Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zu PID-Regler


von Thomas (kosmos)


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Hallo,

ich habe mal ein paar Fragen zum PID-Regler. Ich habe eine 
Heizungssteuerung UVR1611 und dort kann ich den P-Anteil zw. 0-100, den 
I-Anteil zw. 0-100 und den D-Anteil zw. 0-10 verstellen. komme aber 
nicht ganz klar damit.

Es gibt einen Heizkreisregler dieser ermittelt aus der Außentemperatur 
und Innentemperatur einen Sollwert um eine vorgegebene Temperatur zu 
erreichen.

Der PID Regler versucht dann daraufhin die Leistung des Wärmeerzeugers 
zu regeln.

Erst habe ich mit dem PID-Regler die Vorlauftemperatur konstant gehalten 
was aber nur sehr mäßig funktionierte weil sich die Vorlauftemperatur 
sehr schnell änderte und der PID-Regler dann zu schnell runter- bzw. 
hoch regelte.

Nun Regle ich auf den Rücklauf und die Regelung funktioniert viel 
besser, was mich aber etwas stört ist das zu Beginn immer zu viel Power 
angefordert wird weil sich die RL-Temp ja sehr langsam ändert und der 
Regler dann immer weiter hochfährt. Die VL geht dadurch unerwünscht 
etwas zu hoch.

Sehe ich es richtig das ich hierzu den I-Anteil zum verlangsamen erhöhen 
muss?

Der P-Anteil wirkt sich anscheinend auf die Schrittweite aus, wenn ich 
diesen z.B. auf 1 Stelle geht die Regelung entweder auf 0 oder 100 also 
ist es rein digital, wenn ich den P-Anteil auf 2 erhöhe regelt er in 
kleineren Schritten aber er regelt zu schnell und das möchte ich etwas 
einbremsen.

Der D-Anteil würde mir ja zu Beginn bei einer großen Differenz zw. Soll 
und Ist, zusätzlich die Leistung erhöhen, was ja unerwünscht wäre. Wird 
dieser Wert 0-10 prozentual zu den errechneten Werten der PI-Komponenten 
dazuaddiert?

Habe mir den Wikipediaartikel angesehen mit den ganzen Formeln komme ich 
aber nicht klar.

von Frank (Gast)


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Man kann sich das (grob vereinfacht) so vorstellen:

P (proportional): die Stellgröße ist von der Differnez zwischen Soll- 
und Istwert abhängig. Das ist wohl die einfachste Reglerfunktion: je 
größer die Differenz, desto größer die Einflussnahme (mit Vorzeichen 
natürlich). Hat nur eben Probleme mit zeitlich verzögert reagierenden 
Prozessen, dann entsteht das bekannte Überschwingen. Deshalb die beiden 
zeitabhängigen Anteile I und D, um das zu dämpfen ...

I (integral): die Stellgröße ist davon abhängig, wie lange Soll- und 
Istwert nicht übereinstimmen, das Vorzeichen kann man aus P gewinnen

D (differenzial): die Stellgröße ist davon abhängig, wie schnell sich 
Soll- und Istwert aufeinander zu- oder voneinander wegbewegen. Die 
Richtung bestimmt das Vorzeichen.

Die Kunst besteht jetzt darin, die drei Anteile richtig zu gewichten :-)

von Frank (Gast)


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Nachtrag: Der Integratinons-Zeitraum muss nach Hinten zu nat. begrenzt 
werden.

Man kann das mit einer Art Register-Speicher realisieren, wo z.B. immer 
nur die letzen 100 Messwerte berücksichtigt werden, oder mit einem 
gleitenden Mittelwert, der die älteren Messwerte geringer gewichtet ...

von amateur (Gast)


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Ich würde vor allem den D-Regler auf 0 oder fast 0 stellen. Thermische 
Sprünge in einem Heizungssystem resultieren fast immer aus 
Kontaktfehlern der Sensoren oder der Tatsache, dass Du die Heizung 
vollständig ausgeschaltet hast.
Wie soll auch eine Masse von vielen Tonnen thermisch springen? Ein 
unnötiger oder fehlerhafter Reglerparameter kann Dir aber ein System 
ganz toll zum Schwingen bringen.

von Thomas (kosmos)


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danke schonmal ich habe jetzt noch etwas beim Hersteller gefunden wo 
noch etwas näher ersichtlich ist wie sich das auf diesen Regler 
auswirkt.

