Forum: Platinen Gutes Lötzinn?


von Arthur (Gast)


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Hi,
Ich habe gehört, dass man ab Ende dieses Jahres als Privatperson kein 
verleites Lötzinn mehr kaufen kann. Obs stimmt oder nicht, weiss ich 
nicht, aber ich werde mich jetzt noch mit möglichst grossen Mengen an 
verbleitem Lot eindecken, damit ich auch weiterhin im Bastelkeller gut 
löten kann - bleifrei ist ein riesen Mist.
So, jetzt hatte ich mit einem Kollegen grade eine Diskussion über 
verschiedene Lote - er schwört auf Sn62Pb36Ag2, welches ich bisher gar 
nicht kannte, sondern immer Sn60Pb40 benutzt habe.
Mal so eine Frage, aus reinem Interesse:
was für Vorteile hat das Lot mit dem Silber drin, abgesehen von dem 
tendenziell leicht tieferen Schmelzpunkt? Lötet es sich damit gleich gut 
wie mit dem ohne Silber?
Da das silberhaltige Lot nur marginal teurer ist, würde ich sonst gleich 
etwa 2 kg davon einkaufen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Arthur schrieb:

> bleifrei ist ein riesen Mist.

Gute Vorurteile sind immer was wert. ;-)

Bei bleifrei hätte ich dir mittlerweile die leicht nickellegierten
(Sn100C, Sn100Ni+) empfohlen.  Bei bleihaltigem Lötzinn habe ich mir
nie einen Kopf gemacht, die Reste, die ich noch habe, werden bis an
mein Lebensende reichen.

von B. R. (benchos)


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Die Hamsterkäufe gehen wieder los?

Was war das vor ein paar Jahren eine Panik und jetzt haben alle 50kg Lot 
im Keller.

Um deine Frage zu beantworten:
Ich löte @work mit L-Sn60PbCu2 von EDSYN
Artikelnummer: SK 11

Gibt bestimmt jetzt wieder welche die das Zeug nicht leiden können und 
sowieso alles schlecht finden aber das wäre mein VORSCHLAG!

von Thilo M. (Gast)


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>Ich löte @work mit L-Sn60PbCu2 von EDSYN

Ich auch.
Allerdings haben wir jetzt umgestellt auf Lot ohne Cu - Anteil (war 
früher zum Schonen der nicht-plattierten Lötspitzen) und 
Flussmittelseele 1.1.3.
Damit lassen sich versilberte Messingkontakte besser löten (Lötnägel 
z.B.).

Ach ja: 1kg Lot hat mir die letzten 20 Jahre gereicht, also sollten 2kg 
für ein Bastlerleben ausreichen. :-)

von Jörn (Gast)


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Zitat:
"Ich habe gehört, dass man ab Ende dieses Jahres als Privatperson kein
verleites Lötzinn mehr kaufen kann."

Stimmt das für Privatpersonen oder ist das ein Gerücht?

Grüße Jörn

von ... (Gast)


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verleites gabs noch nie für Privatpersonen... ;]

von G457 (Gast)


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> Ich habe gehört, dass man ab Ende dieses Jahres als Privatperson kein
> verleites Lötzinn mehr kaufen kann. Obs stimmt oder nicht, weiss ich
> nicht [..]

Gibts da auch eine Quelle dazu? Weil falls das stimmt, dann müsste ich 
auch noch etwas hamstern - bleifrei gelötete PCBs reparieren machte mir 
bisher wenig Freude, ich vermute, dass das mit bleifreiem Lot zum selber 
verarbeiten dann ebenso wenig lustig wird :-(

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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G457 schrieb:
>> Ich habe gehört, dass man ab Ende dieses Jahres als Privatperson kein
>> verleites Lötzinn mehr kaufen kann. Obs stimmt oder nicht, weiss ich
>> nicht [..]
>
> Gibts da auch eine Quelle dazu? Weil falls das stimmt, dann müsste ich
> auch noch etwas hamstern - bleifrei gelötete PCBs reparieren machte mir
> bisher wenig Freude, ich vermute, dass das mit bleifreiem Lot zum selber
> verarbeiten dann ebenso wenig lustig wird :-(

