Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Studium: Informatik vs. Wirtschaftsinformatik, und welche Uni?


von Abiturient (Gast)


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Hallo!

ich mache gerade mein Abi und muss mich solangsam entscheiden, was und 
an welcher Uni ich studieren soll. Als Fachrichtung kommt entweder 
Informatik oder Wirtschaftsinformatik infrage, als Uni Karlsruhe und 
evtl. Mannheim.

Persönlich würde ich eher zur Informatik tendieren, aber angeblich wird 
man da eher arbeitslos als bei Wirtschaftsinformatik.

Was sind eure Erfahrungen b.z.w. Meinungen dazu? Könnt Ihr das 
bestätigen oder haben beide Richtungen ungefähr gleiche Berufschancen?

Gruß

von frage (Gast)


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Ich würde WiInf empfehlen, wenn dir Wirtschaft bissel Spass macht.
Gehälter sind recht manierlich. Weiberquote wesentlich besser.

von foo(bar) (Gast)


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Das Informatiker eher arbeitslos werden als WInfs wage ich mal stark zu 
bezweifeln. Wenn dann eher in die andere Richtung, da dir als 
Nicht-Bindestrich Informatiker viel mehr Branchen offen stehen. Die 
Frauenquote ist natürlich ein Argument.

Ich weiß nicht wie die Studiengänge in Mannheim/Karlsruhe aufgebaut sind 
aber zumindest bei uns war es so, dass WInfs das exakt gleiche 
Grundstudium wie die BWL'er hatten. Je nach persönlicher Neigung kann 
das tödlich langweilig sein.

von Marvin (Gast)


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Es kommt natuerlich stark darauf an, wo du studierst. Ich selbst 
studiere Informatik (angw. mit Mathe & Physik) in Goettingen und kann 
ueber die Wirtschaftsinformatik hier nur den Kopf schuetteln. Hingegen 
habe ich mit Karlsruher WiInfs bisher nur gute Erfahrungen gemacht, da 
koennte sich das also durchaus lohnen.

Ich wuerde dir mal empfehlen, dich mal in Vorlesungen beider 
Studiengaenge vor Ort zu setzen und mit den Studis zu sprechen. 
Normalerweise sind die Menschen da ganz nett ;) .

Gruesse

Marvin

von Marvin (Gast)


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Kleiner Nachtrag: Bei uns ist es ueblich, dass Studenten, die Informatik 
nicht schaffen, einfach in die Wirtschaftsinformatik gehen - und dort 
dann auch durchaus gute Noten schreiben. Aber wie gesagt: Das laesst 
sich natuerlich nicht von Goettingen auf andere Unis uebertragen.

Gruesse

Marvin

von frage (Gast)


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Das perplexe ist, die WiInfs verdienen Schweinegeld, wenn sie für die 
richtige Firma arbeiten. Die Ausbildung ist halt weniger 
Informatik-theoretisch. Aber was ist an der Informatik-Theorie 
eigentlich so geil?
Richtig brauchen tut das eh kaum eine Firma. Meistens endet ihr irgendwo 
als "Programmierer" deswegen bin ich lieber Ingenieur geworden :-)

von Dr. Wolfram Draht (Gast)


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Die Informatiktheorie ist deshalb so geil, weil sie so abgehoben ist, 
wie sonst nur Relativitätstheorie und Quantenphysik.

von (prx) A. K. (prx)


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Dr. Wolfram Draht schrieb:

> Die Informatiktheorie ist deshalb so geil, weil sie so abgehoben ist,
> wie sonst nur Relativitätstheorie und Quantenphysik.

Bullshit.

Andererseits... Die Quantentheorie ist so abgehoben auch nicht. Immerhin 
stellt sie beispielsweise die Grundlage für des Controlleranwenders 
allerliebten Flash-Speicher.

von Abiturient (Gast)


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Hallo,

danke für eure Beiträge.

Also mit BWL hab ich überhaupt keine Probleme, hab allerdings Angst, 
dass bei WiInf eben zu viel an Info auf der Strecke bleibt, das mich 
doch etwas mehr als BWL interessiert (auch theoretische Informatik hat 
so seinen Reiz).

Was mich aber sehr wundert ist, dass bei WiInf die Frauenquote besser 
sein soll, da ich bisher nur das Gegenteil gehört habe und eine meiner 
weiblichen bekannten sogar extra nicht WiInf genommen hat, weil das ein 
Männerfach sei.

Ein paar Vorlesungen zu beiden Richtungen zu besuchen ist eine gute 
Idee, das werd ich ganz bestimmt noch machen.

