Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rauschen in Spannungsreferenz als virtuelle Masse


von Das Atom :) (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
ich benötige für eine single supply Operationsverstärkerschaltung 
(MikrophonVorverstärker) eine virtuelle Masse um die das Ausgangssignal 
des Sensors schwingen kann. Ich möchte dazu eine Spannungsreferenz 
verwenden [ 
http://www.analog.com/static/imported-files/data_sheets/ADR440_441_443_444_445.pdf 
] und frage mich wie groß das Rauschen sein wird bzw wie es sich 
auswirkt.

Wenn ich an den Ausgang der Referenzspannungsquelle (die ja einen sehr 
niedrigen Ri hat) nur einen üblichen 100nF Kondensator gegen Ground 
lege, dann müsste sich doch ein Tiefpass 1/(2PI*R*C) bilden, der wegen 
des kleinen R eine sehr hohe Grenzfrequenz hat. Im Datenblatt der 
Referenzspannungsquelle finde ich nun auf S.13 ein Breitbandrauschen von 
49uV.

Der der Sensor/Mikrophon selbst nur eine Ausgangsspannung (RMS) von 
wenigen uV (10-50uV) hat habe ich nun Angst, dass ich mir durch die 
Referenzspannungsquelle den Signal-Rausch-Abstand gehörig verhagel.

Ist ggf. noch ein Tiefpassfilter am Ausgang der Referenzspannungsquelle 
nötig?

Oder bin ich total auf dem Holzweg mit der Referenzspannungsquelle und 
man "macht" das anders?

Danke!

von Das Atom :) (Gast)


Lesenswert?

Oder ist es sinnvoller dem OP eine dual-Supply (+ und -) zu spendieren 
und den Sensor direkt auf der SystemMasse?

von Das Atom :) (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Zur Verdeutlichung noch ein Bild...

von Ulrich (Gast)


Lesenswert?

Wenn man keinen groben Fehler drin hat, ist das Rauschen oder brummen 
der Virtuellen Masse unwesentlich.  Rauschen der virtuellen Masse wird 
nicht mit verstärkt, sondern tritt ggf. höchstens noch additiv am 
Ausgang auf, aber auch das lässt sich meist vermeiden. Man darf also das 
Rauschen der virtuellen Masse nicht im Vergleich zum Eingang sehen, 
sondern höchstens zum Ausgang.

Entsprechend reicht für die virtuelle Masse oft auch ein 
Spannungsteiler, ggf. mit einem Impedanzwandler dahinter, wenn etwas 
größere Ströme fließen.

Eine Bipolare Spannungsversorgung kann die Schaltung vereinfachen - ob 
sich der Aufwand lohnt, hängt von den Umständen ab.  Mit einer 
virtuellen Masse ist man schon fast gezwungen die Signalmasse von 
Stromversorgung zu trennen und hat so weniger leicht eine versehentliche 
Masseschleife.

von Das Atom :) (Gast)


Lesenswert?

Danke für deine Antwort,
verstehe leider nicht wieso wird Rauschen der Referenzquelle nicht 
mitverstärkt wird? Die gedachte Wechselquelle des Rauschens liegt doch 
in Reihe zur Wechselquelle des Sensors und nach dem Überlagerungssatz 
müsste sie also doch genauso wie die Sensorquelle verstärkt werden 
(obere Skizze im Bild).

von Ulrich (Gast)


Lesenswert?

Für die Spannung von der Referenz hat der Verstärker nur eine 
Verstärkung von 1, sofern der Verstärker nicht von selbst oszilliert. 
Diesen Beitrag kann man auch noch vermeiden, wenn man den Ausgang auch 
noch nur als Differenz zur virtuellen Masse sieht.

von Mikri (Gast)


Lesenswert?

>Ist ggf. noch ein Tiefpassfilter am Ausgang der Referenzspannungsquelle
>nötig?

Auf jeden Fall!

>Oder ist es sinnvoller dem OP eine dual-Supply (+ und -) zu spendieren
>und den Sensor direkt auf der SystemMasse?

Muß nicht sein.

>Rauschen der virtuellen Masse wird nicht mit verstärkt, sondern tritt >ggf. 
höchstens noch additiv am Ausgang auf, aber auch das lässt sich >meist vermeiden.

Doch, das Rauschen wird mit der Noise Gain verstärkt!

Aber, Atom, dein Schaltplan ist irgendwie falsch, weil zwischen Sensor 
und "-" Eingang des OPamp ein Widerstand fehlt.

Außerdem werden Mikrofonsignale gewöhnlich nicht "invertierend" sondern 
"nicht invertierend" verstärkt, weil dann die Gegenkopplung 
niederohmiger, also rauschärmer ausfallen kann, ohne die Quelle dabei zu 
belasten.

von Mikri (Gast)


Lesenswert?

>Für die Spannung von der Referenz hat der Verstärker nur eine
>Verstärkung von 1, sofern der Verstärker nicht von selbst oszilliert.

Nein, das stimmt nicht! Wenn der Verstärker eine Verstärkung von 100 für 
die Mikrofonsignale hat, dann wird das Rauschen der 
Referenzspannungsquelle mit dem Faktor 101 mitverstärkt!!

von Das Atom :) (Gast)


Lesenswert?

@Mikri
Ich möchte aber einen Ladungsverstärker nach 
http://de.wikipedia.org/wiki/Ladungsverst%C3%A4rker aufbauen. Der 
zeichnet sich durch die kapazitive Rückkopplung und Unabhängigkeit von 
parasitären Eingangskapazitäten aus.