Der Proportionalteil des PID- Reglers stellt die Verstärkung der 
Abweichung zwischen Soll- und Istwert dar. Die Drehzahl wird pro X * 0,1 
K Abweichung vom Sollwert um eine Stufe geändert. Eine große Zahl führt 
zu einem stabileren System und zu mehr Regelabweichung.

Der  Integralteil des PID- Reglers  stellt die Drehzahl in Abhängigkeit 
der aus dem Proportionalteil verbliebenen Abweichung periodisch nach. 
Pro 1 K Abweichung vom Sollwert ändert sich die Drehzahl alle X Sekunden 
um eine Stufe. Eine große Zahl ergibt ein stabileres System, aber es 
wird langsamer an den Sollwert angeglichen.

Der  Differenzialteil des PID- Reglers  führt zu einer kurzfristigen 
“Überreaktion” je schneller eine Abweichung zwischen Soll- und Istwert 
auftritt, um schnellstmöglich einen Ausgleich zu erreichen. Weicht der 
Sollwert mit einer Geschwindigkeit von X * 0,1 K pro Sekunde ab, wird 
die Drehzahl um eine Stufe geändert. Hohe Werte ergeben ein stabileres 
System, aber es wird langsamer an den Sollwert angeglichen.[/quote]

von amateur (Gast)


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@Thomas
Das sind die Standarterklärungen zu P, D und I die Du so auch jederzeit 
in der Wikipedia hättest finden können. Stimmt soweit!
Aber was zum Geier verstehst Du unter Drehzahl, im Zusammenhang mit 
einer Heizung? Willst Du etwa die Pumpe regeln?

von Thomas (kosmos)


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wie gesagt seit dem ich im Rücklauf messe und auch auf diesen regele 
sind die Temperatursprünge durch die große Masse nicht mehr der Rede 
wert. Allerdings geht die VL-Temperatur höher als gewollt weil der 
Regler die RL-Temperatur sehr schnell anheben will. Und das ganze wollte 
ich nun etwas einbremsen.

Das Taktverhalten beschreibe ich mal als perfekt. Habe 2 Warmwassertakte 
am Tag einmal kurz frühs um die Speichertemp etwas anzuheben und gegen 
Mittags bei Tageshöchsttemperatur lade ich bei höchster Effiziens auf. 
Die Hiezung lasse ich gegen 6 Uhr für ne Stunde laufen, danach geht die 
sonne auf und es heizt sich von selber auf, bevor es dann draußen wieder 
kälter wird lasse ich um 1k erhöhen damit die WP dann nicht nachts 
laufen muss, sie ist zwar nachts freigegeben muss da aber wirklich nur 
laufen wenn es draußen sehr kalt wird.

von amateur (Gast)


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Normalerweise ergibt sich die benötigte Wärmemenge und damit die 
abgenommene Heizleistung aus der Differenz von Vor- und Rücklauf 
zusammen mit der Wassermenge. Wenn die Pumpe konstant arbeitet, kann man 
den Wassermengenfaktor als konstant annehmen.
Aber:  Eine Rücklauftemperatur von 35° sagt eigentlich nichts aus.
       Sie kann aus einer Vorlauftemperatur von 40° bei fehlender
       Wärmeabnahme resultieren, sie kann sich aber auch aus 90°
       Vorlauf bei klirrender Kälte ergeben.
Fazit: Ein geschickt angebrachter Außentemperaturfühler sollte bei
       aller Mathematik nicht vergessen werden.

von Thomas (kosmos)


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diese Erklärung oben ist für diese UVR1611 ist also schon etwas auf die 
UVR1611 spezifiziert. Ob sich das jetzt auf eine Umwälzpumpe oder die 
Ausgangsspannung zur Regelung des Wärmeerzeugers bezieht spielt ja 
erstam keine Rolle. (Meine Heizkreispumpe läuft konstant) es wird nur 
der Wärmeerzeuger in seiner Leistung geregelt)

Der Vorteil darin den Rücklauf zu messen ist dieser, dass dadurch die 
Heizlast einfließt.