Eben, wenn Du schon Panik machst, dann nenne eine glaubwuerdige Quelle.

von Arthur (Gast)


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Hi,
ich hab keine glaubwürdige Quelle. Ich hab das einfach so nebenbei mal 
gehört, deshalb frage ich ja, ob da was dran ist. Bleifreies Lot werde 
ich auf alle Fälle anfangen zu horten - man weiss ja nie.
Allerdings wurde meine Frage noch nicht beantwortet, was von Sn62Pb36Ag2 
zu halten ist.

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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Sn62Pb36Ag2 ist ein sehr gutes Lötzinn mit niedrigem Schmelzpunkt.Es 
sollte aber auch 2,5% Flux enthalten. Ich verwende sowas von Felder seit 
Jahren und ich bin damit äusserst zufrieden.
Kann mir nicht vorstellen, daß man kein verbleites Zinn mehr kaufen 
kann,medizinische und andere heikle Produkte werden ja noch immer 
verbleit gelötet.

Grüße

von Bensch (Gast)


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> Kann mir nicht vorstellen, daß man kein verbleites Zinn mehr kaufen
kann,medizinische und andere heikle Produkte werden ja noch immer
verbleit gelötet.

Ja, und warum? Etwa weil es zuverlässiger wäre?

Vergesst doch endlich diese Blei-Sch... und lernt löten- dann klappt's 
auch bleifrei.

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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@Bensch
Es geht bei Serienfertigung um Prozesssicherheit.Bleifrei heisst höhere 
Temperatur, nicht alle BT sind davon unbeeindruckt. Bei SMD reflow 
verwende ich je nach LP verbleites und bleifrei Lot. Bleifrei bei 
digitalen Schaltungen und verbleit bei empfindlichem analog Zeug. Rein 
optisch sind die Unterschiede bei guten Lotpasten gering.Die Heimtücke 
gibts bei Handlötung, z. B. bei einem Massepad von einem Elko,der trotz 
Thermals die Wärme wegsaugt und bei wenig Erfahrung und bleifrei-Lot 
eine kalte Lötstelle hinterlässt.

Grüße

von G457 (Gast)


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>> Kann mir nicht vorstellen, daß man kein verbleites Zinn mehr kaufen
>> kann,medizinische und andere heikle Produkte werden ja noch immer
>> verbleit gelötet.

> Ja, und warum? Etwa weil es zuverlässiger wäre?

Ja, natürlich. Insbesondere wegen der Whisker [1]. Deswegen ist in 
sicherheitskritischen Bereichen bleihaltiges(!) Lot vorgeschrieben.

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Whisker_(Kristallographie%29

von Thilo M. (Gast)


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>Ja, natürlich. Insbesondere wegen der Whisker [1]

Die Whiskerbildung soll bei bleifreiem Lot angeblich weniger sein. Die 
Zeit wird's zeigen.

Wir verwenden bleihaltiges Lot, weil die Baugruppen, die wir reparieren, 
'etwas älter' sind und bleihaltig produziert wurden.
Auch Luft- und Raumfahrt lötet nach wie vor bleihaltig.

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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ja, interessant diese Whisker Geschichte.Leider keine Info nach welcher 
Zeit, mit welcher Wahrscheinlichkeit sowas ensteht. Für 
Sicherheitsfanatiker heisst das "Hochstromschaltung damit die Whisker 
durchbrennen" lol

Grüße

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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G457 schrieb:

> Ja, natürlich. Insbesondere wegen der Whisker [1].

Beliebte Ausrede.  Ist aber eine urban legend.  Zinn-Whisker sind
ein Problem von Reinzinn, alle Bleifrei-Lote sind aber legiert.

> Deswegen ist in
> sicherheitskritischen Bereichen bleihaltiges(!) Lot vorgeschrieben.