Wie siehts eigentlich mit Berufen aus, die man als Wi-Informatiker 
antreten kann? Liegen sie ausschließlich im Wirtschaftssektor oder kann 
man auch als "normaler" SW-Entwickler eingestellt werden, wenn man 
entsprechend gute Studiumergebnisse vorlegen kann?

Gruß

von Dr. Wolfram Draht (Gast)


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Natürlich kann man auch als Wirtschaftsinformatiker Softwareentwickler 
werden. Du glaubst ja gar nicht, was da so alles als Softwareentwickler 
kreucht und fleucht: Elektrotechniker, Mathematiker, Maschinenbauer, 
Techniker... Die Branche wimmelt nur so von Quereinsteigern.

Es kann nützlich sein, wenn man z. B. Maschinen ansteuert... ein 
Maschinenbauer kann dann sein Wissen über Maschinenbau verwerten. Aber: 
Das große Problem ist, dass die vielen Quereinsteiger auch noch den Ton 
angeben müssen, wenn es um Sachen geht, von denen sie keine Ahnung 
haben. Gerade wenn es um das Thema Algorithmik geht, müssen die 
Informatiker gefragt und auch von den Vorgesetzten unterstützt werden. 
Durch Inkompetenz werden dann Algorithmen verwässert, Seiteneffekte 
einprogrammiert usw. usf. Nur weil die Nichtinformatiker programmieren 
können, können sie damit noch lange nicht das Gleiche wie Informatiker.

Ich habe (leider) genau das erleben müssen, wie Nichtinformatiker bei 
der Softwareentwicklung den Ton angeben wollten, in Bereichen, von denen 
sie selbst sagten, dass sie davon nichts verstünden. Und das Gros der 
Softwareentwickler weiß nicht, was eine topologische Sortierung ist, die 
wissen nicht, wie Graphen definiert sind, und haben noch nie etwas von 
folgenden Personen gehört: Turing, Dijkstra, Wirth, Bertrand Meyer, 
Codd... Meinen aber, etwas von Objektorientierung zu verstehen oder 
relationale Datenbanken, was beides bei Nichtkenntnis von Meyer und Codd 
ein Problem sein dürfte.

Stattdessen denken die, Bill Gates säße auf dem Olymp der Informatik, 
zusammen mit Brin und Page.

Ein Wirtschaftsinformatiker ist daher genauso zur Softwareentwicklung 
geeignet wie viele andere auch, sofern er die harte Theorie 
verinnerlicht und durch Praxis ergänzt. Praxis alleine genügt nicht! 
Meine Empfehlung: Informatik studieren, aber ohne Minimalismus. Es ist 
wichtig, viele verschiedene Perspektiven zu erreichen. Ich habe 
festgestellt, dass mein Informatikstudium bei weitem nicht abdeckte, was 
mich aus der Informatik interessiert hat. Der Lambda-Kalkül wurde gar 
nicht thematisiert, Logik höherer Ordnung auch nicht, Objektorientierung 
wurde thematisiert, aber in einer Vorlesung, in der ich es nicht 
erwartet hätte (übrigens war die Vorlesung super). Diese Vorlesung war 
schlecht besucht und ich muss sagen, viele meiner Komilitonen haben da 
etwas verpasst.

von Der Unbestechliche (Gast)


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@Dr. Wolfram Draht:

Klingt sehr nach Uni-geschädigt. Die Praxis im Großteil der Industrie 
sieht anders aus.
Diesen hochtheoretischen Kram, den du da nennst, braucht man höchstens 
in stark wissenschaftlich arbeitenden Unternehmen oder Instituten, 
selten oder gar nicht in der angewandten Softwareentwicklung. In der 
Embedded Software kommt es vielmehr auf eine Mischung aus gutem Wissen 
aus Elektronik, Software und Wissenschaft an, die oft weniger 
theoretisch ist, als was du da nennst.

Bin Entwickler, TH-Ingenieur Nachrichtentechnik, mache jeden Tag 
Software, Hardware und diskrete Nachrichtentechnik. Ein Großteil der 
Software wird heute schon aus Zeitgründen oft durch Ergänzung 
bestehender Implementierungen in eigene Projekte integriert, keiner 
erfindet das Rad jeden Tag neu und fängt mit Uni-Theorie an.

Bevor das Dementi in die falsche Richtung geht: war selbst an der Uni 
recht erfolreich und interessiert an der ganze Theorie, aber meine 
Vermutung und die Belehrungen älterer berufstätiger Ingenieure waren 
auch nicht falsch:

Man braucht andere Dinge für die Praxis und ein guter Ingenieur ensteht 
durch die tägliche Arbeit und Erfahrung, nicht durch die Uni.

