Hallo liebes Forum, man stößt im Internet immer wieder auf die so genannten GTEM- Zellen für das Messen und Einstrahlen der gestrahlten Größen in der EMV. Jetzt die Frage an die EMV- Experten in diesem Forum. Wie macht ihr das bei euch in der Firma. Habt ihr eine Absorberkammer, oder messt ihr im Freifeld? Taugen diese GTEM- Zellen was? Wahrscheinlich ist die Prüflingsgröße recht eingeschränkt... Den es wäre ja echt eine platzsparende und vielleicht auch eine günstigere Methode die EMV- Messungen durch zu führen. Ich bin auf eure Erfahrungen gespannt. Danke für eure Antworten! Gruß
Diese GTEM-Zellen taugen schon was. Das Prinzip des koaxialen Wellenleiters erzeugt in dem Prüfvolumen in bester Näherung eine homogene ebene Welle und damit lässt sich eine äquivalente Messung zum Freifeld/Vollabsorberhalle korrelieren. Die Unsicherheiten bzgl. der Vergleichbarkeit zur Halle hält sich in Grenzen. Großer Vorteil - die leitungsgebundene Felderzeugung braucht weniger Leistung (je nach Zellengröße bzw. Innenleiterhöhe) für Störfestigkeit verglichen mit Freifeld für dieselbe Feldstärke. Emission geht schneller da der Prüfling nur in jeweils die drei räumlichen Achsen gedreht werden muss und ansonsten das Programm nur durchläuft. Höhenscans/suche nach Maxima bzw Directivity des Prüflings also nicht erforderlich. Die GTEM hat natürlich auch Nachteile. Das liegt in der Natur von der Zelle als eben doch nicht perfekter großer Abschlusswiderstand und als potentieller Hohlraumresonator begründet. Die Prüflingshöhe ist eingeschränkt, ganz recht. Die Norm sagt 2/3 der Innenleiterhöhe. Für eine Neuanschaffung muss also die entsprechende Größe der Zelle abgewogen werden. Wir machen Sondenkalibrierung bis 1GHz und ansonsten eben Emission und Störfestigkeit von kleinen Gerätschaften in der GTEM. Voluminöseres in der Halle, denn selbst bei einer großen Zelle stellt z.B ein Schaltschrank eine ziemliche Belastung (bzw Beeinflussung) des TEM-Modes dar. Außerdem muss der Prüfling vom Handling her für die Zelle brauchbar sein und sämtlicher Klimbims für die Auswertung/Steuerung muss entweder durch nen Filter oder per LWL nach außen geführt werden können, denn die Zelle macht nur bei geschlossenem Schirm Sinn. Grundsätzlich stellt die GTEM eine gute Alternative dar. Kommt eben darauf an ob sie für die konkrete Situation geeignet ist.