Nein, der wesentliche Grund dürfte sein, dass für sicherheitskritische
Anwendungen für die noch relativ jungen Bleifrei-Lote einfach noch
nicht genügend Langzeit-Zuverlässigkeitsdaten vorliegen.  Es gibt
durchaus auch bleifreie Lote, die mittlerweile bereits als zuverlässiger
als ihre bleihaltigen ,,Kollegen'' eingeschätzt werden, bspw. von der
NASA:

http://www.balverzinn.com/deutsch/sn100c-information.php

Der Wikipedia-Artikel ist dahingehend nicht korrekt, dass er suggeriert,
dass die Zinn-Whisker durch Löten mit bleifreiem Lot entstehen würden.
Die Diskussion macht deutlich, dass das Foto sich jedoch auf eine
galvanische Verzinnung bezieht.  Eigentlich müsste man da jetzt die
Warnung drübersetzen ,,nicht hinreichend mit Quellen belegt''.

von Thilo M. (Gast)


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Whisker entstehen nach ca. > 10..15 Jahren (erfahrungsgemäß).
Jedoch nicht zwingend.
Die Produktion (Das Lötverfahren) spielt eine entscheidende Rolle. Das 
Material ist dabei weniger entscheidend.

von Bensch (Gast)


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Die Whisker-Story ist nicht auszurotten- genau wie die Geschichet mit 
dem Eisengehalt im Spinat....

Bei REINzinn vielleicht, aber nicht bei legiertem Zinn. Und dann auch 
nur bei extrem niedrigen Temperaturen.

Jörg hat das ja auch schon beschrieben (dank meiner früheren Info 
möglicherweise..?).

von Thilo M. (Gast)


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Bensch schrieb:
> Die Whisker-Story ist nicht auszurotten- genau wie die Geschichet mit
> dem Eisengehalt im Spinat....
>
> Bei REINzinn vielleicht, aber nicht bei legiertem Zinn. Und dann auch
> nur bei extrem niedrigen Temperaturen.
>
> Jörg hat das ja auch schon beschrieben (dank meiner früheren Info
> möglicherweise..?).

Wo hast du das denn her?
Wir kontrollieren jede Baugruppe unterm Mikroskop auf Whisker, 
bestimmte Chargen und Baujahre sind da extrem anfällig. Wir haben dazu 
eine schöne Fotoserie.
Dass diverse verzinnte Bauteile (reinverzinnte DIL - Lötstützpunkte) 
mehr dazu neigen stimmt.

von Falk B. (falk)


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@  Bensch (Gast)

>Die Whisker-Story ist nicht auszurotten- genau wie die Geschichet mit
>dem Eisengehalt im Spinat....

Mag sein, aber dass bleifrei Löten sowohl maschinell als auch manuell 
nicht ganz so locker geht/ging ist ja wohl unbestritten. JAAAA, 
mitterweile hat man das weitesgehend im Griff, aber es beleibt ein 
Unterschied, sodass bleihaltig einfacher lötbar ist.

MG
Falk

von Bensch (Gast)


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> Wo hast du das denn her?
Wir kontrollieren jede Baugruppe unterm Mikroskop auf Whisker,
bestimmte Chargen und Baujahre sind da extrem anfällig. Wir haben dazu
eine schöne Fotoserie.

Die Fotos würden mich mal interessieren....

Was ich kenne, sind Zinnkristalle, die bereits nach dem Wellenlöten auf 
der Platine sind- das ist aber ein Zeichen für miserable Lötung (zu 
wenig oder falsches Flussmittel, falsche Geometrie der Welle, unsauberes 
Bad ...). Das sind aber KEINE sog. Whisker!

von Bensch (Gast)


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> Mag sein, aber dass bleifrei Löten sowohl maschinell als auch manuell
nicht ganz so locker geht/ging ist ja wohl unbestritten. JAAAA,
mitterweile hat man das weitesgehend im Griff, aber es beleibt ein
Unterschied, sodass bleihaltig einfacher lötbar ist.