Also, Muttchen/Onko, ett stimmt nitt, watt du hier schreibst.

von Mark B. (markbrandis)


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Abiturient schrieb:
> Was mich aber sehr wundert ist, dass bei WiInf die Frauenquote besser
> sein soll, da ich bisher nur das Gegenteil gehört habe und eine meiner
> weiblichen bekannten sogar extra nicht WiInf genommen hat, weil das ein
> Männerfach sei.

Die Argumentationslogik dürfte vermutlich sein:

BWL --> Frauenquote recht hoch
Informatik --> Frauenquote hält sich doch eher in Grenzen
Wirtschaftsinformatik --> irgendwo dazwischen dann wohl.

von Gast1 (Gast)


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"Diesen hochtheoretischen Kram, den du da nennst, braucht man höchstens
in stark wissenschaftlich arbeitenden Unternehmen oder Instituten,
selten oder gar nicht in der angewandten Softwareentwicklung."

Genau der Einstellung haben wir es zu verdanken, dass massenweise 
unleserliche, völlig ineffiziente Software sowohl für das 
Wartungspersonal als auch für die Anwender täglichen Ärger bedeutet. Ich 
komme aus der Ecke Elektronik/Technische Informatik. Auch ich habe 
während des Studiums die Informatik eher von der praktischen Seite 
erfahren. Ich habe jedoch, um mein Wissen ein wenig zu ergänzen, z.B. 
folgende Bücher im Regal stehen:

Compilerbau (Aho, Ullman)
Algorithmen und Datenstrukturen (Ottman, Widmayer)
Informatik (Aho, Ullman)
Die Sprache der Maschinen
und weitere

Dann diverse Bücher über OOP, UML, Datenbanken, Entwurfsmuster etc.

Allerdings würde ich die og. Bücher, vielleicht außer "die Sprache der 
Maschinen" und Teile aus Aho/Ullmans "Informatik" auch in die praktische 
Ecke einordnen. Aber wenn man die Bücher gelesen hat, versteht man 
zumindest die Grundlagen der Informatik. Obwohl ich seit Jahren nicht 
direkt in der SW-Entwicklung tätig bin, sehe ich doch im Vergleich zu 
Kollegen immer wieder, dass grundlegende theoretische Kenntnisse in 
vielen Fällen auch "interdisziplinär" Vorteile bringen können. Wo viele 
meiner Kollegen mit brute force arbeiten oder mich um Unterstützung 
bitten, fühle ich mich trotzdem noch sicher ;-)

von Gast2 (Gast)


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"Diesen hochtheoretischen Kram, den du da nennst, braucht man höchstens
in stark wissenschaftlich arbeitenden Unternehmen oder Instituten,
selten oder gar nicht in der angewandten Softwareentwicklung."

Kommt drauf an was man unter "hochtheoretischem Kram" versteht. Formale 
Sprachen und Berechenbarkeit muss man sicher nicht fehlefrfrei 
rezitieren können. Aber in vielen Berufen, in denen "die Gefahr" 
besteht, in die SW-Entwicklung reinzurutschen, fehlen selbst elementare 
Grundlagen. Die Ergebnisse liegen dann irgendwo zwischen "eigenwillig" 
und "nicht verwendbar".

Ich bin auch eher praktischer Natur, dennoch sehe selbst ich täglich 
wirklich schlimme Dinge ;-)

von Dr. Wolfram Draht (Gast)


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Gast1 hat verstanden, worum es mir geht. Natürlich nicht um formale 
Sprachen und Berechenbarkeit, aber einfache graphentheoretische Probleme 
sollte man schon kennen. Und ich habe bei der Beschäftigung mit der 
Graphentheorie nicht nur diese Algorithmen gelernt, sondern auch die 
Formalisierung von Problemen.

Und der Meinung der betagten Ingenieure muss ich widersprechen: Praxis 
ist nicht das Non-Plus-Ultra. So kann nur jemand reden, wer das 
theoretische Fundament zur SW-Entwicklung nicht hat. Und ich meine nicht 
so einen Hokuspokus wie das SCRUM-Modell. Die Vorgehensmodelle magen 
ihre Berechtigung haben, zähle ich aber in großen Teilen wenig fundiert 
und sind stark marketinggesteuert. Ich merke bei meiner täglichen 
Arbeit, wie sehr mir mein Universitätswissen nutzt.

