Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Leiterplattenrestauration


von Mike (Gast)


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Hallo,

ich habe gerade ein Problem, bei dem Ihr mir hoffentlich weiter helfen 
koennt.

Aus Platzgruenden musste ich Elektronikequipment eine Zeit lang in einem 
Keller auslagern. Leider war die Luftfeuchtigkeit in diesem 
offensichtlich nicht gering.

Ich sehe gerade die Leiterplatten der Geraete durch und sehe an vielen 
Steckern eine schwarze Korrosionsschicht. Diese beunruhigt mich aber 
weniger als die weissen Ausfaellungen auf dem Board und die vielen 
angegangenen Loetverbindungen. Offensichtlich haben sich hier ordentlich 
Oxide gebildet.

Habt Ihr eine Idee, wie ich diese Rueckstaende gut von Leiterplatte und 
Loetstellen/Vias weg bekomme? Die Loetstellen sind durch die Oxide 
vollkommen passiv und nehmen auch kein Lot mehr an. Hausmittel wie 
Propanol oder Aceton schaffen die Oxide nicht von der Platine. Harte 
Mittel wie Loetwasser u.ae. will ich nicht versuchen, da ich die 
Platinen nicht spuelen kann.

Habe Ihr vielleicht eine Idee?

Mit Gruss

Mike

von Alex R. (vernichtericus)


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Hallo,

gegen Oxide hilft meistens geignete verdünnte Säure. Gegen Rost nimmt 
man gewöhnlich Phosphorsäure,natürlich stark verdünnt. Nach der Reaktion 
der Säure mit mit dem Rost lagert sich weißes wasserlösliches 
Eisenphosphat ab, das einfach abgewaschen bzw. abgebürstet werden kann.

Versuche mal herauszufinden welche Säure am geeignetsten ist gegen 
Bleioxide und was dabei als Reaktionsprodukt zu Stande kommt.

Gruß Alex

von Alex R. (vernichtericus)


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> Mittel wie Loetwasser u.ae. will ich nicht versuchen,

oooops...

zuerst lesen, dann schreiben;) sorry mein Fehler.

von MaWin (Gast)


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Du brauchst Oxide nicht von Lötstellen entfernen.

Du solltest Schimmel von den Platinen waschen,
dazu eignet sich 70%iger Alkohol (Isopropanol),
weil der schimmeltötend ist, nichtleitend und
schnell verdunstet. Mit dem Pinsel runterschrubben.

Und du solltest elektrische Kontakte in Steckern
reinigen damit sie wieder Kontakt bekommen, dazu
eignet sich Kontaktspray, und wer es gut machen
will, wäscht das hinterher wieder ab.

Das sollte eigentlich für alle Dinge reichen, die
Papiermembran eines lautsprechers ist vielleicht
kaputt aber die hättest du auch mit putzen nicht
gerettet.

Eventuell dann noch Rostlöser (Caramba) um verrostete
Schrauben wieder lösen zu können.

Wenn du auf den Platinen mal löten musst und die
Oxide wirklich runter sollen, und normales Flussmittel
(Kolophonium) nicht mehr hilft, kannst du es mit
stärkeren Flussmittel bzw Säuren (Salzsäure, wie beim
Dachdecker :-( ) probieren, aber die musst du dann
wieder gut neutralisieren und runterwaschen.

von agp (Gast)


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Mike (Gast) schrieb:

> Habt Ihr eine Idee, wie ich diese Rueckstaende gut von Leiterplatte und
> Loetstellen/Vias weg bekomme? Die Loetstellen sind durch die Oxide
> vollkommen passiv und nehmen auch kein Lot mehr an. Hausmittel wie
> Propanol oder Aceton schaffen die Oxide nicht von der Platine. Harte
> Mittel wie Loetwasser u.ae. will ich nicht versuchen, da ich die
> Platinen nicht spuelen kann.

> Habe Ihr vielleicht eine Idee?

Die universelle Wunderwaffe gegen alle Art von Metallkorrosion ist ein 
Schwämmchen mit Glasfaserpartikeln Conrad 529419.

von Mike (Gast)


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Hallo,

vielen Dank fuer eure bisherigen Antworten.

Ja, das phosphatieren von Metallen ist mir gut bekannt. Aber ich denke, 
bei Leiterplatten sollte ich sowas lieber lassen :)

Ich wusste auch gar nicht, dass Leiterplatten schimmeln koennen. Soweit 
ist es bei mir zum Glueck noch nicht. Aber Propanol gehoert auf jeden 
Fall ins Restaurationsarsenal.

Den Polierschwamm habe ich hier, aber ich wuesse nicht, wie ich damit 
verrodderte Loetstellen reinigen sollte. Ein Glasfaserpinsel waere hier 
vielleicht besser? Muss ich gleich mal testen.

