Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Entscheidungshilfe Berufsrichtung?


von Der Unschlüssige (Gast)


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Hallo Zusammen,

hier schildere ich Euch meine aktuelle Situation und hoffe, dass Ihr 
evtl. die eine oder andere Anregung für mich habt.

Während und nach meinem Studium (Maschinenbau, Schwerpunkt 
Automatisierungstechnik) habe ich sehr erfolgreich Steuerung- und 
Automatisierungsprojekte verwirklicht. Hauptsächlich mit LabVIEW und der 
cFP und cRIO Hardware von National Instruments. Nebenher habe ich 
einiges an Arbeit mit SQL Datenbanken, PHP, AJAX, etc. für die interne 
Verwaltung umgesetzt.
Da ich mich eher privat mit der µC Programmierung beschäftigt habe, 
kamen auch ab und an Projekte zum Erstellen von Hardwareschaltungen und 
Designs auf meinen Schreibtisch. Natürlich auch die Programmierung mit C 
und auch die Inbetriebnahme aller Projekte intern oder bei externen 
Kunden.

Alles in Allem war das mein Traumjob. Ich habe ihn jedoch aufgeben 
müssen, da die persönlichen Verhältnisse in der Firma sich nicht mehr 
mit einen Wertvorstellungen vereinbaren ließen, mehr oder weniger machte 
mich das Umfeld dort krank.

Seit nun 3 Monaten arbeite ich als Projektleiter bei einem großen 
Automobilzulieferer. Das Einstiegsgehalt war sehr gut und das hat mich 
wohl auch etwas geblendet, sodass ich den Job gleich an nahm. Nun ist 
ein viertel Jahr vergangen, und ich frage mich was ich tue. Eigentlich 
überhaupt nichts, was mir am Herzen liegt und was ich im vorherigen 
Arbeitsverhältnis umsetzten konnte. Aufstiegsmöglichkeiten wären nach 10 
Jahren Firmenzugehörigkeit sicher theoretisch vorhanden, aber diese 
bereits vorhanden Stellen sagen mir überhaupt nicht zu.
Ich bin mehr als unglücklich mit der aktuellen Lage. Zwar lernt man als 
Projektleiter sicher viel dazu, aber ich bin mir so unschlüssig, ob ich 
gegen meinen inneren Willen das durchziehen soll....

Zwar schaue ich regelmäßig diverse Jobangebote durch, aber oft werden 
Spezialisten für einen Bereich gesucht. Ich dagegen habe in vielen 
Bereichen zwar gute Kenntnisse, aber doch nicht immer als Spezialist.
Sozusagen bin ich ein "Allrounder", aber nur bis zu einer bestimmten 
Vertiefungsfläche.

Wie nun bewerben?
Firmen suchen oft immer für einen Bereich einen Spezialisten. Da Falle 
ich ja eigentlich direkt raus.
Mir liegt die Arbeit direkt an der Hardware, bei der Programmierung und 
auch bei der Inbetriebnahme, der Fehlersuche, etc.
Aktuell weiß ich einfach nicht, in welche Richtung ich gehen könnte. 
Einen vergleichbaren Job, wie oben beschrieben, scheint es zumindest 
laut Angeboten nicht zu geben....

Für Anregungen und Hinweise wäre ich Euch dankbar.

VG

von Maikh (Gast)


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Vielleicht bist Du bei einer kleinen Firma besser aufgehoben. Ein 
kleiner Anbieter mit einer breiten Produktpalette kann nett sein. Dort 
wo das Feuer für die Sache noch brennt und nicht totverwaltet wird.
Flache Hierarchien, direkt am Produkt, manchmal basteln und 
improvisieren und der lange Arm der Produktion ermöglicht auch gleich 
Rückkopplung. Keine zu starke Spezialisierung sondern eher Genralist 
sein. Ab und an gewinnt man einen Ausflug zu einem Kunden - und darf 
dann mal schauen - was man selbst oder die Kollegen verbrochen haben. 
Dazu - wenns gut läuft - nette Kollegen und ein gutes Arbeitsklima. Dann 
kann man auch besten Gewissens Abstriche an den  KMU-typischen Stellen 
machen.