Eine Gefahr aufgrund der mangelnden Theorie ist vorhanden, z. B. wenn 
Akrobaten der regulären Ausdrücke nicht die Grenzen ihres 
Lieblingswerkzeugs kennen. Oder auch den Vorteil, nämlich die lineare 
Laufzeit O(n).

Würde man den "weltfremden" Theoretikern einfach Gehör geben, innerhalb 
der Firma in Form einer Festanstellung, dann würde es die Qualität der 
Software erheblich erhöhen. Auch die Geschwindigkeit der 
Softwareentwicklung würde beschleunigt. Einer meiner Professoren hat uns 
erzählt, kurz nachdem er uns den TopSort-Algorithmus vorgestellt hat (3. 
Semester), dass gerade eine Firma aus Karlsruhe angerufen hätte, die 
seit Monaten an einem algorithmischen Problem zu knabbern hätten usw. 
usf. Die Lösung war banal: TopSort. - Das wirft ein schlechtes Licht auf 
die Firma, finde ich. Dass man erst einen Professor anrufen muss, um 
Grundlagenwissen der Informatik zu nutzen, ist wirklich ein 
Armutszeugnis.

von Andreas N. (maikohar)


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Ich komme zwar aus falscher Ecke um über Software zu sprechen (bin eher 
HW-orientiert). Aber ich muss Dr. Wolfram auch widersprechen: die Praxis 
ist das entscheindende Kriterium. Wenn ein "brute-force"-Algorithmus das 
4-fache der Zeit braucht, wird eben ein 4-fach schnellerer Controller 
eingesetzt. Oder der um 0.07€ teuerer Quarz eingesetzt.

Wir haben oft(immer) Requirements abzudecken, und diese werden mit 
möglichst geringem Aufwand abgedeckt. Ist es ein Teil, das in 
zweistelliger Millionenhöhe abgesetzt wird, ok, dann lohnt sich ein 
Blick auf die Theorie (um 7 cent pro Bauteil zu sparen), sonst muss man 
halt um 70k (AG-seitige Kosten) pro Theoretiker pro Jahr zahlen.

Quick and Dirty? Wenn es geht und die (internen und externen)Normen/Reqs 
nicht verletzt, warum nicht?

Es gibt wirklich einige Produkte, die empfindlich auf den Algorithmus 
(dadurch auf Geschwindigkeit) sind. Aber bei der heute verfügbaren 
Rechenpower werden es immer weniger. Und die Rechenleistung pro Fläche, 
und damit Preis, steigt und steigt und steigt..........

von frage (Gast)


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> Und die Rechenleistung pro Fläche,
> und damit Preis, steigt und steigt und steigt..........

Eben. Würde mal behaupten 90% des Uni-Informatikkrams ist zwar ganz nett 
(wenn es einen interessiert) aber in der Praxis des Berufslebens nicht 
nachgefragt.
Ich würde lieber etwas BWL machen, also WiInf, weil damit lässt sich 
Geld verdienen.
Mit irgendwelchen berechenbar abstürzenden Graphalgorithmen verschreckt 
ihr euch nur die Frauen ;)

von Der Unbestechliche (Gast)


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Wer spricht hier von Software-Entwicklern, die das Software-Entwickeln 
nicht beherrschen?

Wer sagt, dass die Theorie nicht irgendwann auf der Uni mal gelernt 
werden sein sollte?

UML? Kein Problem, geile Sache, wenn das Projekt den Aufwand lohnt.

Wer unleserliche Software/Firmware entwickelt, der ist im falschen 
Beruf.

Aber zu glauben, man würde an der Uni das Entwickeln lernen, ist auch 
auf dem Holzweg. Die Uni vermittelt die theoretischen Grundlagen und ein 
bisschen Anwendung, na und, nichts dagegen, mehr aber auch nicht. Ich 
glaube, als jemand der Nachrichtentechnik im Unistudiengang TH in den 
90ern abgeschlossen hat, weiss ich selbst, wovon ich rede. 
Softwareentwicklung auf DSPs und Mikrocontrollern war während der Uni 
mein täglicher Begleiter wie heute.

Ich habe das Programmieren Anfang der 80er auf einem ZX81 kennengelernt 
mit 10 Jahren, denke, heute mit 38 habe ich schon einige EDV-Geschichte 
hinter mir und programmiere täglich.