Es gibt doch fuer korrodierte Loetspitzen das gute Tippy. Gibt es nicht 
vielleicht auch sowas fuer oxidierte Loetstellen?

Mit Gruss

Mike

von rackandboneman (Gast)


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"Es gibt doch fuer korrodierte Loetspitzen das gute Tippy. Gibt es nicht
vielleicht auch sowas fuer oxidierte Loetstellen?"

Wenn Du die Lötstelle erwärmen musst zum reinigen, kannst Du auch gleich 
nachlöten.

von agp (Gast)


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Mike (Gast) schrieb:

> Ich wusste auch gar nicht, dass Leiterplatten schimmeln koennen. Soweit
> ist es bei mir zum Glueck noch nicht. Aber Propanol gehoert auf jeden
> Fall ins Restaurationsarsenal.

> Den Polierschwamm habe ich hier, aber ich wuesse nicht, wie ich damit
> verrodderte Loetstellen reinigen sollte.

Also ich weiß ja nicht wieviel Millimeter hoch der Dreck sich auf deinen 
Platinen angelagert hat, aber ich meinerseits habe mit dem Seno 
Blöckchen noch immer jede Metallstelle wieder glänzend bekommen. Gerade 
bei Cu geht das wunderbar. Wenn nicht musst du halt vorher mal mit etwas 
Schleifpapier ran um den Grobschmutz zu entfernen und anschließend mit 
dem Block drüber.

von axelr. ( HTC mobil) (Gast)


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Cilit Gang Bang (flüssig! aus der Pumpflasche) oder diese 
Metallschwämmchen "Acupad" ausm Kaufland aus der Haushaltschemieecke 
geht ganz prima. in diesem Stahwollschwamm ist noch eine rosa Seife 
drinn, die sich bei Wasserkontakt entfaltet. ich verwende den Schwamm 
meist in trockenem Zustand. Macht sich meist besser, als rumzumanschen. 
Wenns nicht so drauf ankommt, kann manns auch ein wenig anfeuchten.

von rkl (Gast)


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eventuell vorsichtig sandstrahlen

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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wie wäre es mit dem Glasfaser-Reinigungsstift (sofern man die 
betreffenden Stellen damit erreicht)

von Mike (Gast)


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Hallo,

... an Sandstrahlen hatte ich noch nicht gedacht :).

Wie schon geschrieben geht es mir in erster Linie um korrodierte 
Leiterplatten, da ich gerade ein paar Kandidaten vor mir liegen habe und 
in naher Vergangenheit einige unschöne Fälle hatte. Sandstrahlen, 
Phosphatierung und Stahlwolle mit Seifenlauge scheiden da nach meiner 
Meinung aus. Bei massiven Metallteilen super, aber bei Leiterplatten?

Durch meine Frage wollte ich Möglichkeiten zur Behandlung zweier 
Zustände erfragen:

1. Lötstellen der Platine durch Korrosion stark beschädigt, Funktion 
nicht mehr gegeben. In diesem Fall ist es z.T. nich einmal mehr möglich 
defekte Lötverbindungen einfach zu rekonstruieren, da die korrodierte 
Lötstelle kein neues Zinn mehr annimmt, also passiv ist. Spätestens bei 
Vias ist dann ein echtes Problem auf dem Tisch. Bei einem Via war es gar 
so, dass offenbar selektiv Metalle der Legierung korrodiert waren 
(Schwammkorrosion). Eine Wiederaufarbeitung dieser Verbindung war recht 
umständlich.

2. Loetstellen sind korrodiert, Funktion ist aber noch gegeben. Eine 
Nacharbeitung der elektrischen Verbindung ist nicht notwendig, aber die 
Verbindungen sollten gesäubert und vor voranschreitender Korrosion 
geschützt werden.

Bei 1 würde mich interessieren, ob es Möglichkeiten gibt eine derart 
zerstörte Verbindung durch mechanische/chemische Mittel wieder in ihrem 
Ursprungszustand herzustellen, ohne die Platine zu beschädigen. Das 
Tippy sollte nur als Beispiel für eine chemische Behandlung dienen, um 
Passivschichten zu enternen.

Bei 2 würde mich interessieren, wie die bislang noch unbedenkliche 
Korrosion ohne weitere Beschädigung vollständig entfernt werden kann 
(auch unter Sockeln oder geschlossenen Bauteilen). Also z.B. durch 
Spülung der Platine in geeigneten Mitteln. Anschließend sollte die 
Platine wieder an den betreffenden Stellen versiegelt werden, um 
voranschreitende Korrosion zu verhindern.


Mit Gruss

Mike

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