein Grund nach Deutschland zurückzukehren. "Unternehmen 
haben die Lohndynamik mancher Länder nicht ausreichend berücksichtigt", 
ergänzt Kinkel. Das erklärt auch, dass die Verlagerungen in die neuen 
EU-Mitgliedsstaaten in Osteuropa seit 2006 um 16 Prozent zurückgegangen 
sind. Mittlerweile kommt sogar jede zweite Rückverlagerung aus 
Osteuropa. Des Weiteren wuchs der Anteil der Unternehmen, die aus China 
zurückkamen. "Auch hier sind Qualitätsprobleme, mangelnde Flexibilität 
von Produktion und Zulieferernetzwerk sowie steigende Lohnkosten die 
Hauptmotive der Unternehmen", weiß Kinkel.
http://plasticker.de/Kunststoff_News_9555_VDI_Neue_Studie___40_Prozent_weniger_Produktionsverlagerungen?begriff=VDI&firmid=&submit=true&PHPSESSID=aa80ea3eb4dca845bd1efb976fe5cc5a&PHPSESSID=aa80ea3eb4dca845bd1efb976fe5cc5a
------------------------------------------------------------------------ 
--
Wie es schein dringt die Erkenntnis langsam bis in die Chefetagen durch. 
Bereits schon 2007 haben Experten, die sich mit diesem Thema beschäftigt 
haben, die gravirende Fehleinschätzung in dem Gedanken der 
kostenbedingten Produktionverlagerung erkannt. Geanu so wurde die 
heimliche Produktionsrückkehr aus dem Ausland registriert. Heimlich, 
weil die Unternehmen ihre eigene Fehlentscheidung nicht öffenlich 
zugeben wollten. Jetzt aber langsam, wird die Thematik reif für eine 
offentliche Diskussion.
Deutschland bittet durchaus ihre eigene Vorzüge, die die 
Billiglohnländer nicht zu topen vermögen.

von Mark B. (markbrandis)


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dr schrieb:
> "Unternehmen agieren hier teilweise sehr kurzsichtig und unkritisch",
> kritisiert Fuchs, "da sie schlicht und einfach viele Kosten nicht
> berücksichtigen."

Das Problem ist die unzureichende Ausbildung in der BWL. Man schaut 
immer nur auf Kennzahlen, die man leicht erfassen kann, wie z.B. eben 
den Bruttolohn pro Stunde. Andere Werte, die man nicht ganz so einfach 
in Zahlen ausdrücken kann, werden gerne unterschlagen oder schön 
gerechnet (z.B. erhöhter Kommunikations- und Koordinationsaufwand bei 
ausländischen Standorten, Kosten für Nachbesserung wegen mangelnder 
Qualität etc.)

Aber schön zu sehen, dass sogar BWLer ab und zu mal etwas kapieren und 
aus Fehlern lernen, auch wenn es lange dauert. ;-)

von Florian *. (haribohunter)


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Keine Ahnung wo die Ihre Informationen herhaben.
Bei uns wird derzeit alles verlagert was transportabel ist.

Indien, China, Mexico ... scheissegal Hauptsache weit weg. -Sogar die 
Schweiz ist momentan attraktiver als Produktionsstandort als die grosse 
DDR.

Heisst als Folge natuerlich ein hoechstmass an Flexibilitaet die dem 
kleinen Ing. abverlangt wird.

Was bleibt ist Verwaltung, ein bisschen Einkauf, ein bisschen Verkauf 
und ein paar Dienstleistungen. - Damit wird aber kein Geld verdient.
Das wird dorthin fliessen wo die Produktion stattfindet.

Die Aussagen von Hr. Kinkel oben sind wohl mehr Wunschtraeume als 
Tatsachen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Florian *.* schrieb:
> Keine Ahnung wo die Ihre Informationen herhaben.
> Bei uns wird derzeit alles verlagert was transportabel ist.
>
> Indien, China, Mexico ... scheissegal Hauptsache weit weg. -Sogar die
> Schweiz ist momentan attraktiver als Produktionsstandort als die grosse
> DDR.

Es gibt eben immer noch Verantwortliche, die nicht rechnen können.
Alleine die Koordination der verschiedenen Standort ist doch ein 
immenser Aufwand, von landesspezifischen Eigenschaften (Infrastruktur, 
Rechtssicherheit, Investitionssicherheit, Arbeitsmoral, Zeitzone, 
Sprache und und und) mal ganz abgesehen.

Wer mal versucht hat, in Indien Behördengänge durchzuziehen, wird 
wissen, was ich meine. Man mag über unsere Verwaltungen schimpfen, aber 
sie funktionieren - und zwar deutlich besser als in vielen anderen 
Ländern (und insbesondere den Schwellenländern).

Ich werde den Teufel tun und auch nur irgendetwas auslagern - dafür sind 
mir Qualität und Kunden zu wichtig. Ich kann mit "Insourcing" 
blitzschnell auf Kundenwünsche reagieren, teilweise in wenigen Stunden.