WoW! Vielen Dank für die tolle Antwort! Ich hab auch gelesen, dass die Messungen in der GTEM- Zelle deutlich schneller gehen sollen, als mit sonstigen Methoden. >Die Norm sagt 2/3 der >Innenleiterhöhe. Für eine Neuanschaffung muss also die entsprechende >Größe der Zelle abgewogen werden. Das versteh ich aber noch nicht ganz. Heißt das, das der Prüfling das Maß vom Boden der Zelle bis zum Innenleiter nicht zu 2/3 überschreiten darf? Dann hätte ich noch eine Frage. Wenn man sonst so bei unabhängigen EMV- Laboren nach schaut, machen die, wie du auch gesagt hast, die Messungen bis 1GHz in dieser Zelle. Es ist doch prinzipiell möglich auch mit höheren Frequenzen zu arbeiten, oder sehe ich das falsch? Oder erwartet man im oberen Frequenzbereich Probleme? Danke schon mal! Gruß
Ja verglichen mit der Messung in der Halle hat man effektiv halt nur drei Frequenzdurchläufe. Jede Achse des Prüflings einmal ins E-Feld gedreht. Das wars. Ich habe eben nochmal in die IEC 61000-4-20 geschaut damit ich nichts falsches erzähle und muss mich korrigieren. Angegeben wird eine Höhe von 1/3 der Septumshöhe für die EUT-Höhe. Wobei man dazu sagen muss, dass dies Empfehlungen sind, welche nicht jeder Standard vorschreibt. Die Feldhomogenität wird z.B. in einem höheren Prüflingsvolumen nachgewiesen. Übrigens die Höhe des Innenleiters liegt asymmetrisch nach oben versetzt. Das mit der maximalen Höhe des EUT begründet sich hauptsächlich damit, dass der TEM-Mode den Prüfling quasi nicht "sehen" darf. Immerhin ist die (G)TEm-Zelle nichts weiter wie ein aufgeweitetes Koaxkabel mit einem 50Ohm-Abschluss am Ende. Und damit dieses Prinzip reflektionsarm funktioniert, muss über die Länge der Zelle bis zum Breitbandabschluss der 50Ohm-Leitungswellenwiderstand erhalten bleiben. Kurz gesagt - der Prüfling sollte eben elektrisch klein gegenüber die Wellenlänge sein. Und das ist in der Realität ohnehin nicht ohne Abstriche zu machen. Ein Prüfling mit z.B. notwendiger Netzspeisung ist logischerweise von vorn herein aufgrund der Leitung nicht mehr klein. Der Teufel steckt also bei jedem Messverfahren irgendwo, auch in der Absorberhalle. Prinzipiell kann man auch >1GHz messen. Man sollte jedoch die Eigenschaften der Zelle was die Feldreinheit betrifft dann sehr gut kennen und die Messung entsprechend bewerten können. Bei höheren Frequenzen tritt eben das übliche Problem auf das alle möglichen Übergänge wirksam werden. Das betrifft die Reflektionsverhältnisse auf der Leitung. Weiterhin muss man irgendwann Abstriche in der Feldreinheit erwarten. D.h. kein rein senkrecht polarisiertes E-Feld des TEM-Modes mehr sondern vermehrt Querkomponenten, welche aus Hohlraumresonanzen herrühren. Bis 1 GHz halten sich diese Probleme eigentlich für alle Zellentypen die ich bisher kenne (bis 1.75m Septumshöhe) in handhabbaren Grenzen und die Prüflabore messen auch nur nach Norm für die GTEM und der zu prüfende Bereich kommt aus der Produktnorm. Was dabei auch zählt - für den GHz Bereich gehen die Kosten für die Messtechnik mit der dritten Potenz der Frequenz einher ;) Soviel von mir bis hierher, wenn noch tiefergehende Fragen dazu sind dann bitte per PN denn für GTEM-Seminare zahlt man normalerweise viel Geld ;)
Hallo Fins Bury, Danke für deine Hilfe! Das hat mir sehr geholfen. >Was dabei auch zählt - für den GHz Bereich gehen die Kosten für die >Messtechnik mit der dritten Potenz der Frequenz einher ;) Das stimmt wohl zu 100%. Aber nichts desto trotz scheint so eine Zelle eine gute Alternative dar zu stellen. Deine Informationen reichen mir fürs erste aus, ich glaube ich werde mich mal näher mit so einer Zelle beschäftigen. Und vielleicht auch so ein teures Seminar besuchen. Mir war nur mal wichtig mit jemandem zu sprechen, der so ein Teil schon mal benutzt hat. Dank dir.
Hallo, falls du dich an einen Eigenbau wagen möchtest findest du in der Beschreibung die passenden Informationen. Gruß KLaus
OE3HKL hat ebenfalls als Selbstbau einen Offenen Wellenleiter konstruiert. Wenn der Frequenzbereich passt: http://hoffelner.org/index.php?option=com_content&view=article&id=6&Itemid=57 Arno
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