Forum: Offtopic Wie Elektronik reinigen?


von Bernd F. (metallfunk)


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Heute habe ich mal wieder ein Schweißgerät ( Inverter )
geöffnet und den Staub ( leitfähig und klebrig ), der sich
so in 2 Jahren in der Schlosserei absetzt hat, ausgeblasen.

Frage: Ist das Ausblasen mit Druckluft okay ?
Gibt es bessere Methoden ?
Welche Bauteile könnten Schaden nehmen?

( Relais mit aufgeklipsten Schutzkappen sind natürlich
grenzwertig )

Welche Bauteile sind nicht staubdicht?

Ist es nötig und möglich, den klebrigen Restfilm runterzuwaschen?
( womit ? )

Und warum können die Entwickler die Platinen nicht
senkrecht anordnen?

von Thilo M. (Gast)


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Wir reinigen jede Baugruppe, bevor wir sie reparieren (Reparaturstelle), 
indem wir die Bauteile und die Lötseite mit einem Antistatik-Pinsel 
abpinseln und anschließend mit ionisierter Luft ausblasen. Ionisierte 
Luft, damit sich die Platine / die Bauteile nicht durch die Reibung 
statisch aufladen und den Staub gleich wieder anziehen.

Bei leitfähigen Schichten wie Kohlestaub, Metallpulver oder ausgelaufene 
Elkos (Elektrolyt) reinigen wir mit Isopropanol. Nicht waschdichte 
Bauteile wie Potis, Folientaster, Spulen, Relais und Ähnliches werden 
entweder ausgebaut oder vorsichtig drumrumgeputzt.

Kommt immer drauf an, wieviel Aufwand man treiben will und welcher Art 
die Elektronik ist. Bei Elektrik oder Leistungselektronik wird nur 
gepinselt und geblasen.

>Und warum können die Entwickler die Platinen nicht
>senkrecht anordnen?

Gute Geräte für die Schlosserei sind staubdicht, die thermischen 
Komponenten werden von außen gekühlt, da muss dann höchstens Lüfter und 
Kühlkörper gereinigt werden.

von Bernd F. (metallfunk)


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Thilo M. schrieb:

>>Und warum können die Entwickler die Platinen nicht
>>senkrecht anordnen?
>
> Gute Geräte für die Schlosserei sind staubdicht, die thermischen
> Komponenten werden von außen gekühlt, da muss dann höchstens Lüfter und
> Kühlkörper gereinigt werden.

Selbst die Fa. Lorch,( die bauen gute Schweißgeräte) schaffen
es die Elektronik in den Luftstrom des Zwangslüfters zu
setzen, mit dem Erfolg daß nichts mehr zu warm wird.

Allerdings ist es erschreckend, das Gehäuse zu öffnen und
sich die Schicht auf der Platine ( nach 2 Jahren Betrieb )
anzusehen.

von Thilo M. (Gast)


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Kannst du nicht einen Filter auf den Lüfter clipsen? die gibt's doch in 
allen Größen.

Ich habe zwei dicke Audioendstufen, die haben diese Aufclip-Filter. Die 
sind zwar regelmäßg zu, dafür ist die Elektronik picobello.

von Bernd F. (metallfunk)


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Thilo M. schrieb:
> Kannst du nicht einen Filter auf den Lüfter clipsen? die gibt's doch in
> allen Größen.

Da müsste man dauernd irgendwelche Filter wechseln.
( Die Schweißgeräte halten einiges aus, das Ausblasen mit
Druckluft steht auch in der Bedienunganleitung )

Die Frage ist ja, kann man hierbei auch Bauteile zerstören,
bzw. deren schnelles Ende herbeiführen?

von Thilo M. (Gast)


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Ich kenne die Bauteile nicht, die da verbaut sind. Aber generell sollte 
nichts kaputtgehen. Wobei Dreck in der Elektronik nicht gerade gut ist, 
dann lieber einmal in der Woche Filter wechseln. ;)

von Mr. M. (machine123)


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normalerweise sind die Prints lackiert? Da passiert nichts wenn sie 
schmutzig werden?

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Geschirrspüler

von Bernd F. (metallfunk)


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Auf diesen Platinen ist vom Controller, diversen IC's bis zur
Leistungselektronik alles verbaut.

Leitende Staubschichten sind halt so eine Sache.
Die mal zu entfernen, kann kein Fehler sein.