> Die Aussagen von Hr. Kinkel oben sind wohl mehr Wunschtraeume als
> Tatsachen.

Das stimmt schon - hauptsächlich im Mittelstand. Ich kenne da einige von 
Unternehmertreffen: 90% derer, die ausgelagert haben, sind schon wieder 
hier - aus den oben genannten Gründen.

Vielleicht sollten wir unser Licht nicht immer so unter den Scheffel 
stellen: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordnungssinn, Mitdenken und 
Fleiß - die oft geschmähten sog. "deutschen Tugenden" sind nicht umsonst 
gerade im Ausland hoch geschätzt ... dort fehlen die nämlich nur allzu 
oft.

Wenn ich Scheiße produziere, hilft es mir nichts, dass die Scheiße nur 
die Hälfte gekostet hat.

Chris D.

von huibu (Gast)


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> Ich werde den Teufel tun und auch nur irgendetwas auslagern


Lol @ Chris D. löblich ja, aber mit bisher genau EINEM Mitarbeiter lässt 
sich auch schlecht irgendwas auslagern ;) :-P

SCNR



Aber kann ich nur bestätigen: Ausland ist unberechenbar. Die Qualität 
kann sich über die Zeit drastisch verändern. Was direkt nach 
Produktionsbeginn in der ersten Charge noch aktzeptabel ist, kann in der 
dritten Charge schon ganz anders aussehen wenn irgendein Zulieferer mal 
versucht ein wenig  einzusparen. Dann können durchaus ganze Lieferungen 
ausfallen da unbrauchbare Qualität (was oft aber erst beim Kunden 
angekommen auffällt weil bei der Ausländischen "Qualitätskontrolle" die 
offensichtlichsten Fehler nicht erkannt wurden ;) )...

Die Unternehmen die das im Griff haben, stecken da sehr sehr viel 
Aufwand rein damits läuft und auch so bleibt.

von Chef (Gast)


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> Die Zahl der Produktionsverlagerungen ist in den letzten drei Jahren
> um 40 Prozent zurückgegangen.

Ja logisch, nennt man Sättigungseffekt. Es ist das meinste Verlagerbare 
schon verlagert.

von M. S. (bugles)


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>Die Zahl der Produktionsverlagerungen ist in den letzten drei Jahren um
>40 Prozent zurückgegangen

Das bedeutet:

1. Die Unternehmen Lagern weiter aus !
2. Es werden immer weniger Unternehmen die noch Auslagern können. Wenn 
nix mehr da ist ist auch die Zahler der Insolvenzen gleich Null.

Mal ehrlich viele Lagern aus und damit haben sie auch verdammt recht. 
Wir deutschen sitzen auf unserem hohen Ross das 'Made in Germany' 
heisst. Das bekommen wir auch von der Politik immer vermittelt das wir 
auf Bildung und Innovation setzen müssen. Folge Bildung/Innovation und 
Resourcenreichtum müssen einander ausschließen. Aber als wenn die 
anderen Länder nicht wissen würden wie wichtig Bildung ist und die 
machen auch wirklich was für Ihre Studenten/Schüler.

Andere Länder haben ebenfalls verdammt gute Ingenieure/DR./Prof usw. Bei 
vielen gibt es sicher Probleme mit Behörden bei nderen aber eben nicht.

>Vielleicht sollten wir unser Licht nicht immer so unter den Scheffel
>stellen: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordnungssinn, Mitdenken und
>Fleiß - die oft geschmähten sog. "deutschen Tugenden" sind nicht umsonst
>gerade im Ausland hoch geschätzt ... dort fehlen die nämlich nur allzu
>oft.

Ich finde wir deutschen stellen uns nirgends unter den Scheffel, würde 
fast sagen im Gegenteil. Aber alles was du aufzählst können auch andere. 
Warum gehen denn soviele Wissenschatler in die USA. Da sind die nämluch 
auch Pünktlich und die kennen sogar Service. So nen echten Service den 
man hier in deutschland nicht kennt. Deswegen ist er auch sehr schwer zu 
beschreiben.

Wir deutschen haben den exorbitanten Vorteil einer gesunden 
Infrastruktur, ein soziales Netz welches viele Krisen kompensiert viel 
Frieden und know how welches von Generationen vorher gesammelt werden 
konnte. Alles dinge die Andere Länder wie z.B. China nicht haben weil 
dort der Kapitalismus Jung ist und das Land China erst seit wenigen 
Jahren erholt.

Außerdem welche großen Unternehmen sind denn Bitte zurück. Nokia & co 
ein Beispiel bitte ! ! !


Ganz zu schweigen von den Unternehmen die offiziel hierbleiben und die 
Produktion schrittweise ins Ausland verlagern.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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huibu schrieb:
>> Ich werde den Teufel tun und auch nur irgendetwas auslagern
>
>
> Lol @ Chris D. löblich ja, aber mit bisher genau EINEM Mitarbeiter lässt
> sich auch schlecht irgendwas auslagern ;) :-P

Dir ist schon klar, dass man nicht nur Greifbares auslagern kann, oder? 
Und ja, die Anfragen gab es hier schon, und zwar reichlich: 
Elektronikentwicklung, Software usw.