Anders ja, aber schwieriger? Ich hab neulich einen Versuch gemacht mit 
verschiedenen Loten. Mehrere Wickel mit unterschiedlichen Legierungen, 
nur gekennzeichnet mit Nummern. Der Versuch diente eigentlich zur 
Auswahl des besten bleifreien Handlots, aber spasseshalber hab ich noch 
verbleites dazugenommen. Ergebnis: die grössten Unterschiede waren 
zwischen verschiedenen bleifreien Loten, vermutlich bedingt durch die 
Flussmittel.

von G457 (Gast)


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Nochmal ad Whisker: Der Link auf den NASA-Artikel [1] auf genannter 
Wikipediaseite liefert einige ziemlich schöne Fotos von Whisker. Eine 
Liste mit gesicherten Ausfällen aufgrund von Whisker ebenfalls :-) ..und 
eine Liste mit schönen 'Whisker-Anekdoten' mit dazu :-)))

Wiedemauchsei, wers ganz liest: Die NASA sagt, dass bleihaltige Zinnlote 
weniger gefährlich sind was Whisker angeht. Sie bilden sie auch, aber um 
Größenordnungen kürzer.

Die Sicherheitskritischen Bereiche sind dementsprechend immernoch mit 
bleihaltigem Lot verbandelt. Meine eigenen Lötprojekte sind bisher immer 
Whisker-unkritisch gewesen (keine Herzlungenmaschinen, keine 
selbstfeuernden Schiessgewehre, keine selbststeuernden LKW, ..). 
Trotzdem und zur Unterstützung meiner Aversion gegen bleifreie Lote sind 
Whisker für mich aber immer eine gute Ausrede, bei den bleihaltigen 
Loten zu bleiben. Und das werde ich auch in Zukunft :-)) ★hamsterkauf★ 
;-)

P.S.: Ich verbrate "Sn60Pb40 F-SW26 (1.1.2.B)". Mit Freude. Auch mit 
ohne mit freiem Auge erkennbaren Whiskern. Und trotzdem funktionierts 
;-)

[1] http://nepp.nasa.gov/whisker/

von Bensch (Gast)


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> Die Sicherheitskritischen Bereiche sind dementsprechend immernoch mit
bleihaltigem Lot verbandelt.

Nein, das ist eine Frage der Zulassung, die dauert oft einige Jahre. 
Bleifrei ist nicht weniger sicher, es ist für einige Anwendungen halt 
noch nicht zugelassen.

Trotzdem und zur Unterstützung meiner Aversion gegen bleifreie Lote sind
Whisker für mich aber immer eine gute Ausrede, bei den bleihaltigen
Loten zu bleiben.

DAS ist der Hauptgrund bei den meisten....

von Gast (Gast)


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Meine Fa. hat aktuell auch einige Probleme mit Whiskern, bzw. der 
Zulieferer hat es. Die tauchten auch erst nach der Umstellung auf 
bleifrei auf.

Ja, es gibt Leute, die beseitigen solche Probleme durch Wegdiskutieren. 
Allerdings mögen unsere Kunden das nicht.

Gast

von faustian (Gast)


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Kann jetzt mal jemand das besagte Geruecht bestaetigen oder entkraeften?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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faustian schrieb:
> Kann jetzt mal jemand das besagte Geruecht bestaetigen oder entkraeften?

Tja, mit dem Entkräften von Gerüchten ist das immer so eine Sache...
Selbst, wenn du nichts darüber liest (und es ist nichts darüber zu
lesen, dass dem so wäre, wie der OP behauptet), weißt du ja noch
nicht, ob es nur noch keiner berichtet hat oder ob es tatsächlich
ein Gerücht ist. ;-)

Persönlich halte ich es für reichlich unwahrscheinlich, zumal es ja
bei der behaupteten Beschränkung auf Privatpersonen absolut simpel
zu umgehen wäre.

von Bensch (Gast)


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> Kann jetzt mal jemand das besagte Geruecht bestaetigen oder entkraeften?

Gerüchte glaubt man- oder auch nicht. Glauben würde ich lieber der 
Kirche überlassen. Zumindest hab ich noch keinen Beweis gesehen für 
Whisker mit normalen bleifreien Lötzinn, allenfalls für Reinzinn, dass 
aber hier nicht zur Debatte steht.