( Unser Staub besteht halt zu 80% aus Eisen. )

von Thilo M. (Gast)


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Bernd Funk schrieb:
> ( Unser Staub besteht halt zu 80% aus Eisen. )

Dann würde ich auf jeden Fall zu Filtern raten.
Oder wieviel Ausfälle gab's denn schon?

von Bernd F. (metallfunk)


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Thilo M. schrieb:

> Dann würde ich auf jeden Fall zu Filtern raten.
> Oder wieviel Ausfälle gab's denn schon?

Bis jetzt keine !
( Aber wohl auch , weil ich alle Geräte mindestens einmal
pro Jahr öffne und reinige )

Natürlich kann ich jetzt nicht sagen, was ohne Reinigung
passiert wäre.

Sicher gab es schon defekte Elektrolytkondensatoren,
aber das ist bei z.T. 30 Jahren alten Geräten schon mal möglich.

 Die neueren Geräte sind in der Konstruktion
( Schmutzresistenz )aber nicht besser geworden.

Deswegen ist das Reinigen immer noch wichtig.

Die Frage war ja, wie geht das optimal, ohne weitere
Schäden zu verursachen?

von Thilo M. (Gast)


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Bernd Funk schrieb:
> Die Frage war ja, wie geht das optimal, ohne weitere
> Schäden zu verursachen?

Naja, wenn's bisher keine Schäden gab ist die Reinigung doch optimal, 
oder? ;)

von Oliver S. (phetty)


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Ich könnte mir vorstellen das man mit der Pusterei den Staub doch immer 
weiter in die Trafowindungen drückt.

von Bernd F. (metallfunk)


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Gerade die neueren Geräte haben mehr Elektronik,
feinere Platinen mit geringeren Leiterbahnabständen,
und Entwickler , die die Lötseite flach in's Gehäuse packen,
damit der Staub optimal liegen bleibt!

von Thilo M. (Gast)


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Bernd Funk schrieb:
> damit der Staub optimal liegen bleibt!

Ich denke, es ist relativ egal, ob die Baugruppen senkrecht oder 
waagerecht sind. Der Staub wird durch statische Aufladung sowieso 
angezogen, besonders bei höheren Strömen.

Wie gesagt: Filter hilft. ;)

von Bernd F. (metallfunk)


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Thilo M. schrieb:

> Naja, wenn's bisher keine Schäden gab ist die Reinigung doch optimal,
> oder? ;)

Das Abblasen mit Druckluft hilft gegen den groben Staub.
Aber im Lauf der Jahre gibt es einen Dreckfilm, der damit
nicht mehr abgeht.

Wie geht der ab?

Oder einfach lassen?

von Thilo M. (Gast)


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Bernd Funk schrieb:
> Wie geht der ab?

Schrieb ich weiter oben schon: mit Antistatik (ESD)-Pinsel abpinseln.
Vorher ein Armband zum Erden dran (EGB oder ESD - Schutzmaßnahmen), 
anschließend ausblasen.

von Bernd F. (metallfunk)


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Okay: Never change a winning Horse.

von Bernd F. (metallfunk)


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Hi Thilo,

Stell dir mal die schmutzigste Platine vor, die du je gesehen
hast, jetzt nimm das mal 10, und dann kannst du dir etwa ein
Bild machen, um welchen Dreck es bei der Sache geht.

( Ich find es immer wieder toll, das diese Geräte überhaupt noch
funktionieren ! )

von Thilo M. (Gast)


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Kenn' ich!
Ich hatte mal 'nen Röhrenfernseher, da war eine 4cm(!) dicke 
Dreckschicht auf der gesamten Elektronik. Etwas zuviel Luftfeuchte 
(Sommergewitter) hat ihn dann gekillt.
Irgendwo hab' ich ein Foto davon (Papier), muss mal suchen ...

von Bernd F. (metallfunk)


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Heute hab ich ein Schweißgerät gereinigt.

Aber da gibt es ja noch Andere, ich muss dann auch mal
den Foto holen.

Schaun mer mal ( Beckenbauer ) wer gewinnt!

von Wilhelm F. (Gast)


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@Bernd Funk:

Heutige gute Schweißgeräte haben nichts mehr mit den Geräten von vor 50 
Jahren gemeinsam. Da sind durchaus schon mal digitale Signalprozessoren 
drin, die den Schweißstrom exakt regeln. Vor einigen Jahren, schaute ich 
mir zum Thema eine Probevorlesung eines Prof. an der FH an, das war ganz 
amüsant.