> SCNR

Wäre aber besser gewesen :-)

> Aber kann ich nur bestätigen: Ausland ist unberechenbar. Die Qualität
> kann sich über die Zeit drastisch verändern. Was direkt nach
> Produktionsbeginn in der ersten Charge noch aktzeptabel ist, kann in der
> dritten Charge schon ganz anders aussehen wenn irgendein Zulieferer mal
> versucht ein wenig  einzusparen. Dann können durchaus ganze Lieferungen
> ausfallen da unbrauchbare Qualität (was oft aber erst beim Kunden
> angekommen auffällt weil bei der Ausländischen "Qualitätskontrolle" die
> offensichtlichsten Fehler nicht erkannt wurden ;) )...

Und besonders lustig wird es, wenn z.B. bei Software der (indische) 
Entwickler zwei Monate später nicht mehr auffindbar ist, da er 
mittlerweile in zwei anderen Unternehmen gearbeitet hat. Die Fluktuation 
ist dort wohl recht hoch.

Das ist einem Kollegen passiert, als er mal eben eine kleine Änderung 
benötigte. Der Quellcode war auch ganz toll dokumentiert ...

> Die Unternehmen die das im Griff haben, stecken da sehr sehr viel
> Aufwand rein damits läuft und auch so bleibt.

Allerdings. Deswegen entwickeln wir hier in DE - und wenn wir Software 
außer Haus schreiben lassen, dann zumindest hier in DE.
Verbrannte Finger haben sich andere geholt - müssen wir hier nicht 
haben.

Chris D. (so wie es aussieht übrigens bald mit ZWEI Mitarbeitern ;-)

von Max M. (xxl)


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>Chris D. (so wie es aussieht übrigens bald mit ZWEI Mitarbeitern ;-)
WOW, der Aufschwung ist da!

>Außerdem welche großen Unternehmen sind denn Bitte zurück. Nokia & co
>ein Beispiel bitte ! ! !


Große werden das kaum sein. Bei Nokia würde ich noch abwarten,
da die ja noch nicht lange weg sind. Das braucht eben seine Zeit.
Eine kleinere Firma ist mir bekannt, die nach China augelagert
hatte, dann wurden die ganzen Firmen-Unterlagen von der
Produktpallette kopiert, bzw. sogar geklaut und dann ist der
Inhaber wieder hierher zurückgekommen. Das letzte was ich gelesen
hatte war das er wieder nach China geht, diesmal aber vorsichtiger.

von dr (Gast)


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Hier ist noch ein weiterer Beispiel, wie die Produktionsverlagerung 
schiefgehen kann.
Wir kennen alle die wehleidige Zeitphase, wo ab die Mitte der 90er die 
Autohersteller ihre Produktion nach Osteuropa verlagert haben. AUDI war 
da keine Ausnahme. Heute beobachtet man hier genau den umgekehrten Fall 
- vieles wird zurückgeholt, unter eigenes Dach. Einer der größten 
Beispiele dafür ist der neuer AUDI-Presswerk in Neckarsulm. Dieser wurde 
letzten Monat eröffnet, der Beschluss zum Bau fand 2007 statt. Schon 
damals wurde der Unternehmendverwaltung klar, mit welchen inakzeptabelen 
Problemen sie die Produktionsverlagerung erkauft haben. Rund ein 1/3 
aller angelieferter Teile wiesen Defekte auf und waren damit für die 
Produktion nicht zu gebrauchen. Entgegen aller Bemühungen die Quallität 
an den süd-osteuropäischen Standorten zu steigern blieben die 
Lieferungen weiterhin mangelhaft. Dazu kam die Tatsache, das die 
defekten Teile nochmals zurück transportiert werden müssten, was 
nochmals die Kosten nach oben trieb. Hinzu kamen die rapide ansteigende 
Löhne von bis zu 500% in wenigen Jahren und ein Mangel an den 
ausreichend qualifizierten Arbeitskräften. Das alles in den Ländern, die 
noch vor 7 Jahren als Niedriglohnländer galten, und wo es "die Arbeiter 
wie Heu gibt".

Heute produziert dieser Presswerk alle Teile für sein eigenes Standort, 
sowie für den vom Luxemburg.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Michael S. schrieb:

> Ich finde wir deutschen stellen uns nirgends unter den Scheffel, würde
> fast sagen im Gegenteil. Aber alles was du aufzählst können auch andere.

Dann frage ich mich, warum wir im Ausland genau mit diesen Prädikaten 
genannt werden. Man sollte nicht von dem Blick, den wir hier auf uns 
haben, auf die Menschen woanders schließen.
Ich hatte erst letzte Woche wieder ein Gespräch mit einem Australier. 
Der schüttelte bei dem Thema nur den Kopf, lachte und meinte: "Schickt 
die Leute zu uns - wir nehmen die mit Kusshand!"

