Hallo, ich habe mir eine alte Belco BR-8 Meßbrücke gekauft, um von Zündspulen und Trafos das Wicklungsverhältnis zu messen (ich könnte auch das LCR Meter verwenden, wollte aber einfach mal mit einer Meßbrücke spielen). Frage an jemand, der auch so ein Teil hat: wenn ich nach Handbuch vorgehe, komme ich selbst bei einer einfachen Widerstandsmessung nicht weiter, da der Zeiger sich nicht wesentlich ändert, wenn ich die Widerstandswerte über die drei Regler einstelle. Beim Einschalten schlägt der Zeiger einmal komplett nach rechts aus (respektive hörbar an den Skalenrand an), und kehrt dann wieder zurück. Die Mitteleinstellung des Zeigers als Vorbereitung ist ziemlich fisselig, man muss den SENS Regler auf einen Bruchteil eines Millimeters genau einstellen, sonst ist der Zeiger fast komplett links oder rechts. Klingt nach einem Defekt, oder ist so eine Meßbrücke tatsächlich so nervös im Umgang? Danke, Adrian
Klingt tatsächlich nach einem Defekt. Die Schaltung sollte sich relativ einfach untersuchen lassen, da sie aus drei unabhängigen Blöcken besteht: Oszillator (im Schaltbild links vom Trafo) Messbrücke (im Schaltbild rechts vom Trafo) Anzeigeverstärker (im Schaltbild unten) Die Beschreibung klingt als würde der Oszillator nicht laufen. Der Messverstärker gerät dann u.U. bei hoher Empfindlicheit (sensivity) ins Schwingen. Die Oszillatorspannung von ca. 1,6kHz/0,5Veff. müsste, insbesondere in den niedrigen Widerstandsbereichen, ungedämpft an den Prüfklemmen 'X n1' messbar sein. Fehlt die Spannung ist vermutlich der Transistor im Oszillator (Q1) defekt. Ist die Oszillatorspannung vorhanden, so ist vermutlich die Eingangsstufe des Messverstärkers (Q2) defekt. Das kann leicht durch Anlegen einer äußeren Spannung an verursacht worden sein. Viel Erfolg! (Bedienungsanleitung und Schaltbild findest du bei Bedarf hier: http://www.rainers-elektronikpage.de/BELCO_BR-8.pdf )
Hallo Werner, danke für die Info! X n1 habe ich gerade mal ans Scope gehängt, bekomme bei eingeschalteter Meßbrücke eine leicht nach links kippendes Dreieck mit 556 mV bei 778 Hz, also etwa die halbe Frequenz wie erwartet. Mit dem Scope gegen X n1 (roter Anschluss) gemessen: auf dem Collector von Q2 liegt bei runtergedrehtem Sense Regler ein Dreieck mit gleicher Frequenz und 1,8V an. Die Collectorsignal Amplitude von Q2 sinkt beim aufdrehen von Sense von 1,8V bis auf 760 mV ab. Auf Base liegt das Signal von oben wie erwartet. Das Meßinstrument schlägt bereits bei kleinsten Aufdrehen von Sense voll aus. Bin für jeden weiteren Tip dankbar, Adrian
Hi Adrian, dass die Oszillatorspannung nicht ganz sinusförmig ist, ist normal (Kurvenform und Frequenz haben keinen wesentlichen Einfluß auf die Messgenauigkeit) aber ein Sägezahn, wie du ihn beschreibst, sollte es eigentlich nicht sein; das deutet eher auf Kippschwingungen der Schaltung hin. Als Ursache käme eine ungepufferte Versorgungsspannung in Frage, z.B. wenn der 100yF-Elko seine Kapazität verloren hätte? Am einfachsten schalte mal einen größeren Elko parallel - falls du das Gerät nicht ohnehin aus dem Labornetzteil versorgst... Für weitere Messungen hilfreich: Die obere (schwarze) Polklemme, die nur mit 'n2' benutzt wird ist Masse für die Oszillator- und Verstärkerschaltung und mit dem 'Minus'-Pol der Versorgung verbunden (Gehäuse und Frontplatte sind aber bei meinem Exemplar nicht mit dieser Masse verbunden!). Wenn man die untere Klemme (bei mir violett) damit verbindet hat man den Eingang des Anzeigeverstärkers wechselspannungsmäßig kurzgeschlossen. Dann sollte der Zeiger des Instruments links bleiben oder sich mit dem SENS-Regler langsam und kontinuierlich über die Skala bewegen lassen (-durch Rauschen des Verstärkers und Störeinstrahlungen). Die Transistoren lassen sich anhand ihrer Arbeitspunkte prüfen: Die Verstärker stellen sich auf eine Kollektorspannung von ca. 1,55V ein, während sie beim Oszillator etwa 6,5 V beträgt. Bei meinem Exemplar sind statt der im Schaltbild erwähnten 2SC454 Transistoren 2SC372 von Toshiba eingesetzt. Ich hoffe das hilft dir ein Stück weiter. Viel Erfolg Werner