Ich hab gerade eine Leiterplatte mit einer schönen "whiskerähnlichen" 
Brücke frisch aus der Welle. Jeder Verschwörungsanhänger würde jetzt 
schreien: "Das ist ein Whisker"- kann es aber nicht sein, die entstehen 
erst apäter. Leider versagt bei solch kleinen Objekte meine Kamera.

von Thilo M. (Gast)


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Wenn du's mit bloßem Auge sehen kannst ist es auch kein Whisker. Die 
sieht man nicht mal unter der Lupe richtig. Dafür braucht's ein 
Mikroskop mit Beleuchtung. Ich schau' mal dass ich ein Bild finde, das 
man zeigen darf. ;-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Die Frage nach dem Gerücht bezog sich doch aber wohl auf das
Eingangsposting (angebliche Nichtverfügbarkeit von bleihaltigem
Lötzinn für Privatpersonen ab nächstem Jahr), nicht auf die Zinn-
Whisker (die es übrigens durchaus auch bei bleihaltigen Legierungen
gibt, wie die NASA-Links zeigen ;-).

von Thilo M. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Auch wenn OT, hier zwei Whiskerbilder.
Als Zugabe 'ne schön ausgeblühte Diode. ;)

Warum auch immer das erste Bild verloren ging?!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Thilo M. schrieb:
> Auch wenn OT, hier zwei Whiskerbilder.

Zumindest das linke dürfte dabei allerdings nichts mit dem Lot zu
tun haben, sondern mit der galvanischen Beschichtung der Bauteil-
anschlüsse selbst.

von Thilo M. (Gast)


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Die Bauteile wurden vor dem Bestücken tauchverzinnt.

von Bensch (Gast)


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Aber das rechte Bild ist viel schöner ...
Was zum Teufel ist das ?

von Thilo M. (Gast)


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Bensch schrieb:
> Aber das rechte Bild ist viel schöner ...
> Was zum Teufel ist das ?

Wüsste ich auch gerne ...

von --- (Gast)


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Hat jemand Michael Crichton: Beute / Prey gelesen. Das sind 
Nanoassembler, die eure Speicherchips auffressen. Machen halt gerade an 
der Diode ne kleine Pause oder wollen sich vor dir verstecken!

von Troll (Gast)


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Hah! Da bin ich wieder. Und ich hab so großen Hunger! Also

FÜTTER MICH!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Thilo M. schrieb:
> Die Bauteile wurden vor dem Bestücken tauchverzinnt.

In Reinzinn?  Warum macht man sowas überhaupt?  Wenn die Oberfläche
oxidiert ist, hilft das Tauchen auch nichts mehr (ohne Flussmittel),
und ansonsten hätte es die Schwalllötung ohnehin auch hinbekommen.

von Thilo M. (Gast)


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>In Reinzinn?
Nein, in verbleitem Zinn.
Luft- und Raumfahrt machen das so. Zuerst mit Isopropanol reinigen, dann 
mit Hilfe von Flussmittel verzinnen (die Bauteile), erst dann wird 
gelötet. Eben um die Oxidschicht abzubekommen und eine möglichst saubere 
Lötverbindung zu bekommen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Thilo M. schrieb:

>>In Reinzinn?

> Nein, in verbleitem Zinn.

Womit wir natürlich wieder bei dem Punkt wären, dass Zinn-Whisker zwar
sehr wohl ein durchaus ernstes Problem sind, aber eben keineswegs
durch bleifreie Lote nun besonders begünstigt würden (aber leider
eben auch nicht vermieden).  Damit taugen sie als Standard-Ausrede
gegen bleifreies Löten absolut nicht.

von Thilo M. (Gast)


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>Damit taugen sie als Standard-Ausrede gegen bleifreies Löten absolut
>nicht.

So ist es. Die Hersteller werben sogar damit, dass die Whiskerbildung 
weniger sein soll.