> Warum gehen denn soviele Wissenschatler in die USA. Da sind die nämluch
> auch Pünktlich
> und die kennen sogar Service. So nen echten Service den
> man hier in deutschland nicht kennt.

Das betrifft aber eher die Hochschullandschaft - beim Kundenservice 
müssen die Amis noch einiges lernen - insbesondere bei Geschäftskunden.

> Deswegen ist er auch sehr schwer zu beschreiben.

Komischerweise sehen das die Leute, die hier ihre Maschinen kaufen, 
genau anders. Der Service (Ersatzteilversorgung, Reparaturen) deutscher 
Firmen ist international gesehen absolut vorbildlich.

Es geht nicht darum, dass man die Einkaufstüten gepackt bekommt.

> Wir deutschen haben den exorbitanten Vorteil einer gesunden
> Infrastruktur, ein soziales Netz welches viele Krisen kompensiert viel
> Frieden und know how welches von Generationen vorher gesammelt werden
> konnte.

Das kommt noch dazu.

> Alles dinge die Andere Länder wie z.B. China nicht haben weil
> dort der Kapitalismus Jung ist und das Land China erst seit wenigen
> Jahren erholt.

Natürlich. Man darf allerdings auch nicht vergessen, dass Infrastruktur 
nicht nur aufgebaut sondern auch erhalten werden muss (wieder sind die 
USA ein schönes Negativbeispiel). Und auch in China steigen eben die 
Löhne und Energiekosten deutlich schneller als hier. Wenn die unseren 
Standard haben, haben die auch unsere Löhne und bereits deutlich vorher 
wird sich einiges zurückverlagern.

Mal davon abgesehen hat ein großes Land nicht nur große Möglichkeiten 
sondern eben auch große Probleme.

Man sollte das alles nicht so dramatisch sehen.

Chris D.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Max M. schrieb:
>>Chris D. (so wie es aussieht übrigens bald mit ZWEI Mitarbeitern ;-)
> WOW, der Aufschwung ist da!

So ist es - mal eben die Belegschaft verdoppelt.

Davon abgesehen: isch 'atte gar keine Abschwunge.

Andere jammern - ich tue lieber etwas.

Chris D. (stolz auf das Erreichte)

von Mark B. (markbrandis)


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Chris D. schrieb:
> Wenn ich Scheiße produziere, hilft es mir nichts, dass die Scheiße nur
> die Hälfte gekostet hat.

LOL :-)))

von M. S. (bugles)


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>Dann frage ich mich, warum wir im Ausland genau mit diesen Prädikaten
>genannt werden.

Das ganze halte ich mehr für eine historische Sache. Wir glauben ja auch 
Paris ist Romatisch, aber warst du mal in Paris. Selten eine Stadt mit 
soviel Hektik und Verkehr gesehen. Aber das Image wird Paris immer 
haben.

Karten auf den Tisch :-) Vor 15 Jahren gab es gegenden in Ost und 
Mitteleuropa wo mir einige gezeigt haben das sie jetzt ein Telefon haben 
und Stolz wie Oskar auf ne Kanalanbindung waren. Solche Länder schaffen 
es auch mit hilfe der EU Industriegebiete zu erschaffen und es wird eine 
Verlagerung geben. Damals gab es für die Industrie keine Großen 
Alternativen. Die Tatsache das solche Länder in 20 Jahren geschafft 
haben Demokratie etc.. aufzubauen ist ein Wunder. Nochmal 20 Jahre und 
die werden auch eine funktionierende Wirtschaft haben.

Wir müssen ja nicht nur von Ingeniuerssektor ausgehen. Wieviele Backen 
da Brötchen oder Reinigungsfirmen oder oder oder. Von denen kommt keiner 
zurück. Wenn die Autofirmen ins Ausland gehen wird da schon nicht der 
Strom ausfallen dafür ist gesorgt.

Deutschland wird es schwer haben und es wird nicht leichter, nicht bei 
der Bildungspolitik. Ich kann nur davor warnen zu glauben das alle 
wieder kommen und wir ein zweites Wirtschaftswunder haben werden.

von Zwiebackfräser (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Wenn ich Scheiße produziere, hilft es mir nichts, dass die Scheiße nur
> die Hälfte gekostet hat.

Das ist nämlich genau das Ding, alles soll so billig wie möglich sein in 
der Produktion und beim Endkunden, nur die abgelieferte Arbeit soll so 
gut sein, als wenn alles ein vielfaches gekostet hätte.
Wer sich darauf einlässt ist dann natürlich schnell am Ende. Man müsste 
ja jedesmal "weiterziehen", wenn sich das wirtschaftliche Umfeld ändert 
(siehe Polen).
Ich selbst bin in der Baubranche tätig und hier hat seit ca. 3-4 Jahren 
ein Umdenken eingesetzt. Die Kunden und Architekten mussten erst selbst 
die Erfahrung machen, dass das billigste nicht immer das günstigste ist.
Also Kopf hoch und durchhalten.