Ergänzung: Wenn Oszillator und Messverstärker in Ordnung scheinen sollte man die Widerstandsdekade prüfen: - Funktionschalter (Selector) auf T oder C - die drei Dekadenschalter/Poti auf 10 - Ohmmeter an die beiden Klemmen für N2 (rot & schwarz) Das Ohmmeter muß 11,1KOhm zeigen (+/- 1%, +/- Messungenauigkeit). Ist kein Durchgang, so ist ein Widerstand unterbrochen (oder Schalter defekt): - die Schalter/Poti von links nach rechts langsam von 10 bis 0 durchdrehen bis ein Durchgang angezeigt wird. Der Widerstand über der jeweiligen Stufe des Schalters ist defekt (Werte fehlen im Schaltbild: links 10x10kOhm 1%, mitte 10x1kOhm 1%, rechts Poti 1k lin.). Die Bereichswiderstände (Range) lassen sich ähnlich einfach testen (ein Fehler ist jedoch unwahrscheinlicher, da nur der jeweilige Bereich betroffen wäre): - Selector auf L, Dekade auf max. (10,10,10) - Ohmmeter an die beiden N1-Klemmen (rot & violett) - Range von rechts nach links durchschalten Es werden die Bereichswiderstände gemessen (100k, 10k, 1k, 100, 10, 1 Ohm). Bei den niedrigeren Widerständen addiert sich der Widerstand der Sekundärseite des Trafos von ca. 1,2 Ohm zum Messwert. Damit ist eigentlich fast alles geprüft; wenn du den Fehler hast, lass hören. Bis denn Werner
Werner, danke! Ich bin gerade noch unterwegs und melde mich am Wochenende wenn ich an der Meßbrücke sitze!
Vielen Dank für den sehr hilfreichen Input! Ich bin soweit alle Tests durchgegangen - Oszillator funktioniert, Frequenz mit 778 Hz etwas niedrig im Vergleich zu Deiner Angabe - Anzeigeverstärker mit Brücke n2-blk und n1-blk getestet, Sense regler bewegt den Zeiger über die ganze Anzeige, Empfindlichkeit von den drei Dials und dem Modus abhängig - Transistoren Q2,Q3,Q4 (C1815GR) rausgenommen und durchgemessen, alle ok, hFE zwischen 240-274, Vbe bei 0,78V - Widerstandsdekade und Range verhalten sich wie von Dir beschrieben Soweit keinen Defekt entdeckt. Ich frage mich allerdings gerade, ob ich die Brücke überhaupt richtig bediene oder was grob falsch mache. Beispiel Widerstandsmessung: 1. Selector auf R, Range auf 100Ω, Dials jeweils auf '5', Loss Bal auf 0, Widerstand (100Ω) an 'X' (n1) 2. Brücke einschalten, mit Sense Regler versuche ich die Anzeige auf Mitte zu stellen. Anzeige geht bereits bei 0930 Uhr Position auf Vollausschlag. 4. Sense Regler minimal (halber Millimeter?) zurückgedreht um etwa die Mitte einzustellen. Erst wenn alle Dials auf 0 stehen, ist das Anzeigeinstrument auf etwa 0.8, also fast 'lowest position'. Dabei verändert der linke und mittlere Dial nichts beim Drehen auf 0, erst der rechte Dial (ohne Stufen) bewegt dann den Zeiger von Mitte auf etwa 0.8. Ist das so korrekt von der Bedienung? Range auf 1KΩ verändert quasi nichts an dem verhalten wie oben beschrieben. Danke! Adrian
Hallo Adrian, (sorry, wegen der verzögerten Antwort) das könnte ein Bedienfehler sein: Was genau meinst du mit 'Range 100 Ohm'? - Die Bereiche sind immer mit zwei Werten bezeichnet, z.B. 100 Ohm / 111kOhm. Diese Werte geben die beiden Intervallgrenzen an, in diesem Messbereich können also Widerstände zwischen 100 Ohm und 111 kOhm gemessen werden. Dabei gibt der kleinere Wert zugleich die Auflösung des Messwertes an, in diesem Fall also 100 Ohm. Um die höchste Auflösung des abgelesenen Messwertes und damit die höchste Messgenauigkeit zu erhalten sollte immer mit der besten Auflösung gemessen werden, d.h. der gemessene Wert sollte immer möglichst nahe an der oberen Grenze des Intervalls, aber keineswegs darüber liegen. Da der Messwert vor der Messung naturgemäß nicht bekannt ist, kann das bedeuten das mehrmals gemessen werden muß, um die höchste Ablesegenaugkeit zu erreichen. - Beispiel: Der exakte Wert eines Widerstands von nominal 100 Ohm und 20% Toleranz soll bestimmt werden: - Der Messwert wird im Bereich zwischen ~80 Ohm und ~120 Ohm erwartet. Da der Maximalwert von 120 Ohm oberhalb der Intervallgrenze von 111 Ohm des am höchsten auflösenden Bereichs liegt, wähle ich den 2. Bereich '1 Ohm / 1,11 kOhm'. 