Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Biphasischen Rechteckimpuls erzeugen <120DC peak


von Sebastian G. (panther44)


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Hallo,

seit Jahren stoße ich immer wieder auf dieses Forum wenn ich mal ein 
Problem habe und finde auch meistens eine Lösung. Deshalb erstmal ein 
herzliches Dankeschön an alle aktiven Forenmitglieder, die ihre Zeit 
dafür aufopfern, um Probleme anderer zu lösen ;)

Wer bin ich:
Ich studiere momentan Informatik, habe aber nur mäßige 
Elektrotechnikkenntnisse. Alles was ich weiß habe ich mir selbst in 
meiner Freizeit angeeignet denn leider sieht unser Lehrplan keine(!) 
E-Technik Vorlesungen vor.

Was habe ich vor:
Ziel ist die Stimulation von Nerven/Muskeln im Finger, um 
unterschiedliche Empfindungen bei einer Person auszulösen. Das heißt 
durch das Variieren von Frequenz, Spannung und Impulsfolgen soll Strom 
"fühlbar" gemacht werden.
Hierzu würde ich gern Spannungen bis zu 120V DC erzeugen und sie (zwecks 
Vorbeugung von Elektrolyse) in ein biphasisches Rechtecksignal 
umwandeln. Konkret heißt das, dass ich später zwei Elektroden am Finger 
befestige, und sich deren Polarität permanent wechselt (mal liegt links 
eine Spannung von 120V an, mal rechts).

1. Frage: Nach meinem Verständnis sollte diese Vorgehensweise doch die 
Elektrolyse verhindern - oder sehe ich das falsch?

Um nun solch hohe Spannungen mit weniger als 1mA zu erzeugen, habe ich 
mir überlegt eine Ladungspumpe inkl. Kaskade zu bauen (siehe linke Seite 
auf Bild). Als Eingangsspannung steht mir ein Step-Up-Converter mit 
einer Ausgangsspannung von 4V - 35V und max. 3A zur Verfügung. Meine 
Idee war es , diese Spannung mithilfe eines NPN Transistors (gesteuert 
durch Arduino Uno oder NE555 mit Frequenz größer 2kHz) in jeder Kaskade 
raufzuaddieren.

2. Frage: Würde das so funktionieren, wie es auf dem Schaltplan 
skizziert ist?

Angenommen die Ladungspumpe funktioniert und der Elko C1 lädt sich 
langsam auf. Ich hatte mir nun überlegt wie ich die Polarität an den 
Elektroden ändern kann. Dabei bin ich auf die Schaltung gestoßen wie sie 
rechts im Bild zu sehen ist. Die Idee dahinter ist, dass der uC zwei 
Rechtecksignale erzeugt, wobei das zweite um genau eine Phase verschoben 
ist. Das heißt die Signale würden sich normalerweise neutralisieren. 
Dementsprechend werden dann nur Q2 und Q3 oder aber Q4 und Q5 
gleichzeitig geschalten.

3. Frage: Geht das auch einfacher? Zwar funktioniert es aber ich habe 
das Gefühl ich habe mit dieser 4-Transistorschaltung das Rad neu 
erfunden ;)

4. Frage: Der Widerstand des Körpers bzw. der Haut ist ja stark abhängig 
von vielen unterschiedlichen Faktoren. Wie kann ich gewährleisten, dass 
max. 1mA Strom durch den Finger gehen? Macht man das allein über die 
Basiswiderstände der Transistoren? Ist das zuverlässig?

5. Frage: Ich konnte bisher nur Spannungen von 45V erzeugen, habe jedoch 
auch bei 45V nichts gespürt. Durch Messung des Spannungsabfalls bin ich 
auf einen Hautwiderstand von 330kOhm am Finger gekommen. Damit ergeben 
sich ca. 0,13mA. Bei 120V wären das dann 0,36mA. Meint ihr, dass diese 
Stromstärke ausreicht um ein kribbeln oder ähnliches zu erzeugen? Ich 
möchte eigentlich nicht höher als 120V gehen - das bewegt sich dann in 
Bereichen, wo ich der Auffassung bin, dass sich jemand mit 
entsprechender Ausbildung darum kümmern sollte.