Gruß Jörg

von MaWin (Gast)


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> Keine Ahnung wo die Ihre Informationen herhaben.
> Bei uns wird derzeit alles verlagert was transportabel ist

Ihr seid halt Spätzünder.
Sag's mal deinem Chef :-)

Was sich am besten verlagern lässt, weil es gar keine zu 
trnsportierenden Güter erzeugt, sind übrigens Managementfunktionen, 
Chefposten, Buchhaltung und ähnliches, zudem lässt sich bei Management 
und Chefposten prozentual gesehen am meisten einsparen. Auch das sollte 
dein Chef mal wissen...

von Purzel H. (hacky)


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Man kann auch hier guenstig produzieren, wenn man sich die Muehe macht 
die Prozesse zu optimieren.

von Matthias L. (Gast)


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>Ich hatte erst letzte Woche wieder ein Gespräch mit einem Australier.
>Der schüttelte bei dem Thema nur den Kopf, lachte und meinte: "Schickt
>die Leute zu uns - wir nehmen die mit Kusshand!"

Bewerbungsadresse?


>Ich werde den Teufel tun und auch nur irgendetwas auslagern - dafür sind
>mir Qualität und Kunden zu wichtig. Ich kann mit "Insourcing"
>blitzschnell auf Kundenwünsche reagieren, teilweise in wenigen Stunden.

Tja, bei uns gabs auch mal diese Phase, die komplette mechanische 
Fertigung auslagern zu lassen. Jetzt dauert die Beschaffung eines 
Blechwinkels mehrere Wochen, da Angebote eingeholt werden müssen, 
Aufträge verschickt, ...

Ein Graus

von P. S. (Gast)


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Ja ja, alle regen sich darueber auf, dass Arbeitsplaetze in's Ausland 
verlagert werden. Fragt sich nur, wer dann die im Ausland billig 
produzierten Waren kauft, wenn's keiner gut findet...?

von Panzer H. (panzer1)


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Peter Stegemann schrieb:
> Ja ja, alle regen sich darueber auf, dass Arbeitsplaetze in's Ausland
> verlagert werden. Fragt sich nur, wer dann die im Ausland billig
> produzierten Waren kauft, wenn's keiner gut findet...?

Was finden wir nicht gut?
Dass die Arbeitsplätze Offshore sind oder das Produkt selbst?
Findest Du eine einheimische Alternative für das Produkt?
Bist Du bereit, den Preis eines einheimischen Produkts zu bezahlen?
Wie sehr haben Dich Tests und Werbung verblendet/blödet?

Aus diesen Kriterien kannst jetzt Deine Kaufentscheidung ableiten. B-)

von Jens (Gast)


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> Fragt sich nur, wer dann die im Ausland billig
> produzierten Waren kauft, wenn's keiner gut findet...?

Naja, kaufen tuen die Leute das schon, nur zugeben tut es keiner.
Ich habe das Glück oder Pech (je nach dem), in meinem Bekanntenkreis der 
Ansprechpartner bei technischen Problemen an Heimelektronik zu sein. In 
den letzten Wochen hatte ich dabei mehrfach mit einer ehemals guten 
Handymarke zu tun. Die Dinger sterben wie die Fliegen und dabei auch so 
richtig teure Teile wie das N97. Soviel zum Thema Qualität in Rumänien.

Leider hat aber der deutsche Durchschnittskunde ein sehr schlechtes 
Gedächtnis und läßt sich auch gern von Händlern / Herstellern verar...

Allerdings gibt es auch in DL Firmen, die ihren ehemals sehr guten Ruf 
durch Outsourcing und Gewinnmaximierung ruinieren, wie diese 
mittlerweile drittklassige Heimelektronikfirma in Daun / Eifel.

von Gast XIV (Gast)


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Wenn ich mitbekomme das ein Lieferant bald "im Ausland" fertigt fang ich 
schon mal an mich nach Alternativen umzusehen.

Es gibt bei mir kein Kaufteil das erst in D und dann in XYZ gefertigt 
wurde das sich nicht rapide verschlechtert hat. Wenn z.B. bei Gehäusen 
die Gussform auf ist wird Sie einfach weiter genutzt. Bis zum Umfallen. 
Es ist einfach kein Geld für neue da.

Ich möcht keine Namen nennen, aber z.B. Alu Gehäuse kaufe ich heute 
gleich aus China. Das Qualitätsrisiko ist mit mehrfach teureren Ex-D 
Produkten vergleichbar.