Als jemand, der MSP430, AT Mega128, ARM7 und ARM9, C++ und C# sowie 
Borland Delphi, GNU-Toolchain mit Eclipse sowie TI CodeComposer mit 
DSP320F5510, MATLAB und SIMULINK, Labview und Linux zum täglich Brot 
zählt, denke ich nicht ganz so realitätsfremd zu sein, wie Leute, die 
sich auf der Uni nur in der Theorie vergraben haben, und zur 
eigentlichen Entwicklung nur am Rande mal einen Controller ganz stolz zu 
ihren Entwicklungsprojekten zählen.

Die Theorie ist wichtig, aber Tatsache ist, dass viele sehr theoretisch 
orientiert Hochschulabsolventen bzw. Leute, die lange an der Uni waren, 
meinetwegen als HiWi,
mit ihrem Wissen in die Wirtschaft gehen und meinen, es liefe dort 
genauso. Das ist falsch, denn dort muss weit mehr als an der Uni der 
Kompromiss zwischen Entwicklungsumfang und Zeitaufwand eingegangen 
werden. Und da scheitert so mancher Hochschulkandidat daran, dass er 
gerade die ersten UML-Diagramme entwickelt hat, während der andere 
Kollege schon die ganze Anwendung dahingezimmert hat.

Unleserlich oder quick&dirty muss Letzteres deswegen nicht sein, dafür 
aber wirtschaftlich vertretbar, und das zählt heute (leider) mehr als 
alles andere, ob's einem passt oder nicht, den Chef interessiert das 
selten.

Und wie schon oben angemerkt, diese hochtheoretischen Probleme werden 
oft schon durch die Hersteller diverser Entwicklungs- bzw. 
Simulationstools in Form von Bibliotheken bereitgestellt. Das kostet ein 
paar Minuten, diese hinzuzulinken, getestet und bewährt haben diese sich 
dann auch in den allermeisten Fällen, während Eigenentwicklung teuer 
Zeit kostet und anfangs fehlerträchtig ist. Dafür ist oft heute keine 
Zeit und oft auch kein Geld vorhanden.

So sehr es auch Spaß machen mag, aber die direkte Anwendung des 
hochtheoretischen Unistoffs ist nur wenigen Unternehmen im Markt 
möglich.

Wie auch, wenn Wissen sich exponentiell vervielfacht und der 
Entwicklungszeitaufwand mehr oder weniger konstant bleiben soll, dann 
müssen Tools her, die einem dabei helfen und die Arbeit abnehmen. Es ist 
ja auch nicht so, dass jeder, der ein Betriebssystem als Unterbau für 
die eigene Anwendung braucht, sich jedesmal eben so ein Linux 
zusammenproggt, nur weil er auf der Uni mal Betriebssysteme gelernt hat.

Deshalb bleibe ich dabei: das, was von der Uni später in der Wirtschaft 
in aller Regel gebraucht wird, ist nur ein Bruchteil, Ausnahmen 
ausgenommen.

Deswegen von schlechten Programmieren oder Entwicklern mit schlechten 
Resultaten zu sprechen, wäre polemisch.

von Dr. Wolfram Draht (Gast)


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Der Unbestechliche schrieb:
> Das kostet ein
> paar Minuten, diese hinzuzulinken, getestet und bewährt haben diese sich
> dann auch in den allermeisten Fällen, während Eigenentwicklung teuer
> Zeit kostet und anfangs fehlerträchtig ist.

Das spricht nicht dagegen, Graphalgorithmen einzusetzeh. Aber man kann 
sie nicht einsetzen, wenn man sie nicht kennt. Da nutzt es auch nichts, 
wenn es diese Bibliotheken gibt, die man nur hinzulinken muss.

So habe ich die Erfahrung machen müssen, dass meine Kollegen (von der 
FH) das Leser-Schreiber-Problem nicht kannten, demzufolge waren sie auch 
nicht dafür empfänglich, sich mal bestimmte Teile des Paketes 
java.util.concurrent anzuschauen. Dort gibt es Semaphoren und auch 
spezielle Lösungen für Leser-Schreiber- und 
Produzent-Konsument-Probleme. Wer aber sich nie theoretisch damit 
beschäftigt hat, wird das auch nicht praktisch nutzen können. Denn immer 
nur synchronized auf Verdacht irgendwo zu platzieren, ist Gefrickle. Es 
auch für kurze Projekte besser, etwas mehr Zeit in eine saubere Lösung 
zu stecken anstatt "quick and dirty" zu betreiben, denn "quick and 
dirty" ist nicht zwangsläufig schneller, kostet später 
höchstwahrscheinlich wieder Zeit und Nerven und natürlich Geld.

von plik (Gast)


