Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kontinuierlich integrierende Sigma-Delta-Wandler


von Stephan Quint (Gast)


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Hallo allerseits,

ich habe eine allgemeine Frage zu Sigma-Delta-Wandlern.

Um was geht es?

Von einem pixelierten Silizium Photomultiplier (SiPM) sollen Signale von 
einfallenden Photonen gemessen werden. Allerdings interessiert nicht die 
Auflösung der einzelnen Signale (Zeit und Intensität), sondern die 
durchschnittliche Intensität, die in einem Zeitintervall nachgewiesen 
werden kann (Integration). Ein Sigma-Delta-Wandler scheint für diese 
Aufgabe geeignet zu sein, da er theoretisch fortlaufend integriert und 
nicht wie SAR-Wandler eine lange Wandlungsdauer hat, in der viele 
'wertvolle' Photonen-Signale unberücksichtigt bleiben. Dies geschieht 
insbesondere durch den Einsatz von Abtast-Halte-Gliedern und der damit 
verbundenen Totzeit.

Kontinuierliche Integration?

Nach längeren Recherchen besteht nach wie vor die Frage im Raum, ob 
Sigma-Delta-Wandler tatsächlich eine kontinuierliche Integration 
erlauben oder doch Abtast-Halte-Glieder zum Einsatz kommen.

Ein Beispiel hierfür wäre der ADS1281 von TI, in dem explizit auf eine 
Wandlungszeit hingewiesen wird (ca. halbe Periodendauer --> 50% Verlust 
von Signalen):

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ads1281.pdf (S. 18/19)

Ein Beispiel, in dem explizit erwähnt wird, dass eine kontinuierliche 
Integration vorliegt ('dual switched integrator'), ist der DDC232 von 
TI, der für meine Anwendung jedoch ungeeignet ist.

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ads1281.pdf (S. 1)

Beim Durchstöbern von Datenblättern von Analog Devices sind mir solche 
Hinweise bislang nicht aufgefallen und es stellt sich mir die Frage, ob 
diese Information nicht für wichtig erachtet wird, oder ob andere 
Hersteller tatsächlich einen kontinuierlichen Integrator bereitstellen.

Über Hinweise und Erfahrungsberichte wäre ich sehr froh und bedanke mich 
im Vorraus,

Stephan

von Stephan Quint (Gast)


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Der zweite Link ist leider falsch. Er lautet:

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ddc232.pdf

MfG, Stephan

von Fritz (Gast)


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Ein Sigma-Delta-Wandler ist, wie du erkannt hast, ein integrierender 
Wandler, auch der 1. von dir erwähnte.
Du solltest dein Signal genauer beschreiben. Sind die Photomultiplier 
Impulse im us, ns -Bereich lang, dann solltest du diese Signale nicht 
direkt an einen ADC hängen. Die Taktraten sind im Bereich von MHz die 
Bandbreite der Eingangsstufe ist wesentlich kleiner. Was sich dann da 
theoretisch, praktisch als ADC-Ergebnis ergibt möchte ich gar nicht 
ausprobieren.
Warum integrierst du eigentlich nicht sauber analog und gehst dann an 
einen ADC. Mehr Information über dein Signal (Pulslänge, Pulshöhe, 
gewünschte Integrationszeit .. ) wären dazu aber schon notwendig.
P.S. Dir ist hoffentlich klar, dass der von dir ins Auge gefasste 
ADS1281 eine extrem hohe Auflösung hat. Um die zu Nutzen muß man einen 
hohen Aufwand betreiben, dass nicht andere Effekte, wie Rauschen, 
Temeratur, ... dein Ergebnis verfälschen.

von chris_ (Gast)


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Vor einiger Zeit habe ich mal ein paar Experiment zu Sigma-Delta 
DA-Wandlern gemacht:
http://www.hobby-roboter.de/forum/viewtopic.php?f=5&t=141
Vielleicht hilft es Dir zum Verständnis eines Sigma-Delta-AD-Wandlers.

von Alex (Gast)


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Dein Signal hat sicher eine recht hohe Frequenz - zumindest viel höher 
als die Datenrate von S/D-Wandlern! So geht es wahrscheinlich nicht.
Würde die Wandlung mit einem schnellen ADC machen (Oversampling!) und 
die Integrierung in Software machen.
Aber es hängt von deinem Signal ab, was/wie man das am Besten macht.

von Amateur (Gast)


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Die Integration über einen längeren Zeitraum hinweg ist, im wahrsten 
Sinne des Wortes, ein Verlustgeschäft.
Irgendwie arbeiten die alle mit einem Kondensator und Bauteilen davor 
und dahinter. Also verlustbehaftet.
Um Werte, über einen wirklich langen Zeitraum hinweg, aufzuintegrieren 
wirst Du Dir wohl etwas weniger "vergessliches" einfallen lassen müssen.
Allerdings hast Du Dich, nicht besonders genau, über den gewünschten 
Zeitraum, ausgelassen.

