Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Solar-Stromversorgung?


von Björn M. (dunuin)


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Moin,

Also ich habe hier eine Fernbedienung die über Infrarot sendet. Da wird 
aktuell der Atmega einfach direkt an eine Lithium-Mignon-Batterie 
angeschlossen und das reicht dann 10 Jahre bis zum Batteriewechsel.
Nun wollte ich die Fernbedienung aber auf Bluetooth4/Zigbee umbauen und 
außerdem noch per IMU die Neigung messen. Da geht natürlich der 
Stromverbrauch auch ordentlich hoch und mit einer Batterie kommt man 
nicht mehr weit.

Mein Plan war jetzt also das ganze auf einen LiPo-Akku umzustellen, 
damit ich erstens mehr Strom verbrauchen kann und zweitens mehr Platz 
für die Platine & Elektronik habe, wenn ich so einen flachen LiPo 
unterhalb der Platine anbringen kann, anstatt der klobigen Mignon neben 
der Platine.
Aktuell verbraucht die Mignon die Hälfte des Gehäuses.

Bisher war mein Plan "5V-Netzteil -> LiPo-LadeIC (Max1555) -> 3,7V-Lipo 
hinter Schutzschaltung -> LDO-Spannungsregler-3,3V (MC78LC33NTRG)".

Jetzt war mir aber die Idee gekommen, dass es auch über Solar ganz nett 
wäre, da ich eine 80x45mm Fläche frei hätte und die Schaltung ja nur 
beim Senden wenige mA zieht und sonst laden könnte.
Bei der kleinen Fläche ist es aber schwer passende Solarzellen zu 
finden. Also gefunden habe ich entweder eine mit 0,5V oder 2x 4V.

Der Max1555 hat 2 Eingänge. Einmal den primären mit 3,7-7V und den 
sekundären mit 3,7-6V. Es wird immer nur von einem geladen, wobei der 
primäre Vorrang hat. Solar würde sich also am sekundären anbieten, da 
dann auf Ladung übers Netzteil gewechselt wird, wenn man doch mal laden 
will und keine Sonne da ist. Da so ein LiPo ja mit 4,2V geladen wird, 
sollte die Solarzelle also immer mindestens 4,2 und maximal 6V liefern.
Im Datenblatt steht noch...

"The input undervoltage lockout has 430mV of hysteresis. The charger 
turns on when an input rises to 3.95V (typ), and turns off when it falls 
below 3.52V"

...wodurch das Laden dann ja automatisch gestoppt wird, wenn die 
Solarzelle zu wenig Licht bekommt, auch wenns nicht ganz so ideal ist.

Nun 4 Fragen:

1.) Würde das mit dem Laden über Solar überhaupt klappen? Die Spannung 
und Stromstärke schwankt ja ständig, je nach Sonneneinstrahlung und 
liefert wirklich nur wenige mA Strom. Das IC will ja mit 90mA laden und 
geht von einer ausreichenden Stromversorgung aus. Spezielle LiPo-LadeICs 
für Solar konnte ich nicht finden. Nur eins für Energy Harvesting und 
diese 1mAh Akkufolien.

2.) Wie stelle ich die Spannungsversorgung am besten sicher? Gelesen 
hatte ich eine Application Note von Maxim für NiCD-Akkus. Da wurde eine 
Solarzelle mit Speicherkondensator an ein Step-Down- bzw Step-Up-Wandler 
gehängt. Die Spannung der Solarzelle wurde mit einer Spannungsreferenz 
verglichen und wenn die Spannung unter eine bestimmte Spannung gefallen 
ist, so wurde der Wandler in den Standby-Modus geschickt.
Da hätte ich jetzt also die Optionen:

0,5V: müsste man per Step-Up-Wandler auf 4,2 bis 6V bringen. Da konnte 
ich einfach nichts finden. Entweder über 10€ für so einen Wandler oder 
die schaffen einfach nicht genug Leistung.

4V: ist knapp zu wenig um das LadeIC versorgen zu können. Außerdem soll 
die bei indirektem Licht auch gerne mal auf 2-3V fallen. Müsste man dann 
2 4V-Solarzellen parallel schalten und per StepUp auf so 4,5 oder 5V 
bringen.

8V(also 2x 4V in Reihe): wäre dann bei direktem Licht zu hoch und bei 
indirektem im grünen Bereich. Müsste dann ein LDO-Spannungsregler rein, 
der so auf 4,5V runterregelt und bei unter 4,2V abgeschaltet wird.
Praktisch wäre natürlich eine Solarzelle die so bei 5,5V arbeitet und 
ohne Last dann auch bei unter 6V liegt. Da würde man sich dann den 
ganzen Schaltungsaufwand sparen, da der Max1555 ja automatisch 
abschaltet, wenn die Spannung zu weit fällt. Der Bereich zwischen 4,2 
und 6V ist aber auch nicht gerade groß und da würde man wohl ziemlich 
viel Energie verschwenden, da man die indirekte Sonneneinstrahlung kaum 
nutzen könnte.

3.) Was machen die Spannungsregler eigentlich, wenn die Spannung am 
Eingang zu weit fällt? Wenn ich z.B. einen Step-Down-Spannungsregler 
habe der mindestens 4,5V braucht, 5V ausgeben soll und einen drop-out 
voltage von 0,5V hat, also über 5,5V zum Arbeiten benötigt? Schaltet der 
bei dauerhaftem 5V oder gar 4V einfach ab und sperrt die Ausgänge oder 
kommt der dann in einen undefinierten Zustand und geht kaputt?