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Andreas N. schrieb:
> Ich komme zwar aus falscher Ecke um über Software zu sprechen (bin eher
> HW-orientiert). Aber ich muss Dr. Wolfram auch widersprechen: die Praxis
> ist das entscheindende Kriterium. Wenn ein "brute-force"-Algorithmus das
> 4-fache der Zeit braucht, wird eben ein 4-fach schnellerer Controller
> eingesetzt. Oder der um 0.07€ teuerer Quarz eingesetzt.
>
> Wir haben oft(immer) Requirements abzudecken, und diese werden mit
> möglichst geringem Aufwand abgedeckt. Ist es ein Teil, das in
> zweistelliger Millionenhöhe abgesetzt wird, ok, dann lohnt sich ein
> Blick auf die Theorie (um 7 cent pro Bauteil zu sparen), sonst muss man
> halt um 70k (AG-seitige Kosten) pro Theoretiker pro Jahr zahlen.

Das wäre bei mir nicht möglich, da es um große Stückzahlen geht. 7 
Cent/Stück einzusparen lohnt es sich schon wenn es um einige 
Hundertausend Stück/Jahr geht. Bei zweistelligen Millionen Stück/Jahr 
geht es schon um Bruchteile eines Cents je Elektronik, die sich lohnen, 
wenn sie eingespart werden können. Da wird gerne in einen Experten 
investiert, der sagt, dass er einen Teil der Hardware durch effiziente 
Software ersetzen kann, ohne den Speicherverbrauch zu erhöhnen.
Du kannst dir mal ausrechnen was 0,5 Cent/Stück bei 30.000.000 
Stück/Jahr und 5 Jahren Produktion ausmachen...
Bei kleinen Stückzahlen wird man sicherlich nicht über ein 
Ratiopotential von 0,5 Cent je Elektronik reden. Da wird eher jemand 
benötigt, der es irgendwie aber schnell hinbekommt, damit es günstiger 
ist. Es kommt also ganz auf die Projekte an mit denen man sich 
beschäftigt.

Zum eigentlichen Thema:
Uni Karlsruhe ist super. Es gibt einige sehr gute Professoren und 
Dozenten an der Informatik Fakultät. Es wird an vielen interessanten 
Themen geforscht mit denen man sich im Studium beschäftigen kann. Und am 
Anfang unbedingt bei der O-Phasen Woche mitmachen!
Allerdings ist die Frauenquote an der Uni Karlsruhe nicht berauschend. 
Es gibt aber eine PH und die GeistSoz Fakultät ;-)
Auch ist Karlsruhe zum wohnen sehr angenehm. Wohnungen direkt im Zentrum 
sind bezahlbar. (Rechtzeitig anfangen eine Wohnung zu suchen bevor alle 
anderen Erstis anfangen!) Es gibt auch sehr günstige Studentenwohnheime. 
Das Straßenbahnnetz ist genial! Alles ist perfekt mit dem Fahrrad (gutes 
Schloss kaufen!) erreichbar, da es keine Hügel oder Berge gibt. Viele 
Clubs und Bars zum weggehen - für jeden Geschmack ist was dabei. Und im 
Sommer liegt man im Schlosspark anstatt in die Vorlesungen zu gehen 
(Viele Sonnentage und warme Temperaturen) ;-) Es gibt einige Baggerseen 
in der Nähe.
Vom Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden kann man günstig mit Ryanair durch 
Europa fliegen.

Es gibt schon einige Sachen, die ich vermisse nachdem ich dort 
weggezogen bin...

von frage (Gast)


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Omg, Karlsruhe ist total scheisse, weil es kaum Weiber gibt (das liegt 
an den ganzen technischen Studiengängen dort). Da nützt dir auch der 
Baggersee nischt, wenn Du nur an dir selbst rumspielen kansnt ;) Geht 
blos nicht nach Karlsruhe.

von frage (Gast)


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Achso, um in Zahlen zu sprechen:

3,7 Studenten auf eine Studentin.

Ich komm nicht drauf klar, wie man Karlsruhe so in den Himmel loben kann 
wie der Kollege oben. Omfg.

von Dr. Wolfram Draht (Gast)


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Frauen halten doch nur vom Studium ab.

von plik (Gast)


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Naja, das ist die Quote an der TH. Es gibt aber noch andere Hochschulen 
in Karlsruhe mit einer deutlich höheren Frauenquote: Merkur FH, HfG, PH, 
HfM und andere. Außerdem müssen es auch nicht immer Studentinnen sein. 
Auswahl ist durchaus vorhanden!

von Dr. Wolfram Draht (Gast)


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Was ich an dieser Diskussion interessant finde ist, dass meine Aussagen 
zwei Sorten von Opponenten haben. So z. B. die Gruppe, die lieber "quick 
and dirty" etwas machen will, weil es billiger sei, eben mehr in HW zu 
investieren. Die andere Gruppe - hat sich leider hier nicht gemeldet - 
ist besonders Stolz darauf, sehr effizient den Assembler in 
Mikrocontrollerbereich einzusetzen.

von frage (Gast)


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> Auswahl ist durchaus vorhanden!