Ich löte auch gerne mit bleifreiem Lot, man muss eben dünnes Lot nehmen 
und es etwas über die Lötstelle führen. Mit Flussmittel und der 
richtigen Temperatur geht das wunderbar.

von faustian (Gast)


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"angebliche Nichtverfügbarkeit von bleihaltigem
Lötzinn für Privatpersonen ab nächstem Jahr"


Scheint wohl wirklich ein Geruecht zu sein, aber wo zum Teufel ist es 
her?

von 900ss (900ss)


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Thilo M. schrieb:
> Ich löte auch gerne mit bleifreiem Lot, man muss eben dünnes Lot nehmen
> und es etwas über die Lötstelle führen. Mit Flussmittel und der
> richtigen Temperatur geht das wunderbar.

Welches Flussmittel benutzt du denn? Und welches Lot? Ich habe es noch 
nie mit bleifreiem Lot probiert..
Die Frage ist für mich ist allerdings, warum sollte ich im privaten 
Bereich bleifrei Löten?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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900ss D. schrieb:

> Welches Flussmittel benutzt du denn? Und welches Lot?

Ich bin zwar nicht Thilo, aber vielleicht darf ich dir ja auch
antworten. ;-)

Ich habe mir mittlerweile Sn100Ni+ zugelegt, darin enthalten ein
"no clean"-Flussmittel.  (RS-Bestellnummer kann ich dir bei Bedarf
rauskramen.)  Parallel dazu habe ich noch einen Flussmittelstift,
so'n dicker Faserschreiber.

> Die Frage ist für mich ist allerdings, warum sollte ich im privaten
> Bereich bleifrei Löten?

Man kann die Frage aber auch rumdrehen. ;-)  Warum nicht?  Das
Zeug gibt's nun halt, und es ist benutzbar.  Jubelelektronik kommt
ohnehin damit daher, wenn man die also noch reparieren können will,
muss man sich ohnehin irgendwie dran gewöhnen.

Ich denke, in 10...20 Jahren wird da gar niemand mehr drüber
diskutieren, sondern es wird dann einfach völlig selbstverständlich
sein, dass Lötzinn kein Blei drin hat.  Im Benzin haben wir uns ja
auch alle dran gewöhnt.

von Thilo M. (Gast)


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von faustian (Gast)


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Frage nochmal umgedreht: Warum hat man jemals Blei reingetan wenn es 
keinen Sinn hatte, um dann wieder zum Reinzinn zurueckzukehren?

von Thilo M. (Gast)


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faustian schrieb:
> Frage nochmal umgedreht: Warum hat man jemals Blei reingetan wenn es
> keinen Sinn hatte, um dann wieder zum Reinzinn zurueckzukehren?

Schmelzpunkt ist niedriger mit Blei, daher niedrigere Löttemperaturen.
Ältere Bauteile sind nicht so Hitzeresistent wie die heutigen.

Ach ja: das Platinenmaterial war 'damals' auch nicht so doll, da lösten 
sich bei zu hohen Temperaturen gerne die Leiterbahnen ab.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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faustian schrieb:

> Frage nochmal umgedreht: Warum hat man jemals Blei reingetan wenn es
> keinen Sinn hatte, um dann wieder zum Reinzinn zurueckzukehren?

Warum hat man jahrzehntelang Tetraethylblei in den Ottokraftstoff
gemischt, wenn doch sehr wohl bekannt war, wie giftig Blei ist
(insbesondere in der feinen Verteilung in Form von Auspuffgas)?

von faustian (Gast)


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Naja, geht auch eher ums Prinzip dass man sich auch und gerade als 
Hobbyist nicht gerne bevormunden will. Und es ist einfach stilvoll ein 
Gesetz das einem nicht in den Kram passt nicht zu missachten aber ganz 
legal (Hamsterkauf....) taetlich zu verachten.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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faustian schrieb:
> Naja, geht auch eher ums Prinzip dass man sich auch und gerade als
> Hobbyist nicht gerne bevormunden will.

