Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik "Stromverbrauch" an MosFet- Gate berechnen?


von Henk (Gast)


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Das Gate eines FETs wirkt bekanntlich wie ein Kondensator. Ein 
Kondensator hat aber ja auch eine "Selbstentladung". Dann müsste man 
doch auch irgendwie ausrechnen können, wieviel Strom ein dauerhaft 
durchgesteuerter MosFet doch noch verbraucht.

Wie macht man das?

: Verschoben durch Admin
von Henk (Gast)


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Habe jetzt 3 Datenblätter durchforstet und bei einem die Angabe "Gate to 
Body Leakage Current" gefunden. Ist dieses mein gesuchter Wert?

von Andreas S. (andreas) (Admin) Benutzerseite


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Siehe im Datenblatt "gate to source leakage current". Ist meist im 
Bereich von Nano-Ampere.

von mhh (Gast)


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gate-source leakage current aus dem Datenblatt.

Damit kannst Du den typischen und maximalen statischen Ansteuerstrom 
entnehmen (brauchst also nicht rechnen), der dann irgendwo unterhalb des 
maximalen Wertes liegt.

von Jens G. (jensig)


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Wenn Du es am lebendigen Objekt selbst ermitteln willst, dann würde ich 
so vorgehen:

Mosfet an stabile Spannung anschließen, mit einem R am Drain (der R muß 
entsprechend dem zu erwartenden Strom dimensioniert werden, aber nicht 
zuviel Strom, damit er nicht warm wird)
zwei Gatespannungen aussuchen, bei denen der Mosfet innerhalb des 
linearen Bereichs ausgesteuert wird (könnte so 2V und 3V sein), und zu 
beiden Gatespannungen die Drainspannung notieren.
Dann wieder 3V an Gate anlegen, dann unterbrechen, und warten, bis am 
Drain die Spannung erscheint, die der unteren festgelegten Gatespannung 
entspricht.
Davon die Zeit nehmen. Wenn die Gatekapazität bekannt ist, kannste dann 
mit der Zeit und ΔUg in etwa den Leckstrom ausrechnen.

Sollte eigentlich auch gehen, wenn man dieses Prinzip im Schaltbetrieb 
macht, also bei höheren Gatespannungen, und einfach Rdson messen (also 
ohne weitere Betriebsspannung an Drain-Source. Ist vielleicht sogar 
günstiger, weil nur kleine Spannungen zw. D und S, somit kein größerer 
Einfluß auf den Leckstrom (sofern das von Uds abhängt).

Nur mal so als Idee.

von Daniel R. (daniel_r)


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Ist auch nett zum Ausrechnen:
Gateoxid als Tunnelbarriere modellieren, Breite = Oxiddicke, Höhe = 
Durchbruchsspannung * Elementarladung. Dann die Schrödingergleichung 
aufstellen, aus Stetigkeitsbedingungen den Transmissionskoeff. 
berechnen. Über GateFläche Strom berechnen.

Zeigt schön auf, warum die Halbleitertechnologie bald nicht mehr 
miniaturisiert werden kann (Leckströme werden so groß wie Signalströme).

Das nur so nebenbei, um zu wissen, woher's kommt.

Daniel

von Stefan (Gast)


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@Daniel: Quelle? Wer behauptet das ?

Ich denke mal das die Leckströme durch die FET Kanäle sind eher das 
Problem sind, nicht die Gateisolationen. Strom durch das Gateoxid? da 
kann man die elektronen einzeln abzählen. EEPROM lässt grüßen.

von Daniel R. (daniel_r)


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>@Daniel: Quelle? Wer behauptet das ?

Übungsaufgabe an der ETH Zürich:

http://www.nanophys.ethz.ch/teaching/physik2/Serie9.pdf
http://www.nanophys.ethz.ch/teaching/physik2/Loesung9.pdf

~9nA Gatetunnelstrom. Macht 54.2 MILLIARDEN Tunnelelektronen pro 
Sekunde. Viel Spaß beim Zählen.