Ihr habts immer noch nicht kapiert! Die 3,7 gilt für GANZ Karlsruhe,
scheiss egal an welche Uni ihr geht.

von qw (Gast)


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Ich weiß nicht wo du deine Informationen her hast, aber in Karlsruhe 
wohnen mehr Frauen als Männer. Hier die Daten aus dem Jahr 2006
http://de.wikipedia.org/wiki/Einwohnerentwicklung_von_Karlsruhe#Bev.C3.B6lkerungsstruktur
Auch im ganzen Regierungsbezirk Karlsruhe wohnen mehr Frauen als Männer. 
Daten aus dem Jahr 2009: 
http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Veroeffentl/Statistische_Berichte/3126_08001.pdf
Und an der TH sind es 27,2% Frauen. 
http://de.wikipedia.org/wiki/Karlsruher_Institut_f%C3%BCr_Technologie
Das entspricht einem Verhältnis von etwa 1 zu 3,68.

von Mannheimer Student (Gast)


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Ich studiere in Mannheim und kann sagen:
1. Die Frauenquote bei den WiFos ist nicht besonders gut :D
2. WiFo hat nicht das selbe Grundstudium (nagut ist ja nun eh Bachelor) 
wie die BWLer.. man kann sich das dann auch schon ein wenig aussuchen ob 
man eher Informatik oder BWL machen will. Aber Hardcore Informatik ists 
halt nicht. Kommt drauf an was man machen will. Für Softwareentwicklung 
sicher ok.

Grüße

von Mark B. (markbrandis)


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Der Unbestechliche schrieb:
> Wer unleserliche Software/Firmware entwickelt, der ist im falschen
> Beruf.

Bei der Menge an real existierendem schlechten Sourcecode müssen dann 
wohl sehr viele im falschen Beruf sein... :-/

Dr. Wolfram Draht schrieb:
> So habe ich die Erfahrung machen müssen, dass meine Kollegen (von der
> FH) das Leser-Schreiber-Problem nicht kannten, demzufolge waren sie auch
> nicht dafür empfänglich, sich mal bestimmte Teile des Paketes
> java.util.concurrent anzuschauen. Dort gibt es Semaphoren und auch
> spezielle Lösungen für Leser-Schreiber- und
> Produzent-Konsument-Probleme.

Ich weiß wirklich nicht was das für eine komische FH sein soll... wir 
haben alles was Du aufzählst in der Betriebssystem-Vorlesung behandelt, 
und ja, ich war an einer FH.

qw schrieb:
> Ich weiß nicht wo du deine Informationen her hast, aber in Karlsruhe
> wohnen mehr Frauen als Männer.

Das gilt für so ziemlich jede deutsche Stadt, nützt einem jungen Mann 
aber rein gar nichts. Was willst Du als 20- bis 25-jähriger Student mit 
Frauen, die locker doppelt so alt sind wie Du? ;-)

von qw (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Das gilt für so ziemlich jede deutsche Stadt, nützt einem jungen Mann
> aber rein gar nichts. Was willst Du als 20- bis 25-jähriger Student mit
> Frauen, die locker doppelt so alt sind wie Du? ;-)
http://www1.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/siska/sgt/grafik/sgt02030g.htm
Sieht doch ziemlich ausgeglichen aus, oder?

von Mark B. (markbrandis)


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qw schrieb:
> Sieht doch ziemlich ausgeglichen aus, oder?

Wenn man nicht genau hinschaut, ja. ;)

von Dr. Wolfram Draht (Gast)


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Für den interessierten:

http://www.ddj.com/architect/217701907

Der Artikel behandelt das Thema, was die Unterschiede zwischen 
Informatik und Softwareentwicklung sind. Es gibt auch einen Podcast bei 
SE-Radio.

von Gastino G. (gastino)


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Andreas N. schrieb:
> Ich komme zwar aus falscher Ecke um über Software zu sprechen (bin eher
> HW-orientiert). Aber ich muss Dr. Wolfram auch widersprechen: die Praxis
> ist das entscheindende Kriterium. Wenn ein "brute-force"-Algorithmus das
> 4-fache der Zeit braucht, wird eben ein 4-fach schnellerer Controller
> eingesetzt. Oder der um 0.07€ teuerer Quarz eingesetzt.