Andererseits lagern sich immer Aerosole aus der Umwelt an Feststoffen 
an, das sind dann Feinstäube, die auch noch etwas kleben. Auf Dauer 
entstehen so Kriechstromstrecken und evtl. kleine Störungen.

Vor einiger Zeit reinigte ich die riesige Hauptplatine des 35 Jahre 
alten HiFi-Receivers mit Brennspiritus, hat gut funktioniert.

Im Einzelfall muß man aber die Lösungsmittelverträglichkeit aller 
Komponenten einschließlich lackierte Platine prüfen.

In der Telefonvermittlungstechnik hatten sie früher Ultraschallbäder, 
aber frag mich nicht nach der Flüssigkeit, vielleicht sogar 
destilliertes Wasser...

von Bernd F. (metallfunk)


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Hallo Wilhelm,

Die alten Geräte ( 30 + ) kommen ohne Zwangslüfter aus, und
verschmutzen wenig.

Die neuen Geräte mit Leistungselektronik werden dauernd mit
der staubigen Werkstattluft durchgeblasen.

Da kommen dann die Probleme.

Leider sind die Platinen so toll verdrahtet, daß man sie
für eine richtige Reinigung nicht einfach rausnehmen kann.

( Made in Germany-  Alles verlötet, keine Steckverbinder )

Druckluft ist einfach, aber den feinen Dreck von der Platine
spülen?

Der Kasten funktioniert ja, warum einen Schaden provozieren?

Anderseits kostet eine Reparatur beim Hersteller ,( wenn nötig )
auch richtig Geld. ( Das macht die Vorsorge so sinnvoll )

von Wilhelm F. (Gast)


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@Bernd Funk:

>Leider sind die Platinen so toll verdrahtet, daß man sie
>für eine richtige Reinigung nicht einfach rausnehmen kann.

>( Made in Germany-  Alles verlötet, keine Steckverbinder )

Das würde ich jetzt nicht generell verteufeln, oder jemandem 
Sparmaßnahmen bei der Konstruktion unterstellen.

Unter Umständen sind gelötete Verbindungen in einer rauhen Umgebung mit 
viel Schmutz, und das lese ich ja hier, zuverlässiger als 
Steckverbindungen. Auch wenn das nicht so servicefreundlich erscheint.

Die Steckverbindungen an meinem uralten HiFi-Receiver, sind übrigens 
mittlerweile verdammt störanfällig, da die Oberflächenbeschaffenheit der 
Kontakte nicht mehr so toll ist. Die Stecker muß ich zum Teil monatlich 
mehrfach bewegen, um Störungen zu beseitigen. Da käme Festlöten in 
Frage.

von Nick M. (Gast)


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Bei meinem Rehm-MIG/MAG ist die "Feinelektronik" in einer 
"Klarsichttüte" drinnen, incl. Schaltern. Da verdreckt nichts.
Mein EWM-WIG ist aber nicht gekapselt (wimre). Aber auch wimre gibts 
dafür einen Filteraufsatz.
Schau dir mal CNC-Maschinen an, da wird alles mit gefilterter Luft 
versorgt. Sogar der Schaltschrank wo keine Elektronik drinnen ist. 
Einmal jährlich die Matte wechseln und passt.

Dass Lorch gute Geräte macht ist aber auch was neues. ;-)


Gruß,
Nick

von O. D. (odbs)


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Elektronische Baugruppen reinigt man in der Regel mit Isopropanol.

Es gibt "Platinenreiniger" in Sprühflaschen mit Glasfaserpinsel, 
beispielsweise bei RS und Konsorten. Damit kriegst du den dicken 
Schmutzfilm runter, der nach dem Ausblasen noch übrig bleibt. Ein guter 
Platinenreiniger trocknet schnell und rückstandsfrei.

Es gibt aber einige Bauteile, die nicht "waschdicht" sind. Dazu gehören 
Potis, Schalter, die meisten Relais etc. Die musst du aussparen. Hast du 
genug Erfahrung, um das selbst zu beurteilen?

Du könntest die Platine mit einem geeigneten Klarlack (Polyurethan) 
lackieren. Hochwertige Baugruppen, die in "aggressiven" 
Umgebungsbedingungen zuverlässig funktionieren müssen, sind oft schon ab 
Werk lackiert.

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