Gegen eine innere Überzeugung zu arbeiten wird irgendwann mehr und mehr 
zur Last : Ich habe das bei einem Industriepraktikumssemester gesehen - 
so richtige passte die Chemie in dem großen Laden nicht, das Thema war 
zwar nett, aber ich wollte nicht zu spazialisiert enden. Ich habe dann 
trotz guter Vergütung entgegen der Planung dort meine Diplomarbeit nicht 
geschrieben und auch einen trotzdessen noch immer angebotenen gut 
dotierten Einstieg nach dem Diplom abgelehnt. Und bin beruflich nun 
glücklich bei einem Unternehmen mit 45 Mitarbeitern, bei dem man jede(n) 
namentlich kennt.

mfg

Maik

von Guest (Gast)


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Hi,

so wie ich das sehe, hast du ein erfolgreiches Studium und einen 
erfolgreichen Berufseinstieg gehabt. Also wie folgt:

-Spezialist Automatisierungstechnik (3 Jahre)
-Projektleiter Automatisierungstechnik (bis jetzt 3 Monate)

Du hast also einen Aufstieg in deinem Fachgebiet geschafft - typische 
Fachlaufbahn. Zudem hast du jetzt vllch. 
Budgetverantwortung/Personalverantwortung. Wenn du jetzt meinst, dass du 
dich selbst als 'Allrounder' siehst, gibt es doch für dich ein paar 
Möglichkeiten:

- Fachlaufbahn: Projektleiter/Senior Referent
- Personalführung: Aufstieg zum Teamleiter (nach 2 Jahren Projektleiter 
durchaus möglich)
- Projektmanagement: ziemlich passend für einen 'Allrounder'

Nach meinem Gefühl scheinst du ein Spezialist mit einigen Interessen zu 
sein und auch Facherfahrungen, die auch für einen TierOne überzeugend 
sind. Definitiv bist du ein Spez. Automatisierung. - (noch) kein 
Allrounder. Wenn du unbedingt zum Allrounder werden willst, dann scheint 
mir die Projekt/Führungsebene offen. Da du dich aber nach deinen 'alten' 
Aufgaben zurücksehnst, bleib in der Fachlaufbahn - jetzt sind gerade mal 
3 Monate vorbei!

Bis jetzt sieht deine Laufbahn sehr gut aus - ich würde an deiner Stelle 
mal etwas Zeit vergehen lassen und mir das nochmal genau überlegen.

So - für die Karriereberatung kannst du in Zukunft auch zu Heiko Mell 
gehen!

von Ratgeber (Gast)


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Hallo Unschlüssiger,

so wie sich das anhört haben wir die gleiche Historie. Mit dem 
Unterscheid, daß ich die Phase 2 (Projektkoordination) gerade abschließe 
und wieder zurück in Richtung Phase 1 (Entwicklungsarbeit) gehe.

Hier mal mein Weg, vielleicht erkennst du ja ein wenig davon wieder und 
es hilft dir deine Entscheidung zu treffen:

Diplomarbeit im innovativen Mittelstand. Sehr interessantes Thema (Auch 
LabVIEW / teilweise Hardware, koplettes Gerät entwickelt) .
Danach dort weitergearbeitet, Diplomarbeitsprojekt weiterbetreut, viel 
in andere Bereiche reingeschnuppert (embedded SW, Prüfstände, 
Consulting, Schulungen, ...). war rundum sehr interessant, tolle 
Kollegen, man war bekannt und anerkannt.

Dann nach 3 Jahren hauptsächlich wegen Fernbeziehung einen Job bei einen 
sehr großen Automobilzulieferer angenommen. Bezahlung super, Aufgabe im 
Bereich Koordination.
Dachte mir, ach das schaust du dir mal an.
im ersten Jahr ein kleines SW Projekt betreut, nur mit Excel & Word & 
Powerpoint gearbeitet und in Meeting und Telefonkonferenzen rumgehangen. 
Total ätzend.
Ohne mein Hobby Elektronik hätte ich nach spätestens einem halben Jahr 
wahrscheinlich sogar löten & programmieren komplett verlernt.
Nach dem Jahr kam ein neues (sehr großes)Projekt, bisschen 
Kommunikation, bisschen technische Aufgaben, viel Prozess & testen. 
Zusammenarbeit mit 5 verschiedenen Standorten, der Alltag besteht aus 
Kampf zwischen den Standorten und mit dem Kunden. Bin schön zwischen den 
Fronten aufgerieben worden.

Das was mich am meisten zur Verzweiflung gebracht hat in der Zeit war 
die Machtlosigkeit, Dinge zu beinflussen oder zu bewegen. Egal wie 
engagiert und wie gut man ist, am Ende hat es nur einen sehr sehr 
geringen Einfluss auf das Gesamtergebnis. Es gibt viele, denen diese Art 
zu Arbeiten gefällt, aber für mich ist das nichts.

Habe jetzt glücklicherweise meine Traumstelle als Entwickler im 
Mittelstand gefunden. Freu mich wie Bolle, endlich wieder eine 
interessante Tätigkeit bei der Leistung auch was bringt  :-)

Ich kann dir nur wärmstens empfehlen nicht vor dem "Rückschritt" von 
Projektleitung im Großkonzern zu Entwicklung im Mittelstand 
zurückzuschrecken, wenn du für dich erkennst daß deine jetzige Tätigkeit 
nicht zu dir passt.

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