Das wird nicht nur mir so gehen und drückt natürlich auf Marge und 
Verkaufszahlen. Irgendwann rechnet sich die Produktion nicht mehr und 
die Firma ist weg. Was sich kaum noch auswirkt, vorher war Sie eh nur 
noch ein Torso.

von P. S. (Gast)


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Panzer H. schrieb:

> Was finden wir nicht gut?
> Dass die Arbeitsplätze Offshore sind oder das Produkt selbst?
> Findest Du eine einheimische Alternative für das Produkt?
> Bist Du bereit, den Preis eines einheimischen Produkts zu bezahlen?
> Wie sehr haben Dich Tests und Werbung verblendet/blödet?
>
> Aus diesen Kriterien kannst jetzt Deine Kaufentscheidung ableiten. B-)

Siehst du, genau davon habe ich gesprochen... noch ein paar Ausreden 
fuer das persoenliche Offshoring?

von FANUC (Gast)


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>AUDI war da keine Ausnahme. Heute beobachtet man hier genau den umgekehrten >Fall 
- vieles wird zurückgeholt, unter eigenes Dach. Einer der größten
>Beispiele dafür ist der neuer AUDI-Presswerk in Neckarsulm.
Bei den heutigen Presswerken ist aber heute alles so automatisiert, dass 
man mit ganz wenigen Leute auskommt, jedenfalls direkt am Presswerk 
selbst. Im Prinzip stehen da nur noch ein 1 bis 2 Mann um den Käfig und 
bestücken die Ablagen, aus denen sich die Robotergreifer bedienen.
Selbst die Anlage ließ sich günstig in Deutschland konstruieren. Wurde 
mittels Dienstleistungsunternehmen durchgeführt, deren langjährige 
Konstrukteure mit maximal 45.000 € Jahresgehalt dabei waren. (Absprache 
mit Audi, Dimensionierung, ROBCAD-Simulation, Transport, Aufbau etc.)
Das bekommt man selbst im Ausland nicht billiger hin. Deutschland hat 
den Vorteil, dass es sehr niedrige Löhne auch für Fachkräfte hat und 
zugleich auch die Lohnentwicklung eine Tendenz nach unten hat bei 
gleichzeitig sehr ausdauernden und fähigen Menschen. Was will man als 
Unternehmer mehr? Der einzige Grund, warum manchmal noch ausgelagert 
wird, ist die Anlockung mittels Subventionen.
Gibt's in den Ländern nichts Entsprechendes mehr abzugreifen, zieht die 
Karawane weiter.

von dr (Gast)


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>Bei den heutigen Presswerken ist aber heute alles so automatisiert, dass
>man mit ganz wenigen Leute auskommt, jedenfalls direkt am Presswerk
>selbst. Im Prinzip stehen da nur noch ein 1 bis 2 Mann um den Käfig und
>bestücken die Ablagen, aus denen sich die Robotergreifer bedienen.
Ja , das kenne ich. Der neu AUDI-Werk wurde tatsächlich auf ein höchstes 
Maß automatiert, und darauf haben sie sich sehr stolz gezeigt. Aber 
diese Tatsache stört mich keines Falls. Die Arbeit in den Presswerken 
war sowieso schon schwer genug, und man muss auch an die Zukunft und die 
Rentabilität denken. Auf diese Weise werden jedoch die Arbeitsplätze 
(auch seien so wenige) erhalten/neugeschaffen, und der deutsche 
Produktionsstandort "gestärkt".

Unter dem Strich zeigt dieser Beispiel, dass wir durch zunehmende 
Automatisierung und das Knowhow (das alles verbunden mit "Deutschen 
Tugenden") sehr wohl eine gute Zukunft haben und uns gegen die 
Billigländer behaupten können.

von MaWin (Gast)


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> Bei den heutigen Presswerken ist aber heute alles so automatisiert,
> dass man mit ganz wenigen Leute auskommt,

Das gilt sowieso bei der Industrieproduktion,
die Arbeiterlohnkosten machen im Schnitt gerade mal 6% des 
Verkaufspreises aus, insofern war die angebliche oder auch nicht 
Konkurrenzfähigkeit wegen höherer oder niedriger Löhne sowieso schon 
immer gelogen, kein Kunde kauft wegen +/-3% ein Produkt nicht sondern 
ein anderes, die Preisunterschiede für denselben Kram lieben im Handel 
eher bei +/-300% und die Leute greifen doch zum teureren.

Die Kosten, die seit jahzehnten aber anteilig gestiegen sind, und die 
nicht nach China etc. ge-out-sourct wurden (warum eigentlich nicht?) 
sind Kosten von Management, bei AGs von Aufsichtsrat und Vorstand und 
deren Pensionen und Abfindungen, die machen auch ca. 6% des 
Verkaufspreises aus, aber ich habe noch nie jemanden vom Vorstand 
gehört, der darüber jammert und eine Kostenreduktion sucht, in dem man 
den Job z.B. an einen günstigen Manager in Bangalore übergibt, der den 
Laden per Telefon schmeisst.

In einer funktionierenden Industrie, wenn man Prozesse beherrscht, 
richtig kalkuliert, sind die Hauptkosten die Rohstoffkosten (und 
Energiekosten da man Öl auch als Rohstoff betrachtet), und die sind 
zwischen China und Deustchalnd gleich, nämlich die internatinalen 
Marktpreise.

von dr (Gast)


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@MaWin:

du hast die Steuern vergessen. Die Osteuropäer haben massive 
Steuernachlässe für alle Unternehmen angeboten, die sich dort vor Ort 
ansiedeln wollten.

von Bastler (Gast)


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In meiner Nachbarschaft gibt es ein Kunstoffwerk(Zulieferer) das für 
Audi Ku-Teile und Ku-Designelemente fertigt.
Eigentlich eine Produktion zum Outsourcen, aber, insbesondere von den 
Designelementen kamen bei Testproduktionen in Osteuropa 15% Schrott 
zurück.
So blieb die Produktion hier in D.
Selbst bei der Mitarbeiterwahl bei diesem Zulieferer geht man neue(alte) 
Wege: Man verzichtet auf ständig wechselnde und unmotivierte 
Leiharbeiter und stellt stattdessen eigene Vollzeitkräfte ein.