Wer mich jetzt nochmal mit dem Noise Gain beschäftigen...

von Mikri (Gast)


Lesenswert?

>Ich möchte aber einen Ladungsverstärker nach
>http://de.wikipedia.org/wiki/Ladungsverst%C3%A4rker aufbauen.

Aha, du hast ihn aber nicht so gezeichnet wie im Link. Außerdem 
funktioniert das nur mit Stromquellen, es heißt ja Ladungsverstärker. 
Dein Mikrofon ist aber höchstwahrscheinlich eine Spannungsquelle und die 
wird anders verstärkt.

von Das Atom :) (Gast)


Lesenswert?

Der Sensor ist eine kapazitiv hochohmige Spannungsquelle.
Er erzeugt eine Spannung/Ladung ~ Schalldruck und der Zusammenhang 
dieser Größen wird über die Sensorkapazität C in Q=C*U beschrieben. Die 
erzeugte Spannung/Ladung ist in über weite Frequenzbereiche konstant. 
Aus I_out = jwC*V_sensor sieht man, dass dies nicht für den Strom gilt. 
Deshalb ist für diese Art von Sensoren ein Strom->Spannungswandler 
(Transimpedanzwandler) nicht sinnvoll. Man verstärkt stattdessen über 
einen sehr hohen Eingangswiderstand die Sensorspannung oder "sammelt" 
die Ladungen...

Deswegen denke ich das ein Ladungsverstärker für meinen Sensor (es 
handelt sich um genauer zu sein nicht um ein Mikrophon sondern um ein 
Hydrophone auf Piezobasis)das richtige ist.

Ich wollte wissen, ob das Rauschen der Referenzspannungsquelle in der 1. 
Skizze einen offensichtlichen (für den analog Experten) Einfluss hat 
bevor ich mir das mit einer genauen Rechnung veranschauliche.

Aber Danke für Deine/Eure Tipps :)

Grüße

von Mikri (Gast)


Lesenswert?

>(es handelt sich um genauer zu sein nicht um ein Mikrophon sondern um ein
>Hydrophone auf Piezobasis)

Warum sagst du das nicht gleich??

Nichtsdestotrotz hast du das Teil falsch gezeichnet. Das Signal ist eine 
Stromquelle und der kapazitive Innenwiderstand liegt parallel über den 
Anschlüssen und nicht in Serie.

>Ich wollte wissen, ob das Rauschen der Referenzspannungsquelle in der 1.
>Skizze einen offensichtlichen (für den analog Experten) Einfluss hat...

Ja, das tut es. Wie sehr, hängt von der Noise Gain der Schaltung ab.

von Ulrich (Gast)


Lesenswert?

In der Skizze hat das Rauschen der Ref. Spannungsquelle noch keinen 
Wiklichen Einfluss, weil das die Verstärkung für das Signal aus der 
virtuellen Masse wirklich 1 ist. Die Spannung wirkt auf den + Eingang 
und den - Eingang des OPs. Den Sensor muss man dabei nur mit seiner 
Impedanz betrachten, aber halt nicht als offen !  Sofern der Verstärker 
stabil ist, kommt da dann für den Idealen OP genau 1 heraus.

Man ist frei wo man sich die 0 hinlegt. Wenn man sich die bei der 
virtuellen Masse annimmt, wird das offensichtlich. Dann rauscht halt die 
"Masse".

In der Realen Anwendung hat man allerdings noch parasitäre Kapazitäten 
am Sensor bzw. Kabel. Wenn da dann auch Kapazitäten nach GND und nicht 
zur Virtuellen Massen reinkommen, stört das Rauschen der Virtuellen 
Masse, oder wenn man es anders herum sehen will das Rauschen der Masse 
relativ zur Virtuellen Masse.

von Das Atom :) (Gast)


Lesenswert?

"Das Signal ist eine
Stromquelle und der kapazitive Innenwiderstand liegt parallel über den
Anschlüssen und nicht in Serie."

Stimmt, aber man kann jede Stromquelle mit parallem Ri auch in eine 
Spannungsquelle mit Ri in Serie wandeln...

Grüße :)

von Mikri (Gast)


Lesenswert?

>Stimmt, aber man kann jede Stromquelle mit parallem Ri auch in eine
>Spannungsquelle mit Ri in Serie wandeln...

Ja, mach das so, nenn das Ding noch Mikrofon und dann weiß kein Mensch, 
was du meinst. Du mußt auch ein wenig an die anderen denken und 
Konventionen einhalten.

>In der Skizze hat das Rauschen der Ref. Spannungsquelle noch keinen
>Wiklichen Einfluss, weil das die Verstärkung für das Signal aus der
>virtuellen Masse wirklich 1 ist.

Ja, du hast Recht. Ich habe mich von der Skizze verwirren lassen. Ich 
dachte, der untere Anschluß der Signalquelle liegt auch auf Masse. Wenn 
er natürlich auf der Referenzspannung liegt, sieht die Geschichte anders 
aus. Dann spielen Streukapazitäten vom "-" Eingang nach Masse eine Rolle 
und die endlich Gleichtaktunterdrückung des OPamp.

von Das Atom :) (Gast)


Lesenswert?

Hier siehst du beide Ersatzschaltbilder übereinander:

http://en.wikipedia.org/wiki/Piezoelectric_sensor

Grüße :)

von Das Atom :) (Gast)


Lesenswert?

Trotzdem danke für Eure Hilfe natürlich :) Melde mich event. nochmal 
wenn ich das ganze etwas genauer analysiert habe.

Grüße

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.