Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Oszi 100MHz oder 200MHz?


von Thomas R. (loneleyboy)


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Hallo,

ich soll in meiner neuen Firma ein Oszi raussuchen. Leider fehlt mir 
aufgrund der fehlenden Erfahrung das "Gefühl", ob 100MHz reichen, oder 
eines mit 200MHz besser geeignet wäre. Es kämen die folgenden 2 in die 
engere Wahl:

* Bandbreite 100 MHz, Abtastrate: 1,0 GS/s
* Bandbreite 200 MHz, Abtastrate: 2,0 GS/s

Mit dem Oszi werden Signale an Mikrocontrollern gemessen 
(Quarz-Taktfrequenz bisher max. 20 MHz) und auch ab und zu ein paar 
Analogsignale.

Gruss
Thomas

von Harald H. (mirona)


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Hallo,

als erstes kann man sagen, je schneller desto besser.
Das ist aber nur ein kleines Kriterium.
Als erstes muß klar sein, welche Meßprobleme überhaupt auftreten.
Es muß klar sein, daß der Kauf eines Oszis eine Investition in die 
Zukunft ist. Die Meßanforderungen steigen mit dem Meßequipment an.
Je mehr Möglichkeiten ein Oszi bietet um so mehr möchte man damit messen 
und stößt schnell an die Grenzen.
Also welche Kriterien müssen erfüllt sein?
1. Da Messungen an Prozessoren erfolgen sollen, ist ein Vierkanal 
mindestens erforderlich.
2. Sind Übertragungsprotokolle zu erfassen? Wenn ja dann auf die 
Speichertiefe achten. Ev. ist da auch ein Logiganalyzer erforderlich. Es 
gibt z.B. von LeyCroy Oszis mit eingebautem Logiganalyzer.
3. Sind bei analogen Meßaufgaben besondere Anforderungen an die 
Auflösung von Flanken gestellt? Z.B. das Messen an Schaltern (MOSFET, 
IGBT) erfordert eine hohe Bandbreite und Samplingrate.
4. Nicht zu Vergessen, das Budget!
5. Von den üblichen Verdächtigen Angebote einholen, die da sind 
Tektronix, LeCroy, Agilent um die wichtigsten zu nennen. Ruhig die 
Verkäufer einladen und sich verschiedene Geräte vorführen zu lassen. 
Dabei kann man unter Umständen ein Schnäppchen machen, wenn man ein 
Vorführgerät ergattern kann.
Ein guter Verkäufer der großen Firmen sollte auch so Kompetent sein und 
die Messungen der Kunden zu Beurteilen um dann wichtige Ratschläge zu 
geben.

Das sind nur einige Gesichtspunkte aber das wichtigste ist, daß Du Dir 
rat von anderen Mitarbeitern mit mehr Erfahrung holst. dazu keine Scheu.

Tschüß

von Andrew T. (marsufant)


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Nimm 200 MHz.

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

lies mal das Datenblatt deines µC durch, Abschnitt AC characteristics, 
da stehen wahrscheinlich viele Werte mit weniger als 10 ns drin - die 
kannst du also garnicht mehr sicher messen, auch nicht mit 200 MHz. 
Daher die allseitige Empfehlung so hoch wie möglich. Der Preis setzt dir 
sowieso eine natürliche Grenze, sonst könntest du auch dein Haus 
verkaufen für ein Oszi.

Gruss Reinhard

von Michael (Gast)


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Wenn der Preis keine Rolle spielt würd ich auch zum 200 MHz-Gerät 
greifen. Wenn nicht ist auch das 100 MHz-Gerät sicherlich ausreichend. 
Meiner einer nutzt immer noch "nur" ein 40 MHz-Gerät und das genügt mir 
locker. Meine uC gehen auch "nur" bis 20 MHz Taktfrequenz aber ich nutze 
auch "nur" PICs und die brauchen für einen Befehl 4 Taktzyklen, also die 
PINs lassen sich "nur" mit 5 MHz max. schalten (und selbst das hab ich 
bisher nie wegen Notwendigkeit genutzt). Generell braucht man mindestens 
mehr als die doppelte Frequenz des Signals um dieses sicher messen zu 
können. Problem hierbei: Die Signalform muss dann bekannt sein. Ist die 
Signalform nicht bekannt dann braucht man mindestens die fünffache 
Signalfrequenz zum abtasten. Und wenn man sich für Flanken 
interessiert...also je mehr desto besser ist es.

von Eddy C. (chrisi)


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"Meier! Beschaffen Sie ein Oszilloskop!" - Goil, in der Situation wäre 
ich auch gerne. Hast Du ein Budget? Warum beschafft es nicht der, der es 
braucht? Ist das ein Test, ob Du mit Geld sorgsam umgehst kannst? 
Ansonsten: 100MHz reichen sicherlich, aber warum 200MHz stehen lassen?

von Thomas R. (loneleyboy)


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Eddy Current:
ich soll in erster Linie mit dem Oszi arbeiten. Ich bin aber erst seit 
Januar bei der Firma tätig. Kenne mich daher noch nicht so aus. Das 
vorhandene Oszi hat eine Macke und ist auch nicht mehr das jüngste.

Zum Budget: ich soll erst mal schauen, was ein geeignetes Oszi kostet. 
Dann gibt der Chef sein OK (oder auch nicht).

von Andrew T. (marsufant)


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Thomas R. schrieb:
> Eddy Current:
> ich soll in erster Linie mit dem Oszi arbeiten. Ich bin aber erst seit
> Januar bei der Firma tätig. Kenne mich daher noch nicht so aus. Das
> vorhandene Oszi hat eine Macke und ist auch nicht mehr das jüngste.

Folglich steh ndie chancen gut dass das Altgerät entsorgt wird.
Gleich dem Chef sagen das Du das alte Scope für Weiterbildung daheim 
haben willst.
So eine Gelegenheit sollte mna sich nicht entgehen lassen.

>
> Zum Budget: ich soll erst mal schauen, was ein geeignetes Oszi kostet.
> Dann gibt der Chef sein OK (oder auch nicht).

Na dann mal viel Erfolg!

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