Die Kanal-Leckströme kommen natürlich hinzu. Die sind letztenendes ein 
Kühlproblem. Gate-Tunnelströme haben zur Folge, dass die Signalströme 
höher werden müssen. Genau das Gegenteil von dem, was man will.

von Michael (Gast)


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Daniel hat es genau erfasst. Und natürlich kommen zum den 
Gate-Tunnelströmen noch die Probleme der Kanaltunnelströme hinzu. All 
das begrenzt die Baugröße nach unten, wir können nicht beliebig klein 
werden mit MOSFETs und die Technologie stößt jetzt in die Bereiche vor 
in denen die Tunnelströme als unerwünschter Nebeneffekt überwiegen (es 
gibt auch erwünschte Tunnelströme, Floating Gate sei hier als Beispiel 
genannt)

von Stefan (Gast)


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@Daniel

Intressante Rechnung. - aber dein Ergebnis bezieht sich anscheinend auf 
eine Isolationsdicke von 0.15nm? Ich bin kein Halbleiterspezialist, aber 
das ist absolut unrealistisch dünn. Die 500fache Dicke wäre 
realistischer und führt zu entsprechend "einzeln abzählbaren 
elektronen".

Als einfaches Gegenbeispiel:
Ladung auf einem Gate im EEPROM hat. aufgrund der Strukturgröße im 
Vergleich zu einer DRAMzelle ca. geschätz 10fC - 
Datenerhaltung/Entladedauer durch das Oxid ca. 10 Jahre.

Strom = 3.17E-23A = ca 3 Elektronen PRO STUNDE !. Also ich kann das 
abzählen. Du auch ?

Wie auch immer, das Beispiel zeigt: Mit entsprechend hochwertigem Oxid 
ist der Tunnelstrom aktuell überhaupt kein Hindernis für weitere 
Miniaturisierung. Desweiteren ist der Tunneleffekt ja EXTREM von der 
Spannung abhängig, wodurch der Tunnelstrom beeinflusst werden kann - 
weitere Möglichkeit für Miniaturisierung.


Der Kanalstrom durch die Transistoren sind das Problem, welche übrigens 
nichts mit dem Tunneleffekt zu tun haben @Michael.

von Michael (Gast)


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>Strom = 3.17E-23A = ca 3 Elektronen PRO STUNDE !. Also ich kann das
>abzählen. Du auch ?

Na dass das bei EEPROMS so ist ist ja klar, Daniel wollte damit nur 
sagen, kleiner ginge es heute schon aber dann wird man vom Tunnelstrom 
geärgert.

>Wie auch immer, das Beispiel zeigt: Mit entsprechend hochwertigem Oxid
>ist der Tunnelstrom aktuell überhaupt kein Hindernis für weitere
>Miniaturisierung

Das ist ein riesen Irrtum. Elektronen haben eine gewisse Tunnelstrecke 
die relativ unabhängig vom Material in dieser Strecke ist. Wie schon 
gesagt, inzwischen erreichen wir Strukturgrößen bei denen der jeweilige 
Tunnelstrom deutlich überwiegt. Man baut nur nicht so klein weil die 
Nachteile dadurch größer sind als die Vorteile. Man forscht und 
entwickelt grade dran wie man noch kleiner werden kann aber die Grenze 
des technisch machbaren werden wir bald ausgereizt haben, dann müssen 
andere Technologien herhalten um noch kleiner werden zu können.

von Stefan (Gast)


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@Michael

Ok, das hört sich im Allgemeinen plausibel an. Nur wird einige Beiträge 
weiter oben davon geredet als wäre speziell im Transistor im Bereich des 
Gates der Tunnelstrom das Problem. Geht man davon aus das Allgemein die 
Strukturen so klein werden dass überall der Tunneleffekt markant 
auftritt, dann ok, das ist sicher eine Grenze. Bei heutigen 
Fertigungstechnologien im dezi-nanometerbereich ist das Gate eines 
Transtors jedoch (noch) kein Problem, da im die Sperrströme und ganz 
besonders die kapazitiven Umladevorgänge viel mehr Strom/Energie 
benötigen.