Ich hab mir auch schon 2 von den 4v Solarzellen besorgt und in Reihe 
geschaltet, um mal zu experimentieren. Also rauskommen tut halt was 
zwischen 0 und 9,4V. Die Spannung hängt aber wieder stark von der 
entnommenden Stromstärke ab. Mehr als 30mA schaffen die Solarzellen bei 
direktem Licht nicht.  Wenn ich also 2 LEDs mit je 18 mA dranhänge, dann 
kommt die Spannung auch nie über 2,1V, weil einfach mehr Strom entnommen 
werden will, als wie produziert wird.
Ich bin da jetzt also zu der Feststellung gekommen, dass ich da je nach 
Spannung an der Solarzelle die Stromentnahme begrenzen muss. Also je 
weniger Spannung an der Solarzelle ist, desto höher muss der Widerstand 
in der Solarzellenleitung sein.

Meine Idee war da jetzt ein anreicherndes logic-level N-Kanal-Mosfet in 
die Solarzellenzuleitung zu setzen und das Gate über einen 
Spannungsteiler mit der Spannung der Solarzelle zu versorgen. Also je 
höher die Spannung der Solarzelle, desto mehr öffnet der Mosfet. Je mehr 
der Mosfet öffnet, desto mehr Strom kann fließen und desto mehr fällt 
die Spannung.
So ein Mosfet ist dann ja bei 0-2V komplett zu, öffnet ab 2V und ist bei 
ca 4,5V komplett offnen.
Wenn ich da jetzt das Gate mit einem 15k zu 10k Spannungsteiler über die 
Solarspannung versorge, dann wäre das Mosfet ja unter 5V Solarspannung 
komplett zu (und der Spannungsregler kann nicht unter die 
Mindestspannung fallen, wenn ich da einen mit 0,5V drop-out nehme der 
4,5V machen soll), fängt bei 5V an zu öffnen und wäre bei 11,25V 
komplett offen.
Dann müsste sich die Spannung der Solarzelle immer selbst so mittig auf 
ca 8V regeln oder?
Den MPP brauche ich ja nicht unbedingt. Die Solarzelle düfte auch so 
mehr Laden, als wie benötigt wird, wenn man einfach nur eine Spannung 
bei ca 7,5-8V versucht zu halten. Aber irgendwie muss man die 
Stromentnahme ja regeln, damit die Spannung nicht unter die 
Mindestspannung fällt.

Ist ehrlich gesagt mein erster Versuch mit Mosfets.

4.) Würde das so klappen? Hat da jemand eine bessere Idee, wie man da 
mit wenig Bauteilen die Solarzellenspannung stabilisiert?

von Julian B. (julinho)


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Der bq25504 könnte genau das Richtige für dich sein.

von Björn M. (dunuin)


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Klasse. Der hört sich wirklich perfekt an und ist sogar noch halbwegs 
gut erhältlich.

Da werde ich nachher mal das Datenblatt durcharbeiten.

von Björn M. (dunuin)


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Ein paar Dinge sind mir da noch unklar..

Also der bq25504 braucht 0,13 bis 3V bei max 200mA von den Solarzellen 
am Eingang.
Der Akku braucht eine Spannung von 2,5 bis 5,25V. Also z.B. 3 NiMH-Akkus 
in Reihe oder eine LiIon/LiPo/LeFePo.
Laden tut der die Akkus dann bis zur Overvoltage, die man einstellen 
kann und Undervoltage ist auch einstellabr. Beides mit 5% Ungenauigkeit.

Welche Spannung legt der bq25504 denn überhaupt zum Laden an? Da konnte 
ich im Datenblatt nichts finden. Und den Ladestrom begrenzen tut der 
wohl auch nicht. Normal müsste man die LiPos ja per CC oder CV laden, 
aber da ist ja anscheinend nichts von beidem konstant.

Auf was stellt man denn da die Overvoltage ein?
Nennspannung beim LiPo wäre ja z.B. 3,7V und laden würde man mit 
konstanten 4,2V wobei man da aufpassen muss, wegen den 5%. Müsste ich da 
dann bei Overvoltage auf 3,7 oder 4V(was mit 5% bis 4,2V sein kann) 
gehen?

Drei von diesen 450mAh NiMH-Knopfzellenakkus in Reihe wäre auch noch 
interessant. LiPos soll man ja eigentlich nicht unbeaufsichtigt laden 
lassen, weil die eben anfangen können zu brennen. Beim Solarladen wollte 
ich aber eigentlich nicht immer daneben stehen. ;-)
Ladestrom ist mit 0,1C fürs normale Laden und mit 0,01 bis 0,03C fürs 
Dauerladen angegeben. Dürfte ich dann also bis 45mA. Ladestrom scheint 
ja rein durch die Solarzellen begrenzt zu sein also müsste man da bei 
der Wahl ja noch gucken das man da nicht über 45mA kommt.
Kann man die NiMHs überhaupt so rein nach Spannung laden? Sagen wir mal 
bis 3,6 oder 3,9V? Da nutzt man doch normal das ΔU-Verfahren.

Das mit dem Laden bis zur Overvoltage stelle ich mir auch etwas kritisch 
vor, so ohne Temperaturüberwachung. Die 4,2V Ladeschlussspannung wäre 
bei -10 Grad doch z.B. sicher auch geringer oder nicht?

Oder sollte man mit dem bq25504 lieber einen Goldcap laden und mit dem 
Goldcap dann an ein LadeIC für LiPos/NIMHs gehen?

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