Das Ganze läuft unter der Erfahrung: Es irrt der Mensch solange er 
lebt...

Frohes Schaffen!

von Dieter W. (dds5)


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> die Preisunterschiede für denselben Kram liegen im Handel eher
> bei +/-300%

für -300% würd ich auch was kaufen   ;-)))

von Falk B. (falk)


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@  Bastler (Gast)

>Selbst bei der Mitarbeiterwahl bei diesem Zulieferer geht man neue(alte)
>Wege: Man verzichtet auf ständig wechselnde und unmotivierte
>Leiharbeiter und stellt stattdessen eigene Vollzeitkräfte ein.

Ach, sollte da jemand WIRKLICH was gelernt haben? Es wäre ein 
Lichtblick, wenn auch nur ein kleiner.

MFG
Falk

von MaWin (Gast)


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> du hast die Steuern vergessen.

Ich habe die Steuern vergessen, weil sie kein Argument sind.
In China zahlt eine Fabrik mehr Steuern als hier, es ist ja schliesslich 
ein kommunistisches Land welches den ganzen Kommunismus bezahlen muss.

In Europa ist die Steuerbelastung für Unternehmen in Deutschland auch 
eher niedrig, rechnet man die Subventionen dagegen zahlen Unternehmen 
gar keine Steuern. Finanziert wird das alles aus den Steuern, die der 
Bürger zahlt, Mehrwertsteuer und Lohnsteuer und Benzinsteuer.

> Die Osteuropäer haben massive Steuernachlässe für alle Unternehmen
> angeboten, die sich dort vor Ort ansiedeln wollten.

Klar, daher sieht es in Osteuropa auch so aus wie es in Osteuropa 
aussieht, nämlich ärmlich. Kein Geld für Infrastruktur, kein Geld für 
gar nichts, nur ausgezehrt und ausgebeutet von Unternehmen, die kommen, 
so lange es was aus der Staatskasse zu holen gibt, und gehen, wenn das 
Geld abgegrast ist.

Man tut sich gerade als (infrastrukturell etc.) unterentwickeltes Land 
keinen Gefallen, wenn man weniger Steuer nicmmt, denn letztlich 
vergössert man damit seinen Abstand zu den besser entwickelten Ländern. 
Man müsste mehr nehmen, um aufzuholen, China nimmt mehr, und holt mit 
Riesenschritten auf.

von Purzel H. (hacky)


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Wichtig ist nicht unbedingt wieviel Steuern man nimmt, sondern auch was 
man damit macht. In der Schweiz sind die Steuern einen rechten Schritt 
tiefer wie in Deutschland. Der Unterschied :
Wenn man geopolitisch keine Rolle spielen kann laesst man's weg. Wenn 
man den Cash um die EU zu finanzieren nicht hat, macht man's auch nicht. 
Wenn eine Massnahme die viel kostet wenig bringt, sollte man sich 
irgendwann die Zeit nehmen sich Alternativen zu ueberlegen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Moin MaWin,

MaWin schrieb:
>> du hast die Steuern vergessen.
>
> Ich habe die Steuern vergessen, weil sie kein Argument sind.
> In China zahlt eine Fabrik mehr Steuern als hier, es ist ja schliesslich
> ein kommunistisches Land welches den ganzen Kommunismus bezahlen muss.

Hast Du dafür Quellen?
Mich würde die Belastung der Unternehmen dort mal interessieren.

> In Europa ist die Steuerbelastung für Unternehmen in Deutschland auch
> eher niedrig, rechnet man die Subventionen dagegen zahlen Unternehmen
> gar keine Steuern. Finanziert wird das alles aus den Steuern, die der
> Bürger zahlt, Mehrwertsteuer und Lohnsteuer und Benzinsteuer.

Es kommt auf die Größe an - je größer, desto mehr Subventionen. Hätte 
man das Geld, was in den letzten Jahren in den Konzernen verbrannt 
wurde, in ausgesuchte, kleine Unternehmen gesteckt, wären nachhaltige 
Arbeitsplätze entstanden und echte Innovation gefördert worden.
Schön zu beobachten ist das immer auf Messen: die wirklich interessanten 
und genialen Dinge findet man immer in den kleinen Karnickelbuchten, 
dort, wo der Unternehmer noch selbst die Flyer ausdruckt.
Die Glaspaläste meide ich meist - dort sitze eh Leute, die keine Ahnung 
von den Produkten haben (weil nicht mitentwickelt). Die gucken schon bei 
einer Skizze komisch ...