Das ist ja auch der Grund warum man (neben Kostengründen) kleiner werden 
will: Kleinere Mosfets haben kleinere Kapazitäten welche umgeladen 
werden müssen. Sie können also schneller (!!) und mit weniger 
Energieaufwand geschaltet werden. Ebenso sind die Umschaltverluste mit 
sinkender Betriebsspannung geringer, weshalb man ebenfalls möglichst 
dünne Gateoxide und kurze Kanalstrecken haben will um mit geringer 
Spannung schalten zu können. Der Strom durch den Tunneleffekt zwischen 
Gate und Substrat ist dabei noch überhaupt kein Problem, wie z.B. am 
Praxisbeispiel EEPROM-zellen gezeigt werden kann.

von Stefan (Gast)


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Als Ergänzung:

Das Problem von noch kleineren Strukturen ist neben der Machbarkeit und 
(nach Angaben von Michael) Tunneleffekt o.ä. sicher auch zum Großteil 
die Wirtschaftlichkeit (Zumindest bei DRAM-Speicher).

von Michael (Gast)


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Das ist zwar alles richtig aber dein EEPROM-Beispiel ist hierbei 
ungünstig. Speicher zählt, eben weil man hier versucht den Tunnelstrom 
so gering wie möglich zu halten, zur größte Struktur auf dem Chip. Man 
könnte EEPROMs wesentlich kleiner bauen von der Struktur her aber dann 
sind die Tunnelströme zu groß. Der Speicher eines µC auf dem Die sieht 
man ja immer so schön reflektieren was daher kommt, eben weil die 
Strukturen da größer sind.

von Stefan (Gast)


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Wie dick sind denn die Gateisolationen von FETs heutzutage bei den 
modernsten Fertigungen?

1997 waren EEPROM-gateisolationen 30nm dick. In modernen EEPROMS sind 
die (Program/Erase)-Spannungen zum Tunneln noch geringer, weshalb ich 
annehme das die Gateisolationen seit dem sicher nicht dicker geworden 
sind.

Aktuelle CPUs laufen ja unter einer Fertigungstechnik um die 45nm; 
zumindest sollte somit in der Ebene somit zwischen den Bahnen bei 1,1V 
praktisch-faktisch kein Tunneleffekt statt finden?!

Stromaufnahme z.b. 60A, 700Mio Transistoren- entspricht ganz grob 
überschlagen 100nA pro Transistor an "Stromverbrauch". Selbst die 
absolut unrealistische Berechnung aus der Übungsaufgabe mit 2 Atomlagen 
Gateoxid  von 9nA - Schon bei diesem Beispiel wärend das nur 10% 
Verlust.

Reine Schätzung Meinerseits (ohne Rechnung und Nachweis): Stromverbauch 
bei modernen CPUs durch Tunneleffekt: Nicht Messbar (Vermutung aufgrund 
der sehr geringen Spannung und aktueller Strukturgrößen).

Wobei ich ehrlich gesagt tatsächlich nicht weiß wie dick die isolationen 
in der Hochachse sind ?! -> das dürfte aber zumindest für Leiterbahnen 
nie zu einem Problem werden.

CPU Gateisolationsdicke im Jahr 2010 ?

von Daniel R. (daniel_r)


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Stefan schrieb:

> Intressante Rechnung. - aber dein Ergebnis bezieht sich anscheinend auf
> eine Isolationsdicke von 0.15nm?

Steht doch in der Lösung, dass es 0,56nm sind. Wir reden von 
Hafnium/Siliciumdioxid, nicht von Wasserstoff.

>Ich bin kein Halbleiterspezialist

Da hast Du Recht.

> aber das ist absolut unrealistisch dünn. Die 500fache Dicke wäre
> realistischer und führt zu entsprechend "einzeln abzählbaren
> elektronen".

http://www.iisb.fraunhofer.de/de/arb_geb/sim_nano_cmos.pdf

Seite 9: 1,5nm Gateoxiddicke bei 30nm Technologie (welche es schon 
gibt). Das ist Faktor 3, nicht 500. Diese schwachsinnige Schätzung 
Deinerseits zeigt, dass Du wirklich kein Halbleitesrpezialist bist.

>Schon bei diesem Beispiel wärend das nur 10% Verlust.

Was bitte haben Verluste mit einer unteren Grenze für die 
Miniaturisierung zu tun? Zum dritten Mal: Nicht die Verluste durch das 
Gate sind das Problem, sondern die Signalströme werden von den Gates 
aufgefressen und man hat kein Signal mehr (häng mal 1000 Gates an ein 
solches Signal... dann gehts gleich in den µA-Bereich).