'Loss Bal.' und 'Sens.' stehen am linken Anschlag, alle Dekaden stehen auf einem Anfangswert von '5'. - Das Instrument steht fast am Anschlag '15'. Ich drehe den linken Schalter hin und her. Nur in der Stellung '1' geht das Instrument auf etwa '10' zurück. - Ich drehe den mittleren Dekadenschalter hin und her, der Angezeigte Wert steigt oder fällt in der Größenordnung von einem Teilstrich pro Stufe. Das Minimum von ca. '1' wird bei der Schalterstellung '0' erreicht. - Ich Steigere die Empfindlichkeit bis das Instrument wieder ca. '10' anzeigt. Der Sense-Knopf ist immer noch weniger als einen Teilstrich vom Linksanschlag entfernt. - Ich drehe das rechte Dekaden-Poti hin und her bis das Instrument sein Minimum von ca. '1' erreicht. Das Poti steht bei ca. '3'. - Ich erhöhe nochmals die Empfindlichkeit bis das Instrument wieder '10' anzeigt und korrigiere nochmals am Dekadenpoti auf Minimum. Das erreichbare Minimum liegt bei einer Anzeige von ca. '5', wobei der Sense-Regler jetzt ca. 1,5 Skalenstriche vom Linksanschlag entfernt ist. - Der an den drei Dekadenschaltern abzulesende Wert beträgt '1''0''3'. Multipliziert mit der Aulösung im benutzten Messbereich von 1 Ohm ergibt das den Messwert 103 Ohm. - Da dieser Messwert deutlich unter der Intervallgrenze im ersten Messbereich liegt, könnte die Messung in diesem Bereich wiederholt werden, wodurch sich die Ablesegenauigkeit verbessert (die Auflösung liegt jetzt bei 0,1 Ohm). Die Messgenauigkeit wird jedoch nicht wesentlich verbessert, sie ist durch die eingebauten Referenzwiderstände auf +/- 1% beschränkt (siehe Datenblatt). Ich hoffe du kannst die Messung nachvollziehen, wobei dein Messwert natürlich etwas anders ausfallen wird. Viel Spaß Werner
Super, danke! Probiere ich aus, schaut sehr nach einer Fehlbedienung von mir aus. Grüsse, Adrian
Hi, kann jemand sagen woran es liegen könnte dass der BR-8 Widerstände korrekt misst, aber Kapazitäten zu niedrig anzeigt? Danke! Yvan
Ich habe gerade auch eine Belco BR-8 mit der selben Diagnose auf dem Tisch. Widerstandsmessung passt, aber Kapazität gut 20% zu niedrig. Nachdem ich alle Widerstände in der Brückenschaltung durchgemessen habe und diese +/-0,5% um den Sollwert liegen, blieb eigentlich nur noch der Referenzkondensator in der Brückenschaltung. Dieser hatte gemessen 130nF statt der nominalen 100nF. Der Kondensator ist ein eher ungewöhnliches Modell. Er sieht aus wie ein großer Elektrolytkondensator, hat für die Größe aber eine sehr kleine Kapazität und ein gepolter Kondensator würde eigentlich nicht in eine AC-Meßbrücke passen. Die Beschriftung lautet: "atlas .1µF (M) CP-C 600WV". Nach kurzer Internetsuche scheint es sich dabei um einen ölgefüllten Papierkondensator zu handeln. Kann das jemand bestätigen? Ich habe ihn einfach durch einen 100nF DDR Styroflex aus meinem Bestand ersetzt und jetzt passen auch die Kapazitätsmesswerte. Jeder andere Folienkondensator mit 100nF sollte es wohl auch tun. Nun bleibt nur noch die Induktivitätsmessung, welche ebenfalls zu wenig und teilweise viel zu wenig (<50%) anzeigt. Da alle Komponenten in der Brückenschaltung nun den richtigen Wert haben, muss es an etwas anderem liegen. Ist die Schaltung eventuell für Induktivität nicht so gut geeignet? Den Verdacht habe ich, da ein Drehen am Poti für die letzte Stelle bei der Induktivitätsmessung kaum eine Auswirkung auf die Anzeige hat, ganz anders als bei R und C Messungen. Die Sensitivität ist also sehr schlecht. Oder ist die L-Messung von der Frequenz abhängig? Gemessen habe ich eine Generatorfrequenz von 890Hz statt der erwarteten 1000Hz. Außerdem ist die Wellenform eher eine Mischung aus Dreieck und Sinus, oben Dreieckspitzen und unten Sinusbögen. Kann das Probleme bereiten?
Ich habe inzwischen etwas weitergesucht. Die Messschaltung für die Induktivität entspricht grundsätzlich einer Maxwell-Wien-Brücke, allerdings ist der Kondensator (C4) nicht variabel, dafür der Widerstand (R2) auf der Seite der unbekannten Induktivität. Das dürfte die ohnehin schon schlechten Ergebnisse dieser Messbrückenart noch weiter verschlechtern? Jedenfalls soll sie nur für Spulen schlechter Güte überhaupt vernünftig funktionieren. Damit wäre sie für mich weitgehend sinnlos oder welche Anwendung seht ihr dafür?
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