> Man tut sich gerade als (infrastrukturell etc.) unterentwickeltes Land
> keinen Gefallen, wenn man weniger Steuer nicmmt, denn letztlich
> vergössert man damit seinen Abstand zu den besser entwickelten Ländern.
> Man müsste mehr nehmen, um aufzuholen, China nimmt mehr, und holt mit
> Riesenschritten auf.

Wobei man bei China die sehr niedrigen Energiekosten nicht 
vernachlässigen darf. Ein Bekannter produziert dort für unter einen Cent 
pro Kilowattstunde. Bei 0,9ct(!)/kWh können die Steuern ruhig höher sein 
und der Strom kann auch ruhig mal ausfallen.
Und das ist kein Großverbraucher, also nix mit Sondertarifen seitens der 
Stromanbieter.

Letztlich schmilzt diese ganze undefinierbare Angst vor China etc. 
zusammen, wenn man dort Leute kennen und schätzen lernt.
Dann erfährt man schnell auch von den Schattenseiten, der Ausbeutung, 
den massiv steigenden Lebensmittelpreisen usw.
Ein großes Land hat eben auch große Probleme. Und viele lösen sich nicht 
durch Wirtschaftswachstum, sondern verschärfen sich noch (z.B.  das 
Wohlstandsgefälle).

Was immer auch Hundt von sich gibt: man kann hier in DE erstklassig 
produzieren und entwickeln.

Mir nervt sowohl die Jammerei von (hiesigen) Ingenieuren als auch 
Unternehmern.

Das sind alles Luxusprobleme.

Chris D.

P.S.: gestern bin ich wieder in einem angenehmen Familienbetrieb gewesen 
- keine Hektik, geniale Produkte, völlig unkomplizierter Chef und 
entspannte Mitarbeiter. Der Mann hat vor gar nicht langer Zeit auch in 
der Waschküche angefangen - Nische gefunden, besetzt und ausgebaut. Und 
natürlich lernt man von solchen Leuten eine Menge. Unbezahlbar, so etwas 
:-)

von MaWin (Gast)


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> > In China zahlt eine Fabrik mehr Steuern als hier
> Hast Du dafür Quellen?

http://www.ciando.com/shop/book/readex/index.cfm/fuseaction/readex/bok_id/5549/cat_id/26/cat_nav/1/Titel/PwC-Report-Steuerliche-Rahmenbedingungen-fuer-deutsche-Unternehmen-im-Ausland/ISBN10/3448071269/ISBN13/9783448071269

33% Steuern auf Unternehmensgewinne.

http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_3380/DE/Wirtschaft__und__Verwaltung/Steuern/0901281a2002,templateId=raw,property=publicationFile.pdf

> man das Geld, was in den letzten Jahren in den Konzernen verbrannt
> wurde, in ausgesuchte, kleine Unternehmen gesteckt

Nun, sagen wir mal so, nirgends in den deutschen Gesetzen steht, daß der 
Staat die Unternehmen zu stützen und subventionieren hat. Es ist keine 
verfassungsrechtlich geforderte Leistung des Staates, sondern eine 
freiwillige. Wenn also das nächste mal ein Politiker dir wieder sagt, es 
wäre kein Geld in der Kasse und man müsse sparen, sparen an Sozialhilfe, 
an Schulkosten, dann sag ihm, daß es sich DABEI um Staatsleistungen 
handelt, und wo er sparen kann.

> Was immer auch Hundt von sich gibt: man kann hier in DE erstklassig
> produzieren und entwickeln.

Nicht mit Hundt.
Um hier gut zu produzieren, muss man intelligent sein, und eine 
möglichst automatisierte Produktion bei nicht zu hohen Maschinenkosten 
aufbauen. Das geht nur mit Finanzmitteln denn die Maschine muss 
vorfinanziert werden, aber gerade Deutschland sollte reich genug sein, 
auch grosse Vorhaben vorzufinanzieren. Nur sehen das die Firmen im share 
holder value Zeiten nicht mehr als ihre Aufgabe an, reduziert es doch 
erst mal das Vermögen, und die Gewinne in 4 Jahren müsste der Vorstand 
dem nächsten Vorstand überlassen.

In China sind Gelder für Maschinen die den Arbeitern die schwere Arbeit 
abnehmen kein Problem, schau dir mal diesen Brückenleger an:

http://www.bilder-hochladen.net/files/901d-4-jpg.html

der baut pro Tag fast 1 km Brücke. Hier in Deutschland ist Strassenbau 
langsamer als in der Römerzeit die Römer ihre Strassen genaut haben. 
Kein Wunder, dass wir international abgehängt werden. Man darf schon 
jammern, man muss nur an den richtigen Stellen jammern, es sind die 
Politiker und Unternehmer, deren Leistungen zu Jammern sind, dabei 
stehen hier Millionen Leute rum, die gerne anpacken würden.

Das ist (immer noch) unser Problem:

 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/meldung211940.html

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