Und genau so sehen die Ergebnisse dann aus. Kaum leserlich, schlecht 
erweiterbar und wenn dann doch mal höhere Stückzahlen gebaut werden, 
kann man wieder neu beginnen (oder hat einen höheren Gerätepreis).

Und wenn man schon 70k p.a. für einen Softwareentwickler ausgibt, soll 
der das auch richtig machen. Und dazu gehört dann eben zwingend, dass 
der auch die theoretische Vorbildung hat, das Problem effizient zu 
lösen.

von zladdi (Gast)


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ich frag mich immer warum immer auf die frauenquote im eigenen 
stduiengang geachtet wird. ich empfand es immer als sehr schlimm paare 
aus dem gleichen studiengang zu treffen (ingenieurinzest), oder wollt 
ihr euch morgens am frühstückstisch über die neusten compilerversionen 
unterhalten mit eurer liebsten? ;)

von Mark B. (markbrandis)


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Gelegenheit macht Liebe, wie man an den vielen Ärzte-, Juristen-, 
Lehrer- und BWLer-Paaren sieht. Wenig Frauen = wenig Gelegenheit = wenig 
Liebe ;)

von Dr. Wolfram Draht (Gast)


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Genauso ist es. Ich habe nur wenig Berufserfahrung, aber in der wenigen 
Erfahrung habe ich immer wieder erlebt, wie  Zeit vergeudet wird, weil 
man es scheute, gute Lösungen zu durchdenken. Manchmal ist auch eigener 
Gehirnschmalz notwendig und davor haben die auch Angst gehabt. Bei 
meinem letzten Arbeitgeber kam es mir so vor, als würde ich mit Leuten 
arbeiten, die als Kind mehrmals auf die heiße Herdplatte fassten und 
beim ersten Male nicht daraus schlau wurden. Es hieß immer: Das machen 
wir später. Das machen wir, wenn der Kunde meckert, das Programm sei zu 
langsam. Das Programm war an dieser Stelle schon so langsam, dass die 
Gui-Entwicklung erheblich verzögert wurde. Man wollte nicht einsehen, 
dass es besser ist, die aktuelle (schlechte) Implementierung des 
Subsystems zu ersetzen, anstatt den schlechte, fehlerträchtigen Code, 
weiter zu vermehren, um dann zu refaktorieren. Was übrigens sowieso nie 
gemacht wird.

Ich habe mich in meiner Entwicklungtätigkeit bei entsprechenden 
Entwurfspunkten durchgesetzt, viel Zeit und Geld gespart. Gedankt wurde 
es nicht, stattdessen wurde ich gemobbt. Das war ein Kleinunternehmen, 
eine Frickelbude, verseucht mit Praktikern.

von Gast2 (Gast)


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"Der Unbestechliche schrieb:
> Wer unleserliche Software/Firmware entwickelt, der ist im falschen
> Beruf.

Bei der Menge an real existierendem schlechten Sourcecode müssen dann
wohl sehr viele im falschen Beruf sein... :-/"

ACK! Was meint ihr, wie oft ich Programme sehe mit Variablen Hilf1, 
Hilf2, tmp1, tmp2? Dann ist eigentlich schon klar, was Sache ist. Viele 
Leute versuchen auch, ihr ganzes "Wissen" um die Details der 
eingesetzten Programmiersprache auszunutzen (z.B. bei logischen 
Ausdrücken). Das Ergebnis ist dann häufig nur mit Hilfe der 
Spezifikation der Sprache zu entschlüsseln. Oft wissen die Entwickler 
aber selbst nicht, warum es funktioniert.

Ich habe zumeist mit Projekten bis 12 Mannmonaten zu tun. Ich würde mal 
grob sagen, 75% davon sind katastrophal schlecht geschrieben.

von Andreas N. (maikohar)


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Dr. Wolfram Draht schrieb:
> Gedankt wurde
> es nicht, stattdessen wurde ich gemobbt. Das war ein Kleinunternehmen,
> eine Frickelbude, verseucht mit Praktikern.

Ich frag mich grad wirklich warum....

von Gast42312324 (Gast)


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mach lieber Winf, wenn dich auch Wirtschaft interessiert.

Die reine Entwicklung wird immer mehr ausgelagert, aber typische Winf 
Tätigkeiten wie Projektleitung, Beratung usw bleibt größtenteils in 
Deutschland.

Verdienen tut man dabei eh besser als ein normaler SW Entwickler

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