Gruß
Sebastian

von Alex (Gast)


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1.)
Also der rechte Schaltungsteil funktioniert so NICHT!
Du kannst die Transistoren auf der hohen +Spannung nicht mit 5V-Pegel 
ansteuern.
2.) Falls du wirklich bis zu 120V willst, ist die 
Spannungsvervielfachung zu umständlich - dann ist ein Sperrwandler mit 
einem kleinen Trafo besser. Ermittle zuerst einmal, wieviel Spannung du 
maximal wirklich brauchst. Notfalls kann man den Finger feucht machen, 
dann reicht viel weniger Spannung.
3.) Wenn du mit einer Brückenschaltung die Spannung umpolen willst, 
brauchst du ein Brücken-Treiber-IC, das die Spannung kann. Lässt sich 
mit µC ansteuern.

ODER (besser)

Du baust 2 Sperrwandler und steuerst abwechselnd einen der beiden 
Schalttransistoren an - ergibt +Seite des Fingers.
Der Sperrwandler ergibt automatisch eine (Konstant-)Stromquelle.
Der Ausgangsstrom ist dann proportional zur Einschaltdauer des 
Schalttransistors.

Das waren jetzt mal die groben, prinzipiellen Hinweise...

von Sebastian G. (panther44)


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Hey Alex,

danke für die zügige Antwort.

> 1.)
> Also der rechte Schaltungsteil funktioniert so NICHT!
> Du kannst die Transistoren auf der hohen +Spannung nicht mit 5V-Pegel
> ansteuern.

Was genau meinst du mit "der hohen +Spannung"? Und warum geht das nicht 
mit dem 5V Pegel wenn beim NPN die Basis Emitter Spannung bei 5V liegt? 
Oder wolltest du darauf hinaus, dass meine vermeintliche 
Brückenschaltung falsch aufgebaut ist, da ich unter anderem anstelle der 
PNP Transistoren bei Q3 und Q5 die NPN Transistoren platziert habe?

> 2.) Falls du wirklich bis zu 120V willst, ist die
> Spannungsvervielfachung zu umständlich - dann ist ein Sperrwandler mit
> einem kleinen Trafo besser. Ermittle zuerst einmal, wieviel Spannung du
> maximal wirklich brauchst.

Ich will keineswegs Spannungen erzeugen, die von Probanden als 
unangenehm empfunden werden. Leider hab ich momentan nicht die 
Möglichkeit, diese Grenze zu ermitteln. Das heißt ich habe gerade keine 
Spannungsquelle zur Hand, die mehr als 50V DC liefert :/ Die Idee mit 
dem Sperrwandler klingt aber gut und ich denke ich werde mich mal 
diesbezüglich einlesen.

> Notfalls kann man den Finger feucht machen
> dann reicht viel weniger Spannung.

Leider ist das keine Option da die Messungen über mehrere Minuten gehen 
sollen. Ich könnte mir höchstens in Salzlösung getränkte Stoffe o.Ä. 
vorstellen.

> 3.) Wenn du mit einer Brückenschaltung die Spannung umpolen willst,
> brauchst du ein Brücken-Treiber-IC, das die Spannung kann. Lässt sich
> mit µC ansteuern.

Endlich habe ich für mein wüstes Konstrukt einen Namen. Wie in 1.) zu 
erkennen habe ich sie aber falsch aufgebaut. Das mit dem Treiber IC ist 
ein guter Tipp. Aber soweit ich das verstanden habe ist solch ein 
Treiber nur zur korrekten/vereinfachten Ansteuerung der Transistoren in 
der Brücke zuständig...oder umfasst er auch die Schaltung der Brücke 
samt Transistoren? Fahre ich nicht besser wenn ich die Brücke selber 
aufbaue und mit dem uC direkt ansteuere? So kann ich alles selber regeln 
(z.B Impulsfolgen oder unterschiedliche Frequenzen). Letztendlich läuft 
ja auch keine Leistung über die Brücke da ich ja max eine Stromstärke 
von 1mA erzeugen möchte - ich will ja keinen Motor damit ansteuern.

Gruß
Sebastian

von Michael H. (morph1)


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Wieso liest du dich nichtmal in das Thema ein? Es gibt einen ganzen 
Haufen Publikationen zur Elektrostimulation von peripheren Nerven, ob 
nun sensitiv oder für Muskeln macht da keinen großen Unterschied.

Am besten wäre es du suchst bei Google Scholar nach Neurofeedback für 
Prothesen und ähnliches, da ist oft die ganze Endstufe dabei.