Angenommen die VL-Temp wird bei einer Außen-Temp von +10°C konstant auf 
24°C gehalten, dann sieht man anhand der RL-Temperatur ob Wärme 
abgenommen wird oder nicht, wenn keine Wärme abgenommen wird heißt das 
die Raumtemp passt und man kann die VL dann weiter absenken bzw. die 
Heizung abschalten.

Die Außentemperatur interessiert mich ja garnicht so stark. Frühs z.B. 
ist es draußen kalt jetzt geht die Sonne auf und im Haus steigen die 
solaren Gewinne obwohl es draußen immer noch kalt ist. Jetzt kann ich 
den Wärmeerzeuger schon zurückregeln weil die Raumtemp steigt und das 
durch die kleinere Spreizung bemerkt wird wo eine rein AT geführte 
Anlage noch ne weile weiterheizt.

Da bei mir die Vl-Temperaturen aber zu stark schwankten, weil der Regler 
zu schnell hochregelte um danach wieder abzuregeln hatte ich ein 
häufiges taktet das nur am Regler lag, da ich absolut im der 
Modulationsbereich des Wärmeerzeugers lag.

von Falk B. (falk)


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@  Thomas O. (kosmos)

>wie gesagt seit dem ich im Rücklauf messe und auch auf diesen regele
>sind die Temperatursprünge durch die große Masse nicht mehr der Rede
>wert.

Ähhh, regelt man denn nicht eher die Zimmertemperatur?

> Allerdings geht die VL-Temperatur höher als gewollt weil der
>Regler die RL-Temperatur sehr schnell anheben will. Und das ganze wollte
>ich nun etwas einbremsen.

Dann tu das, indem du den I-Anteil kleiner machst. Zur Optimierung der 
Sache bietet sich ein Datenlogger an, der jede Minute die wichtigen 
Kenngrößen IST-Temperatur, Sollwert, etc. mitschreibt. Die kann man dann 
schön graphisch darstellen und sehen, wie die Parameter wirken.

von Thomas (kosmos)


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Wenn das Zimmer kälter wird wird die Spreizung größer und die FBH gibt 
mehr Wärme an das Zimmer ab, wenn die Zimmertemperatur sich wider der 
FBH Temperatur nähert gibt die FBH weniger Wärme ab, es regelt sich also 
von selbst. Wenn das Zimmer kälter ist und mehr Wärme abnimmt sehe ich 
das an der fallenden RL-Temperatur und kann wenn erwünscht nachregeln 
und da interessiert mich die Außentemperatur recht wenig.

Du meinst aber sicherlich den I-Anteil erhöhen um es langsamer zu 
bekommen.
Ich werde das mal Schrittweise erhöhen und beobachten.

Ja mitloggen kann ich das alles deswegen habe ich auch gesehen das die 
VL-Temp manchmal zu stark ansteigt, weil der Regler es einfach schneller 
ausgleichen will. Aber ob die 0,1°C im Rücklauf in 10 Minuten, 30 
Minuten oder erst in einer Stunde ausgeglichen werden ist nicht spürbar, 
die VL-Temperatur steigt dabei aber unnützt um mehrere °C an.

von amateur (Gast)


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Falls FBH für Fußbodenheizung steht: Mein herzliches Beileid!

Rein wärmetechnisch und wohlfühlmäßig echt toll, aus Sicht der 
Regelungstechnik eine Katastrophe.
Du darfst die Vorlauftemperatur nur geringfügig erhöhen, oberhalb von 
parundvierzig Grad gibt's die rote Karte.
Wenn Du es jetzt angenehm Warm haben willst, musst Du sie 3 Stunden 
vorher angestellt haben. Und noch so ein paar Leckerli.
Der einzige Vorteil: Du kannst den D-Regler in Zahlung geben. Der ist in 
etwa so sinnvoll wie ein Kropf.

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