Du brauchst dich doch nicht bevormunden lassen.  Erstens bekommst
du ja den Bleikram nach wie vor (natürlich zu Marktpreisen, mit
geringer werdendem Angebot ist also eine allmähliche Preiserhöhung
letztlich programmiert für die Zukunft), außerdem kannst du auch
einfach so auf die Benutzung des bleihaltigen Lötzinns ganz ohne
gesetzliche (für dich) Erfordernis verzichten, ohne dass dir daraus
irgendwelche weiteren Nachteile (ein möglicherweise längeres Leben
würde ich nicht als einen solchen bezeichnen :) entstehen.

Es gibt aber eben auch keine richtigen Gründe mehr, sich dieser Tage
hinzustellen und so zu tun, als könne man mit bleifreiem Lötzinn ja
absolut und überhaupt nicht und erst recht nicht zu Hause löten.  Das
stimmt einfach nicht.  Es hat ein paar Dinge, die man beachten muss
(ca. 30 K mehr Löttemperatur als verbleites, und der Lötkolben muss
natürlich in der Lage sein, diese Temperatur auch an der Spitze zu
bringen; etwas mehr Flussmittelverbrauch als bei bleihaltigem Lot,
vor allem dadurch bedingt, dass das Flussmittel durch die höhere
Temperatur schneller verdampft), aber das ist auch alles.  Wenn man
sich davor scheut, damit umzugehen, dann kann man's lassen, so man
nur für sich privat bastelt, aber wenn man ohnehin Wert auf eine
ordentliche Lötausrüstung legt (also Kolben mit guter Temperaturregelung
und genügend Reserve) gibt's halt auch wirklich keinen Grund mehr, es
nicht zu nehmen.

von 900ss (900ss)


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Jörg Wunsch schrieb:

> Ich bin zwar nicht Thilo, aber vielleicht darf ich dir ja auch
> antworten. ;-)

Aber auch nur, weil du es bist ;-)

Danke für den Tip.

@Thilo M.
Dir auch vielen Dank für deinen Tip.

Werde mal sehen, was ich mir anschaffe.

Wie sieht es eigentlich mit den Lötspitzen aus. Sollte man unbedingt 
Spitzen für bleifreies Lot verwenden oder ist das eher ein Scherz der 
Marketingabteilungen?

Sollten auch die Spitze getauscht werden wenn ich verbleites und 
bleifreies Zinn wechsel? Ist schon klar, das nach "Blei"-löten das 
bleifreie erstmal die Bleireste abbekommt :-)

Joachim

von Thilo M. (Gast)


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>Sollten auch die Spitze getauscht werden wenn ich verbleites und
>bleifreies Zinn wechsel?
Also es empfiehlt sich, bleifreies und verbleites Lot nicht an einem 
Arbeitsplatz zu haben (bei Luft- und Raumfahrt strikt untersagt).

Die Lötspitzen (zumindest die von Weller) machen fast keinen Unterschied 
zwischen Blei und nicht-Blei (meine Erfahrung).
Bleifrei eben 40°C höher als verbleit.

Wenn Lötstellen umgestellt werden (Bleihaltig auf Bleifrei), dann erst 
komplett entzinnen (gilt für Lötstellen und Lötspitzen), dann neu 
löten. Sonst gibt's Durcheinander und extrem unschöne Lötstellen.

Es empfiehlt sich, einen Arbeitsplatz für Bleifrei und einen für 
Bleihaltig einzurichten, wenn man beides verarbeiten möchte, sonst 
gibt's schnell Chaos. Oder man entscheidet sich für Eins von Beiden.

von 900ss (900ss)


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Thilo M. schrieb:
>>Sollten auch die Spitze getauscht werden wenn ich verbleites und
>>bleifreies Zinn wechsel?
> Also es empfiehlt sich, bleifreies und verbleites Lot nicht an einem
> Arbeitsplatz zu haben (bei Luft- und Raumfahrt strikt untersagt).

Und das kontrolliert die QA ja auch strengstens und wird deshalb auch 
eingehalten ;-) Wer verwendet in der Raumfahrt denn bleifrei? Ich kenne 
bisher niemanden.