Allgemein wirst du ohne entsprechende Vorkenntnisse nicht weit kommen. 
Aus Erfahrung kann ich dir aber sagen, dass du für sensorische Reize 
nicht mehr als 30V Amplitude brauchen wirst, das verursacht schon 
ordentliches Schmerzempfinden bei neuromuskulärer Stimulation und die 
wenigsten Patienten machen da noch mit.

Solange du keine echten Elektroden nutzt, lass dir auch keine 
Konstantstrom-Stimulation einreden. Die ist zwar besser, weil 
gleichmäßiger, kann aber bei schlecht geklebten Elektroden ziemliche 
Hautreizungen/Verbrennungen verursachen (bei entsprechend starker 
Quelle).

Ah und fast vergessen: UNBEDINGT FÜR GLEICHSTROMFREIHEIT SORGEN! Du 
brauchst nach der Endstufe einen Übertrager oder Koppelkondensatoren, 
sonst hast du schneller eine Hautschädigung als du schauen kannst. 
Ladungsausgleich ohne diese Mechanismen sind schwer bis gar nicht 
zuverlässig hinzukriegen und definitiv nichts für Spielereien.

von P.E.S. (Gast)


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Bipolare 18 V ziehen schon anständig durch.

Das tun schon 2 9 V-Blocks und ein paar Tristate-CMOS-Treiber
(z.B. 40098)

Über den Tristateeingang kann man im übrigen gut die Pulslänge steuern.

Wie das die Medizintechniker hier so sehen weiß ich aber nicht.

Das mit den Hautreizungen/Verbrennung bei schlecht kontaktierenden
Elektroden kann ich aber durchaus bestätigen.
Mit gesteuerten Stromquellen die bei steigenden 
Kontakt-/Hautwiderständen
die Spannung erhöhen ist es besonders gefährlich.

von Sebastian G. (panther44)


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Hallo,

danke für eure Antworten! Sie haben mich dazu bewegt meine Testschaltung 
nochmal aufzubauen und dieses mal habe ich sie mit kleinen Elektroden 
getestet (erstmal nur selbst zusammengeschuster aus Kupferfilm und etwas 
in Salzlösung getränkter Stoff). Sie haben den Hautwiderstand so 
drastisch gesenkt, dass bereits ab 20V der Strom zu "spüren" war.
Ich habe mir jetzt ein Limit von 50VDC gesetzt und werde, wie 
ursprünglich geplant, die Pole über eine Brückenschaltung periodisch 
wechseln um den Prozess der Elektrolyse zu verhindern. Ich überlege noch 
ob ich einen fertigen IC dafür nehme oder die Schaltung selbst aufbaue 
(angelehnt(!) an 
http://dieelektronikerseite.de/Pics/Lections/H-Bruecke%20-%20Die%20Andersherum-Schaltung%20S07.GIF). 
Durch den Selbstbau hätte ich die größten Freiheitsgrade was die 
Impulsform angeht.
Zusätzlich werde ich einen Stromsensor verbauen um die Stromstärke zu 
begrenzen. Vermutlich werde ich auf etwas wie
http://www.watterott.com/de/INA169-Analog-DC-Current-Sensor-Breakout
zurückgreifen. Er hat eine Auflösung von 1V/1A - also 1mV pro 1mA.

Gruß
Sebastian

von Michael H. (morph1)


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Ok, ich hoffe es bleibt bei Selbstversuchen, weil damit kannst (und 
wirst) du Leute ordentlich verletzten.

von cppler (Gast)


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120V DC ?
Ernsthaft ?
Wenn der Finger mal "kribbeln" soll reichen 50V AC über Sperrwandler an 
9V-Block dicke aus.
Was ist mit der Strombegrenzung ?
Und vor allem was soll das überhaupt werden ?
Und Du solltest Dir mal die Vorschriften für medizinische Produkte 
ansehen !

von Sebastian G. (panther44)


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Hey Michael,

vielleicht beruhigt dich es ein wenig wenn ich dir schreibe, dass ich 
zwar die Schaltung auf 50V auslege, sie aber nur mit max. 35V vorerst 
betreibe - ich denke das wird auch ausreichen.

@cppler: Die meisten Fragen/Anmerkungen kannst du selbst beantworten, 
wenn du dir die vorherigen Beträge durchliest ;)

Gruß
Sebastian

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