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

eine Integration über unendlich lange Zeit ist theoretisch und praktisch 
nicht machbar, weil das Ergebnis eben unbegrenzt immer grösser wird und 
irgendwann die maximal darstellbare Zahl überschreitet.

Was man machen kann, ist ständig vom Intergrationsergebnis bestimmte 
Ladungseinheiten zu subtrahieren, so dass die Summe annähernd Null 
bleibt, und diese Einheiten zu zählen, das ist ähnlich wie bei der 
Sigma-Delta-Wandlung, nur eben ohne festgelegten Zyklus. Irgendwann 
läuft aber auch dieser Zähler über. Ich glaube nicht, dass man einen 
fertigen S/D-Wandler so vergewaltigen kann dass er endlos arbeitet.

Gruss Reinhard

von Stephan Quint (Gast)


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Hallo,

erst einmal vielen Dank für die vielen und schnellen Antworten!

Es ist typischerweise so, dass die zu erwartenden Signale eine Breite 
von etwa 100 - 130ns aufweisen:

http://www.sensl.com/downloads/ds/DS-MiniSM.pdf

Somit macht es Sinn, dass das Modul auf eine Bandbreite von 20Mhz 
beschränkt ist.
Es ist jedoch für die Anwendung nicht notwendig jeden einzelnen Puls 
aufzulösen, sondern eine Integration über alle Pulse in einem 
Zeitintervall vorzunehmen. Das Zeitintervall kann dabei beispielsweise 
10µs betragen (100kSPS).

Zur Zeit wird das Problem tatsächlich so gelöst, dass eine Überabtastung 
mit 100MSPS vorgenommen und dann in Software integriert wird (Vorschlag 
Alex). Dies bedeutet jedoch einen hohen Hardware-Aufwand mit schneller 
Digital-Elektronik (FPGA).

Bestünde jedoch die Möglichkeit bereits analog zu integrieren, könnte 
man den Hardware-Aufwand drastisch senken, z.B. Mikrocontroller.

Wie beschrieben, habe ich bereits über die analoge Integration 
nachgedacht (Fritz). Allerdings müsste ein entsprechender Integrator 
regelmäßig geleert werden, damit er nicht vollläuft (Amateur, Reinhard).

Bei einem Sigma-Delta-Wandler wird dies durch Differenzbildung am 
Eingang vermieden (Reinhard). Ferner sollte der Integrator beim diesem 
Wandler-Typ so ausgelegt sein, dass im Regelfall bei seiner 
tatsächlichen Taktfrequenz (Einige MHz) nicht vollläuft.

Daher erschien mir ein Sigma-Delta-Wandler eine geeignete Lösung.

(Der AD7760 schafft beispielsweise eine Bandbreite von 10MHz)

http://www.analog.com/static/imported-files/data_sheets/AD7760.pdf

Hat jemand Erfahrung mit analogen Integratoren, der sich in einen 
Reset-Zustand bringen lässt? Beispielsweise mit einem schaltbaren 
FET...?!

Viele Grüße,
Stephan

von Fritz (Gast)


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Schau dir einmal den

IVC102
PRECISION SWITCHED INTEGRATOR
TRANSIMPEDANCE AMPLIFIER

vom Texas Instruments an, möglicherweise ist das das was du suchst.

von Stephan Quint (Gast)


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Hallo Fritz,

dieses IC geht schon sehr in die Richtung, was ich suche und konnte nun 
auch ein weiteres ICs dieser Art finden:

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/opa1s2384.pdf

Nach weiterem Suchen bin ich auch auf folgendes Dokument gestoßen, bei 
dem zwei IVC102 zum Einsatz kommen:

http://www.ti.com/lit/sg/slyb208a/slyb208a.pdf (S.37)

Dies hat mich auf die Idee gebracht, die gesamte Schaltung differenziell 
zu bauen, um mit 'single suppy' auszukommen. Denn:

Signale, die von Photomultipliern stammen (oder Avalanche Phtodioden) 
sind - wenn nicht invertiert - negativ (auch in meinem Fall). Dies 
bedingt eine Invertierung des Signals, wenn ich es per ADC (unipolar) 
aufnehmen will.

Durch eine single-ended/differenziell Wandlung (z.B. ADA4739-1) hätte 
man schließlich differenzielle, positive Signale, die man dann mit zwei 
IVC102 integrieren könnte (siehe Dokument oben) und schließlich AD 
wandlen könnte (AD Wandler mit differenziellen Eingang).

Glaubt ihr, dass das möglich ist?

P.S.: Der IVC102 ist relativ alt, jedoch habe ich bis auf das o.g. IC 
fast keinen vergleichbaren Typen gefunden

Viele Grüße und Danke,
Stephan

von Stephan Quint (Gast)


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Hallo,

ich glaube meine letzte Frage hat sich gerade selbst beantwortet. Ohne 
negative Versorgungsspannung wird das Vorhaben nicht gelingen.

Viele Grüße,
Stephan

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