>
> Die Lötspitzen (zumindest die von Weller) machen fast keinen Unterschied
> zwischen Blei und nicht-Blei (meine Erfahrung).
> Bleifrei eben 40°C höher als verbleit.

Ich nutze Weller WSP80. Dann werde ich wohl erstmal keine neuen Spitzen 
kaufen.

> Es empfiehlt sich, einen Arbeitsplatz für Bleifrei und einen für
> Bleihaltig einzurichten, wenn man beides verarbeiten möchte,

Ist für mich am Basteltisch "oversized". Und 'ne QA hab ich auch nicht 
;-)


> Oder man entscheidet sich für Eins von Beiden.

Darauf wird es wohl hinauslaufen. Allerdings gibt es hier noch für ein 
paar Jahre verbleites Zinn. :-(

Joachim

von Thilo M. (Gast)


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>Wer verwendet in der Raumfahrt denn bleifrei? Ich kenne bisher niemanden.
Ich auch nicht. ;)

>Ich nutze Weller WSP80.
Ich auch. Bisher keine Probleme.

Ich habe das Problem, dass die Teile, die ich verkaufe, ROHS-konform 
sein müssen. Deshalb Bleifrei. Ist aber kein Problem, der 'Bastelplatz' 
wird für eine Kleinserie auf Bleifrei umgestellt, dann wieder in den 
verbleiten Bastelmodus. Hat den Vorteil, dass regelmäßig aufgeräumt 
wird. :)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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900ss D. schrieb:

> Ich nutze Weller WSP80. Dann werde ich wohl erstmal keine neuen Spitzen
> kaufen.

Nö, die sind gut.  Ich habe mir extra so einen zugelegt, weil dort
auch die dünnsten Spitzen eine gute Wärmeleitung haben, das hatte
mein Ersa Analog 60 nicht.

Zu Hause wische ich die Spitzen einfach nur ordentlich ab, nachdem
ich mit verbleitem Lötzinn gearbeitet habe.  Man muss das ja auch
nicht übertreiben. ;-)  Wismuthaltige Legierungen gibt's ja zum Glück
hier nicht (bei denen wäre es problematisch, weil deren Eutektikum
zusammen mit Blei in der Solidus-Temperatur sehr tief geht).

In der Firma gibt's nur noch bleifrei, damit man nicht durcheinander
kommt.

> Allerdings gibt es hier noch für ein
> paar Jahre verbleites Zinn. :-(

Das kannst du ja dem OP dieses Threads verkaufen. :-)

von schmauchi (Gast)


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Weiß wer wo ich dieses Germaniumhaltige 100er Zinn kaufen kann?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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schmauchi schrieb:
> Weiß wer wo ich dieses Germaniumhaltige 100er Zinn kaufen kann?

Ich habe mir letztens bei RS Felder ISO-Core EL Sn100Ni+ gekauft.
Das ist mit Nickel und Germanium legiert.  Ist das das, was du
suchst?

(Konkrete RS-Bestellnummer ist 624-6662, das gibt's in verschiedenen
Durchmessern und mit unterschiedlichen Flussmitteln.)

von faustian (Gast)


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Und wie verarbeitet sich das Germanium-Lot so?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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faustian schrieb:
> Und wie verarbeitet sich das Germanium-Lot so?

Naja, Germanium ist ja nun der geringste Bestandteil darin. ;-)

Es verarbeitet sich recht gut, benetzt deutlich besser als die
silberhaltigen Lote.  Die Löttemperatur ist natürlich nach wie
vor höher als bei SnPb, und das muss das Lötwerkzeug hergeben,
sowohl von der Leistungsreserve beim Nachregeln als auch vom
Wärmetransport zur Spitze, letzteres natürlich vor allem dann
kritisch, wenn man sehr dünne Spitzen benutzen will für kleine
SMD-Teile.

von Bensch (Gast)


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> Und wie verarbeitet sich das Germanium-Lot so?

Das verarbeitet sich NICHT- musst du schon selbst machen. Das Ge dient 
eigentlich nur zur Verringerung der Oxidation.

Wichtiger für die Verarbeitbarkeit ist das geeignete Flussmittel.

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