Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Absolvent im öffentlichen Dienst


von BOECE (Gast)


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Hallo!

Ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung und habe mich entschlossen 
hier nach euren Meinungen zu fragen, die mir möglicherweise diese 
Entscheidung ein wenig erleichtern können. :-)

Zunächst zu meiner Situation: ich bin ein Bachelorabsolvent, 
Fachrichtung Elektrotechnik. Im Sommer dieses Jahres habe ich mein 
FH-Studium abgeschlossen und bin seitdem auf Arbeitssuche. Ich habe eine 
Familie mit einem 6-jährigen Kind und wohne seit vielen Jahren in 
Niedersachsen.

Ich habe mich für eine Stelle im öffentlichen Dienst beworben. Nun habe 
ich ein Angebot bekommen, in einem Kleinstadt im Ostdeutschland (weit 
entfernt von meiner Heimatstadt und von anderen Großstädten) zu 
arbeiten. Gehalt - 32k jährlich.

Nun stehe ich vor der Entscheidung: diese Stelle annhemen oder 
weitersuchen. Ich bin mir nicht sicher, dass dieses Angebot rechtfertigt 
den Umzug mit der Familie. Andererseits - es ist zurzeit nicht so 
einfach eine Stelle zu bekommen und wer weiss, ob ich in naher Zukunft 
ein besseres Angebot bekommen kann....

Was meint ihr?

von Klaus W. (mfgkw)


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Was meint deine Familie?

Ist die Stelle unbefristet?

von BOECE (Gast)


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Ich und meine Frau sind uns generell einig, dass wir örtlich flexibel 
sein müssen, um einen guten Job zu bekommen. Dabei haben wir aber die 
Ängste in einem fremden Kleinstadt zu wohnen, weit von den 
Verwandten/Bekannten und von der Zivilisation entfernt. Für unsere 
Tochter bedeutet dies ebenfalls einen Schulwechsel und eventuell damit 
verbundenen Probleme.

Für einen gutbezahlten Job in einer Großstadt würden wir das Risiko 
eingehen, bei diesem Job zweifle ich aber, dass diese Umstellungen sich 
überhaupt lohnen. Ehrlich gesagt, ich neige immer mehr dazu, das Angebot 
abzusagen.

Diese Stelle ist für 3 Jahre befristet, allerdings stehen die Chancen 
ziemlich gut, auch danach die Vertragserlängerung zu kriegen.

von Klaus W. (mfgkw)


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ja, vorher sind die Chancen auf Verlängerung immer prima.
Nachher ist dann leider gerade kein da - die Sachzwänge, Sie wissen 
schon...

Wenn ich mit Familie und Sack und Pack umziehen würde, dann entweder
für eine unbefristete Stelle oder zumindest in eine Ecke, wo man
danach mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit etwas anderes bekommt.

Auch der öffentliche Dienst, wo es inzwischen kaum noch unbefristete
Stellen gibt, wird mal merken müssen, daß man mehr bieten muß
als einen Tagelöhner-Job mit mäßigem Gehalt irgendwo im Dschungel,
um vernünftige Leute zu bekommen.

von Onki Kaputt (Gast)


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Drei Jahre befristet... geht doch noch. Mir wurden Jobs mit ein Jahr 
Befristung über die Arbeitsagentur angeboten. Das lohnt sich nun gar 
nicht.

Wenn dir die Arbeit zusagt, mach sie doch. Gerade Ostdeutschland hat 
viele Vorteile, gerade auch für deinen kleinen Racker. Vielleicht soll 
ja noch ein zweiter kleiner Racker hinzukommen. Außerdem lernt man so 
neue Leute kennen, eine neue Stadt, sieht etwas von der Welt.

von Jens P. (picler)


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> Diese Stelle ist für 3 Jahre befristet, allerdings stehen die Chancen
> ziemlich gut, auch danach die Vertragserlängerung zu kriegen.

Das habe ich auch mal gedacht, doch nach der ersten Verlängerung gab es 
keine zweite, da auf einmal viel zu wenig Arbeit für zuviele Mitarbeiter 
da war.