Nun wärs an der Zeit für Dich, Deine Schätzungen zu unterlassen.

von Daniel R. (daniel_r)


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Zur endgültigen Bestätigung:
http://www.htw-dresden.de/~stenzel/lite/htw2006.pdf auf Seite 19 unter 
"Gateoxiddicke".

Daniel

von Stefan (Gast)


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Daniel R. schrieb:
> Seite 9: 1,5nm Gateoxiddicke bei 30nm Technologie (welche es schon
> gibt). Das ist Faktor 3, nicht 500.

Ich hoffe du bedenkst das es sich hier um eine Simulation, und nicht um 
eine reale struktur handelt. Dazu sind das auch noch 
"Labortransistoren". Aber ok, ist ein Anhaltspunkt, vielen Dank fürs 
raussuchen!

> Deinerseits zeigt, dass Du wirklich kein Halbleitesrpezialist bist.

Sherlock Holmes, was? nachdem ich das selbst schrieb?

>>Schon bei diesem Beispiel wärend das nur 10% Verlust.
>
> Was bitte haben Verluste mit einer unteren Grenze für die
> Miniaturisierung zu tun?

Nicht direkt mit Miniaturisierung, das war bloß eine Überschlagsrechnung 
um schonmal anzuzweifeln das die Tunnelströme signifikate Größe in 
heutigen Strukturen haben.

Zum dritten Mal: Nicht die Verluste durch das
> Gate sind das Problem, sondern die Signalströme werden von den Gates
> aufgefressen und man hat kein Signal mehr (häng mal 1000 Gates an ein
> solches Signal... dann gehts gleich in den µA-Bereich).

Das hast du aber schön ausgedrückt mit "aufgefressen" - Ich kann dir 
recht geben und auch helfen: Du meinst die Umladeströme der parasitären 
Kapazitäten, welche auch in deinen genannten Quellen als Hauptproblem 
spezifiziert werden. So wie ich bereits sagte..

Also aufgrund des Inhaltes dieses Themas bin ich überrascht das 
tatsächlich die Gateoxide schon so dünn sind und sich anscheinend das 
Problem der Tunnelströme anbahnen -könnte-. Ganz im Gegensatz zu den 
Behauptungen weiter oben ist es aber so, das bei heutigen Strukturen die 
Tunnelströme keine Rolle spielen, auch wenn das hier manche Leute 
behaupten. Vielmehr sind nach wie vor die parasitären Kapazitäten das 
Hauptproblem für die Schaltgeschwindigkeit, und die Kanalsperrstörme 
zusätzlich das Problem für die Verlustleistung (neben 
Umschaltverlusten). Angenommen dass das Gate 1,5nm Dick ist, liegt das 
Ergebnis der Beispielrechnung schon in einer anderen Größenordnung als 
9nA. Dazu kommt, das ich mit typisch 1V Spannung arbeite.

> Nun wärs an der Zeit für Dich, Deine Schätzungen zu unterlassen.

Hab ich dich geärgert ;-) Tut mir aber leid ^^

.. Ich kanns bloß nicht sehen wenn Leute irgendwas von einem "coolen 
Tunnelstrom" hören und wiedermal etwas vom Ende der 
Halbtleiterentwicklung faseln. Noch dazu wenn die aktuellen Problem 
-ganz wo anders- liegen (Kapazitäten). Damit meine ich ganz besonders 
die Behauptung, welche ich nicht stehen lassen wollte:

>Zeigt schön auf, warum die Halbleitertechnologie bald nicht mehr
>miniaturisiert werden kann (Leckströme werden so groß wie Signalströme).
[Das Zitat meint Tunnelströme]

von Daniel R. (daniel_r)


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Glaub was Du willst. Ich klink mich hier aus. Ist hoffnungslos mit Dir. 
Scheinbar sind alle Professoren bescheuert und alle Institute reden nur 
Schwachsinn, wenns nach Dir geht. Es gilt wohl eher die Umkehrung. Jeder 
wird über Deine Aussagen lachen. Das ist doch auch schön.

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