Forum: Platinen Herstellung eines Flussmittels ähnlich RMA-223 möglich?


von Mike (Gast)


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Hallo,

ich habe mir vor kurzem ein Wilt... preiswertes Flussmittel besorgt. Das 
Mittel funktioniert erstaunlich gut, aber ich kann nicht einschätzen, ob 
es eine größere Korrosionsgefahr birgt. Angeblich basiert es auf 
Kolophonium (Rosin), welches mild aktiviert wurde (RMA-223). Wie schätzt 
Ihr das ein?

Nun löte ich seit langem mit der bekannten Kolophonium-Propalnol-Mixtur 
welche gut funktioniert, aber nicht dieses Maß an Flusswirkung hat. Mich 
würde interssieren, was genau dieses "Aktivieren" bedeutet, und wie es 
hergestellt werden kann. Offenbar gibt es unterschiedliche Methoden der 
Aktivierung (Halogenhaltig oder eben nicht). Kann ich ein Flussmittel 
herstellen auf Kolophoniumbasis, welches eine ähnliche Flusswirkung 
entfalten kann?

Hat einer von Euch da eine Idee?

Mit Gruß

Mike

von Testfall (Gast)


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Ganz einfach. Etwas Aspirin mit rein tun. Oder ASS. Auf jeden Fall 
Acetylsalicilsäure. Das ist der leicht (bis gar nicht - frisst höchstens 
ein bisschen an der äußersten Zinnschicht) korrodierende, aber deutlich 
besser fließen lassende Anteil.

von Mike (Gast)


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Hallo,

Weidenrindenextrakt? Darauf wäre ich nie gekommen.

Welche Konzentrationen oder Anteile würdest du denn empfehlen? Propanol 
 Kolophonium  Acetylsalicylsäure?

Wie bekommt man diese pastöse, fast vaselineartige Konsistenz hin? Die 
gefällt mir bei SMD-Bauteilen sehr gut. Lötfett (Zinkchlorid) besteht ja 
zum Großteil aus Vaseline. Wie ist das hier bei der 
Kolophonium-Mischung? Der Feststoffanteil des Kolophoniums am 
Flussmittel scheint ja mitunter eher gering zu sein. Welche Füllstoffe 
werden verwendet?

Mit Gruß

Mike

von Testfall (Gast)


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Wenn man eine Lösung mit Alkohol (Ethanol ist gemeint) ansetzt bietet 
sich als Füllstoff Calciumacetat an ... ist auch in 
"Sicherheitsbrennpasten" drin ... macht aber weiße Rückstände ... nicht 
unbedingt "no clean".

Gerade bei SMD würde ich einfach nur die Platine benetzen (Mit 
Alkohol-ASS-Kolophonium-Mischmasch) und dann die Bauteile auf die leicht 
klebrige Oberfläche setzen, aber das ist eindeutig 'ne Geschmackssache.

Wenn du sowieso mit weniger polaren Lösungsmitteln unterwegs bist 
(Propanol über Aceton (Propanon) bis zu Benzin (Heptan)), dann bietet 
sich tatsächlich irgendwann Kerzenwachs an. Vorher kommt noch Stearin 
(Okay, Teelicht(Kerzen-)Wachs).

Ansonsten einfach mehr Harzanteil (Kolophonium)! Wird aber irgendwann 
sehr klebrig (Also muss wieder irgend etwas ölartiges rein.

Ich selbst habe recht viel ausprobiert und bin wieder bei Alkohol + 
Kolophonium in sehr dünnflüssiger Version gelandet.

von Testfall (Gast)


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Ach ja, Konzentrationen ... frei nach Schnauze.
Mein letzter Ansatz in etwa: 50mL Spiritus. ~10g Kolophonium (Was sich 
eben löst - vorher gepulvert) und 'ne halbe Aspirin.

Reicht ewig. Wenn Alk verdunstet ist, was nachkippen, wenn es zu dünn 
wird, mehr Kolo ... Das Verdunstungsproblem war allerdings bei meinem 
letzten Ansatz mit Aceton bedeutend schlimmer.

von Mike (Gast)


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Vielen Dank, ich bastele nämlich auch gerade an einer Tinktur :)

Stearin hatte ich mir auch bereits organisiert, aber noch nicht 
getestet.

Welchen Unterschied siehst du denn zwischen Ethanol und Propanol, 
abgesehen davon, das Ethanol vermutlich nur als Spiritus preislich 
sinnvoll zu erhalten ist und somit Rückstände bilden wird. Gibt es da 
sonst erhebliche Unterschiede? Ist die geringere Polarität des 
Propanol-Moleküls so sehr entscheidend?

Deine Versuche mit unpolaren Lösungsmitteln und Stearin interessieren 
mich. Funktioniert das gut? Wäre eine Mischung zwischen Alkoholen und 
Alkanen als Lösungsmitteln als Suspension o.ä. sinnvoll? Die Konsistenz 
dieses RMA-223 und der eigenwillige Geruch beim Lötvorgang errinnert 
eher wenig an alkoholische Lösungen und der Kolophoniumanteil scheint 
mir zwar vorhanden (es klebt) aber nicht sonderlich hoch zu sein (es 
riecht nicht danach). Zudem hat diese Paste eine eher weißlich-milchige 
Farbgebung, was gegen eine reine Kolophonium-Alkohollösung sprechen 
würde.

Als letztes ist mir bei der Reinigung der Platine aufgefallen, dass 
Flussmittelreste nicht von sich aus in Alkohol vollständig in Lösung 
gehen, sondern mechanisch bearbeitet werden müssen. Das Einlegen der 
Platine in Alkohol konnte Flussmittelreste unter SOIC-Bauteilen nicht 
auflösen.

Vielleicht hast du da noch eine Idee...

Mit Gruß

Mike

von Mike (Gast)


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Ich habe soeben noch schnell einen A-B-Versuch gemacht. Leider kommt die 
Kolophonium-Propanol-ASS-Mischung nicht mit dem oben genannten Mittel 
mit. Die Mischung tut ihren Dienst, der Effekt scheint mir aber nicht 
wesentlich stärker als die Zugabe frischen Kolophoniums aus der 
Lötdrahtseele selbst.

Das RMA-223 Mittel hingegen zieht das Lot förmlich zu sich. Da muss noch 
etwas enthalten sein, was eine sehr stark reinigende Wirkung hat und 
Oxydschichten sowohl vom Kupfer als auch vom Lot gut fern hält.

Vielleicht fällt dir dazu noch etwas ein.


Mit Gruß

Mike

von Panta Rhei (Gast)


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>Da muss noch etwas enthalten sein, was eine sehr stark reinigende Wirkung
>hat und Oxydschichten sowohl vom Kupfer als auch vom Lot gut fern hält.

"Es" hält nicht fern, sondern löst die Oxidschichten, Das ist die 
Aufgabe eines Flussmittels.

"Es" sind "Mixed Carboxylic Acids" (Carbonsäuren), wobei die genaue 
Zusammensetzung als Firmengeheimnis gehütet wird. Siehe 
Sicherheitsdatenblatt:
http://www.amtechinc.com/pdf/REVISE_1.PDF

Da steht dann als Fußnote:
(2) The identity of the specific chemical(s) is being withheld as a 
trade secret per 29 CFR 1910.1200.

von Mike (Gast)


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Offenbar sind da nicht nur organische Säuren, sondern auch Metallanteile 
im Flussmittel (Blei, Zinn, Silber, Bismut etc) enthalten, wie sie auch 
in verschiedenen Lotpasten zu finden sind. Welchen Effekt haben diese in 
einem Flussmittel?

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