Bedenke bitte auch, dass du in der Provinz kein familiäres Umfeld hast, 
Großeltern, Geschwister, etc, die mal auf dein Kind aufpassen, wenn ihr 
beide arbeiten seit. Oder euch sonst bei Problemem helfen. Wie sieht es 
eigentlich mit Arbeit für die Frau aus. 32k sind auch im Osten nicht 
wirklich die Welt.

von 123Test (Gast)


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Und was machst du, wenn die Stelle nicht verlängert wird? In der 
Industrie hast du danach keine Chancen mehr!

von Mücke (Gast)


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Deine Frau soll ja wohl auch nochmal einen Job finden.
Bleib in Niedersachsen.
Zur Not nimm den Job an und mach bis DU was anderes hast einen auf 
Pendler.

von Axel L. (axel_5)


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Ich würde den Job erstmal annehmen, pendeln und evtl. weitersuchen.

Vielleicht ist es da ja auch so schön, dass Du bleiben willst.

Und Hartz4 kannst Du später immer noch beantragen, aber wenn Du die 
Probezeit überstehst, bekommst Du wenigstens Arbeitslosengeld.

Und wenn nach drei Jahren nichts ist mit Verlängerung, hast Du zum Einen 
drei Jahre Berufserfahtung, zum anderen ist dann vielleicht die 
schlimmste Rezession vorbei.

Gruss
Axel

von Jubelperser (Gast)


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öffentlicher Dienst zählt im Ingenieursbereich nicht als Berufserfahrung 
!

von Mark B. (markbrandis)


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Jubelperser schrieb:
> öffentlicher Dienst zählt im Ingenieursbereich nicht als Berufserfahrung
> !

Wenn er weiterhin im öffentlichen Dienst bleibt, zählt es mit 
Sicherheit. Ein Wechsel in die freie Wirtschaft wird danach freilich 
sehr schwer.

von ... (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Wenn er weiterhin im öffentlichen Dienst bleibt, zählt es mit
> Sicherheit. Ein Wechsel in die freie Wirtschaft wird danach freilich
> sehr schwer.

Ist die Frage, ob freie Wirtschaft überhaupt so erstrebenswert ist. Eine 
zu lange "Zwangspause" hingegen macht den Einstieg in den öffentlichen 
Dienst sowie in die freie Wirtschaft schwer/unmöglich. Wächst die freie 
Wirtschaft, so gibt es automatische eine Entspannung bei der 
Stellensituation im öffentlichen Dienst. --> Vertrag wird verlängert.
Bleibt es weiter so schlecht, wird es auch im öffentlichen Dienst 
schwer.
Fazit:
Entscheidet er sich für den öffentlichen Dienst und es klappt nicht mit 
der Verlängerung, dann wäre es auch in der freien Wirtschaft mit großer 
Sicherheit nichts geworden.
Wöchentliches Pendeln ist wohl auch weniger ein Problem, zur Not nimmt 
man das Flugzeug, falls die Fahrzeiten zu lang werden sollten.
Aber ich würde wohl in die abgelegene, ostdeutsche Kleinstadt ziehen. 
Der Osten ist doch größtenteils eine ruhige, friedliche, schöne Gegend. 
Viele nicht so gut betuchte Rentner ziehen dort freiwillig hin, um eine 
einigermaßen Lebensqualität zu haben, die im Westen nur mit ordentlich 
Asche möglich wäre.

von BOECE (Gast)


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Vielen Dank für eure Antworten! Ich denke, ich werde versuchen, eine 
Stelle in der freien Wirtschaft und nicht in der Provinz zu finden. Ich 
und meine Familie bevorzugen doch das Leben in einer Großstadt oder 
zumindest in der Nähe der Großstädten. Dort hat man deutlich mehr 
Freizeit-, Bildungs- und Einkaufsangebote, dort pulsiert das Leben! 
Vielleicht werde ich erstmal eine Zeitarbeit in Niedersachsen annehmen 
und suche gleichzeitig eine richtige Stelle.

Wird man wirklich so sehr abgewertet, wenn man in der aktuellen Zeit 
Zeitarbeit oder öffentlicher Dienst im Lebenslauf stehen hat? Bei den 
meisten Unternehmen herrscht zurzeit Einstellungsstop und man hat keine 
große Auswahl: entweder Zeitarbeit oder nichts!

von Klaus W. (mfgkw)


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Ich fände es interessanter jemanden einzustellen, der
übergangsweise Zeitarbeit gemacht hat, als jemanden, der sich
dazu zu gut war.
Ich würde auch lieber jemanden nehmen, der vollkommen
unterqualifiziert beim goldenen M gearbeitet hätte, anstatt
herumzuhängen, zumindest solange er am Ball bleibt und
es wirklich eine Überbrückung ist.

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